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ftr. 550 42. Jahrgang

1* Heilage ües vorwärts

GonoabeaA, 21. November 1925

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.<Si.n« 2Uiod>t;tmn bcsBorwärts" hat sich küi�lüh im»leid« »?ner Bettlerin eine Stund« an einer benorirugten Bertehiseck« Berlins auiaehalle». Ei« schildert Im foloenden ihr« Beadachtunsen. Wie kam es doch? Es gab doch eine Zeit, in der wir Berliner den«traßenbcttler kaum kannten. Es gab Hausbettler, gewiß, es gab den derühmtenarmen Reisenden", und es war auch damals oft besser, sich nicht gar zu genau nach seiner Prosession zu er- kundigen mancherEhausseegrabentapezierer" nahm schon vor dem Kriege Winterquartier in der Großstadt, schlief in derPalme", wenu er Glück hatte, auch in derWiescnburg" und ging Tag für Tag.Klinken putzen". Ging treppauf, treppab, betete an jeder Tür seinen Spruch und flog, wenn die ersten Mauersegler über die Sieinschiuchien der Großstadt schössen, wieder ins Land hinaus, weil Mutter Landstraße ihn rief. Data!s tvcgl' Jetzt ist es anders geworden. Im Zentrum, im Westen, auch in den Arbeiterbezirken stehen an den Zäunen, den Brücken, vor den Eingängen der Warenhäuser Bettler und Bettlerinnen, Alte und Junge, Männer, Frauen Invalide und Gesund «, ein Heer. Ilnd allgemach hat sich bei uns der Stand de» prosejHom'llen V rtllers gebildet, mit demfesten Standplatz", dem bestimmten Dessin ". Da sieht vor dem Rathaus die Arau mit den Kindern: es ist nicht immer dieselbe Frau, es sind auch nicht immer dieselben Kinder. Aber es ist immer dasselbe Dessin. Immer ist.Dater weg"...wir wollen jerade in» Obdach", oderwir fahren morsen nach Hause, heute schlafen wir auf'n Bahnhof". Und eines Tages wollte ich die Wahrheit wissen. Wieder er- zählte die Frau,sie wollte nun man raus ins Obdach". Geduldig stand ich in der Türnische des Geschäftshauses: nach einer Stunde endlich setzte sie sich in Bewegung. Bei der Klosterstrabe gab

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es einen steinen Aufenthalt. An einem Wagen wurden schnell ein Paar Rostbratwürste gekauft. Der vierjährige Steppke und das Kind im Tuch, das ich kaum ein Jahr alt geschätzt hatte, halsen mit gutem Appetit. Dann aber ging es ses war ÄS) nicht nach dem Asyl. Es ging durch die dunklen Straßen hinter dem Alexander- platz. Der dralle Junge, der mir so treuherzig versichert hatte: Vater is wech!" ichien den Weg gut zu kennen. Unterwegs sprach die Frau noch schnell in einem Delikatcßladen vor und erhielt auch da ihren Tribut. Wer sollte ihn ihr verweigern! Sie glich einer Zeichnung von Käthe Eollwih... nur die Kinder sahen so derb, so drall und gut genährt aus, wie ich mir alle Berliner Prole- tarierkinder wünschte. In der Frankfurter Straße ging es in ein billiges Speifehaus. Und hier wandelte sich nicht nur das Tragekind" in ein Laufkindchen von 1% bis 2 Iahren, hier wandelte sich auch da» Wesen der Frau. Sie kaufte ein gutes warmes Abendessen: zwei Portionen, bei denen die Kinder tapfer mit- hielten. Vergnügt und gemütlich saß sie unter den Stammgästen, auf ihrenOllen schimpfend, dernich zu Hause bleiben wolle, nich nach Hause käme und et nie j»t jenuch haben kenne, bloß bei Aschingers esien wolle". Die Kinder tummelten sich vergnügt zwischen den anderen Gästen: das Abendbrot verschlang bald soviel, wie«ine Arbeiterfamilie für die tägliche Kost in den Etat stellen darf. Eine Stunde später stand die Frau mit den Kindern wieder aus ihrem allen Platz: noch war die Zeit des Gefchäftsschlusies mit- zunehmen. Wieder war sie ein Bild des Jammers, wieder erzählte der kleine Dengcl treuherzig:Vater is wech!" Die Frau hielt reiche Ernte, dos hatte ich gesehen, sie lebte bester, als der Durchschnitt der.Berliner Arbeiterfamilien heute leben kann. Das Geschäft mußte'einträglich sein: wie einträglich, das wollte ich versuchen. Denn die Behauptung der Polizei,"daß aeschickte Bettler e» zu einer laaesclnnahme von Z0 Mark und be- sonders tüchtige, die sich die besten Plätze reserviert haben, bis zu 50 Mark bringen, war mir bisher unglaublich erschienen. flufKrbekt' an Ser Straßenecke. Am nächsten Tage stand ich in der Mittagsstunde vor dem Kaufhaus der großen Welt: mein eigenes Kind hatte ich in eme alte Decke geschlagen. Freilich ich kann für die Maler des Elends kein Modell abgeben, bin kräftig und gesund, und«nein acht Monate alter Junge ist ein Prachtexemplar von einem gesunden Säugling... ob auch ichGeschäfte machen" würde? 3ch Handelle mit Sicher- Heilsnadeln. Aber schon das erste Geld, das mir ein aller Herr gab, wurde mir als freie Gabe gegeben, und nur wenige Men- schen nahmen meine Ware. Merkwürdig: die meist recht refpek- tablen Bürgerfraueu gingen vorbei, siekauften". nicht einmal die Nadeln, die ich ihnen nicht teurer als das große Kmifhaus offerierte. Nur drei Frauen gaben mir: eine Säuglingsschwester, die mit einem hochfeudalen Kinderwagen an mir vorüberfuhr, eine junge Müller, die mir ihre Kindchen schickt«, und eine junge Bureauangestellte. Eine Dame ober, TypWohltätigkeitshyäne", gab mir einen Sack voll Ermahnungen, erkundigte sich nach meiner Adresse und wies mich strengstens darauf hin, daß ich unbedingt mit meinem Kind zur

nicht die Händlerin, sondern die böswillige Bettlerin, und darum mußte auch der Junge, der ein von der ganzen Säuglingsklinü angestauntes Musterexemplar ist, unbedingt ein armes, vernach­lässigtes Kind sein. Was ich auch sagte sie war doch diege- büldete Dame", sie mußte das besser wissen! Das sah sie freilich nicht, daß die Windel, die den Kopf d«s Kindes vor der Berührung mit dem rauhen Mantelstoff schützen sollte, verrutscht war: auch die anderen Damen sahen nicht, wie ich mich vergeblich bemühte, sie wieder zu ordnen. Die alte Bettlerin, die den Stand neben mir hatte, sah es aber. Und das alte krumme Mütterchen, dem iäi doch ein böser und übler Konkurrent war, kam mühsam am Stock heran, schob die Windel zurecht und sagte zu dem pausbackigen Kindel:Ja, ja. das sind schlechte Zellen, du kleiner Mann!" Die Damen sahen nicht».... Von den Männern gaben mir viele: Bureauangestellle, sehr gut gekleidete Herren, olle und junge. Drei- viertel Stunde hielt ich meinen Posten. Dann bewölkte sich der Himmel, und um die Gesundheit meines Kindes nicht zu gefährden. muhte ich mein Experiment abbrechen. Zn einem benachbarten Hausflur machte ich Kasse: Ich hatte l.SS Mark eingenommen. Dos war mehr, als ich in derselben Zeit arbeitend normalerweise hätte verdienen können! * Nachdenklich fuhr ich nach Hause. Wie merkwürdig: Während die Frauen, oft sittlich entrüstet, vorübergegangen waren, hatten mir die Männer, Männer aller Allersklassen aller Stände, die wohl größere Lebenserfahrung hatten als die Kundinnen des Kaufhauses, gegeben. Ihnen schien es durchaus plausibel, daß eine kräftige Frau heute in die Lage kommen kann, zu verstecktem Bettel ihre Zuflucht nehmen zu müssen. Sie kennen den Arbeitsmarkt und die wiri- schafiliche Lage. Die Arbeit kann heute oft nicht Mutier und Kind ernähren, auch die Arbeit des Baters kann es oft nicht: denn er muß ja die Arbeit erst finden! Und auf dem Boden dieser Einsicht ist es für Schmarotzer leicht, sich anzusiedeln. Wenn sich die Hände lange genug vergebens nach Arbeit ausgestreckt haben, öffnen sie sich zum Betteln. Und der Proletarier, der, langsam zermürbt und zerstoßen, im Lumpenproletariat gelandet ist, lernt eine neue Weisheit: Je schlechter die Arbeit ihren Mann ernährt, desto besser ernährt ihn der Bettel. Denn die Wohltätigkeit ist ein Reflex des bösen Gewissens der bürgerlichen Gesellschaft! So sind die Berufsbettler zwar Schmarotzer, aber sie können eben, wie alle tierischen und pflanzlichen Schmarotzer, nur auf einem Wirte gedeihen, der selbst nicht mehr gesund und widerstandsfähig ist. Wäre heute für jede willige Arbellshand auch Arbeit da kein blanker Pfennig wäre in meine Bettlerhand gefallen! Alle Predigten, alle Verordnungen werden fruchtlos bleiben: wohl ist zumeist das Lumpenproletariat der Nutz- nießsr des ergiebigen Bettels: aber dieses Lumpenproletariat ist selbst ein Zersetzungsprodukt der bürgerlichen Gesellschaft, und die Grenze, die Arbeiterklasse und Lumpenproletariat trennt, ich weich und nachgiebig. Ei» Tag auS dem Lebe« der Feuerwehr. Daß die Berliner Feuerwehr jeden Tag soundso oft alarmiert wird, ist bekannt. Aber ee handelt sich keineswegs mir umgroße Sachen", sondern recht oft nur um kleiner« unbedeutendere Angc- legenhellen, rechte Bagatellen, die keine große Löschtäiiqkeit erfordern. Aber auch bei Unglücksfällen und Verkehrshinder- niffen ist die Feuerwehr schnell und hilfespendcnd zur Stelle Glücklicherweise haben die Dachstuhlbrönde in der letzten Zell seh: nachgelassen. Dennoch kommen die Mannschaften kaum zur Rube. weil alle Augenblicke die Alarmglocke ertönt. So wurde beispiels- weise am Frellag«in Löschzug nach der Koppenstraß« 6 gerufen, wo Wäsche in einer B ad est übe in Brand geraten war. In der Wallstraße 37 brannten in einem größeren Trockenraum P a p i e r v o r r ä t e: In der Schönwalder Straße 81 kochteTeer überund geriet in Brand. Das Feuer wurde schnell gelöscht. Ein Möbellager brannte in der Lothrinosr Straße 11. Auch hier wurde größerer Schaden durch das schnelle Eingreifen der Feuer wehr verhindert. Dann kommt ein etwas seltener Fall. Eine leib- baftige, dickbauchige Litfaßsäule war in der. Kantstraße in Eharlottenburg in Brand geraten, der minutenlang eine wohlige Hitze entströmte. Kinder haben sie vermuttich angezündet.

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Die Passion.

Roman von Clara Bieblg. Nun umsing der Lärm der Alexanderstraße sie wieder. Na, biste auch wieder da." sagte die Tante.Endlich," sagte vergnügt grinsend Vetter Albert. Aber sonst freute sich keiner. Sie standen alle im Zeichen von Ulberts Konfirmation. Niemand hatte Sinn für etwas anderes. Es wurde zum Schneider gerannt, ein paar Oberhemden gekauft, steifer Hut, Schlips, schwarze Elacilz. Und Frau Wilkowski erklärte, Gretchen müßte unbedingt, wenn der Bruder den schönen schwarzen Anzug kriegte, als die Aelteste auch ein neues Kleid bekommen. Da Olga sich weigerte, es zu nähen zum erstenmal sich weigerte, wurde ein sehr hübsches fertig gekauft! Man lud zwanzig Personen zur Konfirmation ein. Es war wie bei einer Hochzeit. Mürbeplätzchen wurden gebacken und Napfkuchen, verschiedene Torten bestellt, und Wilkowski stöhnte über das Geld, das Frau Ella in ver- schiedenen Geschäften und in der Markthalle verausgabte. Er selber schaffte Wein an und Zigarren. Als der feine schwarze Anzug abgeliefert wurde, und der Sohn des Hauses probeweise in die ersten langen Hosen fv.hr, war er so glückselig und stolz, nun ein Herr zu sein, daß er grölend im Zimmer auf und ab rannte und dann gleich dreimal hintereinander einen Purzelbaum schoß. Eva stand still mit offenem Mund: daß man sich so laut freuen konnte! Sie guckte schief hinter ihrer Brille, das Köpfchen auf die eine Schulter geneigt, sie war ganz erstaunt. Aber sie freute sich auch, die Mutter hatte ihr ein großes Osterei geschenkt, darauf waren hübsche Bilder, mid wenn man es aufmachte, lauter Bonbons. Biel mehr freute sie noch die Schulmappe. Wenn das Osterfest vorbei war, dann durfte sie in die Schule gehen. O, wie schön würde das sein! 8. Der Lehrer sagte:Wilkowski. sag' mal auf!" Steh auf. steh auf!" Das Mädchen neben Eoa puffte sie, da stand sie auf in ihrer hintersten Bank. Warum hörst du denn nicht, wenn ich sage: aufsagen? Paß doch auf!" Die ganze Masse der Gcmeindeschule kicherte. Sag' mal. hast du noch nicht ausgeschlafen? Oder glaubst du, dir fliegen die gebratenen Tauben in den Mund?" Wieder kicherte die Klasse. Nun schon dreister.

Und so ging es manchmal.Ich glaube, du hörst nicht gut," sagte ärgerlich der Lehrer, der abgemüdet war, ver» ärgert, und dem vom jahrelangen immerwährenden Sprechen der Hals angegriffen war.Ich kann nicht noch lauter schreien. Setz dich mal hier in die vorderste Bank!" Und da saß nun Eva zwischen den Faulen, den Dummen und denen, die dicht vor dem Lehrer sitzen mußten, well sie sonst nicht aufpaßten. Olga empfand es wie eine Herab- Würdigung: ihre kleine Eva war doch so fleißig und eine so ortige Schülerin warum kränkte man das Kind denn nun so? Denn es kränkte sich, daß es in der vordersten Dank sitzen mußte. Eva war ehrgeizig. Sie ging nun schon beinahe zwei Jahre zur Schule, aber noch nie hatte sie einen Tadel im Betragen bekommen. Andere Tadel freilich, aber das kam nur daher, weil sie so häufig hatte fehlen müssen. Sie suchte das Versäumte nachzuholen. Abends, wenn Irma schon schlief, saß sie noch allein in der Küche bei dem kleinen Lämpchen und lernte. Aber das Küchenlämpchen brannte so trübe, sie konnte dabei nicht gut lesen, alles verschwamm ihr vor den Augen: und drinnen im Zimmer, wo es schön hell war, mu- sizierte Gretchen. und der Jüngling, den sie kennengelernt hatte in ihrer Tanzstunde, war da. Und da störte Eva. Ich weiß nicht, was mit der Eva ist," sagte Frau Ella zu ihrem Mann. Sie sieht nich und hört nich. Ich kann mich wirklich über sie ärgern. Sag' ich- lauf mal geschwind, bring mir den Klosettschlüssel, bringt sie mir den Speise- kammerschlüssel Schlüssel hat sie gerade noch gehört. Weil sie nich aufpaßt, weil sie absolut nich aufpaßt. Sie ist auch sonst nich zu gebrauchen: immer quiemt sie. Bald geschwollene Drüsen, bald Kopfschmerzen, bald Ohrenschmerzen, Gott weiß was. Albert beklagt sich ja gar nich, aber Grete und Irma be- klagen sich, sie wirft sich in der Nacht so unruhig und stöhnt oft ganz laut. Sie selber weiß nilcht davon, aber sie stört die anderen. Das geht nich. Deine Schwester sagt ja immer, sie möchte sich'ne Wohnung nehmen, nn soll sie doch. Ich wer's ihr nich sagen, sonst denkt sie, ich will die Eoa lossein davon is ja keine Rede aber du kannst ihr's sagen. Komm mir nur nich damit, daß du's ihr nich gerne sagst. Die eigene Famiste geht vor." Das fand auch Stekan Wilkowski. Aber gerade weil seine Frau jetzt seine Schwester so über hatte, und auch Olga sich nicht mehr all dessen erinnerte, was er für sie getan hatte, fühlte er sich genötigt, unparteiisch, gerecht und großmütig zu bleiben. Doch er war glücklich, als die Schwester ihm zuvorkam.

Ich werde mir eine Wohnung nehmen," sagte Olga zu Stefan. Sie fragte ihn jetzt längst nicht mehr bei allem um Rat. Seit des Baters Tod nicht mehr: der Riß. der dazumal gekommen war, den man zuerst noch nicht gesehen, war bretter und breiter geworden. Und ain breitesten durch die eben erwachsene Tochter: Gretchen wollte sich gern ver- heiraten, da war es ihr peinlich, wenn eine Tante zum Vor- schein kam, die keinen Mann hatte, aber ein Kind. Was fiel dem jungen Ding ein, eine so spöttische Miene aufzusetzen, wenn sie ihre Eoa zum Ausgehen niedlich machte? Olga kam jetzt Sonntags das Kind nur abholen. sie selber blieb nicht mehr bei den Verwandten. Lieber sich den ganzen Tag mit ihm in der S'adt herumtreiben, ohne rechten Aufenthaltsort, ohne Gemütlichkeit, als sich so über- lästig füblen. Wenn sie nur irgendeinen anderen Anschluß gehabt hätte! Aber sie hotten keinen. Von den Fräuleins aus dem Geschäft hatte jede ihren Liebhaber und wenn sie auch freundlich mit ibnen stand und gewiß keine etwas dagegen gehabt bätte. wäre sie hie und da einmal mit aus- gegangen, das Geiühl: du bist zuviel, kam ihr auch da. Zu- viel, noch dazu mit dem Kind an der Hand. So strich sie mit ihrer Eva umber, bis ihr die Füße weh taten, oder das Kind nicht mehr weiter konnte. Wenn dos Wetter sich freundlich zeigte, dann war es nicht so schlimm, dann saßen sie lange, lange im Tiergarten, oder fuhren binaus in den Grunewald : das war ja auch gesund für Eva. S'e lagerten sich unter den Kriefern. Der warme Odem der duftenden Bäume strich über das Stadtkind hin und färbte seine bleichen Bäckchen ein wenig rot. Eva war dann restlos glücklich: den Kopf in den Schoß der Mutter gelegt, sang sie leise immer dieselben Worte: Es ist so schön, es ist so schön," bis ihr die Brille herunterfiel, die Lider sanken, sie traumselig für lange schlief. Aber Olga war nicht so glücklich. Run hatte sie ihre kleine Eva für sich, ganz für sich, und doch wollte kein warmes Freudeempfinden in ihre Seele kommen. Sie fühlte sich ver- einfamter denn je: da gingen sie, die glücklichen Menschen, ohne auch nur Augen für andere zu haben, gingen im Besitz ihrer Häuslichkeit, ihrer Familie, und gingen zu zweien. Die meisten gingen zu zweien. Arm in Arm oder Hand in Hand dicht nebeneinander. O, diese zu zweien, die sich so übergenug waren in ihrer Liebe! Nach solchen Sonntagen im Grünen fing Olga die Woche nicht gut an. Dann waren ibre Augen am Montag dunkler umrandet und ibre Wangen fahler, als die der anderen im Atelier, die die Nacht nicht viel zur Ruhe gekommen waren. (Fortsetzung folgt.)