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Nr. SS4» 42.?ohrgoag 2� dienstag, 24. November??2L

Die ElektriZitätsverforgung von Paris . Ein Vergleich der deutschen und der französischen Hauptstadt.

Wirtschaftlich« Notwendigkeit und technische Entwicklung führen überall, selbst von den verschiedensten Auegangspunkten her, zu den gleichen ökonomischen Erscheinungen. Die Elektrizitätsversorgung von Paris wie die von Berlin zeigen einen vielfach ähnlichen Verlauf, obwohl dort das Elettrizilätswesen in den Händen rein privater Gesellschaften sich befindet, während es bei uns ganz überwiegend Sache der kommunalen Verwaltung ist. Zurzeit des Friedensschlusses, d. h. Anfang 1919, befand sich die Elektrizitäts- Versorgung beider Hauptstädte in einem Zustande weitgehender Zer- splitterung. In Berlin gab es damals etwa zehn verschiedene ElektrizitätSunternehmungen, die mehreren, damals noch selb- ständigen Gemeinden bzw. einigen Privatgesellschaften gehörten. In Paris gab es ebenfalls etwa zehn verschiedene private Gesellschaften, die unabhängig von einander die verschiedenen Sektoren der Stadt mit Strom oersorgten. In beiden Städten ist es seitdem, unter dem Druck der wirtschaftlichen Notwendigkeit, zu einer großen Vereinheitlichung des Tleklrizitätswesens gekommen. In Berlin war diese Vereinheitlichung die Folge der Begründung der neuen Stadtgemeind« Groh-Berlin . Richtiger gesogt, ein Hauptgrund für die Errichtung der Berliner Einheit-- gemeinde war die Notwendigkeit, die bisherig? unwirtschaft- liche Zersplitterung im Elektrizitätswescn, wie übrigens auch in der Gasversorgung, der Wasserversorgung, dem Verkehrs- wesen usw. zu beseitigen. In Paris nun, wo die Folgen des Krieges und des Nieder­ganges der Währung sich ebenfalls schwer bemerkbar machten, wurde die Mehrzahl der bisher selbständig gewesenen Elektrizitätsgesell- schasten in einem großen Einhcitsunternehmen, der Union d'Elektricite , zusammengefaßt. Das Verdienst, diese, Einheitsunternehmen zustande gebracht zu haben, gebührt zu einem großen Teile dem französischen Elektroingenieur M e r c i e r. die Stromversorgung von Paris . Die Elektrizitätsversorgung von Paris beruht zurzeit in der Hauptsache auf folgenden drei Unternehmungen: 3) der bereits erwähnten Union d'Elcctricit«, b) der Compagnie parisienne de distribution d'electricit«(abgekürzt EPDE.). Der Name der Gesellschaft würde auf deutsch lauten: Pariser Gesellschaft für die Verteilung von Elektrizität. c) der Societe d'electricite de Pari«(zu deutsch : Elektrizitätsgcsellschaft von Paris ). Die drei Gesellschaften haben drei verschiedene Arbeitsgebiete. Die erste Gesellschaft versorgt in der Hauptsache die Außen- bezirke und Vororte der Sladt mit Elektrizität und gibt auch Strom auf das Land hinau». Die zweit« Gesellschaft versorgt das eigentliche S t a d t i n n er e mit Strom, also die Viertel um die Boulevards, die Champs Elysecs, dos Bois de Doulogne herum. Das Dersorgungsgcbiet dieser Gesellschaft wird auf rund drei Millionen Einwohner angegeben. Das entspricht ungefähr der von den Berliner städtischen Elektrizitätswerken belieferten Bevälkerungs- zahl. Die dritte Gesellschaft endlich gibt in der Hauptsache Strom iür T r a k t i 0 n s z w c ck e, h. h. für �die Straßen, wie für die Untergrundbahnen ob. Jede der drei Gesellschaften erzeugt ihren Strom größtenteils in eigenen Kraftwerken, wenngleich sie unter- einander in einem Austauschverhältnis stehen. die krastgewinnung. Es ist nun interessant, daß die Frage der Stromerzeu- g u n g in Paris sich auf einer ähnlichen Linie bewegt, wie wir sie jetzt in Berlin mit dem Bau des Großkraftwerkes Rummelsburg eingeschlagen haben. Die im Jahre 1919 be- gründete Einheitsgesellschast, die Union d'Electricite , beschloß nämlich den Bau eines modernen Großkraftwerkes bei Tenne-

v i l l i e r s. Es ist das ein kleiner, im Nordwesten der Stadt belegener Vorort von Paris . Das neue Großkraftwerk, das in den Jahren 1929 bis 1922 erbaut wurde, liegt am User der Seine in einer Entfernung von zirka 12 Kilometer vom Mittelpunkte der Stadt. Aehnlich wie in Berlin ist auch in Paris die Frage unter- sucht worden, ob das neue Werk in der Nähe der Stadt errichtet werden soll, wo die Kohlen auf dem Wasserwege herangeschafft werden müssen, oder ob das Werk auf den im Norden von Frank- reich belegenen Kohlengruben zu erbauen und der Strom auf Fernleitungen nach Paris zu übertragen wäre. In Ueberein- ftimmung mit den amerikanischen Erfahrungen ist man für Paris , wie jetzt auch für Berlin , zu der Ueberzeugung gekominen, daß das Werk am besten unmittelbar vor den Toren der Stadt errichtet wird. Die neue Zentrale ist eine der modernsten und größten Kraft- anlagen Europas . Sie Ist ausgestattet mit sechs Dampfturbinen- Einheiten von je 49 999 Kilowatt Leistung. Augenblicklich sind noch zwei weitere Einheiten derselben Type in Ausstellung begriffen, so daß dos Werk nach vollendetem Ausbau acht Einheiten mit einer Gesamtleistung von 329 999 Kilowatt enthalten wird. Das Werk

bei der jüngsten Erweiterung des Kesselhauses kam die Kohle». Staubfeuerung zur Einführung. Steigender Stromabsatz auch in Paris . Der Stromabsatz in Paris ist. ähnlich wie in Berlin , in einem starken Aufschwung begriffen. Die Zunahme des Strombedarfs ist eine Welterscheinung. Sie beruht auf der fortschreitenden Verbilligung der Stromerzeugung und der infolgedessen überall zunehmende» Anwendung der elektrischen Energie für alle möglichen häuslichen und gewerblichen Zwecke. Die oben an zweiter Stelle genannte Gesellschaft, die EPDE., die den Hauptteil der Sradt Paris mit Strom versorgt, weist in den letzten drei Jahren folgende Stromabsatzmengen auf, wobei ich zuin Vergleich die entsprechenden Zahlen der Berliner städtischen Elektrizitätswerke, der Bewag, anfüge: pfabr ilPDE-PariS Bewag-Berlin in Millionen Kilowatistunden 1923......... 391 436 1924......... 356 462 1925(geschätzt) ca..... 499 über 699 _ Die EPDE. wie die Bewag versorgen beide ein ungesähr gleich großes Absatzgebiet mit einer Bevölkerung von rund drei Millionen Einwohnern. In den Zahlen der Bewag sind aber gewisse Strom- inengen, die an die Straßen- und die Untergrund- bahnen geliefert wurden, mit enthalten, während eine Strom- lieferung dieser Art bei der EPDE. nicht vorhanden ist. Die Ausdehnung des Stromabsatzes erfordert, ähnlich wie in Berlin , so auch in Paris , gewaltige Kapitalinvestitionen, da jede Kilowattstunde, die mehr abgegeben wird, auch eine cnt- sprechende Vergrößerung der Kraftwerke wie der Verteilungsanlagen zur Voraussetzung hat. Die Deckung des Kapitalsbedarss macht den Pariser Elektrizitätsgesellschaften, angesichts der Finanzlage in Frankreich große« Kopfzerbrechen. Gegenwärtig gibt die EPDE. eine O b l< g a t i o n e n a n l e i h e in Höhe von rund nominell 259 Millionen Frank aus. Da» entspricht, nach der inneren Kaufkraft des Frank bemessen, einem Werte von etwa rund nominell 89 bis 199 Millionen Goldsrank. Die Anleihe hat eine zehn Jahre lange Laufzeit, sie ist mit 7 Proz. verzinslich und wird zu einem Kurse von 87 Proz. herausgebracht, was für den Käufer der Obligationen eine Realverzinsung von 8,95 Proz. ergibt. Alles in allem zeigt das Pariser Elektrizitätswesen, ebenso wie das Berliner , eine leb- hafte, technisch� sehr moderne Entwicklung. Dr.-Ing. W. M a j e r c z i k.

Scheu vor üer Geffentlichkeit. Daß die Loge der deutschen Maschinenindustrie, insbesondere der Großmaschinen-, Lokomotiven- und Waggonbauindustrie keine rosige ist, ist bekannt. Die Konkurrenz ist gewoftig gesteigert, der Absatz gedrosselt, weil da» Uebermaß der Kraft- und Verkehrs- moschinen in der ganzen Welt höchstens einigen Umstellung»» bedarf freisetzt. So ist die Moschinenindustrie als Produktions- mittelindustri« der P r e l l b o ck zwischen der unzureichenden Kon- sumkraft und der übersteigerten Produttion»fähigkeit In der Wirt- schastswelt der Nachkriegszeit. Darunter leidet natürlich auch der Profit. Soll die Oeffentlichkeit für diese Lage der Maschinenindustrie Interesse haben, so müßte diese nicht nur durch äußerst« Kraft- onstrengungen zur Verbilligung der Produktion und zur Steigerung der Konkurrenzfähigkeit, sondern auch durch weitestgehende sachliche Insormotion die Oeffentlichkeit von dem Erfolg ihrer Anstrengungen und der Lage der Industrie zu überzeugen suchen. Ein Beispiel dafür, wie sehr in dieser Richtung gesündigt weiden kann, ist der Geschäftsbericht der Maschinenfabrik Aug». burg -Nürnberg A.-G.(MAN.), eine der größten Maschinen- sabriken Deutschlands . Die Pflicht zur betrieblichen und finanziellen Sparsamkeit, die heute vom Verband Deutscher Maschinenbauan- st a l t e n so nachdrücklich zum Programm erhoben wird und diesem Verband in der Oeffentlichkeit ein gewisses Vertrauen gesichert hat, scheint bei der MAN. nur für die Information der Oeffentlichkeit und gegen die Bezahlung anständiger Löhne Geltung zu haben. Der Riesenbetrieb, der Ende 1924 fast Itz 999 Mann beschäftigte und aus deren Arbeft ein Kapital von 29(1913: 2 7) Millionen mit Profft ausstatten will, veröffenllicht außer einer Bilanz, in der sogar die Abschreibungen nicht einmal auf die einzelnen Anlage- posten verteilt sind,«inen Geschäftsbericht mit 39 Zeilen Text. Davon sind 22 Zeilen alkgemeines Gerede über die Notwendigkeit des Sparen» in den Betrieben und beim Staat. Sieben Zellen richten sich ge g e n die.hohen Löhne", aus- gerechnet in Bayern . Ganze 3)4 Zeilen sind der Lage und der Entwicklung der Betriebe gewidmet. In welchem Ausmaß die MAN. die Pflicht zur Publizität und das Interesse an der Information der Oesfentlichkeft mißachtet, zeigt aber erst die B i l a n z. Da sind die B a n k k r< d i t e in einem Jahr von 6,34 auf da, das Dreifache g e st i e g e n(17,94 Mil- lionen) und haben damit das Aktienkapital(29 Millionen) fast er- reicht. Die Lieferanten- und sonstigen Schulden sind auf 12,4 Mil- lionen(6,98 Millionen) verdoppelt: die Anzahlungen auf Be- stcllungen sind nur um 29 Proz. aus 29,9 Millionen(16,2) gestiegen. Auf der anderen Seite sind die Außenstände nur ganz geringfügig. um 999 999 M. erhöht(12,6 Millionen). Die ganze Schulden-

Vermehrung wird aufgewogen durch die um 17 Millionen höher erscheinenden Vorräte und halbfertigen Arbeiten und durch die Höherbewertung der Fabrikanlagen(abzüglich der Abschrci- bungen) um 2.3 Millionen. Da die Vorrätevorsichtig" bewerte! sind, müssen die 17 Millionen Material- und Halbfabrikatvermehrung fast ausschließlich auf Pump erfolgt sein. Die Zinskasten dafür gehen in die Millionen. Ueber Beschäftigung, Umsätze und Auftragsbestand, über die Tätigkeit der einzelnen Betriebe, über die Verwendung der Kredite und die Gründe der so abnorm gesteigerten Vorratshaltung, woraus sich erst ein Urteil über die Bilanz gewinnen ließe, wird kein Wort verloren. Die Gewinn- und Verlustrechnung ist ein Skandal. Nicht einmal die Höhe der Geschäftsunkosten wird angegeben, �von Steuern, Zinskosten. spezialisierten Abschreibungen gar nicht zu reden. Wie es zu dem Reingewinn von 9,8 Millionen kommt(der vor- getragen werden soll) ist nicht zu ersehen. Nach der Bilanz und der Gewinnrechnung, die ein erschreckendes Beispiel von Verschleierung und Unklarheit sind, kann der tatsächliche Gcschäftsgewinn ebensogut um ein Vielfache, höyer sein, wie auch der kleine aus- gewiesene Reingewinn durch Aufwertung von Bilanzposten noch fingiert sein kann. Mit solchen Geschäftsberichten erweist sich die deutsche Maschinen- industrie einen schlechten Dienst. Solche Berichte und Bilanzen o e r- dienen kein Vertrauen. Allerdings, die MAN. war von jeher ein Betrieb, dem Scharfmachertum und systematische Züchtung von gelben Gewerkschaften höher standen, als solides kaufmännisches Gebaren. Rächt sich dann eine falsche Geschäftspolitik, die durch Ablenkungsversuche und Verheimlichung der tatsächlichen Lage nicht besser wird, dann müssen die Beleg. schasten, der Staat, die Allgememheit dafür büßen.

Vierteljahrsergebnisse öer Konsumvereine. Die von den Revisivnsverbänden des Zentraloerbandcs deutscher Konsumvereine, aufgenommene Viertel» jahresstaristit gibt eine Ueberstcht über Umsatz, Geschäftsgut- haben und Spareinlagen der Konsumgenossenschaften. Die Diertel- jahreserhebungen erstrecken sich auf diejenigen Konsumgenossen- schasten., die 499 und mehr Mitglieder haben. Von diesen berichteten zur Vierteljahresstatistik des dritten Vierteljahres 689 mft 3 288 999 Mitgliedern, gegen 673 mit 3 256 999 Mitgliedern >m»weiten Vierl-liobr. Der G-la-�tiimsatz d-''' be'-icht-n�'n Konsumgenossenschaften betrug 177 Millionen Mark, gegen 157 Millionen'Mark im zwe.ten Vierteljahr. Somit ist ein Zu­wachs von 29 Mmionen Mark zu verzeichnen. Ebenso zeigt der Umsatz je Mitglied ein erfreuliches Wachstum. Die Gesamtsumme des Kcschäftsgut Habens betrug im dritten Vierteljahr 21 899 999 M. Auf jedes Mitglied entfiel ein Ge- schäjtsguthoäen von 6,66 M. Erfreulich ist auch der Zuwachs an

Spareinlagen. Der Gesamtbetrag belief sich Ende des dritten Vierteljahres auf 74 Millionen Mark. Davon sind 41,5 Millionen Mark durch Auswertung entstanden, so daß die berichtenden Konsum- genossenschaften 32,5"Millionen Mark neues Geld auf Konto Spareinlagen verbuchen konnten. Dom Pfandbriefmarkt ein wichtiger Beschluß. Die Direktion der Zentralbank der preußischen Landschaften(Zentrallandschaft der preußischen Staaten, Berlin ) hat einen für die Stabilisierung des landschaftlichen Pfandbriefmarktes sehr wichtigen Beschluß gefaßt. Sie wird in Zukunft für sich und die ihr angeschlossenen Landschaften von zwei zu zwei Monaten regelmäßige Veröffentlichungen über den Piandbriesumlauf veröffentlichen. Ferner werden die der Zentrallandschaft angeschlossenen Landschaften ihre Statuten dahin abändern, daß die Darlehensnehmer ver- pflichtet werden, die zur Auegabe kommenden Pfandbriefe nicht ».ehr selbst auf den Markt zu bringen, sondern sie ausschließlich durch die Zentrallandschast oder die ihr angeschlossenen Landschaften ver- iverten zu lassen. Mit diesem Beschluß wird ein großer Teil der Gründe, die auf dem Pfandbriefmarkt zur U e b e r s ch w« m m u n g mit landschaftlichen Pfandbriefen und zu starken Kurseinbußen geführt hat, b e s e i t i g t.~ Die Landschaften waren bisher durch vorfintflulliche Privilegien in ihrer Pfandbriefemission von jeder öffentlichen Kontrolle frei. Außerdem sind sie nach ihrem ständischen Aufbau verpflichtet, den Grundbesitzern Hypothekendarlehen zu gewähren. Durch den Beschluß der Zcntrallandschaftsdirektion, die sich au» Delegierten der Provinziallandschaften selbst zusammen­setzt, kann sich da» Publikum in der Zukunft aus der Höhe des Pfandbriefumlaufs ein Urteil über die voraussichtliche Kursenlwick- lung der landschaftlichen Pfandbriefe bilden. Das Verbot des pri- vaten Verkaufs des Gegenwerts der Hypotheken macht die Land» schasten praktisch für die Beständigkeit der Kurse verantwortlich. Beides wird wesentlich zur Festigung der Verhältnisse auf denz Pfandbriefmarkt beitragen. Zweckmäßiger wäre es aller- dings, wenn die Landschaften endlich ihrer Privilegien entkleidet und dem Hypothekenbankgesetz unterstellt würden. Abbau der Stimmrechtsaktien. Die Propaganda gegen den IIn» fug der Stimmrechtsaktien, der die Gesundung des Kapitalmarktes verhindert, scheint zu wirken. Die Biebuser Braunkohlenwerke A.-G. zieh! jetzt 5999 M. achtzig st immiger Vorzugsaktien ein. Gleich- zeitig mit den Vorratsaktien läßt auch die Hugo Schneider A.-G.» Leipzig , die Mehrstimmigkeit von 79 999 M. Vorzugsaktien ver» schwinden. Das gleiche geschieht bei der Stettiner Oderwerke A.-G. für Schiff- und Maschinenbau , die 2099 Aktien mit z w ö l f f a ch e m Stimmrecht hatten. Von der Abschaftung der Stimmrechtsaktien bei großen Werken, wo die Großbanken darüber verfügen, hört man allerdings noch wenig. Beschwerde über zu hohe Bankgebühren. In der Generaloer» sammlung der Aktiengesellschaft für Verwertung von K o r t o f f e l f a b r i k a t e n, die im abgelaufenen Geschäftsjahr sehr hohe Verluste in Höhe von 925 469 M. bei einem Aktienkapital von 1 212999 M. erlitten hat, und die deswegen ihre Liquidation beschloß, war es interessant, daß ein Aktionär sich über die hohen Gebühren, welche die Darmstädter und Nationalbank für die Abstempelung bei der Umstellung genommen hatte, beschwerte. Sie hat hierfür 4999 M. erhalten, und der Aktionär gab zur Erwägung anHeim, ob es sich nicht empfehlen würde, für den Fall, daß die Darmstädter und Nationalbank nicht etwas zurückzahle, eine Klage wegen Leistungswucher gegen sie anzustrengen. Ein anderer 'Aktionär, ein Bankier, gab als sachverständiger die Erklärung ab. daß dieser Betrag üblich sei und daß eine Klage oder eine Rück- sorderung nicht zu empfehlen wäre. Daraufhin beschloß auch die Versammlung, davon Abstand zu nehmen. Eine Hamburger Aktienbank in Schwierigkeiten. Nachdem sich in der letzten Zeit die Zahlungsschwicrigkeiten bei kleineren und mittleren Privotbankiers gehäuft haben, wird jetzt aus Hamburg die Gefährdung der e r st e n A k t i e n b an k gemeldet. Der Hamburger Bankverein hat die Kassen geschlossen und den Antrag aus Geschäftsaufsicht gestellt. Wie gemeldet wird, sind die Depositen von 7,2 Millionen(meist aus Grundeigentümerkreisey) durch leicht flüssige Mittel und Forderungen nur in geringem Umfang ge d e ck t. Die Bank liegt mit Krediten fest, die sie in der Haupt- sachc der Reederei Hamsoth(mit der Sloman-Reederei verbunden) gegen Schisfshypotheken gewährt hat. Zur Flottmachung der Bank müßten 4 Dampfer verkauft werden, was bei der heutigen Schiff- fahrts- und Kapitalmarktslage nur unter Preis und ans Ausland er- folgen könnte. Der Wert der Dampfer soll 8 Millionen, das An- gebot 4 Millionen betragen. Zur Sanierung könnte nur eine An- leihe helfen, für die bei der Zurückhaltung der Großbanken kleinen Banken gegenüber die Aussichten aber schlecht sind. Nachdem die zahlreichen Schwierigkeiten bei Privatbonken vorausgegangen sind, wird man den Fall des Hamburger Bankvereins als Zeichen be- trachten müssen, daß auch das Bonkgewerbe in den Strudel der Wirtschaftskrise hineingezogen wird. Zunahme des Güterverkehrs der Reichsbahn. Trotz des Dar- niederliegens der deutschen Wirtschast zeigt der Oktober eine Stei» gerung des Gesamtgüterverkehrs.in einer Mehr- g« st e l l u n g von 422 599 Wagen, d. s. 8,5 Proz. mehr al» im Vormonat. Hauptbeteiligt daran waren Kohlen, Kartoffeln und in erster Linie Rüben und Schnitzel. Bei den Kohlentransporten ist die volle Leistungsfähigkeit der Wasserstraßen zu berücksichtigen. Trotz der günstigen Ernte ist der Kartofselversand relativ gering. Der Fischverkehr hat mit 3969(3379) Wagen sehr zu- genommen. Zement und Düngemittel gingen zurück in. der Wagen- anforderung. Durch verschieden« Verbesserungen tonnte der Last- krastwagenverkehr weiter zurückgedrängt werden, der Personenver- kehr war schwächer. Im Monat September wurden von der Reichsbahn an Einnahmen erzielt 491 185 999 M., an Ausgaben errechnet 398 879 999 M.. ferner für den Reparationsagenten 49 895 099 M., für werbende Anlagen 17 592 999 M. und für Rück- stellungen 29 999 990 M. Die Finanzloge hat im September keine wesentlichen Veränderungen erfahren. Die Gesamteinnahmen ent- sprechen im allgemeinen der normalen Entwicklung. Dem Repara- tionsagenten wurden 59 Mill. Mark als Vorausleistungen für das zweite Schuldenjahr gezahlt. Aus der Beförderungssteuer wurde eine erste Monatsrote von 28 Mill. Mark an den Generalagenten abgeführt. Der Gesamtpersonalbestand betrug Ende September 739 873 gegen 727 429 Köpfe.- Weitere Brauereiabschlüsse. Wir berichteten von dem glänzen- den Abschluß der Kulmbacher Reichelbräu A.-G- und der Tucher- Brauerei Nürnberg, die 29 bzw. 15 Pm. Dividende verteilten. Jetzt liegen weitere Geschäftsberichte vor. di» das Jahr 1924/25 alz Glanzjahr für die Profite des Draukapitals er- kennen lassen. Zwei andere Kulmbacher Brauereien verteilen je 12 Proz., die Flensburger Brauereien A.-G. gewährt 16-4 Proz.» die Salvatorbrauerei München schüttet(einschließlich Gratisaktien) 17 Proz. Dividende aus. Für die Schöfferhof-Bindung Bürgerbräu A.-G. Frankfurt werden 15 Proz., für die Löwenbräu A'G. München mindestens 12 Proz. erwartet. Die tatsächlichen Gewinne der Brauereien werden bekanntlich durch die Dividende bei weitem nicht erschöpft, da die Brauereigesellschaften in aller Regel Reserven aus» häufen und alle Neuanschaffungen und Erweiterungen aus dem Viererlös bestreiten. Schon im Jahre 1924, in dem alle anderen Industriezweige dividendenlos blieben, verteilte die Brauindustrle 8 bis 12 Proz. Dividende(ftjr 9 Monate!). Dem Braukapital ist die Kriegs- und Inflationszeit also besser bekommen als den Brauerei- orbeitern, die trotz der Teuerung heute mit 75 bis 95 Pf. die Stunde abgespeist werden(in Königsberg 55 Pf.!).