Schnee üb Verkehrsstörungen und Zugverspätuuqen. Ganz überraschend kam ts nicht. Schon einige Tage vorher hatte der Winter seine Instrumente gestimmt. Gegen%12 Uhr in der Nacht begann dichter Schneefall und maß dem schlummernden Berlin ein Kleid an, dessen Güte und Dichtigkeit im Laufe der Nacht- stunden unheimlich schnell zunahm. Der Frost hatte den Erdboden in Eis verwandelt, das Schneetreiben zauberte ein Terrain, das für ein Massenstürzen später Passanten ebenso ideal wie teuflisch war. Straßenbahnen blieben stecken und, nachdem die erste Wucht der winterlichen Attacke vorüber war, trat ein gespenstisches Heer nacht- licher Wetterkämpfer in Tätigkeit. Fahrdämme wurden gesäubert, eingeschneite Schienenstränge aufgetaut, verwehte Gänge freigemacht, kurzum: Platz fiir den Verkehr geschaffen, der am frühen Morgen kein Hindernis mehr erfahren durfte.— Da gab es aber auch einige, die mit innerlicher Freude diese aufgewühlte Nacht des Schneesturms genossen. Das waren die Leute, die sich gern ein bißchen von Wind und Wetter durchblasen lassen. Am Morgen lag der Schnee fußhoch und um den Mittag herum begann es sachte aber gründlich zu tauen. Aus den schönen Zuckerausbauten wurden matschige Schlammfluten, was der Verkehr nicht wegfraß, schluckte der Tauwind ein. Für Winterpostkarten taugt nun einmal Berlin nicht. Schneelandschaften halten sich höchstens auf den Dächern. Und auch von da schmilzt es herunter.... 3m Kampf mit dem Schnee. * Die ungeheuren Schneemengen, die etwa von Mitternacht bis in die ersten Morgenstunden hermederriesellen, und Berlins Straßen in zartes Weiß verwandelten, haben natürlich auch auf den Straßen» verkehr eingewirkt. Sv war es auch kein Wunder, daß ein Teil der Straßenbahnen, die morgens gegen M2 Uhr die letzten Fahrgäste beförderten, infolge der Schneeverwehungen auf der Strecke liegen blieben und erst nach emsiger Arbeit mit Hilfe von Schneepflügen befreit werden tonnten. Die Verkehrsinspektion der Straßenbahn teilt auf unsere Anfrage folgendes mit: Schon seit mehreren Tagen befürchtete man bei stärkerem Schneefall auf dem hartgefrorenen Boden eine Verkehrskatastrovhe, die durch entsprechende Dorberei- tungen auf jeden Fall verhütet werden mußte. So befanden sich
»er Oerlm. — Die Stratzeureiuiguug auf dem Posten. seit einigen Tagen die„S a l z st r e u e r" und Schneepflüge der Straßenbahn in Alarmbereitschaft. Heute morgen, kurz nach 'A2 Uhr konnten demzufolge sofort 65 Salzstreuer und etwa 70 Schnee pflüg« in Betrieb gesetzt werden, die vorerst die Schienen der Hauptoerkehrsgeleise freimachten. Sämtliche Arbeiter der Eleisbauabteilung wurden an die Weichen beordert um ihr Einfrieren und Verschlammen zu verhindern. Der Betriebsleiter der Verkehrsinspektion, Dr. Lademann, leitete die Abwehrmaß- nahmen gegen die Schneemassen während der Nacht persönlich. Leider sind durch den Fuhrwerks- und Lastkraftwagenverkehr in der siebenten und achten Morgenstunde Hemmungen entstanden, die den Straßenbahnbetrieb oft lahm legten. Die Hoffnung der Verkehrs- inspektion richtet sich auf T a u w e t t e r. Da die Temperatur gegen Mittag bereits l Grad über Null erreichte, ist diese Hoffnung vielleicht berechtigt. Auch bei der Berliner Straßen- reinigung war heute morgen gegen 4 Uhr Schneealarm. Zwischen 5 und 6 Uhr rückten Kraftschnee pflüge und zwei- und vier- spännige Pferdeschneepflüge aus. um die Schneemassen vor allem in den Hauptverkehrsstraßen zu beseitigen. Etwa 2400 Erwerbs- l o s e sind als Hilfskräfte eingestellt worden, die gegen t a r i f- mäßigen Lohn die Schneemosien beseitigen Helsen .' Die Straßen- reinigung hofft, die Reinigung der Hauptstraßen im Laufe des heutigen Tages zu bewältigen. Durch das schnelle Eingreifen der städtischen Straßenreinigung sind innerhalb Berlins größere Verkehrsstockungen vermieden worden. Der Betrieb der Omnibusgesellschaft hat keme wesentlichen Verzögerungen erfahren. Der Verkehr der Stadt-, Ring- und Vor- ortbahn hat gleichfalls nicht wesentlich unter den: Schneefall zu leiden gehabt und bisher wurden von der Oberzugleitung keine größeren Stockungen gemeldet, abgesehen von einigen geringen Zugoerspätungen. Auch hier sind sofort verstärkte Schneewachen ein- gesetzt worden, um den Betrieb vor unliebsamen Ueberraschungen zu sichern. Recht erheblich erschwert wird allerdings der Rangier- dienst auf den Güterbahnhöfen.— Im Bereich des innerdeutschen Fernsprech- und Telegraphennetzes sind bisher keine besonderen Störungen durch den Schneefall entstanden. G e st ö r t sind im wesenllichen nur die außerdeutschen Leitungen nach Bukarest , Frederizia, sowie nach Belgien und Straß- bürg. Diese Störungen sollen durch Umleitungen behoben werden.
Die Habgier üer �ohenzollern. Vergleich gege« die gute» Sitte«. Die deutschen Gerichte haben'm mehr als einem Falle längst rechtskräftig gewordene Abfindungsverträge zwischen den deutschen Einzelstaaten und ihren abgedankten Landesvätern als „gegen die guten Sitten verstoßend� bezeichnet. Mit dieser Definition haben sie dann den entthronten Fürsten Millionen und aber Millionen zugeschanzt, trotzdem auch die ursprünglichen Verträge den arbeitslos gewordenen Herrschaften sehr auskömmliche Lebensmöglichkeiten boten. Der neue„Vergleicht, den das preußische Finanzministerium mit den habgierigen Hohenzollern abzuschließen im Begriff ist, wird aber wie kaum ein anderer vor ihm als„gegen die guten Sitten verstoßend", wenn nicht von den Richtern, so doch vom Volke empfunden werden. Nachdem durch unsinnige Gerichtsurteile und vor allem durch den Reichstag der Preußische Staat in eine Zwangslage gebracht worden ist, ist er gezwungen nach irgend einem Ausweg zu suchen, wenn er nicht mit einer Un- zahl weiterer Prozesse und mit deren Verlust bedacht werden soll. Die Hohenzollern , die seinerzeit das Eigentum der Weifen und der kurhesstschen Fürsten bedenkenlos in ihre große Tasche steckten, die daraus ihre Paladine, Bismarck und andere, reich„dotier- l e n", bestreiten jetzt dem Staat das Hoheitsrecht, das sie selbst zu jeder gegebenen Zeit für sich in Anspruch genommen haben. Und die buchstabengläubigen Richter haben ihnen bisher geholfen, das, was sie im Laufe der Jahrhunderte zufaminengeprachert.-geerbt und-geheiratet haben, auch von der Republik wieder ausgehändigt zu erhalten. Gegen dieses System der Ausplünderung eine» ver- armteu Volkes nimmt in einem bemerkenswerten Auflatz der bekannte Strafrechtslehrer Prof. Schücking im„Berliner Tage- blatt" das Wort. Er erklärt das als einen unmöglichen Zustand für die Republik , daß ehemalige Fürsten und ihre Anhänger dauernd Eigentumsrechte an den größten Vermögens- maflen beanspruchen, die wie die großen Museen, Theater und re- präsentativen Schlösier unter staatlicher Verwaltung stehen. Die peinlich« Lage, in der Preußen und die übrigen Staaten sich gegenüber ihren teuren Landesvätern befinden, ist noch Schückings Meinung nur darauf zurückzuführen, daß die Staaten bisher vom Reich« ia dieser Frage„in einer geradezu trostlosen Weise im Stich gelassen" worden sind. Wie in allen anderen politischen Dingen, so wirke der Dualismus zwischen der Staatsgewalt des Reiche» und der der Länder auch hier lähmend«in. Aber wenn der frühere Finanz- minister die Ding« mit der nötigen Energie betrieben hätte, wäre nach Ansicht Schücking» trotzdem die jetzig« üble Lage vermieden worden. Anstatt selbst die Offensive zu ergreifen und gegen die Hohenzollern Feststellungsklagen auf Anerkennung des staatlichen Eigentums zu erheben, hat das Finanzministerium verhandelt und verhandelt und daneben geduldet, daß der Staat in die Defensiwe gedrängt wurde. lieber die Gerichtsurteil«, die bisher gefällt worden sind, sagt Schücking wörtlich: Das günztich« Versagen der bürgerlichen Gerichte auch in solchen Fallen, in denen nach meiner festen Ueberzeugung das Recht unzweifelhaft auf feiten des Staates liegt, erklärt sich daraus, daß es sich hier um ganz einzigartige Rechtsverhältnisse handelt. Soll etwa wirklich die E ch a ck» Galerie als Privateigentum der Hohenzollern angesehen werden, well der Baron Schock mit dem Träger der preußischen Krone ein Abkommen dahin schloß, daß er seiner Person die Galerie letztwillig oermacht«, um als Gegenlei st ung dafür sich für den Rest seines Lebens mit dem Erafentitel schmücken zu können? Ist das«in privates oder ein st a a t s- rechtliche» Geschäft gewesen? Zeder Laie würde als Schieds- richker hier wissen, was et zu tun hätte, jeder Laie würde geneigt fein, jenen sonderbaren Rechtsakten die Gültigkeit abzusprechen. durch die preßusche Könige wertvollen Domlnalbesih noch gegen Mitte de» lg. Zahrhuaderl» aus Staatsvermögeu zu prwatgnt zu machen fachten. Angesichts dieses Versagen» der Gerichte, der Hilflosigkeit Preußens und der sonst bedrohten Einzolstaaten verlangt Schücking ein sofortige» Eingreifen de» Reiches. Er sagt dazu: Die Sozialdemokratische Partei kann das verdienst in An- spruch nehmen, zuerst schon vor Zahren eine gesetzgeberische Aktion des Reiches verlangt zu haben. Diese sollte die Möglichkeit vor» schen, daß die einzelnen Staaten im Wege der Gesetzgebung eine Enteignung vornehmen könnten, ohne daß über die Höhe der Entschädigung der Rechtsweg bei den ordentlichen Gerichten gegeben wäre. Obgleich nach Artikel 153 der Reichsverfassung durch einfaches Reichsgesetz«in« solch« Enteignung be- stimmt werden kann, ist unter dem Kabinett Feyren- dach dieser Dorschlag als verfassungsändernd bezeichnet worden, und zwar hat man diese Behauptung damit begründet, im vorliegenden Fall fehl« das Moment des Artikel 153, daß die Enteigmmg„zum Wohle der Allgemeinheit" vorge» nommen würde. Ein sollsames Bild! Witwen und Walsen hat man durch die Znflatiou bis auf den letzten Pfennig ausrauben könne». Staalsgläubiger sind bis auf wenige Prozent ihrer Forderungen vom Staate entrechtet worden, über wohlerworbene Rechte der Beamten hat man sich hinweggesetzt, aber dle deposte- vierte Dynastie darf nach der Reichsversassung in ihren teilweise höchst fragwürdigen Elgenlumsansprüchen nicht beeinträchtigt werden! Hier sei der Gesichtspunkt des Gemeinwohl» nicht gegeben! Diese Gegenüberstellung ist so kennzeichnend, daß wir kein weiteres Wort dazu sagen brauchen. Schücking erwartet, daß der Reichstag seine Pflicht erfüllen wird, wobei allerdings die Eni» scheidung beim Zentrum liegen wird. Schon bei den Verhandlungen über die zukünftige Regierungskoaliiion müsse die Frage des Reichs- gcsetzes zum Gegenstand des Regierungsprogrammes gemacht werden. Das ist richtig. Schon bei diesen Verhandlungen wird sich zeigen, wiche Partei bereit sein wird, den verarmten preußischen Staat zugunsten der prinzlichen Nichtstuer noch weiter verarmen zu lassen. Die„B. Z. " meldet heute, daß die Sozialdemokratie über die Frage der Hohenzollernabfindung einen Volks- enischejd herbeizuführen beabsichtigt. An dieser Nachricht ist soviel richtig, daß der Gedanke eines Volksentscheids in Parieikreisen bereits eifrig diskutiert wird. Jedoch wird man vor endgültigen Beschlüssen in dieser Richtung die Denkschrift des Finanzministeriums und die Stellungnahme der übrigen Parteien dazu abwarten. Daß die Schaffung des„Vergleichs" auf der bisher bekanntgewordenen Grundlage nicht einmal bei den bürgerlichen Parteien ungetellte Zu. stimmung findet, davon legt die Haltung der demokratischen Presse beredtes Zeugnis ab. Lex ttitti'Sturzo. Rom . 1. Dezember. fWTB.) Ein Seitartikel des„Papolo di Roma" sagt, die neu« Vorlag« über die Behandlung der Emi- grant en und Flüchtlinge wird zuerst auf den früheren General- sekreiär der Katholischen Dolkspartei, Don Siurzo, auf den Syndikalisten de Ambrt und den früheren Ministerpräsidenten Nitti Anwendung find«».
öetriebstechnische Wanderausstellung. Sonderschau auf der ilutoausstelluug. Auf der Galerie der Funkhalle ist während der Automobil. ausstellung die Betriebstechnische Wanderausstellung der„Arbeiisgemeinschafi deutscher Detriebslngenieure" untergebracht, die interessante Einblicke in die moderne Betriebsführung gestattet, leider aber von den Aussiellungsbesuchern nicht so beachtet wird, wie sie es verdient. Die Zusammeniräger dieser Ausstellungsstücke, die eine Unter- gruppe im„Verein Deutscher Ingenieure " bilden, gehen «tkenntnis- und berufsgemäß von dem Grundsatz au», daß neben Lohn und Arbeitszeit, Materialkosten, Steuern und sonstigen Abgaben vor allem der A r b« i t s g e i st es ist, der die Wirischafilichkeit eines Betriebes und, im großen Maßstabe, unserer Industrie schlechthin bestimmt. Es sind daher im ständigen Kampf mit der Materie Mittel und Wege gefunden worden,-Um die Herstellung irgendeines Werk- stückes entweder prinzipiell zu'andern, die Maschinenarbeit an die Stelle der Handarbeit zu setzen oder Maschinenarbeit so zu ändern und auszubauen, daß ein Fortschritt feststellbar ist. Die Ausstellung wählt die unmittelbare Anschauung zur Demon. stratwn ihrer Ziele, sie zeigt das„Falsch und Richtig", das „Früher und Jetzt". An großen Lehrbildtafeln werden di« wirtschaftlichen Vorteile einer betriebstechnischen Neuerung durch Bild, Zeichnung und kurze einfache Wortsätz« dargestellt, so daß man sich in kurzer Zeit unterrichten kann. An ausgestellten Modellen, Werkmaschinen und Apparaten kann die Böehrung fortgesetzt werden. Praktische Erfahrung durch den Betriebstechnikcr' sind wissenschaftlich durchforscht und wiederum für die Proris nutzbar gemacht worden. Vergeude keine Energie. sondern nütz« sie, das ist der Grundsatz, der der Ausstellung zugrunde gelegt ist. Es ist für die Wirtschafklichkeit im Zeichen schärffter auslandischer Konkurrenz nicht gleichgültig, ob eine Trans- Mission auf Dronzelagern läuft oder Kugellager eingebaut sind. Es ist Zeitersparnis, wenn Werkstücke, wie Wellen, Zylinder usw.. mit der Meßuhr statt mit der Schublehre, der Mikrometerschraube oder aar mit dem Taster gemessen werden. Vielleicht frißt ein einziger beim Nieten ständig zuviel gemachter Hammerschlag im Laufe der Zeit mehr Arbeitslohn auf, als eine Maschine kostet, die mit wohlberech- netem Schlag diese Arbeit macht. Tausend Möglichkeiten bieten sich dem Ingenieur und oft genug, auch dem einfachen Arbeiter und Handwerker, um Aenderungen und Ersparnisse bei der Produktion zu finden. Damit wird an falscher Stelle verschwendete geistige Energie freigemacht für nutzbringendere Arbeit. Die Ausstellung ist eine Wanderausstellung, in der hervorragende Beiriebe Teile ihrer Fabrikationsmeihoden der Allgemeinheit zugänglich gemacht haben. Einzelne Firmen unterstützen mtt der Ausstellung von neuzeitlichen Meß- und Uutersuchungsgeräten und mit der Darstellung ihrer psychotechnischen Prüsungsmethoden. Nicht nur Unternehmer großen und kleinen Stils, sondern auch Arbeiter und Angestellte finden manche Anregung.
Linienveränderungen bei der Strahcnbah«. Am 1. Dezember treten die folgenden Aenderungen im Siraßenbahnverkehr in Kraft: Die Linie 64 wird vom Schloß- platz weitergeführt über König-, Spandauer , Kaiser-Wilhelm»Str„ Rosenstraße. An der Spandauer Brücke, Hackescher Markt, Rosen» ihaler Straße, Neue und Alte Schönhauser Straß«. Schön- hauser Tor, Schönhauser Allee , Senefeldcr Platz, Weißen- burger bis Danziger Straße. In der Richtung nach Span» bau fahren die Wagen bis auf weiteres vom Hacke- schen Markt Markt über Friedrichsbrücke, Kupfergraben, Linden- tunnel.— Die Linie 78 wird vom Schönhauser Tor ebenfalls wie die Linie 54 bis Weißenburger, Ecke Danziger Str. verlängert. Die Linie 13 wird vom Ringbahnhof Frankfurter Allee im Zuge der Frankfurter Allee bis zur Rosenfelder Sir. gesührt.— Die Linie 57 wird über Jnvalidenstr., Neues Tor, Luisenstr., Karlplatz umgeleitet.— Die Linie 02 verkehrt vom Fehrbelliner Platz anstatt durch die Westfälische Str. über den Hohenzollerndamm bis Roseneck.— Auf der L i n i e 5 2 tritt ein neuer Fahrplan in Kraft, der einen 15-Minutenoerkehr während des ganzen Tages bis Tem- pelhof, Genraniaftr., Ecke Rohdestr. anstatt bisher nur bis Dorf- strah« vorsieht._ So soll da? Leben sein...? „So ist das Leben", heißt ein Film, zu dessen erster Besichiiguna die Deutsche Le h r f i l m g e s e ll s ch a ft einlud. Leider muß gesagt werden, daß es ein schlechter Film ist, verzerrt geschen und manchmal recht kitschig. Ab und zu nur ist etwas von dem Rhythmus der Arbeit zu spüren. Die segensreichen Einrichtungen der sozialen Dersicherungen sollen in diesem.Lehrfilm" mit einer Handlung verknüpft gezeigt werden. Ganz abgesehen davon, daß dem Lehrfilm in dem Abschnitt Geschlechtskrankheit die elementarsten medizinischen Kenntnisse mangeln, zeigt er auch sonst die gewifl segensreichen Einrichtungen in einem zu rosigen Licht, so daß der Film in Arbeiterkreisen Kopfjchütieln oder gar Ablehnung hervorrufen wird. Mit fabelhafter Geschwindigkeit wird, zum höheren Ruhme der Einrichtungen, der Krank « in di« Erholungsstätte» g«-
schickt, denn die Vertrauensärzte lauern nur darauf, jemand in Heilstätten schicken zu können und ähnliches—— daß sich der Wissend««ine» ironischen Lächeln« nicht erwehren kann. Mit diesem Film ist der guten Sache wirklich nicht gedient. Darüber trösten auch so wunderliche Erscheinungen nicht hinweg, daß mit dem Laufe der Jahre zwar die beiden Helden aus Knaben junge Männer werden, das guispielend». Mädchen aber im Wachstum unverändert bleibt. Glücklicherweise wird sie dann als Braut ausgewechselt und braucht so nicht als Kind in ihr Siedlungshaus zu ziehen, das sich der junge Schlosser— so liebenswürdig ist das Leben nun mal— mit Leichtig- keit von seinem hohen Lohn beschafft. Der Film hat zwei Jahr« zu seiner Fertigstellung benötigt. Man ist versucht zu bedauern, daß er überhaupt fertig wurde._
Freigabe öes Wohnuogstausches i Angeregt durch verschiedene Artikel in Berliner Blättern, de- zeichnet„Völlige Freigabe des Wohnungstausches", schreibt uns der Ortsverein Potsdam desReichsbundesdeutscherMieter: Unzweifelhaft stammen diese Artikel aus Vermieierkrcisen. Der Zweck dürfte wohl jedem Mieter klar sein. Am 26. Juli 1323 lver- ösfenilicht im Reichsaesetzblatt 1923 I Seite 754 ff.) ist das Woh- nungsmangelgesetz erlassen worden. Im Z 8 dieses Gesetzes ist die Regelung über den Wohnungstausch ausgesprochen. Nach diesem Paragraphen können Personen, ganzjjleich, ob innerhalb des Reiches oder Innerhalb eines Ortes, ihr« Wohnung miteinander tauschen. Hierbei ist Voraussetzung, daß die Vermieter der Tauschbeteiligten ihre Zustimmung geben. In den Fällen, wo sie versagt wird, kann !ie durch das Mieteimgungsamt ersetzt werden, wenn erwiesen wird. taß der beabsichtigte Tausch bzw. der Einzug des Tauschpartners für den die Genehmigung versagenden Vermieter keine Unbilligkeit ist. Die Kommentare haben in ihren Ausführungsbestimmungcii Unbilligkeit angenommen, wenn eine Wohnung nicht mehr ihrer Zweck- bestimmung dienen soll, oder aber Gründe, die in der Person des etwa einziehenden Mieters liegen und den Vermieter berechtigen. seine Ziistininmng zu dem Tausch zu versagen. Di« von den beider- seitigen Vermietern erteilten Zustimmungen sind, und zwar ebenfalls nach Z 8 des Wohnungsmangelgesetzes vom 26. Juli 1323, dem zuständigen Wohnungsamt zur Genehmigung vorzulegen. Hat das Wohnungsamt seine Genehmigung innerhalb der vom Tage der Einreichung der Zustimmungen laufenden Frist von 14 Tagen nicht erteilt, so gilt die Genehmigung ol» gegeben. Die Bezeichnung des Artikels„Völlige Freigabe des Wohnungstausches" ist also unzu- treffend. Das Wohnunasmangelgesetz ist. soweit es den Wohnungstausch zwangsweise regelt, nicht aufgehoben worden. Der Sinn und Zweck des§ 8 des Wohnungsmangelgesetzes ist. aus- gleichend zwischen Mieter und Vermieter zu wirken bzw. den Mtcier gegen die Willtür der Vermieter zu schützen. Eine Neuerung in dieser Gesetzesbestimmung ist njcht eingetreten, wie hiermit nochmals ausdrücklichst betont wird. Wir raten daher ledcm, der sich über Rechtsfragen, die sich aus dem Mietverhältnis heraus ergeben, informieren will, sich an die fast in allen Orten Deutschlands von uns gebildeten Ortsoerein« zu wenden.
Zwei Kirchenkaffeueinbrvche. Räch dem nächtlichen Besuch zweier ZeitungSbeirieb« haben sich die Knacker der Kircke zugewandt. In der Linden- straße l4 drangen sie mit Nachschlüsseln in die Geschäsisräume de» Konsistorium» der Provinz Brandenburg im ehe- maligen KammergerichtSgebäude ein.„knabberten" einen Schrank auf und erbeuteten 2000 M.— Bei der Zentralkasfe der Luisengemeinde am Kirchplatz in Cbarlottenburg. bei der sie ebenfall» mit Nachschlüsseln die HauStür und die Bureautür öffneten, fanden sie in dem aufgeknabberten Schrank 3660 M. Hier batte nacht« auf dem Hofe ein Hund angeschlagen, aber niemand im Hause darauf geachtet._ Synagogen einbruch. In der Nacht vom 28. ,uln 29. November erbrachen Dtebe durch Nachschlüssel die Synagoge B l u m e n st r. 9ö, Hof l Trepp«. Sie erbeuteten Tilbergerät. Toramäntel und wertvolle, goldgestickte Tecken. Ferner erbrachen sie die Obter- kaff« und entleerten sie ihre» Inhalt». Von den Dieben fehlt jede Spur. Lllder. für das Arbeiterheim. Gute und billige Bilder für Ver- losungen. Ausstellungen und andere Vsranstilwngen können von Arbeiterorganisafionen durch den Haupiausschuß für Ar- beiierwohlsahrt.«.V., Berlin EW. 68, L i n d e n st r. 3, bezogen werden. Die Bilder werden in Serien von 17 Stück, ge- rahmt und ungerahmt, abgegeben. Der Preis stellt sich für die ungerahmt« Serie auf 4L0 M. und für die gerahmten Bilder auf 35 M. Porto und Verpackung gehen zu Lasten des Empfänger». Schneeflur« in Westdeutschland. Ununterbrochen gehen bei heftigen Winden große Schneemassen über die Ardennengebicie und die Eifel nieder. Der Schnee hat ein« Hohe erreicht, wie sie seit langem nicht mehr gesehen wurde, und verursacht zahireiche Verkehrsstörung«» jeder Art.