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Organisation der aus Elsaß  -Lothriogm'vertriebenen verwahrt sich auf das entschiedenste gegen eine Unterstellung, als würden sich vertriebene Elsaß-Lothringer zu einer solchen v e r a b» scheuungswürdigen Tat bereit finden. Tis im Hilfsbund für die Elsaß-Lothringer im Reich organisierten Vertriebenen hegen den heißen Wunsch, daß es unserem deutschen   Datcrlande gelingen möge, in Frieden, Ruhe und Ordnung seinen Wieder« aufstieg fortzusetzen. Rur aus diesem Wege wird es auch den ven Haus und chof vertriebenen Elsaß  -Lothringcrn, die bisher für den Verlust ihrer Habe und ihrer Existenz vom Reich nur völlig ungenügend entschädigt worden sind, gelingen, wieder zu einer Heimat und zu einer Existenz zu kommen.
Die Eüelften üer Nation. Ein Tuellprozeß in Hinterpowmern. In das Treiben gewisser rechtsradikaler Kreise leuchtet ein Prozeß hinein, der gegenwärtig vor dem Landgericht in Stolp  geführt wird. Dort steht der Rittergutsbesitzer von Somnig mit seinen.Standesgenossen- von W-iher, von Pirch. Hewclte. Zinders, dem früheren Staatsanwalt von Könen und dem Major Kraft von Ramin vor den Geschworenen, sämtlich angeklagt wegen Zweikampfes mit tödlichen Waffen und wegen Kortelltrogens, von Somnitz außerdem wegen Zweikampfes mit tödlichem Ausgang. Somnitz hatte mit Weiher, Pirch und Hewelle im Sommer dieses Jahres ein Duell auf Pistolen und am gleichen Morgen ein viertes Duell mit einem Gutsbesitzer von Kohl, den er tödlich verletzte. Die Ursache diese» Zweikampfes lag in poli- tischen Auseinandersetzungen. Die Führer der Pom- merschen Agrarier sind zum großen Teil völkisch-putschistisch gesinnt und sammeln aus ihren Gütern, wie ihre Kollegen in Mecklenburg   und Ostpreußen  , die Putschbanditen als sogenannie .Landarbeiter." Somnitz soll sich mit einigen anderen gegen diese Bandenbildung gewehrt und jede Unterstützung für sie ab- gelehnt haben. Die Folge war. daß man Somnitz in seinen Kreisen boykottierte und ihn durch Schikane und Drohungen einzuschüchtern drohte. Schließlich wollte man chn als ehemaligen Gardeosfizier in der.Gesellsch-öst" unmöglich machen, indem man chn verprügelte. Bei Gelegenheit einer Jagdgesellschaft bei einem Gutsbesitzer im Lauenburger Kreise stellte man Somnitz, provozierte ihn und siel dann gemeinsam über ihn her. Darauf sandte der BerprügeUe den Hauptbeteiligten die Fmderung zum Duell. Diese suchten zunächst zu kneifen und behaupteten, Somnitz sei nichtsatissaktionssähig', weil er nicht national denke und Revolutionär sei. Mehrere Ehren- geeichte von ehemaligen Offizieren stellten aber die.Satisfaktion?» fähigkeit" des Verprügelten fest und daraus fand am frühen Morgen des 3. Juli in der Nähe des Schützenhauses von Stolp   der vier- fache Zwei kämpf statt. Bei dem vierten Kampfe wurde Kohl( in den Oberschenkel getroffen, der Schuß verletzte eine Schlagader. so daß der sofortige Tod die Folge war. Vor Gericht verweigerten die Angeklagten zunächst jede Auskunst über die Ursachen des Streitsalles, wie Somnitz hinzufügte, um nicht.neuen Haß" auskommen zu lassen. In Wirtlichkeit will man jedoch nicht vor der Oessentlichkeit die Dandenbildungen erörtern und die Aufmerksamkeit aus Dinge lenken, die schließlich selbst den so nachsichtigen Oberreichsanwalt interessieren könnten Das Gericht hat augenscheinlich keine Neigung, in die Dinge tiefer hineinzusteigen denn es hat keine Zeugen geladen, die die Schweigsamtest der Angeklagten brechen könnten Und doch wäre es rnzch in diesem Duell-Prozeß von Wichtigkeit, festzustellen ob es wahr ist. daß die pom merschen Agrarier mit völti- scher Gesinnung den Plan hotten. Pommern   von Preußen loszureißen und es mit Ostpreußen   und der Grenz- mark zu einem besonderen Staat zu vereinigen. Der Ausgang des Prozesses ist, soweit die einzelnen Personen In Frage kommen, ohne Belang. Die politischen Hinter- g r ü n d e. die dos Gericht augenscheinlich nicht aufhellen will, wären allerdings von größerer Wichtigkeit. Aber da es sich um den.Stand" ehemaliger Offiziere und Rittergutsbesitzer handelt, so wird man in Pommern   nicht geneigt sein, diese.Stützen der Gesellschaft" in ihrer Nacktheit zu zeigen!
feine LandesvSter um die Kronen der russischen Randstaaten rauften. Die Kriegsbegeisterung mußte in weiten Volkskreisen scizwinden, wenn diese sahen, sie bluteten für den K r o n e n- und L ä n d e r e r w e r b der d e u t s ch e n Fürsten. Die Erinnerung an die Vorgänge von damals hat heute mehr als nur historisches Interesse. Die Zeiten haben sich ge- ändert, die Charaktere sind unverändert geblieben. Statt neue Kronen zu erwerben, verloren die Fürsten durch ihre Schuld auch die alten. Aber das Schachern haben sie nickst aus- gegeben. Nicht aufgegeben haben sie die Vorstellung, daß sie dazu da sind, im Glanz des Reichtums zu prunken, während die Masse des gemeinen Volkes für sie zu schanzen und zu fronen hat. Ging's einst um Kronen, so geht es jetzt um Mil- lionen. Deutschland   muß nur die Fürsten   kennen dann bleibt es Republik  !
Lonöon unü üie Deutschnatkonalen. Zurück an die Futterkrippe marsch, marsch! Die Unterzeichnung der Locarno-Verträge   in London  hat in der deutschnationalen Presse der Reichshauptstadt nicht das einheitliche Echo erweckt, auf das man bei einem so wich- tigen Ereignis rechnen konnte. Ist es nicht eigenartig, daß drei führende deutschnationale Blätter mit keiner Zeile den gestrigen Tag besprechen? Weder in derKreuz- z e i t u n g  ", noch imLokal-Anzeiger", noch im Tag" wird zu der Tatsache der Unterzeichnung oder zu den ausgetauschten Reden Stellung genommen. Wo bleibt da der laut und pathetisch oerkündete wilde und rastlose Kampf gegen denVerrat an deutschem Lande", gegen dasdritte Versailles  "? DerVerrat" ist nun feierlich vollzogen worden, dasdritte Versailles  " unterzeichnet und besiegelt und drei führende deutschnationale Blätter schweigen dazu?! Es hat fast den Anschein, als ob mit diesem Schweigen eine bestimmte Taktik verfolgt würde. Der bramarbasie- rende Kampf der Deutschnationalen gegen das Werk von Locarno   in den letzten Wochen war also nur zur Beruhigung und Irreführung der rebellierenden Parteifreunde aus dem Lande bestimmt. Jetzt gilt es, so schnell wie möglich wieder in die Regierung zurückzukehren. Dieser Eindruck wird bekräftigt durch die Kommentare des einzigen Blattes, das zu dem llnterzeichnungsakt von London   aus­führlich Stellung nimmt, derDeutschen Tages- z e i t u n g". Dort wird vomKampf der Rechten" gegen Locarno   nur noch in der Vergangenheit gesprochen. Aber die Scklußsätze des Artikels, die sich auf die Zukunft beziehen, lassen jede Spur von Kampfeswillen vermissen. Im Gegenteil: man stellt sich wieder einmal aus den bewußten Boden der gegebenen Tatsachen: .Aber wie dem auch sei, Locarno   Ist unter- schrieben, wenn auch bis zum Völkerbundseintritt Deutschlands  noch nicht in Kraft. Mit dieser außenpolitischen Tatsache von großer Tragweite haben wir zu rechnen, einerlei, wie man zum vertrag selbst steht. Eine Hauptaufgabe der Zukunft auf außenpolitischem Gebiete ist es, diejenigen Schichten und politischen Kreise im deut- schcn Volk, deren geistige Einstellung sie für eine entschieden natio- nale Politik zugänglich macht, über die Parteien hinweg zu sammeln, auf einfachen, klaren nationalen Linien ein ge- nieinsames Ziel rechtzeitig festzulegen und die aus solcher Willens- tonzentration erwachsende Kraft politisch nutzbar zu machen, um die Gefahren des Locarno  -Paktes zu mildern, alle Möglichkeiten auszunutzen und damit trotz allem die Durchführung einer wahren deutschen   Befreiungspolitik anzubahnen." Sieh mal an! Roch keine Woche ist verstrichen, seitdem die Deutfchnationalen erklärten, sie würden niemals die Rechtsgültigkeit der Locarno  -Verträge anerkennen. Jetzt muß manmit den Tatsachen rechnen",die Kräfte sammeln" undjede Möglichkeit ausnutzen". L kmita la eomedia! Die Ablehnungsposse ist beendet. Jetzt beginnt
Daniel in Doorn. Von Georg von der Bring. Daniel Schäfer, einem frommen Mann«, ist esvergönnt ge- «esen, in Doorn   weilen und seine Beobachtungen machen zu dürfen". Zurückgekehrt, hat selbiger Daniel in seiner Verwirrung nichts Eiligeres zu tun gehabt, als mit Sonne im Herzen ein Traktätchen zu schreiben, dem sodann ein gewisser Sonnenweg-Berlag den Weg ans Sonnenlicht geöffnet hat. In diesem Reisebericht, betiteltDie Wahrheit über Doorn", wird nun dem betrübten Bürger unserer Zeit allerhand herzbewegen- des erzählt. Die wesentlichen Beobachtungen unseres Daniel sollen hier wörtlich mitgeteilt werden. Die Verpflegung war so reichlich und gut, daß wir uns ganz als kaiserliche Gäste fühlten."(Dein Wanst ist bestechlich, Daniel!) Die Kaiserin trug einen einfachen grünen Mantel."(Wir müssen mal für sie sammtn, Daniel!) Jeden Arbeiter grüßt er mit einem Händedruck und steckt ihm persönlich die Zigarre oder Zigarette an."(Man sollte es doch noch- mal mit ihm probieren, Daniel.) Es ist Tatsache, daß der Kaiser mit der Hochzeit mindestens drei Jahre lang warten wollte, indessen der holländische Nebel verhinderte es."(Der holländische Nebel war auch dir nicht zu- träglich, Daniel.) Es ist nicht wahr, daß der Kaiser eine neue Religion des Christentums schaffen will."(Und das hatten wir so bestimmt ange- nommen, Daniel!) Der Spaziergang des Kaisers in IX Iahren reicht im Längen- maß bis Moskau  ."(Das muß in die Rechenbücher, Daniel.) Wir sehen das Holzhaus, wo et in IX Iahren tausende(!) von Baumstämmen sägte, um seine Nervenkraft aufrecht zu erhalten." (Um fein teures Leben sich selbst und den Unentwegten zu erhallen.) «Als ein Erinnerungswort, um das ich ihn bat, schrieben Kaiser und Kaiserin in mein Gedentbüchlein: Joh. 15, 5Ohne mich könnt ihr nichts tun!" Ohne wen nun, armer Daniel, ohneSie" oder ohneIhn"? Kinder und Narren gehen unbeschädigt durch das Tal der Lüge. Der süße Daniel, der gleich seinem biblischen Namensvetter In der Löwengrube weilte, hat dieses nicht einmal bemerkt, er ist gleich den drei Männern ganz ohne Brandgeruch aus dem feurigen Ofen zu uns zurückspaziert. Und mehr: Sein Gefühl hat sich erbaut, und sein Gaumen ist gelabt worden. Bloß, was am schwächsten seit jeher war an dem guten frommen Daniel, der Verstand, hat eine er- schreckende Form angenommen, so daß man mit seinem Namensvetter sagen kann, Daniel 8,5: Und der Bock hatte«in ansehnlich Horn zwischen seinen Augen."
wieder die parlameni irische K risse..schicberei, um sich so schnell wie möglich wieder in einer Bürgerblockregierung zus a m- mein" und das jäh unterbrochine Werk der Ausplünderung des deutschen   Volkes zugunsten der Agrarier, Schlotbarone und Fürstenhäuser fortzusetzen. Auf Luthers Hilfe kann man sich dabei verlassen. Er hat zwar seinen Rücktritt mit der Begründung versprochen, daßdie neue Regierung so gebildet werden müsse, daß sie auch innerlich zu dem neuen inter  - nationalen Vertragswerk stehe". Aber es wird gerade Herrn Luther nicht schwer sallen, zu beweisen, daß die Deutschnatio- nalen innerlich für Locarno   seien, zumal sie neun Monate lang die Paktpolitik mitgemacht hätten. Und dann wird alle: wieder beim alten sein. Oder etwa nicht? Wird Herr S" r e s e m" n n, der noch vor vier Tagen in einer Beilage der heute so schwe�wmenKreuzzeiiniiz" als schlimmer als ein Raubmörder" bezeichnet wurde, sich einen Ruck geben und für sich und seine Partei die Zusammenarbeit mit den deutschnationalen Heuchlern ab- lehnen? Wird das Zentrum so viel Selbstgefühl aufbringen, dieses von den Herren Luther und Westarp geplante Satyrspiel zu durchkreuzen und zu seinen Kasseler Beschlüssen zu stehen? Wir werfen diese Fragen lediglich auf, ohne sie zu be- antworten, weil uns die Erfahrungen der jüngsten Vergangen- heit skeptisch gestimmt haben.
Schonen wir keinen! Die Völkischen wollen die Hetze erneuem, die Erzberger und Rathenau   das Leben tzetostet hat. Die M e ck l e n- buraer Warte" stellt ein Programm dieser Hetze auf. Sie richtet sich in erster Linie gegen Stresemann.Be- lüger und Betrüger, Dummheit und Erbärmlichkeit deutschen Rarrentums" das sind die Töne, die ein gewisser Adolf Viktor von Koerber in einem.Kampf" überschriebenen Artikel derMecklenburger Warte" gegen ihn ge- braucht. Dann heißt es weiter: Wir treten in den Kamps ein mn Tod und Leben! Es kann «in siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden, bis die Entscheidung fällt. Noch ist unsere eigene Rüstung schwach. Zwar liegen die Waffen vor uns in unserem Arsenal, scharfe, tödliche, siegoersprechende Waffen. Wir könnten dem Gegner Schlachten schlagen und gewaltige Niederlagen bereiten, Tag für Tag. Nur müssen wir auch Tag für Tag das Waffen- Handwerk übenl In einem Geiste voll haß und letztem Entschluß." Wersen wir die Brände des Zweifels hinüber in das gegnerische Lager. Schonen wir keinen mehr von drüben der führenden volks- verführenden Männer. Sprechen wir tagtäglich zu den Derführten des großen Lagers in Tatsachen und Aufrufen von einer Sprache und Eindeutigkeit, die gehört werden, die wirken muß!" Die Hetze soll keinen verschonen, weder Stresemann, noch Luther  , noch Hindenburg  . Sie soll so betrieben werden, daßsiewirtenmuß. Man weiß, w i e sie wirkt Erzberger, Rathenaul Es ist der Geist der in Mecklenburg wirkenden v o l- k i s ch e n F e m e, der aus dieser Hetze spricht. Sie bleibt nur im Bilde, wenn sie gleichzeitig Ludendorfs, denObersten Führer, den heldischsten der Helden", als Gerichtsherr bezeichnet. Eine Clique voll Haß und Mordgesinnung will die Hetze erneuern, und L u d e n d o r f f ist ihr Haupt der Anführer d.r Mordgesellen.
Protest gegen Sie Morüketze. Erklärung deS Hilfsbundes für Elsasi-Lothringen  . Zeitungsnachrichten zufolge hat dos Mitglied des bayerischen Landtages Bergwerksdirektor Adolf Wagner   im Bayerischen Landtag   anläßlich der Locarno  -Debatte sich geäußert, er könne»s verstehen, wenn ein ausgewiesener Elsaß-Lochringer S t r e s e- mann über den Haufen schießen würde. Der Hilf»- bund für die Elsaß-Lothringer im Reich, die berufene
3m Theater am Schissbauerdamm gab man gestern dasDer- h ä n g n i s v o l l e Weib",«in französisches Lustspiel von Andre Birabeau  , dessen Tllel weit mehr verspricht, ols dos Stück hält. Das Weib ist eigentlich gar nicht verhängnisvoll darin besteht der Witz des Lustspiels, sondern eine fast zu brav« Ehefrau. Um seinen Vater zur ausgiebigen Offenhaltung seines Portemonnaies zu oer- anlassen, markiert der Sohn einen Selbstmord, und zwar einen Selbsimord aus unstillbarer Liebe. Da gerade kein anderes Objekt für die vorgebliche Leidenschast zur Hand ist, sucht er sich dazu die besagte harmlose Ehefrau aus, die durch die Affäre zur bestaunten Sensation wird. In den Mittelpunkt des Interesses gerückt, halb gefürchtet, halb bewundert, lebt sie plötzlich auf. Die Handlung ist ganz hübsch erdacht, fließt ol'-r sehr schwerfällig dahin, und de.- Rest des Lustspieles ist schrecklich banal. Durch eine bemerkenswert unge- schickte Rollennerteilung wirkte es noch langweiliger als es ohnehin ist. Der Regisseur Reinhard Bruck hätte nur nötig gehabt, die beiden männlichen Hauptrollen umgekehrt zu besetzen. Mcy- Adalbert hätte nicht den Ehemann, sondern den Liebhaber aus Verlegenheit spielen sollen. den gestern Julius F a l k e n st e i n gab. Faltenstein besitzt eine prächtige Routine in der Darstellung gries- grämiger Typen. Dabei kommt ihm die natürliche Monotonie seines Tonfalls zugute, die aber In einer Hauptrolle allmählich ermüdend wirkt. Max Adalbert   konnte aus der kümmerlichen Rolle, die thm Birabeau geschaffen hat. nicht allzu viel machen. Dennoch aber er- zielte er mit seiner bekannten trockenen Komik Beifall auf osfener Szene. Sein Talent, Extempores zu machen, ist unbezahlbar. Der Beifall war außerordentlich schwach. Vereinzell war sogar Zischen vernehmbar. Dgr. Abbau bei den Thüringer Thealern. Infolge Sparmaßnahmen der thüringischen Regierung ist beabsichtigt, mit Ablauf der kommen- den Spielzeit die Landestheater in Gotha   und Sondershausen   zu schließen und die Landeskapellen von Gotha   und Metningen aufzu- lösen. Diese Nachricht erregt in ganz Thüringen   größtes Aufsehen und stärkste Proteste, da der Staat Thüringen   bei Uebcrnahm« der einzelnen Landestheater zugesagt hat, sie im alten. Überlieferten Sinne zu erhalten und weiterzuführen. Die beiden Bühnen sowie die Orchester blicken auf eine rühmliche künstlerische Vergangenheit Zurück und es soll seitens der beteiligten Gemeinden olles daran gesetzt werden, die neuen Beschlüsse nicht zur Durchführung zu bringen. Es soll vor allen Dingen versucht werden, den hohen Zuschuß, den einzelne Bühnen, so da- Deutsche Nationaltheater in Weimar  , er- kalten, herabzusetzen und diese frei werdenden Mittel den bedrängten Bühnen und Orchestern zuzuführen. Deutsche   Erfolge gegen dlejschlafkrankhell. lieber die Wirkungen des neuen Mittels gegen die Schlafkrankheit, dasBauer 205" oder Germanin" genannt wird, hat der Direktor des Belgischen Instituts für Tropenmedizin Dr. Broden ein eingehendes Gutachten veröffent- licht, dessen wesentlichen Inhalt Brüsseler Blätter mitteilen. Broden erklärt, daß die Versuche, die mitBayer 205" während der letzten drei Jahre zu Leopoldville im Kongogebiet und in Brüssel   aus- geführt wurden, gewiß sehr wichtige Erfolge gezelligt haben. Aller- dings konnte das Mittel nicht mehr heilend wirken, wenn die Schlaf- krankheit bereits im zweiten Stadium war, d. h. wenn das Nerven- fystem der Ertränkten bereits stark angegriffen war. Das Mittel
bewirkt jedoch das Verschwinden der Trypanosomen im peripherischen Blutkreislauf und verhindert so, daß der Patient noch als An- teckungsquelle dienen kann. In den Fällen, in denen das Nerven- ystem der Erkrankten noch nicht angegriffen war, wurden Heilungen n großer Pnzahl erzielt. Dr. Broden ist der Ansicht, daßBayar 205" ein fnnthetifches Mittel ist, das noch verbessert werden kann und dann die segensreichste Wirkung im Kampf gegen die Schlaf- krankheit ausüben wird. hundert 3ahre Stehkragen. Eines der wichtigsten Jubiläen dieses Jahres ist von der Oeffentlichkeil fast unbeachtet dahingegangen. Es ist nämlich nunmehr genau hundert Jahre her, seil«in Mann zum ersten Male einen Stehkragen anlegte. Die Geschichte des Steh- kragens beginnt in einem kleinen englischen Dorf, wo die Frau des Schmieds aus Ersparnisgründen dahinterkam, daß es besser sei, wenn ihr Mann zu seinem Hemd wse Kragen trage, statt an dem Hemd festgenähte. Diese Reform, die es mit sich bracht«, daß man nicht gezwungen war, das Hemd in die schmutzige Wäsche zu werfen, wenn der Kragen dreckig war, verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Nachbarschaft und hat nach und nach die ganze Welt erobert. Diese Eroberung ist wesentlich dadurch begünstigt, daß der Londoner   Kaufmann Ebenezer Brown in der Erfindung der eng- lischen Husschmiedssjattin ein Geschäft witterte und einen Kragen- laden in London   eröfsnete. Ein neues Scharlach-Serum. Aus Amerika   kommt die Kunde, daß es den New Porter Aerzten George und Glady» Dick gelungen ist, ein Serum herzustellen, das sich in hohem Matze zur Verhütung und schnellen und sicheren Heilung von Scharlach   eignet. Vel de* angestellten Kontrollversuchen wurden 115 Personen mit dem Serum geimpft. 63 von ihnen erwiesen sich daraus als vollkommen immun gegen die Krankheit. Die restlichen 55 Personen erkrankten zwar, jedoch nur in leichter Weise und konnten bereits in wenigen Tagen als geheilt betrachtet werden, nachdem sie einig« weitere In- jektionen mit dem neuen Serum erhalten hatten. Gegenwärtig wird das Serum von einer Reihe von englischen Hospitälern erprobt. Abschließende Resultate liegen noch nicht vor. Neuerwerbungen der Berliner   Nalionalgalerle. Im dritten Stockwerk der Nationalgalerie sind jetzt die jüngsten Erwerbungen ausgestellt: das berühmte Frühwerk Friedrich OverbecksChristus im Hause des Lazarus"(1315), Bildnisse und Zeichnungen von Friedrich Wa-mann und dasWitte-horn" von Ernst Friedrich Oehme aus dem Jahre l8?8. Zugleich findet dort eine Aurstell'.ma von Jugendarbeiten des Dresdner   Meisters Julius Hübncr(IS�i bis 1882) statt, die in der Hauptsache aus dem Besitz der Nach» kommen stammen. A. 1v LnoaUcharsky woknte am Sonntag der Auffäbrung seine» Ttanlpiel».Der besrelte Don Ouichotle" imTheater am Bülowplatz- bei.(5r danlle peisönliih den Darftevein, instmreibeU L>«i rn Kayhlcr, und lagle, bau er über bic eingebende Inteipretatton feine« Dramas, von dem er auch in Rußland   sehr gute Ausführungen gesehen, glücklich sei. vi« Aichle.Eesellsckast, Ortsgrudbe Bersin. beranlialtet heute im Hür» laal 33 des Hauptgebäude» der Uniberkität abend» 8 Uhr einen Vortrag von Pros Maier-Berlin   über ,3®. Fichte und da» Deutschtum".