Der Arbeitslosen mit den arbeitslosen Personen unter 21 Jahren in Deutschland vergleichen, so ergäbe sich immer noch ein Mehr an Arbeitslosenunterstützung in England um rund 3 M. pro Woche.
geftürzt und die schutzölnerischen Tendenzen in den anderen Ländern gestärkt hat. Es war die engftirnige, furzsichtige, unmorallsche Profitgier der hinter den Deutschnationalen stehenden Klassen, die Deutschlands handelspolitische Lage er. schwert hat!
Man vergleiche mit diesen Tatsachen die fühnen BehaupUnd nun wollen die deutschnationalen Schutzöllner ihre tungen der deutschen Unternehmer. In England hat der Arbeitslose auch dann Anspruch auf Unterstützung, wenn die Schuld gegenüber dem deutschen Bolte perArbeitslosigkeit verursacht ist durch Arbeitseinstellung infolge bergen hinter einer nationalen Gefte, indem sie den Schußtarifmidrigen Verhaltens des Unternehmers. In Deutsch - zöllnern in den anderen Ländern, die Verantwortung zu land bestehen dagegen immer noch die standalösen Borschriften schieben. Das ist der eine 3wed. Der andere ist, die flare Berüber das Vorhandensein der Bedürftigkeit, die erfüllt sein müssen, bevor der Arbeitslose Unterstützung erhält, obwohl antwortung der Deutschnationalen für den Dames Die Unterstügungen längst durch Beiträge Blan zu verdunkeln, so wie sie ihre Verantwortung der Arbeitnehmer und Arbeitgeber aufgefür die Politit von Locarno verdunkeln wollten. Die Linie der Deutschnationalen ist flar. Sie führt nicht zur Bolitik der Berantwortung gegenüber den Interessen des deutschen Boltes, sondern zurück in die gewissenlose nationalistische Demagogie.
bracht werden.
Das Reichsgesundheitsamt hat vor Jahresfrist eine Schrift herausgegeben unter dem Titel„ Die Ernährung des Men schen". Auf Seite 51 heißt es:
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Wenn man einem Physiologen die Preisaufgabe stellen würde,
eine Nahrung zufammenzustellen, die am längsten vorhält, so müßte Das Schweriner Todesurteil rechtskräftig.
er antworten: erst Fleischbrühe, dann Fleisch mit Kartoffeln, dann etwas Süßes. Das ist die gewöhnliche Mittagsmahlzeit! Appetif und Sättigungsgefühl haben uns wunderbar geleitet. Auch die Busammenstellung von Brot mit Fett und Fleisch( Wurst, Schinken) hat einen sehr hohen Sättigungswert."
Was hier das Reichsgesundheitsamt als gewöhnliche Mittagsmahlzeit bezeichnet, bleibt selbst den meisten Er. werbstätigen unerfüllt. Um so unverantwortlicher ist es, die Arbeitslofen einem entfeßlichen Hungerdafein zu überantworten. In der deutschen Reichsverfassung heißt es, daß für den notwendigen Unterhalt der Arbeitslosen gesorgt wird. Will die Regierung angesichts diefer Tatsachen es ver antworten, noch einen Tag mit der vom Sozialen Ausschuß beschlossenen Erhöhung zu warten?
Meisterstreich deutschnationaler Demagogie.
Bestätigung durch das Reichsgericht.
Leipzig , 3. Dezember. ( B.S.) Wie erinnerlich, waren in dem ersten Schweriner Fememordprozeß wegen Ermordung des angeb lichen kommunistischen Spizel Holz die vier Hauptangeklagten Nazou, Kalla, Schoeler und Liczta zum Lobe ver urteilt worden.
Gegen dieses Urteil hatten die brei ersten Angeklagten Berufung eingelegt, und der dritte Straffenat des Reichsgerichts hatte sich mit der Revision zu befassen. In der Revisionsverhandlung ver. trat die Verteidigung den Standpunkt, daß gegen das erste Urteil zwei wesentliche Strafverfahrensrügen zu erheben seien. Erstens einmal habe während der unter Ausschluß der Offentlichteit geführten Berhandlung vor dem Schweriner Gericht der eine Erfaßgeschworene Ber ger sich unerlaubterweise im Beratungszimmer der Richter aufgehalten. und ferner habe das Mecklenburger Schwurgericht es abgelehnt, wichtige Schriftstüde herbeizuziehen, auf die der Angeflagte Schoeler hingewiesen habe zum Beweis bafür, daß sein erstes Geständnis Sie wollen vom Dawes- Plan herunter. falsch sei. Der Verteidiger vertrat die Auffassung, daß für eine Die Deutschnationalen wollen auf der ganzen Linie in mittelbare Anftiftung zum Mord bei Schoeler die tatsächlichen Fest die Politik der unverantwortlichen Agitation zurückfallen. Sie stellungen des Urteils nicht ausreichten. Das Urteil selbst wäre wollen nach der Ablehnung des Bertrages von Locarno auch auch in fich widerspruchsvoll. Reichsanwalt Fallersleben trat dieser den 29. August 1924, ihre fünfzigprozentige Abstimmung für Auffassung entgegen. Nach längerer Beratung verkündete der Senat, den Dames Plan, ungeschehen machen. Zu diesem daß ihm die vorgebrachten Einwände nicht ausreichten, da die vor. Swede hat die deutschnationale Reichstagsfraktion eine Inter - gebrachten Berfahrensmängel nicht kaufal und daher für das Reichs pellation eingebracht, in der behauptet wird, daß die eng gericht unbeachtlich gewesen seien. Die Revision der lische Regierung feit der Ratifizierung der Dames brei zum Tode verurteilten Angeflagten wurde Gejeze zum gegangen fei und damit die Vorauslegungen gerichts als rechtsfräftig erflärt. Der vierte zum Tode ver. der Erfüllbarteit bes Dawes Blanes zerurteilte Angeflagte Licata hatte gegen das Urteil in erster Instanz stört habe. Es heißt am Schluß der Interpellation: Don Dornherein teinen Einspruch erhoben.
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lleberweisung der Sache an den 4. Straffenat geführt. Bon allen Richtern. die bei der Berurteilung Wandts vor 2 Jahren mitgewirkt haben, gehört nur noch einer diefem 4. Straffenat an, der Reichsgerichtsrat Dr. Süfner. Gerade dieser Richter ist aber zum Berichterstatter bestellt worden und hat infolgedessen einen besonderen Einfluß auf die kommende Entscheidung. Er hat an dem Urteil mitgewirkt, gegen das sich der Antrag Wandts richtet, und daher fann es zweifelhaft fein, ob er als fo unbefangen angesehen werden kann, daß Zweifel an seiner Unpatteilichkeit ausgeschlossen sind.
Diese Tatsachen werfen ein neues, höchst eigenartiges Licht auf die Art und Weise, wie am Reichsgericht der Antrag auf Wiederaufnahme dieses Verfahrens behandelt wird.
Wir haben bei dem besonderen Interesse, das der Fall Bandt Tatsachen zur Kenntnis zu bringen. gesunden hat, uns für verpflichtet gehalten, der Deffentlichkeit dieſe
gez Obuch, Rechtsanwalt.
Eine Härte im Amnestiegesetz. Beseitigung auf sozialdemokratischen Vorschlag. Aus dem Rechtsausschuß des Reichstags wird uns gefchrieben:
Das Reichsgesetz Dom 17. Auguft d. J. über Straffreiheit ( Amnestiegesez) gewährt bekanntlich Straferlaß für Strafen, die in Haft oder Festungshaft oder Gefängnis bis zu zwei Jahren bestehen, wenn die Berurteilung wegen Hochverrats, Ge heimbündelei oder gewisser Vergehen gegen das Gesetz zum Schuße der Republik erfolgt ist. Das Gesetz bestimmt weiter, daß in solchen Fällen eine die Dauer von zwei Jahren übersteigende Festungshaft oder Gefängnisstrafe um zwei Jahre zu fürzen ist. Nun hat sich die Rechtsprechung auf den Standpunkt gestellt, daß die BeStimmung über die Kürzung längerer Strafen nur in denjenigen Fällen zur Anwendung fomme, in denen bis zum Tage des Infrafttretens des Gesetzes( 21. August 1925) ein auf Strafe lautendes Urteil ergangen fei, denn ein Straferlaß habe die Feſtſegung einer Strafe zur Boraussetzung. Bei dieser Gefeßesauslegung hing es lediglich von der rascheren oder langfameren Terminsanfeßung ab, ob ein Berurteilter von der Kürzungsbestimmung Borteil hatte oder nicht. Zum Zwecke der Beseitigung dieser höchst unerwünschten Fiechtslage regte Genosse Landsberg namens unserer Fraktion eine interfratt'onelle Aussprache im Rechtsausschuß an, die gestern stattgefunden hat. Dabei jagte das Reichsjuftizministerium zu, daß in allen Fällen, in denen ein Verurteilter durch Berzögerung ber Terminsan segung um den Borteil der Strafminderung Jahre herbeigeführt werden wird.
gegangen sei und damit die Borgoll über daher verworfen und das Urteil des Schweriner Schwur gebracht ist, im na denwege eine Kürzung der Strafe um zwei
,, Da zudem auch die meisten übrigen Staaten, welche an der Reparationsfrage intereffiert sind, ihre Absperrungs. politit gegenüber der Einfuhr deutscher Waren entweder wie Frankreich noch verschärft oder jedenfalls nicht gemildert haben, richten wir an die Reichsregierung die Anfrage, ob fie bereit ist, alle geeigneten Maßnahmen zu ergreifen, um bei der weiteren Ausführung der Dames- Gesetze den daran interessierten ausländischen Stellen den Beweis zu liefern, daß es Deutsch . land durch die neuerlichen wirtschafts- und handelspolitischen Maßnahmen der englischen Regierung in steigendem Maße un. möglich gemacht wird, einen wirtschaftlichen Ueberschuß im Sinne des Dames- Gutachtens als Boraus. fegung für jede Reparationsleistung zu erarbeiten"
Ein Meisterstreich verlogener, unverantwortlicher Demagogie! Es waren die Deutsch nationalen, die als ftärtste Regierungspartei zu jener selbst mörderischen hochschutzöllnerischen Handelspoliti? getrie ben haben in einem Augenblic, als die Entscheidung über den Abbau der Zollschranken bei Deutschland war. Es war deutschnationale Politit, die uns in die 3ollfriege
Varieté.
Konzertumschau von Surf Singer.
Wer wird nicht einen Kreisler loben! Doch darf ihn jeder hören? Nein.
Man läßt uns wohl in leere Buden, Doch nicht ins Ausverkauft hinein.
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Diese Verse eines( Wolff- und) Sachsenspiegels seien in die Köpfe derer gehämmert, die es angeht. Ist die Kritik dazu da, den Agenturen ihre wohltätige Arbeit für junge unbekannte Leute abzunehmen, oder darf sie sich auch einmal an den festlich gebedten Tisch der Kunst sezen? Biele kritische Kollegen flagen barüber, daß sie von den Veranstaltungen der Prominenten mit vollen Häusern ausgeschlossen bleiben. Oder lädt man journ- aalglatt nur die Presse ein, die von den Infaffen des Adlon - Hotels gelesen wird und ihre Feuilletöne bis nach Amerifa flingen läßt!? Um des Menschen und Künstlers Kreisler willen möge das hier vermertt fein. ( Aehnlich geht's mit den Konzerten der Dug, ber
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Der Wiederaufnahmefall Wandt.
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Das wichtigste Aftenstück verschwunden! Die Verteidiger in der Straffache gegen Heinrich Bandt fenden uns zur Beröffentlichung folgende Mitteilungen: In dem Wiederaufnahmeverfahren gegen den Schriftsteller nach zwei Monaten! Heinrich Bandt sind die Aften Reichswehr ministerium beim Oberreichsanwalt in Leipzig wieder eingegangen. Es steht jezt fest, daß die entscheidende Urfunde, um berentwillen Wandt verurteilt wurde und seit Jahren im Zuchthaus fizt, in den Aften unauffindbar ist. Es muß als eine ganz ungewöhnliche Tatsache bezeichnet werden, daß aus einem Aftenstück, welches besonders geheimge halten wurde, während seiner Bearbeitung burch die Behörden das entscheidende Dokument verschwunden ist
Ebenso auffällig muß es auch für die Bearbeitung des Bieber aufnahmegesuchs bei 8uteilung an den Richter erscheinen. Die inzwischen erfolgte Aenderung in den Geschäften des Reichs gerichts hat nämlich zur Aufhebung des 5. Straffenats und zur
in der Form eines Epigramms. Nur das Sagophon fehlt. noch. Das Publitum jubelt; es hat einen Riecher für ehrliches Handwerk ( auch wenn das Talent nicht übergroß ist). Also Wiederholung. Der Einfall dünft uns schon schwächer, aber er wirft noch immer migig. Man gesteht sich noch nicht gegenseitig ein, daß man die Geschichte schon fennt. Fried läßt sich zur dritten Wiederholung zwingen. Diesmal nicht Brolojieff, sondern Contra- fofieff, möchte man jagen. Man lacht nicht mehr.
Bei Heinrich Grünfelds Abonnementstonzerten pflegte man früher nicht zu gähnen. Jegt tun es die Bänke. Welcher lindant bem alten Mann gegenüber, oder welche Not des enthronten, einst so gesellschaftsmütigen Mittelstandes! Brahms ist seit vier Jahr zehnten die Domäne von Grünfeld. Man unterhielt fich gut bei ihm, man war in bester Gesellschaft. Sein Cellofpiel, oft über. Schäßt, hat den Charakter des edlen mufitantischen Ausdrucs eher starter betont, als verloren. Selbst wenn einmal ein Ton verpakt wird. Selbst wenn einmal das Akademische im Ensemblespiel fühl wirkt. Im Adagio des A- Moll- Trios für Klavier( Ella Stedhausen), Klarinette( Leonhard Kohl) und Cello ist der Zusammentlang innig, befeelt, start. Größe des Stils bleibt unverkennbar. Den traf die
Der Reichstagsausfchuß für die befehten Gebiete befaßte fich in feiner Sigung am Donnerstag u a. auch mit den Neuanforde. rungen von Quartieren und Wohnraum durch die französischen Besagungstruppen. Im Anschluß an die Aussprache murde eine von allen Parteien unterſtüßte Ent schließung einftimmig angenommen. In diesem Beschluß wird die Reichsregierung, insbesondere das Rheinministerium, dringend ersucht, bezüglich der angekündigten Mehrbelastungen der Städte und Gemeinden in ten befeẞt bleibenden Gebieten durch vermehrte Beschlagnahme von Wohnungen und ländlichen Grundstücken mit stärt stem Nachdruck eie berechtigten Intereffen der bedrohten Gebietsteile gegenüber der Beschungs behörde zu wahren. Insbesondere wird gefordert, dahin 3 wirken, daß jede stärkere Belastung einzelner Städte auch bei Auf. hebung der Garnisonen on fleinen Blägen unter allen Umständea vermieden wird
Das Reichsweinsteuergeseh freibt vor, daß die tariflicen Bebienungsgelozuicläge von 10 Prozent nicht zum steuerpflichtigen Entgelt gehören. Der preußische Innenminister empfiehlt foeben den Gemeinden, diese Borfchrift auch bei der fommunalen Besteuerung des örtlichen Verbrauchs an Wein zur Anwendung zu bringen.
" Pinchoanalyse und Kunst war das Thema eines fehr flugen Bortrages des Herrn Dr. Hans Sachs, gehalten im Auftrag des Binchoanalytischen Instituts im Harmoniumjaal. Die Psychoanalyse ist eine ziemlich junge Wissenschaft, die sich jetzt durchzusehen beginnt. Ihrer sezierenden Wirkung fann sich nichts entziehen, auch nicht die Kunst. Gerade die moderne scheint zur Demonstration ihrer Her funft aus den Tiefgründen der menschlichen Seele sehr geeignet zu fein Sachs befiniert: Die fünstlerische Wirkung besteht nicht in der Jllufion an fich, sondern in der Tatsache erst, daß beim Aufnehmenden durch die Illusion bestimmte Affette ausgelöst werden fönnen. Der Künstler ist der Anregende, der den Aufnehmenden erst selbst imd irgendwie unalltägliche Gefühle in ihm hervorzurufen. Künstler zum Rünstler machen wird, wenn es ihm gelingt, ihn zu erheben ift, mer uns ein Stüd feines Eigenerlebnisses vermittelt, nicht erzählt. Aber fein wirklicher Künstler fann schaffen ohne die Sehnsucht nach widerhall. Sehnsucht kann ihm, der ja im allgemeinen ein Einsamer it, ganz unbewußt sein. Hat er diesen Willen nicht, so ist er fein Rünstler, vielmehr nur ein Spieler. Die Spieler sind allenfalls Kunsthandwerker, nicht Kunstbesessene, die ihren Lagtraum verbrängen und ihn befreiungssuchend gestalten. Für wahres Künstlertum gibt
Reiner von den bewährten Musikanten der legten Konzertwoche Bach- Feier der Freunde alter Musit" durchaus nicht, persönlichen Ruhm, persönliche Berehrung. Alles muß dem Werfe
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Giannini u. a.) zieht die Menschen so an, nicht Bertram, nicht Tehnánni, nicht Sturbi und nicht Busch füllen schmale Sale fo gänzlich wie der mit ber Fanfare amerikanischer Reflame arbeitende Erno Rappé! Die Bogen der Begeisterung ftürmen über die Ufa hinweg. Dieser Kapellmeister hat sich ein Orchester von 100 Mann zusammengestellt, der Konzertmeister ist Boris Kront. Man be. gleitet nach einer sozusagen originalen Mufit( Rappé, Heymann u. Co.) die Vorgänge eines Films, man umschmeichelt die Tragit mit aufrüttelnden, die Humore mit nedischen Tönen und jetzt an die Spize ein Quodlibet aus Bajazzi". Der Leon- Cavalier auf dem Bodium hat feinen großen Respekt vor diesem Berf; aber wenn er eine Phrase wirklich echt wiedergibt, so hit er das mit foviel Geschid und Schmiß, soviel Begeisterung und Willen, daß ein sehr gutes Drchefter die nötige Borstimmung für Jannings und das„ Barieté fchafft. Die musikalische Illustrierung ist, auch ohne mechanische Apparatur, eine vollendete, so vollendet, daß man sie zuweilen gar nicht bemerkt. Wer da achfelzuckend lagen möchte:„ Es tut mir in der Seele weh, daß ich dich in der Gesellschaft seh", dem sei versichert, daß in dieser gesamten Wirtungsbrutalität von Bild und Mufit mehr Geist und Unterhaltung stedt als in einem halben Monatsprogramm der Berliner Konzerte, die ja an Buntheit, nicht Interesantheit dem Barieté verzweifelt ähneln.
Vornehmste internationale Unterhaltungsmufit brachte Ostar Fried am letzten Sonntag. Das Sinfonieorchester in allerbefter Form. Schwungvoll, flingend. Den Lärm und die Stille, den Duft und das Festliche der beria " von Debusin laffen wir wohlig in uns eingehen. Wie neu war das alles vor 20 Jahren, wie gefällig erscheinen uns diese Impressionen heut, wie begabt selbst das Spiel mit der Orchestergitarre! Sinn für Form hält auch Kontur lojes felt zusammen; was nicht auseinanderfließend schien, bleibt heut im Ohr schon zart umriffen haften. Der Willfür sind durch Begabung glihernde, Leben almente Schronten oefekt. Der Marth aus der Liebe dreler Orangen" con Profofieff ist höchst drastisch, wikig, in aller Primitivität und Kürze doch start mit Ironie gepfeffert. Man ist auf das Ganze gespannt. Ein Bonmot,
Cembaloton den Geiger Hermann Diener zum G- Moll- Konzert welch ein begleitete. Bei aller gefunden Auffassung Bachs- welch ein Mangel an Größe, an Liebe, an Tonfülle! Erst bas Solospiel der wundervollen Cembalistin Alice Ehlers ( der Besten neben der Landrowska, nicht nach ihr) zeigte, wie man bachisch denken, fühlen, spielen foll. Das ist nicht philologisch lehrbar, deutbar; aber empfunden wird es: man hat ben Bach- Stil oder man hat ihn nicht. Die Ehlers hat ihn. Hic Rhodus, hic salta.
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gelten, nicht dem Schöpfer selbst, ber hinter seiner Tat verschwinden mird. Im Verhalten des Künstlers liegt gleichsam der Beweis für die Ehrlichkeit feines Tagtraums, den er, und fei dieser noch so absurd und schlecht", ohne jedes Schuldgefühl zu Ende führen foll. Belcher Künstler darf hier noch von sich glauben, wahrhaft groß zu fein? Mit Recht schimpft man auf alle Macher in der Kunst. Freilich, die Macher im Bublifun find auch nicht beffer. Sicher find, was fachlich natürlich gegeben ist, Rünstler und Stunftempfänger im Proletariat die ehrlichsten.
ergo.
Der gefährliche Lippenffift. Seit einiger Zeit ist von den Aerzten die Beobachtung gemacht worden, daß junge Mädchen, welche, um schöne frische rote Lippen vorzutäuschen, diese mit Lippenstift herstellen, an harinädigen Magen und Verdauungs. ftörungen leiden. Wie nun festgestellt ist, find diese Krentheits erscheinungen nur durch die Verwendung des Lippenstifts hervor. gerufen. Solange zu diesen Stiften unverdorbenes Material und feine Anilinfarbstoffe verwendet werden, ist die Gefahr nicht lo groß. Es werden aber auch Fabritate in den Handel gebracht. die durchaus gefundheitsschädlich wirken, da auch nur die kleinste Dosis dieser Fabrifate, die beim Gebrauch unvermeidlich in den Magen gelangt, schon Berdauungsftörungen hervorruft. Besonders gefähr. lich aber wirken diefe Lippenstifte jetzt bei der falten Jahreszeit, mo bie Lippen oft infolge der Kälte auffpringen. Werden solche wunden Lippen noch mit einem Lippenstift bemalt, fo fönnen leicht gefähr fiche Blutvergiftungen entstehen, die unter Umständen zum Tode führen.
Ein fleiner gemischter Chor unter Führung Kurt Doeblers flingt bei aller sachlichen Atturatesse noch höchst reizlos. Mindestens die Männerftimmen lassen Schmelz und Bornehmheit vermissen. Lateinische Gesänge von Thiel und Gallus wurden andächtig und faft ganz fauber gefungen. Der Dirigent möchte das merti man ter Intensität seiner Bewegungen an Eindringliches erzielen. Er arbeite weiter, er fichte und ergänze das Material. Er laffe auch die Stimmung des Abends nicht durch schwächliche Weihnachts improvisationen an der Orgel untergraben( was nichts gegen den Orgelspieler Ernst Kurth besagen foll). Manfred Leman. domsti war schon in befferer Verfassung, als an dem Propagandaabend des Jumal".Berlaas. Bei frommen, liturgienahen Gefängen in Engels Rompofition verjagte gerade das Tenorale der schönen Stimme, die schnell stumpf und müde wurde. Nebenan Schmetterte die schönste Koloratur ber Grete Stüd golb in die Blüthner- Lüfte. benta Ticharich, fo jung fie ift, weiß wie eine reife Künstlerin zu feffeln, zu gestalten, Bach in 30 Bariationen immer neu, immer herber, wohliger romantischer zu färben. Ein großes Talent! Eva Liebenberg verteidigt schon den Ruf einer ersten deutschen Liedersängerin Die große, blühende, echte Altftimme gab allerdings im Brahmsschen Lied nicht legten sprachlichen Aus dem Conde der flachen Redifulfur. Auf Weifung des griechischen und gesanglich- beseelten Ausdrud her. Gottfried 3eelander Ministerpräsidenten hat die Polizei eine Verordnung erlaffen, nach der weib. stellte mit warmem, üppigem Celloton und als höchft musitalischerliche Personen im Alter von über 12 Jahren den Rod nicht fürger tagen Interpret Beriationen von Respighi zur Distussion. Sie fei dürfen als 30 gentimeter fiber dem Boden. Für Minderjährige werden verschoben, bis zu dem blaß scheinenden Wert eine andere als bleiche die Eltern zur Berantwortung gezogen. Berstöße werden polizeilich ge Klavierbegleitung erschienen ist!
ahndet werden.