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2. Sellage öes Vorwärts

frektag, 4. Dezember 1925

Krise unö Lohnpolitik. Hoher oder niedriger Lohn?

Im Zusammenhang mit der schweren Wirtschaftskrise, die auch in England noch immer besorgt erörtert wird, stehen alle die Versuche, durch Verbesserung der Organisation auf der einen Seite, durch Herabdrückung der Kosten, ins- besondere der L o h n k o st e n auf der anderen Seite, die einzelnen Industrien wieder absatzfähig zu machen. Jede einzelne Industrie sucht aus ihrer inneren Verflechtung mit dem Markte heraus diesen Weg zu gehen, trotzdem man bereits erkannt hat, daß er für die Gesamtheit der Volkswirtschaft an sich wider- spruchsvoll ist. Man muß beinahe sagen, daß die Liquidation der Krise nur dann gelingen kann, wenn die Unternehmer als Schicht in ihren Bemühungen um die Verbesserung des Produk - tionsaufbaus Erfolg haben, wenn aber auf der anderen Seite ihre Absicht, die Löhne herabzusetzen, fehlschlägt. Denn nur dann können sie ja für die erweiterte Produktion, die in der Rationalisierung liegt, Absatz finden. Der Widerspruch der kapitalistischen LohnpoNtik. Das ist ein Zusammenhang, der leider noch immer im Prinzip verkannt wird. Auch in Deutschland finden ständig notwendige Um- stellungen der Betriebe statt, die eine Erweiterung der Produktion geradezu zur Voraussetzung haben. Diese Um- stellungen setzen die Kosten der Produktion herab und würden meistens bei Fortdauer der bestehenden Marktlage einen glatten Absatz der Produkte möglich machen. Wenn aber gleichzeitig die Arbeitslosigkeit um sich greift und die Löhne sinken, so verschlechtert sich ja die Marktlage und auch die ver- besserte und verbilligte Produktion kann keinen Absatz finden. Dieser innere Widerspruch der kapitalistischen Entwicklung auf der einen Seite, der Lohnbewegung auf der anderen Seite, ist für den Aufbau der europäischen Industrie charatte- r i st l sch. Er hat sich daher auch immer nur unter heftigen Er- schütterungen vollzogen. In der amerikanischen Industrie scheint in höherem Maß« als in Europa sich die Erkenntnis durchgesetzt zu haben, daß jeder Versuch zu einer Steigerung in der Leistungs- fähigkeit der Industrie verhängnisvoll scheitern muß, wenn nicht die Aufnahmefähigkeit des Marktes gleichzeitig wächst, d. h. also die Löhn« und Gehälter steigen. Bekanntlich hat ja Henry Ford diesen einfachen theoretischen Gedanken auch im Aufbau seines Unter- nehmen? zum Ausdruck gebracht. Jedenfalls behauptet er, nicht die Praxi» der Drosselung de« Lohnniveaus zu befolgen, die in Deutsch - land früher da» Akkordsystem so verhaßt gemacht hat, und eine Quelle ständiger Reibereien zwischen Gewerkschaften und Unternehmer- verbänden bildet. Amerikas Erfahrungen. Im Gegensatz dazu hat in Amerika das Lohnniveau immer, schon lange bevor Ford diese These in so zugespitzter Form vertrat, eine ziemlich steil aufsteigende Linie gezeigt. Es war immer die Ueberzeugung verbreitet, daß der Lebensspielroum der Masse durch Verbesserung der Produktion breiter werden könne und müsse, und es war selten die Besorgnis vorhanden, daß eine steigende Lebenshaltung der Arbeiterschaft die Masse unzu- frieden, aufsässig und schließlich politisch gefährlich machen könne. Freillch war die amerikanische Industrie keineswegs ein Ideal und es gab immer sehr viel Lohndruck, Schwitzarbeit, Ausbeutung der Einwanderer, Verfolgung der Organisationen, rück- sichtslose Ausnutzung der Konjunkturen seitens der Unternehmer. Ader trotz alledem, trotz der völligen Ohnmacht der sozio- listischen Partei und trotzdem die kapitalistischen Unternehmer und ihre Verbände stets auch politisch das Heft in der Hand hatten, hat sich doch verhältnismäßig früh eine breite Masse amerikanischer Arbeiterschaft mit gehobenen Lebensbedingungen her- ausgegliedert, und hat einen immer wichtigeren Teil des amerika- nischen M a r k te s gebildet. Die Kaufkraft dieser Arbeiterschaft z u erholten und zu erweitern, wurde bald als wichtigstes Interesse der Unternehmerschaft erkannt, und so kann

man sagen, daß sich derjenige Teil der nationalen Gesamtproduktion, der auf den Konsum der Arbeiterschaft entfällt, ohne wesentliche Rückschläge erheblich ausgeweitet hat. Dem entspricht auch die amerikanische Auffassung, wonach bei den großen Naturschätzen der Union und in dem weiten, unbegrenzten Raum die Möglichkeit günstigen Verdienstes für jedermann gegeben sein müsse. Auf dem Boden dieser Anschauung hat sich die Auffassung der Interessen- solidarität zwischen der Produktion auf der einen Seite und der Arbeiterschaft auf der anderen Seite entwickeln können, die so beut- lich von dem gleichlautenden europäischen. Schlagwort absticht. In Amerika glaubt man. daß das Mrlschaftsleben im ganzen nur gedeihen kann, wenn die Löhne hoch sind. in Europa formuliert man diese Interessensolidarität umgekehrt: die Arbeiter mühten sich mit. niedrigeren Löhnen zufrieden geben, damit die Industrie gewinnbringend arbeiten und so dauernd Arbeitsgelegenheit bieten könne. Die amerikanische Industrie hat also erkannt, daß Rationalisierung und Steigerung der Leistungs­fähigkeit nur eine Seite eines Entwicklungsprozesses sind, in welchem der Massenkonsum rasch wächst, während man in Europa vielfach noch in privatwirtschastlichen Vorstellungen befangen, niedrige Löhne als Voraussetzung einer günstigen Gechäftslagc an- sieht. 2n Europa ist die Idee entstanden, daß der Lohn eine Belastung der Industrie sei, daß die Sozialpolitik die Konkurrenz- fähigkeit herabsetze. Diese Denkweise bildet geradezu einen Hemmschuh für die Entfaltung der Mrtschaftskrä'te, weil sie die rechtzeitige Erweiterung des Marktes immer wieder verzögert, weil sie keine großzügige Ausgestaltung der Produktion ermöglicht, und weil sie die ohnedies genügend vorhandenen Reibungsfläckien im Wirtschaftsleben verbreitert. Nicht mit Unrecht hat ein englischer Schriftsteller diese Argumentation, welche sich auch in England häufig findet, dahin zugespitzt, daß die Industrie Schutz verlange gegenüber Produkten, die unter niedrigen Löhnen erzeugt werden, in demselben Atem ober Schutz verlange gegen Produkte, wie z. B. die Automobile von Ford, die unter besonders hohen Löhnen erzeugt werden. Eine grundsätzliche Ueberlegung muß also zeigen, daß den niedrigen Löhnen eine wenig zweck- mäßige, langsame Produktionsmethode entspricht, während der rationalisierten, schnellen, typisierten Produktion hohe Löhne korrespondieren müssen. Lohnpolitik vnd Sozialismus. Gewiß würde auch die Durchsetzung dieses Gedankens weder das ökonomische Problem lösen noch die sozialen Gegensätze aus der Welt schaffen oder die kapitalistische Pro- duktionswcise befriedigend gestalten. Vor allem liegt ja aus der Bahn einer solchen Entwicklung die Vertrustung, die immer den Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit ins Potitische übertragen wird, die außerdem notwendig zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung und damit zur Weckung aller unabhängigen Gegen- tendenzen führen muß. Auch eine kapitalistische Wirtschast mit hohen Löhnen würde darum das soziale Problem und die Frage, wie der Aufbau der Wirtschaft richtig gestaltet sein soll, nicht lösen: aber eine richtige Anffastung über die Bedeutung des Lohnes und seiner Entwicklung für die Volkswirtschaft würde den gewerkschaftlichen Kampf in eine reinere Atmosphäre führen und viel überflüsiige wirtschaftliche D c r l u st e in dieser notwendigen Aueeinandersetzung ersparen. Professor Leder er, Heidelberg .

Erhöhte Kreöitgewöhrung öer Nekchsbant. Der gestern, Donnerstag, abgehaltenen Sitzung des Zentral- ausjchusses der Reichsbank erstattet« der Vorsitzende Piösident Dr. Schacht Bericht über die Entwicklung des Status

der Bank während der letzten Monate, die er als befriedigend bezeichnete, insbesondere auch hinsichtlich der D e v i s e n b e st ä n d e. Sodann berührte er die in der letzten Zeit in der Ocffentlichkeit mehrfach erörterte Frage der Ermäßigung des Reichsbankdiskonts und teilte mit, daß das Rcichsbankdirektorium die Zeit für die Herabsetzung des Diskontsatzes angesichts der zum Jahresschluß zu erwartenden Ansprüche noch nicht für g e- kommen erachte. Auch die Tendenz der Zinssätze an den wich- tigcn Plätzen des Auslandes stehe einer solchen Maßnahme cnt- gegen, während aus der Entwicklung der inländischen Zinssätze für tägliches Geld und Privatdislonten ein Schlug auf laufende Kredite nicht gezogen werden könne. Dagegen gestatte die Lage der Bant, den Bedürfnissen der Wirtschaft durch eine Lockerung der Kreditkontingentierung entgegenzukommen, die das Reichsbankdirektorium als einen Schritt auf dem Wege zum Ab- bau der Rationierung ansehe. Der Zentralausschuß stimmte diesen Ausführungen zu. » Es ist zu begrüßen, wenn die Reichsbank jetzt daran herangeht, die durchaus willkürliche und mst den Aufgaben einer Zentralnoten- bank in Widerspruch stehende Politik der Kreditbeschränkung ab- zubauen. Tatsächlich verstärkt die Kreditrationierung das Geld- Monopol der Privatbanken. In demselben Maße, wie man die Kreditbeschränkung abbaut, wird die Reichsbank auch die Herrschaft über den Geldmarkt wiedergewinnen, die sie seit Jahren tatsächlich nicht gehabt hat. Ihre Einwirkung aus die Zinssäge und auf die produktive Verteilung der Kredite versagte und mußte versagen, solange nur ein kleiner Teil der Kreditsucher Geld zum amtlichen Diskontsatz erhielt, während die große Masse der Kreditnehmer von den Privatbanken abhängig war. die vermöge ihrer Machtstellung willkürlich hohe Zuschläge zum amtlichen Zinssatz erhoben. Je größer nun der Kreis der Kredit- nehmer wird, die von der Reichsbank selbst oder auch nur mittelbar, Nämlich durch die privaten Banken Geld erhalten, desto mehr schwindet die Möglichkeit, das Zinsmonopol zu verewigen. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage tritt dann wirklich auch am Geld- markt in Kraft heute bestimmt die dringende Nachfrage bei geringem Angebot am Geldmarkt die hohen privaten Zinssätze. In welchem Tempo und in welcher Form der Abbau der Kreditrationierung erfolgt, das ist freilich eine andere Frage. Dringend zu wünschen ist, daß anstatt der willkürlichen Kredit- Zuteilung nach einem veralteten Schema mehr auf die Bedürs- nisse der Volkswirtschaft, auf eine bessere Befriedigung des Bedarfs und auf die Förderung des Exports Bedacht genommen wird. Wenn bankerotten Konzernen wieder die Möglichkeit eröffnet werden sollte, frisch-sröhlich draufloszupumpen, während gesunde Unternehmungen wenig oder nur teures Geld erhalten, so wäre damit nichts erreicht. Eine weitere Frage ist es, ob bei einem Ab- bau der Kreditrationierung nicht die R e t ch s b o n k in die Gefahr gerät, zu sehr mit Geldansprüchen belastet zu werden, und ob sie dann aus Gründen der Währungspolitik nicht doch zu einer Diskonterhöhung greisen muß. Das sind wichtige Fragen, die jetzt nur angedeutet seien und auf die zurückzukommen sein wird, wenn das Ausmaß der Kreditlockerung und seine Wirkung zu über- sehen ist. Schon jetzt aber ist zu wünschen, daß die Lockerung der Kreditvergebung der Rationalisierung der Produktion und nicht der Begünstigung unwirtschaftlicher Unternehmungen dienst- bar wird. Distonkerhöhmig>» England. Die Bank von England hat den Bankdiskont von 4 auf b Proz. erhöht. Die russischen Großbanken 1Ü24/ZS. Die russischen Großbanken Staatsbank. Prombank, Wsekobank, Moskauer Staatsbank, Außen- Handelsbank, Elektrobank. Mittelasiatisch« Bank) weisen im Wirt- schastsjahr 1924/25 eine Erweiterung ihrer Umsätze auf. Die Gesamt- bilanz der Banken stieg von 2158,6 Millionen Rubel am 1. Ok- tober 1924 auf 4218,2 Millionen am 1. Oktober 1925. Die Diskont- und Darlehnsgefchäfte stiegen in der Berichtszeit von 1095,8 Mil­lionen auf 2150,9 Millionen Rubel, darunter die Wechselgeschäste von 509 Millionen auf 1146,5 Millionen, die Kredite gegen Waren von 226,3 Millionen aus 365,7 Millionen Rubel. Laufende Rech- nungen und Kassenbestand betrugen zum 1. September 1925 117,5 Millionen Rubel gegenüber 73 Millionen am 1. Oktober o. I. Die Bestände an Edelmetallen, ausländischer Valuta, Wertpapieren und Waren erhöhten sich von 263,3 Millionen auf 342,2 Millionen Rubel. Nach wirtschoftsamtlichen Angaben hat sich die Summe der De» p o s i t e n in den Banken der Sowjewnion im Wirtschaftsjahr 1924/25 von 393,5 Millionen Rubel am 1. Oktober 1924 auf 726,6 Millionen am 1. Oktober 1925 erhöht.