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Stillegungsaktion der Maschinenindustrie. Tas Rationalisierungsprogramm des Vereins Deutscher

Maschinenbananstalten.

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Heute vormittag hielt der Verein Deutscher   Maschinenbauanstal ten seine ordentliche Mitgliederversammlung ab, in der er feine Forderungen zur leberwindung der Wirtschaftstrije scharf zum Ausdrud brachte. Es fehlte nicht an Seitenhieben auf die Mirtschaftspolitik der Regierung Luther Schlieben und an eindringlichen Mahnrufen an die Rechtsparteien, doch ihrer Geld. und Auftraggeber aus der Industrie beim Abschluß der Handelsver: träge und der Steuerpolitit eingebenf zu sein. Im ganzen jedoch war in dem Wirtschaftsprogramm zu sehr die Forderung nach der Einschränkung des Broduktionsapparates betont. Man kann deshalb das Wirtschaftsprogramm des BDMA gerabezu als eine Stillegungsaltion bezeichnen. Anerkannt werden muß jedoch, daß die Einschränkung der Betriebe nicht als Selbstzmed, sondern als Mittel zum 3med der Rationalisierung ber Wirtschaft und zur Erreichung niedrigerer Produktionsfoften

gefordert wurde.

Bleifoldaten der Republik  .

Troy Jungdo, Stahlhelm und Fronthann führen die Bleifeldaten in den großen Spielwaren- Abteilungen der Warenhäuser ein zurüd. gezogenes Dasein. Es fehlen die dekorativen Paraden oder die auf­regenden Schlachtendarstellungen in den Schaufenstern, an deren Glasscheiben sich die kleinen Jungen die Nase platt brüden. Nur auf einem unscheinbaren Tisch sind die letzten Reste des Bleijoldaten: heeres untergebracht, umgeben von Löwen mit knoüroten Schnauzen und treuen Kinderaugen, von Dampflokomotiven und Anterfteinbau­fästen oder von dem prachtvollen Holzbau eines babylonischen Tem pels. Im Hintergrunde träumen ein paar gichtbrüchige Burgen ven den Zeiten, da sie ein vielbegehrtes Weihnachtsgeschenk waren. In einem Rasten übt sich ein fleines, fridericianisches Heer an einer ge­fahroollen Attade auf die Desterreicher, blaue Dragoner und schwarze Husaren galoppieren und ein fleines Garderegiment aus zehn Mann versuchi sich am Parademarsch. Aber neben einem Ritterheer sind ein paar Kästen Reichswehr   aufgestellt. Sie verfügt sogar über einen Fahnenträger. Aber was ist das? Er trägt kein dekoratives Hakenkreuz, nein, seine Fahne zeigt die Farbe der Repu Diese Auffassung fam besonders flar in dem Referat des Geblit und auch eine Reichswehrreiterei hat schwarzrotgoldene schäftsführers des Vereins, Direktor Karl Lange  , zum Ausdrud, Fähnchen an ihren Lanzen. Also selbst die Bleisoldaten sind der nach einer Begrüßungsansprache des Vorsitzenden, und nach Republikaner geworden. Aber die kleinen Jungen zeigen heute furzen Ausführungen des Ministerialbireftors Shaffer, des Ber  - menig Interesse für die Bleisoldatenpracht, ihnen sind Republikaner  treters der Reichs- und der preußischen Regierung, das Haupt- und Kaiserliche gleichgültig. Was sollen sie mit Soldaten? Sie um referat erstattete. Er fennzeichnete die gegenwärtige Krise als Gedrängen die elektrische Eisenbahn, den Leipziger Bahnhof im Anker­sundungskrise, wandte sich gegen die Steuerpolitik der Reichs- steinbau, und die Eisenkonstruktionen von Verkehrstürmen bilden regierung, erklärte jedoch, daß die Maschinenindustrie infolge der ihren Sehnsuchtstraum. Das technische Wunder lodt, nicht das Spiel Automobilisierung des Berkehrs und der Mechanisierung der Land mit Seldaten. Sind diese Kinder nicht im Grunde vernünftiger als wirtschaft noch verhältnismäßig die besten Aussichten habe. In viele unserer erwachsenen Zeitgenossen? außerordentlich interessanter Weise tennzeichnete er nun die ge­radezu maẞlose Berfchmendung, die heute in der Maschinenindustrie herrscht. Diese ist so führte er aus start überfest. Wir haben in Deutschland   etwa 100 Drehbank fabriken, mährend Amerika   mit der Hälfte austommt. Da der amerikanische   Innenmarkt fünfmal fo faufträftig ist wie der unsrige, so dürften wir eigentlich nur ein Fünftel der dortigen Zahl haben; wenn wir unseren relativ größeren Export noch berücksichtigen, vielleicht 15 bis 20. Wir haben 60 Waggonfabrifen gegen 40 vor dem Kriege, obgleich die Reichsbahn fast feine Aufträge gibt. Diese Uebersetzung muß durch vernünftige Selbstbeschränkung beseitigt werden, wenn sie nicht zum Ruin der gesamten Industrie führen foll. Auch billige Preise können den Ruin nicht vermeiden helfen, wenn diefer Leerlauf nicht beseitigt wird. Auch in der Borrats haltung wird zuviel verbraucht. Das Ausland hält bei 3 Proz. Binfen Borräte für 8 bis 14 Tage, wir dagegen bei dem vierfachen Zinssatz Bestände für Monate. Ueberzählige Betriebe find rücksichtslos still zulegen, abzubuchen und gegebenenfalls ab­zubrechen. Ein stillgelegter Betrieb von Rheinmetall hätte zur bloßen Unterhaltung jährlich eine halbe Million verschlungen und wurde deshalb abgebrochen.

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Ueber die Art, wie bisher in der Maschineninduftrie die Ratio nalisierung verfolgt wurde, gab der Redner auch einige Beispiele. Wegen der Mannigfaltigkeit der Betriebe seien völlige Fusionen nur selten möglich. Dagegen sind schon jetzt etwa 600 Maschinenfabriken, d. h. ein Fünftel der gesamten Maschinenindustrie, zu 150 Inter­effengemeinschaften zusammengeschlossen. In der Indu strie der Papierverarbeitungsmaschinen ließen sich auf dieser Grund­lage durch Spezialisierung 23 Proz. an Löhnen sparen, und zwar ohne Herabsegung der Löhne. Eine Drudmaschinenfabrit, die 26 Ma­schinenarten nach 119 Modellen baute, stellt heute nur noch eine einzige Type in vier Größen her und steigerte dadurch die Arbeits. leistung bis zu 14 Proz. Bei der technischen Vervollfommnung müsse erstklassige Qualitätsarbeit geleistet werden.

Die Arbeiterschaft mird gut tun, diese Beispiele der Betriebs­verbesserung sich zu merten. Dr. Lange erflärte ausdrücklich: Die Konfumkraft der großen Maffen müffe gehoben werden durch syste­matische Rationalisierung der Betriebe, die den Kostenanfell am Produkt herunterdrückt, ohne den Reallohn zu fenfen.

Der Rebner wandte sich dann sehr scharf gegen die Steuer, politif Schliebens, die feine intsregierung hätte wagen dürfen. Dieses Kabinett habe wirtschaftsfeindlicher als irgendein Kabinett der Bergangenheit regiert. Lange verlangte u. a. eine vernünftige Handelsver tragspolitik und wandte sich gegen die deutschnationale Agi tation für die Winzer, die bei einem Bert ihrer Jahresproduktion von 80 Millionen mehr als 100 Millionen Mart Unterstützung be­fommen haben. Auch der italienische Handelsvertrag habe durch die rücksichtslose Interessenpolitik der Landwirtschafts­vertreter gelitten, denen Tomatenpüree und Aepfel wichtiger er. schienen als die Ausführung der deutschen   Fertigindustrie. Je lüden. lofer unser Zolltarif, desto lückenhafter unsere Handelsverträge." In schroffer Form verlangte der Industriesyndikus, daß Parteien, denen die Maschinenindustrie ihre Stimmzettel und ihre Wahlunterstügung gibt, nicht hinterher gegen die Interessen des Maschinenbaues handeln. Eine Warnung der Industrie an die Landwirtschaft. Jm Bertaufe der Diskussion, während der auch Ministerial direktor Poffe das Wort ergriff, trat auch der Generalfachverstän. dige der deutschen   Industrie bei den Handelsvertragsverhandlungen Direktor Hans Krämer auf den Blan und erklärte unter großem Beifall der Industrie, daß die bisherigen Methoden der Handelsver­tragspolitik nicht weitergingen. Er vermies darauf, daß die Deutsch­nationalen versucht haben, durch Festlegung von Mindestzöllen auf Wein den Abschluß eines neuen Bertrags mit Spanien   zu ver hindern und daß dieser Antrag lediglich durch den Widerstand der Lintsparteien zu Fall gebracht worden ist. Wenn man in Berlin   dauernd den Abschluß von Handelsverträgen beeinflussen molle, jo verzichte man auf eine Handelspolitif. Er verlangte vom Reichsernährungsministerium endlich einmal eine Statistik über den deutschen   Weinbau. Die Versuche der Landwirt. schaft, sich selbst bei unwichtigen Waren des Pflanzenbaues befondere Borteile zu sichern, wies Krämer damit zurüd, baß er fagte: Die Landwirtschaft treibt ein gefährliches Spiel Niemand hat in den letzten Jahren stärfer zu ihr gehalten als die deutsche Industrie. Es wird um unsere Sympathien aber geschehen fein, menn einzelne fleine Gruppen auf Stoffen der ganzen Wirtschaft Vorteile fordern und Handelsverträge unmöglich machen." Er ver. langt volle Unterhandlungsfreiheit für die Delegation.

Angesichts der Regierungsfrise find biefe Klagen der verarbeiten den Industrie bezeichnend für die Mißstimmung, die in den indu striellen Kreisen über das Verhalten der Deutschnationalen herrscht.

Faschistische Deutschenverfolgung. Sämtliche deutschen   Richter in Südtirol   haben die Aufforderungen erhalten, einen Ort in Allt Stalten als Amtsfiz zu wählen. Sie werden zwangsweise in rein italienisches Gebiet verlegt und in Tirol durch italienische Richter erfeßt.

Mussolini   sorgt für sich und die Seinen. Eine neue Gesetzespor Lage, die im Senat vorliegt, erhöht die Bezüge und Gehälter der Minister und Unterstaatssekretäre, die bisher auf Grund des Gesezes von 1859 gezahlt werden. Ein Minister sol 80 000 ftatt bisher 37 310 und ein Unterstaatsjefretär 40 000 2ire erhalten.

Verkehrszustände..!

Nach der Sperrung der Schloßbrüde in Charlottenburg  . In Charlottenburg   ist die Schloßbrüde für den Fußgänger verfehr gesperrt worden. Ganz plöglich, sozusagen über Nacht. Das heißt, sie ist auch am Tage gesperrt, weil sie ihre alte Berbin dung mit dem Lande zu lösen droht und dafür eine neue, uner­münschte mit dem Wasser anstrebt. Der Betriebsleitung der Straßen­bahn hat man die Benutzungssperre menige Stunden vor Betriebs­schluß angezeigt, es wurde teine 3eit für irgendwelche not maßnahmen gelassen. Nun ergibt sich für die Linien 64, 55 und 3 folgende interessante Umlenkung: Bom Knie ab fahren die Wagen die Bismarckstraße bis zur Wilmersdorfer Straße   hin­auf, durch diese Straße bis zur Berliner Straße und diese hinab bis wieber zum Knie, um dann über Marchstraße und Goß­fomsfybrüde endlich in der Kaiferin- Augufta- Allee eine Berbin dungsstraße zum Bahnhof Jungfernheide und nach Siemensstadt   zu finden. Wer also etwa am Untergrundbahnhof Knie in die 64 ein­steigt und nach Siemensstadt   will( das sollen morgens einige Tausend Eiemens- Arbeiter fein), befindet sich, in umgekehrter Richtung fah rend, nach etwa 12 bis 15 Minuten toie deram Rnie. Es fehlt nämlich eine Gleisverbindung zwischen Harden. berg. und Marstraße, und das Bezirksamt Charlottenburg  erlaubt nicht die Anlage von Notgleisen Bei der jetzigen frischen Witterung ist eine solche Fahrt natürlich ein ganz besonderes Ber­gnügen! Die in Betracht kommenden amtlichen Stellen haben sich hoffentlich durch eine Probefahrt von den Annehmlichkeiten dieser neuesten Strede unseres großstädtischen Schnellverfehrsneges über. zeugt. Die Berufsfahrgäste aber machen folgenden Vorschlag in aller geziemenden Bescheidenheit, denn sie wissen, daß sie nichts zu sagen haben: Am Knie werden in einer schnell zu errichtenden Martehalle die Fahrgäste gesammelt, die Wagen fahren leer die genannte Schleife. Beim Wiedererscheinen am Knie erfolgt dann Die Berladung. Inzwischen läuft in der Wartehalle der Film: Die Ausgeftaltung des Berliner   Verkehrs oder wie schlage ich meine Beit tot?"

Mer im Bereich des Bostats 1 in Charlottenburg   spät abends noch einen Brief in den Brieffaften geben will, benuse ja nicht etma den Raften am Post amt in der Berliner Straße. Der wird nam. lich bas legtemal um 9 Uhr geleert. Der nächste Nacht brieffaften, Letzte Leerung 12 Uhr, befindet sich am Wilhelmsplay. Bon wegen der Bequemlichkeit!!!

Taschendiebe in den Warenhäusern.

Infolge der falten Tage haben jetzt die Herren Langfinger das Felb ihrer Tätigkeit von den Straßenbahnen nach ben Waren häusern verlegt. häusern verlegt. Obwohl die Kriminalpolizei wachsam ist und täglich auch die Warenhäuser beobachtet und auch die Diebes­fontrollen in den Häusern felbft scharf aufpassen, gelingt es ben Spizbuben dennoch, fast täglich Beute zu machen und mit dieser ungehindert zu entkommen. Mit einem neuen Trid arbeitete gestern ein Taschendieb in einem Barenhaus der Leipziger Straße  . Die Frau eines Fabrikbefizers aus Drantenburg hatte das Barenhaus besucht, um Weihnachtseinfäufe zu machen. Handtasche gelegt hatte, nicht gestohlen werde, widelte fie bas Um sicher zu gehen, daß ihr das Geld, 250 m., das sie in ihre lederne Trageband der Tasche nochmals um den Arm. Bei einer Bäscheauslage blieb sie stehen. 21sbald waren eine Dame und ein Herr hinter ihr, die fich auch Wäsche ansahen. Als sich die u schauer entfernt hatten, wollte die Frau aus ihrer Tasche einen Gegenstand herausnehmen, doch sie hatte mur noch das Leder­band um den Arm. Die Tasche hatte man ihr glatt abgeschnitten. Die Diebe waren unentdeckt entkommen.

Der Reichskunstwart über das Handwerk. Beiten Kreifen wird jetzt durch die Ausstellung Wohnung und Hausrat" im Gesundheitshaus Am Urban   der Vorteil schöner, praftischer und vor allem auch hygienischer Wohnungsein richtung für das menschliche Wohlbefinden bargelegt. Es ist ein guter Gedante, diese Aufklärungsarbeit durch Beranstaltung von Borträgen zu erweitern. So war man gestern abend ins Herren­haus eingeladen worden, wo Reichstunstwart Dr. Rebslob über die Stellung des Handwerks im Zeitalter der Technisierung Sprach. Der Redner firierte in treffenden Formulierungen die Aschenbrödel. Stellung, in die Handwerksarbeit und Handwerkskunst in den letzten Jahrzehnten gedrängt wurden. Selbstverständlich, meint der Red ner, läßt sich die Herrschaft der Maschine nicht verdrängen, aber es ist zu verlangen, daß, soweit Hausrat hergestellt wird, nur hand­gemäße, d. h. nur ursprüngliche, natürliche, handlich mirkende Gegenstände produziert werden. Weiterhin verlangt der ästhetische Sinn des Menschen, daß die Ausschmüdung, Bemalung usw. nie­mals schablonenmäßig bestimmt, sondern handwerklich ausgemustert wird, wie eben das Handwert bei jedem Entwurf und bei jeder Ausführung Grundlage der Arbeit bleiben muß. Zum Schluß des Abends gab es eine lange Reihe schöner Lichtbilder zu sehen. Sie zeigten Einzelmöbel, Einzelgegenstände, schließlich auch ganze Bimmereinrichtungen, alles von befannten Architekten entworfen und burch Bewährung in der Braris längst empfohlen. Immer wieber zeigte sich, wie das wirklich Einfache und Schöne auch stets zweckmäßig ist. Man ging mit dem Wunsch nach Hause, daß die Bropaganda für alle diese Dinge teils trotz und teils wegen dieser wirtschaftlich so bösen Zeit auf guten Boden fallen möge.

Grammophone statt Seide.

Die in Rowawes an der Rutbe gelegenen großen Seiden. fpinnereien der Firma Michels& Co., Berlin  , sind an die Electrola G. m. b. H. verlauft worden. Die Electrola ist eine Totergesellschaft der englischen   Grammophon Geſellſchaft  . In der früheren Seideniobuil werten fortan challplatten und Grammophone hergestellt. Der Rowanseer Fabrikbau der Firma Michels war

feinerzeit nach feiner Erbauung burd den Baufünfiler Beter Behrens als die schöne Fabrit" befannt geworden; sie übertrug das modern architektonische Echönheitsemrfinden endlich auch in der glüdlichsten Weise auf den bis dahin arg vernachlässigten Fabrikbau.

Bon der Untergrundbahn überfahren.

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Heute früh in den ersten Morgenstunden trug fich auf dem Nordsüdbahnhof Friedrichstraße Mohrenstraße ein aufregender Unfall zu. Der 61jährige Kaufmann Georg Ruibat aus Charlottenburg  , Wilmersdorfer Str  . 130, tam in Begleitung feines Sohnes auf den Bahnsteig und stürzte plöhlich auf die Schienen. Bevor er noch gerettet werden konnte, wurde er von dem einfahrenden Zuge érfaßt und überfahren. Die fofort herbeigerufene Feuerwehr fonnte nur noch die Leiche nach cinstündiger Tätigkeit bergen.

Freitod eines Liebespaares auf den Schienen. In der Nacht zum Dienstag hat sich auf der Eisenbahnstrede Berden- Kettwig buchstäblich zerftüdelt. Gründe für die Tat find nicht bekannt. ein Liebespaar vor einen gug geworfen. Beide Perionen wurden

J

Juffizraf von Gordon gestorben. Der Berteidiger in vielen großen Prozessen, Justizrat p. Gordon, ift, hochbetagt, gestorben. Er vertrat seinerzeit den Kläger Moltke im Harden Prozeß und mar auch der Rechtsbeistand Erzbergers in bem Be leidigungsprozeß gegen Helfferich. v. Gordon war ein stets fachlicher, scharfsinniger Berteidiger. Er gehörte ber Demokratischen Partei an. scharfsinniger Berteidiger. Er gehörte ber Demokratischen Partei an. Bolt und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt der heutigen Bostauflage bei.

Bom Selbsthilfebund der Körperbehinderten", der Krüppein die Möglichkeit zu Arbeit und Berdienst schafft, wird auch in diesem Jahre wieder in Berlin   eine Weihnachtsmesse tunstge= merblicher Gegenstände veranstaltet. Sie ist in seiner Ge schäftsstelle( Berlin   SW., Urbanstraße 184) untergebracht und bietet nur von Krüppeln angefertigte Gegenstände, die dort so­gleich getauft werden können. Die Ausstellung sollte von allen be­achtet werden, die den Krüppeln in ihren Bemühungen, willens­start sich als schaffende Mitglieder des Bolfsganzen zu hehaupten, beistehen wollen. Mit der Ausstellung ist eine Verlosung verbunden, bei der 1000 Lose zu 1 m. ausgegeben werden und der Hauptgewinn 100 m. mert ist.

Die ersten Weihnachtsbäume find in Berlin   cingetroffen. Es find ausgesucht schöne Bäume, die aber auch hoch im Preiſe find. Für hohe Edeltannen wurden 20 und 30 m. verlangt. Wenn es den Händlern nicht möglich fein wird, entsprechend der geringen auftraft der Bevölkerung niedrige Preise anzusetzen, werden ihnen viele Bäume unverkauft bleiben.

Gegen die Schundliteratur jetzt besonders um die Weihnachts­zeit, in der ja Bücher besonders rege gekauft werden, der Stampf ein. Auch das Bezirksamt Wilmersdorf   veranstaltet im Zeichensaal der Volksschule 5 in der Koblenzer Straße eine Aus­stellung guter Jugendschriften, deren Grenzen allerdings sehr weit gezogen find. Unter geschichtlichen und biographischen Werken findet man trop regen Suchens nichts Republikanisches, dafür u. a. einen stattlichen Band Königin Luise  ", in deffen Vorwort allerlei von der unvergessenen Königin" geredet wird, Schilderungen der deutschen Ritterorden im Stil des preußischen Geschichtsunterrichts, und einen Abreißkalender, der sein Bejwort deutsch  " damit dokumentiert, daß das Titelblatt nedisches Schwarz- Weiß- Rot schmückt. Trogdem foll nicht verkannt werden, daß an Bilderbüchern, billigen Jugend­schriften, Bastelbüchern und auch an umfangreicheren Unterhaltungs­werten auch manches wirklich Gute gezeigt wird.

Klara und Gerda Weyl bitten uns, mitzuteilen, daß sie all den vielen ihren Dant aussprechen, die durch Wort und Geleit Dr. Her­ mann Weyl   zum letzten Male ehrten und feinen Angehörigen in fo herzlicher Form ihre Mittrauer fundtaten.

Bogoljuboff Sieger im Schachturnier zu Mostau. Capa blanca fiegte gegen Sämisch, Marshall fiegte gegen Rubinstein, Bogoljubom fiegte gegen Gothilf, Iar­tatomer Grünfeld remis. Laster fiegte über Suba rem, 2ömenfisch stegte über Jates, Rabinowitsch fiegte über Duchotmirsti, Bogatyrtfchof Reti ab gebrochen, Torre- Genewffi abgebrochen, Spielmann­Romanomiti abgebrochen. Zurnierresultate ein= schließlich ber: 18. Runde: Bogoljuboff 14%, Lasfer 12%, Capablanca   112, Marshall 10%, Torre 10, Romanowiti, Reti, Grünfeld 9, Iartafower 9, Bogainrtschot 8%, Rabinowitsch Rubinstein 8%, Genewiti 8, Merlinsti 8, Löwenfisch 7, Spilmann 6%, Gothilf 6, Sates, Duchotmirsti, Sämisa 5, Subareff 4, Torre, Bogatyrischof, Genewfti, Reti Spielmann, Ro­manowiti haben je eine Hängepartie. Alle Spieler mit Aus­nahme von Capablanca  , Reti, Gothilf waren je einen Tag spielfrei.

Eine Spriffchieberaffäre. Eine auffehenerregende Sprit. schiebungsaffäre hat sich in Tilsit   ereignet. Auf dem dortigen Bahnhof find 30000 Liter Transitsprit, die für das Memelgebiet bestimmt maren, nach Insterburg   verschoben worden. Am Mittwoch abend wurden auf Anordnung des Landes­finanzamts Rönigsberg einige Personen, darunter einige 3011­affiftenten und die Spediteure Gebrüder Rubatth festge­nommen. Der eine 3ollassistent, Nolde, hat sich seiner Berhaftung durch Selbstmord entzogen.

Einstellung der Binnenschiffahrt in Nordwestdeutschland  . Frost und Schneemassen hemmen den gesamten Berfehr. Ems und Leda führen startes Treibeis. Die Binnenschiffahrt ist völlig eingestellt, die Eeeschiffahrt sehr erschwert, für Segler nur mit Schlepperhilfe möglich. 3mei von Emden   mit Erz nach Dort­ mund   bestimmte Leichter sind schußfuchend in Leer   eingelaufen.

Wirbelsturmfatastrophe in Amerifa. An der Küste pon Bir= Stadt Rortfolt zum Zeil zerstört wurde.

ginia herrschte ein heftiger Wirbelsturm, durch den bie

Sturmverwüftungen auf Java. Durch einen Wirbelwind find in Rali penge. Bezir! Roedoe, 167 Häuser zerstört und 250 beschäbigt worden. 41 Personen murben ver legt und eine getötet.

Selbstmord der Witwe des leftischen Ministers Meierowics. Am Donnerstag erichoß fic in Riga   Frau Chriftine Meierow: cz, Außenministers. Der Grund zu dieser Tat dürfte in dem Bankeroit die Gattin des vor einigen Monaten tödlich verunglüdten litauischen der Firma Christine Badmann zu suchen sein, dessen Haupt­aktionärin Frau Meierowiez war.

Gefangenenauffland in einem hinterindifchen Gefängnis. Im Gefängnis von Phapun meuterten die Gefangenen und griffen Fünf Gefangene und vier Bärter bie Bärter an. wurden getötet, 20 Gefangene und 4 Bärter verwundet.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

6. Kreis Kreuzberg  . Achtung! Mietersbleute! Heute, Freitag, den 4. Desember abenbs 7 Uhr, bei Reim, Urbanstr. 29: Sigung. Tagesordnung: Bericht vom Areisvorstand.

Berantwortlich für Bolitik: Graf Renter; Wirtschaft: Aztur Saternus: Gemerfichaftsbewegung: 3. Steiner: Feuilleton  : R. 8. Dscher; Lotales und Sonstiges: Fri Raritäbt; Anseiger: Th. Glode: fämtlich in Berlin  . Berlag: Borwärts- Berlag, G. m. b. S., Berlin  , Druck: Borwärts- Budbruderet und Berlagsanstalt Baul Singer u Co. Berlin S. 68, Cindenftraße 8. $ feigs 1 Bellene.