Nr. 574 ♦ 42.�ahrgang
1. Heilage öes Vorwärts
Sonnabenü, 5. Dezember 1425
Die ersten Weihnachtsbäume sind auf den Straßen und Plätzen erschienen. Sie bringen uns einen frohen Gruß aus dem grünen Wald, von luftiger Bergeshöhe. Und zugleich sollen sie uns Veran- lassung geben, unsere Erinnerungen an die verschiedenen Arten unserer Nadelbäume aufzufrischen, die Mitglieder dieser einzig- artigen Pflanzengattung kennen zu lernen. 5ichte unö Tanne. Die Baumart, die in überwiegender Mehrheit zum Weihnochts- bäum gewählt wird, ist die Aichte, auch Rottanne genannt(Uirea excelsa). Sie hat schmale, etwas vierkantige Nadeln; die auf allen Seiten ziemlich gleichmäßig grün und vorn zugespitzt sind. Die Nadeln stehen einzeln nach allen Seiten um den Tneb herum. An den Sprossen der Gipfel alter Fichten stehen sie dichter; diese kommen dann als Doppeltannen auf den Weihnachtsmarkt. Die Weiß- oder Edeltanne(Abies pectinata) dagegen hat flache,. an der Spitze ein- gekerbte Nadeln, deren Oberseite glänzend dunkelgrün und von einer leichten Längsfurche durchzogen ist, während die Unterseite zwei deutliche weißliche Längsstreifen aufweist. Die Tlodeln stehen einzeln und zwar an den aufrechten Gipfeltrieben rwgs um den Trieb herum, an den Seitentrieben dagegen kammförmig zu beiden Seiten des Triebes . Die Nadeln der Fichte unterscheiden sich auch dadurch von denen der Tanne, daß sie, sobald sie vertrocknet sind, bei der geringsten Erschütterung abfallen, während sie sich bei der Tanne monatelang aufbewahren lassen. Diese Eigenschaft kann oft die Freude am Weihnachtsbaum beeinträchtigen. Die männlichen Blüten(Staubblüten) der Tanne find zu eiförmigen gelben Knäueln vereinigt, sie sitzen zusammengedrängt hoch oben am End« starker Aeste, zwischen den Nadeln der letztjährigen Triebe. Die weiblichen Blüten(Samenblüten) sind von grünlichgelber Farbe: sie haben die Fonn von aufrecht stehenden geöffneten Zäpfchen, die sich nach der Befruchtung im Mai schließen. Die Zäpfchen bleiben auch nach der Befruchtung ausrecht auf den Zweigen sitzen. Die Enden der Deckblätter(Brokteen) wachsen zwischen den Schuppen heraus. Nach der Reise im September öffnen sich die Zapfen nicht um die Samen zu entlassen, sondern sie entblättern sich allmählich, bis zuletzt nur die kahle Spindel stehen bleibt. Wir können also niemals einen Tannenzapfen in die chand bekommen, es sei denn, daß vor der Samenreise ein Baum gefällt wurde oder der Sturm Aeste mit Zapfen heruntergerissen hat. Bei der Fichte sind die männlichen Blüten ebenso angeordnet wie bei der Tanne, jedoch sind sie nicht so zusamniengedröngt, sondern sitzen mehr einzeln: auch särben sich die Knäuel allmählich rot. Auch die weiblichen Blüten sind bei der Richte von roter Farbe. Wahrscheinlich Ist darauf die Bezeichnung Rottanne zurückzuführen: sie kann aber auch von der Rinde herrühren, die bei der Fichte kleinschuppig ist und emen röt- lichen Ton zeigt, während sie bei der Tanne glatt und grauweiß gefärbt ist. Die Zäpfchen der Fichte schließen sich nach der Befruch-
tung�im Mai und senken sich nach unten. Erst im Oktober, wenn der Samen voll ausgereift ist, öffnen sie sich wieder und entlassen die Samenkörper aus ihrer schützenden fjülle. Die leeren Zapfen werden vom Winde abgerissen und fallen zu Boden; sie sind die bekannten ..Tannenzapfen-. Die Fichte ist ein Kind des Gebirges: die freie Bergeshöhe über Svü Meter ist ihr eigentliches Gebiet. Wir treffen st« auf allen deutschen Mittelgebirgen. Im Harz , im Thüringer Wald , im Riesengebirge und im sächsischen Erzgebirge sowie in all den anderen Gebirgen, an denen unser Heimatland so reich ist,
herrscht die Fichte säst nur allein, und wir können uns diese Gebirge gar nicht ohne sie denken. Durch ihre Bewurzelung ist die Fichle dem Gebirgsboden gut angepaßt: ihre Wurzeln gehen flach, und meist nur in dünner Decke liegt auch der lose Verwitterungsboden
Zapfen Cicr Fichtenzapfen � Mzymoutfu Tannenzapfen Jtiefer dem festen Gestein auf. Das Holz der Fichte liefert ein ausge- zeichnetes vaubolz, das den Gebirgsdörfern den Stoff zum Häuser- bau gibt. Auch bei der Anfertigung von Hausgeräten findet es Der- wendung, und die quirlsörmigen Zweige geben natürliche Küchen- quirle. Die Fichte liefert ferner harz, Terpentin, Teer. Pech und Ruß. Ein deutsche»' Waldgebiet, in dem die Tanne eine hervor- ragende Rolle spielt, ist der Schwarzwald . Hier finden sich gewaltige hochragende Stämme, deren Wipfel sich zu eine mgrünen Dach wölben. Ein solcher Tannenwald gleicht einem hehren Dom, dessen Dach aus unzähligen Säulen ruht. Die Tanne liefert ein geschätztes Bauholz: die schlanken aufstrebenden Stämme werden besonders als Rlaftbäume gesucht. In früheren Zeiten, als die Segelschisfahrt noch nicht von Dampfschiffen in den Hintergrund gedrängt war, gingen alljährlich große Massen Tannenholz den Rhein hinab nach Holland , um hier als Schiffsholz zu dienen. Tannenholz ist auch gut geeignet für die Resonanzböden von Musikinstrumenten. Bevorzugt
wird das Holz von Bäumen, die frei standen; sie hatten viel mit den Unbilden des Wetters zu kämpfen und konnten daher nur sehr lang- sam wachsen. Hierdurch sind die Jahresringe ganz eng aneinander- gerückt und ließen so ein besonderes feingariges Holz entstehen. Ei» Baum, der in seinem Aussehen der Fichte ähnelt, ist die Douglas- wnne oder Duftfichte(l'seudotsuxia Douglasii). Sie wurde 1827 in Europa eingeführt und erhielt ihren Namen nach dem schottische» Botaniker Douglas. Die schlanken, einzeln stehenden Nadeln dusre» angenehm. An den mittelgroßen Zapfen ragen die Schuppen der Deckblätter weit heraus. Die Douglastanne ist nur vereinzelt und in kleinen Beständen in den heimischen Wäldern anzutreffen. die Kiefer . Ein Baum, der sich niit seinen tiesgehenden, kräfligen Wurzeln für den oft trockenen und sandigen Boden des norddeutschen Ties- sandes gut eignet, ist die Kiefer(Linus silvestris), auch Kiene oder Föhre genannt. Die Nadeln der Kiefer sind länger und dünner als die der Tanne und Fichte. Ihr Querschnitt ist halbkreisförmig; sie kommen je zu zweien, mit der abgeflachten Seite gegeneinander, aus einer häutigen Scheide. Die Außenseite der Kiefernnadeln spielt ins Graue hinüber. Die Blüten befinden sich an den jungen Trieben(Maiwuchs), die im Mai wie leuchtende Kerzen an den Zweigenben stehen. Die weiblichen Blüten sind an der äußersten Spitze ausgebildet, es sind gestielte, kuglige, hellrot gefärbte Zäpschcn. Die männlichen Blüten fitzen am Grunde der neuen Triebe, in dichte Achren zusammengedrängt. Der Blütenstaub wird in geradezu verschwenderischer Menge erzeugt, so daß nach einem Gewitterregen Wasserpfützen und Gräben von den gelben Staubkörnern bedeckt find. In früheren Zeiten konnte man sich diese Naturerscheinung nicht erklären, man glaubte, es habe Schwefel geregnet. Auch heute noch spielen wohl die.Kchwefelregen" im Aberglauben eine gewisse Rolle. Die Zapfen der Kiefer reifen nicht so schnell wie die der Tanne und Fichte. Die Samen sind erst im Spätherbst des zweiten Jahres ausgereist und verlassen im März daraus die Zapfen. In, ersten Jahre vergrößert sich der Zapfen nur wenig; er neigt sich cdoch langsam nach unten. Im zweiten Jahr wächst er um so chneller; die bisher grünen Fruchtschuppen verholzen und färben ich braun. Im März oder April des dritten Jahres trocknen die Schuppen so stark ein, daß sie auseinanderspreizen und die reisen Samen herausfallen. Die Zapfen öffnen sich jedoch nur bei trocke- nem Wetter und schließen sich wieder, sobald sie naß werden. Da- durch wird verhütet, daß die Samen feucht werden, denn sie könnten dann vom Winde nicht fortgeweht werden. Die Kiefer ist überall in Deutschland anzutreffen: ihr Hauptverbreitungsgebiet ist jedoch das norddeutsche Tiesland, besonders dessen nordöstlicher Teil. Hier dehnen sich die Kiefernwälder oft ineilenweit aus. Auch die Nadel- wälder der Mark Brandenburg bestehen aus Kiefern. Das Holz der Kiefer wird als Grubenholz und Bauholz verwandt. Auch Möbel werden daraus gefertigt. In einem märkischen Bauernhaus sind oft sämtliche Holzteile aus Kiefernholz: Balken, Sparren, Fuß- böden, Tisch«, Stühle, Schränke, Bettstellen. Das Kiefernholz ist leicht zu bearbeiten, nicht zu schwer und äußerst haltbar. In den Iahren, als die Weihnachtsbäume in Berlin rar waren, vertrat auch hier oft die Kiefer die Stelle der Fichte. Eine Berwandtr unserer Kieker ist die Weymouthskiefer oder Slrobe(Linus strobus). Der englische Lord W e y m o u t h brachte diesen Baum 1705 nach Europa . Bei der Weymouthskiefer stehen die sehr weichen Nadeln zu sünsen vereinigt in einer Scheide. Die Zapfen sind etwa 12 Zenti- meter lang: sie haben große Schuppen und hängen herab. Außer den Nadeln und den Zapfen bildet die Rinde ein gutes Unter- scheidungsmerkmal; sie sind glatt und grau. Die Weyinouthskiefer wird in unseren Wäldern nur selten angepflanzt, wenngleich etwas häusiger als die Douglastanne. dle Lärche. Ein Nadelbaum, der aus dem Gebirge in J)ie Ebene htnaub- gestiee.u ist, ist die Lärche(Larix decidua ). Sie ist der einzige Nadelbaum Europas , der die Nadeln in jedcin Herbst abwirft. Die Nadeln der Lärche brauchen deshalb nicht so widerstandsfähig zu sein, ihr Vau ist viel zarler als bei den anderen Nadelhölzern. An den jungen Trieben ist die Stellung der Nadeln jpiralig, an den älteren bilden sich reichlich Kurztriebe, die die zu Büscheln von 15 bis 3t) vereinten Nadeln tragen. Die älteren Triebe tragen auch die Blüten; die nrännlichen sind gelb gesärbt und hängen herab, während die roten weibliche» aufrecht stehen. Die reifen Samen verlassen in dem
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Die Passion.
Roman von Clara Vicblg. „Warum siehst du mich so an, Mutter?" fragte Eva. Sie war in der letzten Zeit recht gewachsen, mit dünnen Beinen und länger gewordenem mageren Hälschen stand sie vor der Mutter, den Kopf ein wenig auf die eine Schulter geneigt, und blinzelte mit ihren schwachsichtigen, haselnußfarbenen Augen. Lang bewimperte große Augen von einem lichten Braun— wenn die nur schärfer gesehen hätten! Es war noch gar nicht besser geworden damit, das Schielen des rechten Auges war zwar operiert, aoer ein gewisser starrer Blick war
bohrenden, tief forschenden Blick hingen Olgas Augen an ihrer Eva. Liebevoll hatte die sie immer angesehen, jetzt war noch ganz anderes in ihrem Blick. Sorgen hatte sie sich immer genug gemacht und Angst um das Kind, jetzt aber war da noch eine viel größere Angst. Warum diese Angst? Das hätte Olga nicht sagen können, denn sie wußte sich selber diese Angst nicht zu deuten; die war eben da und ließ sie oft auffahren bei ihrer Arbeit. „Warum siehst du mich immer so an?" Es mar Eva unbequem, sie war ein wenig scheu vor der Mutter geworden und wendete den eigenen Blick gern ab zur Seite. Noch immer konnte sie sich nicht darein finden, daß die Mutter heiraten wollte. So bald schon! Sie weinte jetzt nicht mehr darüber, wie sie anfänglich geweint hatte, aber sie zog sich in sich zurück, wie eine Schnecke in ihr Haus. Trotz der schlechten Jahreszeit trieb sie sich stundenlang draußen herum, selbst wenn die Mutter zu Hause war, irrte sie lieber umher. Ein banges Zweifeln war in Eoas Seele: liebte die Mutter sie auch noch? Hiebte sie so. wie sie früher geliebt hotte? „Meine kleine Eva." sagte die Mutter oft zärtlich. Sie sagte das fetzt noch viel öfter als früher, aber war es auch wirklich so zärtlich gemeint? Eva hätte mit beiden Armen der Mutter Hals umschlingen mögen:„Mutter, meine, meine Mutter," es riß sie oft förmlich zu der hin, aber sie tat sick) Gewalt an und blieb scheu und verdrossen. Die Mutter zog ihr ja den Hans Blechhammer vor. Es war in dieser Zeil des Sich-zuriickgefetzt-fühlens, daß Eva einen Freund fand. Sie begegnete ihm im Tiergarten. Er fchstiß sich ihr am Sie lief, er lief auch, immer hinter ihr ' her. Sie blieb stehen, er blieb auch stehen, und als sie ihn freundlich anblickte, sah er sie an mit feuchtdunklen sprechenden
Augen. Ein kleiner gelber Spitz. Hatte er seinen Herrn ver- loren, oder seine Herrin? Ein dünner Lederriemen schleifte inter ihm her, sie faßte danach.„Such Frauchen," sagte sie. )a sprang er an ihr in die Höhe, wedelte und leckte ihre Hand. Sie nahm ihn auf den Arm. Sie war sehr traurig gewesen, Hans Blechhammer hatte Billetts gebracht, die beiden wollten heute zusammen ins Theater gehen; ihre Mutter würde den Abend also nicht bei ihr sein, ihr nicht vor'm Zu-Bette-gehen die Haare bürsten, ihr Zöpfe flechten für die Nacht. Sie tat das so sanft, ohne zu zausen, mit linder Hand — ach, ihre Mutter war fort, dann möchte sie lieber auch nicht zu Hause sein und auch nichts essen. Eva war sehr traurig gewesen, nun war sie auf einmal bester gestimmt. Sie fühlte das Herzchen des Tieres an ihrer Brust pochen, der kleine Spitz zitterte ängstlich und fror. Wer weiß, wie lange das arme Hundchen schon herumgetrrt war. Sie liebkoste ihn, und er wedelte unablässig und kroch fester in ihren Arm. Sie fühlte eine wunderbare Tröstung: der hier wollte gern bei ihr bleiben, der verließ sie nicht.„Komm, wir gehen jetzt nach Hause," flüsterte sie in sein seidiges Fell.„Du bist gewiß hungrig?" Der Hund wedelte stärker. O, der war ja so klug, so klug wie ein Mensch, nein, klüger! Und viel, viel lieber. Eva preßte den kleinen Hund mit beiden Armen fest an sich und rannte mit ihin nach Hause, so rasch sie tonnte. Ihr Herz klopfte: was würde die Mutter sagen? Aber sie kam zu spät. Schon fortgegangen? Enttäuscht sah sie sich um. Nur ein Zettel lag da. „Eva. warum bleibst du solange aus? Es ist unrecht. Äh bin böse auf dich. Nun müssen wir fortgehen. In der Röhre steht deine Milch warm." Ich bin böse auf dich— das hatte die Mutter fönst nie gesagt! Und fortgegangen, ohne noch auf sie gewartet zu haben! Das kam alles nur von dem Blechhammer. Wäre der Hund nicht gewesen, Eva hätte geweint vor Zorn und vor Schmerz, aber nun war der Hund ja da. Und er war so vergnügt. Er trank Coas Milch, stellte sich auf die Hinter- pfoten und machte„Bitte, bitte" mit seinen Borderpfötchen. O, er war so reizend, wie sie noch nie einen Hund gesehen hotte. Als Olga spät aus dem Theater nach Hause kam und ihre Tür ausschloß, hörte sie ein Knurren. Erschrocken leuchtete sie umher. Als sie an das Bett ihrer Eva trat, lag die sanft schlummernd mit hochgeröteten Wangen, ein freundliches Lächeln um den Mund, wie sie lange keines bei ihr gesehen hatte. Sie hielt in ihrem Arm. unter der Decke halb verborgen. einen kleinen gelbhaarigen Hund. —
„Flick" stand auf dem Halsband, das sich versteckte in den langen seidigen Haaren, Flick und weiter nichts.„Man muß sehen, daß man das Tier wieder los wird," sagte der Bräu- tigam.„Ich werde es melden gehen auf der Polizei." Da fiel ihm Eva mit einem solchen Schmerzensschrei in den Arm, daß er davon abstand. Mochte die Töle denn bleiben, aber nur Olgas wegen, denn die war gleich verstimmt, sowie es Eva nicht nach Wunsch ging. Sie sah dem Mädchen nach den Augen. Das ging zu weit. Das mußte anders werden. Hans Blechhammer wollte nur erst die Hochzeit abwarten, dann würde es sich zeigen, daß es zuerst nach ihm ging und dann erst nach dem kleinen verwöhnten Ding. Und die Zicken, die die manch- mal aufführte, würde er ihr schon austreiben! Er war oft ärgerlich: Eva, Eva, und nochmals Eva!„Ich kann nicht mitgehen," sagte Olga so oft, wenn er sie aufforderte, dahin zu kommen, wo er gerade spielte. Es hätte ihn gefreut, ihr Ge- fei
ficht unter�dem Publikum auftauchen zu sehen, und nachher W> lss« i i chneiderkleid, in dem die Fülle des blonden Haares hervor-
an ihren Tisch zu kommen und noch eine Tasse Kaffee mit ihr trinken. Sie sah so apart, so fein aus in ihrem tadellosen lle
quoll. Mit ihrer schlanken zierlichen Figur konnte sie noch für ein junges Mädchen gelten, jedenfalls für viel jünger, als sie eigentlich war. Der junge Mann hatte einen gewissen Stolz auf sie, er hätte sich gern mit ihr gezeigt, aber immer mußte er hören:„Ich kann Eva abends nicht so oft allein lassen. Und mitnehmen will ich sie nicht." 13. Der Tag der Hochzeit war da. Ein Freund von 5zans. Herr Tändeler, ständiger Klavierspieler im Eaf4 Imperator, und Stefan Wilkowski waren Trauzeugen. Wilkowski war es ganz zufrieden, daß die Schwester heiratete, er hatte das ja gewünscht: freilich hätte er es noch freudiger begrüßt. wenn der Bräutigam gesetzter gewesen wäre. Aber besser so einen, als gar keinen. Er und Frau Ella waren sehr nett zu dem Brautpaar; Blechhammer hatte sich bei ihnen dadurch beliebt gemacht, daß er bei Gretchens Hochzeit, die vier Wochen früher stattgefunden hatte, zusammen mit Herrn Tändeler die bekanntesten Schlager und die beliebtesten Duos für Klavier und Violine zum besten gab, und das ohne jedes Honorar. Die hübsche Grete machte eine glänzende Partie. Der Jüngling aus der Tanzstunde war zum Mann geworden und ihr beharrlicher Verehrer geblieben. Er war schon Mit- inhaber der Firma Schäfer u. Ea.— Textilwaren en fjros— und obgleich sein Vater höher mit ihm hinauswollte, war es doch Mit Heirat gekommen. Frau Ella schwamm in Stolz und Seligkeit.. --(Fortsetzung folgU