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bkchfter TiZzlpNn, daß sie es gethan haben, daß sie ihr Aittleid, ihre Menschlichkeit unterdrückend dem grausigen Zwange der Tisziplin gehorchend auf ihre Brüder und Kameraden schössen? Dielleicht waren jene 16 Helfershelfer an der Blutthat auch dabei und befleckten mit neuem Mord ihr Gewissen. Nationaler und internationaler Arbeiterschutz in der Schweiz  . Bei Berathung der nationalräthlichen Beschlüsse be- treffend dieArbeiterfragen" im Ständeralh, der schließlich dem Nationalrath zustimmte, erklärte Bundesrath Deucher, daß der Bundesrath mit diesen Beschlüssen vollständig ein- verstanden sei. Aber er könne bezüglich der internationalen Regelung des Arbeiterschutzes nicht gut von sich aus den Anstoß zur Wiederaufnahme von Verhandlungen geben, da dies der seinerzeit die Anregung gebenden Macht, dem Deutschen Reiche, zustehe, wo gegenwärtig die Sache vorzubringen inopportun sei. Bezüglich des Fabrikgesetzes sei von einer Re- vision abzurathen, wohl aber eine weitherzige Interpretation des- selben zu empfehlen. Es wird also aus der ganzen mehrjährigen Aktion kaum etwas Positives für die Arbeilerschasl heraus- kommen. Znr englischen Ministerkrise. Aus London   wird depeschirt: Parlamentarische Kreise glauben, daß das Kabinet Salisbury   große Schwierigkeiten zu überwinden haben werde. Die liberale Mehrheit ist entschlossen, die von dem neuen Ministerium geforderten provisorischen Zwölftel nicht zu ge- währen. Infolge dessen müßte Salisbury   seine Demission ein- reichen. Eavallotti erklärt in einem Schreiben imTon Chisciotte", er werde die durch seine Veröffentlichung gegen Criepi in Red« gestellte Angelegenheit vor die Gerichte bringen. Der Korrespondent der neapolitanischenRoma" hat mit Rudini eine Unterredung gehabt und denselben um seine Ansicht über Cavallolli's Anklageschrift befragt. Rudini's Antwort hat dahin gelautet, daß ein derart kompromittirter Mann wie Crispi nur in Italien   ander Spitze der Regierung bleiben könne. Tie Chinesen sind schlauer wie die Russen. Sie haben auf die Vermittelung Rußlands   bei der Anleihe verzichtet und wollen eine weit größere selbst aufnehmen. Darüber schallt das Wehgeschrei der russischen Finanzkreise auch ans unserer kapita- listischen Presse heraus. Verrlkttnenksbevichke. Abgeordnetenhans. 81. Sitzung vom 27. Juni 189Z, 11 Uhr. Am Ministertische: Miqiiel, v. Köller und Kom- missarien. Der Abg. Landgerichtsrath Hartmann theilt in einem Schreiben mit, daß sein Mandat für den Wahlkreis Luckau- Lübben durch seine Ernennung zum Landgerichtsdirektor am Land- gericht I in Berlin   erloschen ,st. Das Haus erklärt zunächst die Mandate derAbgg. Metz er zu Selhausen, Kissing   und v. B a u m b a ch für gütig und tritt dann in die zweite Berathung des Gesetzentwurss über die V e r p f l e g u n g s st a t i o n e n ein. Nach§ 1 der Kommissionsbeschlüffe sollen an geeigneten, in angemessener Entfernung von einander liegenden Orten nach Bedürfniß Verpflegungsttationen eingerichtet werden. Die Vor- schriften über die Einrichtung und Verwaltung u. s. w. sollen nach Z 8 vom Provinzialrath nach Anhörung des Provinzial» ausschusses bezw. der Landesausschüsse erlassen werden. Nach 8 3 der Regierungsvorlage soll die Hälfte der Kosten von den Kreisen, die andere Hälfte von den Provinzen getragen werden. Tie Kommission hat dagegen beschlossen, den Kreisen nur ein Drittel. den Provinzen und dem Staate je ein weiteres Drittel der Kosten aufzulegen. Abg. v. Zedlitz(fk.) beantragt, in§ 1 nicht auf den 8 8 zu verweisen, sondern auf§ 2. in welchem nach Antrag des Abg. v. Zedlitz der Inhalt des§ 8 in veränderter Fassung mit auf- genommen werden soll. Abg. v. Zedlitz(fk.): Die Entscheidung über den 8 1 hängt für einen großen Theil des Hauses von der Gestallung einiger späteren Bestimmungen des Gesetzes ab, namentlich von der Frage, ob die Einrichtung eine kommunale in dem Sinne sein soll, daß die Provinz neben ihrem Kostenantheil auch über die Zahl und Einrichtung der Verpflegungsstalioncn mitbestimmen soll, und noch vielmehr von der Frage, ob ein StaatSzuschuß gewährt «erden soll oder nicht. Daher bitte ich die Regierung zunächst um eine Erklärung, ob aus einen Staatszuschuß zu rechnen ist oder nicht.(Beifall rechts.) Finanzministcr Miqnel: Die Stellung der Regierung zu dem Staatszuschuß in 8 3 kann allerdings für viele Mitglieder präjudiziell sein; ich kann Sie nur bitten, den 8 3 in der Kommissionsfassung abzulehnen und in der Fassung der Regierungsvorlage wieder her- zustellen.(Bewegung.) Ich kann namens der Regierung ans- sprechen, daß im anderen Falle das Zustandekommen des Gesetzes gefährdet sein würde.(Bewegung.) Zunächst scheint es rein finanziell bedenklich, wenn der Staat wieder eine Belastung von schätzungsweise 7 800 0<X) M. Übernähme, die gerade bei der jetzigen Finanzlage am wenigsten angemessen ist. Nach der ganzen Konstruktion unserer Verwaltung liegt die Fürsorge für Arine und Hilfebedürftige den Gemeinden, Kreisen und Provinzen ob. Der Staat hat dazu den Provinzen bereits früher erhebliche Mittel überwiesen. Es wäre bedenklich, der Tendenz zu folgen, auch auf diesem Gebiete zu eiuer Zentralisation zu kommen und den Staat mehr und mehr in einen Verwaltunaszweig zu ziehen, der durch die ganze Dotationsgesetzgebung der Dezentralisation über- lassen worden ist. Wir widerstreben einer solchen Stellungnahme des Staates grundsätzlich. Verlangen Sie vom Staat ein Tritrel der Kosten, so muß der Staat auch eine entsprechende Mit- Wirkung haben, also der Selbstverwaltung eine starke bureau- kratische Beimischung geben. Wenn Sie das dringende Bedürfniß dieser hohen sozialpolitischen Aufgabe anerkennen, brauchen Sie das Gesetz an der Äostenvcrtheilung nicht scheitern lassen. Abg. Scyffardt(natl.): Es liegt ein großes staatliches Interesse vor und deshalb müßte, wer milthun will, auch mit- zahlen. Bis zur drillen Lesung könnten wir uns vielleicht mit der Regierung unter der Hand einigen. Abg. Bartels(k.): Man muß anerkennen, daß unter den Landstreichern wir bei uns, vielleicht infolge des den Deutschen  innewohnenden Wanderuiebes, sehr viele haben, welche unverschuldet arbeitslos geworden sind; aber auch andererseits giebt es solche, welche per Bahn von einer Vcrpstcgungsstation zur anderen reisen. Der von der Regierung vorgeschlagene Weg scheint mir nicht der richtige zu sein. Deshalb sehe ,ch mich gezwui-ge», gegen den 8 l zu stimmen.(Beifall rechts.) Abg. v Hncnc(Z.): Der Abgeordnete Seyffardt hat vor- geschlagen, eine Verständigung mit der Regierung zwischen der zweiten und dritten Lesung zu suchen. Mir erscheint der An- trag Zedlitz, der diesen Zweck jetzt schon verfolgt, annehmbar. Wen» sich»ach der Auffassung des Abgeordnelen Bartels die Verpflegungsslationcn bis jetzt noch nicht bewäbrt haben, dann sollte nian diese Einrichtungen zu verbessern suchen und nicht mit Polizeigesetzen vorgehen. Abg. Barthold(fk.): Mit bloßen Vervflegungsstationen ist es nicht gethan; unter den wandernden Leuten suchen S v. H. wirklich Arbeit, und die Dörfer, welche den Verpflegungsstationen fern liegen, werden doch abgebettelt: die meisten Dorfbewohner geben den Leuten aus Furcht. Infolge der Freizügigkeit, der Paßfreiheit hat das Vagabundenwesen an Umfang gewonnen. Die Hauptsache ist, den Leuten Arbeit zu gebe». In der Schaffung kleiner Arbeiterkolonien mit Hilfe deS Staates sehe ich das einzige Mittel, uns von der Landstreicherei zu befreien. Der Staat kann am ersten große Wald- und Moorenflächen für solche Zwecke hergeben; dahin müssen die Leute gewiesen werden, eventuell mit Zwang. Vor einer solchen Zwangsarbeit fürchten sich die Leute am meisten. Flächen sind genug sind da im Staate und die Arbeitskräfte treiben sich im Lande umher. Ich bitte den L 1, falls uns die Regierung nicht entgegenkommt, abzulehnen.(Lebhafter Beifall rechts.) Abg. vou Bockelberg(k.): Die bestehenden Verpflegungs- stationen dürfen nicht zerschlagen werden, sondern sie müssen möglichst ausgebaut und vervollkommnet werden. Auch für mich sind die Berpflegungsstationen nicht die Haupt- fache, sondern die Bekämpfung der Wander- Bettelei. Die Berpflegungsstationen haben abgcwirthschaftet. Sie sind schwer kontrollirbar und unzureichend. Die Arbeitsstätten hätten in den Vordergrund gerückt werden müssen. Die Vagabunden müssen eventuell mit Zwang zur Arbeit angehalten werden. Geschieht das nicht, so werde ich kaum in der Lage sein, für das Gesetz zu stimmen. Vorderhand stimme ich für 8 1. Abg. v. Pappenheim  (f.): Ich glaube immerhin, daß wir hier einen Ansang machen müssen. Der ethische Zweck der Verpflegungsstationen darf nicht aus den Augen ge- lassen werden. Jede Verpflegungsstation muß eine kleine Arbeiterkolonie werden. Der Staat hätte sehr wohl zu den Kosten beitragen können. Thut er das nicht. so übernimmt er die Verantwortung für die Zustände, welche nach Auflösung der jetzigen Verpflegungsstalionen eintreten können. Der Staat würde gar nicht einmal ein schlechtes Ge- schäst mache. Denn infolge einer Förderung dieser Zwecke würden, wie die Kriminalstatistik Badens zeigt, die Frequenz der Arbeitshäuser und auch der Strafanstalten abnehmen und eine größere Rechtssicherheit im Lande Platz greifen. Den schädlichen Wirkungen der Freizügigkeit könnten wir so am besten einen Riegel vorschieben. Der weitaus größte Theil der Wauderer sucht Arbeit. Es ist eine soziale Pflicht des Staates auch für diejenigen zu sorgen, welche ein unverdientes Schicksal aus die Landstraße hinaus- gestoßen hat. Abg. LangrrhatiS(frs. Vp.): Die Hauptaufgabe ist, die Vagabunden durch ein strenges Regiment zur Arbeit und zur Menschenwürde zurückzuführen. Ueber die Ausführung des Gesetzes würde der Staat zu wachen haben, wenn nicht der Wunsch er- lahmen soll, derartige Institutionen zu errichten. Wir in Berlin  beschäftigen unsere Korrigenden zum großen Theil auf unseren ländlichen Besitzungen, und wir haben die schöne Erfahrung gemacht, daß diese Leute, wenn sie ihre Strafzeit abgebüßt haben, zum theil als freie Arbeiter bei uns aushalten. Der Staat müßte selbst größere ländliche Arbeitcrkolonien errichten. Ich werde für die Kommissionsfaffung stimmen. Abg. Wincklcr(k.): Das Verpflegungsstations-Wesen hat sich in einigen Theilen unserer Monarchie gut bewährt, in anderen nicht. Sowohl die Regierungsvorlage wie die Kom- missionsfassung ist für mich unannehmbar. Das leichtsinnige Aufgeben der Arbeit, der Kontraktbruch, der Streik werde ge- fördert, weil die Gesellen monatelang arbeitslos auf der Land» straße von Station zu Station ziehen können. Die Verpflegungs- stationen sind geradezu eine planmäßige Organisation der Wanderschaft, diese ist doch aber nicht Selbstzweck. Der Vorsteher einer Korrigendenanstalt sagte mir, daß bei wohl- wolleudster Schätzung nur 2 pCt. der Korrigenden korrigirt, ge- bessert werden, in den übrigen wird jede eigene Willens- thätigkeit unterdrückt, wenn sie heraus kommen, haben sie leine Fähigkeit, sich einem Lebenslauf hinzugeben. Kein Mensch denkt daran, ob der Zeitpunkt der Entlassung für den einzelne» günstig ist oder nicht; Leute die nur Sommerarbeit verstehen, werden im Winter entlassen und umgekehrt. Die ganze Sache ist noch nicht spruchreis. Ein Theil meiner Freunde lehnt das Gesetz ab. Abg. Pley(Z.) hält es für wünschenswerth, daß jeder Berus  und jeder Sland seine Bedürfligen, Kranken und Arbeitslosen unterstütze; ganz besonders sei in 8 1 die Bestimmung, daß den Arbeitslosen nur gegen Arbeitsleistungen vorübergehend Bekösti- gung und Nachtlager gewährt werden solle, bedenklich, es sei doch nicht möglich, überall und immer Arbeitsgelegenheit zu finden, 8 1 wird nach den Kommissionsbeschlüssen angenommen mit der vom Abg. v. Zedlitz beantragten Verweisung auf 8 2 statt auf 8 ö. Nach 8 2 sind zur Einrichtung, Unterhaltung und Verwaltung der Verpflegungsstationen die Kreise, innerhalb deren die Stationen gelegen sind, verpflichtet. Abg. v. Zedlitz(frk.) beantragt, daß die Einrichtung, Er- Haltung und Verwaltung der Stalionen zwar den Kreisen über- lassen bleiben solle, die Bestimmung aber darüber, in welche» Orten der Provinz die Stationen zu errichten seien, sowie der Erlaß von Vorschriften über ihre Einrichtung, Verwaltung und Benutzung, insbesondere über die Wander- und Arbeitsordnung und die Aussicht über deren Durchführung Sache der Provinz sein solle. Er hält es für zweckmäßig, daß die Provinz die Leitung in der Hand habe und zu entscheiden haben solle, in welchem Umfange, wo und wie Verpflegungsstationen zu errichten seien, damit diesen Beschlüssen nicht das Korrelat der Berücksichtigung der pekuniären Leistungsfähigkeil der Provinz fehle. Ter Antrag Zedlitz wird angenommen. Nach 8 3 der Regierungsvorlage ist den Kreisen alljährlich nach Erfolg der Rechnungslegung die Hälfte der ihnen durch die Verpflegungsstationen erwachseneu Kosten von den Provinzial- verbänden zu ersetzen. Die Komniisston hat beschlossen, daß den Kreisen>/z aus Staatsmitteln, das andere Drittel von dem Provinzialrerbande zu ersetzen ist. Ter Stadt Berlin   soll seitens des Staates der erwachsenen Kosten ersetzt werden. Die Abg. v. H u e n e(Z.) und v. T s ch o p p e(fk.) bean- tragen, die zuletzt erwähnten Bestimmungen ganz zu streichen und den Provinzialverband zu verpflichten, den Kreisen der Kosten zu ersetzen. Abg. Human,,(Z.) erklärt sich gegen den Antrag Hnene und für de» Staalszuschuß im Prinzip. Abg. v. Woyna(fk.): Es handelt sich bei diesem Gesetz nicht um eine Ergänzung der bestehenden sozialen Gesetzgebung, sondern um ein Novum, um eine Aufgabe, die nicht den Ge- meinden, sondern dem Staat obliegen. Abg. vou Kardorff(fk): Ich bin ein sehr entschiedener Gegner solcher Verpflegungs- Stationen, namentlich, wen» sie obligatorisch eingerichtet werden follen. Sie komme» höchstens den westlichen Provinzen zu gute, wahrend der Osten für seine Arbeiter bis zum 20. Lebensjahre auskommt und schließlich auch dann für sie sorgen muß, wenn sie nach dem Westen eingewandert sind und in die Heimathsprovinz zurück- geschoben werden.(Beifall rechts.) Minister Miqnel macht darauf aufmerksam, daß diese Gründe ihn gegen de» Staatszuschuß eingenommen hätten. Abg. Gerlich(sk.) erblickt in dieser ganzen Vorlage einen sehr bedenklichen Schritt zum Kommunismus. Nach seiueu persönlichen Erfahrungen würden die Leute geradezu systematisch dazu erzogen, daß sie glauben, der Staat müsse für sie sorgen und sie brauchten nicht niehr zu arbeiten.(Zustinimung rechts.) Ethische Gesichlspunkre sprecbeu nicht für sondern gegen das Gesetz. Es würde durch dasselbe nur die Arbeitsunlust und der Leichtsinn großgezogen werden. Jetzt schon ist der Kontrakt- bruch an der'Tagesordnung. Ter Geselle geht zu seliikm Meister und sagt, Meester, Ihr Kaffee is mich zu süß, und dann geht er(Heiterkeit). Ich würde auch dann gegen das Gesetz stimmen, wenn der Staat einen Zuschuß geben wollte. Es wäre viel besser und billiger, den Leuten, welche wo anders Arbeit suchen wollen, ein Billel zu kaufen, statt ihnen noch außerdem Frühstück und Mittag zu geben. Ich habe in meinem Kreis« auch drei Jahre einer VenpflegungSstation vor- gestanden. Schließlich wurde aber dem Faß der Boden ausge- schlagen, als ich ein« Beschwerde erhielt, unterschrieben von 6 Bummlern, darüber, daß sie an einem Sonntag Abend nicht ein warmes Abendbrot erhalten hätten. (Große Heiterkeit.) Das ist nicht zum Lachen, sondern furcht« bartraurig. Solchen Dingen will ich nicht Vorschub leisten. (Lebhafter Beifall rechts.) Die Anträge Huene-Tschoppe werden abgelehnt und 8 3 in der Kommissionsfassung angenommen. Nach 8 3 sind Betrunkene, Landstreicher und des LandstreichcnZ verdächtige von der Ausnahme in eine Verpflegungsstation aus- geschloffen, u. a. auch solche, die nicht nachweisen können, daß sie innerhalb der letzten vier Monate wenigstens zeitweise in Arbeit gestanden haben; ferner soll, wer wegen Betruges, begangen zum Zweck der Aufnahme in eine Verpflegungsstation, oder wer wiederholt auf grund des 8 13 dieses Gesetzes bestraft ist, während sechs Monate seit der Verbüßung der letzten Strafe von der Aufnahme ausgeschlossen sein. Abg. Barthold(fk.) beantragt, stattvier Monate" zu sagen:vier Wochen", um ein schärferes Mittel gegen den Kontraktbruch zu geben. Abg. Kirsch(Z.) beantragt, den 8 3 gänzlich zu streichen. da es nicht richtig sei, einen Theil der Ausschließungsgründe gesetzlich zu bestimmen, einen anderen Theil aber den Verivaltungs- Vorschriften zu überlassen. Für den Fall der Ablehnung dieses Antrages beantragt er hinter das WortBetruges" die Worte oder Urkundenfälschung" und hinter das Wortwiederholt" die Wortein de» letzten drei Jahren" einzuschieben. Geheimrath vou Trott zu Solz bittet die Fassung des 8 9 unverändert zu lassen. Die ausgeführten Kategorien müßten unter allen Umständen gesetzlich ausgefchlossen sein. Der Begriff desLandstreichens" müsse gesetzlich bestimmt werden. Der Antrag B a r t h o l d wird abgelehnt; von den An- trägen Kirsch wird nur die Einfügung der Worteoder Urkundenfälschung" angenommen. In dieser Fassung wird 8 3 angenommen. Nach 8 13 sollen mit Haft bestraft werden: I. wer zum Zweck der Aufnahme in eine Verpflegungsstation der über die Aufnahme befindenden Stelle falsche Angaben macht oder Umstände, die ihn von der Aufnahme in eine Station ausschließen, verschweigt; 2. wer sich aus Arbeitsscheu weigert, die ihm in der Station zugewiesene seinen Kräften angemessene Arbeit zu verrichten. Abg. Kirsch beantragt in dem Satz 1 die Worte vonoder Umstände" bis zum Schluß zu streichen. Abg. v. Tschoppe beantragt aus dem Satz sud 2 die Worte aus Arbeitsscheu" zu streichen. Nachdem die Antragsteller ihre Anträge befürwortet und der Regierungskommissar von Trott zu Solz beide bekämpft hatte, wird der Paragraph mit den von den beiden Abgeordneten beantragten Aenderungen angenommen, ebenso der Rest der Vorlage. Schluß nach 3Vs Uhr. Nächste Sitzung Freitag 11 Uhr. Kleinere Vorlagen. Gesetzentwurf bezw. Antrag Jürgensen be- treffend die Aushebung der Zurückzahlung der Grenzsteuer- Entschädigung. Prirkeinalftrilftten. Ngrarkommission. Die drei Abtheilungen der Kommission traten gestern am 27. Juni im Reichstags-Gebäude zusammen, um über die von den Einzelabtheilungen entworfenen Programm- Vorschläge zu berathen, und sich über eine gemeinsame Fassung zu einigen. Alle Mitglieder waren anwesend, mit Ausnahme V o l l m a r' s, der durch Krankheit, und G e ck' s, der durch einen Gerichtstermin verhindert ist. Die Verhandlungen dauerten von 91, und von 37 Uhr; sie werden voraussichtlich heute, den 28. Juni, zu Ende gebracht werden. Den Borsitz hat Liebknecht, das Schriftsühreramt H u g. Lübecker   Biirgerschaftswahlen. Bei der Wahl am Dienstag erhielten unsere Kandidaten ILO 207, die Gegner 403 bis 616 Stimmen. Bei der Gemeinderaths- Wahl in Geesthacht  , einem hamburgischen Dorfe, wurden drei Parteigenossin mit einer be- trächtlichen Mehrheil gewählt. Wir haben nun in der Vertretung dieser Gemeinde fünf Sitze. Bei den Gewerbegerichtswahlen in Potsdam  , die nach Berufsgruppen vorgenommen werden, wurden 15 Kan- didaten unserer Partei und 10 Hirsch- Dunckerianer zu Arbeiter- Vertretern gewählt. Von 760 Wählern stimmten 643 ab, davon 376 für uns, 272 für die Hirsch- Dunckerianer. An der Wahl der Unternehmervertreter halte sich unsere Partei nicht betheiligr. Von der Agitation. In H o h e n st e i n- E r n st t h a l i. S. sprach am Sonntag Reicheiags- Abgeordneter Auer in einer Versammlung, zu der die Wähler aus dem 13. Rcichstags-Wahl- kreise von weit und breit herbeigekommen waren, unter großem Beifall über das ThemaDer Siegeszug der Sozialdemokratie." Am Montag sprach derselbe Redner in G e s a u im Lokal des Genossen W. Stolle über die Ergebnisse der letzten Reichstags- session. Mecklenbnrgisches. Aus dem Dorfe Silz wird der Mecklenburgischen Volkszeitung  " berichtet, daß einem Maurer- lehrling, der seine Lehrzeit beendet hatte, von den Jnnungs- meistern erklärt wurde, er könne nicht als Geselle ausgenommen werde», weil er Mitglied des Arbciter-Bildungsvereins zu Silz sei. Bei dieser Gelegenheit wurde dem Lehrling ein Brief vor- gelesen, worin der"Schulze von Silz den Jnnungsmeistern diese Mittheilung gemacht und hinzugefügt halte, der Lehrling habe aus einem Ballerothe Schlipse und Schleifen" getragen. Dem Schulzen von Silz gebührt sonach jedenfalls ein Posten, wo er für seine schönen staatsmännischen Fähigkeiten einen größere» Wirkungskreis hat, als in dem mecklenburgischen Dorfe. Vielleicht nimmt sich Herr v. Koller des neu entdeckten Talents an. Auch die Silzer Jnnungsmeister verdienen eine Auf- munterung. Eine eigrnthiimliche Pnrteigeschichte, wird dem Chemnitzer Beobachter" aus Lichtenstein-Callenberg   geschrieben, bat unser Nackbarort Bernsdorf  . In den fünfziger Jahren nahm dort die Bewegung einen kräftige» Anlauf, hielt aber plötzlich wie erschrocken inne, und hat seitdem auch keinen Laut wieder von sich gegeben, trotz vieler Versuche, eine Organisation zu schaffen. Man wird unwillkürlich an das Sprichwort erinnert: Scklechte Beispiele verderben gute Sitten, den» eine Aengstlichkeit hat sich herausgebildet, die unbegreiflich ist. Die Leute wagen z. B. nicht einmal ein Maifestblatt zu kaufen, aus Furcht, es könnte jemand sehen und sie könnten aus dein Bergwerk entlassen werden. Seil die Wirkerei darniederliegt. gebt der jüngere Theil der Einwohner in den Kohlenschacht, und seitdem hat die Angst immer größere Kreise ergriffen. In diesem Ort sucht jeder seine Meinung zu verbergen, auch die in der Haus- industrie Beschäftigten. Das geht soweit, daß die meisten es nicht einmal wagen, in eine Volksverfammlung zukommen. Mau wählt dort noch leidlich volksthümlich, aber matt. Die Sozialdemokratie Norwegens   hielt kürzlich in S k i e n ihren 9. Kongreß ab. Es waren 40 Vertreter von Fach- und sonstigen Arbeitervereinen erschienen. Einen Hauptpunkt der Debatte bildete das Schicksal der ZeitungSozialdemokraten", deren Wochenausgabe mit Verlust arbeitet. Aus St. Paulo   in Brasilien   wird uns mitgetheilt, daß der dort seit einigen Jahren bestehende allgemeine Arbeiter- verein, dem im Jahre 1833 durch die Revolution jede öffcnt- liche Wirksamkeit unmöglich gemacht war, jetzt, seit etwas Rube ist, feine Thätrgkeit wieder ansgeommen hat. Er hält regcl-