der Ruhrkrieg ift verloren. Wis über Dortmund hinaus ist das Land von Boincarés Soldaten besetzt und wird von ihnen nach modern mirifchaftlichen Methoden ausgeplündert. Eine innere Bollgrenze zerreißt das deutsche Wirtschaftsgebiet, der 3erfall des Reiches beint faum noch aufzuhalten. Ungeheure Summen, von der totenpresse ohne Deckung hergestellt, sind zur Süßung des passiven Widerstandes aufge wendet worden, der Wert der Mart nähert sich mit rasender Fallgeschwindigkeit, der keine Gehalts- oder Lohnerhöhung folgen kann, dem Nullpunkt. Reichszerfall, Hungersnot, Chaos fennzeichnen den Ausgang der legierung Cuno.
Bieder, wie im Herbst 1918, im Frühjahr 1921, ist es so weit, deß nur die Anerkennung gegebener bitterster Not wendigkeiten Rettung, Rettung i zwölfter Stunde, bringen fann. Zum drittenmal ruft man die Sozialdemokraten als Retter. Diesmal ist es die Deutsche Volkspartei , die unter Stresemanns Führung erkennt, daß die schleunige Liquidierung des Ruhrkriegs allein noch das Letzte, Furchtbarste aufhalten kann. Und nun ist es die Bereinigte Sozialdemokratische Partei Deutschlands , die ihre Bereitschaft zur Bildung der Großen Koalition erflärt, um das Aller schlimmste abwenden zu helfen.
Drei Monate später ist die Große Roa lition erledigt. Die Sozialdemokraten haben ihren Austritt erklären müssen, weil die volksparteilich beein flußte Regierung gegen den bayerischen Rechtsputschismus völlig verjagt, in Sachsen und Thüringen aber gegen fozial Demokratisch- kommunistische Regierungen mit bewaffneter Hand eingegriffen hat.
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Seit dem 30. November 1923 hat die Sozialdemokratie im Reich feiner Regierung mehr angehört. Man hat sie seitdem in der Regierung als Retterin nicht mehr gebraucht. Sie hatte durch dreimaliges Einspringen in Augenblicken der höchsten Gefahr die Entwicklung in eine Bahn geleitet, auf der sich ein Wiederaufleben Deutschlands als demokratische Macht sichtbar vollzieht, und sie hatte sich da durch zunächst selber überflüffig gemacht. Auf ihren Schultern stehend errangen Luther und Stresemann die außenpolitischen Erfolge von Locarno .
Die Sozialdemokratie hat sich nie zur Regierung gedrängt. Sie hat sich nur dann an ihr beteiligt, wenn die äußerste Not des Boltes nach ihrer Ueberzeugung dieses Opfer von ihr verlangte. Sie hat durch ihre zeitweilige Beteiligung an der Reichsregierung viel innere Kämpfe in der Partei heraufbeschmoren und ihren Funktionären, die ihre Politit im Betrieb verteidigen müssen, das Leben manchmal recht schmer gemacht. Aber sie hat dabei auch Erfahrungen gesammelt, bat zugelernt. Die Arbeiterbewegung muß durch eine harte Schule gehen, ehe ihr der letzte Preis des Sieges zufällt, und die Erfahrungen, die bie Sozialdemokratie mit ihrer Be teiligung an der Regierung gemacht hat, gehören in diefem Sinne zu ihrem Besiz.
Au
Aber menn die Maffen der Partei, eben infaige dieser Erfahrungen von stärtstem mißtrauen erfüllt find gegen den Plan, das gescheiterte Experiment vom Herbst 1923 au wiederholen- mer will es ihnen verdenken? Wo ist ber Dant, den die Sozialdemokratie für ihre beispiellose Auf opferung im Interesse des Ganzen beanspruchen darf? Wir meinen damit nicht den Dank an die sozialdemokratischen Führer, fondern den Dankan die Malfen, die jetzt am Ausgang einer neuen Periode des Rechtsturfes, ben barten Wer einer Wirtschaftsfrife erleben müssen mit all der Not und den Sorgen, die er jedem Einzelnen auferlegt.
Diese Massen fordern eine Regierungspolitit, die fie aus Der Krise herausführt und ihre Leiden während der Krise lindert. Wir Sozialdemokraten find die Bertreter ihrer Forde
rungen.
Darum sprechen wir mit denen, bie mit uns über die Berteilung von Portefeuilles reden wollen, über die Er füllung von Forderungen.
Ein Briefwechsel.
Thälmann an Thälmann und zurück.
Das Rentralfomitee in der Rommunitifden Battet Deutschlands, gea. Ern hälmann, hat einen Offenen Brief ilber die Enteigung der Fürsten auch an die Bundesleitung des Roten Fronttämpferbundes" gerichtet, in der berfelbe Ernst Thälmann ber große Mann ist, wir sind in der Lage, das pertrauliche Begleitschreiben su biefem Offenen Brief au veröffent Tichen, fowie die Antwort barauf.
Zentralfomitee.
Bieber Thälmann!
Du haft mohl in der heutigen Roten Fahne zu gleicher Belt mie ich den Offenen Brief gelesen, der meine Unterschrift trägt. Du marst mohl ebenso überrascht wie ich. Die Sache ist ganz famos aufgezogen. Eigentlich bist Du noch nie in fo guter Gesellschaft ge. mejen: in einem Atemzuge wirst Du mit der SPD., dem DGB. und dem Reichsbanner genannt. Da gilt es, auf der Höhe zu sein und sich bei der Antwort eines so großen Bertrauens würdig zu er meifen. Aus diesem Grunde ist es auf feinen Fall angängig, daß Du auf eigene Faust antworteft. Sonst schaut nichts Gescheites babei heraus. Du mußt Dich eben mit dem in Berbindung setzen, ber ben von mir unterzeichneten Offenen Brief verfaßt hat. Ich bin leider bisher nicht in der Lage, Dir den Verfasser zu nennen, Du erfährst ihn wohl am besten beim Bol.- Bureau. Deine Berantwortung ist um fo größer, als Du Dir denken tannst, daß die anderen auf unseren Schwindel nicht reagieren werden und Deine Ant mort bie einzige sein wird, die wir erhalten werden.
Ich für meinen Teil habe über die Sache gründlich nachgedacht -warum lachft Du?- und ich bin zu folgendem Ergebnis gefommen: Macht die SPD . einen Bolfsentscheid und ruft sie die Arbeiterschaft wegen Aufbringung der ganz niedrigen Kosten zu frei milligen Beiträgen auf, dann ertlären wir selbstverständlich, daß das eine gewiffenlose Ausplünderung der Aermften der Armen in einer Beit schmerfter. Not und Arbeitslosigkeit ist und daß der „ Borwärts" schlimmer ist als die hohenzollern . Wir geben dann die Parole aus: Lieber noch für die BeppelinEdfeuer- Spende, als für diefen, neuen SPD. - Berrat!" Rommt der Bolfsentscheid doch zustande, dann muß selbstverständlich die SPD. rffein Versammlungen einberufen und deren Soften tragen und wir
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fdiden überall unsere Leute hin und machen Radau. Auf meine Leute tann ich mich dabel verlassen, Du Dich mohl ebenso auf Deise Beute, ba Deine Leute meine Leute und meine Leute Deine Certe find. De schicken wir überall einen Disfuffionsredner vor, perfangen unbeschränkte Redezeit da es fich ja um eine gemein fame Artion handeln wird und schimpfen wie die Rohrspatzen auf die SPD . Bonzen, die nur die Platzhalter der Hohenzollern find. Der beste Beweis dafür ist, daß sie die Wahl des Monarchisten Hindenburg dadurch gesichert haben, daß sie nicht alle SPD .
Eine Erwiderung.
Bon der Deutschen Reichsbahn- Gesellschaft wird uns geschrieben:
Der Vorwärts" bringt in der Abendausgabe vom 5. Dezember 1925 eine Mitteilung unter der Ueberschrift: Reichsbahn gegen Reichsfarben". Demgegenüber weisen wir nachdrüd. sich darauf hin, daß die Deutsche Reichsbahn immer bestrebt ge wesen ist, den verfassungsmäßigen Farben des Deutschen Reiches Achtung und Geltung zu verschaffen. Daran hat sich auch durch die Ueberleitung in die jezige Betriebsform nichts geändert; auch die Deutsche Reichsbahn - Gesellschaft betrachtet die Reichsfarben als ihre Fatben und verfährt in der Beflaggung ihrer Gebäude genau nach den für die Reichsbehörden geltenden Grundsätzen. In dem Bestreben, die Reichsfarben auch sonst zur Geltung zu bringen, hat der Generaldirektor erst jüngst wieder darauf hingewiesen, daß auch bei der Ausschmüdung bahneigener Anlagen durch Dritte neben den Farben des Landes oder der Stadt stets die Reisfarben in angemessener Weise mitzuver menden find. Eine andere Frage ist es, ob im Einzelfall überhaupt die Vorausseßungen für eine Ausschmüdung des Bahngebietes gegeben find. Hier hat die Reichsbahnverwaltung aus zahlreichen unliebfamen Vorgängen, insbesondere auch in Breslau , die Lehre ziehen müssen, die Beflaggung und Ausschmückung von Bahngebäuden usw. grundsäglich abzulehnen, wenn es fich um parteipolitische Veranstaltungen handelt. nur aus diesem Grunde mußte die Beflaggung des Bahnhofsvor plates in Breslau aus Anlaß des Parteitages der demokratischen Partei unterbleiben, wie fie auch jeder anderen Partei gegenüber abgelehnt wird.
Diese Erklärung bestätigt nur die Angaben, die über das Bersagen der Reichsbahnhauptverwaltung veröffentlicht worden sind. Unliebsame Borgänge" welcher Art sind diese, daß sie die Berwaltung der Reichsbahn veranlassen fönnten, die Farben des Reichs zu verbieten, wenn es sich um eine partei politische" Veranstaltung, nämlich um den Parteitag einer republitanischen Partei handelt? Fürchtet die Reichsbahnhauptverwaltung die grünen Jungen vom Hakenkreuz? Und sollte die Polizei in Breslau nicht ebenso start wie die in Heidelberg sein, um Ausschreitungen der Bulle- Gänse zu verhindern? Die Tatsache bleibt also, daß die Reichsbahn aus Rücksicht auf unliebsame Vorkommnisse" das Aufziehen der Reichsfarben vor dem Bahnhofsgebäude verhindert hat!
Demokratische Parteitagsdebatte.
Dr. Koch, folgte auf dem demokratischen Parteitag in Breslau Nach dem Referat des Parteivorsitzenden , Abgeordneten ein Referat der Frau Dr. Gertrud Bäumer über Internation le Kulturpoliti!". Sie trat unter Anknüpfung an die in Locarno abgeschlossenen Verträge für eine Bolitit der internationalen Berständigung ein. Der badische Abgeordnete Dietrich behandelte in einem Referat das Thema„ Neue Ziele in der Wirt fchaftspolitit". Dabei ging er auf die aktuellen Fragen und auf die Aufgaben, die die von den Demokraten geforderte große Stoalition auf dem Geblete der Wirtschaftspolitit zu lösen hätte, nicht ein. Er vertrat im wesentlichen Auffassungen eines moberneren, fortgeschrittenen Industriellen und befürwortete energisch den Abbau überflüffiger die Produktion belastender Eleniente. Im Anschluß an die Referate begann eine Debatte. In ihr nahm a. der preußische Finanzminister Höpfer Aschoff das Wort. Er betonte, daß der Ausgabenabbau namentlich der Länder nur langsam und allmählich vor fich gehen fönnte. Preußen beginne mit einer Reform fetner Steuern. Der Bergleich mit den hohenzollern fei für das preußische Staatsministerium nur unter dem 3mang der Berhält. nisse zustande getommen, da das Reich die Bänder im Stich gelaffen habe und die Entscheidungen der Gerichte ftets einseitig zugunsten der Hohenzollern erfolgten. Georg Bernhard ver langte die Bildung der großen Koalition und marnte vor der Fort
Stimmen auf meinen Namen vereinigt haben. Wenn die andern protestieren, dann brüllen wir im Chor Einheitsfront" und je nach dem Stärteverhältnis schlagen wir alles in Klumpen oder nehmen Reißaus. Im Zweifelsfall das Lettere.
Jedenfalls muß Du Dir eine begeisterte Antwort vom Bol. Bureau besorgen, die die ganze erste Seite der„ Roten Fahne" füllen wird. Mit tommunistischem Gruß Dein alter Ernst Thälmann . Auf dieses Schreiben ging folgende Antwort ein: Roter Fronttämpferbund
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Für so raffiniert hätte ich Dich niemals gehalten. Haft Du das wirklich ganz allein ausgefnobelt? Mir machst Du nichts vor! Auf den Roten Fronttämpferbund" fannst Du Dich selbstverständlich verlassen. Aber, Du Schafstopf, den Beg zum Bolbureau hättest Du mir sparen fönnen. Selbstverständlich lag die begeisterte Ant. wort bereits fig und fertig vor. Sie ist sogar in der Druckerei der Roten Fahne gleichzeitig mit dem Offenen Brief gesetzt worden. nur gegen eins habe ich Bedenken Deine Beweisführung von wegen Hindenburgs Wahl wollen wir lieber aus dem Spiel lassen. Ich habe mir die Sache gründlich überlegt marum lachst Du? Da gegen bin ich auf der ganzen Linie fürs Radaumachen zu haben. Ueberhaupt, Ihr KPD. - Bonzen, Ihr Intellektuellen, Ihr könnt freh sein, daß wir Roten Fronttämpfer für solche 3wede noch da sind. Ihr verjumpft mir viel zu ſehr in der fachlichen Arbeit. Su Ruths Belten war ein ganz anderer Zug.( Aber Du, alter Knabe, behalte das für Dich, fonft fliegft Du prompt aus dem Sentral fomitee und ich aus der Bundesleitung.) Ich habe den Moskauer Utas vom September noch im Magen von wegen der militärischen Spielerelen des„ Roten Frontfämpferbundes". Das hättest Du mir nicht antun sollen, Ernst! Das haben mir meine Leute sehr übel genommen. a ,, und jetzt, mo Ihr uns wieder braucht, da schicht Shr uns Offene Briefe. Es ist zum Heulen! Aber man muß halt die Zähne zusammenbeißen und durchhalten, auch wenn in den nächsten acht Monaten vier neue Führergarnituren von drüben bestimmt werden. Da kannst Du Don Glück reden, daß ich beim Roten Frontfämpferbund" so populär bin, sonst würdest Du jetzt cbenso wie die Ruth in Mostau sigen und erst recht nichts ver stehen, wo sie alle russisch reden.
dauer eines Rumpftabinetts. Der Reichstag , der Locarno durch gebracht habe, müsse tonsequent auf diesem Wege weiterschreiten. Die Debatte wird heute fortgesetzt.
Umgestaltung der Hauszinssteuer.
Aus dem preußischen Finanzminifterium wird dem Amtlichen Preußischen Pressedienst geschrieben:
Die auf Grund der Dritten Steuernotverordnung des Reiches
feit dem 1. April 1924 eingeführte Geldentwertungsaus gleichssteuer vom bebauten Grundbesig wird in Breußen bekanntlich unter dem Namen auszinssteuer" als ein Vielfaches, gegenwärtig als das Siebenfache der Grunda vermögensteuer, erhoben, Die für Preußen maßgebenden gefeglichen Vorschriften find in der preußischen Steuernotverordnung Dom 1. April 1924 enthalten. Die Wahl der zum genannten Beit punite bereits ein Jahr lang bestehenden Grundvermögenssteuer als Besteuerungsgrundlage für die Hauszinssteuer mußte erfolgen, um ein sofortiges Fließen der letzteren zu ermöglichen; eine be fondere neue Veranlagung war mit Rücksicht auf die vorgeschrittene Beit nicht möglich. Wie die Zeit aber gelehrt hat, birgt die ge mählte Besteuerungsgrundlage Schwächen in sich, die zu folgender Entschließung des Reichstags geführt haben:
„ Die Reichsregierung möge auf die Länder einwirken, daß die Hauszinssteuer nur in einer Form erhoben wird, die von der Miete ausgeht."
Entsprechend diefer allgemeinen Auffaffung des Reichstags und dem Beispiel anderer Länder, die bereits die Friedensmiete als Besteuerungsgrundlage eingeführt haben, beabsichtigt die Regierung, die Besteuerungsgrundlage für die Hauszinssteuer vom 1. April 1926 ab zu wechseln, an Stelle der Grundvermögenssteuer joll die Friedensmiete( ortsüblicher Mietzins am 1. Juli 1914) treten. Die Steuer foll in bestimmten Bomhundertfäßen der Friedensmiete( des Friedensmietwerts) erhoben werden. Neben der Umstellung der Besteuerungsgrundlage soll vom 1. April 1926 ab das Eigentapital, das der Grundeigentümer am 31. Dezember 1918 am Grundstüde hatte, stärker als bisher steuermindernd be rücksichtigt werden. Damit die erforderliche neue Veranlagung der Steuer rechtzeitig durchgeführt werden fann, sind die Vorarbeiten bereits in Angriff genommen.
Den Eigentümern der steuerpflichtigen Grundstücke wird in der nächsten Zeit eine Aufforderung zur Abgabe einer Er. flärung über die Friedensmiete der vermieteten Räume ihres Grundstüds zugehen. Es liegt im eigensten Interesse der Grundstückseigentümer, diese Erklärung, für die der Aufforderung ein besonderer Bordrud beigefügt sein wird, so genau wie irgend möglich abzugeben, damit sogleich von Anfang an die Beranlagung richtig erfolgen fann und unrichtige Schätzungen des Friedensmiet. wertes vermieden werden. Für die Minderung der Steuer find von den Eigentümern besondere Anträge bei der Ber anlagungsbehörde zu stellen, für die ein von der Gemeindebehörde zu beziehender Bordruck zu benugen ist. Das Nähere hierüber wird in der vorhin erwähnten Aufforderung den Grundeigentümern mite geteilt werden."
Eine Simultanakademie für Preußen.
Beschluß des Unterrichtsausschusses.
Im Unterrichtsausschuß des Landtages wurde die Frage der Errichtung einer fimultanen pädagogischen Akademie in Frankfurt a. M. verhandelt. Es wurde durch Erklärungen des Minifteriums festgestellt, daß in alle Alademien, konfessionelle wie fimultane, auch Diffibenten aufgenommen und zur Prüfung zu gelaffen werden fönnen. Unter Ablehnung aller Abänderungsanträge wurden der vollsparteiliche und der demokratisce Antrag auf Errichtung einer fimules of Alademie neben den vorgefeberen fonfeffionellen Akademien mit 15 gegen 14. Stimmen angenom men. Die Jozialdemokratische Forderung, die Atademie so einzus richten, daß sie den Bedürfnissen sowohl der Konfessions- und Si multanſchule als der weltlichen Sammelflaffen dient, wurde mit 15. gegen 12 Stimmen( der Sozialdemokraten, Demofraten und Kom. muniften) abgelehnt.d
im zweiten Schweriner Fememordprozeß gegen Boldt und Genoffen Revifion im zweifen Schweriner Jememordprozeß. ür die zu fechs Jahren 8u1haus beziv. ein Jahr Gefängnis verurteilten ehemaligen Leutnants Studen und Franz hat die Ver teidigung Revision beim Reichsgericht angemeldet.
Wallner- Theater.( Rolportage" pon Georg Raiser.) Das Wallner Theater barf mit einer feinen Aufführung. diefes spitfindigen Stüdes aufwarten, daß die Badfischromantik verspottet. Nein, nicht verspottet, sondern feiert, well in jedem Menschen das Gelüfte nach der Rolportage unperlöschlich ift, be verwandt ist. Sonst wäre es ihm nicht gelungen, diese sehr handsonders aber in Georg Kaiser , der mit der Rolportage fehr fefte Kitschkomödie vom Adel und Zigeunertind zu schreiben. Als die Ritschkomödie fertig mar, hat er sich besonnen, daß er eigentlich einen vorzüglichen Schund beendete. Schleunigst schickte er einen Prolog voraus, der das ganze ins Lächerliche ziehen soll. Ein famofer Kniff, der alles entschuldigt. Aber es gibt faum mas zu entschuldigen. Das Theaterstüc, schon in Berlin gespielt, dann in der Broving heruntergefeiert, ist noch fehr jung. So jung, daß Karl Sternheim auf Georg Kaiser neidisch wird und ihm bei jeder Gelegenheit den Dolchstoß ins Talent rennen möchte. Borläufig ift zu fagen, daß Georg Kaiser den Karl Sternheim in die Tasche steckt, mag Sternheim auch die Nase vorwittg daraus hervorsteden. Ueber. raschungen find möglich und das Blatt tönnte sich wenden, d. h. Karl Sternheim , der immer gern mit Schnellzug seiner Zeit vor. aus möchte, wird etwas Aktuelleres herausmittern, als eben diese Geschichte von dem veriorengegangenen und wiedergefundenen Grafenjohn.
Jm Wallner- Theater lachte man viel Man verstand die Satire dort fogar, wo sie gar nicht vorhanden sein sollte. Emil Bindi, der Regisseur, ließ denn auch mit Verve parodieren. Ihm standen vorzügliche Schauspieler zur Verfügung. Drei seien besonders ge nannt: Hermine Sterler , die Big, Anmut und sogar Ge tragenhelt so schön durcheinandermischt, daß sie sehr gut gefallen fann Dann pompos Frau Sandrad, die ehrwürdig ftolze Gräfin, die schleunigst in den Bürgerfompromiß hineinrutscht, falls ihr der Boden unter den Füßen entgleitet. Diesmal muß Frau Sandrod wieder hoheitsvoll spielen, fie braucht nicht zu farifieren, und man erinnert sich beinahe mit Schauern, welche feierliche Sprecherin sie einst war und heute noch ist. Herr v. Lovric, der aus Bien fommt, und den man in Berlin bisher faun bemerfte, sollte zu dem Berliner Theater fleißiger hinzugezogen werden. Die Nonchalance, mit der er einen Edelmann spielt, die Gelaffenheit der Bewegung und die Müdigkeit des gedrechselten Klubmortes, all diese für seine Rolle so nötigen Charaktergesten und Charakterworte trifft: er sehr gut.
m. H.
Eine Wigman- Gesellschaft. Die Tanzgruppe Mary Wigmans, ihre Aufführungen Anerkennung und Bewunderung errungen hat. die sich in den letzten Jahren in Deutschland und im Ausland durch bedarf zwischen ihren Gastspielreisen während eines Leils des Jahres. einer längeren Bause, in der ruhige Werkstattarbeit und die Bor bereitung neuer Gruppentänze die Erhaltung der Tanzgruppe auf ihrer einzigartigen fünftlerischen Höhe ermöglicht. Die Einfünfte aus den Gestspielreifen reichen hierzu begreiflicherweise nicht aus. Es hat sich deshalb eine Gesellschaft von Freunden der Mary- Wigs Die Beihnachts- und Verkaufsmeffe der Berefulgten Staatsschulen für man- Tanzgruppe" gebildet, beren 3wed ist, die um ihre Eriſtenz freie und angewandte Kunst, Hardenbergitr. 38, ift er öffnet. Die Ausfämpfende Gruppe wirtschaftlich sicherzustellen. Die Gesellschaft vera felung umfaßt werfe der Malerei, Grabbit, Blaftit, Architellur und des fendet faeben einen Aufruf, der alle Verehrer der Kunst Mary Wig. Kunstgewerbes und ist vom 6. bis 20. Dezember täglich( auch Sonntags) mans zum Beitritt auffordert( Jahresbeitrag 50 Mart); näheres geöffnet von 10 bis 6 Uhr durch Ernst Schlegel, Berleger, Ueberlingen am Bodenfee. Der Auf
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