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Mittwoch 9. VeZember I92S
Unterhaltung unö Wissen
Seilage ües vorwärts
Sozialististhe Lehr- und Wanöermhre. Von Louis Cohn. IV. L« i p z i z. Ich wurde o!s dienstuntauglich erklärt, nicht etwa wegen meines Gesundheitszustandes, sondern weil der Bedarf an Einjährigen reichlich überdeckt war. Ich wollt« daher bald wieder nach New Uork zurückkehren, gab ober endlich dem Drängen meiner Eltern nach, in Leipzig   zu bleiben und in dos väterliche Geschäft einzutreten. Bei meinem eiligen Absckstede von New Jork hatte mir Sorge ein Gruppenbild feiner Familie eingehändigt, das ich dem ihm befreun- deten Liebknecht übergeben sollte. Gleich in den ersten Tagen meines Leipziger   Aufenthalts wanderte ich in Liebknechts Wohnung in der Braustraße. Liebknecht und Bebel aber hatten bereits die ihnen im Hochverratsprozesse zudiktiert« zweijährig« Festungshaft in Hubertusburg   angetreten. Ich traf also nur Liebknechts zweite Frau Natalie in der Wohnung an: sie zeigte sich sehr erfreut über das Bild. An diesen ersten Besuch knüpfte sich ein reger Berkehr mir der Familie Liebknecht  . Natalie Liebknecht, damals vielleicht«ine Frau inmitten der dreißiger Jahre, hauste in der kleinen Wohnung in der Braustraße und sorgte hausfraulich für die zwei Töchter aus ihres Mennes erster Ehe und ihre eigenen zwei Söhne Karl und Theodor. Der erster« mochte ihr viel zu schassen. Karl, ein unbändiger und eigensinniger Bursche, warf sich auf die Erde und schrie aus Leibeskräften, wenn er nicht sofort seinen Willen bekam. Theodor, ruhiger und lenksamer, wurde sehr oft von seinem Bruder mit fortgerissen, wchon in den ersten Wochen meines Verkehrs mit Natalie Liebknecht vertrat ich die Stelle des abwesenden Vaters, indem ich den Buben ein wenig gebrannte Asche verabreichte, wenn die Mutter ihrer nicht�mehr Herr werden konnte. Dies« Prozedur war freilich nicht im Sinne der Frau Natalie: denn sie war auf- gewachsen in dem um Ludwig Büchner   in Darmstadt   grup­pierten Kreise, desien pädagogische Grundsätze die Prügelstrafe als Erziehungsmittel vollständig ausschlössen. Frag Natalie war eine Frau von großer Intelligenz und Charakterfestigkeit und ihr leb- Höfles Temperament wie auch ihr Aeußeres hatten sich in jeder Hinsicht auf ihren Sohn Karl übertragen, wie war die Tochter des Darmstädter Rechtsanwalts Reh einst Mitglied des Frankfurter  Parlaments. Marx niochte einmal die boshafte Bemerkung, es sei aus ihm später ein Hase geworden. Meine Besuche bei Frau Natalie mußte ich vor meinen Eltern verheimlichen. Um das zu begreifen, mutz ich mit einigen Worten der Leipziger   Klassengegensätze gedenken, die übrigens mit denen in den meisten anderen Städten übereinstimmten. Die Sozialdemokratie war in Leipzig   noch sehr schwach: der größte Teil der Arbeiterschaft war indifferent, ein anderer Teil direkter Gegner der Partei. Dazu kam. daß die einstige liberal« Mentalität der Bürger der materiellen Zielstrebigkeit der aufkommenden Bourgeoisie halte weichen müssen. Sie ging in Begeisterung für Bismarck   auf, und der Zudrang zum Nationalliberalismus war aroß. Konnte es da wunder nehmen, wenn in den Kreisen der damaligen Bourgeoisie der größte Abscheu gegen die sozialdemokratische Bewegung herrschte? Sozialdemokraten wurden von chr als Räuber, V e r- brecher, Auswurf der Menschheit angesehen. Keinen größeren Schmerz hätte ich meinen, in solchen Anschauungen lebenden alten Eltern antun können, als mich öffentlich als Sozialdemokrat zu betätigen. Zwar machte ich ihnen gegenüber kein Hehl aus meiner Gesinnung, aber dagegen hatten sie auch gar nichts einzuwenden: nur eine öffentliche Bekundung dieser Gesinnung hätten sie auch aus geschäftlichen Gründen für eme schwere Schädigung und Kränkung ihres Ansehens betrachtet. Bei Frau Natalie lernt« ich auch Ad. Hepner und Wilhelm Blas kennen, mit dem mich Jahrzehnte lang sreundlchastliche Beziehungen verbanden. Ebenso wurde ich auch dort mit Frau Bebel bekannt, einer sympathischen und liebenswürdigen Persönlichkeit, an der ich in späteren Jahren besonders die immer gleichbleibende Einfachheit bewunderte. Ihr Wesen entsprach durchaus dem Bilde, das chr Mann in seinem BucheAus meinem Leben" später von ihr entwarf. Der verkehr mit diesen zwei vortresflichen Frauen entschädigte mich dafür, daß ich die nähere Bekanntschaft ihrer Männer erst nach den, Ablauf ihrer zweijährigen Haft machen konnte. Der Mittelpunkt partcigenössischer Zusammenkünfte bildete damals der Arbeiterbildungsverein und für einen kleineren Kreis der Thüringer Hof in der Burgstraße. Bürgerlich« Demokraten wie Prof. Roßmäßler und D o l g e hatten den Bildungsverein gegründet. Mit Erstarkung der sozialistischen   Be- wegung in Leipzig   zogen sie sich zurück und Bebel blieb bis zum Antritt seiner Hast in Hubertusburg Vorsitzender des Vereins. War ich bei meinem Eintritt in die Internationale in New Park in das Kreuzfeuer zwischen Bakunikten und Marxisten geraten, so empfing mich in Leipzig   das heftige Kampfgetös« zwischen den E i s e.1 a ch e r n und L a s s a l I e a n e r n. Die letzteren waren zwar nicht in Massen vorhanden, aber sie versuchten durch Versammlungen ihre Werbunastraft im Kampfe gegen die Sozialdemokratie zu erhöhen. Ihr Führer war der etwas sentimentalisch und apostelhaft ange­hauchte Schneider Röthing, ein ganz lieber Mensch, mit dem ich zufällig bekannt wurde. Der enge Kreis der Sozialisten aus bürgersichen Kreisen er- leichterte die Anknüpfung persönlicher Beziehungen und freund- schastlichen Verkehrs. In dem imSchützenhause" jeden Sonnabend abend versammelter Schrift st ellerklub. einer zwanglosen Vereinigung verschiedenartiger Element«, erschien ich regelmäßig und erhielt dort viele Anregungen. Besonders durch den Prof. Heinrich Wuttke  , das..Reichswiesel" des Frankfurter   Parlamentes und Verfasser des bekannten Buches:Die deutschen   �eit- schriften und die Entstehung der öfsentl'chen Meinung". 3" ihm hatte er erstmalig auf die noch in ihren Ansängen steckend« Preßkorruption hingewiesen. Wuttke, eine Gnomengestalt mit lang herabfallenden Haaren, war der Typus eines deutschen   Professors der alten Zeit:«in höchst geistreicher Mensch mit bedeutender Rednergabe, aber sonst mit Absonderlich. ketten aller Art behaftet. So trug er Sommer und Winter in seinem House in Reudnitz   einen langen Pelz, selbst wenn er in seinem schönen Garten schriftstellerisch arbeitete. Obgleich Nicktraucher, letze er seinen Besuchern vorzügsiche Importen vor. Mir legte er einmal dar. daß der Tabatgcnuh nicht im Selbstrauchen, sondern im Ein- saugen des Tabakaromas bestände. Daher mußte sein Diener ihm nach dem Mittagessen eine seiner Importen vorrauchen. An L a s s a l l« tadelte er, daß er seinen Zigarren nicht das ihnen gebührende Lob erteilt hätte. Wuttke hatte, obgleich er dem Sozialismus fremd gegenüber stand, sich gleich bei dem Auftreten Lassalles zu ihm öffentlich bekannt. In diesem Schriststellerkwb lernte ich auch den alten T r a m e r, einst Redakteur der Robert BlumschenSächsischen Vater- landsblätter" und dessen Sobn Ricard als Dichter, unter dem Namen Rudolf Lavant   in bester Erinnerung, kennen. Uns verband bald eine innige Freundschaft. Lavant war als Prokurist eines großen Leipziger   Importhouses gezwungen, sich aus ähnlichen Gründen wie ich der öffentlichen Betätigung als Sozialdemokrat zu enthalten. In selbstlosester Weise stellte er seine Fähigkeiten in den Dienst der Arbeiterbewegung und der Partei. Seine zahllosen, durchweg formvollendeten Beiträge in der Leipziger Parteipresse, demWahren Jacob" und anderswo übten eine bedeutende Wirkung aus. Lavant erfreute sich einer fabelhaften Produktivität. Dos
Dichten war ihm geradezu Lebensbedürfnis. Ein« besonder« Wirkung brachte sein an ein freches Wort Puttkamers an- knüpfendes Gedicht:Die Flinte schießt, der Säbel haut" hervor. Die Bekanntschaft mst Liebknecht und Bebel erlangt« ich durch die Teilnahm« an einem der sonntäglichen Besuch« ihrer Frauen in Hubertusburg. Don dem Entzug ihrer persön- liehen Freiheit abgesehen, erfreuten sie sich dort eines guten Wohl- befindens. Insbesondere trug der Aufenthalt in Hubertusburg wesentlich zur Kräftigung der angegriffenen Gesundheit Bebels bei. Dies« Besuche dienten auch dazu, die Manuskripte für denVolks-
Nur nicht verwöhnen!
Ihr lerntet die Bedürfnislosigkeit Als Dienst am Vaterland in groher Zeit. Die Zeit ist viel zu ernst für ZNagenfragen. SoU'n wir die kosten für die Fürsten   tragen? Durch 7lot zur Monarchie! Durch Nacht zum Licht! Da» Hungern ist die erste Bürgerpflicht! staat" nach Leipzig   zu befördern. Da die von den Gefangenen an ihre Familien gerichteten Briefe nicht der Durchsicht der Verwaltung unterlagen, so enthielten auch sie unter Verkleidung in familiär« Mitteilungen genügend Material für die Schriftleitung. Ueberhaupt zeichnete sich der Strafvollzug für politische Verbrecher in jener Zeit in Sachsen   vor dem später angewendeten Systeme sehr vorteilhaft aus. DiePolitischen  " hatten in Leipzig   zweimal wöchentlich Aus- gang in die Stadt der formelle Vorwand dazu bildete immer, ein Bad zu nehmen", unter diskreter Begleitung eines Gerichts- dieners. Der wurde in einer Wirtschaft seßhaft gemacht und blieb da solange, bis ihn der Gefangene von dort wieder abholte, was oft sehr spät abends erfolgte. Nachdem Liebknecht und Bebel der deutschen   Freiheit wieder- gegeben waren, verkehrte ich mit ersterem und seiner Familie noch häufiger als früher. In Liebknecht   verbanden sich mit tiefer wissenschaftlicher Bildung und besonderen literarischen Talenten ein fast kindliches Gemüt und eine begeisterte Liebe zur Natur. Unsere häufigsten Spaziergänge, an denen auch bisweilen die Familie Bebel teilnahn, richteten sich nach Connewitz. Um den Menschen Liebknecht richtig zu werten, mußt« man außerhalb seiner politischen Tätigkeit mit ihm verkehren: dann traten die liebenswürdigen Seiten seines Wesens, die Anspruchslosigkeit, die künstlerische Aufnahme- sähigkeit und die Ehrlichkeit desAlten" erst in das hellste Licht. Wieviel Belehru ig und zugleich Genuß boten mir seine Exkurs«>n historisch«, politische und naturwissenschaftliche Gebietel Jedenfalls ergänzten sich die auf verschiedenartigen Cntwick- lungsstufen emporgestiegenen Dioskuren Liebknecht   und Bebel trotz öfteren heftigen Auseinanderprallens aufs glücklichste. War doch beiden die unerschütterliche Ueberzeupung eigen von der De- stimmung der Arbeiterklasse, die Menschheit durch Ueberwindung des Kapitalismus   einer höheren Kultur zuzuführen. Aber über das Tempo gingen die Ansichten manchmal sehr weit auseinander. Und merkwürdig: der sonst in taktischen und organisatorischen Dingen so nüchtern denkende Bebel überholte den impulsiven Lieb- knecht meistens in der Einschätzung des kürzeren Termins der Verwirklichung des Zukunftsstaats. Als ich mich während des Sozialistengesetzes anfangs der achtziger Jahre an der von dein Leipziger   Buchhändler Findel eingeleiteten demokratischen Le- wegung beteiligte, um ein Ventil gegen die Unterdrückung der Partei zu benutzen, wollte ich Bebel zu einem Zusammengehen bei der Landtagswohl mit dieser Koc geschaffenen Demokratie be­stimmen. Aber da kam ich schön an! Noch sehe ich Bebel vor inir wie er im Zimmer hin und her rennend und in seinen langen Haaren wüh'end mich von der Nutzlosigkeit eines solchen gemein- schastlichen Vorgehens zu überzeugen suchte.Sehen Sie denn nicht ein," fuhr er mich an,daß in längstens 15 Jakren, jedenfalls noch vor dem Ablauf dieses Jahrhunderts der Zukunftsstaat Totsache sein wird? Wozu brauchen wir da noch solche Kompromisse ein- zugehen?"_ Der Fllrk am Telephon. Nach einer Meldung aus Hongkong   bat die dortige Telephongesellschaft ihre Kundschaft benachrichtigt, daß sie gezwungen sei, die Verträge mit allen denjenigen Teilnehmern �zu lösen, die mehr als dreimal ertappt würden, daß sie ihre Anschlüsse zu Flirts mit den Telephondamen benutzen. Immerhin, dreimal...
Jugendliteratur der parteiverläge. An die Spitze der in diesem Jahre neu erschienenen Jugend- literatur gehört dos bei I. H. W. Dietz herausgegebene Büchlein des Bremer   Lehrers Carl D a n tzPeter Stall", ein Kinder- leben, von ihm selbst erzählt, mit Zeichnungen von Max Graeser. Das Lehen eines, nein vieler, Proletarierjungen in der Hafenstadt zieht an einem vorüber, psychologisch sein nachgefühst und trotz aller sozialen Tragik mit einem warmen Humor gesehen. Dieses Buch kann man wieder und wieder lesen, abschnittweise, im Zu- sammenhang, es verliert nichts von seinem ursprünglichen Reiz. Ein Buch für Alte und Junge, das von der Ideenwelt des Soziali»- inus und dem stillen heroischen Kampf des Arbeiters erfüllt ist. Auch die Ausstattung des Buches sst originell und geschmackvoll. Im gleichen Verlag erschienen noch zwei MärchenbücherDie Reise mit dem Lumpensack" von Julius Zerfaß   undDer Wünschebold" von Hilde Krüger  , beide Bücher wieder von Max Graeser illustriert. Di« Märchen des Dichters Zerfaß schöpfen mitunter auch aus sozialen Quellen, sie sind zum größten Teil mit liebenswürdiger Phantasie gewoben, bunt und leicht, wie man das vom Märchen verlangt, leider fühlt man öfters zu sehr den be- lehrenden Ton des Erwachsenen. Es ist erstaunlich, daß die Welt der Großstadt noch nicht mehr Märchen hervorbrachte, die aus der Phantasie ihrer KinderPeter Stall" ist ein Kronzeuge dieses reichen Innenlebens erstehen. Die hübschen Märchen von Hilde Kruger   treffen den Märchenton noch mehr, aber sie erzählen gar zu viel vom Himmel, Engeln und der Jungfrau Mario, je selbst sentimentale Wcihnachtsteufel treten auf. Diese himmlische Welt ist schon so überreich und wundervoll besungen worden, daß für einen verspäteten und schwachen Nachklang keine Notwendigkeit vorlag. Das ist keine Unduldsamkeit, doch die irdische Welt selbst mit Märchen bunt gestalteter Sehnsucht zu erfüllen, sollte wohl näher liegen. Im Verlag der Fränkischen Verlagsanstalt, Nürnberg  , erschienen A. M. deIongsDickerle und Bohnenstange auf der Weltreise" in zwei Folgen, übersetzt von Georg Gärtner  . Die reizpoll ausgestatteten Büchlein leider ist das Format verschieden tragen aus jeder Seite eine bunte Zeichnung von G. von Racm?- donck. Die Abenteuer der beiden Jungen, die als Ausreißer auf dem Schiff ihrer Bäter eine Weltreise machen, werden sicherlich jedes Iungenherz erfreuen. Es sind harmlos heitere, mitunter burlesk« Geschichten, die bis ins Unendliche fortgesetzt werden können. Der erste Band zeigt Ihre Abenteuer beim und nach dem Ausreißen, der zweite bringtkalten Aufschnitt", das heißt tollen Lügensalat, die der Bootsmann van seinem gezähmten Haifisch erzählt.___ Bruno S ch ö n l a n k. wo alles stiegt... Australien   hat den ungeheuren Dorteil erkannt, der seinen dünn- bevölkerten Staaten durch die Flugkunst erwächst, und in keinem anderen Land« stiftet das Flugzeug so viel Segen wie hier, wo die Ansiedler zum großen Teil viele Hunderte von Kilometern von der nächsten Eisenbahn entfernt wohnen. Das Eisenbahnwesen der sechs austlalischen Staaten liegt noch sehr im argen und berührt Haupt- sächlich die Küsten. Da die verschiedenen Gesellschaften ihre Sonder. einrichtungen haben, so ist das Reisen mst diesen Bahnlinien eine Keste von Aufenthollen und Unannehmlichkeiten. Es gibt nur eine einzige Linie von Fremantle   im Westen nach Adelaide  , Melbourne  und Sydney  , die durch den Kontinent führt: ober man muß be- ständig umsteigen, und weite Teile des Landes werden dadurch nickst erschlossen. Im übrigen gibt es nur kurze Strecken, die sich von den Küstenstädten in den Urwald hineinwagen und sehr rasch ein End« finden. In einem großen Teil des Landes aber wohnen weithin verstreut einzelne Siedler, die von der Welt so gut wie abgeschlossen sind, und eine Nomadenbevölkerung von Eingeborenen, die auf der niedrigsten Stufe der Kultur stehen und sich mähselig von Vögeln, Wild, sogar von Schlangen und Eidechsen ernähren. Unter solchen Umständen wird das Flugzeug als eine wahre Erlösung begrüßt, und so kommt es. wie Percival Phillips nach einer Reise"durch Australien   berichtet, daß dortolles fliegt". Besonders wichtig ist dos Flugzeug ftir die Aerzte. Ungeheure Gebiete werden dort von einem einzigen Arzt oersorgt, so z. L. das ganzenördliche Territorium" von Dr. Iohnes in Darwin, der telegraphisch Patienten über«ine Entfernung von 2000 Kilometer behandell. Die Hilfesuchenden müssen in manchen Fällen an die 100 Kilometer bis zum nächsten Telegraphenamt reisen: dann müssen sie den Arzt verständigen, und dieser gibt ihnen nun von dem Post- gebäude in Darwin aus seine telegraphischen Anweisungen. Di« Rezepte werden dann von einer medizinischen Station ausgeführt. von denen 200 über das Gebiet verteilt sind. Andere Teile des Innern sind aber überhaupt für einen Arzt telcgraphisch nicht er­reichbar: es gibt dort keine Schulen und keinen Gottesdienst.Das Flugzeug schafft nun«ine wunderbare Veränderung im Leben dieser Hinterwäldler," schreibt der Verfasser.Aerzte und Zahnärzte machen Krankenbesuche durch die Luft. Lehrer stiegen von Schule zu Schule. Ein Luftpostdienst ist vielfach eingerichtet, der nicht nur Briesichaften und Pakete, sondern auch Passagiere befördert. Sogar die Religion wird durch fliegende Missionare den einsamen Be- wohnern nahegebracht. Zwar ist der regelmäßige Verkehr erst in den Ansängen, aber der Lustdienst dehnt sich beständig aus und wird immer mehr verbessert. Ein regelmäßiger Verkehr besteht bereits zwischen Perth   und Derby auf einer Strecke von 2000 Kilometer. Es ist der längste Lustverkchrsweg der Welt. Die Kinder erhallen«ine systematische Erziehung durch Lehrer, die an bestimmten Tagen der Wache die Jugend eines Bezirks zu Stunden vereinigen, zu denen sie angeflogen kommen. Die australische Inländmission Hot da» Innere des Kontinents in Gebiete von je 400 Ouodratfjion-eter g'- teilt, die mit dem Flugzeug besucht werden.
Deutsche   Goldfische. Die Goldfärbung, die d er-."w da in der Tierwelt auftritt, ist eine Vorstufe zur Weißsucht, dem sog. Allünis- mus. Bei dieser Goldsärbung sind die Forbstosfträger mit einem gelbgefärbten Stoff gefüllt, der der Decke des Tieres eine goldige ,carve verleiht. Am bekanntesten ist uns diese Goldfärbung bei den Fischen, wo sie verhältnismäßig: fig auftritt. Die allbeliebten Goldfische, die bei uns so viel geHallen werden, sind meistens Gold- korauschen und stammen aus China  . Neben der Kärousche neigt besonders der Karpfen zur Goldfärbung, und auch der Goldtarpjen wird im fernen Osten gezüchtet, wo er den Namen Hi-goi, d. h. Feuerkorpfen führt. Nun sind aber durchaus nicht alle Goldfisch« bei uns chinesischer oder japanischer Herkunst, sondern es gibt auch, wie Karl Kroneker in der Leipziger  Illustrierten Zeitung" aus- führt, blaß goldgelb gefärbte Karpfen und Karauschen, die in unseren heimatlichen Gewässern vorkommen. Die Goldkara sche bildet in ihren Züchtungen eine große Anzahl von Spielarten aus, die unter den verschiedensten Namen, wie Schleierschwanz, Teleskopsisch usw., in den Handel kommen. Diese Zuchtprodukte stammen aber durch- weg aus dem fernen Osten und dürfen daher nicht zu den deutschen  Goldfischen gerechnet werden. Man trifft in heimischen Freiland- gewässern die Goldschleie, die in Böhmen   und Schlesien   in eigenen Teichen gezogen i nd hauptsächlich zur Besetzung von Gartenbassins verwendet wird: sie stammt von der Grünschleic her. Eine ander« goldgelbe Form stammt von dem Aland   und ist unter der Bezeich- r.ung Goldorse allen Freunden der Aquarien bekannt: sie wird in großer Zahl bei Dintelsbühl in Bayern   gezogen. Goldgelb gefärbte deutsche   Fische sind außerdem von den verschiedensten Arten, wie Flußbarsch, Aal, Wels  , Flunder und Quappe freilebend festgestellt worden.