den Zeilen des Urteils zu lesen ist, daß die Irrtümer Coßmanns vermeidbar waren, wenn er die Gewissenhaftigfeit beobachtete, die ihm sein Beruf zur Pflicht machte. Herr Cozmann hat also nach der Auffassung des Gerichts nicht gefälscht, aber er hat sich als urteilslos und als ein Mann erwiesen, der es in einer wissenschaftlichen Charakter in Anspruch nehmenden Darstellung nicht verschmäht hat, unwahre Tatsachen vorzutragen. Hat er diese Feststellung von einer Seite, die für ihn autoritativ ist, lieber vernommen als den Vorwurf der Fälschung aus dem Munde eines durch ihn bis aufs Blut gereisten politischen Gegners? Und eine solche Kennzeichnung mußte dem Manne zustoßen, der das vor nehmste Ziel seines Strebens bisher darin erblickt hat, die Dolchstoßlegende zur Geschichtsquelle zu machen. Herr Coßmann mag diese seine Tätigkeit fortsetzen; Schaden hann thm, der durch das Urteil ebenso erledigt ist, wie die Dolchftoßlüge, daraus nicht mehr erwachsen.
Den bedauernswerten Menschen, die ihr armseliges Par teiintereffe besser gewahrt glaubten, wenn sie den Zusammenbruch Deutschlands als das Wert forialistischer Arbeiter hinstellten, als wenn sie die Wahrheit bekundeten. daß die Nieder lage die Folge einer verblendeten unsinnigen Politif gewesen ist, sind die Felle weggeschwommen. Jünger des Herrn Coßmann, die fortan noch im Vertrauen auf seine wissenschaft lichen" Arbeiten die Behauptung aufftellen, daß vaterlandslose Gesellen Deutschland den zum Greifen nahmen Sieg durch höllische Machenschaften entrissen haben, werden der Unehrlich eit nicht erst überführt zu werden brauchen; wir mer den uns jede dahin abzielende Bemühung ersparen fönnen, da sie uns die Coßmann- Jünger abgenommen haben werden. Und das ist die Bedeutung des Münchener Prozesses.
Futterkrippe!
Schiele bekommt Pension- wofür?
Wie die Frankfurter Zeitung " erfährt, ist bei dem Austritt der deutschnationalen Minister aus dem Kabinett Luther auch Herr Schiele in aller Heimlichkeit mit der Pension eines Reichsministers aus dem Amt geschieden. Die Frankfurter Zeitung " bemerkt dazu:
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Die Senkung der Lohnsteuer. Der Gesetzentwurf dem Reichstag zugegangen. Dem Reichstag ist der angekündigte Entwurf eines Gesetzes über die Senfung der Lohnsteuer zugegangen. Für Dienst leistungen nach dem 31. Dezember follen jährlich 1200 RM. vom Steuerabzug freibleiben, und zwar 720 M. als Steuerfreier Lohnbetrag, 240 M. zur Abgeltung der Werbungskosten und 240 M. zur Abgeltung der Sonderleistungen. Die Bestimmungen über die Veranlagung der Einkommensteuer für das Kalenderjahr 1926 werden durch entsprechende Erhöhung der abzugsfreien Summen der Senkung der Lohnsteuer angeglichen. Die zu er= wartende Sentung wird nach der Aufkommensberechnung mit 237 Millionen Reichsmart angefeßt, so daß, wie amtlich verlautet, fünftig etwa 1203 Millionen Reichsmart an jährlichem Aufkommen aus der Lohnsteuer gegenüber 1440 Millionen bisher zu erwarten sind.
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Die Zentrumsfrattion des Reichstags fragt in einer Interpellation an, ob die Reichsregierung angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Notlage bereit fei, einen Ausschuß aus Sachper ständigen des Reichstags und der Wirtschaft zur Untersuchung der allgemeinen Wirtschaftsnot und deren Ursachen einzuberufen.
Reichsregierung und Getreideaufkauf. Stellungnahme des Reichswirtschafts- und des Reichsrats Der Wirtschaftspolitische Ausschuß des vorläufigen Reihs mirtichaftsrats lehnte gestern mit großer Mehrheit den Gefeß entwurf ab, der die Reichsregierung ermächtigen soll, im Wirtschaftsjahr 1925/26 bis zu 200 000 Tonnen Brot 7 Mitglieder getreide aufzukaufen und zu verwerten. stimmten gegen diesen und gegen jeden Entwurf dieser Art, 14 Mitglieder gegen diefen, aber für einen etwaigen weitergehenden Plan, die Vertreter der Industrie enthielten sich der Stimme. Mit Stimmen mehrheit faßte der Ausschuß eine Entschließung, in der es heißt: „ Der Gedanke, eine Ausgleichs ft e11e zu schaffen, welche die weder dem landwirtschaftlichen Erzeuger noch dem brotper zehrenden Verbraucher dienenden Schwantungen der Getreidepreise ausschalten soll, ist gesund. Die Auffaffung darüber, ob der Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung der Getreidebewegung im Wirtschaftsjahr 1925/26 geeignet ist, diesen Zweck zu verfolgen, geht aber selbst bei den Mitgliedern aus der Landwirtschaft auseinander."
ift. Die jetzt vom Gericht angeordnete ärztliche Untersuchung hat jet och ergeben, daß seine Zurechnungsfähigteit feinem& weifelunterliegt. Auch ein zweiter Hakenkreuzler wurde auf seinen Geistes zustand untersucht und für zurechnungsfähig erklärt. Am ersten Verhandlungstag redeten sich alle Angeklagte darauf hinaus, daß auf der Flucht auf sie gesdossen worden sei, worauf sie in Notwehr gehandelt hätten. Aber meder bei dem Getöteten noch bet anderen Sozialdemokraten wurden Waffen gefunden. Es werden nicht weniger als 90 Zeugen gehört werden.
Die Kontrolle der Kriegsindustrie.
Ein Fragebogen des Bölferbundes.
Genf , 9. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) Der Völkerbund hat in geheimer Sigung die Abrüstungsfrage weiter beraten. Es verlautet, daß eine Annäherung der englischen und franzöfifchen Auffassung insofern erreicht ist, als die Vorbereitung der Abrüftungskonferenz jetzt als gelungen betrachtet werden kann. Ferner genehmigte der Rat den Berichts- und Fragebogen über die Vorbereitung einer internationalen Konvention für die Kontrolle der versandt werden. Das Schema umfaßt fünf Fragen, hauptsächlich privaten Waffenfabrikation. Diese Bogen sollen an alle Staaten babin, welche gefeßlichen Bestimmungen über die Kontrolle der Waffenfabrikation in den einzelnen Ländern schon bestehen und ob die betreffende Regierung eine solche Konvention abschließen würde.
Die Finanzkontrolle Deutschösterreichs. Genf , 9. Dezember. ( WTB.) Die Verhandlungen zwischen dem Finanzfomitee und den österreichischen Delegierlen sind beendet. Danach wird die Kontrolle durch den Generalfommissar Zimmer mann ab 1. Januar weitere Erleichterungen erfahren und Ende Juni 1926 aufgehoben werden. Der Verkehr des Bariser Kontrollfomitees der Anleiheftaaten mit der österreichischen Regierung erfolgt von da ab direkt. Die drei Treuhänder für die Verwaltung und Sicherung des Zinsendienstes werden beibehalten. Der finanzielle Berater bei der Desterreichischen Nationalbank wird vom Finanzkomitee des Böllerbundes vor= geschlagen und vom österreichischen Bundespräsidenten ernannt. Die Freigabe weiterer Kredite aus den Restbeständen der Völferbundsanleihe für Desterreich zu probuftiven Zwecken der Landwirtschaft und Industrie wird von Fall zu Fall zwischen der österreichischen Regierung und dem Vorsitzenden des Finanzlomitees, derzeit dem Schweizer Dubois, geregelt. In der Frage der Mög lichkeit der Wiederaufnahme der Finanzkontrolle durch den Wölferbundsrat will man sich mit der Entschließung des öfterreichischen Nationalrats begnügen, der darin von dem Recht des fonderen Fällen während der nächsten zehn Jahre Kenntnis nimmt. Ueber diese Regelung sollen besondere Noten ausgetauscht werden.
Normalerweise hat eir Reichsminister Anspruch auf Pension, dem Entwurf zugestimmt, und zwar die Ausfchiffe mit 7 gegen 5 Bölkerbundsrats zur Wiederaufnahme der Finanzkontrole in be
wenn er entweder zwei Jahre Minister war oder wenn er nur fürzere Zeit Minister war, vorher aber im Reichs-, Staats- oder
Gemeindedienst gestanden hatte und im ganzen( einschließlich seiner Ministertätigkeit) 10 Jahre Beamter gewesen war. Herr Schiefe war nur neun Monate Minister des Innern. Aus den Angaben, die er im Reichstagshandbuch über seinen Lebens gang gemacht hat, ergibt sich nicht, daß er vorher jemals Beamter gewesen sei. 2lls seinen Beruf hat er Rittergutspächter und Fabrikant angegeben. Er ist also offenbar ein vermog. licher Mann. Sein öffentliches Wirfen beschränkte sich auf bie Mitgliedschaft im Kreistage des Kreifes Jericho II und im Reichs tag. Wenn er jetzt mit Ministerpension aus dem Amt geschieden ist, muß man, da er ja mur 9 Monate Minister war, 10 Beamien dienstjahre angerechnet haben. Wie fezen sich diese 10 Dienstjahre zusammen? Wer trägt die Verantwortung für die Belastung der Reichskaffe mit der Benfion des Herrn Schiele? Diese Fragen bedürfen dringend der Beantwortung. Der Reichstag und die ganze Deffentlichkeit mülsen fich von der Regierung immer wieder fagen laffen, daß äußerste Sparfamteit notwendig fei, daß feine Mittel zur Erhöhung der unzulänglichen Beamtenbesoldung und zur Aufbefferung der Erwerbslofenfürsorge in dem gewünschten Maße vorhanden seien. Sie haben einen begründeten Anspruch darauf, zu erfahren, mit welchem Recht und unter weffen Berant. portung trok allebem der frühere Frattionsporfigende der Deutsch nationalen Partei auf Lebenszeit zum gut dotierten Pensionär der Republik gemacht worden ist.
Im Gegensatz zum Reichswirtschaftsrat hat der Reichsrat Stimmen, das Plenum in namentlicher Abstimmung mit 34 gegen 28 Stimmen, bei Stimmenhaltung von Niederschlesien, Hamburg und Eldenburg. Dagegen stimmten das Preußische Staatsmini fterium, die Vertreter von Berlin , der Provinzen Sachsen , Schleswig Holstein , Westfalen und der Rheinprovinz , die Staaten Bayern , Baden, Hessen , Braunschweig , Anhalt , Bremen , Lippe , Lübeck . Auf Antrag der Preußischen Regierung wurde in das Protokoll ein Ersuchen der Preußischen Staatsregierung an die Reichsregierung dahin aufgenommen, daß die Reichsregierung der Reichsgetreidestelle folgende Anweisungen geben solle: 1. fich nicht Reichsgetreideftelle folgende Anweisungen geben solle: 1. fich nicht der Form des handelsrechtlichen Lieferungsgeschäftes zu bedienen, 2. die Geschäfte nach solchen Gesichtspunkten abzuschließen, daß eine Steigerung der Roggenpreise möglichst vermieden wird, 3. feine Auslandskäufe vorzunehmen.
Prozeß gegen die Hakenkreuzler.
Wien , 9. Dezember. ( Eivener Drahtbericht.) Vor dem Wiener Echöffengeridt begann am Mittwoch der auf 14 Tage anberaumle Prozeß gegen die Hafenfreuzler, die am 20. Mai in dem Industrie. ort Möling bei Wien einen Ueberfall auf das bortige Arbeiter. viertel unternahmen und dabei den Gemeinderat Genossen Müller erschossen. Angeklagt find 9 Mitglieder des hatenfreuzlerischen Werbund Rheinland " wegen famerer förperlicher Beschädigung mit tödlichem Ausgang, zum Teil auch wegen öffentlicher Gemalt treuzler- Kommandant Roland Steingruber, der bei dem freuzler, Kommandant Roland Steingruber, der bei dem reits 1920 in egen Geistesschwäche entmündigt worden
Wir nehmen an, daß die geforderte Anstellung nicht lange Borfall felbft durch eine Kugel der Hafentreugier verlegt murde, be auf sich warten lassen wird.
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Ernst Riemann, ein neuer Mann für Berlin . Kombination von Pädagoge und Virtuose. Ein Pianist von unfehlbarer Finger ficherheit. Dicht neben der männlichen Kraft fiegt in ihm die Anmut des Anschlags.. Er spielt tie Brahmsschen Händel- Bariationen phantasievoll, jede einzelne färbend, den Grundton wahrend, stilvoll. Tiefer Ernst im Vortrag, und dennoch weht ein virtuoser Hauch uns an. Riemann dürfte zu den besten lebenden Pianiften zu zählen fein. Franz Ds born gehört zu den Berufenen des Bianistentums. Er bewältigt vieles, alles, Neues und Dagewesenes, mit Schwung, Er bewältigt vieles, alles, Neues und Dagewesenes, mit Schwung, Konzentration wird dem Eifer baldigft raffigem Temperament. folgen müssen. Marguerite Johnson aus Amerifa ist ein draufgängerisches, resolutes Talent am Flügel. Allerdings huscht sie noch über viel Detail hinweg und sucht al fresco zu malen, wozu ihr allerdings die Größe, technisch wie seelisch, fehlt. Ein op. 96 von Walter Niemann hätte nie das grelle Licht der Oeffentlichkeit zu erbliden brauchen. Diese Sonate ist so oberflächlich, so auf Nied
Wilhelm Furtwänglers Konzerte wideln sich mit einer jolchen Hurtigkeit ab, daß seine Saison eine halbe Saison vor der unferen beendet fein wird. Er hat es zuwege gebracht, den guten Stamm der Mittwoch- Konzerte um ein Plus von Intelligenz und Mufitantentum zu vermehren. Er hat auch in den Programmen, soweit ihm Macht blieb, die Fühler zu neuem ausgestreckt. Bald wird ihn. Amerika wieder umflammern. Glüdlicheres Amerika, das seine Orchester und Dirigenten so wählen, ehren, bezahlen fann' Unsere Berliner Orchester dagegen leiden not, und die Philharmo nifer sind doch wie man so sagt das beste Orchester der Welt:? Im letzten Konzert also versuchte Furtwängler die Hiller Variationen Mag Regers durch einen herrlichen Bau, durch Temperamentsausbrüche, durch Stufen und Treppen in sich beweglichkeit ohne Tiefgang gestellt, daß ihre Heiterkeit" nur ironisch licher, interessanter zu machen. Es gelang, besonders gegen den gemeint fein fann. Eine Marlittiade, die in der Cancona fogar vorwärts getriebenen Schluß hin. Sonst aber ist das Stüd bei um Schlaflied derer wird, die an Niemanns romantische Begabung aller Gelehrsamteit doch recht trocken, bei aller Kontrapunktif doch glauben. Corny Nera hat schon besser gesungen. Wie fommt es zur Schärfe thres Organs, zum Mangel an glücklicher Aussprache? unbeseelt und sehr, sehr did, mit vollen Baden instrumentiert, viel Wenn unsere Liebe zu ihrer Anmut und Ausdruckskraft afademischer als die flotte, am Schluß stehende Brahmssche akade bestehen bleiben soll, so darf sie diese Liebe nicht in Mißtredit mische Ouvertüre. Hubermann spielte das Brahmssche Geigen tonzert, bas zu Nr. I und zu r. III in gar feiner Beziehung steht, bringen durch den Sang. Unsere Liebe muß ehwid bastehn!" Mart Nr. Lothar begleitete Brohmssche und eigene Lieder mehr als nur so herrlich, wie selten. Er neigte ja lange dazu, Pointen heraus. geschickt. Charlotte Rosen ist eine sympathische Künstlerin, der zupfeffern, geziert und maniriert ins Bublitum hinein zu mufizieren. ein guter Ruf als Ensemblespielerin voraufgeht. Zu größeren Was er aber Montag gab, war fern von aller Bürgerlichkeit, frei vor: Allüren des Stars gespielte, eingegebene, erfüllte Mufit. So Aufgaben fehlt ihr noch mancherlei. Ihr Geigenton will in einem gehäuften Bibrato nicht ede! quellen, ihre Bhrasterungen entbehren ausgeglichen im Ton. so edel und sinnlich, so besonnen und innig.( in Bruchs G- Moll- Konzert) der rechten Logil, und das Virtuose, lockend und virtuos spielt ihm dieses Konzert heute keiner nach. Rhapsodische der Edsäge hat noch feinen überlegenen Schwung. Ein großer Abend! Dieses Bruch- Stüd hat auch im Tempo feine Tradition, an der nicht gerüttelt werden darf. Bei allen Ausstellungen: fein ungefun bes, fein maniriertes Spiel, nur noch nicht aus der jugendlichen Befangenheit heraus groß entwickelt. Bielleicht erreicht es Charlotte Rosen, daß man ihr statt mit menschlicher Sympathie mit kritischer Bufriedenheit begegnet.
Erich Kleiber läßt sich durch die großen Berstimmungen der Staatstheater in die beste Mozart- Stimmung bringen. Er mufiziert die kleine Nachtmusik elegant herunter, ohne viel zu deuteln, flar, überklar. Die Stretchinſtrumente wollen allerdings an dieses Wert nicht ihren Edelton hergeben. Sind fie alle miteinander verstimmt? Größte, schönste Zurückhaltung des, Dirigenten auch bei der Beglei tung des nicht sehr bedeutenden Konzerts für Flöte und Harfe ( betreut von Meister Brill und Saad). Kleiber ruht sich bei Mozart aus, wenn er feine Kraft bei Alban Berg in Proben aufgeopfert Spielt auch er schon mit ausländischen, amerikanischen Gedanten? Das scheint für mie lange noch? das Biel aller Prominenten zu sein Nun ja: Die Zugkraft des Dollars ist größer als die des Schillings und der Brandenburgischen Mark.
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Ostar Frieb zwingt fraft seines Temperaments und Musi fantenfanatismus das Sinfonieorchester zur Hergabe letter Kraft. Da geht er zuweilen über das Biel hinaus. Webers Euryanthe. Ouvertüre wird er in den poetisch langfamen, zart- ausbrudsvollen Partien der Mitte nicht gerecht. Er stürmt los, behandelt gleich gültig, läßt Töne fingen, ohne ihren Zusammenhang aufzuspüren. Am Schluß ganz überzeugend, verwechselt er im übrigen Weber mit Strawinfty. Sollte auch ihm die Geschäftsmisere der Reichshauptstadt die Stimmung verderben? Es wäre bedauerlich, wenn Berlin der Schauplatz des Untergangs werden sollte, statt des Auf baus an einem hochstrebenden Unternehmen.
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Eigentum und Christentum. Die Dresdener Schloffer ir nung hatte besd loffen, nur firchlich fonfirmierte Lehrlinge zur Ausbildung anzunehmen. Wegen des peinlichen Aufsehens, ben tiefer christliche" Beschluß allgemein erregte, hieß es dann, es habe sich nur um Richtlinien" gehandelt. Begründet wurden diese Richt linien" damit, daß man Kinder von Angehörigen einer Bartei, die angeblich predice:„ Einentum ift Diebstahl", nicht die Anfertigung von Schlüsseln lehren könne. Die freigeistige Dresdener Beitschrift Der Aufstieg" reibt den Dresdener Sloffermeistern folgende A s Der Aufstieg reibt den Dresdener Schloffermeistern folgende A s. fprüche von Kirchenvätern unter die Nase: Fremdes Gut befizt der, der überflüssiges befitt!"( Kirchenvater Augustin.) Jeder Reiche ist entweder ein Dieb oder eines Diebes Erbe"( der mittelalterliche Kirchenhistoriker Cafarius von Heisterbach), und zum Schluk den Ausspruch des Kirchenvaters Ambrofius:..Die Natur nibt allen Men schen alle Güter gemeinsam, denn Gott hat alle Dinge geschaffen, damit der Genuß für alle gemeinschaftlich sei. Die Natur hat also das Recht der Gemeinschaft erzeugt, und es ist nur die ungerechte Anmaßung, die das Eigentumsrecht erzeugte."
Die neue tschechische Regierung.
Erneuerung der Koalition.
Prag , 9. Dezember. ( WIB.) Das neue Kabinett ist gebildet wie folgt: Präsidium Swehla( Agrarier), Aeußeres Dr. Benesch( Nationalfozialist), Inneres Nosef( flerital), Schulwesen Dr. Srbinfo( Agrarier), Justiz Dr. Vischkovsky( Agrarier), Handel Ingenieur Froracet( Nationaldemokrat), Eisenbahn Bechynje( Sozialdemokrat), öffentliche Arbeit Micoch( Gewerbepartei), Landwirt schaft Hodza( Agrarier), Nationalverteidigung Stribrny( Nationala. fozialist), foziale Fürsorge und Unifizierungsministerium Dr. Winter ( Sozialdemokrat), Gesundheitswesen Tucny( Nationalfozialist), Poft Monsignore Schramet( flerifal), Leiter des Ernährungsministeriums Dr. Dolanffy. Alle genannten sind Abgeordnete, nicht aber der Finanzminister Dr. Englisch und Minister für die Slowakei Dr. Josef Kallay.
Das Prager Tagblatt", das gut demokratifte und fozial politiime größte deutsche Blatt in der Tichechoslowakei, feierte am 6. d. M. die Vollendung eines 50. Jabrganas mit einer umfangs reichen und gebaltvollen Feitnummer, welche in einer Neibe ge diegener, zum Teil illustrierter Artikel ein eindrucksvolles Bild nicht nur der Entwicklung dieses führenden Blattes der Deuticen in der Tschechoslowakei , sondern auch ein erfreuliches Bengnis bes fulturellen und wirtschaftlichen Hocftandes der ansehnlichen deutschen Minderheit diefes Staates bietet.
Bode- Ehrungen. Der preußische Ministerpräsident Braun hat an den Generaldirektor a. D. Bode folgendes Schreiben gerichtet: Euer Exzellenz spreche ich zum 80. Geburtstage meine auf richtigen Glückwünsche aus. Sie begehen ihn inmitten eines für die jüngere Generation noch heute vorbildlichen funstwissenschaftlichen Schaffens und Forschens und umgeben von der Dankbarkeit und Sympathie weiter Kreise des deutschen Bolfes und der übrigen Kulturwelt, denen Sie durch Ihre Arbeiten eine reiche und schöne Welt der Kunst vergangener Epochen wieder erschlossen haben. Möge Ihnen selbst noch ein schöner und heiterer Lebensabend beschieden sein in Ihrem Reiche der Kunst, von der und, wie an Ihnen er - das Wort gilt, daß sie den, der ganz an ihr fichtlich, mit Recht hängt, jung und frisch bis ins höchste Greifenalter erhält."
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Um dem Kunstgelehrten und Sammler, dem Mitschöpfer der preußischen Museen, zu feinem 80. Geburtstag eine besondere Ehrung zu erweisen, beabsichtigt der preußische Kultusminister Becker namens der Staatsregierung, die Büste Wilhelm Bodes an bevorzugter Stelle im Kaiser- Friedrich. Museum aufstellen zu lassen. Die Bahl des Künstlers, das Material der Büfte und die Art ihrer Aufftellung soll sich nach Bodes eigenen Wünschen richten.
Die Klage Schillings'. Die Mitteilungen, wonach Schillings vom find nicht richtig. Die Klage begehrt lediglich die Feststellung, daß preußischen istus einen Schadenerfaß ven 200 000 m. verlangt, bie fristlose Entlaffung unrechtmäßig ist und ihm seine vertraglichen Bezüge weiter noch zustehen.
Der Ueber- Don- Juan. Ein Heiratsschwindler allergrößten Stils, den englische Blätter als den Ueber- Don- Juan" bezeichnen, ist jeßt von einem Gericht in Leeds zu 10 Jahren Zuchthaus per. urteilt worden. Der 64jährige George Leafie hat unter Lnzähligen verschiedenen Namen mit etwa 1000 Frauen Beziehungen an. gefnirft und elfmal verheiratet gewesen. Man hat bei ihm 5000 Liebesbriefe beschlagnahmt, die alle von Frauen ſtammen, die ihm ihr Herz und ihren Geldbeutel schenkten und von denen viele in glühenden Worten ihm ihre Neigung ausdrückten. Dieser größte Heiratsic windler und Bigamift, den die englische Kriminal. gefchichte fennt, hat seit 20 Schren systematisch Frauen unter der Vorspiegelung der Heirat ausgebeutet und damit soviel verdient, deß es Jahre gab, in denen er von seinen Opfern Tausende von Pfund bezog. Wenn er auf feine andere Weise etwas herauslocken fonnte, schritt er sogar mit dem Opfer zum Tra altar.
Ein Leberegtraft gegen zu hohen Blutdrvd. An der medizinis schen Akademie von Toronte in Kanada , von der bereits die großartige Bekämpfung der Buderfrankheit durch Insulin ausgegangen ist, sind in den letzten sieben Monaten eingehende Versuche ausge führt worden, um einen Ertraft aus der Leber zu gewinnen, mit dem man die Krankheiten des zu hohen Blutdruces erfolgreich befämpfen will. Experimente, die seit dem Januar 1924 an Kaninchen vorgenommen wurden, haben gezeigt, daß gewiffe Extrafte aus der Leber den Blutbrud herabsetzen, und man ist dann dazu übergegangen, diese Erkenntnis auch für den menschlichen Organismus zu verwerten.
Das Uvo o- Theater ift in den Befit des Filmbaufes Wilhelm Feindt übergegangen und wo rd nach eingebender Renovierung noch im Laufe dieses Monats als Film- Uraufführungs- Theater eröffnet werden.