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Vonnerstag 10. dezemder l925
Unterhaltung unö A�issen
Vellage öes vorwärts
Wilhelm öoöe.
Eine der markantesten Persönlichkeiten des wilhelminischen Deutschlands   und Berlins   im besonderen erreicht heute das biblische Alter von 80 Jahren und kann wahrlich von sich sagen, daß ihr Leben köstlich gewesen ist. Nicht gleichmäßig erquickend und befruchtend war Wilhelm Bodes ausgedehnte Tätigkeit. Seine heftige Polemik hat ihm viele Feinde gemacht, innerhalb Deutschlands   und über dessen Grenzen hinaus. Aber wenn man sein Leben überschaut, verschwindet dies vor der positiven Arbeit, die er geleistet hat, und die anregend und werteschasfend war wie die weniger anderer geistiger Arbeiter. Denn Bode war nicht etwa nur ein Künstgelehrter trotz der Fülle von Büchern und Aussätzen, die er über mannigfache Gebiete der Kunstwissenschaft ergossen hat, er war auch nicht nur Museums- dircktor von größtem Ausmaß, seit er 1872 in den Dienst der Ber  - lincr Museen getreten war. Als solcher freilich kennt ihn die ganze Welt. 1880 wurde er Direktor des Alten Museums  , später des Kaiser-Friedrich-Museums, 1903 Generaldirektor aller Berliner  Museen, ein Amt, das er 1920 aufgab, um sich seitdem, rüstig wie einer der Jüngsten trotz seines hohen Alters, dem Dienst der Museen und seiner besonderen Schöpfung, des Kaiser-Friedrich-Museums. Vereins, kommissarisch, aber mit unverminderter Frische zu widmen. Diese Tätigkeit, deren fruchtbringendes Wesen einen anderen mehr als erfüllt hätte, war ihm aber nur Grundlage und Sprung- brett für ein weit höher gestecktes Ziel. Bode hat nicht nur in seinen zahlreichen Büchern der Kunstgeschichte neue Bahnen gewiesen und insbesondere die Forschung über italienische Renaissance und über Rembrandt   wesentlich bereichert er ist in erster Linie der Organisator des Berliner   Museumswesens, das vorbildlich wurde für Deutschland   und für die ganze Welt. Wenn heute die Berliner  Mrseen als ein Komplex höchsten Kulturgutes dastehen, der sich neben die viel älteren Sammlungen von Wien  , München  , Paris  , London  , Madrid   ebenbürtig, bisweilen überragend stellt, so ist das Bodes Lebenswerk. Wenn heute die Privatsammlungen Berlins   immer noch, trotz Krieg und Inflation, zu den besten und vornehmsten in der Welt zählen, so ist das Bodes Werk, der die Sammler beroten und organisiert und in den Dienst seiner Museen gestellt hat. Und wenn heute die Berliner   Sammlungen die Kunstfreunde aus aller
Welt anziehen und in der Reil Popularität gelangt' I I neben dem Derdienst genialer Männer vom Range des unoergeß-
- v selber zu einer groß. artigen Popularität gelangt sind, so ist das in erster Linie sein Wert,
lichen Tschudi  . Bode hat Mittel und Wege gefunden und die un- geheure Energie besessen, ständig den Staat wie die privaten Kunst- freunde für seine Pläne, seine Bauten, seine Erweiterungen und Ankäufe zu interessieren und das Geld zusammenzubringen, das für so umfassende Kulturtaten nun einmal notwendig ist. Und darum haben wir mit Bedacht und mit Recht betont, daß Bode eine der gewastigsten Persönlichkeiten des wilhelmi. nischen Deutschland   war. Unter den heutigen Berhällnissen fände ein« so herrschermäßiae Tätigkeit nicht mehr den Boden zu voller Entfaltung. Bodes Aufstieg ging parallel dem Wirtschaft»
lichen und poMischen Aufschwung Deutschlands   von 1880 bis 1910. Er war der rechte Mann, die großkapitalistische Konjunktur für die Zwecke leiner Museumspolitik auszunutzen. Er war eine Art In- dustrie-Kapitän des Mi seumswesens, selbstherrlich, großartig im Disponieren, genial im Organisieren aller Kräfte. Und er war der Ree trater dieser ganzenGründerperiode", die bis zum Krieg und Kriegsende anhielt und für die feit dem Zusammenbruch kein Raum in Deutschland   mehr ist. Der Typ von Museen, wie er ihn vor allem im Kaiser-Friedrich-Museum geschaffen hat. gehört der letzten Vergangenheit an und wird schwerlich jemals wiederkehren. Es war die Sammlung von Kunstwerken vom wissenschaftlichen Stand- Punkt aus, die Kumulation von Kulturgütern aus der ganzen Welt, ohne Beziehung zum Leben des Volkes und der Gegenwart. Heute empfinden wir schon etwas Starres und Unlebendiges in diesem Massenaufgebot. Unser Empfinden geht nicht mehr auf das Wissen- schaslliche, das Kunsthistorische, sondern aus die lebendige Wechsel- Wirkung von Kunstsammlung und Volksempfinden, auf Betonung der lebenden, der revolutionär befreienden Kunstwerte. Und es darf nicht verschwiegen werden, daß Bodes Feindschaft und Polemik sich stets und in wachsendem Maß gegen diese Tendenz zur Gegen- wattskunst gewendet hat. Dr. Paul F. Schmidt.
pallino. von Luigi Pirandollo. Als er auf die Welt kam, war auch gleich der Name für ihn fertig. Man nannte ihn Pallino, das Bällchen, denn er war so rund wie ein kleiner Ball. Von dem großen Wurf, es waren sechs Hunde, wurde ihm allein das Leben geschenkt. Er hatte das den inständigen Bitten und dem fürsorglichen Schutz der Jungens zu oerdanken. Denn da der Vater Colombo seiner Hauptleidenschast. der Jagd, nicht mehr nachgehen konnte, wollte er auch keine Hunde mehr im Hause haben, und so verurteilte er die ganze kleine Gesellschaft restlos zum Tode. Sogar die Bespina, ihre Mutter, wurde getötet. Das brave Tier weckte immer wieder in Vater Colombo   schmerzlich die Erinnerung an die Freuden der Jagd in jenen Tagen, wo er noch nicht an dem verdammten Rheuma und Gliederreißen litt, das ihn jetzt von mar- gens bis abends wie mit Zangen zwickte. Aber die Jungen gaben sich Mühe, wenigstens einen von den neugeborenen Hunden zu retten und suchten sich den aus, der ihnen am besten gefiel. Heimlich zogen sie ihn unter Bespina hervor und versteckten ihn. Dann bettelten sie dem Dater die Genehmigung ab. ihn leben zu lassen, und nun erst konnten sie sich Zeit nehmen. Pal- lino genauer zu besichtigen. Da sahen sie dann die Bescherung: ihm fehlte der Schwanz! Sie schauten sich alle vier verdutzt in die Augen. Dies schien ihnen Verrat an der Sache. Ohne Schwanz! Was sollen wir nun machen?" Ihm ein Ersatzstück ankleben.' das ging nicht an. Und es ließ sich nicht auch verhindern, daß der Vater den Fehler gewahr wurde. Immerhin, er bitte nun einmal Gnade walten lassen und Pallino durfte im Ha: se bleiben. Die Zuneigung seiner jugendlichen Lebens- retter aber hatte er sich vollkommen verscherzt, und daran war jener lächerliche Mangel schuld. ».' Pallino wurde von Tag ZU Tag häßlicher. Aber was wußte der harmlose Köter davon! Er war nun einmal ohne Schwanz geboren. Es schien, daß er sich dabei recht wohl fühlte, es schien|o gar, baß er seinen Mangel nicht im geringsten ahnte. So kam er in das Alter, wo er seinen Mutwillen iin Spiel austoben wollte. Wenn ein Kind einen Geburtsfehler hat, etwa lahm oder buckelig ist, und wenn man es denn lachen und spielen sieht, ohne daß ihm sein Unglück irgendwie bewußt ist, so sühtt man sich u..will- kürlich vom Mitleid ergriffen. Bei einem häßlichen Vieh ober spürt man nichts dergleichen, und wenn es hcrumiprmgt und einen da- durch stört, so gibt man ihn, einen Tritt, so, manch, weg mit dir! Pallino tonnte das lange nicht begreifen. Wenn man ihn ärgerlich mit einem Ellenbogenstoß oder einem Pantofselhieb von
den Knien stieß oder ihm einen Fußtritt gab, daß er von einem Ende der Küche zum anderen rollte, dann sprang er schnell wieder auf seine Dorderpfoten, spitzte die Ohren, stellte den Kopf schief und be- sah sich angestrengt die Situation. Er winselte nicht und legte keinen Protest ein. Vielmehr schien ihm allmählich die lleberzeugung zu dämmern, daß die Hunde so behandett werden müssen, daß dies eine Bedingung sei, die mit seiner Hundeexistenz unlösbar verknüpft war, und daß es deshalb nicht angebracht sei, sich angegriffen zu fühlen. Ungefähr drei Monate hatte er nötig, um zu begreifen, daß der Herr des Haufe» es nicht liebte, wenn ihm feine Pantoffeln an- geknabbert wurden. Um dieselbe Zeil etwa lernte er auch, wie man den Fußtrstten auszuweichen hatte. Sobald Vater Colombo den Fuß erhob, ließ er die Beute fahren und verkroch sich unter dem Küchenfchrant. Dort war er in Sicherheit. Aber nun erkannte er ein Anderes: nämlich, wie schlecht die Menschen sind. Er hörte, wie
Ulan rechnet Koalitlonen aus.
.El» Man» von Recht» zum Schutz der Reicheu. Zwei Linke für Locarvo- Geist. Ein Schwarzer, um da» auszugleichen» Mas gegen, SHUch sich erweist. Drei von der Deutschen Volkspartei Und von den Demokraten zwei» vier Fachminister noch dabei!" Dann prüft er. ob es richtig sei. Und fingert wieder htn und her. wird da» für Luther   nicht zu schwer?
man ihn zärtlich anrief, wie man ihn händereibend einlud, hervor. zukommen: Komm doch, Pallino! Mein Liebling! Komm doch her, Kerlchcn!" Cr erwartete Liebkosungen, er erwartete Verzeihung, aber taum hatte man ihn im Nacken, da hageste es Hiebe, daß fast das Fell herunterging. Hm, also so war die Sache? Pallino wurde nun auch allniäh- lich hinterlistig und schlecht. Er begann zu stehlen, zerriß Sachen, wurde unreinlich, ja, schließlich kam er dazu, daß er zuschnappte und biß. Aber das hatte nur zur Folge, daß er zur Tür hinausgeworfen wurde. Niemand nahm sich seiner an. Da wurde er«in Bettler und Landstreicher, der müßig durch die Gegend lungerte. (Au» dem Italienischen übersetzt von Carl Bender.)
/lus einem innerafritam'jchen Inferno. Von Prinz Wilhelm von Schwede n.*) Bei Njabtonjo landeten wir. Am tiefen Kratersee von Ruabi- kati führte der Pfad durch dichten Buschwald aufwärts nach der otelle, wo der letzte Ausbruch stattgefunden hatte. Sie liegt zwischen Ruschaio und Kumaza und wird von den Eingeborenen Nzuru genannt. Sic sieht aus wie ein kleines Stückchen des Inferno selbst. Wo vorher Ebene und dichter Urwald waren, liegt nun ein mittelssoher Berg, und von diesem hat sich eine kilometerbreite, ganz kürzlich erhärtete Lavawelle bis an den See herangewälzt und die Mbusibucht teilweise ausgefüllt. Wie eine gewaltige Beule ist die Erde damals, nrn 21. Dezember 1912, geplatzt und hat Ihren peinigen- den Inhalt ausgespien. Phantastisch geformte Laoablöcke sind bunt durcheinandergeworfen worden oder liegen aufeinandergestapell. Alles ist rotbraun oder rußschwarz, steril, leblos. Wie Schneeflocken glänzen hie und da metallische Ablagerungen in all dem Dunkel. Holzstümpse, verkohlt und von einer Lavahülle umgeben, sind an vielen Stellen noch vorhanden, und ein paar trockene, nicht ver- brannte Stämme liegen mittendrin. Wie sie dorthin gelangten. Ist schwer verständlich. Eins oder das andere bleiche, aber unter- nchmungslustige Farnkraut hat nahe am Rande Fuß gesaßt, im übrigen ist die ganze Gegend frei von jedem Pslanzenwuchs. Die Grenze zwischen Tod und Leben ist äußerst scharf gezogen. Die Verheerung brach wie ein gewaltige» Rasiermesser über die Urwald- riefen herein, ließ aber alles, was nicht vor der Schneide lag, mibe- rührt. Der schwarze Erdboden absorbiert die Sonnenstrahlen� wes» halb die Hitze unerträglich ist. Scharfe Spitzen reißen die Schuhe unbarmherzig auf, wen» man sich auf die Lava hinauswagt, und die Sohlen brennen. An verschiedenen Stellen, besonders um den Gipfei, liegt die Asche noch meterhoch, und wir sanken bis zum Knie hinein, als wir, um zu filmen, hinaus wollten. Man bekommt eine unbehagliche Ahnung davon, daß die Erde in grauer Vorzeit, als sie zu erhärten begann, so etwa ausgesehen
') Dem Verlag Brockhans. Leipzig  , verdanken wir die Bekannt- schaft mit dein soeben erscheinenden Buch.Unter Zwergen und Gorillas" von Prinz Wilhelm von Schweden   kgeb. 9,30 M.j. Das Buch führt in ein auch heute noch wenig bekanntes Gebiet Jnnerairikas. Der ganze Zauber der afrikanischen Steppe, der großartigen Gebirgsnatur und des Urwalds, mit Zwergen und Gorillas, spricht aus dem Buch.
Schwarz, leblos, unbewohnbar. Und man ist froh, esig nehmen mußte.
haben muß.. U daß man sie nicht gerade damals in Bes. Neun Jahre sind seit dem Ausbruch bei Nzuru verflossen. Aber noch heute erzählen die Eingeborenen von der furchtbaren Nacht, als olle bösen Geister die Hölle verließen und ihre Strohmatten so schüttelten, daß die Schnitzel über die Erde stoben, und» das Licht so stark war, daß die weißen Männer in Rutschuru, drei Tage- Märsche von hier, in ihren Zauberbüchern lesen konnten, als ob es heller Tag gewesen wäre. Die Heimfahrt von dem irdischen Inferno wird mir immer unvergeßlich sein. Die Kanus hatten wir an die Mündung der Mbusibucht beordert, wo wir sie erst bei Sonnenuntergang fanden, dann folgte eine vierstündige Dootsahrt durch die dunkle Nacht. Um die Mittagszeit hatte es tüchtig geweht, so daß der See noch immer recht hoch ging und das Wasser über den niedrigen Rand der Kanus herelnschlug, als wir abfuhren. Aber nach einer Weile Hörle der Wind auf, und das Wasser beruhigte sich, um schließlich spiegelglatt zu werden. Während der See änsangs wie ein gewaltiger Silber- taler dalag, der das letzte Licht des Tages in sich sammelte, während die schon dunkel gewordenen Berge ringsum drohend Wache hielten, sah man jetzt vom Kiwu nur noch einen schwarzen, gähnenden Hohlraum, der sich in die Unendlichkeit zu erstrecken schien. Die Ufer waren oerschrrckinden, aber die Glühwürmchen, die über ihnen tanzten, zeigten den Weg und dienten uns als freundliche Blinkfeuer. Im Zenit zog der Gürtel des Orion seinen geraden Lichtstrich,'nnd über dem End« des Kanu, hing der Jupiter groß wie ein Mond. Hier und da lachte ein Pavian von seinem Ast herab oder quakt« ein Frosch hohl und dumpf. Schläfrig gluckste das Wasser um den Bug. und die Ruderer paddelten so leise, daß man kaum den gleich- mäßigen Takt der Schläge hörte. Vorn im Boot glühte das unver- metdliche Grasbüschel unter einer kleinen Wolke grauschwarzen Rauches. In gleichen Zwischenräumen bekam es eine Handvoll Wasser über sich, um nicht zu schnell zu brennen. Es war ein eigentümliches Gefühl, so über ein unbekanntes Wasser hinzugleiten in Gesellschaft einiger nackter Wilder, mit denen man nicht einmal reden konnte, denen man aber doch sein Leben anvertraut hotte. Ein Schlag mit einem Ruder auf den Kops, ein Kippen des Kahnes hätte genügt, und kein Mensch hätte später sagen können, wie es zuging, als der weiße Häuptling über Bord fiel und einstmals in der Nacht im tiefen Wasser des Kiwu ertrank. Und doch denkt man bei solchen Gelegenheiten nicht im gerinasten so. Vielmehr bejchlelcht-inen ein wunderliches SIcherheitsgesühl.
wenn man auf solche Weise ganz in der Natur aufgeht, sich ihrer urwüchsigen Gesundheit erfreut und die Freuden und Gefahren des primitiven Lebens im blinden und trotzigen Vertrauen auf seinen Glücksstern genießt. Man lernt dann die fatallstische Auffassung der Mohammedaner von Leben und Tod besser verstehen. Allah   ist groß_ einstmal» müssen wir alle von hinnen, was bedeutet es also, ob es heute abend oder morgen früh oder nach fünfzig Jahren geschieht? Man fühlt sich in solcher Stunde so unendlich klein, so einsam und verlassen, aber man hat nichtsdestoweniger die Empfindung, in guter Gesellschaft zu sein. Ewig und unver- änderlich wölbt sich der Raum über unsern Köpfen. Aber die Erde zieht uns an, sie ist für uns doch das nächstliegende. Wenn ich in der Nacht dasitze und über den dunklen Kiwu hinlausche, glaubt mein Ohr große schwere Schläge zu vernehmen. Es ist das Herz Afrikas  , was da schlägt. Jetzt wie in vergangenen Jahrtausenden, unberührt von ollem Streben der Zeiten und den eitlen Gedanken der Men- .schen. Da, Herz der Natur, das niemals für lein« Kinder aufhört zu schlagen, auch wenn diese so selten auf es hären.
Mit 5,2 Gramm Nohöl 1 Tonne Ladung über eine Seemeile 0,352 km) befördert! In derUrania  " lesen wir: Man feierte kürzlich allenthalben und mit Recht das Ivojährige Jubiläum der Eisenbahn. Niemand weiß besier als der Sozialist, daß die Lokomotive nicht nur Vorspann sst für v- und Güterwagen, sondern auch für das Werden der klassenlosen Gesellschaft. Dabei wird oft übersehen, daß der wirtlich erzielte Fortschritt nicht allsin in den Abmessungen der neuesten Schiffs- und Loko- metiv-Ungetüme und in ihren Leistungen liegt, sondern noch viel mehr in dem Aufwand an Brennstoff, womit diese Leistungen er- zielt werden. Hier schlägt sogar gewissermaßen nach dem bekann- ten Worte von Karl Marx   die Quantität in die Qualität um. in- dem die modernen Schisse und Lokomotiven gar nicht denkbor wären, wenn sie noch den Kohlenverbrauch der Erst-Aussührungen hätten, da die Mitführung solcher Brennstofsmengen und der ent- sprechenden Kejselanlagen technisch schwer ausführbar und jeden- falls vollkommen unwirtschaftlich wäre. Eine Rekordleistung der Dieselmotoren-Schifsahrt hat neuer- ding» das Motor-Spezialschiff für ErztronsportSveciland" der Deutschen Werst A.-G. Hamburg aufzuweisen. Es hat aus seiner Ausreise von Cuxhaven   nach Cruz Grande(Chile  ) und mit 20 000 Tonnen Erz beladen aus der Rückreise nach Eparrows Point, U.S.A.  , bei durchschnittlich 6100 Pferdestärken 133 Gramm Rohöl je tatsächlich geleistet« k'S-Swnde verbraucht, was die in der Ueberschrift angegebene Leistung darstellt. Außerdem ist durch geeignete Lade- und Entladeeinrichtungen eine fast unglaubhafte Zeitersparnis erzielt, so daß das in Ballast zurück'abrende Motor- schiff noch wirtschaftlicher arbeitet als die vorher auf dieser Linle fahrenden Dampfer, die noch unterwegs Stückgut-......rci�nm- lpdungen beförderten._. Rechnet man noch die wesentliche Mannschastttrspornis so be- greift man, warum von Jahr zu Jahr der Prozentsag der Motor- schisse unter den Schifssneubauten größer wird. Die soziologische Auswirkung auf die Berufsumbildung der Matrosen ist natürlich ebenfalls einschneidend: der sogenannte Segelschisss-Bollmatrose schwindet mehr und mehr. Auch er wird Häufig genug den Siegeszug der Maschine verfluchen, statt die Ilr- fache'seiner üblen Lage in der kapitalistischen   Wirtschaftsordnung zu erblicken._ 5 landen die Pfahlbauten im Ulasser? Bon einem ganz neuen Gesichtspunkt aus hat in jüngster Zeit Ferd. Keller in derErde  " die Frage behandelt, ob die Pfahlbau-Wahnstätten in der Schweiz  und im südlichen Deutschland   einstmals in> Wasser oder auf dem Fest- land gestanden haben. Die letztgenannte Annahme berührt allerdings etwas ungewohnt: doch der Forscher sucht sie auf Grund sehr ein- gehender Unterchchimgen tatsächlich zu beweisen. Zunächst führt er an. daß z. B. die Pfahlbauten der Malaien und der Papua-Neger durchweg auf dem Festland errichtet werden, der Pfahlbau an sich also keineswegs ein Leben auf dem Wasser zur Voraussetzung haben muß. Mit dieser Folgerung im Zusammenhang hat serner die Unter- suchung der klimatischen Verhältnisse, wie sie in der jüngeren Stein- 'eit und Bronzezeit geherrscht haben müssen, sodann die eingehende
rusung der Lagerung der Psahlbau-Kulturschichten gleichzeitig mit der Feststellung ihrer Zusammensetzung ergeben, daß die bisher herrschende Annahme der Wasser-Pfahlbauten durchaus nicht stich- ballig ist. Die Untersuchungen Kellers lassen vielmehr ebensogut auch die Folgerung zu, daß in der Steinzeit wie in der Bronzezeit die menschlichen Ansiedlungen, ganz gleich, ob sie aus Pfablbauten be- standen oder ans Bauten, die aus sogenannten Packwerken errichtet waren, auf festem Boden standen, also nicht im Wasser, sondern an den Usern der Gewässer entweder auf nassen Gras- oder Moor- wiesen oder aber auf ganz trockenem Erdreich.___