Kommunistisches Lesebuch.

Bon der Stadtverordneten Genoffin Lisbeth Riedger wird uns geschrieben: Einst spielten die Arbeiterkinder leiber- mit Zinnsoldaten in des Königs Rod". Damit ist heute nicht mehr ganz soviel Ge­schäft zu machen, wenn man auch feststellen muß, daß die Dummen nie alle werden. Die Industrie mußte also, dem Zuge der Zeit folgend, sich umstellen: Geht's nicht mit preußischen Uniformen, so vielleicht mit russischen? Und es scheint zu gehen. Gestern nahm ich einen Jungen der weltlichen Schule, die ja wohl am allermeisten gegen den Militarismus in jeder Form eintreten sollte, vorstürmende Rotgardisten aus Binn   ab, die er mitsamt dem Sowjetfahnenträger -Štern mit Sichel und Hammer beim Papierwarenhändler für wenige Pfennige gekauft hatte. Derselbe Bahnsinn also wie früher; denn schließlich tut's ja nicht das Kleid!

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Doch nicht nur auf diesem Gebiet wiederholt sich mit Hilfe der Kommunisten das alte Spiel, auch hinsichtlich des Lesestoffes für Kinder und sie scheinen ihre Genossen mit zu den Kindern zu rechnen wandeln sie durchaus in den wilhelminischen Bahnen. Bringt da neulich die ,, Rote Fahne" eine rührende Geschichte aus bem Leben eines Sowjettämpfers, des fürzlich ver­storbenen Nachfolgers von Troßfi. Unter der Ueberschrift:„ Ein Fall aus dem Leben des Genossen Frunse" erhalten wir da eine Geschichte vorgesetzt, die uns von Rind an vertraut ist, bloß mit dem Unterschied, daß sie uns früher von„ fühnen" Hohenzollern­fürsten erzählt wurde. Doch man urteile selbst. Genosse Frunse übernahm persönlich die Leitung der Operationen. Aber die Sowjettruppen verspäteten sich. Ohne dieses zu wissen, begibt sich Genosse Frunje mit zwei Ordonnanzen nach R.( Man denke an die uns bekannte Geschichte von Friedrich dem Großen nach der Schlacht bei Leuthen! Die Berf.) Er reitet ruhig in das Dorf, denn er glaubt, daß die Truppen, deren Her annahen er wahrgenommen hat, die unserigen feien. Im Dorfe fommt dem Genossen Frunje ein Kavallerietrupp von 50 Mann entgegen, in dem eine gewisse Bewegung wahrzunehmen ist. Es entwidelt sich folgende Unterredung: Ber sind Sie?" fragt Frunfe. Und wer sind Sie?" Genosse Frunse befiehlt dem Kom­mandeur näherzukommen. Auf Genesen Frunse   werden die Ge wehre gerichtet. Halt, schießt nicht, das ist unser Kommandeur, Genosse Frunse," ruft ganz perpleg eine Ordonnanz, die noch nicht Glauben will, daß der Trupp aus Machnowisten besteht, und fintt fofort tot zu Boden. Es beginnt eine wahnmizige Berfolgung und Beschießung des Genossen Frunse  , der in einem fort zurüd Schießt und nur dank seinem Pferde vom sicheren Tode gerettet Nebenbei bemerkt Schäßte Genoffe Frunse sehr seinen Rampffreund, das Pferd. Die Machnowiften bleiben zurüd, aber zwei ven ihnen sind doch dabei, Genosse Frunje einzuholen. Man mußte die ganze Raltblütigkeit eines Kämpfers und Bolichemik bewahren, um in diesem Moment vom Pferde zu steigen, genau anzulegen und zu zielen, einen der Verfolger niederzustrecken und den anderen in die Flucht zu jagen."

wird.

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Es wiederholt sich eben alles im Leben: wie einst die Fürsten  , fo find heute die Bolschewisten sämtlich Muster an Kaltblütigkeit, Unerschredenheit, kühnem Mut und was die Hauptsache ist auch über ihnen waltet sichtbarlich Gottes   Gnade. Wie fönnte sonst ber Genoffe Frunse aus diesem Scharmützel nur zwei leichte Wunden tapontragen, die ihn aber nicht hindern, ruhig in seinem Wagen zu arbeiten und Befehle zum Weiterfämpfen zu geben"?

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Welch eine Wendung durch Gottes Fügung," tönnte man in bankbarer Anerkennung dieser seltsamen Rettung ausrufen. Und bantbare tommunistische Untertanen freuen sich mit den Redakteuren der„ Roten Fahne", daß es solche begnadeten Führer in Sowjet rußland gibt! Ach hätten wir fie doch in Deutschland   ähnlich! Aber vielleicht haben wir sie bereits und ahnen es nur nicht? Hier hat die Rote Fahne" noch ein reiches Betätigungsfeld, um große und leine Kinder zu erfreuen, also Woher nur, frage ich mich, nehmen diefelben Herren, die sogar Erwachsenen derartige Lektüre vorlegen, den Mut, immer sich als Kritiker und Berächter aller„ bürgerlichen" Literatur und Kunst auf zuspielen? Sie hätten wahrlich genug zu fehren vor ihrer eigenen Tür!

Der Berliner   Fremdenverkehr im November.

Die alljährlich wiederkehrende Abnahme der Zahl der im No Dember in Berliner   Hotels, Gasthöfen und Pensionen gemeldeten Fremden überhaupt gegen 151 904 auf 14 010 oder 9,22 Broz. Im Statistischen Umts der Stadt Berlin   im Berichtsmonat mit 137 894 Fremden übrhaupt gegen 151 904 auf 14 010 oder 9,22 Prog. Im Bergleich zu dem November des Vorjahres ergibt fich jedoch eine beträchtliche Zunahme des Fremdenver fehrs. Im November 1924 wurden insgesamt nur 111 005 Gaft­hofsfremde usw. gemeldet, so daß für November 1925 ein Mehr von 26 889 oder 24,22 Proz. festzustellen ist. Etwa 90 Proz. aller Meldungen( 123 832) betrafen Deutsche   und 99 Pro3.( 136 184) Europäer. Bon den nichtdeutschen europäischen   Gasthofsfremden weisen Bried, er mit 30,19 Proz., Türfen mit 28,41 Broz. und Franzosen   mit 13,82 Proz. verhältnismäßig die stärksten 3u­nahmeziffern gegen Oftober auf. Gegenüber dem Vorjahre hat sich die Zahl der hier gemeldeten Franzosen um 142 oder 57,96 Proz. erhöht. Größere Abnahmen gegenüber dem Vormonat find zu verzeichnen für Dänemark  , Norwegen   und Schweden  , Danzig  , Polen  , Rußland   und die Tschechoslowakei  . Amerikaner wurden im November 391 oder 23,78 Broz. weniger gemeldet als im Oktober, Asiaten 105 oder 30,79 Proz. Gegen November 1924 betrug die Zunahme der Amerikaner 379 oder 43,36 Proz., der Asiaten 34 oder 16,83 Proz

Wohlfahrtsarbeit im Bezirk Kreuzberg  .

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Die Versuchsanstalt für Wafferbau und Schiffbau.

Auf dem Wege vom Bahnhof Tiergarten zum Zoologischen Garten liegen mitten im Tiergarten auf einer Insel eine Anzahi fleiner Häuschen, die die Breußische Versuchsanstalt für Bafferbay und Schiffbau beherbergen. Die Deutsche Gesellschaft für Bauingenieurwesen hat aus Anlaß ihrer Tagung eine Besichtigung dieser Einrichtung veranstaltet. Das Institut ist allen Behörden und privaten Unternehmungen, die sich mit dem Bau im Wasser und am Waffer beschäftigen, behilflich, diese Bauten in technisch und wirtschaftlich einwandfreier Weise aus führen zu können. Die Dienste des Instituts, das nach dem Ham­burger das größte in Deutschland   ist, werden nicht nur von deutschen  Behörden und Betrieben in Anspruch genommen, sondern in min­destens ebenso starkem Maße auch vom Ausland. Es ist in einem der Gebäude eine Wasserrinne von 150 Meter Länge, 4 Meter Tiefe und 8 meter lighter Weite eingebaut, in der nit Hilfe von Schiffsmodellen und Schleuseneinbauten der Druck des Waffers auf den Schiffskörper untersucht werden kann. Die Messung des Drucks erfolgt durch zylindrische, mit Wasser gefüllte Körper, auf denen Taucher schwimmen, die mit dem fahren­den Schiff durch dünne Drähte verbunden sind und die kleinsten Bewegungen durch einen Schreibstift auf einem Blatt Papier  registrieren. Man fah die Nachbildung der Schleuse bei Fürstenberg a. b. Spree. Für den Bau des Großtrafts werts in Rummelsburg   hat das Institut praktisch sehr wert­volle Bersuche gemacht, die bei der Ausführung Berücksichtigung finden werden. Die Abwässer des Großfraftwerkes, die in die Spree fließen, und die großen Massen des Wassers, die aus der Spree für das Kraftwerk entnommen werden, mußten eine Ablenkung des Stromes und damit eine Gefahr für die Schiffe bringen. Nach vielen Bersuchen ist eine Vorrichtung fonftruiert worden, mit deren Hilfe die Abwässer sich ähnlich wie die Strahlen einer Gießfanne in die Spree ergießen. Damit ist es gelungen, die Veränderung des Stromdrucks auf ein Mindestmaß herabzudrücken. Auch nach der ökonomischen Richtung( Ersparung von Roften bei Hafen- und Schleusenanlagen) hat das Institut eine fehr große Bedeutuma, und es ist bedauerlich, daß es durch die Finanzlege des Staats ge zwungen wird, sich in seinen hochbedeutsamen wissenschaftlichen Arbeiten erhebliche Beschränkungen aufzuerlegen..

Die Arbeit der Wohnungsämter. Nach den bis August durch geführten Feststellungen des Statistischen Amtes der Stadt Berlin  haben die Wohnungeämter der Bezirke im Monat August 1925 1692 Wohnungen Wohnungssuchenden zugewiefen.

Die weltliche Bolfsschule zu Berlin  - Reinidendorf veranstaltet unter Mit­bilfe des Bezirksamtes eine Beihnachtsausstellung Das gute Buch in der Aula der 5a Boltsichule, Auguste- Bittoria- Allee 37. Eintritt frei.

Das Wohlfahrtsamt Kreuzberg  , Nordstraße 11, unterhält drei Wohlfahrtsspeiseanstalten( Wassertorstr. 32, Marien­Die Markthallen zur Weihnachtszeit. Mit Rüdsicht auf das Weibnacts und Silvestergeschäft werden die Marktzeiten für die dorfer Str. 19 und Glogauer Str. 3) sowie zwei Volksspeisungsanftädtischen Markthallen wie folgt abgeändert: Für den Klein­Die Portion Mittag 6andel in sämtlichen Markthallen, in der Zeit vom ſtalten( Luisenufer 30, Wrangelstr. 97/99). 13. bis einschließlich 23. Dezember beginnt der Markt an den essen foftet 20 bis 25 Pf.; an Inhaber von Ausweisfarten, die im Wahlfahrtsamt ausgegeben werden, wird das Essen tostenlos bzw. Wochentagen nachmittags bereits um 4 Uhr, am 24. und 81. De zu ermäßigten Preisen verteilt. Für die Kleinrentner des Bezember bleiben die Markthallen bis 7 Uhr abends ununterbrocen sirts find zwei Heime( Kleine Barfftr. 16/17 und Luifenufer 30), geöffnet, am Sonntag, den 20. Dezember, find die Markthallen von für Sozialrentner und sonstige Bedürftige zwei Warme 2 Uhr nachmittage bis 6 Uhr abends geöffnet. Stuben"( Reichenberger Str. 180 und Mariannenufer 3) ven 4 bis 9 Uhr geöffnet. In den Heimen, Warmen Stuben und auch in den Wohlfahrtskommissionen werden aus Spendemitteln Weihnachtsbe scherungen veranstaltet. Außerdem finden in den Heimen und Burmen Stuben von Zeit zu Zeit Unterhaltungsabende statt. Für die Versorgung der minderbemittelten Bevölke rung mit Heizmaterial stehen in diesem Winter 100 000 scheine an Sozialrentner, Kleinrentner, Kriegsbeschädigte und Zentner Briketts zur Verfügung. Die Ausgabe fann gegen Guts Kriegerhinterbliebene, Erwerbslosenunterstützungsempfänger und an dere nicht laufend unterstützte Minderbemittelte in Mengen von 1 bis 2 Zentner monatlich erfolgen. Das Jugendamt betreibt auch in diesem Winter zwei Eis bahnen( Urbanstraße und Razbach Straße). Zur Verbreitung des Stilaufs unter den Jugendlichen wird ein Trodenturfus und zwischen Weihnachten   und Neujahr ein prattischer Kursus in Reinerz zu ganz mäßigen Breisen ein­gerichtet. Zur Pflege der Gefelligkeit stehen den Jugendlichen vier Jugendheime( Reichenberger Straße 66, Bärmaldstraße 64, Mariannenufer la und Hallesches Torgebäude) in der Zeit von 6 bis 10 Uhr offen. Für die Waisenfinder des Bezirks ist die Beranstaltung einer gemeinsamen Weihnachtsfeier geplant. Die Versorgung von Kriegsbeschädigten und Krieger. hinterbliebenen mit warmer Wintertleidung erfolgt durch die Kleiderkammer der Fürsorgeſtelle Kreuzberg  , Bergmannstraße. Das Gesundheitsamt gibt Freibadefarten an Unter stügungsempfänger aus. In den Krankenhäusern find Weih nachtsbescherungen in Aussicht genommen. Der hygienischen Bolts belehrung dient die bis zum 31. Dezember 1925 geöffnete Aus­ftellung Die gefunde Wohnung" und andere Ausstellungen im Ge fundheitshaus Am Urban 10/11.

Jubiläen: Am 10. Dezember feierte der langjährige Genoffe Louis Rofe. mann, Swinemünder Str. 46, fein 25jähriges Ehejubiläum, feinen 50. Jahres tag und fein 25jähriges Dienstjubiläum. Am 11. Dezember b. 3. begeht die Witwe Bauline Didow, Aderstr. 163, ihr 25jähriges Dienstjubiläum als Reinemachefrau bei der Breußischen Staatsban!( Geehandlung).

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