Der Prozeß Grütte- Lehder.
Hinter den Kuliffen der völkischen Meuchelmörder.
Vor dem Schwurgericht des Landgerichts III begann heute unter dem Vorsiz des Landgerichtsdirektors Bomme der Pro zeß gegen den Kaufmann Grütte Lehder, der im Jahre 1923 im Legeler Ferst einen gewissen Heinz Dammers ermor. dete. Beide gehörten der deutschvöltischen Freiheitsbewegung an. Die Sachlage ist folgende:
Als im März des Jahres 1923 von dem Innenminister Seve ring das Bestehen der deutschvöllischen Freiheitspartei verboten wurde, herrschte in den Kreisen ihrer Anhänger die größte Aufregung. Aber alle Angriffe gegen den Minister, auch von den radikalen Führern der Deutschnationalen, mußten schließlich verstummen, da sehr bestimmte Mitteilungen von einem geplanten
Affentat gegen Severing
B
in die Deffentlichkeit gelangt waren. Innerhalb der völkischen Frei heitspartei hatte sich eine Abteilung gebildet, die sich die Ermordung des Ministers zum Ziel gesetzt hatte. Die Leitung dieser Mordabteilung übernahm ein angeblicher Oberleutnant Müller, der aber in Wirklichkeit Heinz Dammers hieß. Er gehörte zu jenen gewiffenlosen Glücksjägern, die die Zeit der damaligen politischen Hochspannung nur zu ihrem eigenen Vorteil ausnußten. Ihm fonnte ein lebhafter Briefwechsel mit Führern der Rechts organisationen und den Rathenau Mördern nach gewiesen werden. In den Kreisen seiner Partei geriet er in den Berdacht der Spigelei, da er das zur Ausführung seiner Pläne erhaltene Geld verjubelte und ohne Auftrag in Bommern Gruppen Bulle den damals 18jährigen Grütte- Lehder mit der Beobachtung des Dammers. Grütte- Lehder fnüpfte ein Freundschaftsverhältnis mit Dammers an und erscheß ihn, als er sich von der Schuld Dammers überzeugt zu haben glaubte, im Tegeler Forst mit drei Revolverschüssen. Der Mörder soll die Leiche vollkommen aus geplündert und einige Sachen des Toten verkauft haben.
Moch nach der Mordiat erhielt Grütte- Lehder von seiner Partei einen neuen Ausweis, fogar ein persönliches Empfehlungsfchreiben von Wulle, in dem ihm bestätigt wurde, daß er im Auftrage der Deutschvölkischen Freiheitspartei Vorpommern zu organisieren habe.
Das Polizeipräsidium wurde einige Zeit darauf durch Gesinnungsgenossen Grütte- Lehders von dem Morde unterrichtet. Grüttes Lehder murde verhaftet und legte ein effenes Geständnis ab. Da aber die Polizei trog eifriger Bemühungen damals die Leiche nicht finden fonnte, und der Mörder furze Zeit darauf sein Geständnis miderrief, wurde er wieder entlassen. Grütte- Lehder floh darauf nach Ungarn . Als im Mai 1924 die Leiche des Dammers im Tegeler Forst gefunden wurde, beantragte die Reichsregierung die huslieferung des Mörders. Die ungarische Regierung fam dem Erfuchen nicht nach mit der Begründung, es handele sich um ein rein politisches Berbrechen. Daraufhin stellte die deutsche Re gierung den Antrag auf Auslieferung wegen Raubmordes, die auch im Sommer 1925 erfolgte.
Der Angeklagte führte heute bei seiner Bernehmung aus, er habe Dammers in Verdacht gehabt, politische Dokumente den Komi munisten zu verkaufen. Ich habe darauf Oberstleutnant Ahlemann aufgesucht und den Auftrag erhalten, nachzuforschen, ob Dammers wirklich ein Spizel sei. Dammers verfügte über gefährliche Papiere, die mir aus meinem Zimmer gestohlen waren und war damit am Tage darauf mit mir nach Berlin gefahren. Er wollte bei der völkischen Freiheitspartei erreichen, daß ihm ein Die Abgeordneten Bantunternehmen übertragen würde. mertten aber, daß es sich um ein Schwindelunternehmen handelte. Bei den Verhandlungen mit den Abgeordneten war Dammers von einem Dr. Heinz begleitet. Auch ich war bei der Besprechung dabei. Als aus dem Bankgeschäft nichts murde, nannten sich Heinz und Dammers auf der Straße gegenseitig Hochstapler. Ich hatte fortwährend Besprechungen mit Dammers, der im Hotel Offfee" mohnte, und ging auch zum Abgeordneten Wulle und schilderte ihm die fehr pretare Lage, die dadurch entstanden war, daß Dammers in den Besitz der wichtigen Papiere gekommen fei. Der Abgeordnete Wulle war fehr erregt und zog den Abgeordneten kube hinzu. Nachdem auch dieser informiert war, war er auch sehr erregt, und die Abgeordneten äußerten sich in einem Sinne, daß ich annehmen mußte, daß der Tod des Dammers den Abgeordneten nur willfommen sei. Nach der Tat fiel mir ein, daß Dammers seine Roffer teils auf dem Bahnhof, teils in dem Hotel Ostsee hatte, und daß die Tat entdeckt merden würde, wenn die Koffer dortblieben. Ich hatte auch das Gefühl, daß in den Koffern Dokumente sein fönnten. Daher fuhr ich zunächst nach Uedermünde und hatte dort Besprechungen mit Rofenberg, Eggesin , Fischbein, 3eifs, mänfe und anderen, die auch der Meinung waren, daß die Koffer abgeholt werden müssen. Diese Herren, die angefehene Stellungen haben, haben nichts dagegen einzuwenden gehabt, daß die Koffer abgeholt werden und haben mir 30 Billionen zur Rüdreise gegeben. Ich habe die Roffer zusammen mit Schröder abgeholt, ein Koffer blieb nur noch zurück. Auch aus dem Hotel Ostsee befam ich das Gepäck heraus, da ich von früher her eine Bescheinigung von Dammers hatte. Die Koffer brachte ich zu Bredefom nach Hermsdorf. Am nächsten Tage war dieser sehr aufgeregt und sagte, die Koffer Jeien in der Nacht gestohlen worden. Es fam noch Böttcher dazu, und ich hatte den Eindrud, daß er fie gestohlen hatte.
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Tauwetter.
Die große Schneeschmelze hat eingesetzt, und es kann bald taum noch ein Zweifel bestehen, daß man mit einem Kahn in Berlin ganz gut vormärts fäme. Autos und Straßenbahn minden sich durch die aufschäumenden Fluten. Nur der Fußgänger hüpft mutlos in den Morästen der Bürgersteige umher, zweifelnd, wie er das jenseitige Ufer erreiche. Man fönnte es ja mit Schwimmen verund daran hat der Magistrat vermutlich auch gedacht, als suchen er die Schneeberge in Erwartung des Tauwetters anmutig auf den Bürgersteigen aufschichten ließ. Aber die Jahreszeit ist zum Schwimmen doch zu fühl. Immerhin kann man ein Schlammbad nicht vermeiden, von dem man, vom Kopf bis zum Fuß schmutzverfrustet heimkehrt. Besonders wer nach Geschäftsschluß die schlechtbeleuchteten Straßen durchschreiten muß, foſtet" alle Annehmlichkeiten eines Schlammbades. Selbft die städtischen und staatlichen Gebäude haben den auf ihr Gebiet gefallenen Schnee großzügig der- Allgemeinheit überlassen, und als am Mittwoch abend unter dem Einfluß des Regens Glatteis entstand, bot zum Beispiel der Bürgersteig am Charlottenburger Amtsgericht die schönste Schlittschuhbahn, während die Besizer der Privathäuser rücksichtslos Schlittschuhbahn, während die Besiger der Privathäuser rüdsichtslos die Glätte durch Kies und Asche stumpften. Jetzt entwickelt sich am Amtsgericht wie vor der Musikhochschule und dem Ber. liner Polizeipräsidium um nur einige Gebäude zu nennen- ein wunderschöner, tiefer Moraft ,. den nun, von den guten Beispielen der Behörden endlich bekehrt, auch die Hauseigentümer zu befämpfen nicht mehr für notwendig erachten. Gibt es in Berlin feine Besen? Gibt es etwa keine Arbeitslosen, die einen Verdienst brauchen können?
Zur Frage der Schneebeseitigung wird uns geschrieben: Der aus dem letzten größeren Schneefall zurüdgebliebene Straßenschlamm ist leider immer noch nicht beseitigt. Man sehe sich mal die Nebenstraßen an und überzeuge fich, in welchem geradezu grauenhaften Zustand sie sich befinden. Während im Stadtinnern faum noch etwas von dem Schmuz zu fehen ist, lagert der Dred in den abseits gelegenen Straßen buch stäblich bergehoch. Ist es da zu verwundern, wenn gerade in den Proletariervierteln am meisten über den Magistrat geschimpft wird? Sind denn die Steuergroschen dieser Bewohner weniger wert als die der Bewohner des Stadtinnern? Muß das sein, daß die Broletarier den ganzen Schmutz mit in die Wohnungen nehmen müssen? Wie geschieht denn in Berlin eigentlich die Beseitigung der Schneemaffen? Zuerst fahren die Salzwagen der Straßenbahn die Schienen entlang, aber zwischen den Geleisen bleibt der Schnee liegen. Dann kommen Fuhrwerke und schieben den Schnee wieder in die Geleise. Kann denn nicht Vorsorge getroffen werden, daß der Schnee sogleich vom Mitteldamm aus beseitigt wird? Danach folgt die Straßenreinigung mit Schneepflügen, die Wellen von Schnee bilden, und Fuhrwerte und Bassanten fneten diese Bellen duro. Warum werden nicht die Straßenkreuzungen und llebergänge einigermaßen gereinigt? Nun zu den Bürgersteigen! Die Portiers tragen und fegen, aber jeder, der vom Damm fommt, stampft den Dred auf dem Bürgersteig ab. Es ist sehr leicht, zu sagen: Bürgersteige reinhalten! Sorge doch der Magistrat dafür, daß auch der Straßendamm gereinigt ist. Der Hinweis auf die Kosten ist hier durchaus nicht am Blaze. Also: Magistrat geh' du voran, damit die Portierfrau folgen fann!
Die Polizei im heutigen Staat.
etwas finden. Wie die Kriegsinduftrie an dem Strieg, so find letzten Endes auch die Geldschrankfabriten an dem Einbruch interessiert. Interessant waren die Sicherungen durch den„ Revolutions: chlüssel", der das ganze Schloß in Unordnung bringt und den Gegenrevolutionsschlüssel", der wo anders aufbewahrt, die fünstliche Unordnung wieder beheben kann. Der heilige Geldschrant ist so um ein Stückchen Geschichte reicher geworden. Es ist schwer, nicht eine blutige Satire zu schreiben, denn hier manifestiert sich das feinste ausgeflügelte Denfen zum Schuße der Banzerschränie mit einem Klassen oder Kaffengefühl, das sich der Revolution ver schließt und der Gegenrevolution öffnet. Jedenfalls sollen Schränke mit diesen Schlüffeln sehr begehrt sein, vor allem da, wo es kriselt.
Die Meineidsaffäre des Dr. med. Soch. Bor dem Schwurgericht III wurde gestern von neuem die Meineidsaffäre des praktischen Arztes Dr. Roch aufgerollt. Dr. Koch war, wie erinnerlich, vom Schwurgericht wegen Anstiftung zum Meineide zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Die von ihm zum Meineide angestiftete Frau Güloff hatte ein Jahr einen Monat Zuchthaus und Ehrverlust erhalten.. Die Meineide waren in einem Zivilprozeß geleistet worden. Dr. Koch betrieb in der Kaiserallee ein Berschönerungsinstitut, in welchem Damen fich Schönheitsfehler beseitigen ließen. So hatte. er auch eine Dame aus Hamburg von dem läftigen Doppelfinn bcfreit, war aber hinterher wegen der Bezahlung in Differenzen geraten, und es fam zu einem Zivilprozeß, in dem Frau Güloff mahrheitswidrige Angaben machte, die dann den Gegenstand des Meineidsverfahrens gegen sie und Dr. Koch bildeten. Während das Reichsgericht die Revision des Dr. Koch verwarf, so daß dieser jetzt Reichsgericht die Revision des Dr. Koch verwarf, so daß dieser jetzt rechtsfräftig verurteilt ist, hob es auf die Beschwerde von Rechts anwalt Dr. Georg Löwenthal das Urteil gegen Frau Güloff auf und verwies den Fall zur nochmaligen Nachprüfung an dasselbe Schwurgericht. Das Reichsgericht bemängelte, daß das Schmur gericht Frau Güloff nicht den Strafmilderungsgrund zugebilligt habe, denn sie hätte sich bei Angabe der Wahrheit selbst der Begünstigung des Dr. Koch bezichtigt. Infolgedessen galt die neue Verhandlung auch nur der Bildung einer anderen Strafe und fonnte schnell zu Ende geführt werden. Das Gericht unterstrich nochmals ganz besonders, daß Frau Güloff ein Opfer des Dr. Roch gewesen sei und setzte nunmehr die Strafe auf acht Monate Gefängnis feft, wofür sie volle Bewährungsfrist erhielt. Auch von einer Ehrenftrafe wurde munmehr abgesehen.
Zwei tödliche Verkehrsunfälle.
Bor dem Hause Raiserin- Augufta- Allee 34 in Charlottenburg murde gestern abend der 33jährige Kaufmann Rudolf Duisberg, Prager Straße 26 in Wilmersdorf wohnhaft, von einem Wagen der Straßenbahnlinie 55 überfahren und auf der Stelle getötet. Die Schuldfrage ist nicht geklärt. Der 72 Jahre alte Karl Gutsche aus der Christiania- Straße 125 wurde gestern abend vor dem Hause Strelizer Straße 68 von einem Lastkraftmagen von hinten angefahren und ebenfalls sofort getötet. Die Leiche ist beschlagnahmt worden. Die Schuldfrage ist auch in diesem Falle nicht geflärt.
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Bertagung des Bothmer- Prozesses.
Seit etwa 10 Tagen findet vor dem Schöffengericht in Lucenwalde ein politischer Beleidigungsprozeß statt. Angeflagt ist der Volkswirt Munnete, den Landrat Dr. Luthmer Jüter bog udenwalde beleidigt zu haben. Die Anflage vertritt der Erste Staatsanwalt Gerlach, der auch den Bothmer- Prozeß am Montag haben sollte. Da der Prozeß in Luckenwalde erst am Dienstag zu Ende geht, wird der Bothmer- Prozeß auf Mittwoch, 16. Dezember, 9 Uhr, vertagt.
Laichentuch mit Hohliaum ohne Zeichen, ein Blatt der Morgenpoft" vom 18. November und braunes Backpapier eingefælagen war. Das Gesicht war mit einer pergamentartigen Maffe überlebt, unter der das Kind erstidt fein muß. Die fleine Leiche wurde nach dem Charlottenburger Schauhaufe gebracht.
bahnen findet am Sonnabend, den 12. Dezember, statt. Die Die Verkehrszählung auf den Stadt, Ring- und BororfNeisenden werden, je nachdem sie im refiz von Monatsfarten, Wochenfarten oder Einzelfarten find, beim Antritt der Fabrt mit Besonderen 8ähltarten versehen, die beim Verlassen des
Im Berein junger Kaufleute von Berlin " sprach gestern abend im Hause der deutschen Ingenieure, Friedrich- Ebertstraße, BolizeiBizepräsident Dr. Friedensburg über„ Die Polizei im heutigen Ein Kindesmord beschäftigt die Kriminalpolizei in Charlottemad Staat." Die außerordentlich flaren und flugen Ausführungen gipfelten burg . Auf dem Flur des Hauses chillerstr. 71 fand man ungefähr in folgenbem: Die Polizei war früher alte when, aip ten gestern, Donnerstagmorgen, um 7½ Uhr die geiche eines Bublitum fremò war. Der preußische Schuhmann mit der Bidel- neugeborenen Knaben, die in weiße Leinwand, eins haube galt als Inbegriff der Polizei. Heute ist die Polizei das Organ des Boltes felbft geworden, das Werkzeug des Boliswillens, der ausführende Arm der Bevölkerung. Der alte Staat war neben dem Bolte eine selbständige Macht, die sich von Monarchen ableitete, unabhängig vom Bolke. Der alte Polizeileutnant schrieb fgl. Polizeileutnant auf seine Visitenkarte. Heute hat die Polizei nur Eristenzberechtigung aus dem Willen des Boltes felbft; sie darf nie zum Selbstzmed werden. Mit dem Wandel des Staates hat sich eben auch die Polizei gewandelt. Der Polizeibeamte wird heute belehrt, er sei nicht der Feind, sondern der Freund, Berater und vor allem der Helfer des Publikums; die neue Polizei steht näher dem Publikum, als es Früher bildete sich der Staat früher der alte Schutzman tat. etwas darauf ein, daß die Polizei völlig unabhängig Dom Bublikum sei; das ist falsch, denn der Nimbus tann leicht verloren gehen, und der Verbrecher muß wissen, daß hinter der Polizei der Boltswille steht. Auch in den äußeren Formen der Polizei ist eine grundlegende Wandlung ein getreten. Die dauernden Butsche haben die Polizei veranlaßt, neue Einrichtungen zu schaffen. Deutschland braucht heute eine Polizei, die auch großen, organisierten Bewegungen die Stirn bieten tann. Des halb existiert heute die Schußpolizei, die entstanden ist aus den Bedürfnissen der Gegenwart. Früher fam der Polizei das Militär zu Hilfe, heute fällt diese Hilfe fort. Die verstreute fleine Reichswehr ist nicht in der Lage, einem großoreihnachtslieder sowie einige Chöre aus dem Dratorium„ Elias" bon
Vor einer Loucheur- Krise. Die Linke gegen feine Stenerentwürfe. Paris , 11. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) Die Finanz- ganisierten Aufstand entgegen zu treten, was man in München gesehen hat. Der Staat braucht also, um sich zu sichern, fommission der Kammer, die am Donnerstag befchloffen hat, ein unbedingt zuverlässiges Machtmittel, und dies muß die Schutzheute zunächst£ on cheur anzuhören, wird es nach dem„ Quotidien" polizei sein. voraussichtlich ablehnen, in eine Diskussion über die von dem Finanzminiffer eingebrachten Gefeßentre- fe einzutreten. Coucheur werde dadurch wahrscheinlich gezwungen werden, feine Demiffion zu geben. Um feine Nachfolgerschaft bewirbt sich bereits der ehemalige Kammerpräsident Raoul Péret , den geffern die Gruppe der radikalen Linten zu ihrem Borsitzenden gewählt hat. Nach der gleichen Quelle follen die Fraffionen der radikalen und radikalfozialen Partei sich gestern nach eingehender Diskussion sehr entschieden gegen die Coucheurschen Borlagen ausgesprochen und befchloffen haben, ein eigenes programm auf der Basis der auf dem Kongreß in Marseille angenommenen Richtlinien aufzn
Stellen.
Der braunschweigische Finanzminiffer v. Grone ist von seinem Amt zurückgetreten. Er hatte sich fürzlich einer Blinddarmoperation unterziehen müffen, die es ihm unmöglich machte, feinen Posten in absehbarer Zeit wieder zu übernehmen. Tatsächlich find auch die Braunschweiger Finanzen während der Amtstätigkeit dieses deutschnationalen Ministers derartig erkrankt, daß fie nur schwer wieder gefunden können.
Die irische Grenzregelung ratifiziert. Das irische Parlament hat gestern in zweiter Lesung das Grenzabkommen mit illſter mit 75 gegen 20 Stimmen angenommen. Der König von England hat das Abkommen ebenfalls ratifiziert.
Die nationalistischen Rumänische Universitätshafenfrenzler. Studenten der Bukarester Universität haben gestern in den juristischen Auditorien eine antisemitische Demonstration Die jüdischen Studenten wurden aufgefordert, das Auditorium zu verlassen; als sie die Forderung zurüdwiesen, wurden sie von den Nationalisten verprügelt und aus dem Auditorium verdrängt. Die jüdischen Studenten der medi. zinischen Fakultät und der Technischen Akademie waren überhaupt night erschienen. Auf den andern Fakultäten wurden die Borlefungen abgefagt.
Antisemitische ,, Nibelungen" in einer städtischen Schule. Anscheinend unter der betrüblichen Einmirtung der letzten grimmigen Kälte erließ ein fagenhaftes völkisches Grüppchen, das fich nach stolzer Männerarti belungenring" nennt, an Bilmersdorfer Plakatfäulen folgenden ulfigen Aufruf:
Donnerstag, 10. Dezember 1925, 8 Uhr abends, Aula der Goetheschule, Bilmersdorf, Westfälische Straße, Ede Eisenzahnstraße, Deutschlands Sendung" Ajudas Untergang". Deutsch germanische Männer, Frauen, Jungfrauen erscheint zahlreich. Es geht um unser Leben! Der Schmied des Nibelungenrings". Juden ist der Zutritt streng verboten.
Abgesehen davon, daß der germanische Humor des ehrenwerten Schmieds" sehr vermickert ist, und daß die entfesselten Regelflübler aus Botans Tiergarten ihr Germanenauge der Ankündigung nach ausschließlich auf Frauen und Jungfrauen werfen, durch welchen Mißgrifftommt diese obsture antisemitische Hetzgesellschaft in die Aula der Goetheschule? Geit wann ist es üblich, daß Schulaulen einem zweifelhaften politischen Böbel zur Berfügung stehen?
Der Revolutionsschlüffel".
Der Kanipf zwischen Geldschrantfabrikanten und Geldschrank cinbredjern gehört für den Unbeteiligten zu den interessantesten Kapiteln der Kriminalistik. Er ist aber auch technisches Problem. Die Frage lautet für die Hersteller moderner Panzerschränke: Wie mache ich den Geldschrank diebes sicher." Mit welchen Mitteln die Technik zur Lösung dieser Frage arbeitet, zeigte eine Borführung bei der Firmo C. Ade in Reinidendorf, der Bertreter der Breije und der Kriminalpolizei beiwohnten. Nachdem den Besuchern das Werden ihrer Geldschränke gezeigt worden war, schloß sich ein zweistündiges Geldschränketnabbern" an. Die neuesten Systeme widerstehen auch dem Schneidebrenner, banf besonderer Panzerplatten, mie lange, dann mird der ingeniöse Geist der Einbrecher auch hier.
Bahnsteiges auf dem Aussteigebahnhof abzugeben find. Mit der
Bäblung soll festgestellt werden, ob die betrieblichen Maßnahmen mit den Anforderungen des Verkehre in den einzelnen Tagesstunden im Einklang, stében. Um zuverlässige Unterlagen bierfür zu erhalten, wird das Publikum gebeten, fich ber fleinen Mitarbeit durch Entgegennahme, Aufbewahrung und Wiedergabe der Zählfarten willig au unterziehen und etwa eintreterte ge ringe Beraögerungen an den Sperren der Bahnhöfe mit großem Verkehr in Kauf zu nehmen.
Weihnachtskonzert der Schutzpolizei . Das diesjährige Weihnachtslonzert des Gemischten Chors der Schußbolizei Berlin E. B. findet am Sonnabend, den 12. Dezember, in den Kammerialen, Zeltomer Str. 1-4. statt. Es gelangen zur Auffübrung Chöre und Coli aus dem Weihnachtsoratorium von Job. Seb. Bach, Haydns G- Dur- Sinfonie( mit dem Bautenschlag), alte Mendelssohn- Bartholdh mit Drchefterbegleitung. Eintrittskarten an der
Abendkasse.
Für Kinder des geiftig arbeitenden Mittelstandes veranstaltet die Ge noffenschaft Deutsche Boltserholungsbeime", Berlin G. 2, Pofftraße 10/11, Merfur 418, in ihren Erholungsheimen Elgersburg und Friedrichroda i. Thür. 27. Dezember, Rüdreise 6. Zanuar, verbunden mit einem Besuch von Weimar . billige Ferienfahrten zu fröhlichem Wintersport und zur Erholung. Abreise
Berloren. Der Finder einer auf dem Alexanderplat am Donnerstag, ben 3. Dezember, morgens, berlorenen Brieftasche, die über 200 M. Mündel gelber und Bapiere enthielt, wird gebeten, fie gegant Belohnung abzugeben bei Otto Moris, Zelterstr. 15.
Explosion in einem amerikanischen Bergwerk.
61 Bergleute getötet.
Auf der Overton- Jeche, 12 Meilen füdlich von Birmingham im Staate Alabama , hat sich eine furchtbare Schlagwelter. explosion ereignet, bei der 61 Bergleute getötet wurden. Aus den bisher vorliegenden Nachrichten ergibt sich folgendes:
Das Unglück hatte sich bald nach dem Beginn der Tagesschicht ereignet. Die Grube besteht aus fieben Stollen, beren unterster in einer Tiefe von etwa 1000 Metern liegt. Die unverlegt gebliebenen Arbeiter befanden sich im obersten Stollen. Die durch die Explosion angerichteten Verwüstungen und die Gasentwidiung behinderten die Rettungsarbeiten start. Die Ursache der Explosion ist noch nicht aufgeklärt. Die Grube war mit den üblichen Sicherheitsvorrichtungen ausgestattet. An dem Eingang der Grube spielten sich erschütternde Szenen ab, als viele der herbeigeeilten Frauen und Kinder die Leichen ihrer Angehörigen erkannten. Während eine erste Meldung von 40 Toten sprach, steht nach den letzten Meldungen leider fest, daß 61 Bergleute ums Leben gekommen sind. Die 3oh! der schwerverletzten beträgt 5. 15 Bergleute sind mit dem L davongekommen.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
pa. Bot. Szig. Budew. Gommabend, 12. Dezember, ohenbs& Uhr, kans Figung im Bebrerzimmer ber 1. Gemeinbefajule, Chauffeeftr.