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Mittwoch

16. Dezember 1925

Unterhaltung und Wissen

Spur im Schnee.

Ueberfam dich nicht ein 3ittern, als du den Fuß ins Schneeweiß setztest, den Fuß, der dich in Sümpfe trug? Darist du neue Pfade bahnen mit weinerglühten müden Augen und taumelnd truntnen Schritten?

Wagtest du mit heifrem Lallen die andachtstiefe Ruhe der Natur, das Klingen in kristallner Luft zu stören? Uebertam dich nicht ein Bangen, daß in dem reinen weiß des Schnees Deine Spuren haften bleiben?

Hans Heinrich Strätner.

Klose.

Bon Werner Richter.

Sohn eines Bahnwärters in fandiger Ebene, hatte Klose an der Gebundenheit des Militärlebens, an der weisen Führung, die es, eigener Entscheidung enthebeno, bei allen Stauungen und Bermid. lungen des schwierigen Weltgeschehens verbürgte, derart Gefallen ge­funden, daß er nich erfüllter Dienstpflicht sich leicht entschloß, Soldat zu bleiben. Er galt für verläßlich und nüchtern, wenn auch mit der auf Ererzierplägen erforderlichen Stimmschärfe und Herzensstarre nicht hinlänglich begabt, weshalb er zumeist in Kanzleien beschäftigt

wurde.

Auf starffnochiger Gestalt hoch getragen, murde sein Geficht mit etwas platter Nase allmählich stubenblaß, während unabläffiges Eigen seinen Magen spizbogig nach vorn hob. Sobald ihm zum fornblumenblauen Rod die Treffenpracht des Feldwebels verliehen mar, führte er die anspruchsloje, aber landläufig hübsche Tochter eines Gerbermeisters vor den fegnenden Garnisonprediger, womit er ein wenig Geld gewann. Sein ältestes Rind war ein Mädchen, das er Elsa nannte, mährend sein zwei Jahre später geborener Sohn nach dem gleichaltrigen Prinzen den Namen Aribert erhielt.

Das Leben Klojes umgrenzte ganz schlicht nur der Soldaten. dienst. Alles Jrdische und Himmlische war ihm durchsichtiger Auf­bau von Befehl und Gehorsam. Befehle zu empfangen und auszu führen mar ihm selbstverständlich; er tat es überzeugt und ohne Spur Don Heuchelei, genau wie Sonnenblumen dem mächtigen Gestirne folgen. Bis zur Aufzehrung seines Selbst verrichtete er die Schreib­geschäfte der Kompanie und ruhte nicht, ehe er nicht seine Pflicht abends hinter fich liegen fah, wie den blutgetränkten Sattel eines ab. getriebenen Tragetiers.

Nicht anders als höchster Berehrung würdig mußte ihm, wer immer zu befehlen hatte, erscheinen: aus rund aufplagenden Augen schoß er Ehrfurcht den Offizieren entgegen, und je fnarrender und rudweiser zu ihm gesprochen, ein je erbitterteres Gesicht ihm gezeigt wurde, um so leidenschaftlicher drängte er sich zur Hingabe.

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Selbstverständlich fonnte es troßdem vorkommen, wenn gewisse Anordnungen ihm widerstrebten namentlich, wenn er am Biertisch mit Kameraden faß, daß er gleich ihnen in schmähenden Reden gegen Bergesezte sich erging; aber er tat es immer ohne Ernst, stets nur aus Schüchternheit und wiederholte ihre Sprüche nicht anders als Eingelerntes aus den Kriegsartikeln oder dem Gesangbuch Im Tiefsten weihevoll blieb unabänderlich seine Bewunderung für die bewußte Nachlässigkeit, mit der Offiziere fich bewegten, für die ge­messene Andeutung ihres Grußes, für die eble Unnahbarkeit ihrer Frauen und Pferde, ja, für den glänzenden Lad ihrer Gefährte, zwischen deren hohen, wirbelnden Rädern unwirsche Forterrier her.

Dorbellten.

Als sein Hauptmann zum Generalstab verfegt war, fandte er Klofe einen Brief, worin er ihm auftrug, seiner Frau beim Umzuge behilflich zu sein. Hingerissen von soviel Leutseligkeit, puzte Klose eine Nacht an seiner buntesten Uniform, quälte im Morgengrauen den Friseur aus dem Bett, um darauf von der Baronin mit flüch tigem Kopfniden auf eine blaue Küchenschürze und einen Staubwedel Derwiesen zu merden, mit dem Anfinnen, Jagdtrophäen ihres Mannes zu verpacken. Als er dann, von Drosseln umflötet, vor der anmutigen Freitreppe der weißen Billa stand, mit engem, prachtvoll strahlendem Kragen aus der Schürze ragend, in bebenden Händen mächtige Hirschgeweihe, das von Sorgfamkeit glühende Gesicht in ungeheure Risten tauchend, da fiel es ihm auf, daß der Schlachter Kugelmeier, der, ein trüb glozendes Kalb hinter sich im Käfig, vorbeikutschierte, ihn maßlos anlachte. Das Borfommnis beschäftigte ihn noch jahre= lang, ohne daß es ihm verständlicher geworden wäre.

Kurz vor seinem vierzigsten Geburtstag wurde Klose Inspektor am Lazarett einer fleinen Gebirgsstadt, die ein Jägerregiment als Garnison hatte. In dieses Amt spannte er sich restlos ein, und die Furcht, die Kreide etwa zum Beschreiben der Tafeln an den Kranken­betten tönne plößlich ausgehen, vermochte ihn nachts zu weden und zu stundenlangem, geisterhaftem Wandern durch Keller und Ge. wölbe zu treiben. Im ganzen glaubte er nun seinen ferneren Ber­lauf gesichert und in wohltuend regelmäßigen Kurven emporgeschraubt Bur fanften Abendglut umfriedeten Pensionärdaseins.

Unversehens jedoch machte Aribert immer beunruhigender auf sich aufmerksam. Daß er als Vierjähriger schon, zum Krämer ge­fidt, drohte, in das Sauerkrautfaß zu spuden, wenn er nicht Bonbons als Zugabe befäme, mochte hingehen. Aber da die Klagen der Lehrer über feine Anteillosigkeit am Unterricht, die der Mit schüler über seine unbändige Angriffsluft und Tüde sich ständig häuften, mußte der Bater schließlich zustimmen, ihn unter der Be­dingung von der Schule zu nehmen, daß er das Einjährigenzeugnis empfinge.

Aribert faß nun tagsüber im gotisch düstern Erdgeschoß des Rathauses vor grünglimmenden Lampenschirmen, Rechnungen des Schlachthofes abzufchreiben beauftragt. Meist jedoch starrte er dem brummenden Flug fetter Fliegen nach, entnahm aus unbewachten Ueberziehern Frühstücksbrole. leugnete mit Ingrimm, daß es nicht tie seinen wären und warf mit umfangreichen, rötlichen Händen Bapierfnäuel in den Racen der Stenotypiftin.

Dies dauerte, bis eines Frühlingstages am Gasthaus Bum Frosch vor der Stadt ein Zirkus erstand. Da schloß Aribert opfer bereite Freundschaft mit einem schnauzbärtigen Feuerfreffer, den er maßlos bewunderte und mich nicht von einem schminkebunt gla­fierten Mädchen, das, glitzerig angetan und abwechselnd himbeer. rot und schwülftig violett beleuchtet, auf dem Seile tanzte. Mit dem Zirkus verschwand auch er aus der Stadt, nicht ohne eine Kassette, in der der Stadtrendant sein Wechselgeld bewahrte.

Kurz nachdem Klose unter Hergabe von Ersparnissen den Schaden gedeckt hatte, schrieb ihm Aribert aus Hamburg . ein Artist, dessen Arbeiten an fünfzehn Meter hoher Leiter beispiellos fei, habe ihn nichtsdestominder um den Rest seiner Barschaft betrogen; nun erbitte er Reisegeld zur Heimtehr.

Er tam, in weitem, fafrangelbem Mantel, heftig glänzenden Lackbeulen vorn an den Schuhen, einen großen Schlips tropischer Farbe unter bleichem Geficht, auf dem weinerlich trogiges Lächeln festgefroren schien. Die Mutter mußte fidh an Kloses ausholenden Arm flammern, damit er ihm nicht das steife Hütchen vom Ropfe schlug.

Es gelang noch einmal, Aribert im Kontor einer Zigarrenfabrit unterzubringen, nachdem der Bürgermeister, der ihn um temnen Breis im Rathaus wiedersehen wollte, für ihn gesprochen hatte.. Unterbessen stopfte nun die Mutter seine rosaroten und grünen Strümpfe, die er, leichtfertigen Mädchen der Stadt nachlaufend, zer schabte. Dem Bater hingegen wurde das gefeßlose Schweifen Ariberts mit jedem Tage unverständlicher; oft betrachtete er ihn bei Tische finster und völlig wortlos, während seir Bart, dem er in bescheidener Andeutung ähnliche Form gegeben hatte, wie der Landesherr bem feinen, hilflos angemidert zitterte. ( Fortsetzung folgt.)

Eine Erklärung der Deutschnationalen.

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PROGRAMM

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D.N.V.P

03 Kampf gegen das Ab­Kommen von washington! Kampf gegen die Arbeits­losenversicherung'

Gegen die Gehaltserhof ung der unteren Be­amten!

Arbeitszeitverlänge

rung' Lohnabbau'

جسام

Wir sind gern bereit, aus unserer Oppofifionsstellung heraus in bestimmten innerpolitischen Fragen pofitive Mit­zu leisten!"

arbeit

Schwarz- Rot- Gold.

Eine literarische Reminiszenz.

Beilage des Vorwärts

wieder zu Schwarz- Rot- Gold gelangen. Noch jetzt flaggt man ge legentlich in Defterreich schwarzrotgold. Die deutschen Idealfarben sind noch nicht ganz erloschen. Die Politit schafft zuweilen neue Farbenzusammenstellungen; es fönnte sein, daß sie ihrerseits auch einmal durch alte Farbenzusammenstellungen bestimmt würde. Wollte man diese den Bildern Rembrandts entnehmen, so würde ländischen Kampfe von deutschem Blute feucht wird; und wenn ein es eine echt deutsche Politif sein. Wenn die deutsche Erde im vater deutscher Sonnenstrahl das Haupt des sterbenden Kriegers verklärt, dann glänzt es schwarzrotgold!"

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Ein Prophet, ein Seher: wenn auch in vielem von tragischer Täuschung in Ziel und Beg! Der dies aber schrieb, war im übrigen in feinem Buch schrankenloser Anhänger Bismards und begeisterter Antisemit, alldeutsch und völfisch, wie er noch heute als Muster

dieser Richtung dienen könnte. Aber wenn er im Individualismus Zeit zugleich doch auch Bescheidenheit, Einsamkeit, Ruhe und die und Aristokratismus das Heil fah, so pries er als Heilmittel für die Kunst. Und die Schlußworte seines Wertes lauten:

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Christus und die Pharisäer, Persönlichkeit und Schule, Kunst und Wissenschaft werden sich im deutschen Geistesleben miteinander zu meffen haben; der Streit muß ein durchaus ehrlicher sein; und das deutsche Volt wird über dessen Ausgang richten. Sein Wort entscheidet!"

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Ein ehrlicher Streit und eine Entscheidung des Volkes mer Don uns will sie nicht auch? Und nicht auch über Schwarz- Rot- Gold? M. Gr.

Die Entstehung des guten Tons".

Erst die Frau hat in die Gesellschaft des Mittelalters bas Gefühl für feinere Sitte und anständiges Benehmen gebracht. Nach­dem in den Stürmen der Völkerwanderung die hohe Kultur des Altertums untergegangen war, rissen mit den neuen Eroberern rauhe Sitten in den Verkehrston ein, und die Geselligkeit, die sich im frühen Mittelalter entwidelte, war eine, die nur von Männern geübt wurde. Wie nun ganz langfam zartere Züge in diesem rauhen und rohen Bild der frühmittelalterlichen Kultur auftauchen, wie allmählich ein Geist der Beherrschung und der Rücksichtnahme die ganze Gesellschaft durchbringt, das stellt Mar von Boehn anschaulich dar in dem soeben bei F. Brudmann in München erscheinenden letzten Bande seines großen Wertes Die Mode", der Menschen und Moden im Mittel­alter vom Untergang der alten Welt bis zur Renaissance" behandelt und damit die Darstellung in lückenloser Folge bis zur Gegenwart Dollendet.

Die Geselligkeit entfaltete sich natürlich an der Tafel beim Gelage, und zunächst waren es nur Männer, die sich zu gemeinsamem Essen zufammentaten, während die Frauen in der strengen Abgeschlossenheit ihres Frauengemaches blieben. Erst saß jeder an einem Tisch für fich; dann setzte man sich zu mehreren zusammen; schließlich famen die langen Tafeln auf, bei denen immer nur eine Seite mit Gästen besetzt war und die andere für das Bedienen frei blieb. Da es megen der Frage des Vorranges, am obersten Ende des Tisches zu figen, zu Streitigkeiten tam, löfte der fagenhafte König Arthur das Problem durch seine berühmte Tafelrunde, bei der alle Pläge gleich waren, und um diesen runden Tisch, der die Menschen enger und harmonischer miteinander vereinte erblühte zuerst die schöne Blume des guten Tons. Damals fing man an, auch die Damen an den runden Tisch zu laden; man bildete bunte Reihe, die aber noch Mit- Wolfram von Eschenbach als etwas ganz neues ziemlich ironij behandelt. Das Erscheinen des schöneren Geschlechts bei Tische Det änderte sofort die ganze Tonart und Stimmung. Die Herren mußten fich Zwang und Mäßigung auferlegen, und so murde das gemeinsame Speisen zu einer Schule der Sitten für beide Geschlechter, von der fich das herschreibt, was wir heute unter guten Manieren verstehen. Die ersten Anweisungen zur Erlangung eines feinen Benehmens, die " Tischzuchten", beziehen sich auf die vornehme Art des Essens. Da man damals noch meist mit den Fingern, so waren strenge Regeln besonders notwendig. Daher wird befohlen, man müsse sich vor dem Effen die Hände waschen, nur mit drei Fingern zulangen und die anderen wegfpreizen, fich vor dem Trinken den Mund wischen. Thomasin von Birtläre empfiehlt den Damen Mäßigkeit; sie sollten nicht zuviel auf einmal in den Mund nehmen und ihren Tischgenoen immer die besten Biffen heraussuchen. Aber diese Regeln des An­standes bei Tisch scheinen nicht von allen befolgt worden zu sein, denn sie werden immer wieder eingeschärft.

fich auch nur literarhistorisch des Rembrandt- Deutschen" noch er Es ist gewiß schwer zu sagen, wie viele der jüngeren Generation innern. Bir Aelteren wissen aus eigenem Erlebnis, welch epochales Aufsehen das Buch Rembrandt als Erzieher" Anfang der 90er Jahre machte. Es erlebte mehr als hundert Auflagen, wurde in alle Sprachen übersetzt und beherrschte jahrelang die öffentliche Disfuffion. Ueberladen mit Biffen, scharf und flar in der Form, war es in der Sache eine einseitige Konstruktion, um Kunst und Politit, Wissenschaft und Technik, Volk und Individuum in Rem­ brandt zur Synthese zu bringen. Ein Kapitel dieses auch heute noch anregenden Buches, soviel man vielfach fachlich von dem Werk sonst abrüden muß, hat heute einen merkwürdig aktuellen Cha retter; vielleicht auch erzieherische Wirkung. Denn gerade der= jenige, der auch dies Kapitel von der geschichtlichen, nationalen und künstlerischen Herrlichkeit des Schwarz- Rot- Gold, ja auch Schwarz- Rot- Gelb(!) schrieb, war ein Mann, der den Bölkischen sonst unendlich nahe stand.

als

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Dies vorausgefchickt, laffe man jetzt das Kapitel in Rembrandt Erzieher" über Schwarz- Rot- Gold auf sich wirken." Es lautet: Aus Blut und Gold ist die Morgenröte in ihrer verheißungs. vollen Schönheit gemischt: auch eine Morgenröte des deutschen Geistes, wenn sie wieder bevorsteht, fann nur aus diesem Element gemischt sein. Aurora musis Amica.

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Die Farbe des Eisens, welche alle Bölfer befriedet und das deutsche Bolt befreite, ist schwarz; schwarz ist auch die Farbe der Erde, welche der Bauer pflügt und welcher der vaterländische Künstler seine besten Kräfte verdankt; fügt man dies dunkelste aller Elemente zu jenen beiden anderen, zu Blut und Gold: so hat man die Farben des einstigen idealen Deutschlands Schwarz , Rot, Gold. Benn es irgendeine Farbenzusammenstellung gibt, die vornehmer ist als Echwarz und Gold, so ist es Rot und Gold; und wenn es irgend eine Farbenzusammenstellung gibt, die vornehmer ist als beide, jo ist es Schwarz- Rot- Gold. Rubens hat die letztere zuweilen mit be­wunderungswürdigem Effekt angebracht; so in dem Bilde des bethlehemitischen Kindermordes zu München und in seinem be tannten Liebesgarten" Die Farbengebung der Rembrandtschen Bilder bewegt sich sogar vorzugsweise in diesem Dreiflang; wiewohl großen viämischen Virtuosen der Fall ist. Zu den schwarzen und in gedämpfterer und darum auch vornehmerer Weise, als es bei dem gold gen Tönen, welche im wesentlichen die Rembrandtsche Balette beherrschen. gefellt sich häufig als ein dritter entscheidender Faktor das dunkle Blutrot. Rembrandt malte schwarzrotgold. Und es ist vom malerisch ethischen Gesichtspunkte aus bezeichnend, daß zwischen dem dunklen und hellen Element, zwischen der tiefschwarzen Finsternis und dem goldigen Lichtreflex, aus welchen fich fast jedes Gemälde zusammensett, jenem blutroten Farbenton oft die Ber­mittlerrolle zufällt. Blut bindet. Dieser Maler ist ein Dichter; feine Bilder sind Volkslieder; sie sind im Boltston gehalten; und fo­gar in den Farben des Bolts.

Man fehrt stets zu feiner alten Liebe zurüd. Deutschlands außere politische Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen; es fönnte recht mohl sein und muß fogar in gewiffer Hinsicht sein, daß einer irgendwie eintretenden Erweiterung seiner außeren Machtbefugnisse ein abermaliger Wechsel seiner Nationalfarben folgt. Sie haben sich von Schwarz- Weiß zu Schwarz- Weiß Rot verwandelt; möglicherweise verwandeln fie fich noch ein mal wieder zu Schwarz- Rot- Gold. Was wächst, ändert sich. Wenn man die bloß geftige Rassengemeinschaft in Betracht zieht, welche das jetzige Deutschland mit Desterreich verbindet, und der felben irgendeinen nationalen Farbenausdrud geben wollte, fo bürfte sich eine Herübernahme des österreichischen Gelb in die deutsche Flagge am besten empfehlen. Auch auf diesem Wege würde man

Im Anschluß an diese Verhaltungsmaßregeln beim Effen entsteht nun ein ganzes Gefeßbuch von Anstandsregein, das Herren und Damen genau vorschrieb, was sie zu tun und zu lassen hätten, um nicht bäurisch", sondern höfisch" zu erscheinen. Die Hochblüte des Rittertums bringt eine allgemeine Durchbildung des guten Tons, für den besonders die Franzosen vorbildlich waren. Am meisten besorgt war man um das Benehmen der Damen, die den Herren mit gutem Beispiel vorangehen sollten. Sie mußten die Augen niederschlagen, sich nicht umsehen, durften einen Mann weder an fchauen noch anreden, die Arme beim Gehen nicht bewegen, beim Sigen die Beine nicht übereinanderslagen usw. Betrat ein Herr das Zimmer, in dem sich Damen befanden, so sollten diese aufstehen. um ihn zu begrüßen. Die Mode verlangte auch, daß Vornehme ich mit Küffen bewillkommneten. Der Gaft tüßt die Dame des Hauses und alle, die ihr ebenbürtig sind, in Deutschland auf Mund und ange, in Frankreich außerdem noch auf Kinn und Hals. Die Herren legten zum Gruß die Hend an die Kopfbedeckung und stichen fie soweit zurück, daß die Stirn frei wurde: nur die niedrigsten Stände entblößten das Haupt. Beim Gehen sollte die Frau fl- ine Schritte machen, der Mann dagegen so stolz auftreten wie ein Kranich ". Eine gewisse Ziererei aehört zum auten Ton. Die feine Sitte war eben noch nicht dem Menschen in Fleisch und Blut über­gegangen; man betonte fie absichtlich, und durch solches Bieren" unterschied sich der Gebildete, der höfifch Erzogene, vom gemeinen Böbel. Die Herren, die an eine polternde und unmäßige Fröhlich­feit bei ihren Festen gewöhnt gewesen waren. mußten fich schr zusammennehmen, um in der Gegenwart der Damen, die jetzt an Haltung zu bewahren. Der oute Ton" bildete fich hauptsächlich on allen gesellschaftlichen Veranstaltungen teilnahmen, die vorgeschrichene

den Höfen aus, unter denen in Deutschland der des Landgrafen Feiten und Turnieren vilente man stiffere( afollichaftsiniele, von von Thüringen auf der Wartburg hervorragte. Neben rauschenden denen das Schach besonders fittigend auf die Gemüter wirfte.

Seif wann wird die Zitrone tuffiviert? Da man in den ä¹teren römischen Berichten die Bitrone nirgends erwähnt findet und auch Plinius feine bestimmten Angaben darüber gibt, ist es nicht leicht, mit Sicherheit anzugeben feit wann die Ritrone als Nugpflanze tultiviert wird. Als ziemlich wahrscheinlich tann indes angenommen werden, daß unter dem in den Schriften von Plinius , ermähnten medischen" oder assyrischen Apfel", von dem er erzählt, daß er zum Schmud der Häufer verwendet wurde. die Zitrone zu verstehen ift. Diese Annahme wird noch dadurch bestätigt, daß neuerdings ein Forscher auf der Nachbitbung eines antifen Wandgemäldes eine Pflanze dargestellt fand, die wir ohne Zweifel als Zitrone erkennen müssen. Zu Blinius Beiten, d. b. im ersten christlichen Jahrhundert, fcheint man die Zitronenbäumchen also tatsächlich mir zum Schmuck der Häufer verwendet zu haben Sie wurden zu diesem Pwed ver mutlich schon in Kübel gepflanzt, ebenso wie es auch heute noch geschieht. Die Verwendung der Zitrone in der Küche ist jedenfalls noch späteren Datums. Der Beginn der Zitronenkultur in Italien ist also verhältnismäßig spät und teinesfalls vor das erste Joh hundert nach Chr. zu sehen.