Völkische Wirtschaft.
Ein Notschrei aus dem Lager der Froutkrieger".
Der Demokratische Zeitungsdienst" veröffentlicht ein vertrauliches Rundschreiben des Leiters des Ludendorffschen Fronttämpferbundes in Franken, Ernst Riestalt, in dem es heißt:
Ich wohnte am 2 September in München einer von einigen hundert Mitgliedern besuchten Monatsversammlung der Ortsgruppe München bei... Leider mußte ich erkennen, daß auch bei wohl wollendster Betrachtung unfer bisheriger erster Borsigender von dem Bormurf nicht entlastet werden fann, Gelder des Bundes verschleudert zu haben. Troß wiederholter Aufforderung, fich gegen die Beschuldigungen mündlich oder schriftlich zu rechtfertigen, lehnte Alletter dauernd ab, es zu tun. Er wußte fich dadurch zu helfen, daß er die ihm lästig und gefährlich erscheinenden Persönlichkeilen, welche nichts anderes als ihre Pflicht taten, aus dem FKB. aus Schloß und ausgestoßen hat bzw. der ihnen vom Bundestag über tragenen Hemter enthov. Zu seiner Rechtfertigung mißbrauchte Alletter ein Bertrauensfreiben von Grzellenz Ludendorff, welches dieser zweifelsohne auf Grund einseitig erfolgter Informationen ihm ausstellte. Es ist bisher nicht üblich erfolgter Informationen ihm ausstellte. Es ist bisher nicht üblich gewesen in deutschen Landen, daß ein Beschuldigter in solchem Falle gewesen in deutschen Landen, daß ein Beschuldigter in solchem Falle fich durch ein ausgestelltes Bertrauenszeugnis reinigte. Nach dem oben geschilderten Berhalten Alletters, und da dieser weder ein ehrengerichtliches Berfahren gegen sich beantragte, noch tro mehr. facher Androhung die Hilfe des ordentlichen Gerichtes in Anspruch nahm, noch einen ordentlichen Bundestag zur Entscheidung anrief, waren alle Wege versperrt, die unbedingt erforderliche Klärung herbeizuführen, deshalb erstattete der zweite Bundesvorsitzende Fürst Karl von Wrede bei der Staatsanwaltschaft Anzeige zweds Herbelführung eines gerichtlichen Entscheldes."
Mordplan gegen Stresemann?
Die Beteiligten verhaftet. Wulles Ausreden.
A
D
Berlin SM. 11, Dessauer Str. 6. Ausweis.
Die Boffische Zeitung" ist in der Lage, von einem| macht erteilte. Dieser nicht bestrittene Ausweis hatte Attentatsplan gegen ben Reichsaußen folgenden Wortlaut: minister Stresemann Renntnis zu geben, der in den Ausweis. letzten Tagen aufgebedt worden ist. 3 mei Angehörige der Rechtsparteien, die den Attentatsplan ausgehect hatten, find verhaftet worden. Ueber die Einzelheiten des abenteuerlichen Planes teilt die Bossische Zeitung" des abenteuerlichen Planes teilt die Bossische Zeitung" folgendes mit:
Ein verbummelter Akademiter, Raltborff, Sohn eines höheren Beamten, vorbestraft und nach mancherlei Schicksalen jetzt als Arbeiter in einem süddeutschen Wert gelandet, nach seinen eigenen Angaben strammer Anhänger Hitlers , empfindet Stresemann als einen„ Voltsschädling" schlimmster Sorte. Er faßt deshalb den Blan, ihn zu„ fillen". Er sucht nach Männern, die gleich ihm entschloffen find, alles auf eine Karte zu leben. Er findet auch einen Romplicen in einem Bureaugehilfen Loren 8. dem Sohn eines Oberstudienrats, der nach seiner eigenen Angabe vor dem Richter der Deutsch nationalen Bartei angehört, und stößt fich auch nicht daran, daß dieser Mann schon einige Male sich in einem trotz Irrenhaus aufgehalten hat.
Es ist sicherlich ein im politischen Leben einzig bastehen ihren Borsigenden Strafanzeige zu erstatten. Der Fall Alletter reiht sich würdig an die vielen Standale, die in der völfischen Barteigeschichte zu verzeichnen sind. Das Be merkenswerteste an der Geschichte ist, daß über die Berfön fichkeit des Herrn Alletter schon seit Jahr und Tag tein Zweifel mehr bestand. Selbst Ludendorff dürfte fich in Dieser Hinsicht taum falschen Illusionen hingegeben haben. Wenn er ihn trobem an führender Stelle duldete, so ist das ebenso charakteristisch für die völkische Bewegung wie für Ludendorff.
Die Arbeitgeberkorruption. Baumeister verteidigt sich.
Herr v. Borsig hatte dieser Tage namens ber Bereinigung deutscher Arbeitgeberverbände erklärt, daß er Schriften des Firn" Berlages finanziell unterstüßt habe, ja daburch sogar ihre Herausgabe ermöglicht habe, daß er ferner durch Antauf einer größeren Zahl der herausge gebenen einzelnen Schriften für deren weitere Ber breitung behilflich gewesen ist. Da es sich um angeblich arbeiterfreundliche Literatur eines Berlags handelte, der sich sonst sehr sozialistisch aufführte, mußte biefes Bekenntnis des Industriellen berechtigtes Aufsehen erregen. Er versuchte daher über wesentliche andere Momente mit einen Mogeleien hinmegzugleiten Albert Baumeister, der verantwortliche Beiter jenes lages, hidt uns nun die folgende Erklärung mit der Bitte um Beröffentlichung:
Flugzeug zur Flucht, Berkleidung und all die romantischen Diese beiden besprechen miteinander die Einzelheiten des Plans. Dinge, mit denen man sich, nach dem Borbild der Rathenau Mörder und ihres bereitgehaltenen Automobils, schnell und in Heldenpose in Sicherheit bringen mill, spielen dabei eine Rolle. In der Zwischenzeit wird noch ein dritter Mann gesucht, den man
glaubte in der Person eines Maschinenschlossers gefunden zu haben. eine Invorsichtigkeit des Kaltdorff, d. h. ein Brief an einen Aber in diesem Stadium der Dinge führte vor einigen Tagen vermeintlichen Gesinnungsgenoffen zur Berhaftung. Die beiden nationalen Männer sind jetzt in Berlin von der Polizei dem Richter vorgeführt worden, der bei ihrer Bernehmung den bestimmten Ein drud gewonnen hat, daß es sich nicht nur um Versprechungen und Vorbereitungen fronthaft phantastischer und spielerischer Gehirne handle, sondern daß den beiden die verbrecherische Tat, die sie 49a und 49b des Reichsstrafgesetzbuchs und der§§ 1 und 7 des planten, zuzutrauen sei. Der Richter hat infolgedeffen gemäß Cefezes zum Schutz der Republik Haftbefehl gegen die beiden erlassen.
So abenteuerlich wie der ganze Plan zunächst erscheinen mag, so wenig fann man nach allen Erfahrungen die Mel dung mit einer Handbewegung abtun. Der Grütte ehder, der speben vom Schwurgericht wegen Mordes zu acht Jahren Gefängnis verurteilt wurde, hat sicher einen genau jo abenteuerlichen Eindruck auf Fernstehende gemacht, wie die soeben Verhafteten. Und das Milieu, in dem er sich bewegte, war sicher dasselbe wie das des Hitler- Mannes, der auf Strefemann zielt. Man darf deshalb erwarten, daß das Komplott in allen Einzelheiten untersucht wird und vor allen Dingen die Hintermänner der Attentäter fest gestellt werden.
Reinhold Bulle hat am Dienstag im Landtag die Stirn gehabt, die Behauptungen Grütte- Lehders von einer Mitwissenschaft als erstunten und erlogen zu bezeichnen. Berber weder er noch sein Freund Kube haben es für nötig befunden, sich selbst ben Richtern als Beugen an ubieten, um dem Angeklagten gegenübergestellt zu merden und im Kreuz feuer von Frage und Antwort die Einzelheiten aufzuklären. un hat aber Grütte- Lehder, der mit pöllischer Hilfe nach Ungarn abgefchoben worden war, vor Gericht ausdrücklich erklärt, daß er zunächst von dem völfischen Führer Rube einen Ausweis erhalten hatte, ber ihm zur Berfolgung" des später ermordeten Müller- Dammers bie Boll
Seit etwa Witte 1924 bin i Inhaber bes Berlages Der Firn", unter deffen Namen bie fraglichen, bisher sechs Schriften im Umfange non je 1 bis 3 Bogen, erschienen sind. Diese murden vom Berlag ausschlieğli an die Abonnenten bes zur zeit nicht erscheinenden Firn" Gemertschaften und dem regu lären Buchhandel geliefert Aus den auch Ihnen zur Einsicht zur Verfügung stehenden Büchern ergibt sich, daß u. a. die Buchhandlung des Berlages der wirtschaftspolitischen Ge sellschaft( Inhaber Friedrich Erdmann ), Berlin M. 8, von jenen Broschüren durchschnittlich je 3500 Egemplare zum Nettopreise von durchschnittlich 11 bis 18 Pfennig bezogen hat. Diese Find in der Hauptsache, wie mir später bekannt geworden ist, weiter gegeben worden an die Vereinigung der Arbeitgeberverbände, die bireft oder indireft seit vielen Jahren auch Beröffentlichungen offizieller Stellen der Arbeiterbewegung in ähnlicher Weise erwarb oder einzelne Teile in großen Mengen verbreitete. Su der genannten Bereinigung oder zu irgendwelcher Unternehmerorganisation habe ich nie in meinem Leben geschäftliche Beziehungen gehabt, nie von ihnen irgendwelche finanzielle Hilfe angeboten er halten, erbeten oder bekommen. Im übrigen werden meine Be ziehungen zu dieser Vereinigung dadurch gekennzeichnet, daß ihr Geschäftsführer, Herr Dr. J., fich fürzlich bei meinen Borgefehten offiziell und bitter über mich beschwerte, da mein Berhalten gegenüber den Arbeitgebern nicht unparteiifch fei, wie es meine Stellung verlange.
Herr Robert Grütte- Lehder, Berlin - Waidmannsluft, ist vom Herrn Reichstagsabgeordneten Wulle bevollmächtigt, die für den " Deutschen Herold" erforderlichen Unterlagen im Fall Müller zu beschaffen.
J. A.: Wilhelm Kube , Reichsgeschäftsführer. Stempel:„ Deutscher Herold". Der Geschäftsführer.
Am 16. ober 17. Nopember 1923 hat der damals fiebzehnjährige Bertrauensmann der Völkischen den Müller. Dammers im Tegeler Forst erfchoffen. Nach seinen An gaben ist er darauf bei Bulle gewesen und hat diesem von der„ Erledigung" des angeblichen Spizels Mit. teilung gemacht. Gewissermaßen als Belohnung dafür hat er von Bulle ein weiteres Empfehlungsschreiben bekommen, das vom 20. November datiert ist und folgenden Wortlaut hat: Reichstag .
Fernsprecher 9592-9600.
Berlin NM. 7, 20. November 1923. Herrn Robert Grütte- Lehder Berlin Waidmannslust, Triberger Str. Herr Robert Grütte- Lehder ist in unserem Auffrage für die
völkische Freiheitsbewegung fäfig und hat die Aufgabe, Borpommern 3u organisieren. Bir bitten, ihn nach Kräften unterstützen zu wollen. Mit deutschem Gruß gez. R. Bulle, M. d. R.
Der siebzehnjährige Bursche war brei oder vier Tage nach bem morbe bei Bulle und erhielt dann ein Empfehlungsschreiben! Hält Bulle bie Mitmelt wirklich für so, um seinen eigenen Ausspruch zu gebrauchen,„ i a u- mäßig bum m", daß sie glauben soll, der sonst so gesprächige Siebzehnjährige hätte sich seiner Heldentat gegenüber dem feitsgründe fprechen doch dafür, und wenn noch irgendwo ein Herrn und Meister nicht gerühmt? Alle Wahrscheinlich weifel bestehen sollte, so hat das von Bulle und der Böl fischen Partei nach Ungarn gerichtete ustunftsreiben ihn weggeräumt, in dem den ungarischen Be hörden im Interesse Grütte- Lehders begreiflich gemacht were den follte, daß die Tat diefes jungen Burschen aus politifchen Grünben erfolgt sei. Dadurch follte die us lieferung des mit völlischer Beihilfe nach Ungarn abgeschobenen Mörders ebenso verhindert werden, wie die der Erzberger- Mörder verhindert worden ist.
Wulle wird sich nicht wundern, wenn in weiten Kreisen der Glaube vorherrscht, daß er mit feinen Ausführungen den Landtag und die Oeffentlichkeit in dreifter Weise angelogen habe. Diefer Glaube wird bestärkt durch die Tatsache, daß Wulle tein Wort von der eidlichen Zeugenaus fage des völlischen Führers aus Pommern, Bahnarzt Heinze, erwähnt hat, wonach seinerzeit auch der Auftrag zur Ermordung des Ministers Severing erteilt worden fei
Mit der bleugnung durch Bulle fann bie Sache nicht erledigt sein. Der Staatsanwalt hat die Pflicht Die Zusammenhänge ohne Rüdficht auf die Abgeordneten eigenschaft non Bulle und Genoffen peinlichst zu unterfuchen Es tommt nicht darauf an, mur bie mehr oder weniger intellektuell angetränkelten Ausführer als vielmehr bie Instifter und Begünstiger der politischen Morde endlich einmal zu ermitteln und vor Gericht zu stellen!
fozialpolitischer Natur find, erklärt jedoch, daß er nach Kenntnis des wahren Sachverhalts bei der Finanzierung der Schriften dem Verlage gegenüber die notwendigen konse. quenzen ziehen wird.
Vertagung des Reichstags:
Der Aeltestenrat des Reichstages ist für Donnerstag 11% Uhr einberufen worden, um über die Bertagung des Reichstages zu beschließen.
Fluchtversuch der Fememörder.
Ueberfall im Landsberger Gefängnis. Landsberg a. d. W., 16. Dezember( Cigener Drahtbericht.) Die im hiesigen Landgerichtsgefängnis inhaftierten Mitgliedere der
und der Vereinigung deutscher Arbeitgebernerbände soweit| dem fachlichen Inhalt feiner Schriften, die übrigens nicht gingen, daß bie leptere fogar fich bie Rorretturen von Arbeiten des Baumeister- Verlages hat vorlegen laffen. Im übrigen bestreitet Baumeister, geschäftliche Beziehungen zu der Arbeitgebervereinigung gehabt zu haben. Er unter stellt uns damit, ihn für viel dümmer zu halten, als er wirklich ist. Denn für die Aufrechterhaltung der Beziehungen forgte ein Strohmännersystem, das Baumeister sogar noch zu decken versucht, indem er einen Herrn Friedrich Erd mann als Inhaber des Berlages der Wirtschaftspolitischen Gefellschaft bezeichnet. Es handelt sich hier aber offenbar nur um den Bruder jenes Herrn Karl Erdmann, der, mie Herr v. Borsig zaghaft angedeutet hat, allein bis ½ jener 250000 Mart des Arbeitszeitpropa. gandafonds der Arbeitgeberperbände in feine und 3. T. mittelbar auch in Baumeisters Tasche gewirtschaftet hat. Man sieht, die ganze Sache ist gar nicht Ueber die finanziellen Unterlagen bes Berlages, der übrigens fo harmlos. Wenn Herr Baumeister meint, daß man seine demnächst in andere Hände( nach Mitteldeutschland) geht, habe ich Schriften lefen müffe, um den Dienst, den er den Arbeitgebern nahestehenden maßgebenden Kreisen alle Einzelheiten vorgeleistet hat, zu erkennen, so ist das ein durchaus berechtigter gelegt und erflärt, daß ich jede weiter gewünschte Auskunft dem Standpunft. Wir empfehlen tatsächlich die Bücher seines Ber auf meinen Antrag eingefeßten Untersuchungsausschusse meiner lages denjenigen Leuten, die wiffen möchten, wie man fidy bet Bartei erteilen merbe deutschen Unternehmern beliebt macht. Serabjegung der Partei und Gewerkschaftsprinzipien, Rampf gegen den Achtstundentag und den Pazifismus das sind die mildesten Dinge, die man da findet. Und man versteht es, wenn reaktionäre Organe wie die D2 3., die Börsen eitung", der Reichsland bund" und der Arim Spiel haben. beitgeber", den Ertraft dieser Schriften zum festen Bestandteil ihrer polemischen Artikel gegen Sozialdemokratie und Gewerkschaften gemacht haben.
Auf die Wetterwenbung meiner Verlagsartitel habe ich ebenfowenig Einfluß wie andere Berleger, abgesehen von der Aus mahl meiner Mitarbeiter, auch nicht auf den Inhalt ihrer Arbeiten; bisher ist mir unter ihnen noch feiner begegnet, der sich zur publizistischen Vertretung einer anderen als feiner eigenen Meinung bewegen Heße.
Es ist auffällig, daß gewisse Kreise gleich eifrig Berlag und Berfaffer zu diffamieren trachten, ohne sich mit dem Inhalte fener Schriften zu beschäftigen, weil bas leider in Deutschland der bequemere Weg ist, die Berbreitung unbequemer Gedanten im Reine zu erstiden.
Die in meiner elfjährigen verlegerischen Ber. gangenheit, bei mir erschienenen Werte haben insgesamt eine Auflage von vielen Millionen gehabt im letzten Jahre rund 250 000 remplare im Umfange pon je 1 bis 14 Bogen so daß die auf Umweg an die Bereinigung gelangten Schriftenderen Gesamtrechnungsbetrag weniger als 2 Broz. feiner Ausliefe. rung des letzten Jahres ausmacht wirklich feinen Einfluß gemährende Rolle spielen tönnten.
2 Baumeister. Wir geben nun diese Erklärung den Wortlaut, weil fie neben wichtigen tatsächlichen Feststellungen den Geist er fennen läßt, mit dem sich Baumeister zu dem Vorwurf der Rorruption einstellt. Es ist für ihn ja weiter nichts babet, menn die Arbeitgebervereinigung einige tausend Exemplare von Schriften bestellt, die Herr Baumeister zufälligerweise nur deswegen verlegt hat, weil sie ihm besonders gefielen. Es wäre wirtlich nichts babei, wenn man nicht wüßte, daß die literarischen Beziehungen zwischen Baumeister
Im übrigen haben wir uns mit Baumeister nicht auseinander zu setzen. Herr v. Borsig hat gesagt, daß sein Berband an den Berlag des Firn" Gelber gezahlt hat; träfe das nicht zu, so wäre das eine folche Berleumbung des Herrn Baumeister, daß dieser sich das unmöglich gefallen lassen dürfte. Dann hätte letzterer die Pflicht, Herrn v. Borsig zu verflagen. Aber Herr Baumeister hat nicht gegen den Deutschen" getlagt, nicht gegen den Borwärts", nicht gegen die Berliner Boltszeitung" und alle anderen Organe, bie fich mit der Sache beschäftigt haben, er wird auch nicht gegen Herrn n. Borfig flagen.
Genoffe Nietisch, der Herausgeber der Schriftenreihe bes Firn", fendet uns eine längere Erflärung, aus ber hervorgeht, daß auch er schuldlos ein Opfer ber Erdmann Baumeisterschen Machenschaften geworden ist. Er stellt feft, daß er die Schriftenreihe felbständig bearbeitet hat, ohne darin vem Berleger beeinflußt zu werden, wendet sich aber mit Empörung dagegen, daß der Berleger Albert Baumeister in bezug auf die Finanzierung der Schriftenreihe ihm falsche Angaben gemacht hat. Nietisch bekennt sich nach wie vor zu
warzen Reichswehr Schulz, Klapproth, Glaser und Schieber, bie im Berdacht stehen, in die Fememorbaffären vermidelt au fein, versuchten in der Nacht von Montag zu Dienstag mit Hilfe zweier Strafgefangener, denen fie 3000 m. versprochen hatten, auszubrechen. Die Strafgefangenen überfielen ben Aufseher, um ihm die Schlüssel zu entwenden. Nur dem Dazwischentreten eines Ralfaftors, ber bie Gefängnisbeamten alarmierte, ist es zu verbanken, daß der Anschlag mißlang. Man nimmt an, daß Schulz und Genossen den Plan vorher sorgfältig ausgearbeitet haben und stellt Nachforschungen darüber an, ob nicht etwa elfershelfer außerhalb ber Anstalt die Hand
Gefängnisstrafe für Streicher.
Das Ende eines völkischen Verleumdungsfeldzngs.
München, 16. Dezember .( Eigenter Drahtbericht.) Seit Bochen murde vor dem Landgericht Nürnberg als Berufungsinstanz für die Beleidigungstlage bes Oberbürgermeisters& uppe gegen Julius Streicher, bem wütendsten Antisemiten und Nationalsozialisten Bayerns, verhandelt. Streicher, Stadtrat und Boltsschullehrer in Nürnberg, ist auch Mitglied des bayerischen Landtages und führte seit 1% Jahren im Schuß feiner Immunität einen wüsten und be rüchtigt gewordenen Berleumdungsfeldzug gegen den Oberbürger meister Luppe, und zwar in seiner Wochenschrift„ Der Stürmer". Am Mittwoch nachmittag wurde nun das Urteil gefällt. Es lautet wegen fortgesetzten Bergehens der üblen Nachrede auf zwet Monate Gefängnis und Tragung der Roften. Der Staats anwalt hatte sechs Monate Gefängnis beantragt. Da die Strafverfolgung Streichers vom Landtag gestattet wurde, dürfte voraus fichtlich die Strafvollſtredung ermöglicht werden. Streicher murde auch in anderen Brozessen wegen übler Rachrede und Berleumbungen zu insgesamt drei Monaten Gefängnis verurteilt. Diese Berfahren schweben aber gegenwärtig noch vor dem Berufungs. gericht.