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Vonnerstag 17. Vezember 1925

-Unterhaltung und ÄVissen

Vellage ües vorwärts

Klose.

2] Vau Werner Richter. Eines Sonntags, als man. wie gewöhnlich, zum Kaffee in einem Wirtsgarten vor der Stadt sah, wo die Regimentskapelle jubi- lierte, halte Elsa mit ihren Freundinnen Arm in Arm durch sommer. lich belaubte Gänge wandernd, sich entfernt. Da es schon zu dämmern anfing und man aufbrechen wollte, erhob sich Klose, sie zu suchen; er geriet aus einen Weg, der. von mannshohen, dichten Hecken ein- gefaßt, zu dem schläfrig glitzernden Bach hinuntersührte. Lautlos stand der Abend in prunkvollen Orangetönen; Mücken tanzten darin wie seidene Sterne. Klos« ächzte ein wenig und wollte schon umkehren, als er drunten über den Hecken herankommend eine Offiziersmütze gewahrte und daneben einen weißen Hut mit schwarzer Sammetschlinge, wie sie von dem Elsas hing. Er lauschte, und der totenstille Abend trug ihm ein kurzes Männerlachen herüber: kein Zweifel, es war die Stimme Leutnant Kiesewetters, vielleicht des berückendsten Offiziers, sicherlich aber des gefährlichsten Mädchenjägers der Garnison . Da hob Klose vorsichtig den Griff des Degens zur Brust, damit er nicht klirre, bog feine lange Gestalt hastig nach vorn und stelzte rasch und aus Zehenspitzen in den Garten zurück. Er bezwang sich einige Tage, umkreiste Elsa glimmenden Auges; die Spitzen seines Bartes tanzten. Endlich in der Dämmerung, als sie unschlüssig mit einem Finger aus dem Piano tastete, wagte er eine Frage. Sie fuhr leidenschaftlich herum, gab dann verschnupft klagend und unter regem Gebrauch des Toschentuches Auskunft: wochenlang war sie immer und immer wieder an der Konditorei vorbeigestrichen, beglückt schon, wenn im Halbdunkel hinter den Scheiben der rot« Kragen Kiesewetters sich bewegte, oder feine Handschuhe weiß herausstachen. Neulich nun. nachdem sie ihm end- lich ausgefallen war. hatte er sie angesprochen, war am Bache mit chr promeniert, hatte sie gebeten, gelegentlich, wenn es dunkel werde, bei seiner Wirtin zu klingeln. Klose wurde taumelig: er sah die ringgeschmückten Hände des Leutnants auf dem Mullkleidchen Elsas sich breit machen, sah dos starke Gebiß des Leichtfertigen, vom Lachen bloßgelegt, über ihre blassen Lippen geneigt. Ratlos au» dem Fenster schauend, erboste es ihn sehr, wie störend ein schäbiger, kleiner Hund auf dem reinlichen Ouadratnetz des Granttpslaster» hockte. Elsa schluchzte auf; fast verschwand ihr Röschen zwischen den Wangen: ,Hch weiß doch, daß es unmöglich ist. Nie würde ich einen Mann finden, wenn es herauskäme. Tränen ergießend warf sie sich über den Tisch. Klose fühlte Erleichterung..Mein Kind* sagte er. ihren schlich. ten Scheitel streichelnd,.mein gute» Kind. Aber weiß es auch niemand?" Niemand würde es se wissen, murmelte sie zornig: er wäre kein Spießbürger, habe Kiesewetter gesagt. Da fühlt« sich Klose wieder fast froh; und indem er Elsa an seine Knie zog wie früher, als er ihr die Schulaufgaben abhörte, trocknete er rasch ihre Augen mit zerknäultem Taschentuch, slüsternd, niemand dürfe ihr zu nahe treten, kein« Angst dürfe sie haben, nichts dürfe chr geschehen. Alle, war nun wieder in Ordnung, auch das saubere Gronitpflaster war. wie er bemerkte, inzwischen von dem schäbigen Hündchen befreit. In der derselben Woche noch ergab sich gleichwohl, daß Leutnant Kiesewetter, offenbar enttäuscht. Elsas Namen in andeutendem Kasinogeschwätz zum mindesten erwähnt hatte. Bei der Parolemusik am Sonntag auf dem Marktplatz hörte Aribert davon. Sobald er sich zu Tische setzte, bemerkte er listig zu Elsa hin:.Was studierst du eigentlich mit deinem Freunde Kiesewetter immer hinter den Hecken?" Das breite Schlürfen, mit dem Klose die Suppe zu sich nahm, verstummte plötzlich. Sein Stuhl stürzte, der Tisch wankte, Suppe ergoß sich. Schon hatte er Aribert gepackt, geohrseigt, zur Tür hin- aus, auf den Korridor gestoßen.Heule mir nichts vor." sagte er hart und entfernte sich mit wolkig geschwollener Stirn. Wochenlang sprach er kein Wort mehr mit ihm. was Aribert nicht unlieb war, da seine Gedanken bei verwandten Geschäften weit- ten. die er für eigene Rechnung mit den Erzeugnissen der Zigarren- fabrik betrieb. Aber gerade, al» er auf's gefährlichste von ihnen um- droht, verzweifeln! nach Auswegen spähte, d-, Wirde plötzlich siimt- lichen europäischen Staaten der große, lang« erwartete Derteidi- gungskrieg ausgezwungen. Sofort trat Aribert bei dem Jägerregiment ein und verließ nach kurzem unter rauschender Blechmusik die Stadt, indes in der Zigarren- sabrik unenträtselbare Buchungen von ihm zurückblieben. Die Strenge der Kriegsgesetze fürchtend, tat er wenig Unerlaub- tes, handhabt- unbesorgt mit rötlichen, umfangreichen Händen das Gewehr, während feine Seele nichts entbehrte und seinen kräftigen Leid nicht» anzufechten oermochte. Seine Tätigkeit, insbesondere ver­borgene Güter der Landeseinwohner aufzuspüren, machte ihn de- liebt; er wurde Unteroffizier und Orden stellten sich ein. Als der Krieg sich in die Länge zog. die Verluste wuchsen und n ihm gelang, von einer Erkundung außer Gefangenen zwei Maschinengewehre mitzubringen, wurde er zum Leutnant befördert. Eines Winters kam er beurlaubt nach Hause. Au» dem weißen Dampf des«ingebrausten Zuges trat er wie ein zürnender Gott au » einer Wolke, die Pracht finsteren Pelzes um Hals und Schullern, die Huste schlank umfaßt vom Leibgurt, woran Fernglas. Reooloer und Kortentasche hingen. Unter gewalttätigen Brauen suchte er aus's entschlossenste dl« Augen der Menschen. Beinah« hätte Klose nicht gewagt, ihm die Hand hinzustrecken. Und zogen sich nicht sein« Knie aneinander zu der straffen Haltung, die er dreißig Jahre lang vor Offizieren eingenommen hatte, nun, al, Aribert knarrend, ruckweise, mit erbittertem Gesich tzu sprechen begann? Unterwegs begegneten Ihnen zwei alte Feldwebel; sie wichen vor Aribert vo« dem engen Gehsteig in die Gosse, die Augen platzend rund vor Ehrfurcht und mit steisgemachten Beinen einen Schwall Schneewasser,«mporklatschend. Aribert» Unterlippe klaffte höhnisch. da der eine der beiden ihm einst Schläge angedroht hatte, alz er seinem kleinen Mädchen den Reisen zerbrach. Zu Hause entnahm Aribert seiner sandgelben Reisetasche einen schweren, goldenen, mit Perlen besetzten Armreis, den er der Mutter überreichte,»inen Kragen echter Spitzen sür Elsa, ein juchtene» Reis«. Necessaire, au » dem«ristoll und Silber glitzert», sür Klose selbst. .Nehmt nur." sagt, er stolz,.e, kostet mich nichts." Und al» man sprachlos starrt«, erklärte er gebieterisch lächelnd, e» stamme alles aus einer Villa, die man habe zerstören müssen, weil aus der auf da» Regiment geschossen worden sei. Da habe er vorher drinnen noch sein« Besorgungen gemacht. Krieg sei Krieg und wenn man die Geschenke nicht haben wolle, solle man e» nur sogen. Alle drei dankten ihm darauf beklommen dienstfertig.

Bei Tische dann begann Ariberi zwischen den einzelnen Bissen mil gnädig geg. allem Naserümpfen einzelne gefährliche und er- heiternde Kriegserlebnisse vorzutragen. Plötzlich, als er von den Kameraden sprach, wanderten seine Augen listig zu Elsa hinüber: ihre Jugend war kurz gewesen, jetzt schon, mit fünfundzwanzig Jahren wurde ihr Gesicht grau und spitz. Die Stimme von Boehett gespannt sagte Aribert:»Kamerad Kicsewetter übrigens entsinnst du dich wohl seiner? gestand mir neulich, welche Angst er damals um dich ausgehalten hatte, monatelang, bis er endlich beruhigt sein konnte, daß eure Beziehungen ohne Folgen geblieben." Elsa, tränenglitzernden Blickes, zischte.Lüge", und stolperte, stürzende Tränen in der Halbseide des Aermels auffangend, hinaus. Der Mutter wurden die blassen Augen hinter der Stahlbrille un- natürlich weit. Klose stellte, als hörte er nichts, seine Miene eisern fest, spielte mit dem Serviettenring aus weißem Holz, schwieg, fade vor sich hin lächelnd. Dann stützte er plötzlich den Kopf schwer in beide Hände und wagte nicht mehr aufzusehen, während Aribert befriedigt von neuem zu Messer und Gabel grifs. Klose saß noch so, nachdem Elsa unter empörten, stummen Blicken den Tisch abgeräumt und sich zur Nacht zurückgezogen hatte und Aribert gähnend in den Ratskeller hinübergeschlendert war. Nur die Mutter blieb zurück: sie durchforschte streng den Roman der Zeitung und rief zuweilen entrüstet die Kotze an. die am Tisch- tuch zerrte.(Schluß folgt.) Sein Sunöesbruöer.

wenn XDuQe nicht ausreicht, die völkischen Belange im Laadtag wahrzunehmea. werde ich mal selber hin- gehen"

Liliencron unü sein erster Drucker. Aus neuen Briefen des Dichters. In der.Schleswig-Holsteinischsn Landeszeitung" in Rendsburg werden einig« bisher unbekannte Briefe Dellev v. LUiencron» vcr- ösfentlicht. Die Briese sind ein weiterer erschütternder Beleg für die Periode niederdrückender wirtschaftlicher Notlage Liliencrons> nd in- sofern ein menschlich wertvolles Dokument. Dieses menschlich wertvolle Dokument erweitert sich nach der i ü n st I e r i s ch- d i ch- terischen Seite hin, indem es Liliencron zeitweise in einer seelischen Verfassung zeigt, in der sein eigener Glaube an die dichte. rische Sendung zu winken scheint. Und weiter bestätigen die Briefe das neuere litcrarhiftorischc Forschungsergebnis, daß nicht, wie früher geschehen, die im Jahre 1883 erschienene GedichtsammlungAdiu- tantenritte und andere Gedichte" als das erste Buch des Dichters bezeichnet werden kann, sondern eine in Eckernsörde(wo Liliencron sicb 1881 am Landratsamt auf die Bcamtenlaufbahn vor- bereitete) entstandene und gedr ckte Gedichtsammlung. Die Eckernförder Zeit des Dichter» ist weniger bekannt, und zur Bestätigung dessen, daß sein erstes Gedichtbuch in jenem kleinen kchleswigschen Oftseestädtcfcen entstanden ist,> ei ein Brief mitgeteilt. Den Liliencron l'JOS von Alt-Rahlstedt bei Hamburg an den späteren Schriftleiter der.Eckernsürder Zcimng" richtete, der 1881 als Schrift- setzer in der Druckerei dieser Zeitung die Druckbogen der ersten Lilien- cronschcn Gedichtsammlung gesetzt hat. Der Brief, dessen Empfänger damals vorübergehend im Rheinland weilte, lautet: A l t- R a.h l st e d t bei Hamburg . IS. 7. 1903. Sehr geehrter Herr Erichsenl Haben Sie herzlichen Dcurk für Ihre freundlichen Zeilen. Sie können sich denken, wie's mich interessiert hat. daß Sie meine ersten Gedichte gesetzt haben. Don diesen Gedichten babe ich einiges mit in meine Bücher genommen. Wie freu« ich mich, daß Sie Ihre alte Heimat, unser alles, gutes(etwas HrLhniges") Schles- wig-Holstein, nicht vergessen haben. Mit herzlichen Grüßen Ihr Detlev Liliencron ." Als LUiencron Kirchspielsooat in Kellinghusen in Holstein war. erhielt er unter dem Datum des Ii. September 188S von dem Buch- drucker I. C. Schwensen in E ternsörde. dem Besitzer der«Eckern- förder Zeitung",»inen Zahlungsbefehl über?öS M. für gelieferte Drucksachen aus dem Jahre 1882, eben die Kosten für den Druck der ersten Gedichtsammlung. Da die Zwangsvoustreck mg vergeblich verlief, wurde der Zah- lungsbesehl Liliencron im Dezember 1891 in Aliona-Ottensen noch einmal vorgelegt, aber ohne Erfolg Aus dem Briefwechsel, der sich an diese Begebenheit anschloß, ssnd noch die zwei folgenden, bisher unverFfsentlichten Briese au» dem Januar 1892 vor- Händen. , Ottensen bei Hamburg , fi. 1. 1892. Ich hatte Sie so freundlich gebeten, sehr geehrter Herr Schwensen, mir neue Pfändungen vorauszuschreiben, um Ihnen und mir un- nütze Aufregungen zu ersparen. Heute trat der Gerichtsvollzieher wieder bei mir ein. Sie wissen, ich schneb e« Ihnen doch, daß, nach- dem meine Gläubiger mich zum Offenbarungseid gezwungen hatten,

ich mich pfandlos gemacht hatte, um den gräßlichen Quälereien zu entgehen. So Hab ich nür das. was die gesetzlichen Bestim- nrungen gestatten. Sie scheinen immer noch von der Meinung aus- zugehen, daß ich Schriftsteller sei, aber ich schrieb Ihnen doch wieder- Holl, hochverehrter Herr Schwensen. dasi ich da, nicht sei, daß ick dazu nicht das geringste Talent habe. Weil immer mehr über mich geschrieben wird, schließen meine Herren Gläubiger, daß ich es auch sein müssen. Gerade das Gegenteil ist der Fall. Aber nun Hab ich es bald satt. Und ich ziehe, zöge dann für immer aus meinem un- dankbaren Baterlande fort. Sie wissen doch, sebr geehrter Herr Schwensen, daß ich Sie sofort bezahlen werde, sobald ich dazu imstande bin Wünschen Sie von mir den Offenbarungseid noch einmal, so bin ich, trotz der entsetzlichen Blamage, gern bereit dazu. Dann aber ginge ich für Immer aus Deutschland. (Ich Hab es fall.) Schreiben Sie mir ein paar freundliche Zeilen. Warum quälen Sie mich denn so? Immer Ihr ergebenster Baron Detlev von Liliencron ." Die Antwort auf diesen ergreisenden Klageruf des Dichters war recht frostig und seelenlos. Sie lautete: Eckernförde , 11. Januar 1892. Herrn Frhr. von LUiencron OUensen. Wenn Sie kein Geld für mich haben, so hätten Sie mir doch längst meine Chronik und Dänemarks Relchshistorie zurücksenden können, und erwarte ich die Zurückgabe umgehend. Achtungsvoll Z. C. Schwensen." Auf demselben geschäftlichen Mitteilungsblatt schrieb LUiencron zurück: Ottensen bei Hamburg , 12. 1. 1892. Herrn I. C. Schwensen Eckernförde. Die Chronik ist in all dem Trubel, den ich seit Jahren zu erleiden habe, längst verloien gegangen. Bllte, wollen Sie mir den genauen Titel schreiben, damit ich Ihnen das Buch buchhändlerisch verschaffe. Crgebenst D. v. Liliencron . In Betreff des Geldes, so wiederhole ich immer wieder: Der Tag wird kommen. Auch mein Weizen wird blühen. Nur vorher, ich bllte Sie immer wieder, bei mir anzufragen; denn Sie wissen bestimmt, daß ich, sowie das Geld da ist» es Ihnen einsende. L." Auch mein Weizen wird blühen" ein selbst entzündeter Lichtstrahl des Dichters in der von den äußeren Umständen seines Lebens verursachten NiedergeschlogenheitI Die äußere Lebenslage des Dichters muß entsetzlich gewesen sein; er ist ja sonst von Natur und Neigung so vital und lebenskünstlerisch. Was nun die Entstehung des bisherigen Irrtums über Lilien- crons erste Gedichtfamml ng betrifjt. so ist anzunehmen, daß Lilien- eron selbst, unzufrieden mit manchen seiner Frühdichiungen. mit dazu beigetragen Hot, daß dtt erste, in Eckernförde entstandene Gedicht- sammlung aus dem Berlehr gezogen wurde. Auf Grund einer Einladung desAllgemeinen Bildungsvereins" in Eckernsörde an Liliencron. in Eckernsörde aus seinen Wersen vor- zutragen, schrieb der Dichter an den schon genannten Herrn Erichsen, der damals wieder in Eckernsörde und Schriftführer des Vereins war. folgendes: Alt-Rahlstedt bei Hamburg , 2. 9. 1908. Hochgeehrter Herr Erichsen! Besten Dank sür Ihre liebenswürdigen Zellen. Ich würde natürlich gern nach Eckernförde kommen. Als Honorar nehme Ich 400(auch 500) Mark. In diesem(Eckernförder ) Fall: 200 Mark. Einer freundlichen Antwort entgegensehend, bin ich mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster Tetleo von Liliencron . Sollte es sich arrangieren lassen, so wäre es mir recht in der Woche vom 19. 24. Oktober d. 3." Ein weiterer Brief in dieser Angelegenhett ist der folgende: Alt-Rahlstedt betHamburg, 10. 9. 1908. Hochgeehrter Herr Erichsen! Herzliche« Donk sür Ihre freundlichen Zeilen. Dielleicht läßt es sich noch so machen, daß ich zu den 150 Mark noch die Reise II. Klasse von Hamburg nach Eckernsörde und zurück und den Ausenthalt im Hotel für die eine Nacht bekäme? Denn das von mir verdiente Geld<für Frau und Kinder) laß ich mir nicht erst durch Reise und Ausenthallskosten wieder nehmen. Läßt sich das arran- gieren? Auch ich sehe, nach 27 Jahren, mein altes Eckernförde . Borby gern mal wieder. Läßt sich meine Vorlesung machen, so ginge es Mittwoch, den 2. Dezember, gut für mich. Sonst hätte ich im Dezember zu tun in Tirol, München , Wien . Leipzig . Einer baldigen Antwort sehe ich gern entgegen, weil ich gedrängt werde von anderen Städten Ihr sehr ergebener Detlev Baron v> Liliencron ." LUiencron kam denn auch am 2. Dezember 1998 nach Eckern- forde und las. SeinWeizen", von dem er IS Jahre vorher an den Eckernförder Druckereibesitze» geschrieben hatte, war denn doch noch ins Blühen geraten, vor allem künstlerssch, und mit bescheidenen Maßen, was die Güter dieser Welt betrifft. Sich mit den Schätzen und allen genießerischen Freiheiten und Schönheiten de» Globus zu umgeben, das war dem lieben Dichter nur einmal üppig gelungen, nämlich in den phantastischen Kan- tussen seinesPvggsred".___ A. G. Dos Rätsel de» SUln». Die Anwendung gewisser Sätze der Einsteinjchcn RelativÜätstheorie hat zur Bestäliaung einer bisher nicht recht anerkannten Vorstellung geführt, die sich der Astronom Elarke berells 18«S über gewisse rätselhafte Bahnobwecchungen des Sirius gebildet hotte. Schon Hallet), der Entdecker des berühmten Halleyschcn Kom.äen, hatte gefunden, daß die Bahn des Sirius un- erklärlichen Ablenkungen unterliege, für die nur«in Stern von un- geheuren Dimensionen hätte verantwortlich gemacht werden können. Bisher war es nicht möglich, in der Nähe des Sirius einen Stern zu entdecken, dess-n Größe ihn als den Urheber der Störungen in der Bewegung des Sirius hätte erscheinen lassen können, ist doch der Sirius selbst zweieinhalb millionenmal größer als die Erde und be- trugen doch seine Ablenkungen Hunderte von Millionen Meilen. Jetzt hat man festgestellt, daß der Störenfried der verhältnismäßig kleine Nebenstern des Sirius ist, ein mit bloßem Auge nicht einmal wahr- nehmbares Sternchen achter Größe. Dieses Sternchen befindet sich in einem Entwicklung- zustand, der es ihm ermöglicht, m seinem kleinen Raum ebensoviel Masse zu konzentrieren, wie etwa die Sonne, deren Durchmesser 3Smal so groß Ist wie de� seine. Infolge. dessen besitzt dieses Sternchen«ine unerhört» Graoitalioueenergie. die, wie bereits angedeutet, imstande ist. den gewaltigen Sirius au» seiner Bahn zu lenken. Do» Erstaun'.Ich« an dem Zustand jene» kleinen Sternes ist die Tatjache. daß sorgfältige mikrophotometrljche Spektralanalylen ergeben haben, daß sein« aus beispiellos engen Raum zu unvorstellbarer Dicht« zusammengedrängte Mais« sich trotz- dem in gasförmigem Aggregatzustand befindet Würde die dort herrschende Temperatur von 8000 Grad C.(2000 Grad mehr al» die Sonnentemperatur) nicht die Existenz von festen Körpern un- möglich machen, so würde ein Kubikzentimeter Gold dort da» Zwei- tausendfach« seines irdischen Gewichtes haben und zu seinem Trans» port würde ein kleines Lastauto notwendig sein.