Das Gefet besteht aus 23 Paragraphen, von denen einige 1 hier angeführt sein mögen:
§ 1 jezt fest, daß Unternehmer- sowie Arbeiterverbände gesetz fiche Anerkennung und Rechtsfähigkeit erlangen können. wenn sie den folgenden Bedingungen genügen: a) bei Arbeitgeber verbänden, wenn ihre Mitglieder wenigstens ein Zehntel der Arbeiter des betreffenden Gewerbes in dem Wirkungsgebiet des Berbandes beschäftigen; bei Arbeiterverbänden, wenn ihre Mitglieder wenigstens ein 3ehntel der Arbeiter des betreffen den Gewerbes und Gebietes darstellen; der Beitritt muß bei beiden Verbanden freiwillig erfolgen; b) wenn sie außer dem Schutz der wirtschaftlichen und moralischen Interessen der Mitglieder, Bohl fahrts, Bildungs- und nationale Erziehungszwede verfolgen; c) wenn die„ Führer des Verbandes die Gewähr der Befähigung, Sittlichkeit und sicheren nationalen Glaubens bieten. § 2 bestimmt, daß auch die Angehörigen freier Berufe für ihre Bereinigungen gefeßliche Anerkennung erlangen fönnen. § 4 regelt die Formalitäten der gefeßlichen Anerkennung, die durch tgl. Defret erfolgt. § 5 setzt die praktischen Folgen der Rechtsfähig feit für die Synditate feft. Kraft der Rechtsfähigkeit vertritt das fett für die Synditate fest. Kraft der Rechtsfähigkeit vertritt das Syndikat der Unternehmer alle Unternehmer feines Territoriums, fie selen Mitglieder oder nicht, das Syndikat der Arbeiter vertritt alle Arbeiter, das der Angehörigen der freien Berufe alle Angehörigen. Diese Michtmitglieder, die sich zwangsweise von einer Organisation vertreten fehen, der sie nicht angehören, müssen dieser Organisation einen Jahresbeitrag zahlen, der für die Unternehme: nicht mehr als einen Arbeitstag für jeden von ihnen beschäftigten Arbeiter betragen darf, für die Arbeiter und Angehörigen freier Berufe nicht mehr als den Ertrag eines Arbeitstages. Ein Zehntel dieser Zwangsbeiträge ist zur Sicherstellung der von den Organisationen durch Arbeitsverträge eingegangenen Verpflichtungen zu hinterlegen. Die Unternehmer müssen, bei Strafe bis au 2000 Lire, die Zahl ihrer Arbeiter anzeigen. Die 3wangs beiträge werden von den Unternehmern und den freien Be rufen auf dem für die Gemeindesteuern festgesetzten Wege ein getrieben, für die Arbeiter vom Lohn einbehalten. Nur die Mit glieder nehmen am Leben des Syndikats teil; nur die rechtsfähigen Syndifate dürfen Vertreter entfenden in die Körperschaften, für die das Gesetz die Beteiligung von Unternehmer- oder Arbeitervertretern
Dorfieht.
§ 6. Für jede Kategorie von Arbeitern, freien Berufen und Unternehmern tann nur ein Verband in dem betreffenden Territorialbereich anerkannt werden; von der Anerkennung ausgefchloffen find alle Berbände, die ohne Autorisation der Regierung in einem disziplinarischen oder Abhängigkeitsverhältnis zu Organisationen internationalen Charafters ftehen. m
§§ 7 und 8 regeln die innere Organisation des rechts §§ 7 und 8 regeln die innere Organisation des rechts fähigen Berbandes. Jeder muß einen Borsitzenden. oder Sekretär haben, der ihn leitet, vertritt, für seine Berwaltung verantwort ich ist und ausschließlich die Disziplinargewalt und das Recht der Aus. schließung ausübt. Er wird gewählt oder ernannt, je nach den Satzungen des Verbandes; Wahl oder Ernennung sind aber nur gültig, wenn sie durch kgl. Dekret auf Borschlag des Justizministers unb des Ministers des Innern bestätigt werden; die Bestätigung fann jederzeit widerrufen werden. Den Borfizenden und Sekretären steht ein wählbarer Verwaltungsrat zur Seite; dieser fann vom Bräfetten oder vom Minister aufgelöst und feine Befugnisse fönnen für höchstens ein Jahr dem Borsigenden oder Sefretär übertragen werden. In ernsten Fällen fann auch ein außerordentlicher Kommissar mit der Berma.
tung betraut werden.
§ 10 betrifft die Tarifverträge Die von den gesetzlich an. erkannten Syndikaten abgeschlossenen Tarifverträge sind für alle Arbeiter, freien Berufe und Unternehmer verbindlich, die das b treffende Syndikat vertritt. Sie sind nur bei schriftlicher Abfassung gültig.
§ 11 bezieht sich auf die Einschränkung und Aufhebung des Roalitionsrechts. Die Angestellten des Staates, der Provinzen, der Gemeinden und der öffentlichen Wohl tätigkeitsanstalten sind von den Bestimmungen des vorliegenden Gefeßes ausgeschlossen, in Erwartung besonderer Bestimmungen.
Jedermann sein eigener Dichter.
Eine Idee von Kurt Offenburg.
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Der moderne Mensch fultiviert seine Persönlichkeit. Er hat seinen individuell zugeschnittenen Cutaman, sein Eigenheim, fein Eigenfleid marum sollte er nicht seinen eigenen Roman haben? Man badet zu Hause, man rasiert sich selbst warum dichtet nicht jeber anständige Mensch seinen eigenen Roman? Diese Beschäftigung hätte alle möglichen Vorteile für sich. Man brauchte sich nicht über den Idioten von Autor zu ärgern, der den Helden in einen 30- PS.- Tourenwagen fetzt, während man einen 60- PS.- Rennwagen vorzieht. Man kann sich die Dame des Herzens auswählen; fann sie blond oder braun machen, mit Bagentopf oder den Knoten tief im Raden, fann mit ihr bei Dressel speisen oder in einer Baldlichtung Burstbrote' effen: furz, man kann nach Herzenslust individuell sein.
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Und weiß Gott , lieber Leser, es ist nicht schwer, Romane zu schreiben; heutzutage, wo die Säuglinge schon mit Federhalter bemaffnet zur Welt kommen und die allgemeine Bildung aufs furcht barste grassiert! Man muß sich bloß laufen lassen im Gehirn nämlich. Die meisten Dichter machen es nicht anders. Sie denken, sie wären der oder jener, wünschen sich dies oder das und lassen die Geschichte lossausen. Möglichst in angenehmer Richtung. Das fann jeder. Und der gute Ausgang, den wir alle wünschen, wäre totsicher, wenn jeder seinen eigenen Roman schriebe.
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Nehmen wir von einem großen Haus die Fassade weg, mitsamt den Schildern. Maier, Seidenwaren und Buz". Welche Fülle von Belletristik wimmelt in diesem Laden! Mikrobenheere von literarischen Träumen!
Born am Eingang fißt die alte Kassiererin und reiht, wie es scheint, emfig und unermüdlich Zahlen an Zahlen; aber in ihrem Gehirn braut ihr großer Roman. Zwanzig Mart. 25 Mart Zulage im Monat, das macht dieses Jahr wenn man die Butter ipart 200 Mart, und 800 auf der Sparkasse. 15 Jahre mal 200 dann könnte man das Häuschen kaufen. Sie sieht sich vor die Stadt fahren Der Käfig mit dem Kanarienvogel muß neben den weißen Gardinen( hoffentlich halten sie noch) am Fenster hängen Sie sieht die gehäkelte Dede( Garn Rr. 100) auf dem runden Tisch vor dem Sofa und die große Meermuschel zwischen den beiden Rippesfiguren auf der Kommode. Man tommt doch, Gott sei Dant, van etmas Besserem her. Die Frau Pfarrer wird sicher mit unfereinem verkehren. Die selige Mutter ist auch schon immer fürs Höhere und Feine gewesen das hätte sie noch erleben müssen.. Und die Kassiererin sieht sich mit ihrem stillen und dezenten Wesen in sommerlicher Laube bei Kaffee und Kuchen mit angesehenen Damen. Wie schön, sein eigener Herr zu sein!
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Das literarische Wert der alten Kassiererin gäbe eine Idylle. Ein fescher dunkeläugiger Berkäufer begleitet mit eleganter Berbeugung eine blonde Dame zur Tür. Und als er wieder die Seidenstoffe aufzurollen anfängt, unterbricht er seine Arbeit und schwenft träumend den Meterstab wie eine Reitpeitiche vor sich her. Wie die Blonde vorhin beinahe ausgeglitten ist! Wenn sie hingefallen wäre, fich den Fuß verstaucht hätte! Er trägt sie zum Wagen, behutiam mit verhaltener Glut. Er fährt mit ihr nach Hause. Ihre
§ 12 erkennt die giftenzberechtigung ber nicht an.1 erfannten Verbände an, die der Ueberwachung durch die Präfeftur im Sinne des Defrets vom Januar 1924 unterstehen. ( Das Defret foll ihre statutengemäße Funktion sichern; da diese nun auf Grund des heutigen Gesezes von den anerkannten Berbänden monopolisiert wird, muß der Präfeft die Existenzberechtigten" un bedingt auflösen.)
§ 13, den die Vertreter der Großindustrie erst nach den angeführten Bersprechungen Mussolinis heruntergeschluckt haben, hat folgenden Wortlaut: Alle Kontroversen, die sich auf die Disziplin der follettiven Arbeitsverhältnisse beziehen, auf die Durchführung von Tarifverträgen oder anderen Vorschriften, oder auf die Forderung neuer Arbeitsbedingungen, unterstehen der Kompetenz der Appel lationsgerichte, die als Arbeitsgerichtsbarkeit funktionie ren. In allen Fällen ist ein Versöhnungsversuch von seiten des Vorsigenden des Gerichts obligatorisch."
Ein politischer Hochstapler.
Karl Erdmann, der Funktionär der Arbeitgeber- Verbände Die bisherige Diskussion über die Korruptions persuche der Propagandastelle der Deutschen Arbeitgebernerbände hat immerhin den einen Vorteil gebracht, daß die Hauptbeteiligten ihre dunklen Machenschaften allmählich zugeben. Als erster tat es Herr vo nt Borsig, der im Gegensaß zu früheren Ableugmungsversuchen in einer Erwiderung auf die gegen ihn gerichteten Angriffe schließlich erklärte, er habe die Herausgabe von Schriften des Firn" und eines diesem nahestehenden Verlages, der„ Neuen Gesellschaft", finanzieren und überdies Schriften dieser Verlage auftaufen lassen. Jezt meldet sich auch der Agent der Unternehmerverbände, der mit seiner Tätigkeit als literarischer Berater der Herren von Zengen und Dr. Meisinger §§ 14 und 15 bestimmen die Bildung der Arbeits - feine Zugehörigteit zur Sozialdemokratischen Partei verein gerichte, die aus drei Berufsrichtern und drei Beisigenden be- baren zu können glaubte, bei uns mit einer längeren Zuschrist stehen; diese Beisigenden werden aus einem Berzeichnis von Sach zum Wort, deren wesentlichen Inhalt wir unseren Lesern nicht verständigen in Arbeitsfragen vom Vorsitzenden des Appellations vorenthalten möchten. Karl Erdmann erklärt, daß er unter Beisitzer sein. Alles nähere, befenders die Befugnisse der Beifizer fächlich für die Berbreitung der Schriften des Firn" plan gerichts ernannt. Mittelbar oder unmittelbar Beteiligte tönnen nicht dem schönen Namen: Gesellschaft„ Aufbau und Werden" tatund die Kriterien ihrer Aufnahme in das Sachverständigenverzeichmäßig und möglichst umfangreich gesorgt habe und fährt dann nis bleiben den Ausführungsbestimmungen vorbehalten.
§ 17 betont das monopolder anerkannten Organi fationen, die allein bei Kontroversen über Arbeitsfragen eingreifen tönnen; wo anerkannte Organisationen nicht existieren, ernennt der Appellationsgerichtspräsident einen besonderen Kurator, in diesem Fall fönnen sich auch die einzelnen Beteiligten bei der Berhandlung vertreten lassen. Die Entscheidung des Gerichts ist für alle Arbeiter, Professionisten und Unternehmer der Kategorie, auf die sie sich bezieht, verbindlich.
§ 18 formuliert das Aussperrungs- und Streif. Streif find in all den Fällen verboten, in denen die Recht verbot in folgenden Worten:„ Die Aussperrung und der fprechung der Arbeitsgerichtsbarkeit von Gefeßeswegen oder durch Einvernehmen der Parteien obligatorisch geworden ist. Die Arbeit geber, die ohne gerechten Anlaß und zum alleinigen 3med, von ihren Untergebenen Veränderungen der bestehenden Arbeitsbedingungen Buße von 10 000 bis 100 000 2ire bestraft. Im gleichen Falle werden zu erhalten, die Arbeit in ihren Betrieben einstellen, werden mit die Angeftellten oder Arbeiter, die nach vorhergehendem Einverständnis in der Zahl von drei oder mehr die Arbeit verfaffen, mit Buße von 100 bis 1000 Lire bestraft." Auch die weiteren Bestimmungen sind lediglich Strafandrohungen gewidmet.
Eine Organisation, die nur 10 Proz aller Ar beiter des betreffenden Gewerbes umfaßt, fann also die Arbeitsbedingungen auch für die übrigen 90 Broz. regeln und fann von diesen übrigen zwangsweise Beiträge eintreiben lassen. Jede Kontroverse wird einem von der Regierung ernannten Richterfollegium überstellt, das nach ganz verschwommenen Billigkeitserwägungen entscheidet. Für diefes Kollegium fommen die Arbeiter als Macht gar nicht mehr existieren, da ihnen die Möglichkeit der Ar in Betracht, weil sie als legale Macht in Italien nicht beitsverweigerung genommen ist. Dagegen werfen die Wagschale. Wenn sie ihre Arbeiter nicht mehr aussperren die Unternehmer ihre ungeschmälerte wirtschaftliche Macht in fönnen, so fönnen fie der herrschenden Partei ihre Taschen aufperren Der Beredsamteit dieser Gebärde werden sich die Richter, die nach der Durchfiebung durch Die neuen Gefeße übrig bleiben, sicher nicht verschließen
fönnen.
Sonntag wurde in Karlsruhe ein Landesausschuß der soziai Zusammenschluß der sozialdemokratischen Beamten Badens. Am demokratischen Beamten Badens mit dem Siz in Karls ruhe gegründet.
die Deutschnationalen angestimmt hatten, demonstrierten tschechische Gegen das Deutschlandlied im Prager Parlament, das lezthin Chauvinisten auf den Straßen Prags . Angriffe auf deutsche Verfehrslokale und Zeitungen verhinderte die Polizei.
Ohnmacht ist nicht ganz echt. Er hebt sie auf die Ottomane und füßt ihr stürmisch die Hände, als sie erwacht. Sie lädt ihn zum Tee. Vielleicht ist sie eine Gräfin, aber die Kluft von Rang und Stand überbrückt die leidenschaftliche Liebe. Und so weiter. Ueberschrift: Der Liebesroman eines fchlanten jungen Mannes.
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Der jüngste Lehrling schneidet mit Berachtung und stürmischem Bagemut in Futterstoff, den er ausmustern soll. Er schneidet da neben, aber seine Gedanken sind erhaben über sein schmerzlich emp fundenes Ellenreitertum. Seine Mußestunden gehören dem Stahlhelm". Er spinnt zu Hause wilde Pläne, gebeugt über die Karten flaffischer Strategen. Auch Napoleon war flein von Gestalt. Und der Lehrling rout die Augen, zerschneidet den Kattun und besiegt Europa ..
Heldenepos.
Im ersten Stock steht die Köchin am Herd und schlägt den Kuchenteig mit träftigen Armen. Aber die Tränen rinnen in die Tortenmasse. Biquedame hat dicht neben Herzbube gelegen, gestern abend bei der Wahrsagerin. Die dicke Köchin schluchzt: fie hat fich fchon auf dem Tanzboden nichts Gutes gedacht, als ihr Wachtmeister mit der frechen Marie scharmuzierte. Aber die soll sich hüten!. Die Köchin schlägt schwer in den Teig.
Boltsstück!
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fort:
„ Die Kampfmittel der Gesellschaft Aufbau und Werden" stammen aus der Hand aller vernünftigen Leute, die sie entbehren fönnen, wobei ganz selbstverständlich nur solche in Frage kommen, die Mittel haben. Weil es die auch in der SPD . gibt, haben sie gern geopfert. In der Hauptfache tommen die hier erforderlich gemejenen Beträge aus dem Fonds der„ Bereinigung der Arbeitgeberverbände“.
Das war gut, vernünftig und wirkungsvoll."(!) Mit Bezug auf diesen Schlußsag ist allerdings sogar die nung, die am Sonnabend zu den Propagandamachenschaften DA3." als Organ eines Unternehmerfonzerns anderer Meider Unternehmer folgendes schreibt:
Aus der Vereinigung ist oft der von uns nur begrüßte Wunsch laut geworden, die Arbeitsgemeinschaft zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern in irgendeiner Form wiederherzustellen. Damit verfachliche Bertretung der berechtigten Arbeitgeberintereffen hinaus zu trägt sich aber nicht ein Propagandafeldzug, der über die notwendige etwas dunklen Wegen seine Zuflucht nimmt. Die finanzielle unterstügung und Abhängigmachung von Berlagen, in denen sozialistische Arbeitnehmer ohne Kenntnis der Zufammenhänge Broschüren veröffentlichen, muß schließlich auf die Beziehungen zwischen Unternehmer und Arbeiterschaft vergiftend wirken. Dazu braucht noch nicht einmal der Vorwurf zu kommen, daß auf den Inhalt dieser mit großen Mitteln vertriebenen Beröffentlichungen irgendein Einfluß genommen wird."
Wie hat nun Karl Erdmann sein Werbehandwerk ausgeübt? Dazu verrät er uns freundlich das Folgende:
Bon vielen mir geeignet erscheinenden Schriften der letzten Jahre, auch von den hier in Frage kommenden, habe ich mir immer die korretturbogen perfchafft und mit diesen habe ich die 3medmäßigkeit der Berbreitung mit den mir nahestehenden Herren Aber schon der Verfuch Ihrer Gemährsleute, beeiden zu wollen, daß aus der Vereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände besprochen. Besprechung mit dem Berleger oder den Autoren, ist ein ganz am Inhalt der Schriften ein Jota geändert märe, mit oder ohne unerklärlicher Mut."
Uns erscheint der Mut des Herrn Erdmann, das bestreiten der Stellen aus einer Korrektur ftreichen wollte, weil se nicht zu wollen, noch unerklärlicher. Er selber hat einem Autor, von ihm stammten, erflärt, es sei jezt schon dafür zu spät, die Broschüre sei bereits im Drud und damit die Korrettur verhindert.
Ueberbies fönnen wir uns der„ DA3." in der Auffassung ganz anschließen, daß diese Machenschaften auch dann dunkel haben sollte. find, wenn keine Beeinflussung der Autoren vorgelegen
Weiter erklärt Karl Erdmann, daß Albert Baumeister weder von ihm noch von seiner Gesellschaft noch von der Ver
tuend und ein schöner Vorzug vor Serienproduktion und bestellter Arbeit. Ueberdies blizt hier und da ein Funfen auf, werden freieste Recheiten mit Anmut ausgesprochen und menschliche Kleinlichkeiten greifbar bildhaft gestaltet. Und das ganze geht lustig gegen die Bhilister, Banaufen, Spießer. Nicht sternheimisch, zischend und praffelnb, fondern sternheimelnb, mit einem gemütlichen Schmunzein. Und dann: Friedr ch Raff hat das Stück so obenhin, aus dem Handgelent geschlenkert, ohne Erfolgfucht und ohne Gesuchtheit. Was hätte ein mit allen Wassern gewaschener französischer Bühnentechniker aus dem originellen Stoff gemacht!
Die Komödie vermittelte im Theater in der Kloster= straße ein paar luftige Biertelstunden. Das will was heißen. Denn die Aufführung an fich unterbot bescheidene Ansprüche. Von der ordnenden Hand eines Regisseurs war nichts zu spüren. Und mie nötig märe es gewesen, sich des Fräuleins Else Ruethel anzunehmen. Diese junge Dame beschäftigt sich den ganzen Abend damit, fich niedlich zu geben. Qualvoll! Sie verniedlicht ihre Be wegungen, ihr Lachen, ihre Worte. Und dabei führt sie einen ausfichtslosen Kampf mit dem dramatischen R, gespreizt bis zur Un erträglichkeit. Ein Genuß dagegen der Apostel des Gerd ride. Die heillose Unbeholfenheit und die milde Sanftheit des volfs= rednerischen Asteten verraten exquisite Lustspielfähigkeit. Ueber ein famoses Talent verfügt auch Annemarie Hase , die einer ältfehlte die Harmonie. Statt dessen gab es ein Borbeigerede mie ungeschicktes Stegreiffpielen. Dgr.
Die Frau des Chefs fizt im Boudoir vor der Barocktoilette und lichen Jungfrau prächtige parodistische Züge verlieh. Im übrigen träumt... Vorhang! Das wird eine nicht ganz dezente Ehebruchsnovelle.
Lieber Leser, schöne Leserin: hat nicht jeder Mensch unter der phantastischen Sonne seinen Roman in der Tasche? Der Roman, den er nicht müde wird zu lesen? Uber eines haben sie alle gemeinschaftlich: diese geträumten Geschichten des Daseins, sie sind noch titschiger als die Literatur! Der Held oder die Heldin find überzeichnet, sind so süß und verlogen wie ein jeder sich selbst tennt.
Ach vielleicht kämen doch peinliche Dinge heraus, wenn jeder seinen eigenen Roman schriebe! Und das Spaßigste dabei ist: fie wiederholten fich, die Träume, die ein jeder sich aussinnt. Sie find Plagiate der Seele, Abschriften vergilbter Ge fühle, die immer wieder als Originalschöpfungen aufgezogen werden.
Abseits vom Schema. In Friedrich Raffs Romödie ,, Die Expedition ins Innere" gibt es keine dramatische Steigerung und fein Fortschreiten einer Handlung. Sie ist eine Zustands schilderung. In eine Ehe, in der die Frau den Mann anödet und umgekehrt, in der also der Ehebruch überfällig ist, schneit ein abfonderlicher Apostel hinein, ein Mann, der als Beruf Expeditionen ins Innere der Menschen ausübt. Er befühlt das Kinn, den Schädel, das Ohr, den Raden( der Nacken offenbart den Grad der Sinnlich feit) und entschleiert dann das wahre. Seelenbild. Eine hübsche Spielerei, peinlich zwar, wenn des Wesens Kern in Gegenwart von andern, des Gatten, der Freundin, ans Licht gezerrt wird. Aber höchst prickelnd. Der Naden nimmt allerfcits das Interesse tolossal in Anspruch. Ja, das ist der ganze Inhalt. Wie man sieht, hat der Autor nicht nach einem der bewährten Rezepte gearbeitet, nach denen sonst die ortsüblichen Schwänte gemigt werden. Das ist, so dünn, so weitschweifig, so bühnenfern die Komödie auch sein mag, wohl
Ein halbes Jahrhundert Telephon. Ein halbes Jahrhundert ist in diesen Wochen seit der Einführung der durch den Amerikaner Graham Bell verbesserten Erfindung des Telephons verflossen. 1861 hatte der Deutsche Philipp Reis aus Gelnhausen schon einen brauchbaren Apparat zur Tonreproduktion auf entfernte Stationen" hergestellt, dessen erste Vorführung im Hörsaal des Frankfurter Physikalischen Vereins im gleichen Jahre 1861 großen Eindruck machte. Eine zweite ebenso wirksame Vorführung fand 1863 auf der Naturforscherversammlung in Gießen statt. Graham Bell brachte 1875 noch unvollkommene Apparate neuer Konstruktion auf den Markt, die jedoch in wenigen Monaten weltbefannt wurden.
Die Galerie Neumann n. Nierendorf, Lüßowstr. 32, eröffnet soeben eine Ausstellung neuer, bildmäßiger Aquarelle von Mar Bechit ein. Ferner gibt die neue Ausstellung Kollektionen von Erich Heckel . Dito Müller, Mag Rous, Anton Kerschbaumer, Richard Herber, Lazard , George Groß , Dito Dig und Rudolf Schlichter . Während der Weibnachtswochen liegen außerdem Die Ausstellung ist ge eine große Anzabl Arbeiten junger Künstler aus. öffnet von 10-7 Uhr, Sonntags von 11-1 Ubr.
Die Staatliche Kunnib bliothet, Prinz- Albrecht Straße 7a, bleibt rom 28. Dezember b. 3. bis zum 2. Januar 1926 wegen Umstellungs- und Reinigungsarbeiten gefchlofen.
Amund ens Maud. Das Erpeditionsschiff Amundsens , Maud, das in Seattle liegt, ift für 40 000 Dollar an einen Amerikaner verfaust worden.
Ein historisches Gebäude in Kapstadt niedergebrannt. Groot Constanza, eine der ältesten Bauten aus der ersten Zeit der südafrikanischen Solonie, ift, wie Reuter aus Stapftadt berichtet, burch Feuer vollständig zerstört worden.