eiferten England und Frankreich , die Sowjetunion von der Friedlichkeit ihrer Absichten zu überzeugen. So fand Tschi tscherin über Deutschland den Weg zu einer neuen Berständigung mit Frankreich . Wenige Wochen nach der Paraphierung des Vertragswerks von Locarno und fast gleichzeitig mit seiner Unterzeichnung in London ging zum erstenmal seit dem Weltfrieg der Außenminister der Sowjetunion nach Frankreich . Der Weg von Moskau nach Paris führt nicht nur geographisch, er führt auch politisch über Berlin .
Freilich bedeutet Locarno auch für die Sowjetunion nicht mehr als einen neuen Anfang. Sie selbst hält, wie Stalin auf dem kommunistischen Parteifongreß am Sonntag erklärte, grundfäßlich an der Nichtanerkennung der Vorfriegsschulden fest, ist aber bereit, für Frankreich und England Ausnahmen zu machen. So werden im Januar russische Unterhändler ben mühsamen Ausgleich zwischen zwei schwer notleidenden Staatswirtschaften versuchen.
Defonomische Nöte trieben die Demofraten Europas zu Konferenzvereinbarungen. Die Notwendigkeiten seiner Wirt schaft treiben auch die Sowjetunion , Anschluß an die wieder organisierte Weltwirtschaft zu suchen. Aus den ökonomischen Tendenzen setzte sich in London und Locarno der Geist der friedlicher Verständigung durch. Für den innerkommunistischen Parteigebrauch suchte Stalin freilich auch am Sonntag die alten Denkschablonen zu verwenden. Der Leiter der russischen Außenpolitit aber hält sich gefliffet.tlich ven den außenpoliti schen Kongreßdebatten in Moskau fern. Er will weder in Rußland seine Machtposition durch Widerspruch, und in Europa seine Politit damit verderben, daß er die Kongreßreden und-resolutionen durch Stillschweigen deckt. Gegen über Europa bedient sich Rußland mehr und mehr der pazifistischen Ideologie. Nicht um der Weltrevolution, um des lieben Friedens willen tut sie jenes und unterläßt dieses. Es erflärt sich mit Wärme für die allgemeine Abrüstung. Es denkt nicht mehr daran, die Beteiligung an Völkerbundsveranstaltungen abzulehnen. Nicht mehr grundsäglich, sondern ous technischen Gründen bleibt die sowjetistische Staatspolitit dem Bunde bis auf weiteres fern. Sie hofft dadurch dem Frieden am besten dienen zu können....
| nie von Tippelskirch gehört, nie vom Fall der Rieler Werft.| Beitrag geliefert. Da die Denkschrift des Reichsarbeitsministeriums nie vom Mirbach- Standal, nie vom Krupp- Prozeß?
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Das Schweigen der deutschnationalen Bresse und das Berlegenheitsgestammel der Täglichen Rundschau" fie sind beide Beweis dafür, daß man auf der Rechten die Enthüllungen über Holstein als heillose Diskreditierung des heute von rechts noch so hochgepriesenen faiserlichen Systems empfindet.
Paulchen kommt doch raus."
Die Fememörder ins Gefängnis.
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mur die Höhe der Soziallasten angibt, sich jedoch jedes Urteils über die Höhe des Arbeitseinkommens enthält, so hat Genosse Lehmann eigene Schägungen über das Arbeitseinkommen zugrunde gelegt. So schätzt er den Durchschnittslohn des Arbeiters auf 1250 Mart jährlich und nimmt an, daß die Zahl der Lohnempfänger 18 Millionen beträgt. Auf diese Welse kommt er zu einer jährlichen Gesamtlohns umme Don 22,5 milliarden Mart. Da Soziallasten einen Aufwand von 2643 Millionen verursachen, so bedeute dies eine Belastung von 11,74 Proz. des Lohnes. Diese Summe verteile sich gleichmäßig je zur Hälfte auf Arbeiter und Unternehmer.
die
Diese Schäzungen des Genossen Lehmann dürfen nicht un= midersprochen bleiben, denn die Angaben über die Zahl der Lohnempfänger und die Höhe des Einkommens sind zu niedrig und geben somit ein viel zu ungünstiges Bild von der tatsächlichen Belastung des Lohneinkommens durch Soziallaften. In der im ,, Vorwärts" vom 15. Dezember, Abendausgabe, bereits besprochenen Begründung zu dem„ Gesetzentwurf über die Sentung der Lohnsteuer" sind 3ahlen enthalten, die auf sorgfältigen Berech nungen beruhen, und ein einwandfreies Bild über die Zahl der Lohnempfänger und der Höhe des Lohnes geben.
Die Zustände in der Strafanstalt von Landsberg a. b. sind nach dem gescheiterten Befreiungsversuch der berüchtigten Feme mörder Gegenstand der öffentlichen Kritik geworden. Es ist zwar eine eingehende Untersuchung von Amts wegen angefündigt worden; bei dem Trott des Amtsschimmels fann man auf das Er gebnis dieser dringend nötigen Nachforschungen sicher noch einige Bochen warten. Bis jetzt ist folgende formale Erklärung des Amtsgerichtsrats Niek an die Deffentlichkeit gelangt: 3wei Ge fangene ließen sich von einem politischen Gefangenen( Fememörder) überreden, gemeinschaftlich einen Fluchtplan vorzubereiten. Der Ge. fängnisaufseher wurde herbeigerufen und überfallen. Durch seine Danach find in Deutschland 22,3 Millionen Lohn- und Gehalts. Hilferufe wurde ein anderer Gefangener, der Kalfaftordienste ver. empfänger vorhanden. Von ihnen haben 3,3 Millionen ein Lohnrichtete, aufmerksam und alarmierte die übrigen Aufseher. Der Flucht eintommen unter 1200 m. jährlich. Der Durchschnittslohn der verplan fonnte daraufhin verhindert werden. Die in Frage kombleibenden 19 Millionen Lohnempfänger wird mit 2000 m. pro Kopf menden Gefangenen hatten die Absicht, fich in den Befit der Ge- angenommen, so daß hier allein ein Gesamtlohneinkommen von jähr fängnisfchlüffel zu bringen. Dieser Fluchtversuch kommt für jeder lich 38 Milliarden vorliegt. Die Einzelberechnung des Reichs mann, der einigermaßen Einblick in die Verhältnisse des Gefängniffes finanzminifteriums ergibt sogar ein Gesamtlohneinkommen von in Landsberg befißt, nicht überraschend. Seit Wochen und Monaten 38,5 milliarden. Zu diesem Betrage muß das Einkommen wird in der Bevölkerung von Landsberg von dem bevorstehender 3,3 Millionen Lohnempfänger, die ein Einkommen unter 1200 den Ausbruchsversuch gesprochen. Ebenso wie im ersten Mart haben, hinzugerechnet werden. Nimmt man an, daß diese Schmeriner Fememordprozeß die Frau des Oberleutnants Scholer Gruppe einen Durchschnittslohn von 600 m. jährlich hat, so erhöht die Verbindung mit den in Freiheit befindlichen Kameraden des die Verbindung mit den in Freiheit befindlichen Kameraden des sich das Gesamteinkommen um weitere 2 Milliarden auf 40,5 milFememörders aufrechterhielt, ſpielt auch jetzt die Braut des in- liarden Mart. Die Soziallaft in Höhe von 2643 Millionen ergibt haftierten Oberleutnants Schulz eine derartige Rolle. Sie erdann nur 6,52 Proz. der Gesamtlohnfumme. Davon tragen die lärte öffentlich in einem der Küstriner Stahlhelmlotale, daß ihr Arbeiter 3,26 Proz., und die gleiche Summe die Unternehmer. auch diesmal fehlgegangen ist". Durch die Angehörigen des Ober. Lohnempfänger und die Höhe des Lohneinkommens zugrunde, so ist Legt man also die amtlichen Zahlen über die Zahl der So tlafft ein Spalt zwischen der internationalen tommu leutnants Schulz und eine Anzahl von Strafgefangenen, die sich ab- die Caft, die die deutsche Wirtschaft gegenwärtig durch die soziale nistischen Parteiideologie und den diplomatischen Notwendig- fichtlich Eigentumsdelikte zufchulden kommen ließen, um mit ihrem Fürsorge zu tragen hat, nicht höher als im Frieden, wo sie zwischen keiten der national- russischen Politik. Daß dieser Spalt sich 7 und 7½ Broz. betragen hat. Diese Tatsache hervorzuheben, liegt erweitert und Rußland in die europäische Böllergemeinschaft angesichts des großen Feldzuges der Unternehmer gegen die Solangsam aber unaufhaltsam hineinwächst, das ist die Aus giallaften besondere Beranlaffung vor. Erst fürzlich hat der bewirkung der Politik, die in den Worten Rapallo und Locarno tannte Scharfmacher Dr. Solmßen, Geschäftsführer der Dis. ihren Ausdruck findet. tontogesellschaft, im ,, Berliner Börsenturier" Nr. 571 die Belastung der Lohnfumme mit Soziallaften sogar auf 14-17 Proz. angegeben. Das ist, wie die obigen Zahlen zeigen, eine ganz unhaltbare Be= rechnung. Ebenso unzutreffend ist seine Behauptung, daß pro Kopf der deutschen Bevölkerung jährlich 134 m. für Soziallaften aufgewendet werden müßten. Bei einer Bevölkerung von 63 Millionen entfallen bei einer Gesamtlaft von 2643 Millionen auf den Kopf nur 42 Mart.
Verlegenes Schweigen.
Die Rechtspreffe und der Fall Holstein. Der Fall Holstein egiftiert für die Rechtspresse nicht. Holstein ist tot und tann strafrechtlich nicht belangt werden. Sie ist also nicht einmal gezwungen, mit zwei Zeilen an versteckter Stelle mitzuteilen, daß gegen den damaligen Bortragenden Rat im Auswärtigen Amt Holstein eine Borunter fuchung eingeleitet sei. Sie schweigt über den Fall Holstein - den ungeheuerlichsten Fall von Beamtenforruption, der jemals vorgekommen ist in allen Tonarten. In diesem in allen Tonarten. In diesem Falle gibt es nichts zu bestreiten, nichts abzuleugnen, nichts zu beschönigen. Einer der typischsten Bertreter des taiserlichen Systems ist durch überwältigendes Material, Zeugnisse von feiner eigenen Hand, des fortgesezten Landesverrats und der Korruption überführt.
An Stelle der deutschnationalen Bresse hat die Läg. liche Rundschau", das Drgan der Boltspartei, die Ber teidigung des taiserlichen Systems übernommen. Stolz bezeichnet sie als lächerlich, wenn aus dem Fall Holstein auf Korruption im faiserlichen System geschlossen würde. Der Fall Holstein sei ein reiner Ausnahmefall. Eine flägliche Ausrede! War Holstein nicht einer der führenden Politifer des Kaiserreichs? Hat man in der Täglichen Rundschau"
Smokinglandschaft.
Schwalben schießen durch den Speisesaal des Hotels. Schwarze Schwalben. Unerhört wohlerzogene, nach Wunscherfüllung bren
nende Kellner.
Frad steht gegen Smofing. Der Frad dient, der Smoking befiehlt. Bull overs blühen in Augen schmerzender Buntheit. Damen in Wintersporthosen egerzieren mit den Beinen.
Ein Tourist mit Stoppelbart, scheu an den Fensterplag ge drängt, wo die Zentralheizung nicht mehr hinlechzen tann, bestellt tühn Bier.
Die Zigeunerkapelle mischt auf Geigen, Bratschen und 3ymbal: Zuder und Baprita.
Eine Sensation flüstert sich von Tisch zu Tisch. Zwei Generaldirektoren werden bleich, der dritte wird frebsrot. Und ein Duzend anderer hochwehlgeborener Smotings schüttelt entrüstet, überwältigt, cus allen Wolfen gefallen die Röpfe. Bierzehn wohlgefüllte Porte feuilles, opferbereite, Toiletten- und Schmuckopfer bereite Brieftaschen zucken indigniert zusammen. In vierzehn adeligen Röpfen rumort die Frage: Soll man sich mit dem Bolf einlassen?
Man soll es nicht. Dieses holdselige Fräulein Anna, Sekretärin der Badedirektion, deren Schreiten mehr Musit macht als die ganze Zigeunerkapelle, mit wem betrügt sie all die vierzehn? Und warum hat fie feinen der vierzehn erhört und war zu allen gleich freund. lich? Bolt, Bolf! Wie unergründlich ist deine Geele! Das Geheimnis ist gelöst: die Anna hat ein Verhältnis mit dem Portier! Bird vielleicht noch Frau Portier werden.
Und der Frau Bertier in spe wollten wir Kleider kaufen. Also, bitte, sind wir nicht viel zu gut?
-WO
Sekt!" schreit der bleichere von den Beiden bleichen General direktoren. Und Seft!" respondiert der Krebsrote. Und noch eine kleine Sensation ist in diesem feudalen Speisefaal Frau Rat hat eine 3ofe. Die Zofe darf im großen Speises saal essen. Bersteht sich an einem anderen Tisch. Die Suppe löffelt Frau Rat der Zofe vor; in den demütig hingehaltenen Teller hinein. Löffel um Löffel. Bei jedem Löffel nickt die 3ofe zweimal; einmal nicht fie: bitte, einmal: dante. Sie verdient sich ihre Suppe. Im Schweiße ihrer Wirbelsäule. Heute, o, Triumph einer sozialen Gerechtigkeit, figt die 3ofe am Tisch der Frau Rat. Es ist genau so fein für sie gedeckt. Sie bekommt dasselbe Menü. Nur beim Zwischengericht wird sie übergangen. Aber dafür serviert man ihr zum Braten doppelt soviel Kartoffeln.
Und alle in dem großen Speisesaal sehen verklärt nach dem Tisch der wahrhaft gnädigen Frau Rat.
Als ob die Sensationen fein Ende nehmen wollten, heute. Der Tourist in der Ede sagt leise:" Bitte, noch ein Bier!" Und weil man so ungezogene Bemerkungen gern überhört, bringt man ihm kein Bier. So lange bringt man ihm fein Bier, bis er auf
Baulchen schließlich doch heraustommt, wenn es
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Führer in Verbindung zu tommen, ist eine regelrechte nach richtenorganisation verwirklicht worden, die einerseits das Ergebnis der Beweisaufnahme zu beeinfluffen versucht und anderer feits die Ausnußung von Gelegenheiten zur Befreiuna der Femeführer im Auge hat. Es ist felbft den weit rechtsstehenden Interfuchunasrichtern aufgefallen, daß die Aussagen der politiſchen Häftlinge mit denen der Zeugen auffallend übereinstim mén. Als Gönner dieser Nachrichtenorganisation in Landsberg a. d. Warthe wird im übrigen ein Herr Lent, ein Gutsbefizer unmeit von Landsbera, benannt. Auf seinen Feldern find seit Jahren eine Anzahl von Eleven beschäftigt, deren Tätigkeit weniger landwirtschaftlicher wie politischer Art zu sein scheint. Seit den Jahren 1923/24 foll diefer nationale" Gutsbefizer der völkischen Feme Unterkunft gewährt haben. Sache der von Berlin entsandten Unter fuchungstommiffion wird es fein müffen, die Verbindung der völti. schen Fememänner in- und außerhalb des Landsberger Gefängniffes und die zu der Braut des Oberleutnants Schulz und zu dem Gutsbesiger Lent führenden Fäden schleunigft nach zuprüfen und abzureißen, damit es der Verhandlungsleitung möglich fein wird, eine einwandfreie Beweisaufnahme geaen den verantmortlichen Führer der schwarzen Reichswehr und seinen blutbefleckten Fememörder Klapproth durchzuführen.
Arbeitslohn und Soziallaften.
Keine höhere Belastung als im Frieden.
Die Dentschrift des Reichsarbeitsministeriums über die Sozial versicherung hat aufs neue zu einer Diskussion über die Höhe der Belastung des Arbeitseinkommens mit Sozial. la ft en geführt. In der Sonntagsausgabe des Vorwärts" hat der Genoffe Hellmut Lehmann dazu einen bemerkenswerten
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Justizschande.
Kritik der Kirche ist Gotteslästerung
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Begen Gotteslästerung" wurde der verantwortliche Redakteur unseres Plauener Parteiorgans in der Revisionsinstanz zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt. Die Bolkszeitung für Plauen und das Vogtland " hatte am 20. Oftober 1924 einen Bericht über einen verpufften„ Deutschen Tag " veröffentlicht und sich erlaubt, darin folgende Säge zu bringen: Manche hatten schon am Freitag abend Gala angelegt, so z. B. der Pastor von der Lutherkirche, der schon am Freitag abend in HitlerUniform gesehen worden war. Ein Pastor in Hitler- Uniform? Warum nicht? Das gehört doch zusammen. Den Arbeitern, die sich immer noch nicht entschließen können, aus der mit Verbrecherorganisationen verbündeten Kirche auszutreten, wurde u. a. von der Pauluskirche bewiesen, was tonsequent ist: die Pauluskirche trug schwarzweißroten Flaggenschmud. Pfarrer Schöbla von der Paulusfirche erblickte in diesen Zeilen
den Tisch haut und schreit: Bum Donnerwetter, bekomme ich nun| raschend gut fand sich Gustav Magner mit der fomischen Rolle mein Bier eder nicht?"
Fünf Minuten ist Leichenstarre im Saal.
Dann ruft der eine Generaldirektor: Champagner!" Und zieht den Brokatschuh vom Fuß seiner kleinen Geliebten, füllt ihn mit Champagner und zwingt die Zigeuner, aus dem Schuh zu trinken. Und wirft ihnen einen unsinnig hohen Geldschein hin. Da rasen sie in Mufit.
Und in Msik und Geft werden die Sensationen ertränkt: die Frau Rat, an den Biertouristen. Erinnerung an Anna, die Freundin des Portiers, an die Zofe der
liebt
Der Primas geigt in trunkene Ohren. Schwalbenflüge huschen durch den Speisesaal.
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Marcell.
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Eine neue Gilbert- Operette. Eine bessere Idee, als die neue Operette Jean Gilberts,„ Das Spiel um die Liebe", gerade zum Fest herauszubringen, fonnte das Theater des estens gar nicht haben. Das Tertbuch von Schanzer und elisch ist so, daß der ganze Buschauerraum voll Familien figen fann; das ist viel und für die Feiertage wichtig. Es ist trozdem flott und unterhaltsam geschrieben; das ist mehr und vielleicht wichtiger. Der unselige Biener Tanzfongreß" leiht den Stoff. Napoleon ist von Elba entflohen; Heere stellen sich ihm entgegen, es tommt zu blutigen, sehr blutigen Schlachten. Was tut die Diplomatie auf dem Wiener Kongreß ? Sie tanzt weiter. Aber zu trübfeligen Betrachtungen und trübseligen Bergleichen bleibt nicht Beit. Der erste Att stellt die Personen vor: den polnischen Baron und seine Tochter, die mit dem ehrgeizigen Arkadius verlobt ist, flüchtiger polnischer Patriot ist, geliebt wird und ihn auch wieder. aber von dem Kapitän der blauen Dragoner, der eigentlich ein sie hat sich im Anfang nur ein bißchen. Im zweiten Aft friegt sie ihn und im dritten darf sie ihn behalten. Daneben liebelt die fesche Erzherzogin Immaculata mit dem portugiesischen Attaché, den sie natürlich ebenfalls friegt( im dritten Att), trotzdem sie ihn eigentlich von Anfang an hat. In die Verbannung zu dem polnischen Grafen, in die sie geschickt wird, geht er mit als schwarzer Mohr, der immer weißer wird, weil ihm die Farbe ausgeht und er es mit Schweinfurter Grün nicht versuchen will, was schließlich zur Entdeckung und, wie bereits gesagt, zum glücklichen Ende führt. Der erste Att spielt in Wien auf einem Ball, der zweite und dritte auf dem polnischen Gut; unabsehbare Möglichkeiten, eine Farbenpracht an Kostümen und Ausstattung zu entfalten, was gut und geschmackvoll besorgt wird. Zu all dem hat alfo Gilbert die und geschmackvoll besorgt wird. Zu all dem hat also Gilbert die Mufit geschrieben. Nicht immer übermäßig originell, aber meloNicht immer übermäßig originell, aber melodienreich und gut inftrumentiert, eine saubere, vornehme Arbeit. Der Schlager daraus, Rüßt euch, Kinder", wird bald populär sein. Musikalisch recht gut ist das Finale des zweiten Attes, gleichzeitig der Höhepunkt der Handlung, die Bermählung der Bolin. Margit Suchy singt sie vortrefflich, spielt sie auch nett und anmutig. Doch läuft ihr darstellerisch Hilde Wörner als etikettenlose Erzher zogin den Rang ab. Die Tenorpartie des polnischen Flüchtlings ist bei Eduard Lichtenstein vortreffiich aufgehoben, leber
des alten polnischen Barons ab. Für die übrigen Rollen fetten fi.h vor allem Hilde Pittschau, Friz Kalmann, Robert Scholz und Willi Stettner unter dem Dirigentenstab Franz Schönbaumsfeld mit Erfolg ein, und so wurde es ein ganz vergnüglicher Operettenabend.
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Tes.
Eine Ceffions für die Sowjetdiplomatie. Ratomsti, der neue Sowjetgefandte in Paris , hatte kürzlich Einladungen zu einem großen Festessen in der Botschaft ergehen lassen, die zur Entfaltung üppiger Bracht den glänzendsten Rahmen bietet. Am Fuße der Einladungsfarten las man in fleinster Perlschrift die Worte: Bitte Frack oder Smoking." Der französische Abgeordnete Theo Bretin, der, ebenfalls eine Einladung erhalten hatte, benutzte die Gelegenheit, um sich über die bürgerlichen Gepfiogenheiten der Bolschewisten luftig zu machen. Er lehnte die Einladung mit der Begründung ab:„ Der Deputierte Bretin, ein wirklicher Arbeiter, besißt weder einen Frad noch einen Smoking und ist deshalb nicht in der Lage, der Einladung des sogenannten Vertreters der russischen Arbeiter und Bauern Felge zu leiften."
Diese Meldung wird merkwürdig illustriert durch ein RundSchreiben des Volkskommissariats für Auswärtiges , das den Sowjetpertretungen im Ausland zugegangen ist. Es wird darin auf den ungünstigen Eindrud hingewiesen, den die oft nachlässige Kleidung der Mitglieder der russischen Auslandsvertretungen hervorrufe. Pflicht, auch bei nichtoffiziellen Anlässen ihrer Kleidung größere Das Rundschreiben macht es den sowjetrussischen Diplomaten zur Aufmerksamkeit zuzuwenden, bei offiziellem Auftreten sich jedoch an die Gepflogenheiten des Landes, in dem sie die Sowjetunion vertreten, zu halten und im Frack und 3ylinder usw. zu erscheinen. Schließlich teilt es mit, daß sich das russische Außenkommissariat gegenwärtig mit der Ausarbeitung einer obligatorischen Uniform fur diplomatische Cowjetvertreter befaßt; vor allem sollen diejenigen Sowjetdiplomaten, die Ehrenmitglieder der Roten Armee " sind, das Recht erhalten, bei offiziellen Anlässen Militäruniform zu tragen.
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Der Hardörferchor in Nirnberg , ber als einer der beften ge Werte von Ludwig Weber in Berlin zum erstenmal aufführte, wird am 26. in der Boltsbühne, Theater am Bülowplas, bei der Erstaufführung des Kammerspiels Chriftgeburt von Ludwig Weber mitmirten und am 27. in der Alten Garnisontirche ein Konzert mit selteneren Stüden der A- cappella- Literatur geben.
mischten Chöre Süddeutschlands ailt und bereits im Vorjahre mit Erfolg
Das Deuliche Ehnen- Jahrbuch 1926" ift foeben im Selbstverlag der Deutschen Bühnengenossenschaft( Preis in Ganzleinen 6 W.) erichienen. Das erprobte Nachschlagewert, das bereits 37 Jahrgänge zählt, bringt außer der Rabreschronit, Toten chau, Gedenktagen eine Uebersicht über alle wichtigen Tbeaterverbände, dann als Hauptteil alphabetisch alle deutschen Theater mit ihren Borständen und Mitgliedern.
Das Germanische Museum in Nürnberg bat foeben im Selbstverlag erscheinen lassen, das auf 128 Tafeln Abbildungen feiner letzten Neu ein größeres Zajelwert über„ Die Neuerwerbungen der Jahre 1921/24 erwerbungen aus den Gebieten der bildenden Stunst und des Kunitgewer bes enthält. Das Museum selbst erfährt zurzeit einen Ausbau zu seiner Erweiterung, der besonders einen großen Gobelinsaal enthalten wird.