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gehalten. Schon zweimal find im Völkerbunde Pläne deshalb gescheitert, weil sie zu umfassend waren. Zweimal haben die dort versammelten Staaten das Sicher heitsproblem auf einem Wege zu lösen versucht, der nicht zum Ziele führte. Der Garantiepattplan des Jahres 1922 ebenso wie das Genfer Protokoll des Jahres 1924 sind daran gescheitert, daß sie aus einem hauptsächlich und zunächst europäischen Problem ein Weltproblem machten, das auf einmal nicht zu lösen war. Wer zuviel unter nimmt, übernimmt sich", sagt ein französisches Sprichwort, das man gerade den Franzosen wird entgegenstellen müssen, deren politische Willenskraft und Methode ebenso hinter jenen Sicherheitsvorschlägen stand, wie er jetzt hinter dem Abrüstungsfragebogen des Bölkerbundes steht. Es wäre falsch, so wie die Außenpolitit der Sowjetunion gern tut, hinter dem Plan der Vorberatungskommission eine planmäßige Sabotage der Abrüstung zu vermuten oder gar anzunehmen, daß die Völkerbundstaaten diesen Weg nur wählten, um die Sowjetunion als Friedensstörerin zuentlarven", wenn sie Bedenken trägt, der Völkerbundsaufforde rung zu folgen. Der politische Wille zur Abrüstung ist inter national stärker als er jemals war. Bu sehr drängen überall die Notwendigkeiten der Staatswirtschaft, Rüstungslaften zu vermindern. Und da sogar die Vereinigten Staaten eine eigene Initiative zugunsten des Völkerbund vorgehens zurückstellen und um des in Genf begonnenen Werkes willen ihre bisherige Abneigung zum Völkerbunde überwinden, so ist es für die deutsche Republit Pflicht, ohne Zögern in die Front des Kampfes um die Abrüstung einzurüden.
die
Deutschland ist neben den Kleinstaaten Defterreich, Ungarn und Bulgarien - der einzige europäische Großstaat, der gründlich abgerüstet hat. Deutschland hat feine Abrüftung nicht freiwillig, aber es hat fie durchgeführt. Das soll seine Vertreter in Genf nicht dazu verleiten, sich als die gegebenen Führer aufzuspielen. Aber es bleibt ihnen die Pflicht, fachlich mitzuarbeiten und diese Mitarbeit frühzeitig und gründlich- in ähnlicher Art wie es die franzöfifche Regierung fo erfolgreich getan hat vorzu bereiten. Fehlt diese deutsche Mitarbeit und wird sie nicht mit dem Willen, aus der deutschen Abrüftung die europäische Abrüstung zu machen, vorbereitet und geführt, dann ist allerdings die Gefahr nicht gering, daß die Borbereitungsfommission im Sande der Allgemeinheiten stecken bleibt. Es ist die besondere deutsche Aufgabe, in ähnlicher Weise wie es in der Sicherheitspolitit geschehen ist, die Abrüftungspolitit von abstrakten Allgemeinheiten zu praktischen Einzelmaßnahmen zu treiben.
Stepsis ist oft der intellektuelle Vorwand für Bequemlichkeit. Es fommt nicht auf Spekulationen an, ob der erfte Abrüstungsschritt fogleich zum Erfolge führt. Aber es fommt darauf an, daß die deutsche Politif das ihre tut, ihn zu er zielen. Hier ist Arbeit für das Ziel alles.
Eckener- Spende und Oeffentlichkeit.
Eigentümliche Methoden.
In der Presse erschienen vor einigen Tagen Klagen über die unverhältnismäßig hohen Kosten, die der zum 3wed der Sammlung für die Edener Spende aufgezogene Apparat verschlingt. Edener selbst gab darauf die Erflärung ab, daß die Organisation in Fällen, wo sie zu berechtigter Be schwerde Anlaß gegeben habe, auf das notwendige Maß zu rückgeführt worden sei.
Die Tägliche Rundschau" veröffentlicht jetzt unter der Ueberschrift Braun und die Zeppelin- Edener- Spende" eine längere Mitteilung der schwerindustriellen TelegraphenUnion, aus der hervorgehen soll, daß die preußische Regierung der Edener- Spende feindlich gegenübersteht. Außer der Aufferderung des Kultusministers an die Regierungspräsidenten, Nachforschungen darüber anzustellen, in welchen Bezirken entgegen dem allgemeinen Verbot von Schul
Vor Jahresschluß.
Konzerfumschau von Kurt Singer .
Der Festtagsstimmung Folge leiftend, führt der Chor der Singatademie zweimal por ausverkauftem Hause das Weih nachtsoratorium von Bach auf. Diese Kantatenfolge, die einheitlich nur durch den unfaßbaren Stil des Romponisten wirft, aber weder an Größe noch an chorischer Gewalt, noch an Empfindungstiefe der Arien an die übrigen großen Chormerte Bachs heranreicht, zieht gerade durch die Eingängigkeit ihrer Melodien die Menschen start an. Es ist die 45. Aufführung des Chores der Singafademie, und man tann sich denten, wie sicher das Bert figt". Fast wäre es gut, das Gedächtnis ließe diese 400 Sänger etwas mehr im Stich; dann hätte Georg Schumann noch mehr Möglichkeit, Wert und Wirkung zu gestalten. Den Arien gegenüber ist er von einer felt jamen Behäbigteit und Langfamkeit, während er Chöre und auch Choräle jezt in einem bewegteren, der Textstimmung gewissenhafter angemessenen Tempo vorträgt. Emmi Leisners Stimme ist, falls nicht Indisposition vorlag, ausbrudsschwächer und ungleicher geworden. Georg Walter ist und bleibt trog aller unschönen Gesten und Gebärden der beste Tenor- Bachfänger unserer Zeit. Sydney Biden fezt einen voluminösen Baß für feine Soli ein; Frau Freund Mott eine große, aber auch scharfe Sopranftimme. Das Philharmonische Orchester, fichtlich müde gemacht, gab nur in den wundervollen sinfonischen Zwischenspielen das her, was nur dieses großartige Inftrument von Orchester hergeben tann. Diese Müdigkeit ist vielleicht auf die Festzeit zu beziehen, vielleicht auf das vorangegangene Furtwängler Konzert. Es ift ja jezt feine Seltenheit gewesen, daß das Philharmonische Orches fter am Tage drei Proben und am Abend eine Aufführung hatte. Der innere 3wang muß da vom Dirigenten herkommen und Furt wängler hat in feinem juggestiven Format, das gepaart ist mit Energie und Liebenswürdigkeit, immer wieder die Möglichkeit, das von ihm zur Höhe geführte Orchester zu legten Ausdrudsmöglich feiten zu spannen. Er tat das mit einem Konzert für Orchester von Baul Hindemith( op. 38), das den jugendlichen Komponisten auf einer bisher bei ihm nicht bemerkten Bahn findet und infolge dessen auch noch nicht als eine vollwertige Leistung angesehen werden kann. Es mischt sich hier die Lebendigkeit und tontrapunttische Sicherheit im Sah des Streichorchester mit sehr verwegenen Einfällen in den solistisch behandelten Blasinstrumenten. Die Stile freuzen sich, alt und neu bindet sich nicht zur persönlichen Einheit. Der Marsch für Holzbläser schwingt sich zu einer großen, allerdings etwas plöglichen Steigerung auf, und der letzte Sag, den ich in feiner natürlichen jugendhaften Lebendigteit für den besten halte, darf als ein Hymnus auf die rhythmische Flottheit und brutale Klangtombination, als ein neuer, glänzender Beweis der Begabung Hindemiths gelten. Furtwängler fezte sich mit vehementer Einfühlung für das Wert ein, erntete aber nicht vielen Dant, weil das Stammpublifum der philharmonischen Konzerte anscheinend immer noch glaubt, daß etwas Gärendes, Unfertiges, Nichtetikettiertes vor ihren Ohren feinen Plag beanspruchen dürfe.
In der Staatsoper führte man eine Tanzsuite von Respighi , Renaissance" genannt, auf. Gavotte, höfischer Tanz,
sammlungen derartige Sammlungen zugunsten der Edener- Spende stattgefunden haben, und wer fie genehmigte, enthält die Veröffentlichung folgende vertrauliche Anmertung des Wohlfahrtskommissars zu einer beschränkten Genehmigung der Edener- Sammlung:
Ich bemerke vertraulich, daß der vorstehende Bescheid das Ergebnis längerer Verhandlungen zwischen der Reichsregierung und der preußischen Staatsregierung darstellt. Nicht nur die Not des Winters, der wir entgegensehen und die großen Massen des Volkes kaum die Befriedigung der Lebensnotdurft gestattet, sondern insbesondere auch außenpolitische Rüdsicht en ließen gegen die Durchführung der Sammlung im gegenwärtigen Zeitpunkt lebhafte Bedenten gerechtfertigt erscheinen. Nachdem gleichwohl der Aufruf zu der Sammlung unter Beteiligung führender Persönlichfeiten ergangen ist, erschien es aus mehrfachen Gründen ratsam, fie wenigstens in den Formen, in denen sie bisher durchgeführt ist, nachträglich zu genehmigen. Eine Ausdehnung der Sammlung über diese Grenzen hinaus ist aber vor der Hand nicht erwünscht. Ich ersuche deshalb ergebenst, dafür Sorge zu tragen, daß Straßen und Haussammlungen für die Zeppelin- Edener- Spende einstweilen nicht stattfinden.
Zur Sache selbst ist zu bemerken, daß aus dem Schriftftüd hervorgeht, daß die Stellungnahme der preußischen Regierung mit der der Reichsregierung durchaus übereinstimmt. Sie entsprach offenbar einem Wunsche des Außenministeriums. Damit fällt die Tendenz der Meldung in sich selbst zusammen und die„ Tägliche Rundschau" hätte sie ebenso gut Strese mann und die Edener- Spende" betiteln können.
Die Bekämpfung der Wirtschaftskrise. Preußen will helfen. Das Reich hat Bedenken. Ueber die Maßnahmen der preußischen Regierung zur Milde. rung der Arbeitslosigkeit wird gemeldet:
Schon seit langem hat die preußische Regierung mit der Ber schärfung der Wirtschaftskrise gerechnet und das Wohlfahrtsministe. rium hat deshalb bereits seit dem Frühjahr zur Aufstellung eines Brogramms für Notstandsarbeiten eine Reihe von Verhandlungen geführt, so z. B. über die Straßenbauarbeiten des Ruhrfiedlungsverbandes, über Notstandsarbeiten für den Aachener Bezirk und über den Gebirgsstraßenbau im Regierungsbezirk Koblenz . Alle diese Verhandlungen galten in erster Linie der Vorbereitung von Notstandsarbeiten für den Winter.
zu erleichtern, hat das Reichsarbeitsministerium bestimmte Borschläge ausgearbeitet, welche die Zustimmung des Reichs. tabinetts gefunden haben. Diese Vorschläge gehen den Regierungen der Länder noch vor Weihnachten zur Stellungnahme zu und sollen unmittelbar nach Neujahr mit ihnen in einer Ronferena besprochen und sofort in Kraft gefeht werden. Es handelt fich dabei insbesondere um ein weitgehendes Entgegenkommen des Reichs und der Länder bei der Berzinsung und Tilgung der Dare lehen, die aus Reichsmitteln der produktiven Erwerbslosenfürsorge gewährt werden.
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Woher kommt die Arbeitslosigkeit? Aufträge genug, aber kein Geld zur Lohnzahlung.
Biel häufiger als man glaubt, ist nicht der Mangel an Aufa trägen, sondern das Fehlen der Lohngelder die Ursache der Arbeitslosigkeit. So wird aus der sächsischen Maschinenund Werkzeugindustrie berichtet, die als Produktionsmittel industrie ohnehin seit langem in schwieriger Lage ist, daß große Werte von Weltruf viel weniger wegen mangelnder Beschäftigung, als wegen des Mangels an flüssigen Geldern Kurzarbeit, Halbwochenarbeit und Entlassungen durchführen müssen. Auf der einen Seite find die Rohstofflieferanten dazu übergegangen, für größere Teile der Lieferungen sofortige Barzahlung zu verlangen, auf der anderen Seite zahlen die Käufer der fertigen Maschinen entweder so langsam oder die sich häufenden Konkurse bringen solche Verluste, baß das Geld für die Durchführung der vorliegenden neuen Aufträge nicht ausreicht. Die Folge ist natürlich, weil die Rohstoffe unter allen Umständen beschafft und bezahlt werden müssen, daß an den Lohnzahlungstagen das Geld für die Löhne und Angestellten. gehälter fehlt.
Die Unternehmer nennen das nun den Mangel an Betriebs tapital Sieht man aber tiefer in die Zusammenhänge hinein, so ertlärt sich die Sache von selbst. Die deutsche Wirtschaft ist nämlich nicht erst seit wenigen Wochen, sondern schon seit der Stabilisierung
ber Währung in der Krise. Die Auswirkungen der Krise wurden nur mit allen möglichen und unmöglichen Mitteln bis in diese letzten Wochen künstlich zurüdgestaut. Da die Währung
stabil blieb und die Unternehmer sich nicht mehr auf dem Rücken der Währung gefund machen tonnten, half man sich vielfach auf andere Weise. Einmal bezahlte man zunehmend überhaupt nur noch mit Wechseln, und zwar vom Händler( felbst vom Handwerker und Landwirt) bis zum Rohstoffproduzenten; soweit das nicht ging, ver schleppte man einfach die Zahlungen. Auf der einen Seite machte man also eine allgemeine Wechselinflation, auf der anderen Seite erzeugte man eine fünstliche Zahlungsstodung in ber ganzen Wirtschaft. Das fonnte natürlich nur solange gehen, als die Banten die Wechsel noch diskontierten und als auf der anderen Seite wenigftens die Gelder zur Lohnzahlung noch übrig blieben. Seit dem Stinnes 3usammenbruch halten die Banten mum außerordentlich mit der Aufnahme von Wechseln zurüd. Die Wechsel der Kundschaft tönnen immer weniger in Geld um gefeßt werden; wo die Wechsel eingeklagt werden, treten vielfach Stonturfe ein, was zu großen Berluften führt. Nun ginge vielleicht noch alles gut, wenn wenigstens die Belegschaften sich mit Bechseln bezahlen lassen würden. Daß fich aber mit Wechseln keine Lebensmittel, feine Kleidung, teine Heizstoffe taufen und feine Miete bezahlen läßt, ist flar. Die Folge ist, daß an den Lohn- und Gehaltszahlungstagen das nötige Geld fehlt und daß die Lohnfreitage und die Monatsersten die schwarzen Tage find, an denen es Geschäftsaufsichten, Rentursen, Stiflegungen, Entlassungen tommen muß. Je stärker nun die Industrie dazu überging, fid) gegenseitig durch Wechselübertragung und Zahlungsverschleppung zu ftü gen", je mehr die Banten die Distontierung dieser Wechjel verweigerten, desto fauler mußten die Wechsel werden, desto größere Berluste traten ein, desto mehr mußten, trok vorhandener Aufträge, die Gelder zur Lohn- und Gehaltszahlung fehlen.
Im Juli d. J. fand dann eine Besprechung statt, an der sich sämtliche Oberpräsidenten, vor allem die leitenden Stellen des rheinisch- westfälischen Industriebezirts, beteiligten. Die Besprechung hatte den Zweck, das Notstandsarbeitsprogramm nochmals zu über. prüfen und weiter auszubauen. Anfang Dezember folgte eine neue Besprechung der Oberpräsidenten in Berlin unter der Leitung des Wohlfahrtsministers. Sie diente der Klärung der Frage der Darlehnserleichterung. Preußen war zu jedem nur möglichen Entgegenkommen bei der Bewilligung von Darlehen aus den Mitteln der produktiven Erwerbslosenfürsorge bereit, nur die Reichsstellen, vor allem das Reichsfinanzministe. rium, hatten Bedenten und zögerten. Der Beratung der Oberpräsidenten folgte eine besondere Aussprache. Die Su Stimmung Preußens für die Darlehnserleichterungen liegt vor, nur die Einwilligung des Reichsfinanzministeriums steht noch aus. Sobald das Reich seine Einwilligung zu den preußischen Vorschlägen gegeben hat, wird ber entsprechende preußische Erlaß an die Regierungsstellen hinausgehen. Die Erzu leichterungen bestehen vor allem in der Ermäßigung des Zinsfußes und in der Erhöhung der Kostenbeiträge des Reiches und des Staates zur Entlastung der Gemeinden
Ueber die Umstellung der Lastenperteilung der Erwerbslosen gelber ist bis jetzt ein dementsprechender Antrag bei den maßgeben ben preußischen Stellen noch nicht eingelaufen
Zu später Abendstunde wird amtlich gemeldet:
Um den Gemeinden in den Gebieten, die besonders start unter der Erwerbslosigkeit leiden, die Durchführung von Rotstandsarbeiten
geistlicher Tanz und Reigen. Es ist Musfit im Stil des 18. Jahr hunderts, ohne problematische Belastung, spielerisch gewandt, ele gant, mit archaisierenden, auch fatholischen Unterströmungen. Der Tanz, in dem Terpis, Rölling als Herren, Dorothea Albu als Frau besonders hervortraten, jamiegte sich der gehaltenen Bewegung gut an, und in dem geistlichen Tanz erinnerte die Körperbewegung von Terpis sehr schön an Bilder alter italienischer Meister. Die Bulcinella- Suite nach Pergolese von Strawinsty ist in ihrer Luftigkeit und Beschwingtheit viel tonziser und einheitlicher; man fühlt, daß hier einer aus dem Geist des Balletts heraus schreibt.
In einem Vortragsabend der Hochschule für Mufit zeigte Julius Prümer, daß er das Orchester der Schüler zu einem Ensemble erzogen hat, das sich durchaus an eine so große Aufgabe wagen durfte. Die Sauberkeit und Ausdrucksfähigkeit der jugendlichen Instrumente waren bewundernswert. Im Chorfag bewährten sich die Ochsschen Scharen glänzend, während die Blechinstrumente nicht vornehm genug gezügelt wurden. Im Quartett wurde Sopran und Altftimme doppelt befeßt, was die Schwierigkeit diefes schwierigsten Soloensembles erhöhte, nicht abschwächte. Die schönen Stimmen der Sopranistinnen Ingrid Brebed und Edith Maasberg, der Altistinnen Beschten und Wolfsohn, der Herren Rosenthal und Göbel feien erwähnt, weil die Sicherheit ihrer Träger für deren Zukunft Gutes erwarten läßt.
Neben der Philharmonie, in der der Meisterspieler Emil von Sauer seine große Gemeinde begeisterte, mufizierte Marga rete Witt, die wir seit einigen Jahren fennen. Die junge Künste lerin zeigte sich auf einer solchen Stufe des Könnens, daß man bereits von einer vollendeten Leistung sprechen darf. Sie absolvierte ihr Programm mit überlegener Sicherheit, ein Programm, das von ihr Programm mit überlegener Sicherheit, ein Programm, das von Bach- Busoni bis Scriabine und zu Godowffys meisterlicher Fleder. maus- Paraphrafe führte. Für jedes Stüd fonnte Margarete Witt, die frühere Godowity- und Sauer- Schülerin, soviel glänzende Spiel qualitäten einsetzen, daß man sie heute zu den geschmackvollsten und beften jüngeren Pianistinnen rechnen darf. Sie spielte sich in Herz und Sinne der Zuhörerschaft schnell ein.
Im Grotrian- Steinweg - Saal fuchten fünf fünstlerische Personen und ein Autor ein Publikum. Löses Zeichen, daß der fleine Saal nicht einmal gefüllt ist. Das Unternehmen dieser Abendmusifen muß dennoch begrüßt werden, nicht so sehr wegen der damit verbundenen Reflame für bestimmte Flügel, als wegen der Möglichkeit, jungen Künstlern ohne finanzielle Lasten die Möglichkeit zu geben, öffentlich aufzutreten. Grete von 3ieris weiß als Bianistin dank einer persönlichen Gestaltungskraft so zu interessieren, wie einst mit ihren japanischen Liedern als Komponistin. Alfred Lichtenstein , der Flötist, wird flacher in seinem Ton, einförmiger in seinem Spiel. Bier schlichte Duette von Erich Anders dürfen als Bereicherung dieser feltenen Kunstgattung gelten, es find sehr geschickt und gar nicht leicht gefeßte Gefänge, die eine lyrische, freund liche Stimmung zart und wohllautend zum Ausdrud bringen. Zwei Stimmen einten sich im Vortrag, die nicht zu einander passen, deren jede aber ihre Qualität hat, Frieda Cornelius mit einem voluminösen, schweren Bühnenalt, und Lisbeth Adler. Heineberg mit einem lieblichen, modulationsfähigen Sopran, ber nach letter Ausfeilung noch viel mehr latente Reize ausströmen dürfte. Eine Freude war es, die sehr begabte Margarete Gille wieder einmal als Mitschaffende am Klavierbegleitpart zu sehen.
Das Beispiel enthüllt eine der schwersten und gefährlichsten Ursachen der gegenwärtigen Krise und vor allem die Ursache des ungeheuerlichen Tempos, in dem sich die Arbeitslosigkeit steigern mußte. Es zeigt aber wiederum auch
Das Schokoladenherz.
Ein ganzes Jahr hindurch legt der Deutsche in seinem Seelentresor Sentimentalität und Gefühlswärme mertbeständig an, um zu Weihnachten überreichlich davon zu haben. Kein Wunder, daß bei solch marmen Wellen dann das Winterwetter regelmäßig umschlägt und die lauen Lüfte erwachen. Vielleicht täten wir besser daran, die Gefühlsseligkeit als fleine Münze auf das ganze Jahr zu verteilen. Borläufig erwacht die alte Sehnsucht gleich einer unabwend baren Naturerscheinung, so daß selbst die deutschen Revolutionäre Stille Nacht, heilige Nacht" dem Krachen der Handgranaten vor ziehen.
Ich sehe mit Bitterteit die unendliche Schar der Arbeitslosen, die schon monatelang feiern müssen. Ich sehe die Kinder um die Stände der Weihnachtsbäume lungern, um menigstens ein grünes 3weiglein in die freudlosen Wände zu bringen. Und vor den Gänjeausschlachtereien ausgemergelte Menschen sich beraten, ob es wenig. ftens zu einem Stüd Gänsefleisch langt und feufzend weitergehen. Das Fest der großen Menschenliebe, ich möchte laut fluchen, wenn ich all diese dürftigen Menschen sehe. Nach Hause, nichts sehen, nichts hören! Ein Verschwender müßte man sein tönnen, und ich schäme mich, daß ich mir von einem Kind für getauftes Spielzeug Geld herausgeben ließ. Wie es in den Taschen herumschte nach dem fleinen Geldftüd! Es fällt mir hinterher erst brennend ein.
Durch die Fensterscheiben eines Konfitürenladens lachen Schokoladenherzen. Kringel, russisches Brot, Dominosteine. Wie eine Engelsbotschaft steht über den Schokoladenherzen:„ Ein Stüd 5 Pfennige, 6 Stüd 25 Pfennige." Ein altes Mütterchen liest das wieder und wieder und fragt mich der Borsicht halber. Sie holt aus ihrem Pompadour ein abgeschabtes Geldtäschchen. Läßt das Gelb flimpern und geht weiter. Nach einer Weile aber trippelt fle entschlossen zurück und tritt ein. Durch die Ladenscheibe sehe ich, mie fie fechs Schokoladenherzen ersteht. Nun, Mütterchen, haben Sie große Einkäufe gemacht?" fragte fie beim Heraustreten.„ Ja," fagte sie mit einer gütigen alten Stimme, ich habe mir 25 Bf. ab. gespart. Für jedes Enkelfind einen Sechser." Und verschmitt lächelnd fährt sie fort: Und nun reicht es fogar für mich noch zu einem Schokoladenherz." Ich mußte ihr meine Hand hinstreden und fühlte ihre welte verarbeitete Hand in der meinen wie ein fost bares Geschent. Fröhliche Feiertage, Mütterchen."" Ein frohes Chriftfest," antwortet fie. Und ich ging und fühlte, wie ich gerührt wurde troß alledem, und ich hörte das unendliche Lied der Liebe fingen. Und das alles um ein Schokoladenherz! b- k.
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In der Gesellschaft zur Förderung der Biffenicaften findet ter zu Mittwoch, den 13. Sanuar 1926, feftaefeste Vortrag von Prof. Dr. Haber nicht statt, sondern ist auf Mitwoch, den 3. März 1926, abends 8%, or, verlegt worden. Die Katten behalten ihre Gültigkeit.
Pirandellos römildjes Theater pleife. Tas e fte Theater, das Vi. randello in Rom gegründet bat, muß liquidieren, da das römische Theaterpublikum das Theater nicht genügend unterftigt bat. Das Theater batte von der italienischen Regierung einen Zuschuß von 50 000 Lire erbalten. Die Gaitfpielreise Pirandellos durch die italienischen Städte wird davon nicht berührt.
New Yort zählt nach den Ergebnissen der neuen 8ählung 5873856 in. wohner. Es ist nächst Groß- London die größte Stadt der Welt.