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Nr. 608 42. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Krise und Löhne.

Der Weihnachtsengel des Reichsverbandes der deutschen   Industrie.

Es gibt nicht viele Weihnachten, denen die deutschen   Arbeiter,| Ungestellten und Beamten mit so brennender Sorge ent­gegengesehen haben, als dem diesjährigen. In ihren Herzen brennt mehr als je die Sehnsucht nach wenigstens den paar Tagen Freude und Sorgenlosigkeit um Weihnachten, auf die hin er wochenlang vorher fchon seinen Berdienst auf knappfte Ausgaben stellt, um menigstens in der Illusion froh zu sein, auch ihm und den Seinen sei im kapitalistischen   System Feſte zu feiern vergönnt. Die deutsche Arbeiter, Angestellten, Beamtenschaft geht in diesem Jahre zu Millionen zum Fest als Arbeitslose, Kurzarbeiter, Ent­laffungs- und Abbaureife, die sich nichts mehr absparen tonnten. die vom Pfandleiher tommen am Heiligen Abend, um ihre Illusion vom Weihnachtsfest zu feiern. Sie wird ihr Fest feiern im Rachen der lähmenden Ungewißheit, was die Krise ihnen bringen wird, wenn der angstumflatterte Rausch der Festillufionen vorbei fein Lohn und Arbeiterleben.

wird.

Das Leben des nur arbeitenden Menschen, alles was er an Lebenswillen und Lebenswünschen hat, erschöpft sich im fapitali. ftischen System in der Biffer feiner 2ohndüte, in der Tarifs flaffe feiner Angestelltentätigkeit, in der Gehaltsklasse seiner Beamtenfunktion. Er ist ein Kostenfattor, ein Raltulationsfaftor in der Rechnung der privatfapitalistischen Unternehmer, wie zu dem Gelde, das im Betriebe arbeitet", der Profit tomme, um den allein nach ihrem Willen der Schornstein rauchen, die Staatsmaschine Laufen soll. Gleich dem Rohstoff, dem Schmieröl faufen sie die Ar­beitskraft, den Staatsdienst zum billigstens Preis, zur rentabelsten" Ausbeute des Betriebs, zum höchstmöglichen Ertrag der Wirtschaft" Gleich der vollabgeschriebenen, wertlos geworden Maschine wird er im Alter abgewradt. Gleichwie in Konstrutionsbureaus und Labo ratorien neue Muster, Patente, Berfahren, so wird der junge nach wuchs zu anteiligen oder gar vollen Selbsttoften in öffentlichen und Betriebsschulen zur höchften Leiftung vorbereitet, zum Segen und zum Nugen des Ertrags". Der nur arbeitende Mensch, gleichvie! mo er stehe, wird im tapitalistischen System geboren als zufünf. tiger, er stirbt als abgebuchter Roften- und Rentabilitäts. fattor.

Der Unternehmer und seine Verantwortung. Bem die arbeitende Menschheit in solcher Weise ausgeliefert ist kraft der Wirtschaftsverfassung, traft der bestehenden Rechts­ordnung, der sollte seine wirtschaftliche Funktion verstehen. Die tapitalistische Wirtschaft ist in ihrer Anlage ein unrationelles, in ihrer ethischen Struftur ein unittliches System. Aber wenn die Unternehmer genug Berstand entwickeln, es wenigstens in ihrem Profitinteresse richt zu leiten, so sichert es trog Kriegen und Krisen, auf die Dauer gesehen, dem arbeitsfähigen Menschen menig ftens Beschäftigung und die Möglichkeit, für die Verbesserung feiner Eristenz und die Beränderung des Systems zu fämpfen. Die deutschen   Unternehmer hatten meder im Kriege, noch in der Inflationszeit, noch nach der Währungsstabilisierung den Berstand, für den sie gegenüber ihrem eigenen System und ihrem eigenen Interesse verantwortlich find. Die deutsche Bolkswirtschaft steht heute, zwei Jahre seit Festigung der Währung, vor eben folchen Krisen und Zusammenbruchsgefahren wie im Ratastrophen. herbst 1923. Das einzige, was feft steht, ist die Währung; und daran haben die deutschen   Unternehmer fein Berdienst.

Die deutschen   Unternehmer ahnen die Gefahren, vor denen ihr System wiederum steht. Der Reichsverband der deutschen Industrie  hat ein Programm veröffentlicht, das nach seiner Meinung die Krise lösen, die Wirtschaft retten muß, wenn es nur von allen, besonders der Arbeiterschaft, anerkannt wird. Darin raten die Unternehmer der Arbeiterschaft zur Vernunft und zum Frieden; fie machen ihr Vorschläge zur Lohnpolitik, die die Arbeiter und 2ngestelltenschaft annehmen soll, damit die Krisis beendet, die Wirt schaft gerettet wird. Wir wollen, wie wir schon andere Borschläge der Unternehmer geprüft haben, auch diese Vorschläge prüfen.

Täufchendes Entgegenkommen.

Sie scheinen nicht kleinlich diesmal, die Unternehmer. In der Begründung ihrer Borschläge sagen sie über die Lohnfrage: Die Lohnpolitik der Industrie verfolgt feinen unwirtschaftlichen Druck auf den Lohn, sondern sie geht im Interesse der Leistung wie der Hebung der Rauftraft( hört!) nach weiterer Stei gerung des Reallohnes.( hört, hört!) Ueberdies würdige auch die Industrie durchaus die Bedeutung eines hohen Einkommens für alle Teile der Bevölkerung als eines wichtigen Fattors zur Belebung der Wirtschaft. Wir sind mit der Arbeiter schaft über das wichtige Erfordernis der Bildung neuen Kapitals

Neues Kapital tann durch Ersparnis aus dem Einkommen(!) gewonnen werden.

Wer das liest und wer meiß, was war, der faßt sich an den Kopf. Noch vor einigen Wochen war Lohnerhöhung gleichbedeutend mit Inflation, Rapitalbildung fonnte und durfte nicht aus Lohn und Gehaltsüberschüssen, sie durfte nur aus der Steigerung der Rentabilität erfolgen. Die Stärfung des Inlandsmarktes durch Steigerung der Löhne und Gehälter, das Hauptargument der Arbeiterschaft um ihren Kampf zur Erzwingung einer rationellen und gefund funktionierenden Wirtschaft, war für die Unternehmer ein Argument der Bernichtung, nicht der Befundung der Wirtschaft. Man fönnte glauben, die Unternehmer hätten sich wirklich eines anderen besonnen.

Aber man darf unbesorgt sein. Es bleibt bei den Unterneh­mern bei dem großen Gegensaz von Schein und Wirklich. feit. Was fie fagen, meinen fie nicht; und was sie meinen, jagen sie nicht. Was sich verändert hat, gemäß der gefährlichen Situation, in der sie sich befinden, ist der 3ungenschlag, mit dem sie sprechen. Sie haben nämlich schnell, zum speziellen Ge­brauch für die Strije, eine neue Bissenschaft Dom natürlichen und gerechten Lohn zusammengezimmert, die man fennen muß, um ihre neue Sprache zu verstehen.

Für sie ist die Lohnhöhe nämlich nicht mehr das Ergebnis des Rampfes um den Breis der Arbeitstraft, wie es im tapitali ftischen System selbstverständlich ist, und des Ausmaßes, indem die Arbeiterschaft die Staatsmacht ihren Interessen dienstbarr macht. Die Höhe des Lohnes ist von vornherein bestimmt durch ihre Wissenschaft von einem natürlichen und gerechten Lohnfyftem, in dem der Lohn nicht Rampfgegenstand, sondern Ausdruck eines objektiv zu begreifenden Broduktionskostenfaltors" ist.

Was die Unternehmer wirklich meinen. Man erschrecke nicht; die Sache wird nicht kompliziert und gelehrt; denn was die Unternehmer damit wirtlich meinen, ist fehr einfach. Dieser objektiv zu begreifende Produktionskosten faftor ist nämlich das, was wir oben das im Vergleich mit dem Schinierol und den Rohstoffen die Rolle des Lohnes genannt haben, wie die Unternehmer fie verstehen. Es ist die Auffassung, wie der Lohn beschaffen sein muß, damit er wie das Schmieröl und das Rohmaterial als Brofit möglichst zu Buche.   schlägt.

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Eine Vergrößerung des Einkommens" ist nämlich unmög lich, wenn sie auf Resten des Unternehmers gehen soll so meinen die Unternehmer. Als Unterlage für jede Lohnerhöhung nauß die Arbeiterschaft vorher den Absatz und den Gewinn des Unternehmers gesteigert haben. Geschieht das nicht, dann beginnen die Warenpreise und die Löhne ein neues Rennen, und es tommt eine neue Inflation. Wo die Löhne den Vorfriegsstand noch nicht erreicht haben, dürfen sie auch nur erhöht werden, wenn durch die Lohnerhöhung auch eine gleichzeitige Steigerung der allgemeinen Brobuftivität erreicht wird Diese allge­meine Broduttivität ist aber ein ganz besonderes Ding. Es ist nicht das Mittel zur Ueberwindung der gegenwärtigen Wirt fchaftsfrifis, das einzige, was uns heute auf den Nägeln brennt, nicht jene Rationalisierung und Reinigung der Wirtschaft, die er wungen wird durch höhere Löhne, sondern eine Produftivität, die die Dividende, die Rente steigert und wo sie heute fehlt, sie ohne Opfer der Unternehmer schafft. Die Lohnhöhe ist nicht zu bemessen nach dem Markt, den die Industrie braucht, um be. schäftigt zu sein, sondern hängt ab von dem Marft und bem Abfaß, wie sie heute find. Wenn schon Arbeitslosigkeit vor­handen ist, was immer ein Zeichen unrationeller Wirtschaft ist, so soll nicht durch Hochhaltung der Löhne die Wirtschaft rationeller gestaltet werden, sondern der schlechte Arbeitsmarkt soll die Löhne nach unten verändern. Obwohl heute durch die unvernünftige Organisation der Wirtschaft die Preise und die Produktionstesten 3u hoch sind. sollen nicht hohe Löhne eine vernünftigere, billigere Probuftion durch größere Umfäße herbei. führen, sondern die Löhne sollen und müssen sich nach den heuti gen Produktionsfosten bemessen. Und nicht nur dies: was heute an höheren Frachten, Steuern, Sozial, laften", 3insen, auch Repa rationen die Produktionskosten erhöht, das soll für die Betriebe nicht dadurch leichter tragbar gemacht werden, daß die inneren und fachlichen Betriebskosten und vor allem die Gewinn. ansprüche gesenft werden; sondern die Löhne sollen entsprechend tiefer stehen, das einzige, was die Senfung der übrigen Produktions toften herbeizuführen vermag.

Man sieht, es bleibt nichts übrig von der weiteren Steigerung des Reallohns, von der Hebung der Kauftraft", von der Steigs rung des Einkommens", von der Kapitalbildung aus den Löhnen und Gehältern. Uebrig bleibt einzig und allein und tatsächlich der unwirtschaftliche Druck auf den Lohn, den die Unternehmer, wie sie behaupten, feineswegs perfolgen. Was vom sozialen Frieden im Programm zu stehen scheint, ift eitel Phrase und Wind. Und es muß auch eltel Wind und Phrase sein; denn im fapita­liftischen System gibt es feine Friedensbotschaften, sondern nur Intereffen, die sich als Friedensbotschaften aufpußen, um zu be stechen. Ach wie viele Friedensbotschaften hat die Arbeiterschaft schon tennen gelernt, wenn es Wirtschaft in Not" hieß, während nur den Unternehmern bange wurde. Die Arbeitsgemeinschaft 1918/19, die der Teufel holen durfte, als die Industrie in Inflationsreichtum schwamm, den paritätischen Reichswirtschaftsrat, als Brems­flog gegen die Gefahren der Sozialisierung willkommen, heute über flüssig und gefährlich, wo er die Bosition der Arbeiterschaft verbessern tönnte, das Schlichtungs- und Schiebsmefen, wo es nicht zum Aus drud volkswirtschaftlicher Notwendigkeiten wurde, sondern den Unter nehmern nüßlich mar. Die Arbeiterschaft tennt heute die Melodie, fie tennt auch den Tegt der Sirenengefänge der Unternehmer, auch menn fie noch so verführerisch gesungen sind.

Die Weihnachten, die die deutsche Arbeiterschaft feiern darf, find wirklich fo ernst und sorgenvoll, wie sie scheinen. Darüber täuscht

teine Botschaft des Reichsverbandes der deutschen   Industrie hinweg. Die Arbeiterschaft ift, das beweist die Botschaft des Reichsver. bandes, auf ihren eigenen Berstand und ihre eigenen räfte angewiesen, wenn der Gesundung der Bolkswirt. schaft gedient, wenn die Krisis der Wirtschaft einem guten Ende zu geführt werden foll. Sie muß ihre Sorgen ernster nehmen, als daß fie fie Botschaftern anvertraut, die sich an andere richten. Wie fie tämpfen muß, auf lange Sicht, fo roeiß sie auch, daß fie im weiß, daß fie um die Beseitigung des fapitaliftischen Systems tapitalistischen System, solange es besteht, für dessen Gesundheit fämpfen muß, heute und immer. Das fann fein Unternehmer und fein Unternehmerverband. Dem Unternehmer ist die Bolkswirtschaft mur Mittel, nicht Zweck. Sollte sie ihm 3wed sein, müßte er auf das tapitalistische System verzichten. Die Unternehmer ver. stehen von der Wirtschaftsführung nur etwas, solange ste davon nichts zu verstehen brauchen, weil alles ohnehin im alten Trott geht. Ist die Volkswirtschaft einmal aus dem Gleise geworfen, fo fann ihr ärmlicher Brofitverstand nur noch das Gleis und den Unterbau zerstören, nicht aber die Volkswirtschaft wieder stellen. Das fann nur die Arbeiterschaft, denen das Gesamt interesse Gesamtintereffe eine Lebensnotwendigkeit ist, gerade meil ihnen fein Privatkapital intereffe möglich ist.

Fünfzig Jahre Reichsbank.

Am 1. Januar 1926 jährt sich die Gründung der Deutschen Reichsbant zum 50. Male. In ihrem Namen ist ein falscher Klang. Denn sie wurde durch das Bantgesetz vom 14. März 1875 weber als eine Bank des Reiches gegründet, noch ist sie eine Staatsbant Sie war und ist noch heute nur eine privilegierte Privatbant. Sofern aber das Reich eine Wirtschaftsgesellschaft barstellt, die von den Staatsgrenzen umschlossen ist, ist sie die Bentralbant diefer Wirt fchaftsgesellschaft, und ihr juristischer Privatcharakter ist nur eine Form. An diefem Charakter als Zentralbant der deutschen   Wirt fchaftsgesellschaft hat auch das Autonomiegefet von 1922 und das Dawes Gesetz über die Reichsbant vom 30. August 1924 nichts ge­ändert. Das Autonomiegefeß hat die Beitung der Reichsbant nur aus der Hand des Reichskanzlers in die Hand des Reichsbankdiret. toriums gelegt, das Dawes- Gesetz vom August 1924 hat die Stontrolle der Reichsban! durch einen internationalen Vertrag, der durch das neue Gesetz Bestandteil des deutschen   Staatsrechts ist, verändert.

Freitag, 25. Dezember 1925

Die Reichsbant ist das Geschöpf einer bedeutsamen wirtschaft lichen und politischen Umwälzung. Wirtschaftlich das Resultat der wirtschaftlichen Einigung Deutschlands   im Zollverein, politisch der Ausdrud der 1871 erfolgten Herstellung der deutschen   Reichseinheit. Ihre Gründung, um die sich Ludwig Bamberger   größte Ver­dienste erworben hat, der bedeutendste praktische Währungs- und Bankfachmann der Retchsgründungszeit, bedeutete zugleich die Vor­bereitung der Einheitswährung im Deutschen Reich und den Sieg der Goldwährung über die Gilberwährung. Zur zentralen Währungs bank macht sie ihr notenprivileg, zur Zentralfreditbant ihre Distontpolitit, die aber nur eine Funktion des Grades der Herrschaft ist, die sie sich auf dem Kapitalmarkt zu verschaffen weiß. Sie war und ist das Rückgrat deffen, was man als Giralwährung be zeichnen kann, fener Abrechnung und Ausgleichung von Zahlungen, die meder des gemünzten noch des Notengeldes bedarf.

Die Bedeutung ihrer Stellung als Währungs- und Zentral frebitbank ist ungeheuer. Zum Guten, wie zum Schlimmen. Zum Guten, das bewies ihre Bedeutung bis zum Kriege. Zum Schlimmen, das bewies ihre Rolle in der Inflation. Was der Leiter der Reichsbant tann, was er von der geradezu entscheidenden Bedeu­tung einer stabilen Währung und der Regulierung des Kapitalpreises für die gefunde Funktion einer modernen Boltswirtschaft versteht, entscheidet über das Schicksal der Wirtschaftsgesellschaft, deren Ver­trauensmann er ist. Das zeigte sich bei Havenstein, als er Währung und Diskontpolitit ,, bem Ingangbleiben der Wirtschaft" opferte, ohne zu sehen, daß die ta pitalistische Wirtschaft zusammenbrechen mußte, wenn die Zügel der Gelbwert und der Rapitalpreisregulierung am Boden schleifen und schließlich privat­fapitalistischen Spezialintereffen überantwortet werden. Bei Schacht muß fich noch zeigen, daß, nachdem er die Währung stabil erhaltew bat, er auch der Wirtschaft ihre Stabilität wiedergeben kann. Denn zum größten Teil ist das die Funktion des Reichsbankpräsidenten. Dent- und Festschrift veröffentlichen. Es ist zu hoffen, daß bas Material, das sie über die Entwicklung und Tätigkeit der Reichs­material, das sie über die Entwidlung und Tätigkeit der Reichs­bant in den fünfzig Jahren ihres Bestehens veröffentlichen wird, ein wichtiger Beitrag zur Wirtschafts- und Währungsgeschichte Deutschlands   sein wird.

Die Reichsbank wird, wie berichtet wird, zu ihrem Jubiläum eine

Der Aufwertungswert der Berliner   Stadtauieihen 1919-1923.

Das Anleiheablösungsgesetz hat bestimmt, daß bei der Auf­wertung der Stadtanleihen aus den Inflationsjahren von dem Gold­mert ausgegangen wird, den die Stadt für die von ihr ausgegebenen Anleiheftücke erhalten hat. Es mußte deshalb der Wert des Erlöses dieser Anleihen unter genauer Umrechnung für jeden Eingangstag ermittelt werden. Diese umständliche Arbeit, die auch der Treu händer verlangt hat, ist, wie der Städtische Nachrichtendienst mit­teilt, inzwischen durchgeführt und dem Herrn Oberpräsidenten ein­gereicht worden. Danach ergibt fich für die einzelnen Nach­friegsanleihen Berlins   folgende Uebersicht:

Bezeichmmg der Anlethe

Betrag der Auslosungs Goldwert Ablöiuftgs. betrag für nach dem anleibe den Alt­Ablösungs( 2% bes besib gefe Galbwertes) in%

rund in%

rund. in%

Berliner   Anleibe 1919 Werbands- Anleihe 1919

28,62

0,59

2,95

über 141 Millionen Mart. 12,00 über 6,8 Millionen Mart. 10,40 Berliner   Anleihe 1920

0,32

1,58

0,26

1.80

2,82

0,058

0,29

Verbands- Anleihe 1920 Berliner   Anleihe 1922 I Berliner   Anleihe 1922 II Berliner   Anleihe 1928 Charlottenburger   Anleihe 1919 19,41 Spandauer   Anleihe 1919 9,57

1,44

0,086

0,18

0,047

0,0012 0,006

9

0,0020 0,00005

0,00025

2,43

1,20

0,01842 0,00044 0,0022

0,49 0,24

Bei den nach dem 1. Juli 1920 ausgegebenen Anleihen gibt es feinen Altbefig" im Sinne des Ablösungsgesetzes. Es wird aber er­wartet, daß die ursprünglichen Zeichner dieser Anleihen, die Ur­befiger, durch das preußische Ausführungsgefez den Altbesikern gleichgestellt werden.

Der Fluch der Inflationsgewohnheiten.

Die Handelstammer Hamburg   nimmt in einem um­fangreichen Bericht zu den wichtigsten Fragen des vergangenen Wirtschaftsjahres Stellung. Die Handelstammer( chreibt: den Zerfall der in der Inflationszeit ohne genügende Rücksicht auf 3hr weithin fichtbares Kennzeichnen erhielt die Krisis durch Cenkbarkeit und gegenseitige Ergänzung geschaffenen Sachwert­fammlungen. Das Schicksal dieser Konzerne ist eine deutliche Barnung vor der Ueberschägung ber nicht gewinnbringend arbete tenden Subftans an fich als Kapitalanlage oder Steuerquelle und de- Aktiengesellschaft immer dringlicher werdenden Brobleme wirt enthält zugleich einen ernſten Beitrag zu dem mit der Ausdehnung fchaftlicher Führung."

Die deutsche Krifts werde verschärft durch eine internatio nate Störung des Güterumlaufe's. Der Bericht fährt fort:

Somit erscheinen, wenn in der Tat der Belt politischer Er­regung eine auf Friedenswerte eingestellte Entspannung folgen follte, bie objektiven Aussichten für immer wieder vom Weltmartt tommende Anregungen nicht so trübe, wie unter dem Druck der heimischen Berhältniffe vielfach angenommen wird. Eine ernite Frage ist jedoch, wie weit die deutsche   Wirtschaft ven fich aus gerüstet ist zur Teilnahme an einer wieder günftigeren weltwirtschaftlichen Konjunktur. Die Wiedereinführung der Agraraölle bat, wie von der Handels­tommer nicht anders erwartet, die Krifis der Landwirtschaft nicht aufzuhalten vermocht. Die ftaatliche Steuerpolttit kann die Handelsfammer nicht als die alleinige Ursache der wirtschaftlichen Schwierigkeiten bezeichnen. Die übertreibenden Behaup tungen verdunkeln nach ihrer Ansicht, in wie hohem Maße die übermäßige Steuereinziehung zur Schmälerung des Betriebs­tapitals beiträgt." Weiter beschäftigt sich der Bericht mit Fragen der inneren Wirt Ichaftspolitik und geht hierbei auf den Reichswirtschaftsrat ein.

Preiserhöhungen in der Baumwollveredelungsindustrie. Der Berbanb er beutichen Berebelungsanstalten für Baummall gemebe in Leipzig   läßt, wie Die Seguimod fabriche Wirting orm 1. Januar und 1. Februar 1926 ab reiserhöhungen eintreten, bie 10 bis 20 Broz. vom Beredelungslohn ausmachen. Diefe Breis erhöhungen stellen eine außerordentliche Belaftung für ben Baum mollwarengroßhandel bar, ba er bei den bereits abgefchloffenen Ber verfäufen die sehr beträchtliche Preisdifferenz von seinen Abnehmern nicht nachfordern fann.

Auch diesem Wege tommen wir ganz bestimmt nicht aus der Krise heraus!

Ueber die Firma Johannes Küchenmeiffer in Freiberg   i. S., die eine Flachsbereitungsanstalt betreibt, ist die Geschäftsauflicht verhängt morden. Küchenmeifter ift derjenige, dessen Auto bei dem Rathenau- Mord benugt wurde.