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Aus den Bezirken.

1. Bezirk Mitte .

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Nachdem am Freitag, den 11. Dezember 1925, die Einführung der neugemählten Bezirksverordneten erfolgt war, fand am 16. d. M. im Bezirk Mitte die erste Bezirksverordnetenversammlung statt. Die Wahl des Vorstehers sowie der Stellvertreter wurde durch die Un­einigkeit der bürgerlichen Parteien unnötigerweise so lange hinaus: gezogen, sodaß zur restlosen Erledigung der Tagesordnung schließ lich feine Zeit vorhanden war. Zum Vorsteher wurde Genosse Riese und zu Stellvertretern Dr. Beese( Dnat. Vp.) und Bach mann( KPD .), zu Beifizern und Stellvertretern Frau Woll­ stein ( SPD .), intel ( Dnat. Vp.), Wilfe( SPD .) und Georg Schmidt( KPD .) gewählt. Die Ausschüsse und Deputationen wurden in der bisherigen Stärke zusammengesetzt. Eine lebhafte Debatte entspann sich bei der Beratung des bekannten kommunisti schen Antrages, der die Bereitstellung von Mitteln für die Erwerbs: lofen fordert. Genosse Brendel sowie der Kommunist Bern fte in begründeten die Notwendigkeit, den Erwerbslosen zu helfen. Die bürgerlichen Parteien bestritten diese Notlage nicht, fonnten sich aber nicht für den Antrag entschließen und stimmten dagegen. Ein weiterer Antrag, der die Freilassung des inhaftierten Bezirks­verordneten Rohl( KPD .) forderte, fonnte wegen herbeiführung der Beschlußunfähigkeit durch die bürgerlichen Parteien nicht erledigt 4. Bezirk Prenzlauer Berg .

werden.

Am 14. Dezember fand die erste Bezirksverordnetenversamm lung nach den Neumahlen statt, in der die Mitglieder eingeführt und vom stellvertretenden Bürgermeister Gen. Fröhlich ver­pflichtet und die Wahl des Vorstandes vorgenommen wurde. Als Borsteher wurde Gen. Kemnig mit 55 von 59 abgegebenen Stimmen wiedergewählt; als Stellvertreter wurde der Kommunist Dorner gewählt. Auch die onderen Wahlen zum Vorstand ent­sprachen dem Stärkeverhältnis der Parteien. In der zweiten Ber­fammlung am 18. Dezember wurden die Wahlen der Mitglieder, ihrer Stellvertreter und Bürgerdelegierten zu den ständigen Aus­schüssen, den Kommissionen, Deputationen usw. vorgenommen. Auch bei diesen Wahlen war das Stärkeverhältnis der Parteien ent­scheidend, desgleichen bei der Wahl der unbesoldeten Stadträte. Es wurden hierzu gewählt: die Genossen Meyer, Gürne und Schent; von der KPD . Degner, der Dnat. Bp. Gardemin und der DDP. Flieth. Zur Vorbereitung der Wahl eines Bürgermeisters wurde ein Ausschuß ernannt, dem auch die Prüfung der Wahl eines zweiten Bürgermeisters übertragen wurde. Eine Anfrage der Dnat. Bp., in der um Auskunft gebeten wurde, wer die Märkte in der Wichertstraße und Prenzlauer Allee ver. pachtet habe, und in der auf ein Gerücht verwiesen wurde, nach dem die Bächter cus den Standgeldern einen monatlichen Verdienst von 3500 m. haben sollen, erregte große Heiterfeit, nachdem vom Vertreter des Bezirksamts berichtet wurde, daß der Verdeinst noch wesentlich höher sei, daß aber nicht das Bezirksamt Berpächter sei, fondern Privatfapitalisten, und daß an einem der verpachteten Brundstücke sogar eine Kirchengemeinde beteiligt fei. Vor­lagen über Bewilligung von Mitteln für die Weihnachtsbescherung bedürftiger Kinder und zur Fortführung des Speiseheims für tubertulösverdächtige Kinder fanden nach den vom Bezirksamt ge­machten Vorschlägen Annahme. Auch eine Borlage zur Bewilligung von Mitteln für Ausführung von Arbeiten im Bezirksamt fand Annahme. Zu einem Dringlichkeitsantrag der KPD. , betreffend Bereitstellung von Mitteln zu besonderen Beihilfen Unterstützungs­berechtigter, wurde auf die am Tage zuvor in der Stadtverordneten rersammlung gefaßten Beschlüsse verwiesen und der Antrag damit als erledigt angesehen. Zur Nachprüfung der Geschäftsordnung wurde eine Kommission gewählt.

8. Bezirk- Spandau .

In der ersten Sigung der Bezirksversammlung gedachte Bürger­meister Stritte des verstorbenen Stadtverordneten, Genossen Mar Waiter und würdigte die unparteiische Gefchäftsführung des Borstchers der alten Bezirksversammlung, des Genoffen Har tung. Er verpflichtete darauf die vollzählig erschienenen Bezirks verordneten. Der Alterspräsident Bender( Dnat.) übernahm die weitere Geschäftsführung. Die Kommunisten stellten auch hier ihren Dringlichkeitsantrag bezüglich der Erwerbslosen. Dem Antrag wurde nicht widersprochen und ein Ausschuß zu seiner Beratung gewählt. Genosse Münsinger wurde als 1. Vorsitzender unter Zustim­mung des ganzen Hauses als Vertreter der stärksten Fraktion ge­wählt. Bei der Wahl des Stellvertreters schlug der Kommunist Sellheim seinen Genossen Mühl vor. Von der Rechten wurde der Bezirksverordnete Bleichmann( D. Bp.) vorgeschlagen, da die Freie Bereinigung" mit 17 Sigen die zweitstärkste Fraktion ist. Die SPD . gab meiße Bettel ab. Bleichmann wurde gewählt. Als Schriftführer und Beisiger wurden noch gewählt: Mühl( KPD .), Reichert( Soz.), Frau Kemptens ( Soz.). Der Vorstand sezt fich also zusammen aus 3 Sozialisten, 1 Deutsche Volkspartei und 1 Kommunisten. Bei der Wahl der unbesoldeten Stadträte hatten Rechte, Mitte, SPD. und Kommunisten eigene Kandidatenlisten auf­gestellt; die Listen der SPD. und KPD. waren verbunden. Bei der Wahl wurden abgegeben: 17 Stimmen für die Freie Ver­einigung( Deutschnationale, Deutsche Volkspartei und Wirtschafts­partei), 6 Stimmen für die Mitte( 3entrum, Demokraten), SPD . 19, KPD 6 Stimmen. Die abgegebenen Stimmen stimmten mit der Stärke der einzelnen Fraktionen überein. Durch diese Stimmabgabe erhielten die SPD . 2 Stadträte, die Genossen Adolf Guth und Fris Bergemann, die Rechte erhielt gleichfalls zwei. Mitte und KBD. gingen dabei leer aus. Die Wahl der Mitglieder in die Ausschüsse und Deputationen wurde nach der Stärke der ein­zelnen Fraktionen nach dem daraus gewonnenen Schlüssel vor­genommen.

9. Bezirk Wilmersdorf .

Die neugemählte Bezirksversammlung Berlin- Wilmersdorf trat am Mittwoch, den 16. Dezember, zu ihrer ersten Sigung zusammen. Nach der ohne viel Zeitverlust vorgenommenen üblichen Einführung und Verpflichtung der Mitglieder sowie der Wahl des Vorstandes begann die Beratung des sachlichen Teits der Tagesordnung. Die Borbereitung ber Wahlen von Mitgliedern der Deputationen und unbefoldeten Bezirksamtsmitgliedern murde dem neugewählten Bezirksausschuß übertragen. Bei der ersten Lesung der Borlage betr. Bedarfsübersicht für den Bezirkshaushalt 1926 betonte ber Borsigende des Bezirksamts, daß die geforderten Mittel nur das notwendigste Maß dessen darstellen, was zur Erfüllung der dringendsten kommunalen Aufgaben erforderlich sei, daß von der Zentralverwaltung Abstriche zu gewärtigen feien, und er ließ hier bei einfließen, daß Wilmersdorf , wenn der Ort noch wie früher eine Gemeinde mit selbständiger Finanzgebarung wäre, nach Ber­ausgabung der geforderten Summen noch einige Millionen Ueber­schuß aufweisen würde. Unser Redner, Genosse Lüdemann, mies überzeugend nach, daß die Einheitsgemeinde Groß- Berlin nichi mehr zu erschüttern sei, ferner, daß für einen großen Teil der Bevölkerung, namentlich der arbeitenden Schichten, ein bestimmter

STADT

BEILAGE

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Wohnbezirk innerhalb Groß- Berlins immer nur für einen bestimm­ten Zeitabschnitt in Frage fäme, da sie oft verzögen. Daher würden die vorteilhaften Finanzverhältnisse des Bezirtes, in dem sie zu­fällig wohnten, in ihrer Auswirkung für fie oft illusorisch werden. wohlhabenden Bewohnern gesegneter" Bezirt tommunal wirtschaft­Vor allem aber sei der Gedante unerträglich, daß ein zufällig mit lich besser gestellt sei, als Bezirke mit wirtschaftlich schwächerer Be­völkerung innerhalb der einen großen Stadtgemeinde. Er tenn­zeichnete die vielen Unterlassungsfünden der Vor­friegszeit in Wilmersdorf auf dem Gebiete der Wohl­fahrts, Jugend- und Gesundheitspflege, deren Wiedergutmachung heische. Aehnlich kritisch äußerten sich die demokratischen und tom nun in der Zeit wirtschaftlicher Not um so größere Ausgaben er­munistischen Redner, während die Vertreter der Rechtsparteien die wohlbegründete Kritik vergeblich durch verlegene Reden abzu­schwächen versuchten. Dauerwald am Grunewaldsee zugunsten eines Tennis­Die Abholzung eines Stüdes plages für den feudalen Klub Blau- weiß" löste allseitig scharfen Brotest aus, leider zu spät. Bei unserem Antrage auf Be­reitstellung ausreichender Mittel zur Winterbeihilfe für alle Bedürftigen wetteiferten alle Parteien in der Betonung ihres Mitgefühls und der Hilfsbereitschaft für die Notleidenden unseres Bezirks. Ja, die Deutschnationalen steigerten ihr soziales Emp­finden sogar zu einem Ergänzungsantrage auf Einfeßung eines ftändigen Leberwachungsausschusses für diese Bedürftigenfürsorge(!), der dann auch mit unserem Antrage angenommen wurde. Seden­falls läßt der Verlauf dieser ersten Bezirksversammlung die Hoff­nung begründet erscheinen, daß eine gewisse Linksverschiebung in dem Wahlausfall auch nach Wilmersdorf , einer Hochburg der Re­aftion, einen frischen Luftzug hineinmehen werde

11. Bezirk Schöneberg.

RK

VORWARTS

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Ausführungen der sozialdemokratischen Stadträte einverstanden er­flärt. Genosse Strieder beleuchtete die Anträge vom Stand­puntt der Stadtverordnetenversammlung. Der Vorsteher, Genosse Schneider, erklärte den Kommunisten und den Tribünenbe­fallen würde er ihnen doch nicht erweisen, die Tribüne durch Polizei suchern, daß sie sich noch so rüpelhaft benehmen könnten, den Ge= Ausschuß anträge einstimmig angenommen; auch die räumen zu lassen. Kommunisten stimmten für die Ausschußanträge. Von den Gewerbe­Nach stundenlanger Debatte wurden die treibenden in Oberschönemeide war in einer Petition über die Wochen­märkte Klage erhoben. Genosse Schneider betonte, daß die Fraktion finden zu lassen. Die Wochenmärkte seien ihrer Aufgabe, preis­tein Interesse habe, Wochenmärkte gar nicht oder eingeschränkt statt­regulierend zu wirken, in vollem Umfange nachgefomemn. Die Be­regulierend zu wirken, in vollem Umfange nachgekommen. Die Be­Albin Gerisch mar lange Jahre ehrenamtlich im Kommunaldienst zirksversammlung beschloß, die Straße 83 in Baumschulenweg in Treptom tätig. Die Bezirksversammlung genehmigte die end­gültigen Entwürfe und Kostenanschläge für den Neubau eines Feuerwehrdienstgebäudes in Niederschöne weide. Die Mittel für Errichtung von Schularztzimmern in Ober­ schöneweide und Adlershof wurden zur Verfügung ge­ftellt. Die Bezirksversammlung stimmte dem Plan zur Erweiterung aft traftwagenzuges für den Bezirksfuhrpart war die Ber­des Friedhofes an der Kiefholzstraße zu. Mit der Anschaffung eines fammlung einverstanden. Für den Straßenzug Treptower Chaussee, Alt- Treptow, Neue Krug Allee wunde beschlossen. Ferner wurde beschlossen, den privaten Wochenmarkt in die Einrichtung einer elettrischen Mittelbeleuchtung Oberschöneweide , Wilhelminenhofstraße 80/81, ab 1. Januar 1926 in die Verwaltung des Bezirks Treptow zu übernehmen.

17. Bezirk- Lichtenberg.

wieder den Gen. Gustav Tempel zum Vorsteher, als Stell­Die erste Bezirksverordnetenversammlung wählte durch Zuruf vertreter Rehberg( Komm.). Bei der Wahl zum 2. Stellvertreter mar Zettelwahl notwendig; gewählt wurde Riesebrodt( Dem.). Durch 3uruf wurde zum Schriftführer Gen. Gronwald, zu Stell bestimmt. Bei der Wahl zum Wahlausschuß wurden 47 Stinum­zettel abgegeben, für Thurm( Soz.) 18, Kowalfe( KPD .) 13, vertretern wurden Ponsong( KPD .), Weinert( KPD .), Otto( D. Vp.) Bimmermann( Dnat.) 10, Bejete( Mitte ) 6 Stimmen. Die Listen Tempel gab befannt, daß der Oberpräsident die Wahl des Stadt­Thurm und Kowalfe waren verbunden. rats Stimming zum Bürgermeister des Bezirksamts Lichtenberg Der Vorsteher Genosse nicht bestätigt habe. Die Aussprache hierüber, sowie über Maß­nahmen des Bezirksamts zur Linderung der Not der Erwerbslosen wurde bis zur nächsten Sigung vertagt.

wurde durch Bürgermeister Berndt eröffnet. Die erste Sigung der neuen Bezirksversammlung Schöneberg Seine Ausführun tationsmethoden ertennen ließen, dürften die von ihm als erstrebens­gen, die die hinreichend bekannten Merkmale deutschnationaler Agi­mert bezeichnete Busammenarbeit zwischen dem Berliner Magistrat und dem Bezirk Schöneberg nicht fördern. Zum Vorsteher wurde der deutschnationale Bezirksverordnete Evers mit 53 von 59 ab. gegebenen Stimmen, zu Stellvertretern unser Genosse Flatau einstimmig durch Zuruf und der Bezirksverordnete Dr. Teufer ( D. Bp.) mit 52 von 58 abgegebenen Stimmen gewählt. Letzterer Posten von seinen deutschnationalen Freunden nicht mehr als würdig war bisher Bezirksverordnetenvorsteher, wurde aber für diesen erachtet, nachdem nach der Dezimierung der Volkspartei das politische Liebesverhältnis zwischen ihr und den Deutschnationalen gelöst morden war. Der Hauptinhalt der Berhandlungen, die eine Seltenheit für Schöneberg vier Stunden dauerten, bildete eine Erwerbslosendebatte. In dieser unterstrich der Fraktionsvorsigende der SPD. , Genosse Czeminsti, die berechtigten Wünsche der Erwerbslosen, die in sehr großer Zahl auf der Tribüne anwesend maren. Er betonte auch die Notwendigkeit, durch Entscheidungen der Bezirksversammlung die von der Berliner SPD - Fraktion ver. anlaßten Maßnahmen des zentralen Magistrats nachdrücklich zu unterstützen. Ein entsprechender Antrag wurde einstimmig einem Ausschuß zur Spezialberatung überwiesen. Genoffe Wendt wandte fich dann noch als Begründer einer Anfrage gegen die aus pädlich agogischen und fachlichen Gründen zu verurteilende eran= ziehung von Schulkindern zu Straßensammlun gen. Die Antwort des Bürgermeisters Berndt war höchst unbe­friedigend. Nach der Wahl einiger ständiger Ausschüsse wurde die Bezirksversammlung bis Mitte Januar vertagt. Januarfizung werden die Haushaltsberatungen beendet und die In der ersten Wahlen vorgenommen werden, u. a. auch die der unbesoldeten Stadträte. 12. Bezirk Steglitz .

Die erste Bezirksverordnetenversammlung des Steglitzer Bezirks nahm die Wahl des Vorstehers vor. Es wurden drei Kandidaten präsentiert: von den Deutschnationalen Stadtv. Bunge, von der Boltspartei Stadtv. Schwarz, von den Kommunisten Stadtv. Marquardt. Schwartz( D. Vp.) wurde gewählt. Genoffe Heinig wurde 2. Borsigender. Die Beisitzer wurden von den vier stärksten Parteien gestellt. Nach Erledigung einiger weiterer Wahlen famen zwei fommunistische Dringlichkeitsanträge über Erwerbslosen fragen zur Beratung, deren Dringlichkeit nicht widersprochen wurde. Es wurde gefordert, daß jedem Erwerbslosen 100 M., ieder Frau 50 M. und jedem Kinde 25 m. noch vor Weih­nachten zu zahlen seien. Weiter wurde Beschaffung von Not standsarbeit verlangt, die zum Tarif zu entlohnen sei und die die Gemeinde in eigener Regie ausführen sollte. Weiter wurden als Erwerbslosenfürsorge 80 Proz. des Tariflohnes und Fortfall der Bedürftigkeitsprüfung gefordert. Bezirksv. Engel( Wirtsch. Bereinig.) entrüstet sich über die Forderung, daß die Arbeiten in eigener Regie ausgeführt werden sollten. Auf diese Arbeiten hätten die Gewerbe­treibenden ein Recht. Der Bezirksbürgermeister führte aus, daß das Bezirksamt keine Möglichkeit zur Hilfe habe und verwies auf die Gefeßgebung und die Stadtverordnetenversammlung. Man hätte erwarten dürfen, daß er stärker hervorheben würde, was tatsächlich bisher bereits geschehen ist und daß ein Teil der Forderungen bereits durch Magistratsbeschluß erfüllt ist. Die Kommunisten hatten also auch gleich die nötigen Anhaltspunkte und benutzten die Versamm­lung für ihre Agitation. Die Tribüne war während der Berhand­lungen äußerst unruhig. Schließlich beantragte Genoffe lofe Ausschußberatung. Diese wurde endlich auch gegen die Stimmen der Kommunisten angenommen. Darauf bemächtigte sich der Zuhörer auf der Tribüne eine heftige Erregung, die sich in Rufen wie: Be­gräbnis 1. Klaffe. Wir haben Hunger. Vollgefressene Bäuche usw. lebhaft Luft machten. Es ist selbstverständlich, daß unsere Genossen alles Mögliche tun werden und tun müssen, um den Erwerbslosen zu helfen, denn die Not steigt ständig, und die geringe Hilfe, die bis­her gegeben wurde, muß die Erwerbslosen erbittern.

15. Bezirk Treptow .

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Die letzte Sigung der Bezirksversammlung Treptow war nach Erledigung der von der alten Versammlung übernommenen tom­munistischen Agitationsanträge fehr arbeitsreich. Wie auch in anderen Bersammlungen hatten die Kommunisten urplöglich ihre Sorge für die arbeitslosen Bolksgenossen entdeckt. Erhöhung der Unterstügung, Lieferung der Brennmaterialien, der Kleidung usw. beantragten fie, außerdem führten sie Beschwerde über die Behandlung von Arbeits. losen in der Erwerbslosenfürsorge. Genosse Bürgermeister Grunow ging eingehend auf die kommunistischen Anträge und auf die vor­gebrachte Beschwerde ein. Unter lebhafter Zustimmung der Ver­fammlung erklärte er, daß jeder vom Bezirksamt folange anständig be­handelt werde, auch wenn er Kommunist sei, als er sich den Be­amten und Angestellten der Erwerbslosenfürsorge gegenüber an­ständig benimmt. Genosse Beder rechnete mit der KPD . ab. Nur wenn die Tribünen voll besetzt sind, dann finde die KPD. - Fraktion große Worte, sonst und in den Ausschußsizungen schweigen sich die Stommunisten aus, wenn sie nicht vorziehen, überhaupt nicht zu erscheinen. Im Ausschuß, der sich mit den Anträgen be­schäftigte, hat der KPD. - Vertreter sich in jeder Beziehung mit den

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In der zweiten Sigung wurde die Wahl von sechs unbefoldeten Weiß und Klüsener, von der KPD . Torgler und Maurischat, Stadträten, vorgenommen. Gewählt wurden unsere Genossen Landschulz( Dnat.) und Köhler( Deni.). Eine große Debatte rief eine Vorlage des Bezirks betr. Maßnahmen zur Linderung der Wohnungsnot im Verwaltungsbezirk Lichtenberg hervor, die Genosse Stadtrat Witte begründete.

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in den nächsten 5 Jahren zu errichten, wurde einstimmig an­Die Borlage, in der gefordert wird, 500 Neubauwohnungen jähr­Antrag der Sozialdemokratie aus, der praktische Vorschläge für die genommen. Den größten Raum füllte die Aussprache über einen Beschäftigung von Arbeitslosen zu tariflichem Lohn innerhalb des Bezirks enthielt. bemängelten aber den geforderten Wohnungsbau in eigener Regie Gen. Räming begründete diefen Antrag. Engler( Dnat.) und Besele( Wirtschaftspartei) stimmten ebenfalls zu, und beantragten Streichung dieser Worte. Die KPD . stellte Zufaz­anträge, die mit den Stimmen der Linken angenommen wurden. rufe, und es war interessant zu sehen, wie sich der Borsteher­Bei diesen Verhandlungen beteiligte sich die Tribüne durch Zwischen­stellvertreter Rehberg( KPD .) vergeblich bemühte, die von seiner lich unter Ablehnung des Streichungsantrages einstimmig an­Partei gerufenen Geister zu beschwören. Der Antrag wurde schließ­genommen. Es folgte die Aussprache über die Nichtbestätigung der Bahl des Gen. Stimming zum Bürgermeister. Hierzu lag ein vom Gen. Thurm vertretener Antrag der Sozialbemotraten vor, in dem energisch gegen diesen ungerechtfertigten Eingriff in Die Selbstverwaltung protestiert wird und vom Minister eine Korrektur dieses Entscheides erwartet wird. Riesebrodi( Dem.) beantragte, den Oberpräsidenten um Angabe der Gründe der Ab­lehnung zu ersuchen. Beide Anträge wurden einstimmig an­genommen. anträge der KPD .: Hilfe für Kriegsopfer ufm., entspann sich eine Bei der Besprechung einiger Dringlichkeits. Deckungs" debatte. Auf Anfrage gab der Vorsteher bekannt, daß an Vorbehaltsmitteln noch etwa 5000 bis 6000. vorhanden seien. Gen. Thurm wies nach, wie unsinnig es ist, Anträge zu stellen, die 270 000 m. erfordern, trotzdem die KPD .- Bertreter wissen, daß tein Geld im Bezirksamt ist. Leez( KPD .) wollte, daß die Mittel von Berlin angefordert werden und versprach, hierfür Steuern bewilligen zu wollen. Gen. Thurm bemerkte dazu, daß, wenn auch die Stadtverordnetenversammlung entsprechend beschlöffe, zu einem folchen Beschluß die Zustimmung des Magistrats notwendig sei, und der ist dank der kommunistischen Abbautaktik jegt in der Mehrheit bürgerlich und wird daher einem derartigen Beschluß niemals beitreten. Inzwischen hatte die Rechte mit Ausnahme einiger Horchposten das Haus verlassen.

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19. Bezirk Bankow.

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lung ihre Tätigkeit. Die SPD . ist mit ihren 14 Bertretern bie Mit der hier schon fattfam betanntgewordenen Bergewaltigung aller parlamentarischen Begriffe begann die neue Bezirksversamm stärkste Frattion. Sie nimmt natürlich nach altem parlamentarischen Gebrauch das Recht, den Vorfizenden der Bersammlung zu stellen, für fich in Anpruch. Borgeschlagen wurde unser Genoffe Rubia, von den Deutschnationalen der Landtagsabgeordnete urtgen. Beide Kandidaten erhielten 21 Stimmen. Das Los entschied für Hurtgen. Gegen die ausgesprochenen Rechtsparteiler tann man feinen Borwurf erheben. Sie sind alte Gegner des Parlamentaris­mus und bleiben sich damit durchaus treu. Wo blieben aber vor allem die Demokraten? Im Wahlfampf haben sich die Deutſch nationalen mit den Demokraten auf das grimmigste bekämpft und gaben bei jeder Gelegenheit ihrem gegenseitigen Haß den deutlichsten Ausdruck. Als es galt, hier demokratische Rechte zu verteidigen, duckten und ordneten sie sich dem Willen der Republitgegner unter. Genosse Amberg tennzeichnete das Berhalten dieser Demokraten und erklärte, daß die SPD . sich nicht weiter an der Besehung des Borstands beteiligen werde. Die KBD. dagegen entfendet sogar ihren Fraktionsvorsitzenden in den Vorstand. Bären die Mitglieder der KPD . alle anwesend gewesen, hätte die Linke die Mehrheit gehabt. Anträge der SPD . und KPD ., die zu der großen Notlage Stellung nehmen sollten, wurden der Versammlung vorgelegt. Genosse Lösner schilderte die Not der Erwerbslojen, besonders der Ausgesteuerten, aber auch der Kurzarbeiter. Die Anträge der SPD . und KPD . wurden angenommen. Nun erfolgte die Wahl

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der unbesoldeten Stadträte. Unsere Liste war mit der der Kommu­