Dir Hesjagd auf Zuppe!
Die Vorgeschichte.
Genau so wie Ebert von politischen Strolchen gehegt wurde, bis er als Opfer fiel, geht seit Jahren gegen den Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Luppe von den Bölkischen ein Reffeltreiben, um diesen aufrechten Mann und Demokraten zur Kesseltreiben, um diesen aufrechten Mann und Demokraten zur Strede zu bringen.
Als Luppe von der Nürnberger Bürgerschaft zum Nachfolger Geßlers gewählt wurde, war die blaue Polizei in Nürnberg städtisch. Der von der Regierung Kahr bestellte Staatskommissar Gareis war Leiter der Landespolizei. Gareis, der selbst erflärte, er sei Monarchist, fam sehr bald in Differenzen mit dem Republikaner Luppe. Als dann durch den bayerischen Landtag beschlossen wurde, sämtliche Polizeiorgane unterstehen der Landesregierung, wurde der Staatskommissar Gareis, unter dem Druck der Geheimverbände gegen die Absicht der Regierung Lerchenfeld Polizeidirettor in Nürnberg .
Nach dem Anschwellen der nationalsozialistischen Bewegung in Bayern trat gegen Luppe ein neuer Kämpfer auf. Diefer Gegner war Julius Streicher , der Wortführer der Nürnberger Hafenkreuzler. Geistig etwas zurückgeblieben, war sein Mundwerf um so beweg. licher, und da er in Luppe, der einer protestantischen Familie entstammt, einen Juden sah, verging feine Woche, in der nicht in nationalsozialistischen Versammlungen die müteften Angriffe Etreichers gegen Luppe erfolgten.
Als am 1. Mai 1923 Hitler in München mit seinen Banditen gegen den Maiumzug der Sozialdemokraten und Gewerkschaftler mit Gewalt vorgehen wollte, ließen in der Nacht vom
Psychologie und Berufsberatung.
Auf der vom Berliner Zentralinstitut für Erziehung und Unter„ Schule und Berufs
beratung Sprach, Hellmuth Bogen, der Leiter der Erziehungsprüfstelle im Landesberufsamt Berlin , über„ Die Psychologie im Dienste der Berufsberatung". Zur Berufseignung genügt nicht Arbeitseignung, sondern es müssen bestimmte feelische Eigenschaften hinzukommen, die eine Anpassung an die Forderungen des Berufes ermöglichen. Wenn die Anpassung nicht gelingt, fönnen auch Kinder mit wertvollem Charakter in den Berufen, denen sie zugewiesen wurden, gänzlich versagen. Für die Ermittelung der Eignung eines Kindes hat nach Ansicht des Redners die Schule mit den Fragebogen, die sie über die Kinder führt, bisher nicht das Wünschenswerte geleistet. Ihrer Mitarbeit sind Grenzen gezogen durch Schwierigkeiten, die sich aus dem Wesen der Schule ergeben, aus der Eigenart der Arbeit des Lehrers und aus der Einstellung des Kindes zum Lehrer und zur Schule. In der Regel unterscheidet der Lehrer nicht Fähigkeiten von Fertigkeiten, er beurteilt mehr den Arbeitserfolg als die Arbeitsgestaltung, die zu ihm geführt hat. Der Redner hat z. B. in 8000 Schülercharakteristiken, die er durchsah, nicht einmal einen Hinweis auf besondere Neigungen gefunden. Die Beobachtung des Schülers durch den Lehrer leidet an dem Mangel, daß der Lehrer ihn nur als Schüler beobachtet, während für die Berufs beratung das Kind in feiner Ganzheit beobachtet und und erkannt werden müßte. Wichtig find Beobachtungen darüber, wie ein Kind sich zur Arbeit überhaupt verhält, wie es sich zu Hemmniffen stellt und sie zu überwinden fucht. Aber gerade das " Probieren" bei der Arbeit, das fennzeichnend sein kann, wird durch die Schule verdeckt. Der Redner will troß dieser Einschränkungen die Mitarbeit der Schule bei der Berufsberatung nicht missen. Die Schülercharakteristiken sind ihm wertvoll als eine abschließenden Entscheidung.
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Romano Guarbini ber Fragen ber ftaatsbürgerlichen BilDung”. Am Freitag, den 8. Januar, werden sprechen vormittags 3 Uhr Prof. Dr. Lampe. Direktor der Pädagogischen Abteilung des Zentralinftituts über Rundfunk und Pädagogische Literatur". Am barauffolgenden Tage kommen zu Borte nachmittags 3 Uhr Studiendirektor Dr. Gaster über Rundfunk und Sprache", um 3% Uhr Regierungsrat Dr. Krammer über das Thema„ Der Rundfunk als Erzieher zur Synthese". Die Reihenvorträge beginnen Montag, den 11. Januar, nachmittags 3 Uhr.
, Schon wieder ein Kind."
Die furchtbare Tat einer proletarischen Mutter. Unter der Anklage des gemeinschaftlich verübten Mordes an einem neugeborenen Kinde hatten sich heute die Eltern des Kindes und die Freundin der Eltern vor dem Schwurgericht I zu verant morten. frau Marie und die Arbeiterfrau Ella Steffens. Angeklagt sind der Arbeiter Mag Schelenz, dessen Ehe
Trübe Familienverhältnisse herrschten bei dem Ehepaar Sche= lens. Beide hatten aus ihren früheren Ehen schon Kinder mit gebracht und auch noch Zuwachs bekommen, so daß bereits pier Kinder vorhanden waren. Der Mann war ein Trinter und trieb sich herum. In der Trunkenheit mißhandelte er auch Frau und Kinder. Als Anfang 1923 ein neuer Zuwachs fam, ertränft und die Leiche von der zu der Tat zu Hilfe gerufenen murde das Kind gleich nach der Geburt in der Badewanne Frau Ella Steffens im Ofen verbrannt. Die Tat ist erst nach zwei Jahren zur Anzeige gelangt, und zwar durch den Hausdiener Steffens, den Ehemann der Angeklagten, der seine eigene Frau be zichtigte. Die Angeklagte Marie Schelens behauptete bei ihrer Bernehmung:„ Ich mußte es unter dem Zwange meines Mannes tun. Er mar, menn er betrunken mar, ein Unmensch
30. April auf 1. Mai die Nürnberger Nationalsozialisten Waffen Art Borschau, als Mittel der Ueberprüfugn, als Stüße bei der und brachte feinen Arbeitsverdienst durch. Fast jeden Tag hat er
in ihr Bersammlungslotal schaffen. Dies erfuhr die fozialdemokratische Parteileitung in Nürnberg , die ebenfalls einen Umzug propagiert hatte, und sie gaben noch in derselben Nacht dem Oberbürgermeister Luppe von dem Waffentransport Kenntnis. Luppe ließ daraufhin die Waffen beschlagnahmen und rief telephonisch den Staatssetretär Hamm von der Reichs fanzlei Berlin an, um ihm Mitteilung von der damals bedrohlichen Lage in Bayern zu machen. Dieses Borgehen Luppes brachte neuen Sonflittstoff mit dem Staatskommissar Gareis und ferner mit der bayerischen Regierung, die gegen Zuppe ein Disziplinarper fahren einleiten wollten, ba Zuppe über den Kopf der Regierung hinweg sich direkt mit Berlin in Verbindung gesetzt hatte. Troß aller Bemühungen der Monarchisten und Nationalisten fonnte man Luppe jedoch nichts anhaben.
Der Selbstmordversuch Cassirers.
Das Befinden des Verletzten ernst. Gestern nachmittag unternahm, wie mir heute früh bereits furz mitteilten, der bekannte Kunsthändler Paul Cassirer einen Selbft mordversuch. In Begleitung seines Hausarztes war Cassirer in den frühen Abendstunden in das Bureau feines Rechtsanwalts in der Boßstraße gefahren, um dort mit seiner Frau, der Schauspielerin Tilla Durieur, von der er seit einiger Zeit getrennt lebte, zufammenzukommen. Cassirer , der seit längerer Zeit schwer herz leidend ist, wollte hier seine leziwilligen Verfügungen, in denen er seine Frau und seine Tochter aus erster Che reichlich bedacht hatte, notariell festlegen lassen. Nach Erledigung der Formalitäten zog er sich in ein Nebenzimmer zurüd. Kurze Zeit darauf ertönte ein Schu B, und als die Zurüdgebliebenen in das Zimmer brangen, fanden sie Cassirer zusammengefunfen in einem Sefsel figend. Er hatte sich einen Brustschuß beigebracht und sich lebensgefährlich verlegt. Cassirer wurde fofort in einem Wagen des Rettungsamtes in das Elisabeth- Krankenhaus in der Lügomstraße übergeführt. Eine operative Entfernung der Kugel fonnte bis jetzt nicht vorgenommen werden. Die Motive der Tat liegen nicht flar zutage. Cassirer , eine start impulsive, reizbare Natur, hatte in der letzten Zeit öfter zu seinen Freunden geäußert, er wolle sich das Leben nehmen. Ein schweres Herzleiden trug viel zu feiner Reizbarkeit und zur Zerrüttung feines Nervenzustandes bei. Die Tat geschah anscheinend ohne zwingenden Grund, vielleicht spielten dabei auch eheliche Differenzen eine Rolle.
Der nationalsozialistische Hezer Streicher sammelte in der 3wischenzeit eifrig Material gegen Luppe. Weil Luppe einmal pon der städtischen Bekleidungsstelle einen Mantel bezogen hatte, wurde Luppe in dem völkischen Wochenblatt" Der Stürmer " in gehäßigster Weise angegriffen. Sein energisches Handeln in der fritischen Nacht vom 30. April auf den 1. Mai wurde als Landes verrat bezeichnet. Weil Luppe anläßlich einer Tagung des baye rischen Städtetags von Nürnberg nach Bamberg mit dem städtischen Auto fuhr und dann, als eine Banne eintrat, ein anderes städtisches Auto als Ersatz kommen ließ, wurde ihm von Streicher Ber geudung städtischer Gelber vorgeworfen. Anläßlich des Ruhrkampfes murde im Nürnberger Stadttheater Wilhelm Tell " aufgeführt. Einige auswärtige Schauspieler, die an jenem Abend als Gäste an der Aufführung mitwirkten, hatten vorher fein Abend. brot gegessen. Nach Schluß des Theaters ging der Intendant mit den Gäften deswegen in ein Weinlokal. Als von den Gästen die Hodersteuer für Berweilen über die Polizeiftunde hinaus gefordert wurde, ließ der Bürgermeister Luppe den Betrag nicht einkaffieren. Aus dieser selbstverständlichen Anstandspflicht gegenüber Gäften, die der Nürnberger Bevölkerung einen Gefallen erwiesen haben, machte der völlische Sprüchellopfer Streicher eine llnterschlagabteste und erfolgreichste Kunsthändler Berlins , und man fann gung von Steuergeldern." Woche für Woche gab es neue Anpöbelungen im Stürmer" gegen den Oberbürgermeister der Etadt Nürnberg.
Endlich strengte Dr. Luppe Klage gegen Streicher an. Der Prozeß dauerte 2 Wochen und endete mit der Verurteilung Streichers zu 1 Monat Gefängnis mit Bewährungsfrist! Auf die eingelegte Berufung tam der Prozeß anfangs Dezember 1925 vor das Schwurgericht. Das Urteil lautete auf 2 Monate Gefängnis.
Der Schwerverletzte ist bis jetzt noch nicht operiert worden. Nach den Berichten der Aerzte hat er die Nacht verhältnismäßig ruhig verbracht. Sein Zustand wird als sehr ernst bezeichnet.
mich furchtbar geschlagen. Er trat mich mit den Füßen und rief: Schon wieder ein Kind!" Er drohte auch, mich mit den Kindern im Stiche zu lassen. Auch menn er nüchtern war, sagte er, daß er mich nicht geheiratet habe, um mich und die Kinder zu er nähren. Auch ich hatte Angst, wie das fünfte noch durchgebracht werden könnte. Borf.: Hat er nie vorher verlangt, die Folgen auf bacht.( Weinend.) Als das Kind da mar, sagte er, ich solle sehen, andere Weise zu beseitigen? Angefl.: Daran haben mir nie gedaß ich es megbringe. habe sie zur Hilfeleistung ihre Freundin Steffens holen laffen. Das Nach der Schilderung der Angeklagten Rind wurde umgebracht, es wurde von meinem Mann in der Bade manne ertränft. Als das Kind tot mar, habe sie Frau Steffens ges
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beten, zu helfen, und diese habe das Kind verbrannt. Der Mann fei zur Arbeit gegangen. Abends war er betrunken und habe fie aus dem Bett geworfen und auf die Straße getrieben.
Vorsicht bei dem Verbrennen der Weihnachtsbäume.
Biele Hausfrauen pflegen den seines Schmudes beraubten Weihnachtsbaum zerfleinert im Simmerofen auf einmal zu verbrennen. Dem jo erzeugtem gewaltigen Druck der sich mit einem Male entwickelnden Gase, hält zumeist ein sonst solid gebauter Bimmerofen nicht stand. Infolge von Ofenexplosionen mußte heut werden. Zum Glüd sind durch die Explosion der Defen feine Unan verschiedenen Orten Groß- Berlins die Feuerwehr alarmiert glüdsfälle zu beklagen. Dagegen erwächst den betreffenden Mietern ein bedeutender petuniärer Schaden, da sie verpflichtet sind, den durch unsachgemäße Behandlung des Dfens entstandenen Schaden auf ihre Kosten beheben zu lassen.
Mit Hab und Gut auf der Straße. In der von uns heute morgen veröffentlichten Notiz über die Ermission von vier Guts arbeiterfamilien ist insofern ein Irrtum enthalten, als es fich nicht um das Gut Blankenburg, sondern um das Gut Blantenfelbe
handelt.
Antisemitismus und deutsche Preffe. Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten , Bezirke Norden und 300, veranstaltet am Donners fag den 14. Junuar, abends 8 1hr, in der Stadthalle, Kloster ftraße, einen Bortragsabend, zu dem Thema„ Antisemitismus und deutsche Breffe". Es fprechen: Chefredakteur Stampfer, M. d. R., Chefredakteur Ruschte, M. d. L., Chefredakteur 5. p. Gerlad, Chefredakteur De B und Herr Ministerialdirektor 3. D. Dr. Spider. Angesichts der hemmungslosen antisemitischen Heze, die die Rechts. preffe seit Jahren ungehindert betreibt, ist dieser Rundgebung erhöhte Bedeutung beizumeffen.
Baul Cassirer war seit Anfang des Jahrhunderts der be. fagen Deutschlands , mindestens soweit moderne Kunst in Betracht tommt. Sein größtes und wahrhaft bleibendes Verdienst ist die Einführung der franzöfifchen Impreffionisten, die er in feinem Salon in der Biftoriaftraße unermüdlich zeigte und den Sammlern und Museen verkaufte, zu einer Zeit, da diese Kunst noch als teherisch und revolutionär galt und von oben her als Rinn steinkunst" mit der bekannten imperialistischen Schneidig. teit verdonnert wurde. Daß sie heute als flaffische Malerei des neunzehnten Jahrhunderts, betrachtet wird, und daß in Deutschland bei Brivaten wie in Wiuseen mehr und schönere Stüde der Im- läuft ab 22. Januar in den Filmſtern- Lichtspielen, Stöpenic, Friedrichs. pressionisten zu sehen find als in Frankreich selbst, ist wesentlich mit auf das Konto Caffirers zu sehen. Mit der jüngeren Kunst seit 1910 ist er nicht mehr mitgegangen; die letzte Karte, auf die er nach Liebermann und Slevogt fette, ist Rotoschta, von dem noch vor furzem eine schöne Schau bei Cassirer zu sehen war. Jüngere, beweglichere Kunsthändler haben die Lücke ausgefüllt, die der geistreiche Mann ihr gelassen hatte.
In dem Prozeß fam es aber zu verschiedenen 3wischen fällen. Streicher ließ durch Hitler betonen, daß er von seiner Partei den Auftrag hatte, Luppe so lange zu befämpfen, bis einer am Boden liege". Im ersten Prozeß sagte Zuppe u. a. aus, er habe bei dem Bezug des Mantels gewünscht, daß sein Name nicht in die Bücher tomme. Im neuen Prozeß fonnte Luppe sich auf diese Aeußerung nicht mehr befinnen, er erklärte, feines Erinnerns habe er damals beim Bezug des Mantels lediglich gesagt, Die letzten Ermittlungen zur Bluttat in Charlottenburg . er wolle aus dem Kauf, der ihm von dem Pfleger der Bekleidungs - Die Ermittelungen zur Aufklärung der Bluttat in ftelle angetragen wurde, feine Unannehmlichkeiten haben. Diese Charlottenburg sind jezt abgeschlossen. Die Leiche des Schuh Aussage gibt nun die Veranlassung zum eingeleiteten Meineidsmachers Grau wurde gestern von den Gerichtsärzten Medizinalrat verfahren. Störmer und Dr. Ripper obduziert. Es ergab sich, daß Grau nicht bloß einen tötlichen Halsschnitt, sondern mehrere Schnitte in den Halswirbel und mit einem stumpfen Gegenstande auch einige Schläge auf den Kopf erhalten hat. Aller Einzelheiten des schaurigen Borganges fann sich der verhaftete Anstreicher Schreiber auch heute nicht entsinnen, wenn ihm auch die Aussagen weiterer Zeugen diefes und jenes ins Gedächtnis zurückgerufen haben. Nach der Tat hat sich Schreiber zunächst zu Berwandten in der Goethestraße begeben und dort noch weiter getrunten. Am nächsten Tage las er in der Zeitung einen Bericht über die Bluttat. als er mun sein Rasiermesser, das er ständig bei sich trug, vermißte, prach er darüber mit einem Bettnachbarn. Dieser sagte ihm auf den Kopf zu, daß er die Tat begangen habe und riet ihm, gleich selbst zur Polizei zu gehen. Schreiber lehnte das jedoch ab und wollte erst noch abwarten, was ohne seine Selbstgestellung aus der Sache werden würde. Bald darauf wurde er festgenommen.
Die Nationalisten triumphieren bereits. Streicher, der ja nur der Borgeschobene von einflußreichen Hintermännern ist, läßt Extra blätter feines Revolverblattes„ Der Stürmer " verteilen. Man rechnet blätter seines Revolverblattes„ Der Stürmer " verteilen. Man rechnet in völkischen Kreisen bereits damit, Nürnberg von dem Reichsbannerführer und unerschrodenen Repu. blitaner Luppe befreit zu haben.
Da bei der republikanischen Bevölkerung zur bayerischen Justiz wenig Bertrauen vorhanden ist, ist man auf den Ausgang des Prozesses Luppe gespannt. Gespannt schon desmegen, meil nicht Luppe angeblich abweichende Aussagen im Streicher Prozeß gemacht hat, sondern auch Differenzen bestehen in den Aussagen des Polizeidirektors Gareis und des Führers der Reichsflagge Heiß. der seinerzeit vom Reichsanwalt wegen Hochperrats verhaftet werden sollte, aber infolge der banerischen Eigenart" ebensowenig mie Roßbach und Ehrhardt verhaftet werden fonnte. Gareis hatte ausgesagt, er habe mit Suppe abgemacht, Luppe solle über die Beschlagnahme der Waffen in jener fritischen Nacht zum 1. Mai nichts in die Deffentlichkeit bringen. Dieser Aussage steht die Aus. fage eines andern Zeugen, der der Unterredung Luppe- Bareis bei wohnte, direkt entgegen. Hauptmann Heiß hat im ersten Streicher Prozeß unter Eid ausgefagt, seine Frau habe in der fraglichen 1. Mainacht betreffs der Waffen ein Telephongespräch geführt, während im zweiten Streicher- Prozeß eiß zugeben mußte, daß er das Gespräch geführt habe.
Auf diefe Widersprüche in den Aussagen Gareis und Heiß ist in der Presse der republikanischen Parteien Nürnbergs bereits hingewiefen morden. Bis jetzt hat noch tein Staatsanwalt eine Klage gegen Heiß und Gareis erhoben. Barum nur gegen uppe? Soll das deutsche Bolf erneut das traurige Schauspiel er leben, daß Republikaner wie Ebert und Luppe in der Republit von der Juftiz ganz anders behandelt werden als Monarchisten?
Der erfte war es nicht. Wir erhalten ee Berichtigung des Bräsident des ersten Straffenats des Reichsgerichts, wonach die Bieberaufnahme in Sachen Bandt nicht von ihm abgelehnt worden ist. Der erste Straffenat scheint die Sache also als peinlich zu empfinden.
Nachspiel zur Erstaufführung.
Bei der Erstaufführung seines musikalischen Schwants„ Der Maier Mar" im Leffingtheater wurde der Komponist Hugo Hirsch um seinen Gehpelz bestohlen, ebenso ein Bekannter von ihm. In ben Taschen befanden sich außer Bapieren die Wohnungsfchlüffel. Diese benutzte der Dieb in der vergangenen Nacht, um bei Hirsch einen unerbetenen Besuch zu machen. Er fam allerdings in die Wohnurg nicht hinein, weil die Tür von innen verriegelt war. Durch seine Bersuche, aufzuschließen, weckte er die Hausan gestellte. Als er deren Schritte hörte, lief der Einbrecher davon.
Eröffnung des Pädagogischen Rundfunks.
Am Donnerstag, den 7. Jamuar, findet mittags 12 Uhr auf Belle 1300 über den Gender Königsmusterhausen die Eröffnung des Pädagogischen Rundfunks durch Ansprachen des Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung Professor Dr. Beder, bes Staatssekretärs Dr. ing. Brebom und des Leiters des Zentral inftituts für Erziehung und Unterricht Geh. Oberregierungsrat Prof. Dr. Ballat ftatt. An demselben Tage sprechen nachmittags um 3 Uhr Universitätsprofessor Dr. Spranger über das Thema Beitlose Gedanken über deutsche Erziehung", nachmittags 3½ Uhr Ministerialrat Dr. Bäumer über" Frauenberufe und neue Wege der Mädchenbildung", nachmittags 4 Ühe Universitätsprofeffor Dr.
Der Film Namenlose Helden", den Toten des Weltkrieges gewidmet, hagener Str. 1a.
Erdbeben in Westdeutschland.
Neue Heimsuchung des Rheinlandes.
In der Nacht zum Mittwoch, furz vor 1 Uhr, wurde, wie aus Köln gemeldet wird, in verschiedenen Stadtteilen Kölns ein ziem lich heftiger Erbstoß verspürt. In einzelnen Straßen fah man Menschen, meist nur flüchtig befleidet, ins Freie eilen. Weitere Einzelheiten fehlen noch. Wie die Rölnische Zeitung" meldet, murde auch in Frankfurt a. M., Homburg und anderen Städten Westdeutschlands eine Erderschütterung wahrgenommen, bie mehrere Sefunden dauerte. Eine Meldung aus Dortmund be. fagt, daß in der letzten Nacht um 12 Uhr in vielen Orten des Rheinlandes und Westfalens, in Koblenz , Euskirchen , Köln , 2 a chen, Neuß , Düsseldorf , Elberfeld , Ohligs , Mettmann und in Orten in der Nähe von Dortmund Erderschütterungen verspürt worden sind. Einzelheiten fonnten noch nicht festgestellt werden. Die Fernsprechämter Dortmunds und der benachbarten Städte wer den von Leuten mit Anfragen bestürmt, die Erdstöße wahrgenommen baben. Auf dem Fernſprechamt in Castrop fielen die Bücher aus den Bücherschränken
Opfer des Hochwassers.
Das Hochwasser hat in Emmerich drei Menschenleben ge. fordert. Auf der vom Hochwasser überfluteten Straße EltenEmmerich mird der Verkehr nur notdürftig durch Boote aufrechterhalten. Ein mit vier Personen besetzter fleiner Kahn fenterte und die Infassen wurden von den ziemlich reißenden Fluten mitgerissen. Bährend eine Person fich retten fonnte, ertranten die übrigen drei.
Sterbetafel der Groß- Berliner Partei- Organisation
34. Abt. Sonnabend, den 2. Januar, verftarb unfer Genoffe, Gaalbefizer Richard Hauch.- Beerdigung am Donnerstag, den 7. Januar, nachmittags 8%, hr von ber Halle bes Zentralfriedhofes Friedrichsfelde aus. Die Geneffen trefen fich nachmittags 2 Uhr bei Rofin, Gubener Str. 19. Banner mitbringen!
Vorträge, Vereine und Versammlungen.
Gründung eines Arbeitersportfartells Berlin Mitte . Am Donnerstag, den 14. Januar, findet in ben Räumen der Liga für Menschenrechte die tonftituierende Bersammlung des Arbeitersportfartells 1. Bezirk Berlin- Mitte ftatt. Alle Arbeiter und Kulturorganisationen refp. deren Abteilungen werden ersucht, dazu zwei Bertreter zu entfenden, fofern ihre Organisation im 1. Bezirt anfäffig ist.
Landsmannschaft der Schleswig- Holsteiner zu Berlin Donnerstag. 7. Januar. 8 Uhr, im Reſtaurant von Effer, Köpenider Straße 70 a, plattdeut cher Bortrag des Landsmanns Thomas Petersen: Reiseerinnerungen von Schweden und Norwegen .
Geschäftliche Mitteilungen.
M. Schulmeister. Das bekannte Herren- Ronfettionshaus am Rottbusser Tor.
bringt mieber an 10 billigen Zacen, vom 2-13 Januar, Serren, Knaben und Jünglings leibung zu wirklich billigen Preifen zum Bertaut. Man beachte bas heutige Inferat.