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bei der Hand sind, wenn es um Boltsnot geht. Jedem das Seine!

Er

ad Der Fürstenschwindel.

Sturm auf Thüringen .

Wie die berühmten Fürstenprozesse zustande kommen, darüber unterrichtet sehr anschaulich eine Mitteilung, die das Berliner Tageblatt" aus Thüringen über die Ansprüche des ehemaligen Fürstenhauses für Schwarzburg­Sondershaufen erhält:

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Burg- Rubolftabt und Schwarzburg - Sondershaufen abgefaloffenen, Abfindungsverträge ibm gegenüber nichtig feien, da er als Agnat nicht gehört worden sei. Nachdem das Oberlandesgericht Raum­burg die Ansprüche des Prinzen in zweiter Instanz abgewiesen hatte, legte Prinz Sizzo beim Reichsgeridi Revision ein. Diese Revision wurde heute vom Reichsgericht verworfen. Ta mit find alle Ansprüche des Prinzen gegen das Land Thüringen als erledigt zu betrachten.

Apanage für Mätreffen! Bon, besonderer Seite" wird der Boff. 3tg." zu dem gleichen Rapitel geschrieben:

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Diefe Begabung des Herrn Everling mit einem doppel­ten Mandat aber rührt an die Reinheit des öffentlichen Lebens. Es würde schlimmste korruption bedeuten, wenn ein Rechts ausschuß des Reichstags ein bezahlter Prozeßvertreter fein Abgeordnetenmandat mißbrauchen wollte, um die Interessen feines Prozeßmandanten gegen die öffentlichen Interessen zu vertreten. Herr Everling ist als bezahlter Prozeßvertreter Der letzte Sondershäuser Regent Fürst Günther, ber zugleich an der Gesetzgebung des Rechtsausschusses persönlich inter auch Fürst von Schwarzburg- Rudolstadt war, erließ am 25. November effiert. Er ist sich des Bedenklichen seiner Haltung wohl bewußt 1918 mit 3uflimmung des Landtags von Sondershausen ein Ge gewesen. Verlegen stammelte er, als sich der Sturm der feß über die Ergänzung des Landesgrundgesetzes vom Jahre 1857, Haarsträubend sind die Verhältnisse in Coburg - Gotha. Dem Entrüstung gegen ihn erhob, er habe dem Ausschuß nur das wonach für den Fall eines Verzichts des Fürsten auf die Herzog Ernst von Coburg- Gotha sind im Jahre 1866 die durch fachliche Material, das er tannte, mitteilen wollen.... Regierung die ihm zustehenden landesherrlichen Rechte auf das Preußen als turbessischer Besi erbeuteten schmal. hatte im Ausschuß schon eine vierfeitige Druckschrift verteilen ministerium übergehen. Nach Beröffentlichung dieses Geraldischen Balder, wohl der wertvollste Forstbesig in Deuifd lassen, die ein Plädoyer für die Fürsten , und also auch für fches fegte der Fürst die Regierung mit bland, für seine dem preußischen König geleistete Waffenhilfe seinen Mandanten ist. Er wollte als Prozeßvertreter dem bankungsurkunde vom 25. November nieder. Am geschenkt worden. Woher der preußische König den Rechtstitel ge Ausschuß ein Plädoyer liefern. 5. Dezember 1918 schloß der ehemalige Fürft mit der Regierung nommen hat, ohne Genehmigung des Landtags diesen Die schärffte Berurteilung für Herrn Everling liegt einen Auseinandersetzungsvertrag ab, der burch Landes Besitz zu verfchenfen, bleibt unflar. Der Herzog hatte bei der darin, daß es ein Parteifreund von ihm war, der ihn entlarvte. gefeß vom 7. Januar 1919 die notwendige verfaffungsrechtliche Be Schenkung die Berpflichtung übernommen, fein Land wegen der Der Thüringer Finanzminister Klüchner hat das Berstätigung erhielt. Fürst Günther übereignete das auf den Namen Kriegsleiden zu entschädigen, hat aber diese Berpflichtung mit einem dienst, dem Rechtsausschus Renntnis von dem Doppelmandat des Fürsten im Grundbuche eingetragene Kammergut reftios bem Bruchteil des Wertes des Geschentes abgeglichen. Jetzt sind dieſe des Herrn Everling gegeben zu haben. Herr Klüchner ist so gut deutschnational wie Herr Everling. Beide stehen im Staate, dagegen erhielt er eine jährliche Rente von 210000 Wälder dem englischen Prinzen zugefallen, der der Rechts­Mart zuertannt, fowle bas bisherige Jagdrecht und das nachfolger des Herzogs von Coburg - Gotha ist. Brozeß einander gegenüber: Herr Klüchner fraft seines Amtes Infigrecht in den Schlössern. Der Vertrag wurde abgefchloffen noch mit der Wahrung der Interessen des Staates und Bolles be­mit der alten Regierung und dem alten Landtage, der sich zusammen traut, Herr Everling mit der Wahrnehmung der Ansprüche des fetzte aus sechs vom Fürsten auf Lebenszeit ernannten Mitgliedern, ehemaligen Herzogs. Im Rechtsausschuß stehen sie einander aus sechs Abgeordneten der Höchstbesteuerten und sechs Abgeordneten wieder gegenüber: Herr Klüchner in der Wahrnehmung seines aus allgemeinen Wahlen. Ein einziger Abgeordneter aus Amtes der Prozeßvertreter des Fürsten aber hat sich die gemeinen Wahlen gehörte der Sozialdemokratie an! Maste des Gesetzgebers vorgenommen. Da mag wohl in Der Fürst war nie darüber im Zweifel, daß der von ihm als Herrn Klüchhner moralische Empörung emporgestiegen fein, Brivatmann und ohne äußeren 3wang mit dem Landtag abgeschlof. daß er Herrn Everling die Maste des Gesetzgebers ab­sene Bertrag eine vollgültige Rechtshandlung darstellte. genommen und ihn in seiner wahren Funktion vorgestellt hat Die nach einer Grundlage für eine spätere Restaurierung strebende - als Anwalt des ehemaligen Herzogs von Altenburg . Herr Everling hat aus dem Rechtsausschuß während ofclique und insbesondere der Hofmarschall v. Salem der Beratung der Fürstenabfindung zu verschwinden. Das ist letzten dem alten Mann immer mehr zu, den Bertrag anzu die Forderung, die aus seinem Doppelmandat erwächst. fechten. Es wurde schließlich ein Rechtsgutachten des Pro Welchen Lärm hätte die Rechtspresse angeschlagen, wenn ein felfors Krüdmann( Münster ) eingeholt, das sich auf den Bolitiker der Linken so wenig Reinlichkeitsgefühl und Rechts- Standpunkt stellte, der Bertrag sei ungültig und anfechtbart Dar gefühl beseffen hätte wie Herr Everling! Wie hätte sie mit aufhin beschritt der Fürst den Klageweg. Nachdem das Reichs gericht den ordentlichen Gerichtsweg zugelassen hatte, erkannte Herrn Everling über Abstieg und Niedergang der Rechts- das Landgericht Erfurt in erster Instanz auf ungültig auffassung" heuchlerische Tränen vergossen! feit des Vertrages wegen Verstoßes gegen die guten Sitten.( 1) War die Notlage oder die Unerfahrenheit oder der Leichtsinn des alten Mannes ausgebeutet? Von seinen eigenen treuen Anhän

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Aus dem Doppelmandat des Herrn Everling ergibt sich aber auch noch eine Folgerung. Die Deffentlichkeit hat Herrn Everling bisher achselzudend als einen Fanaliter der Legiti mität angesehen. Sie weiß jetzt, daß sich der Fanatismus des Herrn Everling immerhin bezahlt macht. Sie wird die Dienergesinnung, die in den monarchistischen Deklamationen des Herrn Everling zum Ausdrud fommt, anders beurteilen, wenn sie erfährt, daß Herr Everling als Prozeßvertreter des ehemaligen Herzogs von Sachsen- Altenburg seine ergebene monarchistische Treue immerhin fürstlich honoriert erhält. Herr Everling ist ein Freund legitimistischer Tiraden, die er ungefähr ebenso handhabt wie das Recht, von dem er so viel redet. Man wird fünftig unter seinen monarchistisch überspannten Sägen noch eine Untermelodie hören. Am 7. November deflamierte er in der Kreuzzeitung ":

Sucht man die konservative Anschauung in brei Grundtatsachen zu begreifen, so fann man im Legitimismus ihre Meta phyfit, im Organismus des Staates ihre Logit, und im Patrio tismus ihre Ethit sehen."

Jawohl, der Legitimismus ist die Metaphyfit des Herrn Everling. Seine Logit aber ist die brüchige Logit eines Juristen, der das höchste Recht des Boltes nie begriffen hat, und seine Ethifist die Prozeßvertretung des ehemaligen Herzogs von Sachsen- Altenburg gegen das Recht eines schwer

leidenden Volkes.

Mit Gott für König und Baterland! Wenn Herr Ever fing fünftig so deflamiert, wird man ihm höhnend antworten: Mit Gott für den Herzog von Sachsen- Altenburg und die herzoglichen Honorare!

Otto von Tegernsee.

Bon August Gräf.

Er ist zwar nicht von Tegernsee , sondern in der Donaustadt Regensburg zu Haus, obgleich er eigentlich das fränkische Lohr a. Main seine Heimat heißen muß. Aber da fehlt sich nichts, wie man in Bayern zu sagen pflegt, denn andere bajuvarische Herrgötter wie der große Dottor Heim, der im gleichfalls fränkischen Aschaffenburg feine ersten Windeln naß gemacht hat, oder wie Se. Erzellenz, der Herr Ministerpräsident Held des Kgl. Freistaats Bayern, der als blinder Heffe" diese Erdenwelt begrüßte, sind auch nicht von dahinten her, wo die rechten Bayernherzen hinter baju. varischem Janter schlagen! Ein bajuvarisches Herrgöttl ist er trotzdem, der Otto, der nicht von Tegernsee ist! Auch wenn er nicht einmal Otto von Tegernsee, sondern Otto Hartmann heißt.

Und was für ein Herrgöttl! Er it's gewesen, der als aus. erwählter Politifus vor dem Herrn zu allererst das große Wort von der billigen Kochwurst, bie zu Königs Beiten noch ein Zehnert kostete, unter das in Treue fest, aber nicht fett gewordene Bayernvolt schleuderte und so die zugkräftigste monarchistische Losung gab! Er ist's gewesen, der, die heilige Erinnerung an den einstigen 24.ẞfennig.Bierpreis wachrufend, bajuva­rischen Zorn entflammte und Mandin, Buam und Jungfrauen unter die Fahne des Heimat- und Königsbundes zum Kampf für die erhabensten Güter der Nation in die Schranten bayerischer Eigenartspolitik rief. Er ist's, der allüberall im Hinterwald, wo der Katechismus die Grundlage der Boltsbildung abgibt, wo das Bollbier gegurgelt wird und das schöne Lied vom bayerischen Schwalangschör ertönt, treue Bayernherzen zu dem Schwur be­geistert:

Und a Kini muaß her

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Und wenn's der Teifi gleich wär'. Aber das ist noch gar nichts. Der Otto von Tegernsee, der nicht von Tegernsee ist und Otto Hartmann heißt, ist nicht nur ein großer Politikus vor dem Herrn, sondern auch ein großer Denter und Dichter! Wer's nicht glaubt, lasse sich nur einmal von der Regensburger Berlagsanstalt vorm. J. G. Manz, deren Direktor der Herr Königliche Wirkliche Rat" Otto Hartmann ist, einen Prospekt schicken! Da fann er schwarz auf weiß lesen, daß die Bayern sich glücklich schäßen fönnen", baß fie unter den Männern echt deutschen, bajuvarischen Schrifttums geistige Reden besitzen, geistige Heroen, die mit ihrer erhabenen Poesie in der Bollwertigkeit des Lebens wurzeln", und daß einer dieser echt deutschen bajuvarischen Dichtergestalten ber allenthalben in weiten deutschen Landen bekannte Schriftsteller, der Königliche Wirkliche Rat Otto Hartmann ist", dessen Brachtwerte Waldeszauber", Im Sauber des Hochgebirges" und" Friedens

gern?

Dem Zustande formalen Rechts und fachlichen Unrechts setzt die Abfindung in Medienburg- Strelih die Krone auf. Dort find es riesige Summen, die sich die Erben des letzten, durch Selbst. mord geendeten Fürsten angeeignet haben. Die Prin all- effin Danilo von Montenegro, die Schwester des legten Fürsten, hat etwa 8 Millionen Mark davongetragen, droht Falle die Frage berechtigt fein, ob auch wohl ihr verstorbener Ge aber noch mit neuen Prozessen. Es möchte in diefem mahl, der Prinz Danilo, von seinen serbischen Stammesbrüdern in gleich generöser Weise abgefunden worden ist, als sie das montes negrinische Königreich und seine dortigen Einfünfte in ihren Besitz brachten.

Kurz vor dem Tode des Fürsten Günther im vorigen Sommer ließ man den alten franken Fürsten ein Testament errichten, durch welches das gesamte Rammergut in ein Hausallod ver wandelt und die Fürstinwitwe als Erbin eingesetzt wurde. Auch bierbei hat wieder Profeffor Krüdmann mitge wirft. Hofmarschall v. Halem wurde zum Testaments. pollstrecker ernannt. Runmehr trat die Fürstinwitwe in die Prozesse ihres verstorbenen Mannes als Klägerin ein und verlangte die Rückgabe von 21 vorwiegend wertvollen Domänen und 18 000 Hektar Wald.

Um dem Unfug die Krone aufzusehen, hat in dieser Woche auch noch der sogenannte Brinz Sizzo von Leuten berg , der als Nachfolger des finderlosen Fürsten in Aussicht genommen war, aber noch zu dessen Lebzeiten auf sein fogenanntes Thronrecht verzichtet hatte, den Staat Thüringen mit zwei weiteren Klagen heimgesucht Insgesamt schweben gegen Thüringen jett 25 Brozesse von ange­stammten Landesvätern", die sich alle noch aus der Not des Boltes bereichern möchten. dabei in die Hand! Und deutsch nationale Abgeordnete spielen ihnen Ein feltenes Urteil.

Ceipzig. 8. Januar. ( Tul.) Wie erinnerlich, Hat Bring Sig30 von Schwarzburg gegen das Land Thüringen einen Prozeß geführt, der dahin ging, daß alle mit dem früheren Fürsten von Schwarz­

quellen" bereits mit einer Gesamtauflage von mehr als 35 000 Bänden in der tünstlerisch geleiteten Berlagsanstalt 3. G. Manz erschienen feien! Wirklich schwarz auf weiß steht's so zu lesen von dem geistigen Reden", von dem Geiftesheros" mit erhabenen Poesien, von der echt deutschen, bajuvarischen Dichtergestalt" mit dem Zauber des Waldes und des Hochgebirges, der sein eigener, fünstlerisch leitender" Verleger und Reflamemacher ist! Da legft dich nieder, sagt man gern in Bayern in ähnlichen Fällen. Doch der geistige Rede denft damit gar nicht, auf diesen seinen Lorbeeren zu ruhen. Er legt vielmehr seine staunenden Zeit­genoffen vollends auf ihre vier Buchstaben durch die Lobeshymnen, die Kardinäle, Bischöfe, Generäle und Minister, Fürsten und Exzellenzen feinen Brachtwerfen" gespendet haben! Er überwältigt fie zu guter Letzt einfach durch den päpstlichen Gegen, der feinem echt deutschen bajuvarischen Schrifttum" geworden und vom Rardinalstaatssekretär Gafpart gegengezeichnet ist.

Blut- Transfusionen.

Kürzlich ist einem früheren Reichsminister, der noch heute einen hohen Berwaltungsposten befleibet, burch eine Blutübertragung das Leben gerettet worden, nachdem ihn die Aerzte bereits aufgegeben hatten. Durch diesen Borgang wird die Deffentlichkeit auf die noch ganz junge medizinische Praris der Blut- Transfusion hingelenkt. In London besteht schon seit einiger Zeit eine Vereinigung, die sich dem Roten Kreuz angeschlossen hat und die Bezeichnung Blut Transfusions- Dienst" führt. Ihre Mitglieder sind ausnahmslos frei willige, unbezahlte Nothelfer, die den Londoner Krankenhäusern jederzeit zur Verfügung stehen, wenn Blutspender benötigt werden. Die Uebertragung von Blut eines gefunden in die Adern eines tranten oder verunglückten Menschen ist besonders in England und Amerita schon sehr häufig durdygeführt worden, doch stand ihrer er­wünschten Verbreitung und der vollen Ausnüßung ihrer segens. reichen Wirkungen der Umstand im Wege, daß sich nicht jederzeit rasch genug der passende Blutspender fand. Nicht jeder Mensch taugt hier für jeden anderen, und man tann nicht einfach einem halb aus geblutet in das Krankenhaus eingelieferten Patienten von irgend einem anderen Menschen entnommenes Blut einführen. Abgefehen davon, daß die Gefundheit des Blutspenders feststehen muß, gibt es auch vier vierschiedene Gruppen, in die man das Blut des Menschen einordnen fann. Jeder gehört also zu einer bestimmten Gruppe, und man darf ihm nur Blut der gleichen Gruppe einführen, sonst gerinnt das Blut, und der Empfänger geht zugrunde. Braucht also ein Londoner Spital einen Blutspender, fo ruft es einfach den Transfusionsdienst" an, und eine halbe Stunde später findet sich ein Mitglied der verlangten Blutgruppe ein bereit zur Blut ſpende. Alle diese Mitglieder versehen ihre Aufgabe ohne irgendein Entgelt; der Dienst" erseht ihnen nur ihre Auslagen. Von der Einrichtung ist bereits ein so eifriger Gebrauch gemacht worden, daß ein weiterer Ausbau notwendig geworden ist.

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In Berlin haben die Aerzte, die sich in großem Umfang mit der Blut- Transfusion beschäftigen, einen Aufruf an die Studentenschaft erlassen, und es sind bereits fehr reichliche Bluthergaben gesichert

Geradezu grotest aber ist es, daß heute dem Lande Mecklenburg­Strelig ein neuer Prozeß angekündigt ist, in dem die Erben des letzten Fürsten die Berpflichtung, eine jährliche Apanage von je 20 000 2art den früheren mätreffen des vorlegten Großherzogs Atte, die zu dieser Berpflichtung geführt haben, als Regierungsafle zu zahlen, auf das Land abzuwälzen beabsichtigen. Inwiefern die zu bezeichnen sind, bleibt dem Fernerstehenden unerfindlich. Unerfindlich ist in Deutschland leider gar nichts mehr. Nachdem das deutsche Bolt bei seiner Revolution so nachfichtig gegen die ,, Landesväter" und ihre Sippe war, ist es begreiflich, wenn sie immer unverschämter werden.

Württemberg für den Zollkrieg!

Seine Regierung lehnt das Wirtschaftsablommen ab.

In der gestrigen öffentlichen Plenar fizung des Reichsrates ist aufgefallen, daß der Vertreter Württembergs bei der Abstimmung über das vorläufige wirtidaftsablommen Awischen Deutschland und Spanien genötigt war, die Ablehnung durch seine Regierung befonders festzustellen. Württemberg , das Land der hauptsächlich auf den Export angewiesenen verarbeitenden Industrien gegen die Be endigung des Zolliriegee mit Spanten merkenswert! An der Spipe der württembergischem Regierung steht der Deutfcnationale Abgeordnete Bazille.

das ist Bea

Eine deutsch - polnische Verständigung. Jm Stadtparlament bon Bromberg ist es zum erstenmal zu einer deutsch - polnischen Ver ständigung gefommen. Die neue Mehrheit besteht aus den deutschen und den polnischen Freien Gewerkschaften und den volnischen Christlich Demokraten, die aufammen über 31 gegen 26 Stimmen, der Natio nalisten und der Radifalsozialisten verfügen, während sich die polnischen Sozialdemokraten neutral verhalten. Bei der Abstimmung ber den Stadtverordnetenvorsteher und den stellvertretenden Vors fißenden fowie den stellvertretenden Schriftführer wurden zwei Deutsche gewählt.

worden. Für die Blutentnahme ist ein Tarif nach ameritanischem Muster festgesetzt worden. In Amerifa wird eine Bergütung von 50 Dollar für 1000 Gramm Blut gewährt. In Berlin ist ein Tarif von 100 Mart für 500 Gramm mehr wird in feinem Fall ent nommen

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eingeführt. Die Methoden der Blutentnahme find in letzter Zeit so verfeinert worden, daß einfach durch eine Hohlnadel das Blut entnommen und fast gleichzeitig in den Arm des Empfän gers eingeführt wird. Der medizinische Erfolg ist schon unmittelbar Danach in auffallendem Grade wahrnehmbar.

Theaterftandal gefällig? Gewissen Rechtsblättern scheint eine Störung der Bo33et- Aufführung in der Staatsoper er wünscht, da ihnen die Oper unsympathisch ist. Beim Cotal. Anzeiger" erzeugte der Wunsch gleich das Fattum. Denn dieses Blatt meldete, die Aufführung hätte am Donnerstag nicht zu Ende geführt werden fönnen wegen der Störungen, die das Drchefter mit vorzeitigem Schluß beantwortet hätte. Wie aus dem Staatstheater mitgeteilt wurde, ist diese Meldung falsch. Die Oper wurde traz Mißfallausrufen unter Dvationen zu Ende geführt.

Staats- und Berliner Stadtoper. Die Berhandlungen zwischen Staat und Stadt Berlin haben, wie der Amtliche Preußische Breffe dienst mitteilt, in der Frage der Personalunion praktische Schwierig feiten ergeben, so daß von einer solchen abgesehen werden soll. Dagegen werden die Berhandlungen über eine Intereffen. gemeinschaft fortgesetzt.

Die Staatsoper hat Bufonts Faust" angenommen. Aufführung wird unter Leitung von Erich Kleiber und Franz Lud. wig Hörth zu besonderer Gelegenheit im Frühjahr 1927 stattfinden.

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Kinderelend in Sowjetrußland. Frau Krupstaja, Lenins re polutionäre Witwe", richtet in der Prawda" scharfe Angriffe gegen das russische Boltsbildungskommiffariat. Sie erklärt, daß die Kinder in den Asylen zu förmlichen Banditen erzogen werden. In den Straßen Mostaus irren 80 000 Bettler umber und werden von der Miliz wie tolle Hunde gejagt, aber auch auf die vagabundierenden Kinder, die die Straßen füllen, wird Jagd gemacht. Diese Kinder". fagt Frau Krupstaja, find aber nicht das Produkt früherer Miß­stände, sondern ein Brodukt der Gegenwart der Arbeitslosigkeit und vor allem der bäuerlichen Berarmung. Man fängt die Kinder ein und stopft sie in Asyle, die mit ihrer stinkenden, übelfelterregen­den Atmosphäre die Kinderfeele abtöten. Aus diesen Engelfabriken" brechen die Kinder genau so aus wie die Verbrecher aus den Kertern und streben nach dem Süden, wo es warm ist, wo aber auch wieder genau so Jagd auf sie gemacht wird. Wieder werden sie in asyle gesperrt, und aus diesen Schredensorten brechen schließlich nicht nur die Kinder aus, sondern auch die Verwalter der Alple, die nicht mehr imftande find, dem Elend länger zuzuschauen. Und solcher vertierter, verwilderter Kinder gibt es Hunderttausende.

hat die Gründung einer Akademie nach Pariser Vorbild mit dem Sit in Grünburg einer italienischen Afademie. Der italienische Ministerrat Nom im Balazzo Giustiniant beldloffen Sie wird reichlich mit Staats­mitteln ausgestattet und foll 60 Mitglieder umfaffen, die auf Lebenszeit gewählt werden. Als die ersten Mitglieder werden d'Annunzio und Marcout genannt.