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faun feine Rede sein. Wir führen den Kampf um das Recht vor Gericht und im Parlament

Abg. Rosenfeld: Es ist eine Unverfrorenheit, wenn Abg. Everling nach dieser

Enthüllung über feine Beziehungen zum Fürfienhaus von Altenburg  

noch von der Bertretung von Recht und Gerechtigkeit spricht. Der Vorf.: Ich bitte, daß die Herren sich allseitig redyt ruhig äußern, damit die Verhandlungen ohne Störung durchgeführt

werden fönnen.

Rofenfeld( fortfahrend): Nicht wir haben einen Skandalfall ge­fchaffen, wie Everling meint, sondern er hat einen Standal ge­schaffen, indem er trotz seiner persönlichen Interessiertheit an der Fürstenabfindung hier als Bolfsvertreter mitwirft. 3um mindesten liegt ein Gewissenstonflikt vor. Ob aber ein solcher bei deutschnationalen Abgeordneten in Frage kommten fann, mag dahin gestellt sein. Nach der Erklärung der Deutschnationalen müssen wir aussprechen, daß der Abg. Everling durch seine Eigenschaft als Rechtsvertreter eines prozeffierenden Fürstenhauses den Ansprüchen der Fürsten   nicht objektiv gegenübersteht, wie jeder andere deutsch  nationale Abgeordnete!

Der Vorsitzende teilt mit, daß der thüringische Finanz­minister Klüchner an der nächsten Sizung des Rechtsausschusses nicht mehr teilnehmen kann. Deshalb wird beschlossen, die Be­sprechung des Falles Everling abzubrechen und die

thüringischen Verhältnisse

weiter zu besprechen. Bei der Erörterung über die Schmal faldener Forsten, die der preußische König ohne Zuffimmung des Parlaments dem Herzog von Gotha   geschenkt hat, wird auf Be fragen des Abg. Landsberg festgestellt, daß diese Schenkung bereits vor der Besetzung von Hessen   erfolgt ist und daß in der Tat der König von Preußen ganz eigenmächtig Land verschenkt hat!

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Zur Regelung der Auseinandersetzung mit dem Fürsten  haus Schwarzburg Rudolstadt   teilt der thüringische Finanz­minifter init, daß der am 2. Rovember 1918 abgeschlossene Ausein­andersehungsvertrag von dem Fürsten   angefochten werde, weil er gegen die guten Sitten verstoße. Die gleiche Anfechtung wird ver­fucht gegenüber dem Auseinandersetzungsvertrag mit dem Fürsten  non Schwarzburg- Sondershausen  . Auf Fragen des Abgeordneten Dr. Rosenfeld muß der Finanzminister Klüchhner fest stellen, daß

in der Tat jeht der 25. Prozeß wegen Auseinandersetzung mit einem thüringischen Fürsten der thüringischen Regierung zu­gestellt worden ist. Genoffe Dr. Rosenfeld weist darauf hin, daß in Sondershausen   die Revolution sich besonders friedlich abgefpielt habe. Die Republit fei noch beschloffen worden durch den alten Landtag, der aus sechs vom Fürsten   er­nannten, aus fechs der Höchstbesteuerten und mur aus sechs aus allgemeinen Wahlen hervorgegangenen Abgeordneten bestand. Dieser Landtag habe auch am 2. Januar 1919 den Auseinandersetzungs. vertrag gebilligt. Wie fönne man hier wegen 3wang oder Drohung den Vertrag anfechten wollen oder ihn als gegen die guten Sitten verstoßend bezeichnen? Unser Vertreter brachte weiter zur Sprache, daß der thüringische Finanzminister nähere Auskunft in einer Konferenz gegeben habe, aber merkwürdigerweise die demokratische und die sozialdemokratische Presse ausgefchloffen worden sei.

Der thüringische Finanzminister erwiderte darauf: Es hat nicht eine Preffefonferenz stattgefunden, sondern es wurden die Presse vertreter geladen, die um Aufklärung gebeten hatten. Auch die Regierung vertritt den Standpunkt, daß von irgendeinem 3wang auf den Fürsten   feine Rede sein tönne. Die fürstliche Prozeßpartei fage selbst nur, daß eine widerstandsfähigere Natur als der Fürst Günther sich nicht so schnell zu jenem Vergleich hätte breit schlagen laffen.

Munmehr wendet sich der Ausschuß der

weiteren Erörterung des Falles Everling

zu. Die Kommunisten beantragen, daß der Ausschuß beschließt: Ein Abgeordneter, der als Prozeßvertreter die Interessen eines Fürsten

Verspäteter Silvesterulk.

Der Lysistrata  - Stoff ist ein dankbares Objekt für luftige drama­tische Gestaltung. Die erste Komödie hat Aristophanes   geschrieben ( und sie ist auch vor Jahren in Berlin   aufgeführt worden). Da schon zu des Aristophanes  ' Zeiten Lysistrata   eine politische Zeitfatire ge­toefen ist, so mußte man, um sie quicklebendig zu machen, in der Bearbeitung für die Gegenwart jedesmal neu frisieren und mit luftigen Spigen gegen die Dummheiten des Jahres versehen. Der Franzose Maurice Donnay   hat es vorgezogen, statt einer folchen Neubearbeitung die Komödie fieber ganz neu zu schreiben. Die Kammerspiele, die gestern Donnay's Lysistrata" zum erstenmal brachten, haben aber übersehen, daß auch seine Be­arbeitung viele Jahre alt und daß Baris nicht Berlin   ist. Daher mußte die Lysistrata   wiederum für Berlin   umgeschminkt werden. Daß bei einer so verzwickten Bearbeitungsferie nicht allzu viel heraustommen würde, war von vornherein flar.

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Bekanntlich ist der Lysistrata  - Stoff ein bißchen heifel. Die Frauen legitime Ehefrauen und illegitime Flittchen sind des find des langen Krieges und der Berwaifung ihrer Betten müde. Sie wollen fich auch nicht mehr mit den flapprigen Etappenhelden begnügen. Daher befchließen fie furzerhand, bei dem nächsten kurzfristigen Waffenftillstand fich den heimfehrenden Urlaubern zu derfagen und durch diesen Liebesftreik den Frieden zu erzwingen. Wie man sieht, ein außerordentlich intimes Thema, dessen Behandlung viel Geschmad erfordert, wenn der Berfaffer nicht in den Ruf eines Ferfels fommen will. Da sich aber nach Aristophanes   und Donnan's und vieler anderer vernünftiger Leute Meinung die ganze Welt um diesen einen Bunft dreht, so ift an fich gegen eine ausführliche Behandlung der Sache nichts zu sagen. Es ist ja niemand verpflichtet, ins Theater parfett Kinder mitzunehmen. Auch ist Donnan zuzugestehen, daß er die schwüle Angelegenheit mit Taft und Wig auseinandersetzt. Aber über der Borführung in den Kammerspielen waltete von vornherein ein böser Unstern. Es sollte eine Silvester- Borstellung merden, in der die Premierenbesucher sowieso bereit sind, ausgelaffen, frei und luftig zu sein. Die Hauptdarstellerin, Frau Eckersberg  , er­Trankte und die Borstellung fam erst gestern heraus. Aber auch da mar fie noch nicht in Stimmung und auch auf den übrigen Dar stellern lag irgendeine dumpfe Last. So tam der Funke, der von der Bühne ins Barfett überspringen sollte, nicht zustande. Die Ko­mödie zündete nicht. Das Publifum verhielt sich eisig und dies Ver halten wieder lähmte die auf der Bühne. Obgleich der Regisseur Erich Engel   tomische Einfälle gehabt hat, tam bie richtige pridelnde und fprißige Laune nicht auf. Und die wäre nötig ge­wefen, um die Eindeutigkeit des Themas durch Romit zu übertönen. 2Lber Else Edersberg, niedlich und reizend wie immer. durch ihre Krankheit bedingt- nicht mit allen Sprüh­teufelchen im Leibe fam mit einem Kinderroller auf die Bühne geschwirrt und eroberte sich im Nu die Herzen des Publikums. Leider aber verfacte im zweiten und dritten Akt das Tempo vollständig. Manchmal gähnte man und man wurde zu selten durch luftige Wig­morte aus der lastenden Müdigkeit aufgeftört. Von allen Hemm­nijjen frei war nur Grete Mosheim  , die eine noch unbefriedigte iunge Ebefrau ipielte. Ihr Kindertrog, ihr füßes Schmollen, ihr un

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vertritt, ist von der weiteren Teilnahme an den Beratungen aus­geschlossen."

Abg. von Richthofen( Dem): Wir halten es nach wie vor, nicht für richtig, daß der Abg. Everling an den Beratungen teilnimmt. Der kommunistische Antrag aber ist unzulässig. Abg. Schulte( 3): Ich wiederhole unsere gestrige Erklärung und bedauere befonders, daß die Deutschnationalen heute jogar den Abg. Everling noch ein ftimmig aufgefordert haben, im Ausschuß zu bleiben. Abg. Brodauf beantragt, die Angelegenheit Everling dem Präsidenten des Reichs. tages mit dem Ersuchen zu überweisen, daß er eine Entscheidung des Aeltestenrates herbeiführe. Dr. Barth( Dnat.): Die Vorwürfe gegen meinen Fraktionskollegen Everling find maßlos und ganz unge heuerlich übertrieben. Diese Vorwürfe sind nicht berechtigt. Der heuerlich übertrieben. Diese Vorwürfe sind nicht berechtigt. Wir werden uns an der tommunistische Antrag ist unzulässig. weiteren Beratung der Sache nicht mehr beteiligen. Abg. Kemptens  ( D. Bp.): Der kommunistische Antrag ist unzulässig.

Dr. Rosenfeld: Namens meiner Freunde habe ich folgende Er flärung abzugeben: Der sozialdemokratischen Fraktion erscheint es unzulässig, daß an der Beratung der vorliegenden Gesetz­entwürfe ein Abgeordneter teilnimmt, der in einem Prozeß eines Fürstenhouses gegen ein deutsches Land als Anwalt des Fürsten hauses tätig ist. Die sozialdemokratische Fraktion würde ein Mit glied zurüd ziehen, von dem ihr nachträglich bekannt werden würde, daß es in einem privaten Auftragsverhältnis steht, das zum Wider streit mit den Abgeordnetenpflichten führen könnte. Den fommu­niftischen Antrag halten mir für unzulässig. Die Kommunisten follten an die Konsequenzen denten, die sich sehr leicht und zuerst gegen sie felbft richten würden.

Abg. Schulte( Str.): Wir halten den Ausschuß nicht für zu ftändig, den Reichstagspräsidenten mit der weiteren Regelung der Sache zu beauftragen. Das ist Sache der einzelnen Frattionen.

eine Annäherung Deutschlands   an den Bölferbund verhindert haben, wie die Verknüpfung des Statuts mit dem Bersail. ler Bertrag. Die Grundlage für die Aenderung bildete der Umschwung in der seit dem Kriege in Frankreich   gegenüber Deutsch­ land   befolgten Politik, der vom 11. Mai 1924 an, seit dem Auf­Der Redner würdigte das Dames= fommen Herriots datiert. Abkommen und hob die Verdienste der deutschen   Regierung und besonders Stresemanns um die Anregung und das Zustandekommen des Locarnovertrages herver. Dieser Schritt bil­dete die Fortsegung der Politik der demokratischen und repu­blikanischen Linfen, die man seinerzeit als landesverräterisch be­zeichnete. Dr. Breitscheid würdigte weiter den Baft von Locarno  als einen ersten Schritt in der Annäherung zwischen Deutsch­ land   und Frankreich  , die, wie faum zmei andere Länder, Die volle politische aufeinander angewiesen seien. Gleichberechtigung hätte Deutschland   darin noch nicht erlangt und die Verwirklichung des Schiedsgerichtsgedankens sei noch unvollkommen. Darum werde eine der ersten Aufgaben Deutsch­ lands   im Völkerbunde sein, die Schiedsgerichtsidee zu fördern und auf eine sichere Grundlage zu bringen. Der Redner hob ferner die Wichtigkeit des Artikels 19 des Völkerbundpaktes hervor, auf den sich Deutschland   in der Folgezeit werde berufey müssen, um seinen Interessen im Osten gerecht zu werden. Die Hauptsache sei, daß im Osten und Westen der Entscheid durch Waffengewalt ausgeschlossen worden ist. Der Eintritt Rußlands   in den Böllerbund müsse mit allen Kräften ange­strebt werden, wobei Prestigefragen in den Hintergrund treten sollten. Deutschland   mache sich hinsichtlich des Völferbundes feine Illufionen, fehe aber darin die einzige Organisation, welche versuche, die Reime des Krieges zu erstiden. Deutschland   wolle dem Bölker bund seine Mitarbeit angedeihen lassen, vor allem die Förderung der Abrüstung anstreben. Eine gleichzeitige wirtschaftliche An­näherung, die zu einer europäischen   3ollunion führt, ist unumgänglich.

Um die Koalition in Frankreich  . Die Neigung der Sozialisten, sich zu beteiligen, wächst.

Abg. Landsberg( S03.): Das Zentrum sollte diese Auffassung revidieren. Wenn eine Lüde in der Geschäftsordnung auftaucht, fann doch der Ausschuß, der bei diesen Verhandlungen die Züde entdeckt hat, dem Reichstagspräsidenten zur weiteren Veranlassung davon Mitteilung machen, Das Berhalten des Zentrums erinnert an den Vers von Schiller  : Immer bedien' ich mich meiner Nase zum Riechen, aber habe ich an fie auch ein erweisliches Recht?" Da das Zentrum jedoch auf seiner Auffassung bestehen bleibt, zieht der Abg. Brodauf seinen Antrag zurüd, nachdem vorher sowohl die Bertreter unferer Partei als auch die des Zen trums und der Demokraten erklärt haben, daß ihre Fraktionen den Dieses Ergebnis stellt jedoch einen bedeutenden Fortschritt Fall Everling auf jeden Fall im Aelteftenausschuß zur Sprache der Anhänger der Regierungsbeteiligung dar. Die bringen würden. Der Antrag Korsch wird von allen bürgerlichen zahlenmäßig stärkeren Berbände haben meist für die Be Parteien gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und der Kom- teilung gestimmt. Interessant ist auch, daß die Abteilung des hef­munisten für unzulässig erflärt.

Der Völkerbund als einzige Möglichkeit."

Eine Rede Breitscheids in Zürich  . Zürich  , 9. Januar.

( EP.) Der Reichstagsabgeordnete

Dr. Breitscheid erflärte in einer Rede in der Schweizerischen   Hoch­schulvereinigung für den Völkerbund, auch die Linksparteien hätten den Verträgen von Locarno   nicht ohne ernste Bedenken zugestimmt; selbst diese Parteien sähen im Bölferbund kein Ideal, aber sie erblickten in ihm die einzige Möglichkeit, dem darnieberliegenden Europa   zu helfen und die friege­rische Austragung politischer Konflitte auf alle Zeiten zu verhindern. Wenn Deutschland   dem Bölkerbund beitrete, so werde es alles tun, was für die Verwirklichung der vielen Möglichkeiten, durch eine machtvolle internationale Organisation, wie sie der Völkerbund dar stelle, erforderlich fei, wenn auch für die heutige Lage rein wirt­schaftliche Momente im Vordergrund ständen.

Nach einem Berichte des WTB. wies Breitscheid   einleitend auf den Stimmungsumschwung in der Frage des Beitritts zum Völkerbund   hin, der sich seit der Genfer   Rebe Mac donalds in Deutschland   in fürzester Zeit vollzogen habe, und nicht zuletzt unter dem Eindruck, daß Deutschland   und Europa   ver­loren mären, wenn die politischen und wirtschaftlichen Schwierig feiten des europäischen   Kontinents weiter andauern. Dr. Breitscheid gab sodann einen eingehenden Ueberblick über die Momente, die

artig verzogenes Mündchen waren entzückend. Auch Camilla Spira  , vor Begehren stets explosionsbereit, glaubte man ihr Temperament aufs Wort. Sie war eine mollige Liebes- Streit brecherin. Anni Mewes  , eine grande Kokotte des Altertums, war die vornehmste Hure, die man sich denken kann, vielleicht ein wenig zu vornehm und zu unberührt. Aber immerhin füß anzu fehen und anzuhören. Von den übrigen Darstellern sind der qued filbrige Kurt Bois  , Robert Garrison und Hans Hermann Schaufuß   lobend zu erwähnen.

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Ernst Degner.

Nachttheater unterm Stadtbahnhof. Im Trianontheater" ist die Luft noch etwas muffig. Die vielen Leute aber auch die wenigen sind eben ausgewandert, um sich aufs Ohr zu legen. Es geht gegen Mitternacht, trotzdem soll weiter gespielt werden. Den neuen Leuten, die kommen, wird in der Muffigkeit etwas beklommen. Der Vorhang rollt auf. Ein Bett auf der Bühne, zweischläfrig natürlich). Titel: Ewig Dein!" Man liegt im Bett, man springt auf, man zieht sich an, man zieht sich wieder aus, man liegt noch einmal im Bett. Der Vorhang sentt fichy. Ewig langweilig. Das Kantharidentheater unterm Stadtbahnbogen zieht nicht mehr. Es muß dicer tommen, oder es muß feiner fommen. Es fom: nt noch eine Schauspielerparodie Die Berlassenen", an der sich die Komödianten im Parkett erfreuen, die nach elf Urlaub und noch feine Luft zum Schlafen haben. Sie winden sich vor Lachen bei dem geringsten Wig. Sie lachen auch, als das dritte Stüd," Die Klette", abgetan wurde. Das Bett steht hinter dem Vorhang, und die Dame, die dazu gehört, ist eine tapfere, wenn auch schon etwas moralisch heruntergekommene Jungfrau. Beinahe bereut man es nicht, in die Nachtvorstellung gelockt worden zu sein. Denn es spielt dort seltsam- zierlich ein Fräulein Raßner. In dem laiziven, um nicht zu sagen unflätigen Einafter, hat sie viele Einladungen zur Liebestätigkeit ergehen zu lassen. Obwohl sie blond ist, tut sie es mit einer eigentümlichen Geisha- Geschicklichkeit. Blondes Teemädchen mit Berlin   W- Manieren. Vielleicht würde das Appetitliche dieser Bewegungen, dieser Mundstellungen und dieses Augenspielens ver loren gehen, wenn das Fräulein auf der großen Bühne stände. Jezt aber, da man ihr so nahe gerückt ist, überrascht diese Lieblich feit, obwohl sie auch von Muffigteit schon überhaucht ist. Man bat einen angenehmen Eindruck, aber auch das Gefühl, in eine Gefell  fchaft geraten zu sein, von der man nicht gern seinem Beichtvater oder auch der strengen Gattin erzählen möchte Kurzum, irgendwie merden die Leute im Nachttheater unterm Stadtbahnbogen umge frempelt. Bielleicht hofft der Theaterdirettor, daß ihm Freunde felcher mitternächtlichen Verwandlung besonders getreu find. M. H.

In der Fortroff- Fabrit. Tin Pan Alley  , das Jazzmusik- Biertel von New Yorf, arbeitet fieberhaft, um die ganze Welt mit neuen Tanzschlagern zu versorgen. 600 neue Fortrotts werden hier in der Woche geschaffen. Die Beliebtheit eines Tanzes fann man heute zutage am besten an der Zahl der Musikstücke feststellen, die für jeden Tanz geschaffen werden. Danach steht der Fortrott bei weitem an der Spize; der Walzer folgt ihm in einigem Abstand und dann der Tango, während der einst so beliebte Onestep verschwindet. Zwar werden fehr erfolgreiche Tanzmelodien besonders bei uns in Deutsch  

Paris  , 9. Januar.  ( Eigener Drahtbericht.) Der Kongreß der fozialistischen Verbände des Seine- Departements hat sich am Frei tag mit 2084 gegen 1570 Stimmen gegen die Beteiligung der Par­tei an einer bürgerlichen Regierung ausgesprochen.

tigsten Gegners der ministeriellen Beteiligung, Leon Blum  , fich mit 135 gegen mur 90 Stimmen für den Eintritt der Partei in die Regierung ausgesprochen hat. glor for

Der Pariser   Kongreß hat dann als Delegierte zum außerordent lichen Parteitag 7 Bertreter der Nichtbeteiligung und 5 Anhänger des Eintritts in die Regierung gewählt, die über 90 bzw. 69 Man­bate verfügen.

Die Luftverkehrsverhandlungen. ,, Normaler Verlauf."

Paris  , 9. Januar.  ( Eigener Drahtbericht.) Die deutsch  - franzö fischen Luftfahrtverhandlungen nehmen einen normalen Verlauf. Die erste Besprechung der deutschen   Unterhändler mit der Unterfom mission der Botschafterfonferenz, die die Aufhebung der Be­griffsbestimmungen zum Ziele hat, findet am Montag, die nächste Sizung mit den französischen   Bevollmächtigten, die der Regelung des deutfch- franzöfifchen Luftverkehrs gilt, am Dienstag statt.

Bon französischer Seite wird erflrät, daß Frankreich   gegen die von Deutschland   verlangte Aufhebung der Beschränkungen für den Bau von ausschließlich für Verkehrszwecke bestimmten Flugzeugen an fich teine Einwände erhebe, seine endgültige Zustimmung aber von ausreichenden Garantien gegen die Benutzbarkeit dieser Fahrzeuge zu militärischen Zweden abhängig machen müsse. In den gegenwärtig darüber geführten Besprechungen sei es zur Stunde noch nicht gelungen, eine befriedigende Formel zu finden.

land und auch in Frankreich   und England geschaffen, aber die Massenerzeugung ist ganz in den Händen Ameritas, und die Ver­ einigten Staaten   besigen hier eine Art Monopolstellung wie im Film. Einen interessanten Blid in diese amerikanische   Fortrottfabrit ge­stattet eine Schilderung von Patrick Chalmers. Die tanzende Bell", schreibt er, verbraucht ungeheure Mengen von Tanzmelodien und perlangt nach immer neuen. Erstklassige Tanzkapellen, die ein stän diges Repertoire von 250 bis 400 Stücken haben, versuchen im Laufe des Jahres mehr als 12 000 Tanzmelodien, und an die 10 000 werden bereits verworfen, bevor sie gespielt sind. Die Kapellen müssen nach immer neuen Stücken Umschau halten, und zwar verbrauchen fie besonders viele Foxtrotts, da diese im Gegensatz zu den Walzern ein Eintagsleben führen. Der Fortrott wirft zuerst unwiderstehlich, aber bald wird er langweilig und schließlich unerträglich. Mehr als sechs Monate dauert niemals die Wirkung eines guten Fortrotts; die meisten aber find schon in zwei bis drei Monaten abgespielt. Die Bananen" waren ein nie wieder erreichter Reford, aber heute fann fie niemand mehr hören. Zum Fabrizieren von Fortrotts find nicht viele Kenntnisse nötig, nur ein ausgesprochenes Gefühl für Rhythmus. Die meisten der Komponisten" tönnen nicht einmal Klavier spielen, sondern sammeln ihre Melodien oder klimpern sie mit einem Finger auf dem Klavier. Der Mann, der die Dr­chestrierung besorgt, meistens ein ausgebildeter Komponist ohne Er­folg, muß die ganze Instrumentierung machen. Er bekommt nur ein bescheidenes Honorar, während der Schöpfer", wenn das Tanzstück erfolgreich ist, damit 200 000 Mart und mehr verdienen kann.

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Eine Kommiffion zur Bestimmung der Trunkenheit. Die Bri tische Medizinische Gesellschaft hat eine Kommission von 18 hervor. ragenden Gelehrten eingesetzt, die durch eingehende Prüfungen unter­suchen sollen, bei welchem Grad des Alkoholgenusses Trunkenheit festgestellt werden kann. Da ja in Großbritannien   Betrunkene be­Straft werden und nach einem neuen Gesetz Kraftwagenfahrern der Erlaubnisschein entgegen wird, wenn sie betrunken sind, ist diese Fest stellung von Wichtigkeit. Bisher aber gehen die Kennzeichen, nach denen Polizeiärzte und Gerichtsbeamte Trunkenheit feststellen, sehr weit auseinander, und man will nun eine einwandfreie Methode ausarbeiten, durch die sofort erkannt werden kann, ob jemand wirk­lich betrunken ist.

Erffaufführungen der Woche. Dienstag. Staatsoper: Ritter Blaubart. Donnerstag. Theater am Surfürstendamm: Die Macht der Nächte. Freitag, Deutides Rünlertbeater:" Die kronprinzessin Luise". Josefinens Töchter."

balta beater: Rene, Lotte, Lieje, Sonnabend. Tribüne: Michael Hundertpfund." Urania  - Borträge. Theater. Mont., Dienst.( 5, 7, 9), Mittw.( 5, 9) Donnerst.( 5, 7), Freit., Sonnab.( 5), Sonnt.( 5, 7): Durch Steppen und Kulturstatten beffiniens"; Donnerst., Freit., Connab.( 9): enry Forbs Riefenbetriebe"; Sonnt.( 9): Gin ameri tanischer Musterbetrieb: Freit., Sonnab.( 7): Auf Eiera fangin befiinien"; Mittw.(: untprattttum".- Hörfaal Mont.( 6, 8), Dienst.( 9), Mittw., Donnerst.( 6), Sonnt.( 6, 8): lrt elf im tro al b; Freit.( 8): Sönigsgrab Tut- and- Amon"; Donnerst., Sonnab.( 8): auf elettrijden Bahnen quer durd Deutigland"; Donnerst.( 6), Sonnab.( 6%): Die Grundlagen der Startstromtegnit.

Hans Benzmann  , der befannie Lariler und frühere Reichstagsarchiver, ist im Alter von 56 Jahren gestorben