Parteiausschuß!
Der Parteivorstand hat den Parteiausschuß zur Beratung über die schwebenden politischen Fragen zum Dienstag, den 19. Januar, nach kommenden Berlin berufen.
mäterigen, die tönigliche Symbolit, die Berehrung des Höchst eligen, die Legende non der teutschen Treue. Ülebrig bleibt in Geistestranfer. Jede Seite des Tagebuches zeigt den erfinnigen, der zwischen französischen Säßen und deutschen Sieroglyphen die drei Lilien des erzfeindlichen französischen Rollegen hineinfrißelt und seine Eintragungen mit Louis nterzeichnet. Einige besonders fraftvolle Berherrlichungen ter Fürsten und Regentenwürde sind offensichtlich in dem äteren Kurialstil Wilhelms des Gefilmten übergegangen. Die Geschichte non dem idealgesinnten, deutschen Königsingling erleidet eine nicht gerade alltägliche Metamorphose. Die Siegesnachrichten im Feldzug 1870/71 wurden von Seiner Rajestät mit Trauer begrüßt, das„, arme Frankreich " lebhaft tedauert, Versailles durch den Einzug der Deutschen für entchrt erklärt.( Bergleiche hierzu die Schulbücher der Republik .) Der fönigliche Wunsch, daß das ganze angestammte bayerische Polizeipräsidiums dadurch zu entkräften, daß fie erklärt, der herausgestellt hat, daß für sie nicht der Schatten eines Be
Soft nur einen Kopf haben möge, um es auf einen Strich hin richten zu können, wird öfter geäußert, der Gedanke, das an restammte Königreich mit einer Infel im griechischen Archipel vertauschen, ernftlich erwogen. Die hochherzige Liebe zu Deutschland äußert fich u. a. darin, daß des preußischen Kron ringen Friedrichs Büfte im Schloß zu Hohenschwangau von Geiner Majestät im Vorbeigehen angefnuckt wurde. Der Favorit Ludwigs, Marstallfourier Heffelschwerdt, erhielt ben Sefehl, in Stalten eine Bande zu werben, mit derselben den deutschen Kronprinzen gelegentlich feines Aufenthaltes in Mentone gefangen zu nehmen und ihn in einer Höhle bei Baffer und Brot in Retten verwahrt zu halten; Ludwig er ließ einen eigenen Befehl, das Leben des deutschen Kronprinzen ja zu schonen. damit fein Leiden nicht zu schnell ende. Hunger und Durst folle er leiden und fein Inneres von Sehn sucht nach den Seinen zerrissen werden. Ein Gelftestranter, natürlich, aber ein erkannter Narr von föniglicher Jugend an! Unb murzelechter Ronalismus war s. daß alle die Kreaturen und Königsschwärmer fich faft ein Menschenalter hindurch von diesem Berrückten bis zur Erde neigten und ihn heute noch bewundern.
Oder doch nicht erkannt? Den föderalistischen Bartikulariften war er ja allerdings immer der erklärte Abgott. Die Batriofen des Meltreiches Banern liebten den sogenannten Schwärmer auf dem Röningthron so heik wenen seiner Reichsfeindschaft. Ludwig smidte in feuchter Realität, bildlich taten es alle. Die bajuvarischen Schmähreden wider die Einheit des Reiches, gegen den hente aus Feindschaft zur Repubfit cepriesenen Föderalismus Otto n. Bismards im Jahre 1870 find belannt, die frühere Entwicklung viel 2n unbekannt. Die zu Bier offenen Briefe an Bismard", die 1866 in München ers fchienen, wünschten den preußischen Ministerpräsidenten an den höchsten Folgen: fie caben die Meinung der Eingebore nen wieber. An hen Reiten des preußischen Berfaffimas fonfiftes veralich der Fräntische Kurier" zu Nürn bera einen erleuchteten ndianer mit dem umnachteten euro
päilchen Monarchen in Preußen, und er fam zu dem bane
rischen Schlußergebnis:
Dort, auf den Sandwichinseln eine aufgeklärte Regierung,
hier in Breußen der falsche Bruber, ein beschränkter Kopf, der seine Arone für eine Mußgabe der Gottheit hält."
Die Münchener Neuesten Nachrichten" propagierten den Untergang des preußischen Staates durch die Marnung, die preußischen Talerscheine animehmen. Die Betting gab die Losung aus: Lieber banerisch sterben, als österreichisch- preußisch verderben." Daß Bismard eine Gottesgeel und feit der Kindheit verrückt, daß der König von Breuken ein verbrecherischer Geistestranter sei, war in jener Beriode die Durchschnittsmeinung des gebildeten bayerischen Europäers. Eigentlich hielt sich also Ludwig auf der allge meinen Linie banerischer politischer Erkenntnis, wenn er in feinen Schlöffern sich gegen Preußen austobte.
Bleibt eine letzte Frage: Was ist nun das Spezifische an diefem Ludwig der Tagebuchblätter? Eigentlich nichts, außer dem einen: Jeder 3oll ein Rönig, ein wirtlicher König.
Amsterdamer Ghetto.
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Nach einem Rundgang durch stille Straßen, in denen nur an Kreuzungspunkten und großen Berfehrsbrüden der moderne Lärm aufrauscht, an verschwiegenen Grachten, zwischen ruhigen Patrizier häusern, an Bartanlagen, Ranälen und malerischen Hausbooten vorbeifchlendernd träumend, hatte ich das Gefühl, ein Märchen in mich aufgenommen zu haben: Weltstadt und 3bylle! Still fließt, ja fteht das schwarzgrüne Waffer. Schattende Linden und Ulmen brechen das Sonnenlicht in unzähligen Tönen und werfen tanzende Reflege auf das Pflaster und die schmußig dunkle Flut. Bie Ebel patina bie mit Moos bewachsenen Mauern oberhalb des Wasser fpiegels.
Längs der Amftel, am Theater Caree vorbei, fomme ich plöglich ins alte Judenviertel, Amsterdams berühmtes Ghetto! Man glaubt fich in eine andere Welt versetzt. Fremd und feltfam das alles. Ein Märchen hatte ich bei den stillen Grachten erlebt; ein greller Schrei, ein bunt durcheinander gewürfeltes Schauspiel; Lärm, Zerrissenheit eine Boefie des Schmuges, diese moderne Ghettowelt.
Ber Raftans und lange Bärte erwartet, wird freilich ent
täuscht sein.
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Eine dunkle Kartoffelgeschichte. Erklärungen der Abgeordneten Behrens und Meher. Die Ermittlungen des Berliner Polizeipräsidiums über die Hergabe eines Darlehens der Arbeitgeberverbände für den Fememörder Oberleutnant Schulz haben im Lager der Christlichen Gewerkschaften begreifliche Erregung ausgelöft. Eine Mitteilung der Hauptgeschäftsstelle des Gesamtverbandes
Berliner Polizeipräsident sei Sozialdemokrat. Dieses Rezept ift nun so außerordentlich originell, daß man darüber ftaunen muß. Die Christlichen Gewerkschaften tönnen, wenn sie auf politische Sauberfeit halten, nichts Befferes tun, als von den Praftifen der Abgeordneten Franz Behrens und Meyer energisch abzurücken. Anerkannt werden muß, daß der Deutsche , das Gewerkschaftsblatt der Christen, rechtzeitig und vorbeugend gegen die dunklen Machenschaften im Arbeitgeberlager und im Lager des Zentralverbandes der Bandarbeiter Stellung genommen hat. Wenn aber der Gedaß selbst die Wirtschaftsunternehmungen der chriftlichen samtverband der Chriftlichen Gewerkschaften heute versichert, daß selbst die Wirtschaftsunternehmungen der chriftlichen nationalen Arbeiterbewegung von den Arbeitgebern unabhängig feien, fo fteht das in auffallendem Widerspruch zu einer Erklärung der Abgeordneten Behrens und Meyer, bie noch heute in einer neuen Mitteilung an die Breffe versichern, ohne 5000 m. von den Arbeitgebern wäre die Ber Landeserzeugnissen forgungsstelle zur Beschaffung von B. m. b. 5., ein Unternehmen der chriftlichen Landarbeiter in größte Schwierigkeiten geraten.
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Die neuerliche Erklärung der Abgeordneten Behrens und Meyer ist überhaupt ein Kuriosum. Ueber Schulz will man selbst dann noch einwandfreie und günstige Ausfünfte" erhalten haben, als dessen Mitwirkung am Rüftriner Butsch bekannt war. Wer mag biefe merkwürdige Auskunft über den Fememörder erteilt haben? Jedenfalls behaupten Behrens und Mener gemeinsam, die 5000 M. feien ausschließlich für die Kartoffelversorgung verwandt worden. Später aber habe der Abg. Mener das Geld das für den vorerwähnten 3wed bereits verwandt worden war- schließlich doch für den Fememörder Schulz gefordert und erhalten, und zwar für Rechtsanwaltstoften, für Gelbstbeföfti gung und noch zu erledigende Berpflichtungen an Schulz weitergegeben. Die 5000 m. haben alfo offenbar fich in den Händen des chriftlichen Landarbeiterverbandes verdoppelt. Uebrigens ist es intereffant, daß Mener die 5000 m. fordern fonnte und erhielt, nachdem Schulz bereits wegen seiner Beteiligung an Fememorden in Untersuchungshaft war.
Der Fall Krieak.
Bom Fall Genf ist alles in allem ein Fall Kriegt übrig geblieben, der nur deshalb intereffiert, weil er einen Ausschnitt aus dem System Hugenberg darstellt. Herr Kriegt veröffentlicht nun in der Nachtausgabe" folgende Er flärung:
Der Sozialdemokratische Breffedienst" beschäftigt sich laut Bor. wärts" heute wieder einmal mit mir und fragt im Anschluß an eine mir bis heute unbekannte und von mir nicht veranlaßte Notis in einer Korrespondenz, was ich gegen den Abgeordneten Stampfer, der mich im Auswärtigen Ausschuß schwer beleidigt hat, zu tun gedächte. Ich habe Herrn Stampfer auf Grund einer genauen Darftellung meines Standpunktes in der Frage der Genfer Bewerbungen aufgefordert, feine Beleidigungen zurüdzunehmen. Sollte er sich
Manchmal in den Fenstern felbftzufriedene Gefichter, mit der fremden, vorüberschreitenden Welt Kontalt, Berührung fuchend gedrängt in einen einzigen Augenblid. Doch in allen die Lebens. fraft des drängenden Ahasver. Ein Mut, felbst die Demütigungen tiefften und starrenden Schmutzes auf sich zu nehmen, rechtfertigt folche zähe Lebensenergie.
Alteifenteile, Schutt, Gemüserefte, schmutzigste Bapierfegen und Lumpen wetteifern in ungewollten Zusammenstellungen von bunten Stilleben, oft hügelhoch aufgestapelt. Dazwischen schließt man Geschäfte ab, handelt, schreit, lacht und schiebt sich allmählich hinauf. Hier lab ich vornehme Jübinnen thre Einfäufe machen. Anhänglichkeit, Sehnsucht nach der alten noch atavistisch vertrauten Welt? Bielleicht... Rein neidvoller Blid streift die Empor gewachsenen, Höheren; teine Stränkung heimlichen Haffes in der Gefte des foviel ärmeren Berkäufers; ein stilles Weben, stumme lebereinfunft, auch balb soweit zu sein, anderen Drängenden der Blag frei zu machen.
Ewige Bewegung und dennoch ein Stillstand. Die Menschen ziehen hier fort, sterben, ihr Milieu bleibt sich durch die Jahrhunderte gleich. So mag es schon zu Baruch Spinozas Zeit gewesen sein. Quirlend wird hier ber Prozeß menschlicher Entwicklung auf felbft abgefchloffener Insel, mitten im Herzen der Weltstadt, embryonal fast, noch einmal fichtbar und zufammengedrängt vorgelegt.
Das Defizit der Städtischen Oper. Der Magiftrat Berlin teilt zu leistenben Zuschüsse sind Gerüchte im Umlauf, die mit den Tatfachen völlig in Widerspruch stehen. Berschiedentlich ist in legter Beit sogar von„ Millionen- Zuschüssen die Rede gewesen. Demgegen über weißen wir darauf hin, daß nach der von uns geprüften Bilanz der Städtischen Oper A.-G. per 31. Dezember 1925, abgesehen von dem durch die spätere Eröffnung des Hauses( infolge des Bau arbeiterstreits) entstandenen Einnahmeausfall und unter Berüdfichtigung der im Stadthaushalt vorgesehen gewesenen Zuschüsse, nur ein Defizit von rund 49 600 m. zu verzeichnen ist, ein Betrag, der angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Depression und der da durch bedingten ungünstigen Besuchsverhältnisse aller Theater nur als durchaus mäßig bezeichnet werden fann und jedenfalls hinter den Befürchtungen, die selbst in städtischen Kreisen in dieser Beziehung gehegt wurden, noch weit zurückbleibt."
Belche Eriftenzbedingungen! Alles spielt sich hier auf offener Straße ab. Ühwahrscheinlich faft für eine große nordeuropäische Beltstadt. Zwischen Gemüfetarren, Altwaren- und Lumpenballen, zwischen Abfällen, Eisenteilen und Blunder figen Hausfrauen, mit: Bezüglich der feitens der Stadt Berlin für die Städtische Oper Mütter, fchälen Kartoffeln, Möhren, zerschneiden Rohltöpfe. Hart fchon faft auf der Straße wird im schmalen Flur gefocht. Rauch quillt unterm Kamin auf die Gasse der windschiefen Häufer. Gruppen plaudernder Frauen stehen da und fagen fich ihre winzigen Alltagserlebnisse; ihre ganze Welt und Hoffnung möglichst bald aus dem engen Gäßchen in die breite, hier fast pompos anmutende Jodenbreestraat hinüberzuziehen. Wie ein Batrizierfig steht das renovierte Rembrandhaus aus des Meisters Glüd- und Glanzzeit da. Nach etlichen Jahren flebelt man wieder um in die modernen Billenviertel Amsterdams. Das ist das Ziel der hier Eingepferchten. Wie das quirlt! Elfenwesen aus alten arabischen Märchen -die jungen Jüdinnen mit wallendem abgeschnittenen Haarschopf, mit langen, hängenden Schwarzen Flechten, wie Gazellen schreitend. Dann alternbe, abgehärmte Frauen, lebendige Klagen gegen die Auszehrung ihrer Ehe; ihr Leben ohne jeglichen formenden Rult. Dr. Rudolf Gönner, der erste Borsitzende des ReichswirtschaftsGrauenhaft fichtbar die verschnörkelten Runzeln unter müden Lidern. Häßlich, degeneriert, vertan und abgelebt. verbandes bildender Künstler Deutschlands und Mitglied des ReichsHier fah ich Frauen vor 3 Gurfen fizen, eine andere vor der wirtschaftsrates, ist in München gestorben. Der Künstler, der winzigen und einzigen Schachtel mit Glasbonbons. Ihre ganze aus Neustadt im Schwarzwald stammte, hat ein Alter von 53 Jahren Habe außer den Lumpen und einem ärmlichen und verräucherten erreicht. Nach juristischen Studien, nach dem juristischen Doktor. Wohnloch. Auf mehr tonnte man nicht einmal schließen. Männer examen hatte sich Gönner der Kunst zugewandt und auf der Münchetreiben hier Handel mit ruinierten Uhren, zerbrochenen Fahrrad- ner Akademie studiert. Er wurde Marinemaler, und auf alljähr teilen, Ketten und verrosteten Schlüffeln: Haufen von vertragenen fichen Ueberfeereisen entstanden, z. B. in den asiatischen Häfen, Schuhen, zerlesenen Büchern, zerbeulten Ofenrohren, alten Kleibern iene Bilder, die man von ihm im Münchener Glaspalaft zu sehen llegen herum und warten auf Käufer. Man glaubt einfach nicht, pflegte, Darstellungen der See, der Häfen, aus allen Ländern. Eine wenn man es nicht mit angesehen hat. Balzac hätte hier geschwelat feiner Landschaften erwarb das Museum in Weimar . Für die Schuhmacher in offener Straßenwerkstatt. Der Jude ist hier Wohlfahrtsbestrebungen unter den bildenden Künstlern setzte er sich auch Handwerker, Arbeiter, Laftträger, fast alle werttätigen Berufe ftets tatkräftig ein, und als die Verbände überall im Reiche fich zufammenfchloffen, wurde Dr. Gönner der Mitbegründer des jungen
ausübend
weigern, fo werde ich ihn zu einer gerichtlichen Rlar. ftellung zu veranlassen wiffen. Weiter soll ich am 9. Dezember in einer Provinzzeitung für und im„ DeutschenSpiegel" gegen die Große Koalition geschrieben haben. Die aus dem Brovingblatt zitierten Säge sind nicht von mir geschrieben, fie find vielmehr eine von der Redaktion dieses Blattes gemachte Anmerkung, was technisch nicht zum Ausdrud gebracht ift. Das Blatt wird in einer Erklärung diese Darstellung bestätigen. arbeiter, die von ihnen gezeichnet sind, durch redaktionelle ZuWenn der Lübecker Generalanzeiger" Artikel seiner Mitfäge in ihr Gegenteil verkehrt, so übt er Gepflogenheiten, die sich ein anständiger Journalist nicht gefallen läßt. Die„ genaue Darstellung" seines Standpunkts gibt Herr Kriegt in seinem " Deutschen- Spiegel" Es ist der Standpuntt eines Mannes, der seine Berleumdungen aufrechterhält, auch wenn sich bringen will, ist unflar, feinesfalls wird er um die Rolle, die weises besteht. Wie Herr Kriegt seinen Fall vor Gericht er spielen wird, zu beneiden sein.
Gott, König, Vaterland – zu verkaufen.
Bei der Krenzzeitung".
Eine Zuschrift, die das Berliner Tageblatt" von gut informierter Seite über die Nöte der Kreuzzeitung " erhält, bejagt:
Mit Gott für Rönig und Baterland" war die volle Beiten waren ihr beschieden, als macht und Borrangstellung Kreuzzeitung eine treue Dienerin preußischen Juntertums. Glanz Kreuzzeitung" eine treue Dienerin preußischen Juntertums. Glanzdes Junkertums auf der Höhe waren. Engste Bande umschlangen
fie und ihre Lefer. Heute ist es bamit nichts mehr. Shre Anhänger
haben fie massenweise abbestellt. Man beschränkt sich auf das
Deutsche Adelsblatt", bas von der deutschen Adelsgenossenschaft ihren Mitgliedern to stenlos geliefert wird, da es außer den Familiennachrichten auch zahlreiche antisemitische Hezartikel bringt und jüdische Firmen selbstlos genug sind, durch viele teure Inferate nicht nur diese fostenlose Lieferung des Blattes lediglich aus Inferateneinnahmen zu ermöglichen, sondern dazu noch einen schönen Ueberschuß zur Unterstügung antisemitischer Bestrebungen zu gewährleisten.
Die mir genau befannte Zahl der der Kreuzzeitung " noch treu gebliebenen Bezieher steht auf Wunsch zur Verfügung. Sie ist rechi ein. Immer wieder mußten bemittelte Gönner helfend unter die Arme greifen. Doch alle Opferwilligkeit fonnte das langsame Sterben nicht aufhalten. Ein letzter Hilferuf veranlaßte die Freunde des Blattes im Sommer 1925 noch einmal zu einer Sammlung. Jeder gab nach besten Kräften. Der Winters. hall- Rongern aus Raffel zeichnete durch Kommerzienrat Rechberg 600 000 m., alle zusammen insgesamt eine Million. Eine ergiebige Berjüngungstur follte bavan der Sterbenden zutell werden. Das Motto„ Mit Goff für König und Vaterland", die anfifemififche und anfitathofifche Richtung, auch der Titel Neue Preußische Zeitung " follte fallen. Die fo réorganisierte und reduzierte Kreuz zeitung " follte auf breiter, tonservativ- evolutionärer( 1) Basis", die deutsche Times" werden."
Aus dem Geschäft wurde nichts, da die Bendung der Deutschnationalen gegen Locarno es zerschlug. Immerhin ist es wiffenswert für Intereffenten, daß Gott , König und Bater land bei der Kreuzzeitung " zum Verkauf stehen.
Statt Kali- Landbund!
In der geftrigen Generalversammlung der Kreuz. zeitung 2.-G. wurden die Differenzen mit der Firma Otto Stoll berg durch einen Bergleich aus dem Wege geräumt. Es wurde ferner beschloffen, daß die Kreuzzeitung 2.-G. mit der Deutschen Tageszeitung" eine Interessengemeinschaft eingeht. Das Attienpaket der Rali Interessenten ist an die ,, Deutsche Tageszeitung" übergegangen. Die Selbständigkeit der beiden Blätter bleibt bestehen.
Amneffie in Bulgarien . Der bulgarife Minifterrat hat den Amnestieentwurf Bankoff in erweiterter Gestalt angenommen.
Reichsverbandes und ist seitdem deffen erster Borsitzender gewesen. Als Bertreter der Künstlerschaft trat er auch in den Reichswirts fchaftsrat bei deffen Begründung ein.
Die Gefährdung des Kölner Doms. In einer großen Anfrage Dr. Borschs( 3entrum) an das Preußische Staatsministerium wird auf den ernstlich bedrohten baulichen Zustand des Kölner Doms verwiesen. Das Staatsminifterium wird um Auskunft über den gegenwärtigen baulichen Stand ersucht somie über die Beträge, die vom Staat für die Erhaltung des Doms in den letzten Jahren verausgabt worden find. In Anerkennung der Bedeutung des Bauwertes wird gefordert, alle staatlichen Mittel zur Entfaltung einer großzügigen Propaganda zur Belebung des Baugebantens zur Berfügung zu ftellen. Die finanziellen Kräfte, die ben Dom früher erhielten, feien durch die Inflation entweder zerstört oder in ihrer Leistungsfähigkeit fo herabgefeßt, daß ihre Mittel heute nicht ent fernt mehr ausreichten, den Dom vor rafchem Berfall zu schützen.
Die gefundheiflichen Berhältnisse in Deutschland . Dem Reichs tag ift eine Denfschrift über die gesundheitlichen Berhältnisse des deutschen Boltes in den Jahren 1923 und 1924 zugegangen. Darin wird festgestellt, daß nach den Zeiten der Hungerblodade im Jahre 1921 eine leichte Besserung in der Boltsgesundheit eintrat, aber die Inflationsjahre 1922 und 1923 einen erheblichen Rückschlag brachten, so daß die furchtbarsten Folgen für den gesamten Boltstörper in bedrohliche Nähe gerückt zu fein schienen. Mit der Stabilisierung der Währung trat eine günstige Birtung auf den Gesundheits zustand des Boltes ein. Wirtliche Fortschritte zeigten sich erft 1924. An Sterbefällen wurden im Jahre 1922 in den deutschen Groß. ftädten 219 680 gezählt, im Jahre 1923: 210 724 und im Jahre 1924: 194 340. Die für 1924 ermittelte Sterbegiffer weist die niedrigste Sterblichkeit auf, die bisher verzeichnet wurde. In den deutschen Großstädten ftarben im Jahre 1922 etma 36 600 Säuglinge, im Jahre 1923: 32 500 und im Jahre 1925: 25 700. Troß dieser günftigen Biffern stellt die Denkschrift feft, daß die Ernährung für einen großen Teil des Boltes unzureichend und wegen der einseitigen Zufammenlegung vielfach unzweckmäßig ist. Von großen Epidemien ist Deutschland in den Jahren 1923 und 1924 verschont geblieben.
Pläne der Ruffischen Akademie der Wissenschaffen. Im Auftrage der Russischen Akademie der Wissenschaften unternimmt beren Sekretär, Brofeffor Oldenburg, eine Auslandsreife, die ihn nach Deutschland , England, Frankreich und Italien führen wird. Die Ruffische Akademie hat ein Projelt ausgearbeitet, nach welchem in mehreren ausländischen Staaten russische wissenschaftliche Institute zur Anknüpfung von Verbindungen mit den entsprechenden aus. ländischen Instituten gegründet werden sollen. Ebenso sollen ausländische Staaten aufgefordert werden, ähnliche Institute in Sowjetrußland zu eröffnen.
Rapeilmeiffer Frih Zweig ist für die Stabtile Dper, an der et feit Bestehen der Spielzeit tätig war, als erster Stapellmeister verpflichtet worden. Cine neue Ueberfehung Verlatues. Im Anschluß an den Aufsatz über aul Verlaine werden wir darauf aufmerksam gemacht, daß foeben eine neue deutsche Ausgabe erschienen ist: Armer elian". Gedichte von Baul Berlaine, Nachdichtungen von Alfred Wolfenstein , Berlag sou Bani Caffirer in Berlin