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Ireltag 15. Januar 192b
Unterhaltung unö ÄVissen
Seilage ües vorwärts
Unbeirrt... Von Gabriela preifsovS. (Autorilierte Uebirsetzung aus dem Tschechischen von Zl. Berchtold.) Ohne Zweifel das Zimmer macht« einen tadellosen Tbidruck. Frau Bilmas Gestalt mit festgeschnürter Mädchentaill« hatte si� schon mehrer emal gebückt, um von den alten, zermürbten, doch reingewaschenen Parketten hier und da«inen kaum sichtboren Faden aufzuheben. Nun fuhr sie noch mit einem Hirschleder über Möbel. Lampe. Spiegel und Sllbum. Noch einmal überblickte sie am Eingang die ganz« Zusammen- steltung und hatte den sicheren Eindruck, daß ihr Zimmer ganz nett aussehe. Ein Mensch guter Herkunst, irgendein älterer Herr, dem nicht viel an einer höhere» Miete liegt, könnte daran Gefallen finden. Sie behielt diese Sicherheit tn ihrem Hoffen auch dann, wenn sie wie vom Standpunkte eine» Besuchers urtellte. Die Menschen sind auf der Welt bescheidener geworden.... Was konnte heute ein stiller Astermieter, selbst wenn er der an- spruchvollst« Mensch wäre, noch mehr verlangen als Reinlichkeit. Bequemlichkeit und ein« schön« Aussicht? Man könnte einwenden und man wird es gewiß tun. daß die Wohnung kein Badezimmer und keine elektrische Beleuchtung habe. Daraufhin wird sie in ihrer sanften Art erwidern:.Ach ja, die Hausherren der früheren Zeiten kümmerten sich nicht um solche Sachen, sie freuten sich nur über die schöne Aussicht ja, Neuerungen hätten Ihnen die Idylle gestört. ... Bitte, sehen Sie nur, es ist wirklich ein prachtvoller Blick in das Grüne des Laurenziberg«» und aus das malerisch« Bild der Häuser und Türme! Nicht umsonst sagt man. daß Prag   die dritt- schönste Stadt der Welt sei, wenn man sie so aus der Höhe ungestört betrachten kann.../ Sie wird auch darauf hinweisen, wie die Blumen, von der Morgensonn« beschienen, hier am Fenster gedeihen und wird noch hinzufügen:.Sch hatte in Wien   eine große, bequem« Wohnung, vier Zimmer, eine verglast« Deronda und allen modernen Zubehör. Ich aber überließ sie verwandten, weil ich mich nicht von der de- fcheidenen Wohnung meiner Mutter, von der zauberhast-schönen Aussicht, der Ruhe und den Erinnerungen zu trennen vermochte.' Ja. darauf wird sie entschieden aufmerksam machen, sonst wäre ihre Lage ausfallend. Man braucht nicht zu lügen. Man verschiebt nur etwa» den wirklichen Stand der Ding«, um sich nicht so deplaciert vorzukommen. Sollte der Mieter den Wunsch Süßer», daß man ihm da» Früh. stück ans Bett bringe und ihm Stiefel und Anzug reinige, so wird sie ruhig antworten:.Das alle» wird zur vollsten Zufriedenheit meine Bedienerin besorgen.' Sie hatte schon mit der Hausmeisterin besprochen, daß st« am Morgen eine halbe Stunde zu ihr kommen werde. Sie selbst durfte sich doch um GcUeswUlen nicht» oergeben, nicht von ihrer Linie abweiche». Alle» übrig«, LufrZumen. die Wäsche, da» Wichsen und Waschen der Fußböden, würde sie selber besorgen, sobald nur der Herr da« Hau» oerlößt. Darum wollt« sie so keine Dame in die Wohnung nehmen, die alle» untersuchen könnt«. Ein« Frau im Hause durch. schaut alle» viel«her. Ihr« jetzige Wohnung am Hrodschin, dl« sie von ihrer vor kurzem verstorbenen Mutter, der Witwe ein«, fürstlichen Rentmeisters, ge- erbt hatte, ließ sich nicht so einteilen, daß sie ganz von ihrem Mieter abgeschlosten wäre. Wie sehr st« fich es auch wünschte, st« hatte darüber vergeben» die ganzen letzten Nächte nachgedacht. E» war eine Zweizimmerwohnung mit einem schmalen Borzimmer und einer kleinen Halbdunkeln Küche, wo man oft selbst am Tage die Petra- leumlampe anzünden mußte. Frau vilma, Mutter war au» ihrer größeren Wohnung erst als Witwe hierher übergesiedelt, mit der unzweifelhaften Absicht, von der bescheidenen Pension noch etwas zu erübrigen. Sparsamkeit war ihre stärkst«, fast leidenschaftliche Eigenschaft. Sie bewies sie im Leben durch die selbstbewußte. tapfer« Tat, daß sie der einzigen Tochter eine verhältnismäßig hohe Mitgift zusammensparte, die als Offizierskaution genügte. Die letzten Tage ihres Lebens sparte sie wieder für de» Enkel Alfred, der der Mutter und Großmutter wie ein Prinz vorkam. Einzig darum, weil die Wohnung billig war, hott» die alt« Frau dies« Einschränkung auf sich genommen. In den Fenstern waren schäppernde, farblose Rahmen und auf den geweißten Zimmerdecken zeichnet« der zudring. lich« Regen, der durch da» vergeblich geflickte Dach drang, gelbliche Inseln. Und mehr als diese» Dach ließ der geizige Hausherr nie flicken. Frau Dilma,«ine österreichisch  « vberstenwftwe. hatte stch surcht. bor schwer in dies« Präger Wohnung geflüchtet. Ihre Wiener Woh« nung mußt« st« ihrem Sohne Alfred überlasten, den der Krieg zum Invaliden gemacht hatte. Damals wußten der arm« Junge und seine Mutter keinen Rat. Doch ein« pfisfig« Wiener   Retuscheurin aus einem photographischen Atetter hatte einen guten Einfall und schlug vor. ol» Eheleute sich«in« photographische werkstätt««Inzu» richten. Einstens war st«»ine Gelegenheitsliebe Alfred» gewesen, doch sie verlieb den hübschen Oberleutnant nicht, al» er»u» dem Krieg« wie ein von Sturm und Blitz getroffener Baum zurückkehrte. Frau vilma erschien dieser Plan al, ein neurr Stoß tn ihr schweraeprüfie» Herz. Ar schön erzogener, seiner und eleganter Sohn und irgendein Mädchen au  » einem phetographischen Ateüer, zu alledem noch wahrscheinlich mit zweifelhafter Vergangenheit! Doch da« wirtliche Leben schrill über sie hinweg, unbekümmert, daß c» sie rertrat Fremde Menschen mischten sich hinein und«in jeder wollte überzeugen:.Wo- wollen Sie? Die, Mädchen wird für Alfred«ine Wohltat sein. Frau, ergeben Sie sich dem Schicksal ohne �Dle» bekräftigt- am meisten Blsred» n�oö» gerei�e Stimm« so lang«, bis Frau Dilma zustnnmte. Sie sah auch ein, daß. wenn kein vermögen vorhanden war. sie chrem Kind« wenigstens die Wohnung mit der ganzen schönen Einrichtung opfern mußt«. Einige» konnte zur Anschaffung photograph'sch» Gerat, vertäust werden Aus diese Weise wurde«» Alfred möglich, sich mll Hilf« seiner fleißigen Frau«ine Existenz zu gründen, doch st« selbst mft ihren Lebensanschauungen und da» Mädchen mit problemati cher Vergangenheit konnten sich nicht versöhnen. Sie nahm Zuflucht zur alten Mutter und zu den Erinnerungen der Stadt Prag  , in der sie einst in einer helleren Wohnung de» Reustädter viertel, ihre Mädchenträume geträumt hall«. Hier auf die schmale Tür in dem Halbdunkeln Gange befestigte sie die stolze Visitenkarte:»Dilma Lang von Lindenheim. Da» Zimmer, da, sie setzt vermieten wollt«, um ihre und* deutend« österreichisch« Pension zu vergrößern, nannte sie vor der
Wie man's macht, i>rt.
palalevä: »Mich hat maa zur Strecke gebracht, weil ich mit Genehmigung ües Parlament» neue Tanfenüfranknoten drucken lassen wollte."
wioüischgrätz: .Mich hat man zur Strecke gebracht, well lch ohne Genehmigung ües Parlaments neue Tousenüfranknoten ü rucken ließ.'
Hausmeisterin den kleinen Salon. An beiden schmalen Fenstern hingen handgestrickte, weiße Vorhänge. Hier stand auch der mit Iutt« überzogen« Diwan mll gesticktem Kisten und ein Bett mtt Mulldeck«, an der gerade so wie in Frau Dilma» Mädchenzeit drei blaßblaue Seidenbänder befestigt waren. Sin vergoldeter, hölzerner Kronleuchter hing von der Zimmerdeck«, auf dem nie die Kerzen brannten, denn zur Beleuchtung genügte eine Petroleumlampe mit tulpenförmigem Schirm, die aus einer runden, gehäkelten Wolldecke stand, dl« mll grünem Moo» und wunderlichen Drahtblumen oerziert war. In der Eck« auf dem Lehnstuhl de» verstorbenen Dater» leuch. tete wie auf dem Tische eine Häkelarbeit. Neben der Lampe log  «in Album vell interessanter Aufnahmen au» Frau Dilma» Kindhell bi» zum Alter der gereisten Schönheit. Zwei Schränke au» rein poNertem Kirschholz, ein Waschtisch und eine Etagere mit wertlosen Kleinigkeiten standen«inträchtig nebeneinander läng» der Wand. Die Hausfrau seufzte. Früher schmückten reizend« Gegenstände die Etagere, nach denen sie stch nun sehnte. E» stand dort die alter- tümlich« Uhr mll sechs Alabaftersäulchen, auf denen zwei klein« Schmiede die viertel schlugen, e, standen dort Täßchen, ein» schöner als da» andere, und die Figürchen, die nur die Mutter abstauben durfte. Auch ein Perlmutterköstchen war dort, mit einem Spiegel- chen in vergoldeter Einfastung am Deckel, da» ein Silbernähzeug barg: als Geschenk der Fürstin an ihre liebe Frau Rentmeifter wurde e, in der Familie hochgehalten. Auf die» alle« mußt« Frau Dilma nach ihrer Mutter Tod verzichten. Sie oertauft««, mit den Resten des Silbers, um der Mutter ein ehrbares Begräbnis bezahlen zu können.__(Fortsetzung folgt.) Ein Saum, öer in Sie Tiefe wächst und anürre Vaturmerkwürüigteiten.
von M. A. von Lütgenderff.
ihren Lebewesen vor Augen führt. Wenn man z. B. einen Baum p'lanzt. so erwartet man. daß dieser Baum, wenn er gedeiht, in die Höh« wichst. Nun gibt«» aber einen Baum, für den da» Naturgesetz nicht zu gellen scheint, da er nicht nach oben, sondern nach unten wächst. Es handelt sich um einen Daum, der im Osten Nordamerika  », und zwar ausschließ- lich in wästerigen Sümpfen, vorkommt. Seine Blüten wie auch die nach ihnen sich bildenden Blätter liegen flach aus der Wastersläch« ausgebreitet, der Stamm de» Baume» befindet stch aber unter Wasser, und da« Merkwürdige an ihm ist. daß er niemal» noch oben wächst, sondern, so alt der Baum auch wird, immer unsichtbar bleibt. Dieses leltsam« Wachstum hat lange Zeit die Gelehrten be- schäftigt, bis es vor kurzem einem Forscher gelang, da» Geheimnis zu klären. Nach seinem Bericht kommt die eigentümliche Erjchei- nung de» in die Tiefe wachsenden Baume, dadurch zustand«, daß sich die Wurzeln, die sich jedes Jahr neu bilden, gleichzeitig ver- kürzen, so daß der Stamm durch sie nicht hinausgedrängt werden kann, sondern nach unten gezogen wird. An einem anderen Baum kann man«in« Erscheinung beobachten, die«bensall» recht«igen. tümlich Ist. Der Baum, der eine ungeheure Höhe erreichen kann. kommt aus einigen Südseelnseln vor und heißt.Patolabaum' nach einer dort einheimischen Schlange, denn ebenso wie die Schlange häutet sich von Zeit zu Zeit auch der Baum. Die Häutung erfolgt aber beim Patolabaum au» einem ganz anderen Grunde. Der Baum, der mitten im Urwald steht, ist mit Schmarotzerpflanzen. ti» ihr« Nahrung au» seinen Säften ziehen, bedeckt und überwachsen. Hat nun die Eaftentziehung«inen gewisien Höhepunkt erreicht, so beginnt stch eine» Tage» die Borke des Baume» in langen Streifen abzulösen, um dann abzufallen. Mit der Borke aber wird der Baum auch gleichzeitig von den Echmarotzerpslanzen befreit, und nunmehr kam, er stch Wied««hole» und neue Kräfte sammeln.
Kletterfisch unbedingt ertrinken, wenn er seiner Schwimm- « frisch« Luft zusühren kann. Der Kletterfisch ist denn nicht an«in ununterbrochenes Leben im Wosier gebunden.
bis stch üb« kurz cd« lang auch auf d« neuen Borke mied« die leidigen Schmarotz« festsetzen, so daß nur allzu bald wieder eine Reinigung nötig ist. Welche Ti«e zu den WIed«käu«n gehören, weiß jedes Schul- kind: wenig ab« ist bekannt, daß es Wiederkäuer auch unt« den Fischen gibt. In den Meeren der heißen Zone leben die sehr färben- prächtigen sog..Papageifische' oder.Seepapageien', so genannt, weil ihre rundgebogenen Kiefer ein wenig an«inen Dogelschnabel erinnern. Hat ein Papageifis........ Nahrung HBlH lungen d« bleibt, bis'... Ist« so weit, so befördert« die in den Backentoschen aufbewahrtc Nahrung einfach in die Mundhöhle zurück und beginnt erst jetzt mit dem«igenlllchen seinen Zerkauen, worauf der Nahrungsbrei in den Maaen gelangt. D« Anblick eines wiederkäuenden Papagei- fische» soll sehr eigenartig sein, da die Fisch«, ebenso wie die wieder- käuenden Säugetiere, die typischen W>ed«käu«bewegungen mll dem Maul ausführen. Hierher gehört auch die Totsache, daß ge­wiss« Fische, wenn sie gewaltsam verhindert werden, an die Ob«- ftäche des Wassers zu kommen, ertrinken müssen. E» sind die zu den Labyrinchfischen gehörenden Kletterfisch«, die in Teichen und Tum- peln der ostindischen Inseln und in Indien   selbst beheimatet sind. Will nämlich der Kletterfisch atmen, so kann er die» nicht unter Walser tun. sondern muß an die Ob«flSche steigen: nur auf diese Weis« kann« die neben d« Schwimmblase in seinem KSrp« liegen­den sog. Labyrinthtaschen mit frischer Luft füllen, die dann diele Atemluft wieder in die Schwimmblase befördern. Da die Atmung bei diesen Fischen also nicht nur durch die Kiemen erfolgt, da die Luft vielmehr unmittelbar in dl« Labyrinthtaschen gelangen muß, würde der blase keine auch gar nicht an«in ununt«brochenes Leben im Wasser g Wenn zur Trockenzeit d« Tümpel austrocknet, so begibt sich das Ti« alsbald auf die Dand«ung und läuft mit Hilfe seiner stach- ligen Flosien. die es al» Lausstützen benutzt, so weit, bis es wieder Woss« antrifft. Selbst wenn«in« solche Wanderung wochenlang dauert, schädigt sie den Fisch nicht im geringsten. Da» krasi« Gegen- teil diese« lustbedürfttgen Wasi«dewohn«, sind die Ouallenarlen. die bis zu SS Pro», ihre» Körpergewicht, au, Qualle geht in dem Augenblick jugruud«. in Dosier yerau» und an die Luft gelangt. Besonder» eigenartig« Ers Meinungen lasien sich manchmal im Instinktleben d« Tiere«ahrnehmen, eigenartig deshalb, weil sie. ganz im Gegensatz zu dem normalen tierischen Instinkt, den Titten sogar oft schweren Schaden bringen, wie man denn üb«haupt den Eindruck hat. al» cb in jenen Fällen der tittische Instinkt ganz und gar versagt, da die Handlungen der betreffenden Ti«« den einfach- sten Naturgesetzen nicht selten direkt zuwiderlaufen. Bei den Insek  » ten kann man z. B. ein solch«»«sagen d« Instinkts öfter beob- achten, so. wenn Stubenfliegen, wie« nicht selten vorkommt. ihr« Ei« in Schnupftabak legen, in dem die auskriechenden Maden natürlich umkommen müssen. Ein falscher Instinkt schädigt bisweilen auch die Muttertier» d« tropischen Holzbohrer». Die Eier d« in Schwärmen wondernden Käfer werden nämlich ohne Ueberlegung auch in die Rinde von Bäumen abgelegt, deren guttop«choähnlich« Saft an d« Luft vsrhärtet, so daß die Ti«« an der Stelle, wo sie die EI« ablegen. Neben bleiben und elend umkommen müsicn. In» folge«in« gründlichen Dersogens de» mütterlichen Instinkts schädi- gen aus Sumatra   oft ganz« Scharen von AasfNeaen ihre Brut, indem sie die sleischöhnlich aussehendt und ebenso riechend« Rafflesia, jene riesenkasie Schmarotzerpflanze, deren Blüten bl» zu einem Met  « im vurchmesier groß w«den. für rohe» Fleisch haften und deshalb Ihre Eier an ihr ablegen. Da dl« au« den Eiern schlüpfenden Maden in der Blüte sedoch tsine Nahrung finden, müssen sie eben- fall» zugrunde gehen. Auch bei höheren Tieren ist d« Instinkt mitunt««in recht u». sicher« Wegwels«. In Brasilien   beobachtet« ein Forsch«, daß hungrige Maultl««, um Nahrung zu suchen, in einen Urwald Uesen und dort gierig Gistkräut« iraßrn, die ihnen den Tod brachten. An einem fairen Dersehen gehen in Südafrika   auch häufig Spring- bäckt, Schafe und Ziegen zugrunde, die ein sehr giftig« Zwiebel« gewäch» M» fressen pflegen und daran oft gn
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