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der Reichsarbeitsministeriums ein Vertrauensmann der Unternehmerverbände die Schlichter instruiert, oder ein Sozialdemokrat? Ist es für die Arbeiterschaft gleichgültig, ob eine Politik der Isolierung Deutschlands getrieben wird, die zur völligen Zerrüttung der Wirtschaft führt, oder eine Politik, die Erholungsmöglichkeiten in sich birgt?

Um Fragen, die die Interessen der Arbeiterschaft auf das tieffte berühren, wird gefämpft nicht nur zwischen der Sozial­demokratie und bürgerlichen Parteien, sondern auch innerhalb der bürgerlichen Parteien. Soll die Sozialdemokratie den Ber. fuch, bei diesen Kämpfen ihre Absichten durchzusetzen, grund fäglich von der Hand weisen?

Es ist die große Aufgabe aller Politit, aus Gelegenheiten Ereignisse zu machen. Grundfäßliche Oppositionspolitit be deutet, von vornherein darauf verzichten.

Wozu grundsätzliche Oppositionspolitif? Um abzuwarten, bis die Sozialdemokratische Partei allein die Regierung über. nehmen tann? Der Tatbestand nach dem Ergebnis der letzten Reichstagswahlen ist der folgende: Auf der einen Seite der Sozialdemokratie, die etwa 8 Millionen Stimmen musterte, stehen etwa 21%, Millionen Kommunisten; auf der anderen Seite etwa 20 Millionen bürgerliche Wähler, von denen ein fehr großer Teil zur Arbeiterschaft gehört. Von diesen 20 Mil lionen Wählern muß ein sehr großer Teil für die Sozial­demokratie gewonnen werden, ehe sie allein die Regierungs­macht übernehmen kann. Werden die Arbeiter, die heute bürgerlichen Parteien folgen, durch eine Politik der grund fäßlichen Opposition gewonnen, die in der Bragis dem Scharf­machertum freie Hand gibt, die Machtposition der Regierung zur Bedrückung der Arbeiterschaft auszunuzen? Werden diese Arbeiter nicht der Sozialdemokratie die Schuld geben, wenn fie eine Politik der absoluten Abstinenz betreibt?

Der Glaube, daß man durch die gefühlsmäßige Erinne­rung an die Oppositionspolitik der Sozialdemokratie in der Zeit des Kaiserreichs diese Arbeiter gewinnen fönne, ist wirk­lich töricht! Man wird sie nur gewinnen durch zweckmäßig geführten parlamentarischen Kampf- und zweckmäßiger parlamentarischer Kampf ist unmöglich, wenn man von vorn herein auf jede Regierungsbeteiligung grundsätzlich verzichtet.

Die Hoffnung, daß sich das Schwergewicht der Klassen. recht bald zugunsten der Arbeiterschaft verschieben werde, wenn man nur beschließe, grundfäßlich jede Koalitionspolitit abzulehnen, ist ein Stüd Fatalismus, ein Berzicht auf eigenes politisches Handeln. Sie vertröstet die Arbeiterschaft, anstatt ihr zu helfen.

Die Arbeiterschaft und ihre Partei, die Sozialdemokratie, die dereinst die ganze Regierungsmacht übernehmen will, muß regieren lernen. Grundsägliche Oppositionspolitik, die von pornherein jede Teilnahme an einer Regierung mit anderen Parteien ablehnt, beraubt eine Partei von vornherein jeder Möglichkeit, Regierungserfahrungen und Verwaltungserfah­rungen zu gewinnen. Sie schafft auf der anderen Seite privi­Legierte regierende Klassen und Parteien. Sie stabilisiert ein System, in dem die Arbeiterschaft sich freiwillig von der Re­gierung und von der Verwaltung ausschließt. Sie legt damit in die Hand der gewohnheitsmäßig durch sozialdemokratische Abstinenzpolitik regierenden Parteien eine Machtfülle und gibt ihnen eine geistige Uebermacht, die sich auch politisch­propagandistisch auswirken muß.

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Die Politik der grundsäglichen Opposition in der Zeit vor dem Kriege war bedingt durch das System der scheintonstitutio nellen Monarchie. Sie war ein dauernder Proteft gegen die Staatsform, die die Sozialdemokratie van jeder Mitwirkung ausschloß. Die Anschauung, daß die Sozialdemokratie alle Möglichkeiten des politischen Wirkens, die ihr die demokratische Berfassung gibt, ausnutzen muß- im Parlament und in der Regierung, ist heute Gemeingut der Partei.

Es wäre das Gegenteil von politischer Erziehung und Aufklärungsarbeit, wollte man heute die Entscheidung, ob in

Neue amerikanische Baukunst.

Akademie hat ihre schönen Räume am Bariser lah 4 einer Ausstellung zeitgenössischer amerikanischer Achitettur geöffnet, die in vieler Beziehung aufschlußreich und besuchenswert ist. Es sind Photographien, oft von riesigem Ausmaß, nach der Wirklichkeit und nach Entwürfen; sodann Graphiten des New Yorker Radierers Pemell und Zeichnungen von Bach nach Stadt- und Straßenbildern. Zusammengestellt ist diese vortreffliche Schau auf die Anregungen des Geheimrats Edmund Schöler Don einigen amerikanischen Architekten. Ein umfangreicher Katalog bringt mehrere gut einführende Auffäße über Art und Entwicklung der heutigen Baukunft in den U. S. 2. mit Lebensbeschreibungen, Daten und Literaturangaben: turz, ein wertvolles fleines Kom­pendium des nicht ganz leichten und bei uns wenig bekannten Gegen. Standes.

Fragt man sich, warum eine solche Ausstellung für uns wertvoll und sehenswert ist, so muß man sagen: vor allem deshalb, weil die Entwicklung des Landes, seiner Wirtschaft, der Städte drüben der unsrigen mit Riesenschritten vorangeeilt ist und dort architektonische Probleme an der Tagesordnung sind, zu denen wir über furz oder lang noch tommen werden. Das gilt vor allem für das Hochhaus, den Wolkenkrazer mit jeglicher Art von Bestimmung und für die ftadtbauliche Planung, die drüben weit großzügiger in Angriff ge= nommen wird, allerdings auch weit dringlicher noch erscheint, als bei uns. Hätte man noch etwas an der Ausstellung zu wünschen, fo wäre das ein Ausbau der Abteilung Städtebau und Berkehrswesen, die etwas fursorisch behandelt ist und nicht sehr in die Tiefe führt. An dem Problem des Boltenfragers mag man die Ent­wicklung von der Stilnachahmung der neunziger Jahre zur Sach­lichkeit von heute ermessen. Die legten Bauten und Entwürfe der Art zeichnen sich durch eine imposante Kühnheit der Massenverteilung und Betonung des Turmartigen aus. Hervorgehoben feien besonders die geistreichen Improvisationen von Hugh Ferris für New York und das ausgezeichnete Universitäts - Turmgebäude für Pittsburg von Tay und Klauder( 54 Stockwerte!). Hier ist eine wirkliche Neu­gestaltung für etwas architektonisch noch lingelöstes gefunden wor­ben, ohne Anlehnung an verflossene Stilmuster, wie es frühere Jahr zehnte getan haben. Daß solche Hochbauten im Umriß etwas von bem stürmischen Elan spätgotischer Kathedralturme wie etwa dem von Mecheln haben, liegt nicht an der Einzelform, sondern an der Aehnlichkeit der idealistischen Gesinnung, die sie hochtrieb.

Was die zweite Kategorie von wichtigen Bauten betrifft, die Landhäuser, so ist hier allerdings nicht so viel von dem neuen Geiste Ameritas zu spüren. Meist find es tüchtige Abwandlungen des traditionellen englischen Landsizes, und es fehlt viel an der Sachlichkeit der neuen Lösungen, die Holland und Deutschland vor. meisen fönnen. Ausnahmen von strengerer Einfachheit sind etwa bei Embury und Bessell zu notieren. Sehr vermißt man die Bauten des genialen Frank Lloyd Wright , der absichtlich übergangen zu fein scheint, weil er uns in einer besonderen Aus stellung vorgeführt werden soll: erst mit dieser überragenden Persön lichkeit werden wir den richtigen Eindruck von amerikanischem Baugeist empfangen.

gegebener Situation die Sozialdemokratie zweckmäßiger in der| diese Fragen geflärt hätten, ehe anstatt der nationalen Revolution Regierung oder außerhalb der Regierung wirft, vor der die Revolution im eigenen Lager und anstatt des Mannes mit der Deffentlichkeit und vor den Parteigenossen als grundsätzliche Beitsche der Mann mit den Gefeßesparagraphen fam. Entscheidung maskieren!

Für die Sozialdemokratische Partei ist es eine Selbstver ständlichkeit, daß sie auch fernerhin Koalitionspolitik betreiben muß, so wie sie bisher Koalitionspolitik getrieben hat, daß sie ihre Entscheidung darüber, ob sie in eine zur Diskussion ftehende Koalition eintritt oder nicht, von einer Prüfung der Umstände und der Zweckmäßigkeit abhängig macht. Die Große Koalition war heute nicht möglich aber es lag der sozial demokratischen Reichstagsfraktion völlig fern, mit ihrem Be­schluß gegen die Große Koalition die Koalitionspolitik an sich abzuschwören!

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Mahraun und die Franzosen.

Jungdeutsche Krise.

Im Jungdeutschen", dem Berbandsorgan des Jung deutschen Ordens", wird mitgeteilt, daß das Eingreifen der Staats­anwaltschaft gegen die Ordensleitung auf Angaben aus den Reihen des Ordens her erfolgte. In Niederhessen und andernorts ist eine Austrittsbewegung in vollem Gange. Die Baterlän dischen Berbände Kaffels haben die Beziehungen zum Orden abgebrochen. Die Staatsanwaltschaft Raffel hält auf Grund ihrer Untersuchung den Berdacht des Hochverrats gegen die Bundesleitnug für so dringend, daß sie die Aften dem Oberreichsanwalt zur Weiterführung des Verfahrens eingesandt hat.

Das sind die Tatsachen nach der Schilderung des Jung­deutschen". Zu ihrer Entlastung führten die Bundesleiter ma hraun und Bornemann an:

Es find in Wirklichkeit einflußreiche französische Staatsmänner an den Jungdeutschen Orden herangetreten, um eine für beide Völker nügliche Wandlung des Berhältnisses zwischen Deutschland und Frankreich zu erörtern. In dem Augenblick, in welchem diese Erörterungen einen zweifel­los ernsten Charakter annahmen, und über das Maß einer per fönlichen Unterhaltung hinausgingen, haben die Unterzeichneten es für ihre Pflicht gehalten, in persönlicher Rüdsprache den Herrn Reichspräsidenten v. Hindenburg zu unterrichten. Dieses ist bereits vor längerer Zeit erfolgt.

Die kleinen Gernegroße, die sonst keine Gelegenheit vorüber­gehen lassen, um in allen Registern gegen die Friedens. politik zu zetern und nach der nationalen Revolution zu schreien, verfriechen sich also plötzlich hinter franzöfifchen Staats­männern, die ausgerechnet ihnen für Deutschland und Frankreich nüzliche Vorschläge gemacht haben sollen, und hinter dem Rockschoß des Reichspräsidenten Hindenburg , der, den von ihnen verdammten Baft von Locarno unterzeichnet hat! Um die Sache romantischer zu machen, serviert man an anderer Stelle die geheimnisvolle An­deutung:

Der Reichspräsident hat ausdrüdlich ausgesprochen, daß Sonderwünsche der Parteien rücksichtslos zurüdzuweisen sind, und daß er den festen Willen hat, im Notfalle einem, ent schlossenen Kanzler die ihm durch die Verfassung zur Hand gestellte Peitsche zu überreichen.

Furchtbar entrüstet stellen sich der Hochmeister" und der Ranzler", wie sich die Mahraun und Bornemann bescheiden nennen, tarüber, daß die zuständigen Stellen nicht ohne weiteres bereit sind, sie in das Ergebnis der Untersuchung einzuweihen.

Wenn diesen Gestalten aus dem jungdeutschen Bilderbuch so viel daran liegt, Klarheit zu schaffen, werden sie vielleicht die Freundlichkeit befizen, folgende Fragen zu beantworten:

Wer waren die Franzosen , mit denen fie die freundschaftlichen Berhandlungen gepflogen haben?

Welche nügliden" Vereinbarungen waren Berhandlungsgegen. ftand oder Verhandlungsergebnis?

Was haben sie dem Reichspräsidenten berichtet und wann fand die Unterredung statt?

Wann hat der Reichspräsident den ihm in den Mund gelegten ,, ausdrücklichen Ausspruch getan?

Eigentlich hätte man erwarten dürfen, daß große Männer, als welche der Kanzler" und der Hochmeister" doch gelten wollen,

An Einzelheiten haben wir nicht viel aus dieser Schau zu lernen. Es geht bei den Amerikanern zu wie bei den Engländern: fie find fonfervatio in Aeußerlichkeiten und hängen zäh an gotischen Stil formen. Ein Bahnbrecher wie Sullivan, dem ein ganzer Ehren­faal gewidmet ist( 1924), ist über den Jugendstil von 1900 taum hinausgekommen. Und erschreckend wirken Detailaufnahmen des be rühmten Woolworth Building in New York , dessen Orna­mentit es mit der peinlichsten Spätgotif wildgewordener Akademie­professoren aufnehmen fann. Auch hier bedarf es dringend der Richtigstellung durch das einzigartige Wert von Bright, auf das wir unsere Hoffnung setzen. Dr. Paul F. Schmidt

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Schillings lehnt ab.

In einem längeren Schreiben an den Kultusminister hat Max von Schillings das ihm angebotene Amt des Leiters einer Meister tlasse für Mufit an der Akademie der Künfte abgelehnt und die Durchführung der ihm auf Grund feines im gegenseitigen Einver­nehmen erfolgten Ausscheidens zustehenden Fortzahlung der vertrag­lichen Bezüge erbeten. Das Schreiben des Intendanten vom 15. Ja­nuar hat folgenden Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Minister! Am 2. Januar schlossen wir einen Vergleich. Wir wollten durch Abschluß dieses Bergleiches nicht nur unserem beiderseitigen Interesse dienen, sondern für uns war die Rücksicht auf das Staatsinstitut in erster Linie bestimmend. Es wurde mir damals mitgeteilt, daß aussichtsvolle Verhandlungen über eine Neuorganisierung und Verschmelzung der drei Berliner Operntheater im Gange feien und daß eine Beilegung des die Deffentlichkeit in Erregung haltenden, schwebenden Prozesses die Berwirklichung dieses Planes noch am nächsten Tage möglich mache. Ich hatte feine Zeit, lange zu überlegen, ich hatte nicht einmal 3eit, mich mit meinen Sachwaltern eingehend zu besprechen. Ich sah mich vor eine noch in derfelben Stunde abzugebende Entschließung gestellt und stimmte deshalb dem Vergleiche zu. Sie brachten den Wunsch zum Ausdruck, daß durch den Vergleich ein Modus vivendi zwischen Ihnen und Ihren Räten einerseits und mir zu finden sei und machten mir hierfür zwei prattische Vorschläge. Ich konnte mich nicht sofort entscheiden und behielt mir ein Wahlrecht vor. Ich mußte mir flar werden, ob nach dem ganzen Verlauf der Dinge die fachlichen und persönlichen Gegenfäße zwischen Ihren Mitarbei­tern und mir überbrückbar erschienen und daher eine neue Bindura an die staatliche Kunstverwaltung, solange sie in den bisherigen Händen liegt, für mich möglich sei.

Die persönlichen Gegenfäße halte ich trok allem bei beiber feitigem guten Willen immer noch für ausgleichbar; die fachlichen aber haben an Schärfe nichts eingebüßt, wie es das Scheitern Ihrer Berhandlungen mit der Stadt Berlin über die Neuordnung der Berliner Operntheater farlegt. Die Berufung des städtischen Opern intendanten zum gemeinsamen Generalintendanten, für die sich die Stadt Berlin ausgesprochen hatte, und die von Ihnen im Prinzip angenommen war, erwies fich als untunlich, offenbar weil Ihre Herren Dezernenten dieselben Grundsäge, gegen die ich bisher ge­fämpft habe und die auch die Vertreter der Stadt Berlin für un­tragbar halten, weiter zur Anwendung bringen wollten.

Dadurch zeigt sich, daß Ihre Herren Dezernenten den Umbau

Wer hat den Massenmord befohlen?

Schulz bestreitet seine Schuld.

München , 16. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Im Berlacher Mordprozeß wurde am Sonnabend die Rolle besprochen, die der Major Schulz vom Freitorps Lügow bei der Erschießung gespielt bat. Gegen Schulz chwebt noch ein Berfahren wegen Ber dachtes der Mittäterschaft, dessen Weiterverfolgung von dem Aus­gang des jeßigen Mordprozesses abhängt. Nach den Angaben der beiden Angeklagten soll Schulz die Erschießung mit den Worten be­fohlen haben: Legen Sie die Schweine um!" Ein Rimmer­genoffe des Schulz, der Oberleutnant a. D. Seidler, befundete heute, daß Schulz an jenem Tage erst gegen 9 Uhr morgens auf­gestanden sei, während die Aeußerung nach den Aussagen der Ange­flagten schon um 7 Uhr gefallen sein soll. Der Zeuge Seidler vers, breitet sich auch über Befehle, die für die Standgerichtsverfahren gegolten haben. Anfangs hatte bei den Spartafiftenunruhen in Berlin ein wüstes Durcheinander bestanden, da seien die Leute ein fach erschoffen worden. Nachdem der Erlaß Nostes aber heraus­gekommen war, habe man zwar dort, wo Waffen gefunden wurden, erschoffen, ohne lange zu fragen, die übrigen Fälle seien vor die Standgerichte gekommen. Die gleichen Befehle hätten für die Kämpfe um München gegolten, und zwar bis zum 4. Mai, wo Schulz mit­geteilt habe, die Truppenteile hätten nur das Standrecht für so. fortige Erschießung, aber feine Standgerichtsbarkeit mehr.

Schulz wurde hierauf unvereidigt vernommen. Er erzählt von dem Vormarsch gegen München , vom Kampf in der Nähe von Perlach und von Verlusten, die seine Truppe gehabt habe. Am 4. Mai sei ihm mitgeteilt worden, daß die Truppen nicht mehr die Standgerichtsbarkeit hätten und die Gefangenen zur Aburteilung beim Stabsquartier abliefern müßten. Diesen Befehl habe er an eine Reihe von Offizieren weitergegeben. Von der Entsendung Pölzings nach Perlach im Laufe des 4. Mai habe er gar nichts gewußt, auch nicht davon, daß Pölzing am Nachmittag des ( Auf gleichen Tages mit zwei Gefangenen zurüdgefommen sei. diese Aussage hin nimmt der Angeflagte Bölzing seine frühere Behauptung, Schulz babe den Befehl zur Expedition nach Berlach gegeben, zurü d.) Den Auftrag, abends wieder nach Berlach hin­auszufahren, habe Pölzing von Mojor Lützow bekommen. Dak Pölzing am nächsten Tag ohne Gefangene zurüdgefommen fei, davon habe weder er( Schulz) noch sonst jemand vom Stab etwas erfahren. Erst während der Erschießungen habe er von diesen Vor. gängen Mitteilung erhalten, worüber er ganz erschroden ge­wesen sei. Er habe sofort nach Pölzing suchen lassen, der aber sei nicht zu finden gewesen. Später, beim Abrücken der Truppen, habe

Pölzing angegeben, daß die Gefangenen ihn bedroht hätten. Er habe aber seine Verwunderung ausgesprochen, daß ein fo schneidiger Offizier sich in dieser Situation mir durch Erschießungen habe retten können. Bölzings weitere Behauptung, Schulz habe später den Bericht über diesen Fall so abzufassen befohlen, als ob alles in Ordnung gewesen wäre, bezeichnet Zeuge Schulz als eine feige Ber leumdung.

Nach dieser Aussage nimmt Brüfert seine Behauptung, er habe Schulz sagen hören, Legen Sie die Schweine um!" zurüd, bleibt aber dabei, den Befehl zur Erschießung von Bölzina er­halten zu haben Auch Pölzing hält die Befundung über die Rolle des Majors Schulz bei der Abfaffung des Berichts nicht mehr auf­recht, besteht aber darauf, daß Schulz gefagt habe, es sei eine sehr unangenehme Geschichte.

Der Leutnent, der den Bericht dienstlich abgefakt hat, der jezige Rechtsanwalt Denningel, befundet, daß der Bericht nach Angabe Polzinas angefertigt worden sei. Major Schulz habe? die ganze Sache eine peinliche Angelegenheit für das Rorps genannt. Die Beweisaufnahme wird am Montag fortgesetzt.

Der belgische Kriegsminiffer Keffens ist aurüdgetreten, Fat aber noch in loyaler Weise Anordnungen getroffen, um die An­wendung der zehnmonatigen Dienstzeit auf den Jahrgang 1925 zu fichern.

Coolidge für den Shenandoah"-Erfahbau. Präsident Coolidge tritt aufs schärffte dafür ein, daß für die verunglückte ,, Shenandoah" ein Erfagluftschiff gebaut wird.

der staatlichen Kunstverwaltung", wie Sie ihn aus Anlaß bes Falles Schillings" in Ihrer Landtagsrede und in Ihrer Broschüre als notwendig bezeichneten, noch nicht in die Tat umsehen wollen. Wenn ich nun das Amt des Leiters einer Meisterklasse für Musik an der Akademie für Künfte annähme, die Sie mir angeboten haben, würde es sich nicht vermeiden laffen, daß ich weiterhin mit diesen Herren in dienstliche Beziehungen fomme.

Ich unterschäße weder die große Bedeutung der mir angetra genen hohen Chrenstellung noch die wirtschaftlichen Vorteile einer Sicherung auf Lebenszeit. Troßdem muß ich zurzeit aus den dar. gelegten Gründen die Annahme des hohen Ehrenamtes zu meinem großen Bedauern mit verbindlichstem Dante ablehnen.

Ich bitte Sie, Auftrag geben zu wollen, daß nunmehr zwischen Ihren amtlichen Stellen und meinen Sachwaltern, Herren Dr. Etscheit und Dr. Haensel, die Regelung der mir rechtmäßig zu­stehenden Fortzahlung meiner vertraglichen Bezüge durchgeführt wird. In ausgezeichneter Hochachtung Schillings."

Eugen Ortners Tragödie Michael Hundertpfund" in der Tribüne war einer der stärksten Erfolge junger deutscher Drama­titer der letzten Zeit. Stürmisch und voller Dankbarkeit rief man den Autor und den Hauptdarsteller Heinrich George . Ueber die bemerkenswerte Aufführung, die irgendwie an Schönherr und den Naturalismus erinnerte, soll am Montag ausführlicher berichtet

werden.

Dar.

dorf veröffentlichen Herbert Eulenberg und Hanns Heinz Einen Aufruf zur Errichtung eines Heine- Dentmals in Düffel­Ewers. Es heißt in dem Aufruf: Noch haben wir nicht einen Heller des benötigten Geldes, noch haben wir nichts als die Gewiß­heit, daß die Zeit der Mißverständnisse und Widerstände vorbei ist, und die Aussicht, daß der Platz, der des Dichters Steinbild in der Stadt feiner Kindheit gebührt, uns gegeben wird. Aber wir wiffen, daß überall in der Welt Menschen leben, die Heinrich Heine lieben, missen, daß sie nur auf dies Beichen warten, um durch große und fleine Spenden ihrer Liebe und Dankbarkeit Ausdruck zu geben. So sind mir sicher, in fürzester Frist die Mittel zusammenzubringen, die nötig sind. Wir, zwei Dichtersleute aus der Stadt Heinrich Seines, fühlen in aller Bescheidenheit die Verpflichtung, zusammen mit einigen Düsseldorfer Freunden den ersten Anstoß zu geben. Wer mit uns übereinstimmt, wer uns mit Rat und Tat helfen will, möge Mitteilung richten an den vorbereitenden Ausschuß für ein Düsseldorfer Heine Denkmal, zu Händen von Dr Herbert Eulenberg , Raiserswerth bei Düsseldorf ."

Einstein über das Bölferbundsamt für geistige Zusammen­arbeit Albert Einstein , Mitglied des Völkerbundsausschusses für geistige Zusammenarbeit, ergreift in der Zeitschrift L'Europe Nou­velle neben Bertretern sämtlicher dem Völkerbundsausschuß für geistige Zusammenarbeit angehörenden Ländern das Wort, um ge­wisse Bedenken, betreffend das Völkerbundsamt für geistige 3u sammenarbeit, das in Paris feierlich eröffnet ward, zum Ausdruc zu bringen. Er erkennt an, daß Frankreich das ständige Institut geschaffen hat, hält es jedoch für seine Pflicht, eine Kritit seinen Wünschen für das Gedeihen des neuen Instituts anzufügen. Sie