Ein Schneesonntag.
Das war ein Sonntag, wie ihn der Sportler in Ehren häft Grimmig talte Luft lag über einer Schneedede, bie fich felbft im Beriner Verkehrstrubel hoch auf respettabler Höhe hielt. Draußen gaben sich die verschiedenen Zweige des interamüsements ein
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Stelldichein. Auf OntelToms Hütte" stierte man, daß es eine Luft war. Gerodelt wurde im Grunewald an jedem Berghang, der für improvisierte Bahnen Verwendung finden fonnte. Auch der Schlitt fchuh fam ausgiebig zu seinem Recht. Der Berliner handelt dem Grundjag gemäß: Warum denn in die Ferne schweifen. Jedenfalls hat die Reichsbahndirektion die Wintersportsonderzüge nach dem Harz und ins Riefengebirge ausfallen laffen. Ursache: mangelnde Beteiligung. Tiefere Ursache: mangelnde Gelder. So wird aus der Not eine Tugend. Und es geht schließlich um Berlin herum ebensogut. Selbst Knochenbrüche lassen sich bei einigem guten Willen ohne die Spesen einer Harzfahrt erzielen. Die Illufion ist vollständig. Wer gestern abend zwifchen 6 und 8 Uhr auf dem Botsdamer Bahnhof somie auf dem Bahnhof Friedrichstraße stand und beobachtete, welche Unmengen abenteuerlich gegen die Kälte uniformierter Leute die Vorortbahnen ausspien, der mußte ganz Berlin für die Großftallung einer Riefenherde entfeffelter Sportler ansehen. Soviel Besagung fann man ja überhaupt nicht in einen Bug pressen. Aber es ging! Und wie die roten Baden und bie Frifden Augen bewiesen: die Berfrachtung in Masse hatte ihnen nicht viel geschadet. Ein fleiner Fundus für die Wochentage. Sie fönnen es brauchen in dieser Zeit!
Mit dem Schneefall erlebte Berlin eine neue Sportsensation. Bas früher nur Garmisch- Partenkirchen und andere Wintersportpläge für fich gepachtet hatten, besigt nun auch Berlin : Schlitten rennen. Auf der Mariendorfer Trabrennbahn fand gestern nachmittag die„ Uraufführung statt. Lange hatten die Trab: rennvereine darauf gemartet, thre neu angeschafften Schlitten einzuweihen, endlich, nachdem die Hoffnungen unter den Gefrier punkt gefunden waren, erschien der Tag. Und Berlin stand dazu noch mit dem Schiittenrennen an erster Stelle, denn Garmisch - Partenfirchen wird vielleicht erst am nächsten Sonntag folgen fönnen. Gewettet wurde ebenfalls wie beim Trabrennen, zuerst schüchtern, dann temperamentvoller. Doch die Pferde gefielen fich in merkwürdigen Ueberraschungen. Favoriten verjagten, und manche Lenfer benahmen fich merkwürdig. Bielleicht machte das Neue unsicher.
Gefundheitspflege durch Volksaufklärung. Eine fozialhygienische Ausstellung in Wilmersdorf . Der beim Bezirksamt Wilmersdorf bestehende sozialhygienische Ortsausschuß went et fich an die Bevölkerung mit einer Ausstellung, die der Bolksgesundheit dienen will durch Auf. flärung über Mutter und Kindesschup, über Krüppel. heilung und über den Kampf gegen Lubertulofe, gegen Geschlechtstrantheiten, gegen Altoholismus. Sie Sie ist eine Wanderausstellung, die aus den von der Reichsanstalt zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit geschaffenen Anfängen burch das Rote Kreuz unter Mitwirkung verschiedener Organisationen weiterentwickelt und seit 1920 in vielen Stätten Deutschlands gezeigt worden ist. In Bilmersdorf wurde sie am Sonntag mit einer Feier eröffnet, an der Vertreter von Behörden des Reiches, des Etaates, der Stadt und ihrer Bezirke und von Organisationen für Gefundheitspflege teilnahmen. Stadtrat Steinhoff, der als Berfizender des fozialhygienischen Orisausschusses und zugleich im Ramen tes Bezirksamtes die Gäfte willfommen hieß, betonte die Notwendigkeit, die Gesundheit des deutschen Volkes durch aufklärende Beranstaltungen zu fördern. Der Wilmersdorfer Stadtarzt Dr. Pannwig gab einen Ueberblick über die Smeige der Gefund heitspflege, die in der Ausstellung berücksichtigt find. Allen Maß nehmen der Behörden muß der Erfolg berfagt bleiben, wenn in der Bevölkerung nicht das Berständnis für die Gefund. heitsfürsorge und das Berantwortlichfeits.
gefühl gesteigert wird.
Die Ausstellung, die in dem mit Straßenbahn, Untergrundbahn und Stadtbahn erreichbaren Wilmersdorfer Stadthaus( Kaiser. allee 1-12) untergebracht ist, bietet eine reiche Auswahl von Bildern, Modellen und Tabellen. Begen ihrer belehrenden Hinweise auf die richtige Pflege und Ernährung des Säuglings verdient fie, besonders von Frauen beachtet zu werden. Sie tauert vom 17. bis 24. Januar, wird an den Vormittagen von 8 bis 2 Uhr durch Schulklassen unter ihrung der Lehrer besichtigt und tann an den Nachmittagen( außer Mittwoch) von 4 bis 9 Uhr von jeder. mann unentgeltlich besucht werden. An den Wochentagen, abends um 6 Uhr, werden Vorträge gehalten, am Montag über Mutter und Kind, am Dienstag über Tuberkulose, am Donnerstag über Geschlechtsfranfheiten, am Freitag über Krüppelfürsorge, am Sonnabend über Alkoholismus .
35 Jahre Arbeiter- Bildungsschule.
Eine Warnung für den Reichstag !
Maffenversammlungen gegen die Fürstenabfindung.
Dortmund , 18. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Su einer großen der Kurzarbeiter; Ausdehnung der Unterstützung auf die Kreise der Protesttundgebung gegen die Fürstenabfindung gestaltete sich die von Bedürftigen, die heute nichts erhalten; Erhöhung der Unterstügungs etwa 15 000 Teilnehmern besuchte, von der Sozialdemokratischen fäße um 50 Proz.; Aufhebung der Bedürftigkeitsgrenze; OrgantBartei Westfalen- Süd einberufene Maffenversammlung in der Weft fierung von umfangreicher probuftiver Erwerbslosenfürsorge. Alles falenhalle, bei der Reichstagsabgeordneter Scheidemann , der mögliche muß geschehen, um große Aufträge von den Bes Candtagsabgeordnete Heilmann, der Borsitzende des Deutschen fann die Durchführung diefer Forderungen und darüber hinaus bie hörden, der Eisenbahn usw., an die Industrie zu vergeben. Bie Bergarbeiterverbandes, Husemann, sowie der Borfizende des Sicherung der Blanwirtschaft erfolgen? Nicht durch planloje Aftiones. Deutschen Metallarbeiterverbandes, Brandes, das Wort zu dem sondern nur durch Zusammenschluß der Arbeiterklasse und durch Thema„ Gegen die wirtschaftliche Berelendung und gegen Fürsten Stärkung der gewerkschaftlichen Organisationen. abfindung" ergriffen.
Genosse Brandes
als erster Redner führte aus, daß die Ursache der deutschen Wirtschafts. trifis durchaus nicht allein auf die Krankheitserscheinungen der deutschen Wirtschaft, sondern in erster Linie auf die systematische Zerschlagung der Kauftraft des Boltes zurückzuführen sei. Die voll. tommen verfehrte Wirtschaftspolitik, sowie der Lohn- und Steuer brud hätten die Kauftraft des Boltes untergraben Die jezige Krije sei das Wert derselben Bantrotteure, die Deutschland in den Krieg gehegt haben und die, als die Sozialdemokratie nach der Ratastrophe des Jahres 1918 die Auflösung des Deutschen Reiches verhinderte, es verstanden haben, das Bolf wieder umzu täuschen. Unberechtigt seien die Klagen der Industrie über die hohen Lasten. Alle Steuern und anderen Lasten würden durchaus ausgeglichen durch die höheren Löhne in den Konkurrenzstaaten. Die primärste Forderung der arbeitenden Klassen müsse daher lauten: fyftematische Stärkung der Kauftraft.
Die Schwerindustrie rufe nach der Wirtschaftsbittatur. Sie folle fidh hüten, daß nicht die Gegenseite mit Diftaturforderungen tommt, die zu dem Gegenteil von dem führen könnten, más die Großindustrie wünscht. Alle verfügbaren Gelder müssen dazu ver Mißwirtschaft verursachten Wirtschaftstrise zu unterstüßen, am besten mendet werden, um bie schuldlosen Opfer der durch kapitalistische durch Organisierung großzügiger Notstandsarbei. ten. Die Abfindungsforderungen der Fürsten , die jest sogar ihre Ansprüche auf ihre Mätreffen ausdehnen, find ein beispiellofer Standal Die neue Auspomerung des Boltes zu verhindern, ist Aufgabe und Pflicht der organisierten Arbeiterschaft.
Der Vorsitzende des Deutschen Bergarbeiterverbandes, ( Genosse Husemann,
gab ein ausführliches Bild von der furchtbaren Notlage im Ruhr gebiet, mo durch die Zechen- und Fabrikitillegungen ganze Bezirke tem wirtschaftlichen Tod geweiht seien. 173 000 23ergarbeiter feien im Laufe non: frapp zwei Jahren entlassen und ihrem Echidial preisgegeben worden. Bei planmäßiger Wirtschaft wäre Ruhrgebietes zur Stiflegung gekommen wäre. Nach fapitalistischen es unmöglich gemejen, daß manche rentable Reche im Süden des Methoden habe man die Stillegungsaftion aus dem Grunde durch geführt, weil sich die Arbeiterschaft gegen die Berlängerung der Arbeitszeit gewehrt und Löhne zur Ermöglichung eines menschenmürdigen Daseins verlangt habe. Jetzt fordere man die Wirtschafts. diftatur mit der Begründung, daß in Deutschland länger gearbeitet werden müsse Man wolle den deutschen Arbeiter zum Ruli der ganzen Welt herabmürdigen. Unrichtig seien die Behauptungen der Arbeitgeber, daß in Amerita länger gearbeitet werde als in Deutschland . Bei feiner Studienreife im Herbst vorigen Jahres habe er fich an Ort und Stelle davon überzeugen fönnen, daß in der beſtehe, während man in Deutschland durchweg den zwölf amerikanischen Eilen und Stahlindustrie der Achtst unbentag stündigen Arbeitstag habe. Eine vernünftige Blanwirtschaft müßte durchgeführt werden, bei der der Mensch als wichtigster, Produktionsfafter gemeriet werde
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Die Arbeiterschaft erhebe folgende Forderungen: Schnellste Erledigung der Arbeitslosenversicherumg; Unterſtükuna aller Erwerbslosen, auch der 500 000 Ausgesteuerten; Unterstüßung immer starter hervortreten, inner beffer erreicht werden fönnen: die Erziehung zum Sozialismus.
Nach diesem eindrucksvollen Bortrage rezifierte Heinrich Witte vom Staatstheater Verse von Hölderlin, Arno Halz und Herwegh . Die ganze Beranstaltung aber umrahmten stimmungsvolle Kammer musikvorträge, zu denen sich Konzertmeister Lambinon, Konzert. meifter Richter und Professor Kestenberg zusammengefunden hatten.
wurde beim Betreten der Rednertribüne stürmisch begrüßt. Seine Ausführungen waren politischer Art. Die trostlosen politischen Zu stände feien die Folge davon, daß wegen der 3ersplitte rung der deutschen Arbeiterschaft im Herbst 1918 nicht mit der Gründlichkeit habe abgerechnet werden können, wie abgered net habe merden müssen. Der Redner behandelte ausführlich die reaktionären Bewegungen, die fich nicht gescheut haben, Dolch, Gift und Revolver und als schlimmste Waffe die Berleumdung in ihren Dienst zu stellen. Auf allen Gebieten, in der Verwaltung und vor allem in der Rechtspflege habe die Reaktion Oberhand gewonnen. Was wir jetzt deutsche Rechtspflege nennen, verdiene kein Bertrauen. Die Reaktion bezeichne die Sozialdemokratie als Landesverräter. Der jetzt allgemein als irrenhausreif erfannte Ertaiser habe vor dem Kriege den Ausspruch getan, in Deutic land leben 1 Million Landesverräter, und zwar die Sozialdemokraten. Diesen Ausspruch hätten sich jezt ganze Parteien zu eigen gemacht. Die sozialdemokratische Partei fönne überall mit reinem, blanken Schilde auftreten.
Eins aber stehe feft, wenn man von Landesverrat sprechen wolle, so müsse der Ertaiser als der Landesverräter gebrandmarkt werden, der jahrelang Frevelfpiel mit seinem Bolte getrieben habe.
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Der legte Kaiser, den jetzt die ganze Welt für geistesfrant hält, hat alle Pläne der deutschen Politit geplaudert Er hat die englischen Bündnisvorschläge dem Kaiser von Rußland übermittelt. Das war Landesverrat im übelsten Sinne des Wortes. Wie jest in Ungarn Geldfälschungen begangen murden, um hiermit die Reaktion zu finanzieren, so geht man jetzt in Deutschland dazu über, hunderte Millionen unter dem Bormand ber Fürsten abfindung für reaktionäre 3mede von dem Bolfe zu eipreffen. Aus diesem Grunde müsse man, um die Republik zu chüßen, diesen Versuchen mit allen Mitteln entgegen treten Ms letzter Redner wandte sich der Landtagsabgeordnete Genoffe Heilmann
gegen die Fürstenabfindung. Es sei nicht zu erwarten, daß der Reichstag eine Regelung schaffe, die dem Buniche des Bolles entspreche. Man werde im besten Falle eine Kommission einsetzen, Diese Schiedsrichter verdienten zum größten Teil Mißtrauen. die entscheiden solle, was den Fürsten und was dem Bolle gehöre. Die alten Fegen Papier , mit denen die Fürsten sich Eigentum erschlichen haben, dürften nicht länger mehr rechtsträftig sein. Das gange Bolt müße sich zur Behr sehen, daß aus der sog. Fürſtenabfindung ein Kampffonds gegen die Republif geschaffen merbe. Daher müsse die Frage der Fürstenabfindung dem Bolte 8ur Entscheidung unterbreitet werden. Diese Abstimmung Wolfes fein. werde eine Generalprobe auf die politische Reife des deutschen
Zum Schlusse nahm die Versammlung einstimmig eine Refo lution an, die die Fürsten , vor allem die Hohenzollern , als die Haupt-> schuldigen an den jeßigen fatastrophalen Wirtschaftszuständen be) zeichnet und den Bolfsentscheid bei der Fürsten . abfindung fordert, falls der Reichstag nicht die Enteignung der früheren Potentaten ausspricht.
Die Gelder der Armen.
Begen Amtsunterschlagungen von mehreren tausend Mart städtischer Gelder hatte sich vor dem Schöffengericht mitte der Stadtsekretär Kaiser pom Bezirksamt Prenzlauer Berg zu Derantworten. In einem Falle hatte er einen Betrag von 2600 Mart, der ihm von einer mildtätigen Dame für Bolts fpeisungen zur Abführung an die Stadttasse übergeben worden Gautag des Reichsbanners in Landsberg a. W. maren, einbehalten und verbraucht. Ein anderer Betrag von 545 Mart, der zu Einsiedlungszmed en angewiesen war, Annähernd 500 Delegierte aus Berlin , der Mart Brandenburg war von ihm ebenfalls unterschlagen worden. In zahlreichen Fällen und der Grenzmart waren am Sonnabend und Sonntag in den hatte er sich von Unterstützungsbedürftigen Blanfoquittungen ausMauern der Grenzstadt Landsberg a. W. zusammengelommen. Am ftellen lassen und diese hinterher auf einen höheren Betrag aus Sonnabend abend fand vom Bahnhof aus ein Fadelzug statt, an gefüllt und auch die entsprechend höhere Summe in die Listen eindem fich 1800 Reichsbannerleute und Taufende von Einwohnern getragen. Der Angeklagte entschuldigte fich, daß er infolge schwerer Landsberg beteiligten. Darauf marschierten die Reichsbannerzüge Stranfheit in große Not geraten sei und daß jeine Bor Dr. Mischler, Abgeordneter Faber, Lehrer Kellermann und Ober. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Herrmann fennzeichnete das Verhalten präsident örfing sprachen. Zur gleichen Zeit fand im Etablisle des Angeklagten als ehrlos, da er den Aermsten der Armen das ment Beinberg" die Eröffnung der Gautagung statt. Hier Letzte genommen habe. Das Gericht billigte ihm aber mildernde botten sich ungefähr 700 Vertreter der Gauorganisation zusammen- Umstände zu, ba er infolge des unübersichtlichen Betriebes, der gefunden. Nach der Festrebe des Rechtsanwalts Martin Meyer, Bebei feiner Behörde geherrscht habe", allzuleicht ber Berführung unter arüßungsansprachen des Oberbürgermeisters der Stadt Landsberg Gerloff und der Vertreter der drei republikanischen Barteien, er Wort zu einer politisch bedeutsamen Rede, und führte etwa folgen fängnis. griff der Bundesvorsitzende Oberpräsident, Otto Höriing bas des aus:
legen fei. Das Urteil lautete auf ein Jahr drei Monate Ge
Im Kampf gegen den Schnee.
Im Gemerfschaftshaus am Engelufer wurde die 35. Biederfehr nach dem Wohlfahrtshaus, wo in dem vollkommen überfüllten Saal gefeßten feine mehrfachen Bitten um Unterſtüßung abgelehni hätten. bes Gründungstages der Arbeiterbildungsschule festlich begangen. Auf gedeckten Tischen flammten rote Nelten, und im Hintergrund des Saales leuchteten vor einer Draperie von fattem Rot die Farben ber Deutschen Republif. Freunde und Förderer der Schule waren aus allen Gegenden des Reiches erschienen, um an biefem Tag ber Enimidiung zu gebenten, ble bicje Schule im Berlauf der verflossenen 35 Jahre zu ihrem Nutzen und zum Nutzen der Partei durchgemacht hat. So mancher Weißhaarige war schon bei der Gründung beteiligt. Bahllose, die heute auf der Höhe ihres Lebens stchen, gehörten damals zu den ersten Schülern. Wer nicht hatte erscheinen tönnen, von dem waren zu dem Ehrentag der Arbeiterbildung menigstens schriftliche Glückwünsche eingelaufen. Hat sich doch, wie Staatssekretär Genoise Heinrich Schulz ausführte, bie Schule aus allerkleinsten Anfängen entwickelt. Ohne Zielfezung, mit ganz geringen Mitteln war sie gegründet worden, nur aus dem ganz allgemeinen Bedürfnis heraus, bem vierten Stand zu helfen, der wie zum törperlichen, so auch zum geistigen Darben verdammt war. Zu Tausenden strömten die Arbeiter ihrer Schule zu, und durch Inserate mußten anfangs für die elementaren Wissen schaften Lehrer gesucht merden, die sicher nicht immer die geeignetsten waren und dem sozialistischen Gedanken oft innerlich feindlich gegen. überstehen mochten. Aber die Gründer der Arbeiterbildungsschule wußten damals, was auch die Schüler instinktiv fühlten, daß jede Bilbung beffer ist als gar teine. Dadurch tam es aber bei manchem zu einem unflaren Bielwissen, dem die Ronzentration und Zusammenfaffung fehlte, Birklich positive Leistungen konnten daher nicht herauskommen.
Manche Krisen mußte die Schule durchmachen, ehe fie vom Herbst 1895 sich zu dem entwidelte, was sie heute ist: zu einer Bartei schule. Aber neben der sozialistischen Bildung, die fie geben sollte, wurde auch die inführung zur Kunst nicht vergeffen. Gerade damals mar bie Boltsbühne, die erst so hoffnungsvoll begonnen hatte, durch bas Eingreifen der Polizei lahmgelegt worden; bie Schule übernahm daher einen Teil ihrer Aufgaben. In jenen Tagen wurde von hier aus begonnen, Feste und Berantal. tungen ins Dasein zu rufen, die sich von allem fonft üblichen Kits fernhielten und wirkliche Kunst von mirklichen Künstlern bringen follten. Die Nachfriegszeit veränderte dann das Bild wieder wesent. lich. Die Bolkshochschule wurde zum Schlagwort, das aber feine Birkung bald wieder verfor. Aber nach der Verfassung find Länder und Reich verpflichtet, für eine durchgreifende Boltsbildung Sorge zu tragen. So hat die Arbeiterbildungsschule schon heute einen Teil ihrer Aufgaben an die Allgemeinheit abgetreten und wird es noch weiter tun. Doch wenn auch quantitativ das Arbeitsbereich eingeengt pirb, qualitativ wirb bas eigentliche 3iel der Schule
Man hat oft darum geftritten, ob das Reichsbanner eine politische Organisation ist oder nicht. Wir felbfi haben uns zu dieser Frage bisher nicht geäußert. Ich will aber heute nicht anstehen zu erklären: das Reichsbanner ist eine politische Organisation. Allerdings nicht im engen partei. politischen Sinne, sondern im Rahmen dessen, was die brei republitanischen Barteien in Ausführung der Weimarer Berfaffung eint. Das Reichsbanner ist start geworden, meil es sich in das politische Getriebe einzelner Parteien nicht eingemischt hat. Dabei wird es auch in Zukunft bleiben. Heute ist mancher vielleicht bedrückt darüber, daß es nicht gelungen ist, eine gemeinsame Blattform für eine Reichs. regierung der republikanischen Barteien zu finden. Auch ich bedaure das: aber ich fann mich nicht entschließen, nach einer diefer Parteien mit dem Stein zu werfen; denn jebe der Barteien wird zu ihrem Ber: halten sicher wichtige und für sie ausschlaggebende Gründe haben. Wir haben die Hoffnung, daß es den brei republikanischen Parteien recht bald gelingen möchte, eine Blattform zu finden, auf der eine Regierung gebildet werden fann, die die Sicherung der Republif verbürgt, die soziale und wirtschaftliche Gesundung herbeiführt und der deutschen Republik würdig ist; denn wenn es noch einmal dazu fommt, daß in Deutschland alles durcheinander geht, wird Deutsch land nicht mehr sein. Deutschland wird Republik - oder es wird nicht mehr fein Hörfings Ausführungen löften stürmischen Beifall aus.
gearbeitet. Es find nicht mur sämtliche menschlichen Kräfte, Die Straßenreinigung der Stadt Berlin hat am Sonntag volt fondern auch sämtliche Schneepflüge eingelegt worden. Heute waren dem die gesamte Stammbelegschaft und 3500 rmerbstoje. Diese Zahl wird am Dienstag auf 4000 erhöht werten. Zum Teil wird der Schnee in die natürlichen Wafferläufe oder in die unterirdischen Entwässerungsanlagen aber auf Abladeplätze abgeladen.
Ueber Soll und Werden der Dresden - Hellerauer Bersuchsschule und„ Die fahrende Schule( Klassenreisen als Lebensschule) werden Mar Nische und Billy Steiger Hellerau unter Borführung von Lichtbilt ern in der öffentlichen Bersammlung des Bundes Entschiedener Schulreformer am Dienstag im Berner- Sie mens Realgymnasium, Hohenstaufenstr. 47/48, berichten. Jedermann willkommen.
Einen Lichtbildervortrag beranfialtet das Bezirksjugendamt R5 penid in Bohnsdorf am Dienstag, den 19., abends 8 Uhr, in der Turnhalle ber Shule zu Bohnsdorf . Die Frauenberanstaltung in
Sohnsdorf wird auf Dienstag, ben 26., berlegt.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
7. Streis Charlottenburg. Seute, piinftlich 7, hr abends, im Rathaus, Sigungszimmer 1, wichtige Sigung der Fraktion und der Bürgerdeputierten.
108. Abt. Räpenid. Seute, Montag. 18. Januar, 7½ Uhr, im großen Gaal des Stadttheaters öffentliche Boltsversammlung. Tagesordnung: Bortrag: Der Kampf um die freie Boltsschule". Referent: Dr. Löwenftein. Alle Genoffinnen und Genoffen milffen für regen Besuch der Bersamm.ung orge tragen
Am Sonntag fand dann die Gautagung des Reichs. banners statt. Nach einem Geschäftsbericht des Gauführers Roch und nach Erledigung der zahlreichen Anträge beschäftigte sich die Bersammlung noch mit der Frage der Fürstenabfindung und nahm zu diesem Thema unter starkem Beifall einstimmig eine ent sprechende Entschließung an, in der es zum Schluß heißt:„ Sollte der Reichstag diesen notwendigen Schuß des deutschen Boltes nicht oder nur mangelhaft schaffen tönnen, so muß das Bolt selbst zur Verteidigung seiner Rechte gegen die Habgier der ehemaligen Landes. väter aufgerufen werden. Wir erwarten ein entsprechendes Vorgehen 28. t. Beridhtiming! Der am Dienstag, 19. Sanner, Battfindende Frauezag der Barteien.