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Stellung gegen alle Beteiligten genommen. Jetzt fiel in diesem Zusammenhange das Wort Rorruption, und zwar gegen beide Teile. Jetzt wurde sogar vor allem ben Unternehmern von völlig neutraler, ja sogar von unternehmerfreundlicher Seite gesagt, daß diese Mittel schmutzig und unvereinbar feien mit einer auch gegen den Gegner auf­richtigen Interessenvertretung der Unternehmer und daß sie zerstörend wirken müssen auf das Vertragsverhältnis zwischen den beiden großen Kollektivparteien des Arbeitsver­hältnisses, das sich am Verhandlungstische immer wieder er­neuern muß und in den Tarifverträgen feinen Ausdruck findet. Das Bekanntwerden dieser Dinge dürfte Dr. Meisinger das mit den Gelben geplante Geschäft, das er im Arbeitgeber" so diskret angedeutet hat, ein wenig verdorben haben. Damit ist offenbar geworden, was sich hinter der Absicht, das Mono­pol bestimmter Gewerkschaften" zu zerstören, verbirgt. Der Boden, auf dem Meisinger eine Arbeitsgemeinschaft" zu errichten gedachte, hat sich als fumpfig erwiesen. Auf dem gleichen Grunde aber ruht auch die von den Unternehmer­führern verkündete Idee der sogenannten Wertgemein schaft, denn auch sie läuft nur darauf hinaus, gelben, von den Unternehmern eigens für diesen 3wed geschaffenen Wert­vereinigungen einen Einfluß beim Abschluß follet­tiper Vereinbarungen über die Arbeitsbe dingungen zu geben, auch sie hat den Zweck, das Mono­pol bestimmter Gewerkscha ten" zu zerstören. Die Motive, die der Propaganda für die Werkgemeinschaft zugrunde liegen, gehören gleichfalls in den Kreis der Erscheinungen, die von der ganzen Deffentlichkeit als forrupt erkannt worden sind. Angesichts solcher aufklärenden Wirkungen der Affäre Behrens und Meyer und der verwandten Erscheinungen ist man im Zweifel, ob man den intellektuellen Urhebern dieser Zustände, den Herren von der Leitung der Vereinigung deut­fcher Arbeitgeberverbände, böse oder dankbar sein soll. Wir neigen fast zu einer gewissen Dankbarkeit, denn daß dieses Erempel weite Kreise zu der Einsicht gebracht hat, daß der Versuch, die Arbeiterschaft mit Judasgeldern zu torrumpieren, schmußig und ein einer Unternehmer­organisation unwürdiges Mittel zur Bekämpfung der Gewerk­Schaften ist das ist immerhin ein Gewinn, den zu buchen fich lohnt.

Bayern und die Wittelsbacher . Staatsrechtliche Fragen im Rechtsausschuh.

In der Nachmittagssigung des Rechtsausschusses legte der bayerische Regierungsvertreter Dr. Neumerer ausführlich dar, in welcher Weise der Abfindungsvertrag zwischen Bayern und den Wittelsbachern geschlossen worden ist. Dabei wies er besonders darauf hin, daß die Tatsache, daß der Grund und Boden im Grundbuch als Staatseigentum eingetragen war, nach den erstatteten Gutachten noch nicht beweise, daß es sich wirklich um unbedingtes Eigentum des Staates handele. Die Wittelsbacher hätten ein Recht auf diesen Grund und Boden gehabt, außerdem sei anzuerkennen, daß sie die wertvollsten Kunstsammlungen dem Staat überlassen hätten. Die an die Wittels. bacher fallenden Werte seien zum größten Teil vom Standpunkte einer ängstlichen Wertschäzung" aus nicht zu schäzen. Als Gegen­leistung" hätten die Wittelsbacher rund 10 000 ettar Land erhalten, wovon 2200 Hektar landwirtschaftlicher Boden und der Rest Wald sei. Ueber den privaten Fürstenbesih und seine Größe Rechenschaft geben zu lassen, bestände feine Möglichkeit.(!)

von Richthofen( Dem.): Herr v. Preger hat heute morgen gesagt, baß die bayerische Regierung nicht in der Lage sei, eine Ber pflichtung zur Auskunfterteilung gegenüber dem Reichstage anzu­erfennen. Wenn er auch troßdem Auskunft gegeben habe,

fo müffe man doch gegen die Ausführungen des banerischen Vertreters Verwahrung einlegen. Sie würden zu einer Lahm­legung der gesamten deutschen Gesehgebung führen.

Die meisten im Reichstage zu behandelnden Materien tönnten doch nur auf Grund von Auskünften über die inneren Verhältnisse der einzelnen Länder geregelt werden.

Bayerischer Gesandter v. Preger: Auf welche Bestimmungen der Reichsverfassung stützt Herr v. Richthofen das Recht des Reichs tages auf Auskunfterteilung?

Leibrenten und Bettzinsen.

Bon Rastignac

Ist es nicht die beste aller möglichen Welten, in der wir leben? So hat es das gütige Schidjal weise eingerichtet, daß die Fürsten der Länder durch überreichlichen Lebensgenuß, durch den hermes tischen Abschluß gegen die rauhe Luft der übrigen, gewöhnlichen Welt sund schließlich durch eifrige Inzucht an Leib und Geist etwas Dé­génerés geworden sind. Zu unserem Glück hat der Fürst von Medlenburg- Strelig nur noch zwei mätressen hinterlassen, die heute von den Groschen der armen Steuerzahler unterhalten werden wollen.

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Sie verlangen lediglich( die Comtessa de mazzenau, die eine geborene Kulide oder Schulze mit einem Lebenswandel aus Berlin ist, und die Gräfin Bubna de Lit) pro Kopf die Klei nigkeit von 20 000 Mart im Jahr. Zu ihrem allernotdürftigsten Unterhalt! Man bedenke den Schreckensprozeß. wenn der selige Herzog von Mecklenburg- Strelitz die Ansprüche und Kräfte des Herrn August von Sachsen , den man den Starken nannte, be­sessen hätte; wenn das gewesene Fräulein Kulicke oder Schulze und ihre zahlreichen Schwestern was in unserer Republif nicht un­möglich ist dann ihren Prozeß gewännen! Die Einkünfte des Staates und die Arbeitsleistung seiner gesamten Bevölkerung würden vielleicht gerade hinreichen, um die pitanten Vermächtnisse eines potenten Potentaten an seine Schlafgenossinnen und deren Spröß­linge zu bezahlen.

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Gottlob, daß der felige Strelizer fein Solcher" gewesen ist! Es ist schwer, teine Satire zu schreiben!

Denkbar ist allenfalls, daß ein Boll die diskreten Bergnügungen eines mehr oder weniger selbstherrlichen Fürsten bezahlt, um den gefährlichen Herrn bei einigermaßen guter Laune zu halten. Aber es wird ein ewiger Wiz der Weltgeschichte bleiben, daß man im Jahre 8 der deutschen Republik gewagt hat, für die verblichenen Amüsements eines toten Fürsten Ministerpräsidentengehälter zu fordern.

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Napoleon erwiderte auf ein Pensionsgesuch, in dem ein Bittsteller argumentierte, daß er vor allen Dingen doch leben müsse: Ich sehe teine Notwendigkeit, daß Sie leben." Die deutsche Republit möge die Leute leben lassen. Fürsten und ihre Mätreffen wie andere Erwerbslose. Es soll niemand verhungern in dieser Republit( theoretisch nämlich). Aber solange die Einfünfte der arbeitslosen Fürsten mehr als für Brot und Hering reichen( was man von der Entschädigung gewöhnlicher Arbeitslosen und durch den Krieg enteigneter Bürger nicht sagen fann), sollten die Fürsten einmal den Adel des Blutes" und die Werte der Tradition" ohne die Stüße republikanischen Geldes erweisen.

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Es wird den Edelsten des Bolles" gut tun, sich legitim und arbeitend unter ihr geliebtes Bolt zu mischen, was früher nur auf

Ministerialdirektor Ernst gab eine Darstellung über die Maß­nahmen, die zur Abstellung der Mißstände bereits ergriffen sind. Entscheidendes fönne jedoch erst erfolgen durch eine Aenderung des Monopolgejeges. Der Entwurf eines neuen Gesezes lei im Reichsfinanzministerium fertiggestellt und werde in den nächsten Monaten den gefeßgebenden Körperschaften zugehen. Der Ausschuß beschloß, in der nächsten Woche Berichte über den Aufbau und Geschäftsstand des Branntweinmonopols ent­gegenzunehmen und daran anschließend die Schädigungen durch Schwarz- und Geheimbrennereien sowie durch Spritschiebungen fest­zustellen.

Abg. Candsberg: Es tommt nicht auf den Wortlaut der Ver-| Stadium entscheiden, wie weit Mitglieder des Beirats Siz und faffung, sondern auf den Geift an. Wenn der Reichstag das Recht Stimme im Ausschuß haben sollen. hat, die Verfassung zu ändern, muß er sich auch von den Ländern das Material zur Prüfung der Frage verschaffen, ob eine Ver­fassungsänderung angebracht ist. Ich könnte fragen: auf welche Ber­faffungsbestimmung ftüßen sich manche Ansprüche, welche in der be­rühmten bayerischen Denkschrift erhoben worden sind? Es handelt sich um eine grundsägliche Frage, und deshalb müssen alle Frat. tionen gegen die bayerische Auffaffung Stellung nehmen. Was hätten die Deutschnationalen gesagt, wenn Herr v. Breger eine solche Auskunft gegeben hätte, damals als er noch die von Eisner geleitete Regierung vertrat? Wenn alle deutschen Länder sich auf denselben Standpunkt stellen würden, wie die baneri che Regierung, dann würde unser Gefeßgebungswert ganz unmöglich werden. Die banerische Regierung sollte ihre Auffassung revidieren. Abg. Bell( 3tr.): Sämtliche Länder haben dem Rechtsausschuß die verlangte Auskunft gegeben. Auch die banerische Regierung hat die gewünschten Mitteilungen gemacht. Wir haben deshalb keine Beranfaffung, jekt diese theoretische Dottorfrage zu erörtern. Neubauer( Komm.): Es handelt sich nicht um eine Doktorfrage, man müsse daher den Auffassungen der bayerischen Regierung ent­gegentreten.

Bors. Kahl : Tatsächlich haben mir von der bayerischen Re­gierung jede verlangte Auskunft erhalten. Wir fönnen uns deshalb die Erörterung der Rechtsfrage für die spätere Erörterung vorbe halten.

Dr. Rosenfeld: Das Berhalten der Wittelsbacher gegenüber dem banerischen Volle ift durchaus nicht ent gegen tommend. Dies ergibt sich schon daraus, bak die Wittelsbacher Eingentum an Ländereien erhalten. a's deren Eigen tümer der Staat im Grundbuch eingetragen ist. Es ist doch fein Entgegenkommen, daß man die Kunstfammlungen in Münten be­fieß. Ein Sturm wäre losgegangen, wenn die Wittelsbacher ver­fucht hätten, die Kunstsammlungen aus München zu entfernen?

Der Staat if den Wittelsbachern sehr entgegenneformen. So foulant verfährt er nicht immer. Die Rente der mitme des ermordeten miniffervrädenten Eisner hat der banerische Staat

ruhig durch die Inflation entwerten laffen. Gedenkt der banerische Staat wirklich nichts zu tun, um den An­Sprüchen der Witwe Eisners Genüge zu tun?

Dr. Neumerer: Der Auffassung, daß die Wittelsbacher zu gut meggefommen feien, muß ich entgegentreten. Die Beurteilung diefer Frage hängt von der Parteistellung des einzelnen Abgeordneten ab. Die Grundbucheintragung ist nicht unantastbar und schafft nicht ein

für alle Male Recht.

Dr. Rosenfeld: Sonst schafft die Grundbuchein. tragung Recht. Den Wittelsbachern gegenüber foll es anders sein! Ich fonstatiere, bezüglich der Ansprüche der Witwe Eisners gibt die bayerische Regierung feine Antwort. Dr. Nemmener: Ich habe feinen Auftrag hierzu, ich habe nur vom Haufe Wittelsbach zu sprechen.

Dr. Rosenfeld: Sie haben auch vom Staate Bayern gesprochen. Ich darf wohl hoffen, daß der banerische Staat nunmehr auch gegen­über der Witwe Eisners feine Pflicht erfüllt.

Dr. J'eumeyer: Ich muß diese Schlußfolgerung ablehnen. Ich fonnte nicht voraussehen, daß eine solche Frage gestellt würde. Dr. Rosenfeld: Das mag richtig sein. Ich frage aber, ob die bayerische Regierung bereit ist, in der nächsten Sigung meine Frage zu beantworten?

Die Vertreter der bayerischen Regierung schweigen. Darauf wird die Sigung auf nächsten Dienstag vertagt.

Die Spritschiebungen.

Der Untersuchungsausschus des Reichstags an der Arbeit.

Die finanzielle Unergiebigkeit des Branntweinmono. pols, verursacht durch die erheblichen Mißstände in der Organi fation des Monopols, sowie durch die Schiebungen und das Schwarz brennen von Branntwein haben den Reichstag ver­an'aßt, einen Untersuchungsausschuß einzufeßen. Unter dem Vorsitz des Abg. Höllein trat er am 21. Januar zu seiner ersten Sigung zusammen. Sum Berichterstatter wurde der Abg. Diez( 3tr.) gewählt.

In der Aussprache über den Arbeitsplan beschäftigte man fich auch mit der Tatsache, daß Mitglieder des Untersuchungsausschusses zugleich Mitglieder des Beirats des Monopolamts find, gegen deren Intereffenwirtschaft in einer Denkschrift der Reichsregierung schwere Borwürfe erhoben werden. Der Ausschuß will in einem späteren

dem Weg der Erotik und bei Nacht und zudem illegitim geschah. Hier ist freie Bahn für den Tüchtigen!

Von den Richtern der deutschen Republik ist nach vielen Broben nicht die natürliche und gesunde Einstellung zu erwarten. Und wer weiß, wie der Bolts entscheid, sofern er zustande fommt, durch titschig sentimentale Tanten und Militäranwärter. romantik verbogen werden wird.

Die Geschichte aber wird fünftigen Generationen zu ewigem Gaudium die Aften des Prozesses aufbewahren, den die Mazzenau und die Bubna im Jahre 1926 um ihr Bettgeld mit dem deutschen Bolf geführt haben.

Ein Drama Shaws für den Rundfunk. Shaw, der sonst die Ber­breitung seiner Stücke durch den Rundfunk nicht gestattet, hat durch den Londoner Sender eine Groteste aufführen lassen, die großen Erfolg hatte. Er rechtfertigte diese Ausnahme damit, daß dieser besondere Typ von Blödsinn nicht als ein ernsthafter Beitrag zur Literatur betrachtet werden fönne". Das Stüd heißt: Leiden fchaft, Gift und Versteinerung" und nimmt auf die Besonderheiten der Rundfuntübertragung Rücksicht. Wenn die Heldin Lady Magnesia von ihrer Jungfer gefragt wird: Warum ziehen Sie sich nicht aus und gehen zu Bett, gnädige Frau?" dann antwortet fie in Berzweiflung: Wie fann ich denn, Phyllis, bei all den vielen Menschen, die zuhören?" Das Stück, das 30 Minuten dauert, ist ein Wirbelwind von unerwarteten Borgängen und grotesken Ver­wicklungen. Es schildert die Tragödie eines Liebhabers, den der eifersüchtige Ehemann vergiftet. Der sterbende Adolphus schreit nach Gips als Gegengift. Die Gipsbüfte der Heldin, seiner Geliebten, wird in Selterwaffer aufgelöst, und der Bergiftete verschluckt diese Lösung, worauf er anzuschwellen beginnt. ft es ein Mensch oder eine Statue?" schreit entfeßt die Heldin; das Unvermeidliche geschieht, und mit einem anderen Aufschrei ruft fie: Der Gips hat sich innen fest. gefegt." Der Liebhaber versteinert zur Statue. Nach diesem Höhe punft bricht ein Gewitter aus, der Dommer rollt, während der her. beigeholte Arzt, Polizist und Hauswirt ihre Erregung über den Bor. fall äußern, und der Vorhang fällt, während Lady Magnesia und ihr Batte die Statue des Liebhabers in der Ecke des 3immers aufstellen. besonders dramatisch wirkten das Rollen des Donners, das Stöhnen Die Uebertragung gelang glänzend. Jedes Wort war zu hören, und des Sterbenden, die Schreie der entsegten Heldin, das Einschlagen des Blizes, die Pfeife des Schuhmannes; ja sogar das Brausen der geöffneten Selterflaschen wurde gehört.

Deutschland noch im Umlauf befindlichen fünf verschiedenen Arten Neue deuthe Briefmarken. Nachdem die augenblicklich in Don Bostwertzeichen( mit Adler, der 3iffer und den Bildern des Rheinlandes, bes Generalpoftmeisters Don Stephan und anderen aftuellen Bildern) aufgebraucht sein werden, beabsichtigt die Reichs. poftverwaltung im fommenden Sommer die Herausgabe neuer Briefmarken. Dabei werden zum Teil die bisher üblichen Farben 25 f. für Boftfarten und Briefe nach dem Ausland hergestellt geändert werden müssen, da auch wieder Briefmarten zu 15 und werden sollen, die nach den Bestimmungen des Weltpostvertrages rot und blau fein, also die Farbe der bisherigen 10- Pf. und 20-3f.- Marten haben müssen

Durch diese Gliederung der Arbeiten soll erreicht werden, daß die Arbeiten des Untersuchungsausschusses zugleich Vorarbeiten für die neue gefeßliche Regelung des Branntweinmonopols darstellen.

Ruffische Diskussionsfreiheit.

Kommunisten verhaften Kommunisten.

Der russische tommunistische Parteitag ist zu Ende. Aber eine Erörterung der dort behandelten Fragen ist verboten. Alle Sowjet­blätter sind mit Artikeln überfüllt, die die Opposition brandmarken; eine Protestrejolution nach der anderen wird gegen sie veröffentlicht; die Führer der Parteimehrheit begeben sich scharenweise zur Agitation nach Petersburg , unbefümmert darum, daß der Opposition buchstäblich der Mund geschlossen ist. Das sind so die Sitten in der fommunistischen Organisation, sowohl bei den Anhängern Stalins wie bei denen Sinowjews.

Jedem westeuropäischen Arbeiter wird die barbarische Art, in der die kommunistischen Gruppen untereinander fämpfen, direkt unglaublich erscheinen. Zur Charatteristik diefer Rampfart führen wir wortgetreu die Korrespondenz eines Arbeiters an, die in der Leningrader Brawda" vom 8. Januar abgedruckt ist. In dieser Rorrespondenz heißt es unter der Ueberschrift Wie ich auf den Roten Putilow - Werten unter Arrest fam" wie folgt:

Ich arbeitete früher auf den Putilom. Werfen und be absichtigte eines Tages, alte fommunistische Genossen zu besuchen und sie danach zu fragen, warum sie bisher die Opposition unter stüßten. Ich tomme in die Tiegel- und Schmiedewerkstatt und treffe dort den Organisator des fommunistischen Rollettivs Kar. berg. Er pact mich am Arm: Komm mit mir ins Bureau des Betriebskollektivs." Ich sagte ihm, daß er sich fortscheren möge.

Ich blieb allein, aber nur für turze Zeit. Kaum hatten die Arbeiter permocht, mir zu sagen, daß im Betriebe jeder bespielt werde, wer nicht die Opposition unterstütze; selbst wenn die Arbeiter austreten, werden sie von Spizeln verfolgt. Plößlich sah ich, daß allerhand Leute um mich herum wimmelten. Die Ge noffen wußten schon, was das bedeutete, und sagten: Na, gleich werden fie gegen dich losgehen, mach daß du fortfommst.

3d, lief in die Kanonenwerkstatt. Auch dort fonnte ich mur turze Zeit bleiben. Dann lief ich in die Waggonabteilung. Raum hatte ich ein paar Worte gesprochen, als die Arbeiter mir zuriefen: " Man hat dich bemerkt, es find Leute zum Sekretär des Kollektios gegangen, damit man dich festhalten soll." Es war da nichts mehr zu machen. Ich verließ die Fabrit, aber faum hatte ich die Halte. stelle der Straßenbahn erreicht, als ich sah, daß die Wächter hinter mir herliefen und schrien: Holtet ihn, haltet ihn!"

Man verhaftete mich und brachte mich in das Bureau des Chefs der Fabrikwache Nikiforom. Er ging mit Drohun gen gegen mich los. Du verfluchter Kerl, mie hast du es gewagt, in die Fabrit zu tommen. Ich werde dich wegen Berbreitung faicher Gerüchte zur Berantwortung ziehen. Men verhaftete mich und entließ mich erst nach einer halben Stunde.

Später erzählten mir die Genoffen, daß nach meinem Fort gang aus der Schmiedeabteilung eine ganze Horde von Fabrik. wächtern dorthin fam, um mich zu suchen. Sie suchten mich über­all, unter dem Dampfhammer, während die Arbeiter lachend fagten: Sucht ihn doch. Holt doch noch einen Polizeihund." Michai! om.

Go forgfältig beschützt eine Gruppe der Kommunisten die Ar. beiter in den Betrieben vor dem schädlichen Einfluß einer anderen fommunistischen Gruppe. Wie viele heldenhafte Opfer, wie viele An­ftrengungen erfordert unter diesen Umständen die politische Auf­flärungsarbeit der russischen Sozialdemofraten!

Ein Beethoven- Preis. Im Haushaltsentwurf des Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Voltsbildung für 1926 ist beim Rapitel der Runstverwaltung eine wichtige Neuerung für die Musikpflege Ludwig vorgesehen. Anläßlich des 100. Todestages feiert werden wird, ist ein Staatspreis geschaffen worden, der van Beethovens, der im März 1927 vom deutschen Volk ge­in Höhe von 10000 Mart alljährlich an hervorragend begabte jüngere oder anerkannte ältere Komponisten verliehen werden soll. Der Präsident und der Senat der Akademie der Künste sind vom Kultusminister gebeten worden, die Sazungen auszuarbeiten und Vorschläge für ein Kuratorium zu machen, dem auch Angehörige der Berufsverbände, der Komponisten angehören sollen. Der Beethoven­Preis steht auf dem Etat der Akademie der Künfte; er wird zum erftenmal am 26. März 1927 verliehen worden.

Die Einfeßung dieses Preises ist aufs lebhafteste zu begrüßen. Beigt sie doch, daß die Republit vom alten Regime lang versäumte Pflichten nachholt und dem Staat attive Anteilnahme an der Kunst­pflege zuweist. Es tommt natürlich alles darauf an, daß die richtige Methode der Auswahl getroffen wird, damit der Preis wirklich Förderung fünstlerischen Schaffens und teine Belohnung für er reichte Altersjahre und erlangte Würden bedeute; aber auch an­erfannte Komponisten, wie etwa Rich. Strauß usw., bedürfen teiner Preise mehr.

Eine Einheitslokomotive der Reichsbahn. Die Firma Borsig, deren 12000. Lokomotive fürzlich von der Reichsbahn übernommen wurde, spezialisiert sich jetzt auf wenige Einheitstypen, unter denen besonders der Schnellzugstyp hervorragt. Diese neue Einheitslofo­motive hat, wie in Reclams Universum" hervorgehoben wird, eine erheblich größere Leistung als bei der früheren Bauart möglich war. Die Triebräder von 2 Meter Durchmesser gewährleisten eine Ge schwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde, Windleitbleche setzen den Luftwiderstand auf ein Minimum herab; das Gewicht beträgt 108 Tonnen.

Die neue Talfperre in Nubien . Lord Lloyd, Oberkommissar für Aegypten , hat Donnerstag den neuen Matwardamm eingeweiht, der das Tal des Blauen Nils sperrt. Die durch diese Talsperre er­möglichte Bewässerung wird eine Fläche von 126 000 hettar frucht Der Damm ist eines der größten Werte der Technik der Welt. Die bar machen, auf der Baumwolle und Getreide gebaut werden sollen. Arbeiten wurden im Spätjahr 1913 begonnen, aber der Krieg hinderte ihr Fortschreiten, und erst im Jahre 1920 tonnte der Bau größere Fortschritte mad en. An dem Bau waren mehr als 2000 eingeborene Arbeiter beschäftigt. Außer dem Damm wurde eine neue Eisenbahnlinie von Matwar nach Raffala nahe der abeffinischen Grenze gebaut. Ueber diese Linie wird die erzeugte Baumwolle bis zum Hafen von Port Sudan , dem neuen Ausfuhrhafen am Roten Meer , gebracht.

Ja der Städtischen Oper hat Lotte Schöne, bie Koloratursoubrette von der Wiener Staatsoper, thr Engagement angetreten. Sie tritt als Adele

in der Fledermaus auf.

Prof. Golgi, der Empfänger des Nobelpreises für Medizin im Jahre 1906, it in avia geftorben. Golgi hat sich durch seine Forschurgen Aber die Malaria und das menschliche Nervensystem einen Ramen gemacht