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Sonatag 24. Januar 1426

Unterhaltung unö �Villen

SeNage ües vorwärts

E. T. K hoffmann. An seinem 150. Geburtstag am 24. Januar. Nicht in einer Zügellosigkeit und einem wilden Zusammen» «ürieln der Motive und Erfindungen liegt die suggestive Wirkung von choffmanns Dichtungen, nicht in einem vagen Träumen von gespensternden Kobolden liegt die Einmaligkeit seiner Gestalten: sondern die straffe Komposition der Handlung, die psychologische Durchdringung seiner Helden bis in die entlegenste Seelcnfaser und die greisbore Vorstellung chres Handelns und Lebens, macht sie uns wirklichkeitsnah und glaubhaft, oller Phantasie zum Trotz. Nicht erklügeltes Geschehen, sondern künstlerisch zwhlgevd« Notwendigkeit spricht aus Hoffmanns Dichtungen. In ihrer Zeit viel gelesen und sogar nachgeahmt, fielen Hoff. manns Werke in Deutschland bald der Vergessenheit anHeim, während er in Frankreich auch nach seinem Tode zu den beliebtesten Autoren zählte. Im Wert Viktor Hugos und dem der französischen Romatiker ist der Einfluß dieses Deutschen unverkennbar: und es bedeutet kein« Verminderung der Leistung, wenn man daran erinnert, daß von Musikern Richard Wagner und Robert Schumann , von Dichtern Hein «, Hebbel , Hauff, Otto Ludwig der Gespensterdichwng Hoff. manns manche Anregung verdanken. Das Verlangen der Zeit und die Wesensoeranlagung«ine» Menschen vereinigten sich in der Dichtung E. T. L. Hoffmanns und schufen ein Werk, das alle dämonischen Hintergründe, all« St«psi» und all« Ironie enthält. Schon die Gestalt des Dichter» hat diesen seltsamen Ilmriß, nicht minder sein Leben mit dem Zwiespalt von bureaukratischer Pedanterie und verborgener Wildheit d«» Tempera- ments. Man denke sich nur die Jugendzeit Hoffmanns. Di« Eh« seiner Estern zerbrach an der Dcrschiedenartigkest der hyperbürger» lichen und pietistischen Frau und einem talentierten, phantastischen und ausschweifenden Mann.«Die Mutter kehrte mit dem Kinde in das estsrliche Haus zurück, wo eine nüchterne und pedantisch« Weiber. Herrschaft das Szepter schwang. Von Männern kannte der Knabe nur einen fast schwachsinnigen Bureoukraten von Onkel, den Ohldo. Onkel. Jede Bewegungsfreiheit war dem Jungen versagt, dessen künstlerische Phantasie nach innen flammen mußt«. Dies« Jugend- eindrücke, dos alte tote Haus, in dessen erstem Stockwerk die Muster des verrückten Dichters Zacharias Werner hauste, das auto - matisch sterile Dasein dieser Menschen, die sich nutzlos und wichtig um sich selbst drehten, hat sich erschreckt und erhöht in die Wesen- heit des Kindes eingegraben. Aus diesen Eindrücken setner Jugend schöpfte Hosfmann später seine schauerlichsten Gestalten. Die Kinder- zeit schuf in ihm den Zwiespast zwischen Menschenscheu und wilder Expansivstät; zwischen leidenschaftlichem Idealismus und skeptischer Nüchternheit. In allen Bezirken der Kunst war Hoffmann heimisch. Er war Musiker. Maler und Dichter: manchmal war es, al» ob fem« Fähig. testen sich gegenseitig stn Wege stünden. Oft hat er nur unter dem Antrieb der Not künstlerisch gearbestet. E» gab Jahre, in denen er sich begnügte, ein tüchtiger Jurist zu sein, in denen sein« Schöpfer» traft brach lag: und Perioden, in denen sich Produkttonen aller Art jagten: Kapellmeister» und Musiklehrertätigkeit, trittsche Arbesten. Dichtungen und Kompositionen entstanden, und wo er die Nächte beim Alkohol versaß, um die verzehrend« Leidenschaft zu ein«»» blut- jungen Mädchen zu betäuben. Man hat da» Gefühl, daß Hoffmann sich selbst geeneint hat. wenn er den Archivoriu» imGoldenen Zopf', de» Professor I in Automate" und den Pate inNußknacker und Mausekömg" zeichnet: jene Gestalten, in denen Ironie und Bosheit. Lüsternhest und Der- langen nach dem Edlen so bstter gemischt sind. Wer auch die Gegen- spieler sind Hoifmonn selbst: der Bruder Medardus , der gute Anfel- mus und Ferdinand: sie olle sind Abspaltungen von Hoffmanns Seele. Durch die Person Kreisler» läßt der Dichte? einen närrischen Musiker feine Urteile über Beethoven . Mozart. Gluck und Dach vortragen. Das neu erwachte Interesse am Werk C. T. A. Hoffmanns in Deutschland fällt mst den Iahren nach dem Kriege zulammen. Diese Zuneigung ist ei» Reflex der chaotischen, zerklüfteten Zeit, des inneren menschlichen Ungenügens, das sich aus der harten Realstät in Spuk- dichtung und Mystik flüchtete Die in diesen Jahren rasch ins Kraut schießende Belletristik mit okkustisttschem Einschlag war nur von vor- übergehender Wirkung, weil sie lediglich eine billige Flucht vor der Zest spiegelte: nicht aber, wie bei Hoffmann, den ewigen Zwiespast menschlichen Seins und ein« Gesellschaftskritik, die über den Tag hinausreichte, gestaltete._ Kurt Offenburg. Julia. <£. Th. A. hoffmaao zum GeMchwis. Bon Hermann L. Scha efer. (Schluß.) Ein Bück Julias streifte Hosfmann. innig, warm. Gröppel wurde ihm vorgestellt.... Hossmann sah über ihn weg. Julias Nähe beglückte ihn: er war glücklich. Aller Haß war verschwunden. Man nötigte ihn an den Flügel. In Beethovens E-Moll-Sin- fonie legte er all seine Leiden, seine Schmerzen, sein Entsagen und schauderndes Entsetzen. Julias bittendes Auge traf Hofsmann: Er ließ ab vom Spiel. Gröppel drängte Julia zum Singen. Hoffmann wurde ein Blatt seiner Kompositionen gereicht. Er erschauerte, faßte sich ober, und schon quollen unter seinen Händen die Töne hervor. Ah che mi niauca l'anirna in sil fatal inornento,'' klang Julias Stimme Schimmernden Schwänen gleich stieg sie aus dem Meere der wogenden Klänge, rang sich empor und erstarb im wilden Schrei des Schmerzes im legten Addiv, weltentrückt.... Hoffwann war bleich wie der Tod. Gröppel strahlte vor Glück. Nur Julia war ruhig: frei wie immer ihr Blick. Die Gäste zerstreuten sich, plauderten, scherzten. Am g-öfsneten Fenster der dunklen Veranda stand Hoffmann und sah w die Rächt...._ Sie hier. Herr Kapellmeister? horte er Julias stimme Hinte , sich. An den Tod dachte ich: an den Tod. der alles auslöscht und Ruhe gibt, allem Abschied ein Ende macht' öst ist der Tod näher als man denkt, sagte Julia. Alle Musik bedeutet mir immer einen Abschted. ebt Hinüber- gleiten in eine bessere West. Musik und Liebe heben das Leben über es selbst hinaus, wo es keine gezogene Ganzen mehr gibt." Auch die Liebe...?" fragte Julia. Sie stand nahe bei ihm. Er vermeinte, shren Atem zu ver- nehmen. Ihre kühle Hand fühlte er in der seinen. Sl« zittert« vernehmlich. Da übermannt« es Hoffmann. Seine Lippen sanken herab.,.

Es gibt noch Richter....

Deutsche! Sollea Eure abgebauten aber hochverüientea fürstlichen Mätrestea am Huugertuche nagen!

In den Saal stürmte er dann, ausgelassen, lärmend. Sein Witz. seine Laune zündeten, verblüfften. Em Feuerwerk von Anekdoten prasselt«. Die Gesellschaft hing an seinen Lippen, stand unter seinem Bann: Nie hotte Bamberg einen Kapellmeister wie diesen besessen. Grausige Gespenstergeschichten ließen die Gäste erschauern und in heimlichem Grause« näher aneinanderrücken. Spät brach man aus. Seit langem hatte Nsscha ihren Man» nicht so in Laune gesehen. Stundenlang noch saß er am Schreit». ttsch. .Bist du noch nicht zu Bett?' fragt« Mischt nach Stunden hinter den, Vorhang hervor. »Jetzt ist es Zeit, ernstlich in llttert» zu arbeiten. Störe mich nicht!' Sie hörte, wie sein« Feder basttg über das Papier rascheste. Am Morgen sah er Gröppel abreisen. Licht und west schien tyosf- mann die Welt... und Julia war nur für ihn, ihn allein. Göttliche Ironie!' Auf sein Herz faßte Hofsmann:Dich kenne Alle. Torheiten brechen hervor. Dämon?

Genie?... Oder Herrliches Mittel, Verrückthest zu bemänteln und he wir peil'

ich. Kunst vielleicht? zu oertreiben, stehe Auf die Arbeit warf er sich in Besessenheit. In sein Innere« brach Julia mst doppelter Kraft, verwuchs mit dem Wunsch seines Herzens: Undine, um in eins zu verschmelzen. Morgen so hell, morgen so hell!' In Musik flössen die Worte: Erstes Klimmen auf Stufen der Unsterblichkeit. Nie hotte er so leicht gearbestet. Die Ideen strömten, über- schütteten ihn wie einen Sturzboch. Kaum fand er Zeit, sie zu bannen. Oft vergaß er Julia über der Arbeit, versank ganz in den Bau einer neuaeschafsenen West und verlor sich im Traumbezirk seiner ins Unendliche strebenden Seele, indem er all« Grenzen der Wirklichkeit durchbrach. Boote und Flotten aussandte zu Usern ewiger Musik. Dann aber wieder raffte er sich plötzlich auf. Erwachte aus der Verzückung. Suchte Julia, fand sie irgendwo im Garten, in den Gassen der Stadt. Dann liefen sie über selber, rannten zum Flusse hinab, stürinten die Berge hinan und Ab

vor ihrem Flügel. hiiran rugs: ieb Haber und das reine Mädchen. Hundert Hoffnungen keimten

saßen zusammen im Dämmern eines Landtrug

Der seltsam«

und starben, wie auch seine Leidenschaft wuchs. Euch will ich hallen! Warum soll ich'den kühnsten Esperanzen nicht nachjagen, wenn sie auch nie erfüllt werden?' Neben der Dichtung und Musik wart er sich auf die Malerei. Einen Pavillon im Markschen Garten stattete er mit Fresken aus. Wochen, lang hing er im Kittel vom Morgen bis zum späten Abend auf dem Gerüst. Hörte er Julias Schritte im Garten, sprang er herunter. Scherzende Neckereien, mutwillige Streiche, ernstliche Zerwürfnisse und herrliche Versöhnungen wechselten zwischen den Liebenden ob, die unter den Bäumen, zwischen Rosen und Blumen dahinschritten, tollten und lärmten. Ein Sommer in Glück verging. An den Tagen ding Hossmann und sab sie langsam dahinsterben mit wachsender Wehmut und Melancholie. Gröppel kündigte seine Ankunft an Julias Verlobung, welche die Mutter betrieb, stand vor der Tür. Zlufs neue erwachten in Hoffmanns Herzen die Qualen. Was konnte er tun? Die Heirat war beschlossene Sache. So stand er ratlos mit gebundenen Händen. In den Sommer des Glücks war der Becher tiefsten Schmerzen ge- schleudert. Aber eine neue Erkenntnis, wenn auch noch in dunklen Umrissen, dämmerte in Hoffmann auf: Immer schon hatte er Julias Bild in sich getragen, schon Jahre vorher, ohne sie je erblickt zu haben. Der Inbegriss des Höchsten war dies Ideal In Julia glaubte er die Verwirklichung gefunden zu haben. Aber Julia war ein Kind der grde, kein Phantom wie seine Seeleubraut, zu der sie Hosfmann erhob. So mußte sie wieder zurück zur Erde, als das Leben sie rief mtt den Forderungen der Erde. Das ist das Traglsche alles Seins." schluchzte HossmcmmDa flattert das Schöne dahin und vergeht. Jfts nicht ein Verhängnis zwischen Leben und Kunst, zwischen Körpei und Seele, ein Der» hängnts allen Daseins, das uns mtt Schmerzen zerstört oder" ... eine Hoffnung wachte in dem Nimmermüden aufüber die Erde hinaushebt?

Die Verlobung fand statt. Auch Hossmann war mtt Mi|ba ge. laden. Ungehemmt sprach er in Qual und VerzweifluiH dem Alkohol zu. Die Katastrophe geschah: als Gröppel die Hapd um Julia» Leib legte, verlor Hofsmann alle Beherrschung. Me«in Vulkan brach der Gequälle aus. Alle Fessel fielen von dem Ge» bundenen ab. Aus tief verschütteten Quellen längst begrabener Hoffnungen stieg jäh der Haß in Wut und Entsetzen. Mit maßlose» Beleidigungen überschüttete er Gröppel und die Konsulin Mark. I» Ohnmacht war Julia» zusammengebrochen. Regungslos standen der

nüchtern gewordene Groppel, die Konsulin und die Gesellschaft. Lange noch tobte der verrückte Musiker in der Nacht durch den Gatten. Vergebens suchte ihn Mischa zu beruhigen. Leer war es in Hoftmann. Zlusgebrannt schien ihm die Welt. Dos ist der Tod", dachte er.Ich warte auf dich." Willenlos, dumpf lag er am Tage, wälzte sich nachts schlaflos vor Qual auf seinem Lager. Aber sein widerstandsfähiger Körper überstand dlcscn Schlag. Vielleicht war» nur der Dämon, der mich in Julias Maske äffte? Wer kann es wissen! Vielleicht wars eine Gestall des Dämons, der lebenszerstörend mich jagt und zu Tode zu hetzen sucht. Wider­stehen muß ich, muß Um bezwingen immer wieder und wieder. Nur dies ist Rettung für mich. Wenn nicht, bin ich sein Opfer und Wohnsinn mein Los. Mit übermenschlicher Kraft raffte er sich auf. Er fühlte den An- arund, dem er entronnen. Und wieder lächelte fern das Leben, ver- lockend, mtt rätselhaften Gesichtern. Noch einmal traf er Julia. Sie wich ihm nicht aus. Frei rulste ihr Auge in seinem. Ihre Hand fühlte sich kühl an wie immer. Hoffmanns Herz schluchzte, aber er war ruhig. Er wußte, daß Julla für ihn immer entschwunden. Oder sow« er ihr wieder begegnen? Dunkel und merkwürdig war das Leben. Den Abschiedsgruß an die verlorene Geliebte sang er in die Un- sterblichkett: Ombra ad 0 rata.... Neu wieder erstand u» der Tiefe seiner Seele ihr Idealbild, die wirtliche Gestalt wett erdenwärts hinter sich zurücklassend. Als Julia aus dem Stadttor mst ihrem Verlobten einem neuen, ihr unbc-

kanntem Leben entgegenfuhr, jagte Hosfmann dämonbesessen, erden. entrückt in die unendliche Welt seiner Romantik, der alles Irdische nur Gleichnis und Most« erschien.

Jan hinnerk. Von Erna Vüsing. Jan Hiunerk ist ein alter Kapitän, der in irgendeinem Stift auf Jan Kiopperbeen, den Tod, wartet. Jan Hinnerk, dickköpfig, steif- nackig, treu und herzensgut, gehört einer aussterbenden Generation an. Viele Anekdoten von ihm sind schon ousgezeichnet, andere wer- den weitergetragen von Mund zu Mund, bis sie im Nichts verloren gehen. Darum sollen hier etliche ausgeplaudert werden, zumal man mit dem Namen Jan Hinnerk leinen Bestimmte» metitt, denn in der Gegend der Nordsee heißt man entweder Jan oder Hinnerk oder Jan Hinnerk. Ion Hinncrks Sprache ist drastisch und herzhaft. Sobald er sich mit anständigen Leuten unterhält, redet er echt Bremer Platt, wenn er mit Preußen zu wn hat, spricht er hochdeutsch, und falls er sich sonst verständlich machen kann, wählt er englischen Slang. Mtt der schwarzwcißroten Fahne ist er Zett seines Lebens nicht ins reine gekommen. Nach seiner Ansicht wollte nämlich zu dem Rot-Wciß der Hansastädtc de Prüß sien vcrmuckles Swatt hebben

nennt.

Ebenso anerkannte er bloß eine ssiationalhymne, der er freilich internationale Bedomung zumaß. Diese war:Ja, wir Bremer sind das größte Volk der Welt." Und er kriegte das Schwitzen vor Aerger. wemr de Homborger Gehlgöfe(die Hamburger Gelbgänse) sagten:Iie Bremer Grootfnuten sie, sie Grootsnuten"(Ihr Bre» wer Großschnauzen Ihr. Ihr Großschnauzen").