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stärke sich den Normalziffern nähert. Der Begriff der Normal-- Ziffern kann nicht anders aufgefaßt werden als gleichbedeutend mit dem Begriff der deutschen Friedenspräsens stärke in den in Betracht kommenden Gebieten, wie seinerzeit in der amtlichen deutschen Beröffcntlichung ohne Widerspruch der in der Botschafter- kc'nferenz vertretenen Mächte hervorgehoben worden ist. Dem ent. sprechen die Schrftte der deutschen Regierung in dieser Frage. Die Verhandlungen hierüber mit den beteiligten fremden Regie- rungen sind in lebhaftem Gange. Die Reichsregierung gibt sich der Erwartung hin, daß sie ebenso wie dies in einer Reihe be- reits erledigter Fragen geschehen ist, zu dem von uns gewünschten Ergebnis führen.' Was die Innenpolitik betrifft, so verweise ich wegen der grundsätzlichen Stellungnahme der Reichsregierung zu den Fragen der Verfassung und zu den Beziehungen zwischen Reich und Ländern auf die Erklärung, die ich am 1 9. I a n u a r 1926 in diesen» Hause abgegeben habe. Auf diese Erklärung berufe ich mich auch wegen der grundsätzlichen Regierungoeinstelluna zu Beamtentum uno Beamtenrecht und zu den Fragen unserer auf christlicher Grund- läge beruhenden Kullur. Auf dem Gekillt der Schulpolitik wird die Reichsregierunjj die Lösung anstreben unter Wahrung der in der Verfassung gewährleisteten Gewissensfreiheit und unter Berücksichtigung der Elternrechte. Die Reichsregierung gedenkt eine Verbesserung Unserer Wahlgesetzgebung ernst- Haft in Angriff zu nehmen. Die vermögensrechtliche Auseinandersetzung mit früheren regie­renden fürstlichen Familien bedarf einer möglichst baldigen reichsgcsehlichen Regelung, wobei die Rcichsrcgiernng dem deutschen Volke die Unruhe eines volksenljcheidcs ersparen möchte. Die gesamt« Regierunas. und Verwallungstätigkeit, ganz gleich- gültig, ob es sich um die Weiterverfolgung der allgemeinen Refonn- gedanken, um große gesetzgeberische oder sonstige Pläne oder um die laufende Arbeit handelt, muß von dem Grundsatz beherrscht sein, daß die öffentlichen Ausgaben auf ein Mindest- maß herabzusetzen sind. Die Lage, in der die Reichsregierung die Geschäfte des Reiches übernimmt, ist gekennzeichnet durch eine Wirtschoststrise von außerordentlichem Ausmaß. Die Regierung wird mit allem Ernst auf Finanz-, Wirlschafts- und nicht zuletzt sozialpolitischem Ge- biet alles tun müssen, was möglich ist, um die Erstarkung der Wirt- schuft zu sörderu und die Rot weitester Volkskreise zu lindern. Die Erhebung jedes Uebermaßes an Steuern ist sorgfältig zu vermeiden. Die Regierung wird demgemäß mit Beschleunigung auf der Grundlage des bestehenden Systems sich um den Abbau wirtschaftshemmender und damit preisverteuernder Steuern weiter bemühen. Um auch In diesem Zusammenhang die Eigenverant- wortung der Länder und Gemeinden zu stärken, sollen für die Einkommensteuer am 1. April 1926 die Ueberweisungen durch Zuschläge abgelöst werden: dabei ist aus finanziellen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten im Auge zu behalten, daß die ein- zelne» steuerlichen Leistungen in einem richtigen Verhältnis zuein- ander bleiben müssen. Daß ungedeckte Ausgaben nicht g e l e i st e t werden dürfen und keinerlei Hinabgleiten in inflatorische Maßnahmen in Frage kommen kann, ist selbstverständlich. Die Bereitstellung von öfsenillchen Geldern für die Belebung der Wirtschaft ist naturgemäß sehr eng umgrenzt und darf grundsätzlich den Rahmen einer prodükliven Erwerbslosen- sürsorge nicht überschreiten. Die Reichsregierung mächt« mit Beschleunigung die bäuerliche und Arbeitersiedlung in den volksarmen Teilen des Ostens fördern. Die allgemeinen Siedlungspläne sollen hierdurch nicht be- rührt werden. Für die Förderung des Wohnung?» bau es müssen Wege gefunden werden, der nicht abzuleugnenden Ueberteuerung des Baues zu begegnen. Die Rcichsrcgierung hofft, Ifpft, den Landesregierungen bei der Verwendung der Hauszlnssteuer in diesen Bestrebungen unterstützt zu werden und bemüht sich ihrer. seits besonders um die Erleichterung erststelligen langfristigen Hypothekarkrcdits. Ueberhaupt wird die Reichsregierung mit aller Energie auf eine Besserung der Kreditlage der Wirtschaft hinarbeiten. Die Reichsregierung denkt dabei besonders auch an die Landwirtschaft, aber die Regierung ist sich darüber klar, daß Mit Krediten ollein nicht geholfen werden kann, wenn nicht gleich- .zeitig auch mit anderen Mitteln die Landwirtschaft ertragfähig ge- macht wird. Maßnahmen zur Steuerung der ollgemeinen Not in der Landwirtschaft sind in Vorbereftung und sollen in Verbin- dung mit den verschiedenen landwirtschaftlichen Organisationen be­trieben werden. Neben die notwendige Stärkung des inneren Marktes tritt mit gleicher Bedeutung das Erfordemis einer. Steigerung der Ausfuhr.

Die gesamten HaudelsverlragsverHaudlungen. die ohne Unter­brechung fortzusetzen sind, müssen mit dem Ziele geführt werden. zur Vefruchiung de, allgemeinen Wirtschaftslebens die Wieder­herstellung eines lebhaslen Warenaustausches auf der Welt zu ermöglichen. Angesichts der hohen Zölle, die im Ausland vielfach gelten, müssen die deutschen Zölle bei den Verhandlungen dazu verwendet werden, unier Wahrung der deutschen Lebensnotwendiakeiten den Gesamt st and der eurooäischen Zölle möglichst herab- zudrücken. Auch außerhalb der Handelsverträge wird die Reichs- reqierung jede ernsthafte Absscht, eine Annäherung der einzclftaat- lichen Wirtschaften durch allgemeiner« zwischenstaatliche Abmachungen zu verwirklichen, mit aller Kraft fördern. Die Reichsregierung ist weiter berest zu prüfen, ob und wie in Fortsetzung schon ergriffene Maßnahmen die deutsche Ausfuhr auf neuartigen Wegen erleichtert werden kann. Die besonderen Verhältnisse, die sich aus außer- gewöhnlichen Entwicklungen der Wirtschaftslage in anderen Ländern ergeben haben und für einzelne deutsche Wirtschaftszweige, so be- sonders für Kohle und Eisen sehr fühlbar geworden sind, er- fordern die besondere Aufmerksamkeit der Reichsregierung. Soweit die schwere wirlschoflskrise. die wir durchlaufen, eine allgemeine Krisis ist. müssen die Hemmunaen beleillgl werden, die der Selbsthellung durch die wirlschafllichen Emenkräfte noch cnloe--en. stehen. Dabei denkt die Reichsregierung nicht etwa an ein über- fpanntes Eingreifen der Behörden. Sie ist ober davon überzeugt, daß die schon vor längerer Zeit wirksam eingeleitete Preis- f e n k u n g s a k t i o n mit Nachdruck fortgesetzt werden muß. Be- sonders wichtig ist die alsbaldige Verabschieduna eines Gesetze» über die Beseitigung der G« s chä s t s a u f s i ch t. Die Reichs- regieruna erblickt in der Durchführung von Maßnahmen, die die deutsche Gesamtwirtschait von allen Ursachen der Ueberteuernng be- freit,«ine unerläßliche Voraussetzung für den Wiederausstieg Deutsch- lands. Sie ist sich bewußt, daß der Erfolg ihrer verwaltungsmäßlaen und gesetzgeberischen Maßnahmen in vielen Hinsichten sehr wesentlich von der sreiwllligen Rlilarbeil der Erwerbsstände abhängt. Die zurückgetretene Reichsregierung hat diese Mitarbeit in erheblichem Unifange gefunden. Das neue Kabinest wird in gleichem Sinne weiter arbeiten: es Ist bereit, wegen der zu ergreifen- den Einzelmaßnahmen auch die in Gana befindlichen gesetzgeberischen Entwürfe mit den Vertretungen der Crwerb-stände erneut zu er- örtern. Der unverrückbare Zweck der Prei-senkungsmaßnahmen neben der Gesundung des Wirtschaftslebens Ist die C r l e i ch t e- rung der Lebenslage der Arbeiter und der sonstigen Bevälkerungsteile. mlt geringem Einkommen. Zn Erfüllung einer besonderen Ausoabe der Sostalpollllk wird die Reichsregierung ein Arbeilerfchiilmelah einbringen, das die Bestimmungen über Arbelterschutz einheitlich-ulammenfaßt und die Arbeitszeit neu regeln wird. Die Reichsregierung hält die von den früheren Regierungen wegen der Ratifikation des Washingtoner Abkommens abgegebenen Erklärungen aufrecht Das Inkrafttreten einer Inter - national geregelten Arbeitszelt In Deutschland muß von dem gleich- zeltigen Inkrafttreten in England, Frankreich und Belgien abhängen. Auch das einheitliche Arbeitcrrecht be- darf der tatkräftigen Förderung durch die Reichsregierung, die zu diesem Zweck das zurzest dem Reichsrat vorliegende Arbeits- gerichtsgefetz weiter verfolgen wird. Die gesetzliche Regelung der Erwerbelosenversschernnq Ist«m- gesichts der großen Zahl der Erwerbslosen mik Beschleunigung ZU belrelben. Bor wenigen Wochen sind die Bedingungen für die Verzinsung und Tilgung der Reichsdarlehen für die Notstandsarbeitey an die Kom- munen und anderen Verbänden wesentlich erleichtert worden: auch ist der Anteil des Reiches und der Länder an den Kosten di.sser Arbeiten erhöht worden. Ihre besondere Auimerksamkeit wird die Regierung der Kurzarbeiterfrag« als dringender Frage des Tages zuwenden und feststellen, o b eine Linderung der Not der Kurzarbeiter möglich ist unter gleichzeitiger Ausschaltung der wirtschaftlichen Nachteile, die von der Kurzarbeiterunterstützung be- fürchtet werden. Die Regierung hofft bestimmt, daß sich eine solche Lösung finden läßt und dem Reichstag«ine entsprech<mde Vorlage alsbald unterbreitet werden kann. Die wirkungsvollsten Maßnabmen zur Behebung der Arbeitslosennot bleiben dabei immer solche, die der deutschen Wirtschast den Antrieb zu innerlich gesunder Arbeit aeben. Auch um dieses Zieles willen muß die deutsche Gesamtpolitit auf die Herstellung und Festigung eines wirklichen europäischen und wellfriedeus eingestellt sein.

m- Fünftausend Menschen in einer Nacht, Mann, Frau und Kind, Begehrten ängstlich und pochten sacht: Helft wider den Wind! Da draußen im Mondlicht der weiße Tod Häuft silbernes Grab. Wir schleppen nicht Schuld, daß uns keiner Brot Und Erbarmen gab. Sie weisen auch Hand, die nicht wund und matt, Verachtend zurück Und sind doch selber so übersatt Vom goldenen Glück. Und lachen und prunken überreich In funkelndem Tand, Wir aber wanken, die Lippen bleich, Durch taumelndes Land. Das ist das Rufen aus einer Nacht, Und wem's nicht rief, Der hielt nicht sorgend mit Brüdern Wacht, Als Deutschland schlief. Und Deutschlands Winter um Herzen warf Ein Leichentuch. Habt Wacht, ihr Brüder, der Wind weht scharf Gestöber und Fluch! Franz Rothenfelder.

Kaisergeburtstag. Die größten Kasinoräusche sind bekanntlich am Geburtstag des .Allerhöchsten Kriegsherrn' nach Hause getragen worden. Wer an tiefem geheiligten Tag bei Einbruch der Dämmerung noch nüchtern angetroffen wurde, das war kein braver Mann! Keift Wunder also, daß uns, wenn wir unseren Kindern und Kindeskindern vom .Kaisergeburtstag' erzählen, so ein leichter alkoholischer Schauer über den Buckel rinnt! Um S Uhr morgens begann der große Tag! Wecken, Kaffee- fassen. Ausgabe der Parademontur. Der Kammerfergeant rast wie eine Furie durch die Gänge, derEtatsmäßige' brüllt wie ein Ber- ferker durch den.Rayon'. Schließlich steht, 20 Minuten zu früh wie immer, die Kompagnie. Stundenlang werden die .Schuppenketten' gescheuert, die Stiefel gewichst, die Säbeltroddeln ausgetauscht, die Hosenträger nachgeschnallt, die Züge ausgerichtet. weggejagt, wieder antreten, durchgedeckt und dann geht die Sonne auf: Es kommt im Paradeschmuck mit seinen Offizieren der «Kompagniechef' und brüllt sein.Guten Morgen, Kompagnie!'_

Kirchgang. Ohne die Reden öliger Pastoren mit Feldgeistlichen- Geschmetter und Heilsarmeetiraden wäre Wilhelms Geburtstag ja nur eine halbe Sache gewesen. Wie ein Strom donnert das Ba- toillon mst seinen tausend genagcsten Stiefeln in den geheiligten Raum Parademarsch vor seiner Exzellenz. Die Regimenter brausen mit fliegenden Fahnen an den.Points' vorbei, Artillerie, Infanterie und Kavallerie, an der Spitze des.Chevauxlegers-Regimcnts' der .Inhaber', der Fürst Thurn und Taxis, wie eine Gliederpuppe, die man heute zum erstenmal exerziert..Durchlaucht' hat noch nie richtig im Kaserncnhof gestanden und schwingt sein Säbelchen beim Salutieren wie eine Ballerina oder ein Torero beim Eintritt in die Manege der wilhelminischen Geburtstagsfeierlichkeit. Nach dem Parademarsch trist dieTruppe' ab. Sie zieht kompagnieweise ohne Offiziere in die Kasernen. Dort erwartet sie eine Extrawurst und ein Faß Kaisergeburtstagsbier. Im Kasino aber geht die heilige Handlung des Kaisergeburtstagessens vor sich- Unten die groß« Tafel, nach derRangordnung' aufgebaut, ein Kunstwerk peinlichsterAnciennität', oben auf der Galerie die Musik uftd am Gang die harrenden Ordonnanzen das Volk. Nun gießt sich mit dem Dampf der Schüsseln, dem Rauch der Zigarren und dem Dunst der Sektbatterien die richtige Kaiser- geourtstag-Stimmung' in den Saal. Militärmärsche erzeugen kriegerische Begeisterung, patriotische Lieder, dynastische Verzückung mantritt an", kompagnieweise, bataillonsweise beim Komman- deur und prostet mit rechteckig gekrümmtem Arm, die Brust nach varne gewölbt, dos Gesäß geftrafit. Die Todfeinde am Exerzierplatz und In der Kaserne fallen sich in die Arme, und die Schieß- und Besichtiaungs-Konturrenten verprosten sich. Die Lüge mischt sich in den Fusel der Kaisergeburistagsbesoffeftheit. Drüben in den ersten Hotels der Stadt aber besäuft sich die zweite Garnitur', das Reserveoffizierskorps und dasZivil". Am Morgen, wenn die ersten dämmerigen Lichter durch die hohen Kasinofenster fallen, kommt die Ernüchterung. Meistens lpiell dann unser Musikmeister den.Tscherkessischen Zapfenstreich', und wir starren in die Morgennebel, wenn durch den Kaisergeburto- tagsalkohol hindurch diese schwermütige Melodie die Besoffenheit zum Heulen zwingt. Ein Jahr darauf haben wir dos Lied im Ori- ginal an der Ostfront gehört die russische Nationalhymne, die sich alljährlich in unseren KaisergebUrtstagsfusel eingeschlichen hatte. Eine Welt liegt nun zwischen Kaisergeburtstag und uns der Zusammenbruch, die deutsche und die russisch« Revolution. Die Lieder, die aus dem Volke kamen und Volkslieder blieben, sie leben heute noch: der künstliche Fusel aber, der über der Kaisergcburte- tagsfeier loa. ist zerronnen und zerplatzt. Das Gespenst einer ver- logenen und korrupten Zeit oeht mit oerkoterten Zügen durch das groß« Kasino der wilhelminischen Herrlichkeit, und das Volk, her .große Lummel' beschaut sich die zerschlissenen Kulissen der großen Tragikomödie und lacht. Di« Zeit der künstlichen Fassaden und Paraden macht an keinem Tag ein« so elende Figur, wie an Wil- Helms des Letzten Gedächtnistag! Zuviel Alkohol erzeugt den Kater; und wer den alkoholisierten Saisergeburtstag jetzt, nach der Kalt­wasserkur des großen Kriege», betrachtet, dem wird speiübel davon! _ Hermann Schützinger,

Damst habe ich in großen Zügen, ohne auf Einzelheiten eift- zuoehen, und ohne irgendwie erschöpfend zu sein, die Aufgabe um- rissen, vor die das neue Kabinett gestellt ist, und die es im Ver- trauen auf die Unterstützung dieses Hohen Hauses und des gesamten Volkes zu lösen stch bestreben wird. Das Gebot der Stunde ist, mit dem klaren Ziel der Wiederaufrichtung der deutschen Wirtschast und des deutschen Volkes nach innen und nach außen praktische Maßnahmen iii sachlicher Arbeit zu ergreisen. Lassen Sie uns an die gemeinsame Arbest im Dienste des Vaterlandes gehen, um die großen Schwierigkeiten der gegenwärtiaen Lage zu überwinden. Je entschlossener und tatkräftiger alle Teile des Volkes diese Arbeit »nterstützen, je eher wird Deutschland wieder die Stellung in der Welt erreichen, die der Größe und Tüchtigkeit seines Volkes gebührt. Die Rede des Reichskanzlers, die gerade eine halb« Stunde dauerte, wurde am Schluß mst dem Beifall der Mitte begrüßt. während von den Kommunisten und auch von den Völkischen Zischen ertönte Auch im weiteren Verla'ft seinxr Rede wurden an lehr vielen Stellen schmähende und ironische Zwischenrufe aus den Reihen der Kommunisten laut, die im' einzelnen in dem wiederholten längeren Lärm nickt verständlich wurden, aber den Präsidenten Cöbe zwangen,«ine Reihe von Ordnungsrufen zu erteilen. Ordnungsrufe erhielten die Abgg. H ö lle i n, Thälmann , Schneller, Rädel und Heckert. Präsident Wb« mußte sehr oft die Glocke schwingen und unter Androhung schärferer Maß- nahmen die Kommunisten zur Ruhe auffordern. Einine Aeuße- rrmgen des' Reichskanzlers wurden auch von den Völkischen mit Zwischenrufen begleitet. Als der Reichskanzler sein« Rede beendet hatte und dos Zischen der Kommunisten und Völkischen sowie der Beifall der Regierungs- Parteien beendet waren, beantragte Abg. Schulh-Bromberg(Dnatl.), daß ein deutfchnatlo- N a l e r' A n t r a g, der verschiedene Voraussetzungen für den Ein- tritt Deutschlands . in den Völkerbund auszählt, m i t. d e r B«- sprcchung der Regierungserklärung verbunden werde.-,,. Für diesen den Wunsch des Reichskanzlers mißachtenden An- krag stimmten sämtliche an der Regierung nicht beteiligten par- lcien, sodaß er Annahme fand. Abg. v. Graes «(Dölk.) beantragt sofortige Besprechung der Kanzlererklärung. Gegen Kommunisten und Völkische wird dieser Antrag abge- lehnt und gemäß dem Dorschlage des Präsidenten Löbe beschlossen, die Besprechung der Regiernngserklärung am Mittwoch nachmittag 1 Uhr beginnen zu lassen. Schluß gegen 5}. Uhr. die ersten Misttravensanträge. Die deutschnationale R e i ch S to g s f ra k t I on ver- handelte in ihrer sich über fünf Stunden hinziehenden Sitzung über die Lage, die durch die Regierungserklärung gestaltet ist. Die Frak- ticn beschloß, wie partciysfiziell mitgeteilt wird, am Mittwoch im Reichstag ein Mißtrauensvotum einzubringen. Die völkische Fraktion hat folgenden Antrag eingebtocht: Der Reichstag wolle beschließen: Die Reichsregierung besitzt nicht das Vertrauen des Reichstags. Für den Fall der Ablehnung diese» Antrages: Der Reichsminister des Auswärtigen Dr. Strese- mann besitzt nicht das Vertrauen des Reichstags.' Ein Mißtrauensäntrag der Kommuni st en lautet:Die Regierung Luther-Stresemann besitzt nicht das Vertrauen des Reichstags.'- Kommuniftenverfolgunq in Sapern. München . 26. Januar.(Eigener Drahtbericht.) Da nach An- 'ficht der Polizei die KPD. ln München trotz des ergangenen Per- bdts ihre DemoNsträiion am 27. Januar durchzuführen gedenkt, b<- s ch l a g n a h m i« die Polizei in der Druckerei der tommu- nistischen..Neuen Zeitung' die vorhandenen Flugblätter und Klebezettel und läßt außerdem fest Dienstag früh zwei Polizei- beamte den Druckereibetrieb überwachen. Wegen dieses Polizei- lichen Vorgehens hat die kommulüstische Fraktion des Landtages em Dienstag eine Interpellation eingebracht, in der von der Regierung die Aufhebung der polizeilichen Besetzung der Druckerei gefordert wird. Außerdem verlangt die Interpellation die Auf- bebung der vom Innenminister fortgesetzt über die kommunistischen Bersammlung verhängten Verbote. Zur Einbringung der Inter- pellaston hat die sozialdemokratische Fraktion der zahlenmäßig unzulänglichen Fraktion der Kommunisten ihre Unter­stützung zugesagt.

Richard Mayr und Lotte Schöne inVon pasquale". Daß DonizettisDon Pasguale" zu den Glanzstücken der Städtischen Oper gehört, scheint verständlich, wenn man einen Dirigenten wie Bruno Walter und die Ivogun als Norina dafür besitzt. Aber Frau Ioogün sagte wegen plötzlicher Erkrankung ab, und voll Staunen und angenehmer Ueberraschung entdeckte man eine andere Vertreterin dieser Rolle. Lotte Schöne von der Wiener Staats- oper, die seit Januar dem Ensemble der Städtischen Oper angehört, löste ihre Ausgabe, die an die stimmlichen wie darstellerischen Fähig- keiten erhebliche Ansprüche stellt, erstaunlich gut. Zwar klingt ihre Stimme etwas härter als die der Ivogün, deren berückenderSchinelz unerreichl ist. Aber der lebhoste Beifall, den Lotte Schöne auf offener Bühne mehrfach erzielte, zeigte, daß die Hörer auch dieser Sängerin, deren Koloraturen so glänzend und mühelos perlten, und die ebenso wie die Ivogün eine ausgezeichnete Darstellerin ist. gerecht wurden. Als Galt hatte man sich für die Titelrolle den Kammersänger Richard Mayr, ebenfalls von der Wiener Oper. verschrieben. Er sorgte dafür, daß der Abend zu einem einheit- lichen Erfolg wurde. Sein Don Pasquale ist ein rosiger, feister, genußfroher Junggeselle, der sich sein Alter mit einer reizenden. lungen Frauen verschönern möchte und dann mit naivem Entsetzen entdecken muß. daß er statt einer Unschuld vom Lande eine böse Katze erwischt hat. Sein Sviel war von unsagbarer Komik, die stch zum Schluß dann in vielleicht zu überzeugende Tragik wandelte und damit dieser Gestalt etwa« zuviet Schwere verlieh. Daß sie diesen armen Pasauale so schmählich betrüaen muß, tat setensalls Nicht nur der Norina, sondern auch dem Publikum fast leid. Die Rollen de» Ärztes und des Neffen waren mst chren bekannten Vertretern, Wilhelm G u t t m a n n und Fritz Kraus, gut besetzt. T. S. Figaro» Hochzeil' im Rundfunk. Mozarts 170. G e- b u r t s t a g wurde dem Rundfunk Anlaß zu einer besonders schönen Gabe an seine Teilnehmer..Figaros Hochzeit ' erklang gestern von der Sendebühne, einstudiert und geleitet von Erich Kleiber . Zwar konnte man mst der musikalischen Auffassung des Dirizeisten nicht immer einverstanden sein. Gleich in der Ouvertüre verwischte er durch eine eigenwillige Betmrung manches von dem typischen Rokokocharakter des Werkes> den er auch im wei- teren Verlaus nicht immer zu wahren wußte. Aber was er. dar- über hinaus bot, war des Schönen iroch genug. Funkorchester wie Darsteller gaben unter seiner Führung musikalisch ausgezeichnete Leistungen. Prächtig durchgearbeitet ist jede Einzelheit. Neben dem Funkchor oerdient besonders Lob Emmy Bettendorf als Gräfin und Leo S ch ü tz e n d o r f f als Figaro. Doch auch C l f r i e d e Marherr- Wagner als Cherubin. Irene Eden als Susanna, Corneli» Bronsgeest al, Graf Almavida und das übrig» Ensemble hallen sich des toten Meisters würdig. Tee.

Wrcs. helml» Strmimer, der Serliner Architekt, bat den BSrfid im LandeZnerdand Vcrlin-Vrandenburg des Lande» Deutscher Architekten niedergelegt. Fast ei»« MIllloa Ewwobver i» Budapest . Lei der Ergänzung der «ib!erli»en wurde seftgesiellt, daß die gegenwärtig« Einwohnerzahl Budapests etwa SÖOOOO betragt,'*