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Der Temps" und die Faschisten.

Seltsame Widersprüche.

Erft vor wenigen Tagen hat der Temps" mit einer bei diesem feineswegs fortgeschrittenen Blatte erstaunlichen Schärfe gegen die Unterdrückungsmethoden des Faschismus Stellung genommen. Am 19. Januar schrieb das Blatt:

In einem modernen Land kann man die freie Aeußerung des Volfs willens nicht unter­drücken und sogar die starke Faust der faschistischen Diktatur muß bis zu einem gewissen Grade die Grundfäße des Liberalismus berücksichtigen, wenn eine tiefe Erschütterung des nationalen Gewissens vermieden werden soll. Man baut tein dauerhaftes politisches Wert durch den Willen einer einzigen Partei auf, die, mag fie noch so mächtig sein, sich nicht an die Stelle der Nation zu setzen vermag. Diese sehr richtigen Säße beziehen sich auf die Unterdrückung der Oppositionsparteien und ihrer Presseorgane durch Mussolini  . Genau acht Tage später, am 26. Januar, schreibt derselbe Temps" an der gleichen Stelle wieder über den Faschismus. Diesmal gilt es aber der südtiroler   Frage und der durch sie hervorgerufenen deutsch­italienischen Spannung. Da gilt all das, was der Temps" zugunsten der italienischen   Opposition geschrieben hat, auf einmal nicht mehr, wo es auf die deutsche   Minderheit Anwendung finden follte und müßte.

Da wird der Proteststurm in der deutschen   Presse gegen die maßlose Verschärfung der Unterdrückung des Südtiroler   Deutsch­tums fälschlicherweise als eine nationalistisch- irredentistische Ange­Tegenheit hingestellt, obwohl der" Temps" wiffen müßte, daß auch ja gerade die friedensfreundlichen, demokratischen Kreise in Deutsch­ land   den Kampf gegen die Verfolgung des Südtiroler   Deutschtums aufnehmen, nachdem sie fast fieben Jahre lang freundschaftliche Be ziehungen zu Italien   unter Zurückstellung dieser Spezialfrage ange­strebt hatten.

Wohl macht der Temps" einige Vorbehalte über die Zwed­mäßigkeit des faschistischen Vorgehens, aber im Prinzip stimmt er dem Bestreben Roms zu, einem italienischen Lande seinen wirk­lichen Charakter(?) zurückzugeben und jede Spur von Fremdherr schaft(!!) zu tilgen". Dann werden jene Maßnahmen in einem ganz harmlosen Lichte dargestellt: Erzwingung des italienischen Unter­richts in den Schulen, Anordnung, daß die Familiennamen italie. nischer Herkunft(?) entdeutscht werden, Wiederherstellung der früher italienischen Ortsnamen(?). mit tiefer oberflächlichen und irre führenden Darstellung sind aber die Unterdrückungsmaßnahmen nech lange nicht erschöpft. Der Temps" müßte wiffen, daß auch der deutsche   Privat unterricht mit den schwersten Strafen verfolgt wird, daß die gesamte deutschsprachige Presse unterdrückt wurde, daß eine planmäßige und bei aller schitanösen Kleinlichkeit groß an­gelegte Ausrottung des Deutschtums Südtirols   im Gange ist. Darüber aber schweigt sich das Pariser Blatt aus.

Es versucht vielmehr, bei dieser Gelegenheit außenpolitische Ge­schäfte mit Italien   zu machen und malt das Gespenst des Anschlusses an die Wand. Es erinnert auch an die Unterdrückung der Elsaß Lothringer und der Polen   unter dem taiserlichen Regime. Abge­sehen davon, daß dieser Bergleich schon deshalb hinkt, weil selbst die preußischen Junter bei weitem nicht so weit zu gehen wagten, mie heute die Faschisten, so erweist der Temps" Mussolini   teinen guten Dienst, wenn er solche Vorbilder zu seiner Rechtfertigung anführt.

In Wirklichkeit ist die Berfolgung Südtirols   nur eine logische Teilerscheinung der faschistischen Diktatur, die im Innern erz reaktionär, nad) außen imperialistisch ist. Gegen diese Diktatur, gleichviel wo und gegen wen sie sich äußert, nimmt vor allem die Sozialdemokratie in Deutschland   entschieden Stellung. Es geht aber nicht an, nach der Methode des Temps", die Faschisten an die Grundsätze des Liberalismus" gegenüber der Opposition zu erinnern, ihnen aber gegenüber den nationalen Minder­heiten freie Hand zu geben.

NO

Muffolinis Gazette des Ardennes".

Wien  , 27. Januar.  ( EP.) Die Neue Freie Presse" meldet aus Innsbrud: Am 15. Februar wird die vor 58 Jahren ge­gründete mer aner 3eitung" ihr Erscheinen einstellen. An ihrer Stelle wird ein faschistisches Blatt in deutscher Sprache Die Alpenzeitung zum ersten Male ausgegeben werden. Die Meraner Zeitung" hat ihre sämtlichen Betriebs­räume und ihre Druderei der neuen Zeitung überlassen müssen. Der Eigentümer Ellenreich wurde zur Ueberlassung seiner Druckerei dadurch gezwungen, daß ihm angedroht wurde, die Meraner Zeitung" werde beschlagnahmt oder gänzlich verboten werden, wenn er nicht den Druckauftrag übernehme. Der leitende Direktor der neuen Alpenzeitung ist der Faschist Meri- Leo­nardi. Die neue Zeitung wird von der faschistischen Regierung erheblich fubventioniert. Sie wird in deutscher Sprache ausgegeben, hat aber zur Aufgabe, den über Südtirol   im Auslande verbreiteten ungünstigen Nachrichten durch eine wahrheitsgetreue Berichterstat­tung" deutscher   Minderheiten entgegenzutreten. Sämtliche Kara­binieriposten in Südtirol   wurden angewiesen, der Zeitung als Berichterstatter(!) zu dienen. Sie wurden auch be­auftragt, auf die Gemeindevorsteher einen Drud auszuüben, damit fie für die Alpenzeitung" Abnehmer gewinnen. Das alpen ländische Syndikat richtete an alle Zeitungskorrespondenzen die dringende Aufforderung, jede Berichterstattung für die neue faschistische Alpenzeitung" zu unterlassen.

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Dieses Borgehen der Faschisten erinnert an die Gründung der berüchtigten Gazette des Ardennes" in Charleville   durch die deutsche   Oberste Heeresleitung während des Krieges, sowie an das Düsseldorfer Nachrichtenblatt" des Generals Degoutte während der Ruhrbefeßung. Damit dokumentiert die italienische Regierung lediglich, daß fie Südtirol   als befeßes Gebiet" betrachtet.

Die schwarze Lifte der Freiheitskämpfer. Rom  , 27. Januar.  ( EP.) Der Popolo di Roma" und andere faschistische Blätter nennen bereits mehrere hervorragende Italie ner im Auslande, die von den Strafbestimmungen des soeben genehmigten Gesetzes gegen Italiener im Auslande be­troffen werden, die sich gegen das faschistische Regime betätigten Es werden genannt: der frühere Ministerpräsident Nitti, der frühere Direktor des katholischen Popolo" Donati sowie deffen Londoner   Korrespondent Crespi, der frühere Abg. de Ambris  , die früheren Redakteure des Avanti", Nenni und Campo longhi, ferner Ricciotti Garibaldi  , der Neffe des Frei heitskämpfers, und der frühere Abg. Francesco.

Beifehung Merciers auf Staatstoften. Die belgische Kammer hat nach einer vorausgegangenen Debatte und einer Intervention des Außenministers Vandervelde   die Kredite zur Beifeßung des Kardinals Mercier auf Staatstoften mit 95 gegen 2 Stimmen be­willigt. Der Beschluß der Kammer wurde auch vom Senat mit dem gleichen Abstimmungsergebnis angenommen.

Der ungarische Abgeordnete Peidl, einer der Führer der sozial demokratischen Fraktion in Budapest  , ist von zwei Sigungen aus­gefchloffen worden. Er hatte in einem Zwischenruf Bethlen als ,, un­verschämten Berleumber" bezeichnet,

Hohenzollerntheater.

Den abgesetzten Fürsten   geht es bekanntlich gottsjämmerlich schlecht. Den Unglücklichen fehlen einige Hundert Millionen an der Seligkeit. Um ihrer Kümmernisse Herr zu werden, spielen sie zurzeit Theater. Vor uns liegt das Programm des zweiten Gesellschafts­abends, den der Nationalverband deutscher   Offi ziere" im 300 veranstaltet hat:" Lebende Bilder". Das theatra­lische Zeremoniell steht unter der genialen Regie S. K. H. des Prinzen August von Preußen". Natürlich sind Wilhelms Vorfahren ins Rampenlicht gezerrt. Je vermotteter die Materie, desto aktueller der Stoff. Es ist eine stattliche Revue blaublütiger Darsteller.... Da ist die Erprinzessin Luise von Preußen  , natürlich Königliche Hoheit, da ist der Herr Alexander Ferdinand und der Mann mit dem Namen Sigismund, alles entblätterte Sprossen aus dem hungernden Hohenzollernhause. Ferner wimmelt es von: 3izemizen, Knesebecs, Borchs, Grafen  , Gräfinnen, Freifrauen, Hofdamen: Unter rund 50 adligen Visitenkarten zwo schäbige Bürgerliche!... Die ganze Raubrittergarnitur scheint auferstanden. Aber da ist ein Gedanke: Wenn diese monarchistischen Mimen ein Hohenzollerntheater etablieren würden? Bei soviel glanzvollen Junter- und Hof­schranzennamen?! Das zieht. Da könnten sie im Lande umher: ziehen und bei den Bedientenseelen um Gaben bitten. Die Ab­findungsfrage wäre gelöst und die hochherrschaftliche Sippe brauchte nicht stempeln zu gehen.

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Das Explosionsunglück in der Kirchstraße. Ein zweiter Lokalfermin.

der wandernden Jugend gern und viel benutzt. Warum diese von einer anerkannt guten Touristenorganisation geschaffene Jugend­herberge nicht unter Schuß gestellt sein soll, wird das Kreis­wohnungsamt Osthavelland wahrscheinlich selber nicht sagen können. stüze sich auf eine Auskunft, die vom Jugendamt der Stadt In einigen Blättern ist erzählt worden, das Kreiswohnungsamt Berlin   gegeben worden sei und über Meißnershof ungünstig ge­lautet habe. Angeblich hätte das Jugendamt erklärt, Meißnershof sei nicht als Jugendherberge zu betrachten". Wir erfahren, daß diese Darstellung gänzlich falsch ist Das Kreiswohnungsamt hat beim Berliner   Jugendamt telephonisch angefragt, ob Meißnershof eine städtische Jugendherberge sei. Das und nur das- wurde von einem Angestellten der Wanderauskunftsstelle des Jugend­amts verneint, ohne daß er sich nach dem Grund der Frage erfundigte. Diese Auskunft ist die ganze Mitwirkung des Jugendamtes bei der Angelegenheit, und alles übrige fällt dem Kreiswohnungsamt Ost­ havelland   zur Last.

Im übrigen hat aber noch vor Erscheinen jener Zeitungsnach­richten das Berliner   Jugendamt nach Eingang einer Be schwerde sich sofort bemüht, vermittelnd einzugreifen und die Beschlagnahme abzuwenden. Die von der Roten Fahne" aufgestellte Behauptung, das Jugendamt habe hier arbeiterfeindliche Arbeit geleistet", ist Unsinn. Das Berliner   Jugendamt hat dem Erinnerung gebracht und hervorgehoben, daß der Touristenverein umber- Kreiswohnungsamt die Schutzbestimmungen für Jugendherbergen in Erinnerung gebracht und hervorgehoben, daß der Touristenverein " Die Naturfreunde" einwandfreie jugendpflegerische Arbeit leistet und von allen hierzu berufenen Amtsstellen gefördert wird. Das Berliner   Jugendamt hat gegenüber dem Kreiswohnungsamt schließ lich erklärt, daß gegen eine etwa doch erfolgende Beschlag­nahme von Meißnershof das Jugendamt sich an den Wohl. fahrtsminister wenden und für diese Jugendherberge den ihr gebührenden Schuh beanspruchen wird.

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laffung des Staatsanwaltschaftsrats Nutmann in Anwesenheit Der Lokaltermin, der am Montag dieser Woche auf Beran des Prof. Hoffmann von der Technischen Hochschule, gerichtlicher Sachverständigen für Gas- und Installationswesen und Vertreter der Gaswerke und Kriminalpolizei stattgefunden hat, hat noch feine Klarheit über die wirklichen Ursachen der gewaltigen Erplosions fatastrophe in der Kirchstraße gebracht. Um diese festzustellen, wird ein zweiter Lotaltermin anberaumt werden müssen. Bor­her werden aber die Aufräumungsarbeiten des Kellergeschosses, die immer noch im Gange sind, und auch am heutigen Tage noch nicht beendet sein werden, zum Abschluß kommen. Die Schuttmaffen werden auf das Genaueste untersucht werden, und den Aufräumungsarbeiten wohnen ständig Vertreter der Gaswerfe bei, um die Ursachen des Unglückes zu erforschen. Wir wir hören, ist ferner eine Autorität an der Technischen Hochschule mit der Abfassung eines Gutachtens auf Grund der bisherigen Feststellungen beauf tragt worden.

Die Ohrfeige und der Fenerwehrmann.

In der Volksbühne während der Vorstellung: Warum meint Judenad?" Judenad ist eben aus den Toten auferstanden. Er ist mit Gott   beschäftigt. Totenstille. Irgendwoher ein Schnarchen. Der Schauspieler George ist gestört in seiner Unterhaltung mit Gott  . Ein nech lauteres Schnarchen hinter der Kulisse. Jucenad schleicht zum Gudloch und stößt mit seiner Hand hinein. Der Schlag trifft einen Feuerwehrmann. Die Backe ist rot, die Müze fällt vom Kopfe. Das Spiel geht weiter. Das Publikum hat nichts gemerkt. Der Feuerwehrmann läuft zur Direktion. Wenn Herr George nach der Vorstellung sich in Gegenwart des Personals entschuldigt, wird die Sache erledigt. Herr George ahnt nichts von allebem. Er hat fertig gespielt, ist erschöpft und läuft nach Hause. alledem. Er hat fertig gespielt, ist erschöpft und läuft nach Hause. Heute steht er vor dem Gericht Berlin- Mitte   wegen Körperverlegung eines Beamten während des Dienstes und Beleidigung. Herr George ist wie aus allen Himmeln gefallen, steht aber augenblicklich auf festen Füßen vor dem Richter. Er habe dem Feuerwehrmann nur einen Wint geben wollen, daß das verdammte Schnarchen, das ihn schon minutenlang störte, endlich mal aufhöre. Der Feuerwehr­mann verwahrt sich gegen die Unterstellung, daß er geschlafen haben sein. Ob nicht Herr George darüber empört gewesen sei, daß am Auch der greife Hilfsfeuerwehrmann will nicht eingeni.ft vorhergehenden Tage der Kollege des Feuerwehrmannes einen anderen Schauspieler wegen einer weggeworfenen 3igarette zur Rede gestellt hatte? Der Staatsanwal unterstellt, daß George fich durch ein Geräusch wirklich geftört gefühlt habe, die Absicht einer Beamtenverlegung sei nicht nachzuweisen. Es bleibe nur die Be= leidigung. Der Feuerwehrmann ninimt aber die Anregung des Borfizenden, die Sache durch eine Entschuldigung Georges aus der Welt zu schaffen, nicht an: es ist ja schon ein Jahr seitdem per­gangen, damals wäre es etwas anderes gewesen. Da ist eben nichts zu machen. Der Staatsanwalt beantragt 20 Mart Geldstrafe. Das Urteil 30 Mart Geldstrafe. Theater im Gerichtssaal.

fönne.

50 Mark Geldstrafe

für den Augegriffenen.

Besteuerung des Autoverkehrs.

Die Städtische Tiefbaudeputation teilt folgendes mit: Gegen für die Wegeunterhaltung wird die von der Stadt Berlin   geplante Erhebung von Borausleistungen von den Kraftwagen­befizern angeführt, daß die Abgabe den Kraftwagenverkehr zu sehr belaste und eine beträchtliche Einschränkung desselben zur doch im Verhältnis zu den Betriebs- und Abschreibungskosten eines Folge haben werde. Die Sätze der vorgesehenen Abgabe find je­Straftwagens als niedrig zu bezeichnen. Sie betragen für den mittlerer Benuzung des Bagens jährlich fiebentaufend bis neun­gebräuchlichsten Personenkraftwagen mit zehn Steuer PS bei tausend Mark einschließlich Entlohnung des Chauffeurs, während die städtische Abgabe für diesen Wagen sich auf einhundertsechsund­zwanzig Mark pro Jahr beläuft. Für einen Lastkraftwagen( fünf Tonnen) betragen die Betriebs- und Amortisationskosten rund zwölftausend Mart pro Jahr und die jährliche städtische Abgabe nur dreihundertfünfundsiebzig Mart. Die Wagen der Aboag haben nur scheinbar höhere Säge zu entrichten, denn es muß berücksich­tigt werden, daß jeder dieser Wagen täglich rund zweihundertund­vierzig Kilometer in den Straßen Berlins   zurüdlegt und infolge feines großen Gewichts und der erheblichen Geschwindigkeit das Straßenpflaster mehr als andere Fahrzeuge beansprucht und stellen. weise sogar zerstört. Die genannten Säge find natürlich nur zu entrichten, falls das Fahrzeug die in der Abgabenordnung feftge­legte Fahrtleistung erreicht oder überschreitet. Bei geringeren Fahrstrecken, als in der Veranlagung zugrunde gelegt sind, ver. ringern fich die Säge der Abgabenordnung entsprechend. die Fahrgrenze nicht erreicht, so wird feine Abgabe erhoben. Zum Schluß wird darauf hingewiesen, daß das Aufkommen aus der Ah­gabe nach der Verordnung restlos dem Wegebau zufließen muß und somit den Kraftwagenbefizern zugute tommt, deren Betriebs­und Unterhaltungskosten für den Wagen sich entsprechend dem besseren Straßenzustand verringern. Es ist festgestellt, daß die Betriebs- und Unterhaltungskosten des Wagens auf schlecht unter­haltenen Straßen bis zu fünfzig Prozent steigen. Die Stadt Berlin  ist bei der ungünstigen Finanzlage nicht imstande, die immer mehr anwachsenden Kosten für die Wegeunterhaltung aus Mitteln der Allgemeinheit zu decken. Boraussichtlich werden Straßen mit leichter Befestigung. insbesondere Chauffeen, für jeglichen Kraft­wagenverkehr gesperrt werden müssen, falls nicht unter den Kraft­wagenbefizern die Ansicht durchdringt, daß die Hauptnugnießer unserer Straßen auch einen Teil zu den hohen Straßenunter­haltungskosten beitragen müssen.

Wird

Zu dieser Mitteilung der Tiefbaufommission ist zu bemerken, daß in der Stadtverordnetenversammlung eine sichere Mehr= heit für die Befteuerung des Autoverkehrs vorhanden ist.

Die Straßenbahn nach Treptow  .

Die Stadtverordnetenfraktion der GPD. hat folgende Anfragen an den Magiftrat gerichtet: Die Straßenbahnverhältnisse im 15. Berwaltungsbezirt( Treptow  ) sind völlig unzureichend. nach Baumschulenweg  , Niederschöneweide  , Oberschöneweide  , Köpe nid führen die Linien 87 und 187 in Biertelstundenverkehr.( Die Linie 95, neueingerichtet, führt über Neukölln und kommt für den 3. B. Linie 88, die jetzt schon am Bahnhof Treptow   endet, fann sehr gut bis Oberschöneweide   durchgeführt werden. Der Berkehr wird einiger Zeit nach 8 Uhr abends ohne Anhänger fahren. Der An­auch dadurch wesentlich erschwert, daß die Linien 87 und 187 jeit drang der Fahrgäste während dieser Zeit seht den einzelnen geradezu Bezirkskörperschaften haben eine Berbefferung nicht herbeiführen der Lebensgefahr aus. Wiederholte Borstellungen und Beschlüsse der

Während des Wahlkampfes zur Berliner Stadtverordnetenver­sammlung im Oftober 1925 tam es in einer Versammlung der Deutschen Boltspartei in den Kammerfälen, Teltower Straße, zu einem Tumult, in den ein alarmiertes Polizeikommando Berkehr mit dem Zentrum der Stadt nicht in Frage. Ginige Linien, Broteste der anwesenden Republikaner zur Folge. Die Versamm­eingriff. Die Hegreden der volksparteilichen Sprecher hatten lebhafte lungsleitung war so übermäßig aktiv, daß fie fich handgreiflich an den Differenzen beteiligte. Die Polizei griff ziemlich wahllos einige Leute heraus und sistierte sie. Der monarchistische Schläger blieb unbehelligt. Kürzlich hat man einem dieser llebeltäter", dem Reichs­bannermann Menz, den Prozeß gemacht und ihm, obwohl sich irgendwelche Delikte taum nachweisen ließen, 50 m, Geldstrafe aufgebrummt. Für den arbeitslosen jungen Menschen ist das eine charakteristisch für diese Justiz, daß sie, die, wie im Berlacher Frei­Summe, die er faum wird bezahlen können. Aber es ist wohl torpsprozeß, zwölffache nationalistische Mörder freispricht, die völkische Berleumber mit 20- M.- Sägen zu neuen gröblichen Ferfeleien er­muntert, einen Arbeiter zu 50 m. Geldstrafe verurteilt, nur weil er so unverschämt war, sich nicht widerspruchslos beschimpfen zu lassen.

Die Teuerungszulage für städtische Arbeiter. Der Stadtverordnetenausichuß für angelegen beiten der Gilfsträfte und Arbeiter ist bei seinen Be­ratungen über die Frage der Gewährung einer einmaligen Zeue rungszulage zu folgendem Beschluß gelangt, den er der Stadt­verordnetenversammlung zur Annahme empfiehlt: Allen Arbeitern der Stämmereibetriebe und den Zeithilfen des Magistrats, die schon früher beim Magistrat beschäftigt waren oder, wenn dies nicht der Fall ist, jegt zwei Monate und länger beschäftigt find, ist die felbe Zeuerungszulage zu gewähren, die den Beamten und Hilfsangestellten der Gruppen 1 bis 6 schon zuteil geworden ist." Der Ausschuß schlägt weiter folgende Entschließung vor: Jm Sinne der Aussprache in dem Ausschuß für Angelegenheiten der Hilfskräfte und Arbeiter wird der Magistrat ersucht, bie Institu­tion der Reithilfen abzufchaffen und bei der Ein stellung von benötigten Arbeitskräften die allgemeinen gefeglichen bezw. tariflichen Bestimmungen gelten zu laffen."

Schuh den Jugendherbergen!

fönnen. Wir fragen an:

1. Sind dem Magistrat die schlechten Verkehrsverbindungen nach den einzelnen Ortsteilen des 15. Bezirks bekannt?

b. 5. im Sinne der am 6. Januar 1926 von der Bezirksversammlung 2. Ist der Magistrat bereit, auf die Berliner   Straßenbahn G. m. Treptow   gefaßten Beschlüsse, Vermehrung des Straßenbahnverkehrs nach den einzelnen Ortsteilen usw. einzuwirken?

Von der Untergrundbahn erfaßt wurde heute vormittag gegen 12 Uhr der 52 Jahre alte Dreher Johann Pollad aus Wildau  , Haselhorsterstraße 13, als er auf dem Bahnhof Kochstraße einen schon in Fahrt befindlichen Untergrundbahnzug besteigen wollte. Bollad geriet zwischen Band und Untergrundbahn und wurde zer­quetscht. Der Tod trat auf der Stelle ein. Die Leiche des Un­glücklichen wurde nach dem Leichenschauhaus übergeführt.

Vom Schlachtfeld der Arbeit. Bon einem Neubau in der Lindenpromenade in Bankow   stürzte heute nachmittag gegen 41 Uhr der 28 Jahre alte Bauarbeiter Karl Sander aus der Lehrter Straße 49 aus zwei Etagen Höhe auf die Straße hinab. Mit lebensgefährlichen Berlegungen wurde er durch einen Wagen des Städtischen Rettungsamtes in das Pantower Stranten­haus eingeliefert.

Selbstmord in einer Auskunftei. In dem Bureau einer be fannten Berliner   Auskunftei in der Charlottenstraße er schoß fich in den heutigen Mittagsstunden ein Mann in den mittleren Jahren. Die Leiche wurde von der Kriminalpolizei beschlagnahmt. Berliner   Autoren- Abend. Am Mittwoch, den 27. Januar, abends 8 Uhr, Gegen die Jugendherberge Meißnershof bei Aula Georgenstr. 30, spricht im Rahmen des 8. Berliner   Autoren- Abends Henningsdorf   wollte das Kreiswohnungsamt Dhapel. Brofeffor hans Feaner Neues aus dem alten Berlin  ". Der Bortrag wird von einer Lichtbildervorführung begleitet. land mit einer Beschlagnahme der Räume vorgehen, zu der diese Behörde berechtigt zu sein meint. Zum Schutz von Jugend­herbergen sind Ausnahmen von den Bestimmungen der Wohnungs­beschlagnahme zugelassen, das Kreiswohnungsamt scheint aber für Meißnershof diefe Ausnahmebeſtimmungen nicht gelten laffen zu Meißnershof besteht seit vielen Jahren, ist durch den Touristenverein Die Naturfreunde" aus einem alten Bauernhof zur Jugendherberge umgestaltet morden und wird von

wollen.

Der Henker des Staates New York   hat um seine Entlassung gebeten, nachdem er in treuer Pflichterfüllung 120 Menschen vom Leben zum Tode befördert hat. Für jede Hin richtung erhielt er 150 Dollar. Da nur etwa sechs Hinrichtungen im Jahre stattfanden, berzichtete er auf den wenig einträg lligen Beruf.