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JW) awifc so kp't mie sie alle, daß man damit, mit einer Minderheit als solcher nicht regieren kann, sondern immer oine Mehrheit braucht. Aber gerade in dieser schweren Zeit ist es unmöglich, daß die Regierung etwa ihre Arbeit Übernimmt aus der Hintertreppe abgeieyntcc Üstißlraucnr-votcn. Aus dieser Grundlage können und wollen wir nicht arbeiten.(Beifall bei den Parteien in der Mitte.s Zch bin einig darin mit sämtlichen Kabinettstollegen. daß wir ans eine positive Vcrtrauenstnndgebung nicht verzichten können.(Beifall bei den Parteien in der Mitte.) Wir wollen keine Regierung sei«, die geduldet ist, sondern die vom Retcho- tag getragen wird. Allein ans dieser Grundlage werden wir die Arbeit überaehme» und durchführen. (Lebhafter Beifall bei den Parteien in der Mitte.) Wie richtig der Standpunkt der Regierung ist. Einzelheiten der Außenpolltit in die heutige Erörterung nicht einzubeziehen, ist durch die bisherigen Per- handlangen klar geworden. Im jetzigen Zustand« Halle ich es für ganz unmöglich, namens der Regierung Stellung z� nehmen zu dem, was Graf W e st a r p in den Fragen der Außen- palitik aus seinen Zettelkasten zum Bortrag gebracht hat. Die Entschciduug über den Eintritt Deutschland » in den Völkerbund ist grundsätzlich in diesem Hause gesalle«. Mr können nicht darauf verzichten, eine klar« einheitliche Linie unsere» handeln» durchzuführen, um unser Volk in der Welt wieder zur Geltung zu bringen. Der Satz meiner Novemberertlörung. daß die» die glicht- linie unseres Handelns ist, ist für mich einfach selbstverständlich. Ich habe den Wunsch. Deutschlands Stimme auch im Völkerbund«teder zur Geltung zu bringen. Es Handell sich nur darum: Können wir unsere berechtigten Belange besser zur Gel, lung bringen draußen oder drinnen?(Zuruf recht»: Draußen!) Ich antworte: Drinnen. Ob ich da, immer so gewollt habe? Bevor ich einen Vertrag abschließe, versuche ich selbst. nerstandlich, b!» zur äußersten Grenze de« nach Log« der Verhältnisse Möglichen meine Interessen wahrzunehmen. Nachdem ich aber »inen Vertrag abgeschlossen dab«. steh« ich zu diesem Doriraaa unter der Voraussetzung, daß auch di« anderen dazu stehen. Sie selbst, Herr Graf v. Westarp, haben vorhin gesagt, die Einladung zur Abrüstungskonferenz anzunehmen, hielten Ei« für richtig. Das ist ganz mein Grundsatz. Wenn m sich darum Handell, di« michtigsten Fragen des Vaterland«» zu verhandeln, dann bin ich dabei. Wir werden solche Männer hinschicken, hie unsere Interessen vertreten weiden. Entschließen wir va» im Rahmen de» Völkerbünde», mit den Mitteln de» Völkerbund «, zu arbetlea, dann müssen mir auch Leute dorthin schicken, die da» eine große Ziel, die Erholung und»rSstignng unsere» vaterlande», betreiben, lleber die schwebenden veehandlungen irgendwelche Auskunst an dieser Stelle zu geben, muß ich ablehnen.(Lärm recht».) Sie müssen mir und dem Außenminister hierfür schon die Derant» wortung Überlossen.(Erneute Unruhe rechts.) Man kann die Sache organisatorisch doch nur so anpacken, daß man Angelegenheiten, die mitten im Fluß sind, in der Hand der Verhandelnden läßt. Die Regierung kann sich nicht hinstellen und über jede außen, politische Frage, die ihr vorgelgt wird. Auskunft geben.(Unruhe rechts. Zuruf in der Mitte: Wo bleibt denn Ihr Führerprinziv?) Irgendein sachlicher Einwand gegen meine Ausführungen wird nicht erhoben. Zur Innenpolitik sind mir auch eine ganze Reihe Einzet. fragen vorgelegt worden. In unserer harten wirtschaftlichen Rot. lag: sind wir doch immer darauf angewiesen, da. Mögliche mit dem Erwünschten gegeneinander abzuwägen. Wir dürfen nicht auf der«inen Seite die Grundlage unserer Wirtschast vernichten und auf der anderen Seite die Notlage der verzweitelten Menschen ver- gessen, die jetzt draußen nicht mehr wissen, wie sie ihre Familien ernähren sollen. Wir werden im Schöße der Regierung und bei der Einzelberatung des Etat» alle Fragen sorgfältig untersuchen, ich bin aber nicht in der Sagt, heute«ine Erklärung abzugeben. Wir wollen nicht ein« Aenderung des Wahsrichts, sondern eine Aenderung der Wahlgesetzgebung. Wir wollen ver» suchen, einen Weg zu finden, durch den das Verhältnis zwischen dein deutschen Wähler und seinem Vertreter im Reichstag, überhaupt In den Parlamenten, wieder unmittelbarer gestaltet wird.(Sehr gut! bei den Regierungsparteien.) Ich bin persönlich der Heber» Zeugung, daß gerade in der Demokratie der groß», erzieherisch«, kulturtragende Gedanke de? ist, daß der einzeln« Wähler durch die Vermittlung des Gewühlten ein persönliches Bertrauen»verhSllni» zu der Leitung der Dinge gewinnt. Die fetzige Hebung hat sich nidjt bewährt, weil sie an die Stelle de» gewählten einzelnen Menschen die List«, die Partei, gesetzt hat. Hnser Ziel wird es sein, dem einzelnen Wähler wieder unmittelbar eine Persönlichkeit wählen zu lassen. Di« Regierung und die Männer, die sich zum Eintritt in sie bereit erklärt haben, glauben ihr« Arbeit aber nicht übernehmen zu können, wenn ihnen nicht ein positive» Vertrauen»- votum gegeben wird.(Lebhafter Beifall bei den Regierung», Parteien.) Die Regierungsparteien haben solgmdes Vertrauen»- votum eingebracht: .Die Reichs regicrung besitz» da» Vertrauen de, Reichstag, .' Abg. Meckert(Komm.) meint, daß die gestrige Erklärung der Re- gicrung recht inhaltlos gewesen sei. Aber das jetzig« Kabinett werde ohne Zweifel«ine Politik treiben, die nichts anderes sei, al» die Fortsetzung der Politik de« vorigen Kabinetts.(Do« Hau» hat sich bei dieser Rede fast geleert, auch bei den Kommunisten hören nur etwa 10 Mann zu.) Der Redner wird wegen beleidigender An- griffe auf Geßler unp Strescmann dreimal zur Ordnung gerusen usw fahrt fort: Jetzt gell« e» beim Volksentscheid über die Fürsten - obftndungen d«e Massen zum Sturm gegen diese» System, gegen diese Reglerungspolllik zusanunenzuichweißen. Die Reaktion werde nur ermöglicht durch die Große Koalition. Dorum will die Sozial- bemokratie die Stimmen d:z arbeitenden Volke» nicht hören? Worum mußte heut« Hermann Müller wieder«in« halbe Zusage an die Regierungspolitik machen? Di« sozioldemokrattschen Führer müssen auf den Ruf ihrer Mitglieder hören und mit uns«in« Ein­heit bilden.(Sehr richtig! bei den Komm.) Weg mit dieser Re- gierung und mit diesem Rei»»tog.(Bravo ! bei den Komm) Abg. kzeuh(Dem.) stellt fest, daß die Außenpolitik seit Jahre». frist unoerkennbar beb er geworden sei.»er Völkerbund sei da» Kainpsseld. aus dem die Auseinandersetzungen zwischen dem alten Gewallgeist und dem neuen Volksoeist geführt werden müssen. Der Redl,«setzt sich dann für den An, ch l u ß de» deutschen Brudervolks in Oesterreich «n. Die Italiener haben in Südtirol die Tradition ihrer eigenen Geschichte umgedreht, indem sie gegen ein waffenloses Volk so streng vorgehen Auf der Weltwirt- schaftskonferenz müssen vor allem d»« Währungswirren Europas gelöst werden, auf die die deutsche Arbeitslosigkeit zurück- "oin" einzelnen wünscht der Redner dem neuen Finanz. m i n i st e r ein festes Herz, wenn er sich zum K ampfmitfeinem Staät.s�retär ausmacht(Sehr richtig! bei den Dem.), ver. langt Neuregelung der Umsatzsteuer und wesentl'che Herabsetzung der'Kapilalvcrkehrssteuern. Dann wurden auch die Preissenkung?- oktwnen mehr Erfolg hoben,(sehr richtig, bei den Dem.) Da» 2lrb«it»toseno«rslcherungsgeletz mule bold kommen. Die Frage der Unterstützung der Regierung I-tz kein« P°rtei. frage, sondern wenn dos Vaterland in seiner 9tot rufe, dürsten die Parteien nicht zurückbleiben.(Beifall bei den Dem.) ?lbg. ham?e(Wirtlch. Vag.) behauptet, daß dos Grund übel der heuttgen Krise das p a r l a m« n« a r i s ch e S q st e m s«i und die neue Regierung sei ein Geschöpf dies»» System». Der Redner erklärt weiter, daß die Preisscnkungsmoßnohmen deshalb bwyer un- wirlsam gewesen seien, weil man gegen die Kartelle uitt» Syndikate nicht vorgegangen sei. In der Frage der Fürstenabfindung müsse mau eine Lösung sinden. die auf der einen«eue das Recht». gafülll nicht verletzi. au? der anderen Seite ober auch d'.e Notlage de» Bol'r, berücksichtige. Ein Volksentscheid würde nur zu neuen un- licbjamen Auseinandersetzungen im Dolk« führen. Der Redner

schließt mit der Erklärung, daß seine Partei zwar inder Oppo­sition zu der Regierung stehe, daß sie sich aber an d e r( o ch- lichen Arbeit beteiligen wolle. sBravo! b. d. Wirtsch. Agg.) Die Beratungen werden um 6 Uhr abgebrochen. Vizepräsident Rießer schlägt vor, die nächste Sitzung Donnerstag nachmittag 2 Uhr abzuhalten mit der Tagesordnung: Fortsetzung der heutigen Debatte in Berbmdung mit den zu der Regierungserklärung gestellten An­trägen. Abg. v. Graes «(Dölk.) bezweifelt die jBeschlußsähigkeit des Hauses. Die Slbgeordnctcn strömen in den Saal hinein und nach «inigen Minuten tetll der Präsident mit, das Bureau sei einio dar­über. daß da» Haus beschlußfähig sei. Der Antrag der Böllischen, ihren Antrag auf Aussetzung der Zahlungen aus dem Dawes-Plan morgen mit zu oerhandeln, wird unter großer Heiterkeit gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt. Die vom Präsidenten vor- geschlagene Tagesordnung wird angenommen und die Sitzung ge- schlössen. vor See«kntfiheiSung. Di« sozialdemokratische Reichstagsfraktiou hiell gestern abend nur»ine kurze vitzung ab. Sie oertagte an- gesicht» der Tatsache, daß zahlreich« Mitglieder den Reichstag schon verlassen hatten, um in Versammlungen Referate zu übernehmen. Beratung und Beschlußfassung auf heute vormittag. Der Reichskanzler wird heute vormittag mit dem Führer der Wirtschaftlichen Vereinigung eine Besprechung ab« hallen, an d-r auch Reichsaußenminister Dr. Stresemann und der Reichswirtschastsminister Dr. Eurtius teilnehmen werden. Zw« den Ergebnissen der Besprechung wird die Stellungnahme der Wirtschaftlichen Vereinigung bei der Abstimmung über da» ver. trauen»votum abhänge». Die Parteien, die ein Vertrauensoottun für die Regierung einbrachten(Demokraten, Zentrum, Deutsche und Bayerische Volks- partei) zählen zusammen 171 Stimmen. Die Parteien, die Miß- trauenzvoten einbrachten(Deutschnationale, Völkisch« und Kom> munisten) zählen 170 Stimmen eine weniger! Die Mittel» Parteien glauben jedoch, mit einer stärkeren Anwesenheitsziffer für sich rechnen zu können als für die Opposition. Nicht durch eigene Anträge in ihrer Haltung festgelegt sind die 131 Sozialdemokraten und die 21 Wirtschastsparteiler. De» Beschluß, ein positive» Vertrauensvotum m fordern, hatte da» Kabinett unmittelbar vor Beginn der gestrigen Reichstägssitzung gefaßt. Die Tatsache, daß auch die Deutsch - nationalen einen Mißtrauensantrag eingebracht hatten, gab dazu den Anstoß.

Regierung unÜ Jlottenvorftoß. Ritter». Mann wuhte von nichts. Der Oberpräsident von Echleswig-Holstein, Genosse Kürbis, schreibt uns: Luch ich kann bestätigen, daß der Staatssekretär des Reichs- marineamts Ritter von Mann von einem beabsichtigten Vorstoß der Flotte im Oktober nichts gewußt hat. Als ich am 4. November ISIS im Austrage Ebert» in der Reichskanzlei sowohl Scheidemann ol» auch Ritter v. Mann Bericht über die Vorgänge in Kiel erstattete. erklärten beide, daß da» Gerücht von einem beabsichtigte» Vorstoß der Flotte vollständig au» der tust gegriffen sei. Ritter«. Rlana cnmächi.gtc mich sodann noch ausdrücklich, von dieser Erklärung in Niel de» Atalroseu gegenüber Gebrauch zu mache». Am Tage darauf, am 5. November, wurde das mehrfach erwähnte Flugblatt der Reichsregierung an die Seeleute, das gleichfalls die Absicht eine, Flottenvorstoßes entschieden in Abrede stellt», verfaßt und verbreitet....

örüninghaus. Sine Erinnerung au seine Tätigkeit alS Seeoffizier. Man schreibt uns: Brimingbaus prägte in feinen Ausführungen vor dem Unter- suchung»ou»sch»sse den Satz, daß.das Verhältnis zwischen Offizieren und Mannschaften M der Marine stet, das denkbar beste' gewesen sei. Dieser Satz verdient auf seine Richtigkeit genau untersucht zu «erden, da Koitteradmirol Brünighau» persönlich da» Beispiel für da»denkbar beste Verhältnis zwischen Offizier und Mannschaft in der Marine'«vor. Es ist notwendig, Herrn Brüninghaus an sein Kommando auf dem Linienschiff»Kurfürst Fried- »ich Wilhelm' tu den Iahren ISO? bis 1Sl)7 zu erinnern. Herr Brüninghaus wirb dann zugeben müssen, daß er mehr als einmal die Worte aussprach, daß auf keinem Schiff der Flotte so viel Strafen oerhängt worden seien, wie auf»Kurfürst Friedrich Dil- helm', auf dem er Erster Offizier war. Die Berhöltniss« zwischen Offizier und Mannschaft waren derartig, daß stch um die Osterzeit 19Gi Dinge entwickelten, die an Meuterei grenzten. Brüninghaus wird wisse», daß an einem Morgen lll Mündungsdeckel von den Gewehren, eine Reih« Gewehrschlösser. Geschützteile und sonstige Ding, fehlten, daß die Seile am Rettungsboot durchschnitten waren. daß sonstige Dinge vorkamen, die Gegenstand einer Untersuchung würben. Er wird«» nicht vergessen haben, weil ja auf seinen Befehl hin lange Zell «In« vioiston Posten stehen muht« an Gewehrständern. Geschützen und an den Rettungsbooten und daß eine andere Di- visson im Schiff patrouillieren mußte. Das gute Verhältnis zwischen Offizier und Mannschaft' wurde so schlimm, daß im November 1306 der Obermatrose Heinrich Meier aus Bremen , weil er von»rüninghau« wegen eines kleinen Vergehen» vor das Kriegsgericht gestellt werden sollte, über Bord sprang und dabei ertrank. Daß anläßlich dieses Vorfalls Brüninghau» nach kurzer Zell bis ganze Besatzung auf dos Achterdeck befahl und dann zwei anonym« Schreiben bekannt gab, wovon eins sein« Gattin, da» zweite der damalige Flottenchef Prinz Heinrich erhallen hatte, sollte Herr Brüninghaus auch noch wissen. Der Inhalt des Schreibens, das die Gattin des Herrn Brüinnghaus de- kommen hatte, hotte ungejähr folgenden InHall: In der Stund« der höchsten Rot wendet sich die Besatzung de, Linienschifse«.Kursürst Friedrich Wilhelm' mit der Bitte an Sie, auf Ihren Gemahl einzuwirken, daß er sich uns gegenüber«ine» anderen Tones bedient und uns eine bessere Behandlung zukommen läßt. Das schroffe und scharfe Lorgehen Ihre» Gemahls Hot dazu geführt. daß einer unserer besten Kameraden sich das Leben nahm, der der einzige Sohn seiner hochbetagten Mutter, die Witwe ist. war Sollte sich Ihr Gemahl in der nächsten Zeit un» gegenüber nicht einer anderen Hmgongsjorm bedienen und uns behandeln, wie Menschen es verdienen, so sehen wir uns veranlaßt, ihm den Dolch bi» an« Her, an die Brust zu setzen. Im Brief an Prinz Heinrich hieß es dem Sinne nach etwa so: Die Besatzung des Linienschiffes.Kurfürst Friedrich Wil- helm' wendet sich an Eure Königlich« Hoheit mit der Bllte. uns von dem Kommando des Korvettenkapitäns Brüninghaus zu befreien. Die Behandlung, die wir durch den Herrn Korvettenlapitän Brünighau« erfahren, ist nicht dazu angetan, in uns di« Liebe zum Doterland zu wecken und wir werden es schwer zu überlegen haben, ob wir in der Stund« der Gefahr, wenn dos Doterland uns ruft, unter solchen Offizieren kämpfen werdenl'

Als Herr Brüninghaus diese Briese vorlas, rollten ihm die Tränen über die Backen. Das üblich« Spitzelsystem letzte ein, den Verfasser dieser anonymen Schreiben ausfindig zu machen. Zwar hatte Brüninghaus kraftvoll erklärt, er habe keine Furcht, aber es war doch eigenartig, daß er einen Posten gestellt bekam, der ihn auf Schritt und Tritt begleitete. Saß Herr Brüning- hau» in seiner Kabine, stand der Posten mit gezogenem Seiten- gewehr davor, saß er in der Ossiziermcsse beim Mittagsmahl oder einer Flasche Wein, hatte der Posten am Eingang Ausstellung zu nehmen. Nahm Brüninghaus ein Bad oder ging er zum stillen Ort, der Posten mit gezogenem Sellengcwehr blieb am Eingang postiert. Wenn er sich an Deck bewegte, begleitete ihn der Posten auf zwei bis drei Schritt Abstand. Das Spitzelsystem hatte einige Wochen gedauert, bi» man endlich glaubte(es war acht Tage vor Weihnachten 10061, den Töter in der Gestalt des Matrosen Wilhelm Vahle aus Porta bei Minden entdeckt zu haben Vahle wurde, da sichKurfürst Friedrich Wil- Helm' in der Nordsee befand, an einem Samstag nachmittag in da« Hntersuchungsgefängni« noch Kiel gebracht. Er hat ungefähr drei bis vier Monate in Untersuchungshaft gesessen, sein« Schrift wuttie von Schviftsachverstöndigen untersucht. Nachdem man nicht» entdeckt«, wurde Vahle emlossen. ohne daß ein Verfahren«nge- leitet wurde. Für diese erlittene Unlersuchungshait bekam Dohle von dem stellvertretenden Ersten Offizier(Brüninghau» war in Hr- laub), einen längeren Erholungsurlaub. So sah da»»gut« Berhölln!»' zwischen Herrn Brüninghaus nnd seiner Besatzungmnannschost damol, au»!

verpuffte Sensationen. Die Gtrafverfahre« muhten emgestellt werden! Die Korrespondenz B- S. meldet: Durch Beschluß der Straf- kammer ist das Verfahren gegen den früheren Direktor der Staats- dank. Dr. Rühe, sowie gegen Iustizra» Dr. Werthauer und Rechtsamvali Engelbert« i n g e st« l l t worden. In dem Verfahren gegen di« Gebrüder Barmat war der Name Dr. R ü h e» vielfach genannt worden. In der Voruntersuchung Segen Barmat war bekannt geworden, daß Dr. Rühe und sein olleg« Hellwig als Schiedsrichter in einem Streit zwischen dem Inhaber de« Banthauses Michael und Kutisker zugunsten Michaels entschieden und für dies, Schiedsrichtertötigkell von Michael 40 wo M von Kutisker 20 000 M. Honorar erhalten hotten. Gleich daraus war»in Wechsel Kutisker», den er für sein« Schuld an Michael ausstellte, von Direktor Rühe für die Staats- dank angenommen und diskontiert worden. Die Staatsanwallschast erblickte in ditser Handlungsweise«ine versteckte Bestechung und so wurde gegen Dr. Rühe die Voruntersuchung eingeleitet, die fast ein Jahr gedauert hat. Nunmehr hat die Strafkammer jedoch cnt- schieden, daß di« gegen Hellwig erhobenen Vorwürfe nicht haltbar seien und daß auch seine Kutisker gegenüber bewiesen» Kreditpoktit sich erttären loe aus der U e b e r b ü r d u n g der Stootsbankbeamten während der Inflationszeit. Dieselbe Strafkammer kam zu dem Ergebnis, daß bei Iustizxat Dr. Werthauer und seinem Sozius, Rechtsanwall Engelbert, sine strafbare Handlung nicht vorliege. Die sehr beträchtlichen Kosten des Verfahrens in de» drei Hntersuchungsföllen wurden der Staatskasse auferlegt.

Hemeinüen unü Erwerbslosenunterstützung. Eine kommunistische Verdrehung. In der letzten Zeit laufen die Kommunisten gegen ein« Rund- Verfügung de« Regierungspräsidenten Genossen Grützner in Merseburg Sturm, in der er angebllch die Semeindsvorstände aufgefordert haben soll,Gemeindebeschlüsse, die irgendwelche Zusatz- leistungen von Kommunalverbanden an Arbeitslose bewilligen, zu beanstanden'. Liefe Behauptung der Kommunisten ist unzutreffend. Der Re- glerungspräsident hat nur pflichtgemäß darauf aufmerksam gemachl, daß Gemeindebeschlüss«. die ohne individuelle Prüfung Erwerbslosen allgemein Zuwendungen über die Unterstützung»- Pflichtige Grenze hinaus bewilligen, sofort zu beanstanden sind. Selbstverständlich ist den Lezirtssürsorgeoerbänden überlassen ge. blieben, inbesandersgelogertenFällcn nach individueller Prüfung auch Empfänger der Enverbslosenunterstützung oder ihre Angehörigen aus der allgemeinen Fürsorge zu unier- stützen. Di« Verfügung bezweckt also, eine unnötig« Enttäuschimg von Bevälkerungsschichten zu vermeiden, di« in den Glauben versetzt werden, durch einen Stadtverordneten- oder Magistratsbeschluß würden sie einen Rechtsanspruch auf höhere Unterstützung erwerben. während nach der Lag« der Gesetzgebung ein so allgemeiner Anspruch nicht erhoben werden kann. Di« kommunistische Hetze setzt regelmäßig ein. wenn ein sozialdemokratischer Beamter seine Amts- pflicht erfüllt. Van den Reaktionären, die auch persönlich den sozialen Pflichten fremd oder feindlich gegenüberstehen, schweigt sie beharrlich.

Ungarn sabotiert. Budapest . 27. Zauvar.(Eigener vrahtbericht.) Der fron - zösische Gesandte Elluchoul hat tn einer Verbalnote energisch gegen da» VerHolle» der ungarischen Behörden bei der Untersuchung der Franksälschuag protestiert. Der Gesandte soll dabei erklärt hoben, die französisch« Regierung müsse daraus bestehe«, daß die von Frankreich nach Budapest entsandten Beamten in alle Einzel- Helte» der Untersuchung eingeweiht werden und bei der Aus- klöruog mitwirke» können. Sollte di« ungarische Regierung die wünsche Frankreichs nicht erfüllen, dann werde die französische Re­gierung vor aller Welt und namentlich vor dem V ä l k e r b u« d die Erklärung abgebe», daß Ungarn ei» Herd der Wühlerei gege» de» europäischen Frieden sei; außerdem werde Frankreich vom Völkerbund eine Reihe von Maßregeln gegen Ungarn verlange», wl«««lautet, hat der Ministerpräsident erklärt. daß llvgar« in der Teilnahme französischer Beamter einen Ein- griff in sei»« inneren Verhältnisse sehen müsse: di- Regierung werde jedoch, um jeden Schein zu vermeiden, als ob sie die Untersuchung verhindern wolle, gegen eine Teilnahme fron- zösischer Beamter nicht» einwenden. Sethlen vor dem Untersuchungsausschuß. Budapest . 27. Januar.(Eigener Drohibericht.) Der parlomen« tarisch« Umerjuchungsausjchuß hat am Mittwoch den Minister- Präsidenten Bethlen verhört. Lsthlen gab zu. an den Präsidenten de» ungarischen Nationaloerbandes. Baron P e r e n y i, einen Brief geschrieben zu haben, als er von den Frankenialschungcn erfuhr. Bethlen sieht seinen Brief als«inen Beweis für sein sofortiges Ein- greifen an. Er persönlich hott« nichtsunternehmenkönncn. da er damals vor feiner Abreise noch Genf gestanden hob». Er Hobe aber seinen Staatssekretör mit der weiteren Verfolgung dieser Angc- legenheit beaustragt und dieser sei nun. ohne von eine? Mittäter- schast des Landespolizeichef» Nadvssy etwas zu ahnen, zu diesem gegangen, um ihn um die notwendig erscheinenden Schritte zu ersuche».