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Abendausgabe

Nr. 50+ 43. Jahrgang Ausgabe B Nr. 25

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D

10 Pfennig

Sonnabend

30. Januar 1926

Vorwärts=

Berliner Volksblatt

Berlag und Angeigenabteilung: Geschäftszeit 9-5 Uhr

Lindenstraße 3

Berleger: Borwärts- Berlag GmbH.. Berlin Sm. 68, Ferusprecher: Dönhoff 292-297

Zentralorgan der Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Internationale Arbeitszeitkonferenz.

England ladet ein.- Deutschland hat Deutschland hat zugestimmt.

Condon, 30. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Die englische | furzem öffentlich und vielleicht heute noch innerlich dem Bölferbund Regierung hat nunmehr die Antworten der französischen, belgischen, ablehnend gegenüberstehen, würde geradezu eine Herausforde: italienischen und deutschen Regierung auf ihre Anfrage erhalten, rung der aufrichtigen Freunde des Bölkerbundsgedankens in ob diese Staaten Jutereffe an einer Einberufung einer inter - Deutschland sein. Wenn das Genfer Bölferbundssekretariat eriprieß nationalen konferenz zur Prüfung der Arbeits- liche Beziehungen zur deutschen Bresse wünscht, dann muß es dafür zeit haben. Der englische Arbeitsminifter ift daraufhin von dem forgen, daß aus dieser beabsichtigten Ernennung des Dr. Mag Beer englischen Kabinett aufgefordert worden, diese Staaten 3n einer nichts wird! Konferenz einzuladen

Chamberlain- Briand.

Mussolini entschuldigt sich.

Wegen der Demonstration vor der deutschen Botschaft. ,, Times" über den Einigungsweg Europas . Rom , 30. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Der deutsche Bot Condon, 30. Januar. ( WIB.) Die Times" schreibt zur Zuschafter hat Mussolini sofort telephonisch von der Demonstration fammenkunft zwischen Chamberlain und Briand : Es handelt sich der Studenten gegen Deutschland verständigt. Darauf sprach der gegenwärtig um einen Prozeß, deffen Ziel die Verwirklichung der Ministerpräsident sein Betauern aus und sandte zwei Beamte des internationalen und besonders der europäischen Einigkeit ist, was in Auswärtigen Amts zur Botschaft, um auch offiziell bas Be. Locarno in einem endgültigen politischen Att seinen Ausdruc dauern der italienischen Regierung zum Ausdruck zu bringen. gefunden hat. In einer offiziöfen Auslaffung erklärt die Tribuna", daß diese Inszenierungen ftudentischer Demonftrationen im demefra tischen Stil", d. h. aus der Zeit, wo die Regierungen folche Demon ftrationen als Beitschenhiebe nötig hatten, alsbald aufzuhören haben. Die Agentur Stefani teilt mit, daß entschiedene Beisun. gen erteilt worden seien, um eine Wiederholung der Demonftra­tionen zu verhindern.

Deutschöfterreichischer Protestschritt.

Die Freundschaft zwischen Großbritannien und Frant reich hat in erster Linie ein fonftruftives und fortschrittliches und nicht ein mißtrauisch defensives Ziel. Seit Locarno hat die Politit, zu der Frankreich im vergangenen Jahre erheblich beitrug, einen gleichmäßig tonstruttiven Charafter. Sie richtet fi oder sollte sich richten auf die Ermutigung eines jeden Elementes dr Stabilität in Europa . Dies ist die lebendige Idee, die in den Locarnoverträgen enthalten ist. Sie ist endgültig und absolut ent­gegengesett dem zerstörenden Ziel des Bolschewismus wie der Befräftigung einer altertümlichen Idee flein bürger. licher Egtlusivität, wie sie von seiten der Nationalisten in Deutschland und ähnlichen Barteien in anderen Ländern erfolgt. Wohl ist der in Locarno vorgezeichnete Beg nicht ganz glatt, haben fich doch schon einige Hinderniffe gezeigt, so die lange Finanz­Frife in Frantreich und die ernste Wirtschaftsfrise in Deutsch Ind . Die Berschärfung der politischen Leidenschaften durch diese Ursachen ist geeignet, in beiden Ländern die größeren Fragen, um die es geht, zu verdunkeln. Was die fleineren Länder angeht, so tann der Geist der Exklusivität sie leicht auf den alten Beg bringen. Aus diesem Grunde erscheint Frankreichs . heftiges Eingreifen im Zusammenhang mit den ungari. Der drohende Zusammenbruch der französischen Finanzen. schen Frankfälschungen un angebracht, da es vermutlich ge­wiffe Elemente einer stabilen Regierung in schwierigen Regionen gefährdet.

Wien , 29. Januar. ( T11.) Der Bundestanzler hat sich an den österreichischen Gesandten in Rom gewandt und um lleber. mittelung des amtlichen italienischen Textes der Berordnung gebeten, die den Ausländern den Handel in den Grenzgebieten untersagt. Machdem jetzt der Borilaut der Berordnung vorliegt, wird in pofie tischen Kreisen erklärt, daß die österreichische Regierung in den nächsten Tagen ernste Barstellungen in Rom erheben wird.

285 Milliarden Franken Schulden.

Der faule Kopf.

Dittmanns Anklagen ohne Widerlegung!

Die Erörterungen über Dittmanns Referat find bis zu einem Punkte gediehen, an dem eine einigermaßen abschließende Betrachtung möglich ist. Das Ergebnis läßt sich vorwegnehmend in die Worte zusammenfassen: Es ist alles bestätigt, was Dittmann behauptet hat. Anders fonnte es ja auch gar nicht sein, denn die Be­hauptungen Dittmanns stüßen sich auf die Atten. Diese Alten sind nicht von Dittmanns Gefinmingsgenossen angefer­tigt, sondern von seinen schärfften Gegnern, und feiner, der auf ihren Inhalt Einfluß hatte, kann die Absicht gehabt haben, etwa durch wahrheitswidrige Angaben die Sache, der er diente, zu schädigen. So sind sie, von Dittmann ins Licht der Deffentlichkeit gestellt, zu einer Selbst bezichtigung des alten Systems geworden.

Die Gegner versuchen die Sache so darzustellen, als ob es fich um einen Kampf der Meinungen handelte. Wenn fie irgend eine" Autorität für die Meinung, die sie für wahr halten wollen, ins Feld führen können, erklären fie triumphie­rend Dittmann für geschlagen. Das ist ein ganz plumper Fälschertrid.

Nicht um Meinungen handelt es sich, sondern um Tat­fachen. Natürlich fann man verschiedener Meinung" dar­über sein, ob das Effen in der Flotte gut oder schlecht gewesen ist, ob die alldeutsche Propaganda oder die mehrheitssozia­liftische oder die unabhängige den Volksintereffen gedient hat, ob ein Flottenvorstoß zu dieser oder jener Zeit Aussicht auf Erfolg hatte oder nicht usw. Es gibt feine Meinung, die so töricht wäre, daß sie sich nicht vor einem urteilslosen Publikum verfechten ließe. Aber um die Tatsachen tommt man damit nicht herum.

Die Marineleitung war der Meinung, daß die Unabhän gigen die Landesverteidigung mit Gewalt la hmlegen und die Niederlage Deutschlands herbei­führen wollten. Diese Meinung steht zu bekannten Tatsachen und zu Erklärungen, die von den damaligen Führern der USP. zu jener Zeit und später abgegeben wurden, in Wider­Spruch.

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Aber mochte die Marineleitung auch diese Meinung haben und fie für begründet halten, so wird damit doch nicht die Paris , 30. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) In der Kammer Tatsache aus der Welt geschafft, daß zur Bekämpfung jener teilte am Freitag abend Finanzminister Doumer mit, daß die angeblich gefährlichen Bewegung odipigel verwendet Aber, wenn auch die Formen der Einigkeit sich bisher nur un- innere Schuld eine Höhe von 285 Milliarden erreicht wurden und daß man mit ihrer Hilfe strafbare Tatbestände deutlich erkennen lassen, so besteht doch jetzt endgültig ein europäisches habe. Gefährlicher als die Höhe dieser Ziffer sei ihre 3u. verbotene Bersammlungen mit Aufreizung zu Gewalt Gewissen. Der in einigen Kreisen vorgebrachte Gedanke iſt abzufammensetzung, zumal die Tatsache, daß die Anleihebons herbeiführte, um sich Beweismaterial" zu verschaffen und lehnen, daß die europäischen Nationen vielleicht zur Bildung einer gemeinsamen Front gegen Amerita aufgerufen werden könn- ohne Ausnahme turzfristiger Natur seien. Die Beschwere Strafen zu verhängen. Es wird nicht die Tatsache aus der Welt geschafft, daß Reichpietsch und Kobis ten. Der wesentlichste Grundsatz muß sein, bei allen Bemühungen fürchtung, daß eine neue Krise zu einem 3usammenbruch zum Tode verurteilt und erschossen wurden, obwohl nach der allmählich regionale Abkommen über ganz Europa auszubreiten, des Franten führen tönne, sei nicht von der Hand zu niemals zuzulaffen, daß diese Abkommen einen ausschließ weisen. Die dringendste Aufgabe des Augenblics fei, für die staat. Ueberzeugung der juristischen Berater der Marine feine lichen Charatter erlangen, jei es innerhalb Europas oder lichen Ausgaben volle Dedung in den ordentlichen Ein Straftat vorlag, die diese Strafe gefeßlich rechtfertigte, innerhalb der Welt, denn die ständige Rückwirkung solcher Berträge nahmen zu schaffen, um auf diese Weise das Vertrauen wiederherzu- und daß der Admiral v. S cheer die juristischen Bedenken auf Europa darf, wie man besonders gut in England weiß, niemals Stellen. Die Stabilisierung des Franten habe die anerkannte und dennoch die Erschießung befahl. Es wird auch nur für einen Augenblid außer Rechnung gelassen werden. Tilgung der Staatsschuld bei der Bant von Frankreich und die nicht die Tatsache aus der Welt geschafft, daß ein Brief des Amortifierung der übrigen Schulden zur Boraussetzung. Zur Durch zum Tode verurteilten Reichpietsch an seine Eltern bis nach führung dieser Maßnahmen sei eine Erhöhung der Ein seiner Erſchießung zurückgehalten und damit sein letzter Ver­fuch, Begnadigung zu erlangen, durchkreuzt wurde.

Völkerbundsfeinde als Völkerbundsbeamte? nahmen um 8 bis 9 Milliarden notwendig.

Diefe furchtbaren Tatsachen bleiben bestehen. Es ist nicht der geringste Versuch gemacht worden, sie zu bestreiten.

Die abbröckelnden Liberalen. Die Regierung Michaelis Capelle unternahm Die Rückwirkungen des Austritts von Mond. gegen die USP. im Reichstag einen Vorstoß. Die Grundlage London , 30. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Die Spaltung dafür bildete das Geständnis" des Matrosen Calmus, Ditt der Liberalen Partei nimmt einen größeren Umfang an, als zuerst mann habe ihn durch Geldversprechen und Klimpern mit angenommen wurde. Zwölf Abgeordnete tragen fich mit der Abgefüllten Geldbeuteln zu einem Attentat auf Wilhelm II. sicht, dem Beispiel von Sir Alfred Mond zu folgen, und eine anzuftiften versucht. eigene Gruppe zu bilden. Die Gesamtpartei würde dann nur noch 39 Abgeordnete ausmachen.

Der Reichsindex.

Auch dieser Tatbestand, der auf die Intelligenz der da­maligen Reichsregierung ein eigenartiges Licht wirft, ist un­widerlegt geblieben.

Zur Geschichte des geplanten Flottenvor stoßes vom Herbst 1918 sind durch die Zeugenaussage des Leichter Rückgang- sagt die amtliche Meldung! Die Reichsinderziffer für die Lebenshaltungskosten Bizeadmirals v. Trotha, durch das vom Vorwärts" ( Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und fen. reproduzierte Flugblatt der Reichsregierung und die Bekun­ftiger Bedarf") ist nach den Feststellungen des Statistischen Reichs- dungen des Prinzen Mag neue wertvolle Feststellungen ge= amts für den Durchschnitt des Monats Januar mit 139,8 gegenüber macht worden. bem Bormonat( 141,2) um 1,5 Proz. zurüdgegangen. Die Er­nährungstoften allein haben sich, troß weiteren Anziehens der Preise für Gemüse und auch Kartoffeln, infolge des vor allem in der ersten Januarhälfte stärkeren Sintens der Preise für Milch und Milcherzeugnisse und auch des Rüdganges der Gier­preise um 2,1 Proz. ermäßigt. Die Wohnungsmiete hat im Januar gegenüber Dezember 1925 im Reichsdurchschnitt um zwei Prozent angezogen

Ein Genfer Skandalmacher als deutscher Vertreter. Bon sehr gut unterrichteter Seite erfahren wir, daß unter den Persönlichkeiten, die für die von Deutschland im Bölfer. bundssekretariat zu befeßenden Posten in Aussicht genom men find, sich der Genfer Korrespondent der Kölnischen Zeitung Dr. Mar Beer befindet Er soll einen Posten in der Nach richtenabteilung des Bölterbundes erhalten. Schon jetzt muß gegen eine derartige Absicht schärfft er Widerspruch erhoben werden. Gewiß ist Dr. Mar Beer, der vordem der Genfer Berichterstatter von WIB. war, ein sehr ge­schickter und routinierter Journalist. Besonders auf dem Gebiet der politifchen Intrige ist er außerordentlich bewandert. Solange in der Wilhelmstraße ein völferbundsfeindlicher Kurs herrschte, war Dr. Beer einer der Inspiratoren des Ab­lehnungsfeldzuges, den die offiziellen Stellen der Reichsregierung in der ihnen ergebenen Preffe führten. Besonders er ist es gewesen, der alle nach Genf kommenden links gerichteten Persönlichkeiten der Bostenjágerei" verdächtigte. Bon ihm stammt das nieber trächtige Schlagwort der freiwilligen diploma tischen Fremdenlegionäre Frankreichs ", das zum erstenmal in einem Genfer Telegramm der Kölnischen Zeitung " auf linksstehende deutsche Politiker und Journalisten angewendet wurde, die von Genf aus die Notwendigkeit und die Vorteile eines Eintritts Deutschlands in den Völkerbund zu einer Zeit propagierten, als sich die hohen Herren der Wilhelmstraße zu- dieser Erfenntnis noch nicht durchgerungen hatten. Auch an dem jüngsten Standalfeldzug der Rechtspresse gegen die Zentrumspartei und die Sozialdemokratie war der Genfer Berichterstatter der Röl nischen Zeitung", der übrigens mit dem Konsul Aschmann eng liiert ift, eifrig beteiligt. Nach unseren Informationen soll es gerade Dr. Mar Beer sein, der die Hugenbergsche Verleumdungskampagne inspirierte. Diese Version ist um so glaubwürdiger, als die Hugen­berg- Blätter feinen eigenen Berichterstatter in Genf befizen, hin­gegen zwischen Dr. Kriegt und Dr. Beer gute Beziehungen bestehen. Die Nachricht feiner geplanten Ernennung zum Mitglied der Nachrichtenabteilung des Bölkerbundes würde den Krieghschen Ber­leumdungsfeldzug in ganz besonders eigenartigem Lichte erscheinen lassen. Es wäre ein geradezu klassisches Beispiel der Haltet- den­Dieb"-Taftit. Schon jetzt aber muß an die zuständigen Stellen Ein schwedisch - finnischer Schiedsgerichtsvertrag wurde in Stod. sowohl in Genf wie in Berlin eine entschiedene Warnung geholm unterzeichnet. Er entspricht in der Hauptsache den mit Nor­richtet werden. Die Ernennung von Persönlichkeiten, die bis vor wegen und Dänemart abgeschlossenen Schiedsverträgen.

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Die franzöfifche Saargrubenverwaltung. Die Kammertommif. fien zur Untersuchung der Speftulation hat gestern den Bericht des sozialistischen Abgeordneten Uhrn angenommen, der sich auf die Holz. verkäufe der Staatsbergwerfe des Saargebiets bezieht. Uhry hat hierbei zahlreiche Mißbräuche und Standale festgestellt. Die Kom mission hat eine Untersuchung gegen die schuldigen Beamten be­fchloffen.

Eine Schlappe Maginots. Um den Boften des Borsitzenden der Armeekommiffion der Kammer hatte sich der ehemalige Kriegs. minister des Kabinetts Boincaré Maginot beworben. Es wurde jedoch mit 26 gegen 14 Stimmen der bisherige Präsident der Kom misfion, der Radikalfoziale Girod wiedergewählt.

Um

Am 5. Oftober hatte die Reichsregierung auf Drängen der Obersten Heeresleitung die Gegner um Waffenstillstand erfucht, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden". 26. Oftober war die Marineleitung der Zivilregierung unter­stellt worden. Für den 29. Oktober aber war ohne Wissen der Reichsregierung ein Flottenvorstoß geplant, der sich gegen die Themfemündung und gegen Scapa Flow richten sollte, und dessen Zwed nach dem Zeugnis des Bizeadmirals D. Trotha war, das Bild der Machtverhältnisse Dollständig zu ändern".

Die Mannschaften stellten sich auf den Standpunkt, der Plan der Admiralität sei ein Verstoß gegen die Waffenstill Plan der Admiralität sei ein Verstoß gegen die Waffenstill­standsverhandlungen und gegen die Politik der verfassungs­mäßigen Regierung. Sie wollten nicht für ein Unternehmen, das sie für finnlos hielten, ihr Leben riskieren und leisteten Widerstand. Nun rief die Marineleitung die Reichsregierung zu Hilfe und ließ durch diese einen Aufruf an die Mannschaften verbreiten, in dem die Absicht eines Flottenvorstoßes geleugnet wurde. Dieser Aufruf wurde vom Reichstanzler Mag von Bad en, vom Staatssekretär der Reichsmarine Ritter v. Mann und Dom Staatssekretär Gen. Scheidemann gutgläubig unter­schrieben.