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die Paltkonferenz tagie, da war es der W i r t s ch a f t S> ausschuß für das besetzte Gebiet, der am 12. Oktober 1925 von Düsseldorf   aus eine Drahtung an unsere Delegation nach Locarno   sandte, in der gebeten wurde, die deutsche Delegation möge bei den schwebenden Verhandlungen nur die Interessen des gesamten deutschen   Vaterlandes berücksichtigen und auf die Losten des besetzten Gebietes keine Rücksicht nehmen, wenn diese Rücksicht etwa nur durch Nachteile�fur Gesamtdeutschland erkauft werden müßte. Die Geschichtsschreiber künftiger Jahre werden, wenn sie über die rheinische Besatzungszeit das endgültige Urteil zu fällen haben, auf diese beiden und ähnliche Dokumente noch oft zurückgreifen. Die preußische Staatsregierung ihrerseits wird, das versicher« ich in dieser mitternächtlichen Stunde feierlichst als preußischer Minister- Präsident, sich immer dankbar und stolz der in der Zeit natio- naler Not von der Bevölkerung ihrer westlichen Grenzprovinz be> wiesenen mannhaften Treue und beispiellosen Opserwilligkeit erinnern und in dieser Erinnerung, die stets lebendig bleiben soll, ihre besondere Fürsorge und Pflege dem rheinischen Volke an- gedeihen lassen! Zu solcher Fürsorgebereitschast rechne ich ganz selbstverständlich auch, daß die preußische Staatsregierung festen Willen» ist, dem so- zialen und kulturellen Bedürfnissen des Rheinlandes in größtmög­lichem Umfange Rechnung zu tragen. Auf diese Weise glaubt sie am ehesten, das ibr porschwcbcnde Ziel erreichen zu können, die letzten Ueberbleibfel des Mißtrauens, die im Rheinland   aus einer früheren Zeit gegen Berlin  »och vorhanden sein sollten, restlos zu beseitigen. Zu irgendwelchem Mißtrauen ist ja auch jeder Grund fortgefallen, nachdem durch die Verfassung des neuen Freistaates Preußen die Gesamtheit des Volkes, wie es Joseph von Görres  , der große Sohn des Rheinlondcs, schon vor mehr als hundert Jahren gefordert hatte, zum Träger der Staatsgewalt geworden ist. Die Bevölkerung der Rheinlande stellt ein Fünftel und die Bevölkerung Rheinlands   zusammen mit der in Wirtschaft, Kultur und Schicksal besonders verwachsenen Bevölkerung Westfalens   e i n Drittel der Gesamtheit des preußischen Volkes dar. Den p o- l t t i f ch e n Willen und die kulturelle Eigenart, die so. zialen und wirtschaftlichen Wünsche dieses Drittels de» preußischen Volkes wird keine preußische Staatsreyierung jemals vernachlässigen sönnen, zumal es sich um ein Doltsdrittel handelt, dos ein so ent- wickelte» Wirtschaftsleben und eine so hochstehenden Volkekultur auf- weist, wie sie sich in solcher Gedrängtheit, Fortgeschrittenheit und Mannigfaltigkeit vielleicht an keinem Punkte des Kontinents zum zweiten Male vorfinden. Dies stark zu unterstreichen liegt mir in dem jetzigen historischen Augenblick vornehmlich am Herzen, wo ein großer Teil des rheinischen Volkes, der seit der Schaffung de» re- publikanischen Preußen unter der Besatzung leben mußte, die Frei- heil wiedererlangt hat! Unsere Freude am heutigen Tage wird freilich noch getrübt durch die schmerzliche Tatsach«, daß mehr als vier Millionen Volks- genossen weiterhin unter fremder Besatzung leben müssen. All diesen unseren noch leidenden Brüdern und Schwester« an Rhein  , Mosel   und Soor gelten in dieser Stunde unsere herz­lichsten Grüße, unser aufrichtigster Dank und die unbedingte Versicherung, daß wir nicht» unversucht lassen wolleo. um ihre Leiden zu lindern und abzukürzen. Daß diese Abkürzung in nicht zu serner Zeit eintritt, ist unsere zuverlichNiche Hoffnung und bestimmte Erwartung! Diese unsere Erwartung stützt sich auf den Geist d« r g e g e n- seit igen Dölkerver stand iL ung, von dem der Pakt von Locarno   getragen ist und der im Rahmen der europäischen   Völker- tamilie, deren Elnzelglieder setzt gleichberechtigt sein sollen, Ber- fländnts und Entgegenkommen- auf allen Seiten zur Voraus­setzung hat. Aus Innerstem herzen und ve» der friedfertigsten Gesinnung geleitet, bejaht die Regierung der Republik   Preußen jenen neuen und viclvcrheißenden, auf die moralische Entwaffnung Europas  hinzielenden Geist von Locarno  ! Sie ist gewillt, in ihrer ganzen Verwoltunaspraris mit allen zu Gebote stehenden Mitteln gewissenhast und treu Sorge zu tragen, daß der Gedanke de» verständigen Ali»gleiches und der friedlichen Schlichtung zwischen de,, Rationen sich mehr und mehr in dos lebendige Bewußtfeirf aller Schichten unseres Volkes und nament. lich auch der heranwachsenden Jugend, die nach der Reichsverfaffung im Geiste der Aölkerversöhnung zu erziehen ist, umsetzt. Da» sind wir unserem ganzen Volk, dessen durch den Welt- krieg zerrüttete Zivilisation nur in einer Aera dauernden Friedens
wieder hergestellt werden kann, und nicht an letzter Stelle dem rheinischen Volke schuldigl Unser« Freude am heutigen Tage wird aber auch weiter noch beeinträchtigt durch die traurige Mrtschostskrise. die unseren gesamten Volkskörper erfaßt und über die weitesten Kreise Arbeitslosigkeit, Entbehrung. Hunger und Verzweiflung ge- bracht hat. Wenn die bedrohliche Zahl der Erwerbslosen, der Kurz- arbeitcr und der mitbetrofsenen Familienangehörigen an sick schon iu größtmöglicher staatlicher Sorge und Hilfe Anlaß ist. o gilt die, in verstärktem Umfang hier im Westen, wo >Ie Arbeitslosigkeit nicht nur zahlenmäßig größer ist, sondern in den vorwiegend großstädtischen und industriellen Gebieten sich auch drückender und entmutigender auswirkt. Es wird des vereinten Zusammenwirkens aller Teile unseres Volkes bedürfen, um über die gegenwärtige Voltsnot, dieser schwersten Au»- Wirkung des verlorenen Krieges, hinwegzukommen und unserem arbeitsamen Volt in langsamem wirtschaftlichen Aufstieg eine lichtere Zukunft zu bereiten. Leicht wird«» un» nicht gemacht, besonders hier im Westen. Denn zu all dem Leid und Elend, das sich aus der Wirtschaftskrise ergibt, ist die rheinisch« Bevölkerung nun aucb noch um die Jahres- wende von der verheerenden, ln solchem Umfang seit mehr als hundert Jahren nicht beobachteten Hochwasserkatastrophe getroffen worden! Wie die Preußische Staat sregierung unmittelbar auf den ersten Bericht des Oberpräsidenten der Rheinprovinz   eine halbe Million Mark zur Einleitung einer staatlichen N o t st a n d s a k t i o n zur Verfügung gestellt hat. so hat sie sich sogleich auch wegen Bereitstellung von ReichsmIUeln mit der Relchsregirriing in Verbindung gesetzt Die Preußisch« Staat»- regierung hat in der Folgezeit für die Hochwassergeschädigten noch weitere Beträge von insgesamt zwei Millionen Mark zur Per. sügung gestellt. Dies hat die Preußische Staatsregierung trotz der großen Finanznot des Staates freudig und gern getan. weil sie jetzt und in jeder späteren Zeit keine Gelegenheit versäumen wollte und will, um da» in den schwierigsten Augenblicken der ver- gongenen Besatzungsjahre der rheinischen Bevölkerung mehrfach zu- gerufene Wort.Treue um Treue*" auch ihrerseits zur lebendigen Tat werden zu laflen und die Schicksalsverbundenheit der Rhein  - lande mit Preußen und dem Reich erneut zu bekräftiaen! Möge die weihevolle historistde Stunde, in der wir hier am Fuße de» heiligen Kölner   Domes zusammengetreten sind, uns in dem erneuten Gelöbnis vereinen, treu zu Preußen, treu zum Reich zu stehen und nun, befreit von dem lähmenden Druck der Besatzung, in gemeinsamer zäher Aufbauarbeit unser deutsches Vaterland durch das Dunkel der trüben Gegenwart einer besseren Zukunft«ntgegenzuführen. Die Feier selbst mit dem einleitenden Klang der deutschen   Glocke. mit den Ansprachen des Oberbürgermeister» und des Minister- Präsidenten, dem Beifall und dem Deutschlandlied waren durch die Köln-Tlberfeld-Dortmunder Sendegesellschaft im Rundfunk über das gesamte Reich und weit über die Grenzen Deutschland  » hinaus ver- breitet worden. » Aus Anlaß der endgültigen Räumung der ersten Zone des Rheinlandes hat der Reichspräsident an den Oberpräsidenten der Rheinprooinz in einem Telegramm die Grüße und besten Wünsckze und der Bevölkerung und den Behörden den Dank d?» Vaterlandes für das treue Ausharren übermittelt. Das Telegramm schließt mit dem sehnlichsten Wunsch aller Deutschen  , daß au ch d«m übrigen besetzten Gebiet bald der Tag der Freiheit kommen möge. Auch Reichskanzler Dr. Luther hat der Bevölkerung der ersten Zone tn einem Telegramm den Dank der Reichsregierung ausgesprochen und darin hervorgehoben, daß sich die Gedanken der Reichsregierung vor allem auf die noch andauernde Not der zweiten und dritten Zone richten. Die Reichsregierung werde weiterhin ihre ganze Kraft daran setzen, für die Reichsteile, die noch unter fremder Besatzung bleiben, die Last z» erleichtern und die Dauer der Besatzung zu vermindern. Köln   im 5ahosn)chmuck. Köln  , 1. Februar.(Eigener Drahtbcricht.) Aus Anlaß der Räumung Köln  » tragen seit Sonntag die öffentlichen Gebäude der Stadt und auch viele Prioathäuser F l a g g e n s ch m u ck. In den Arbeitervierteln wehen durchweg schwarzrotgoldene Fahnen, während die Geschäftswelt in der inneren Stadt vielfach
die städtische Flagge gehißt hat. SchwarzweißroteFahnen sieht man fast nirgendwo. Der Kölner Dom  , an dessen Portal in der Nacht vom Sonntag zum Montag viele Zehntausende zu einer großen Bcfreiungskundgebung zusammengeströmt waren, hat bezeichnenderweise keine einzige Fahne in den Reichssarben geflaggt. öefreiungskunögebung im Landtag. Landtagspräsident Bartels eröffnete heute das Haus mit folgender Ansprache: Gestern ist die erste besetzte Rheinlandzone endgültig geräumt worden. Etwa ein Fünftel de» besetzten Gesamtgebiets ist damit von fremder militärischer Besatzung befreit. Mehr als ein Jahr haben unsere Brüder und Schwestern in dem Gebiet länger aus diese Stunde warten müsien, als es vertragsmäßig hätte sein sollen. Mit unseren herzen waren wir bei ihnen, als sie in der vergangenen Nacht in einer würdigen Feier vor dem Kölner   Dombau die endliche Befreiung begrüßen konnten. Dieses Ereignis gibt auch dem Preußischen Landtag   lebhaften Anlaß, seiner besonderen Freude über da» endlich Erreicht« einmütig Ausdruck zu geben. Er entbietet der Bevölkerung des jetzt befreiten Gebiets seine herzlichen Glückwünsche und dankt ihr zugleich für ihr treues Be- kenntnis zu Preußen und Deutschland  , indem sie auch in den schwersten Zeiten nicht wankend gewesen sind. Der Landtag spricht dabei zugleich die hossaung au», daß auch die Räumung der beiden weiteren Zonen tu absehbarer Zeil. jedenfalls ober vor dem Ablauf der vertraglich bedungenen Fristen erfolgen möge. Immer wird die Lesatzung, ganz gleich, in welchen Formen sie sich vollzieht, als etwas Demütigendes empfunden werden, und solange sie besteht, wird sie nur' geeignet sein, die so notwendige friedliche Annäherung der Völker zu erschweren. Das letzt befreite Gebiet aber wird nun in der Lage sein, mit uns gc- meinsam die Schäden der Besatzungszeit zu beseitigen und unge- hindert am Wiederaufbau des Baterlandes mitzuarbeiten. Ins- besondere gilt es, die schwere w i r t s ch a f t l i ch e K r i s e, unter der unser Land und besonders auch das niederrhcinische Gebiet so schwer leidet, zu beseitigen oder doch zunächst zu mildern. Daß dazu olles denkbar Mögliche getan wird, darin ist sich der Preußische Landtag   einig und nicht» sehnlicher wünschen wir in dieser Stunde, als daß neben der Befreiung von fremdem Druck unser Volk, ins- besondere seine arbeitenden Schichten, auch von dem Druck wirt- schaftlicher Notlage recht bald befreit werden möge. Mit dem Glückwunsch an das besetzte Gebiet bekundet der Landtag zugleich diesen Wunsch und diesen Willen.. Da« Haus hörte die Ansprache stehend an und begleitete sie mit lebhaften Beifallskundgebungen. Besonders der Schluß wird mit stürmischem Beifall aufgenommen. Klärung im Sacksenkonflikt. Befriedigendes Ergebnis des Landesparteitags. Am Sonnabend und Sonnlag togke ln Dresden   der Landes- parleilag der sächsischen Soztaldemokratte. Die Verhandlungen führten zu clnem befriedigenden Ergeb- n l»: es wurden Beschlüsse gesaßl. die eine Klärung in, Sachseukonslik« ln sich schließen. Dem Parkeitag gingen Ver­handlungen der Landlagsfraktion und der Bezirksvorstände voraus. die in Anwesenheil der Senosscu Stelling und Stahl vom parleivorstand stattfanden, lieber da» taktische Vorgehen wurde« in den beiden KSrperschaflen überelnstimmeude Beschlüsse herbeigeführl. Ter Verlauf der Landesversammlung. Dresden  . 1. Februar.(Eigener Drahtbericht.) Di« Landesoer. sammlung der Sozialdemokratischen Partei Sachsens, die am Sonn- abend und Sonntag stattiand, nahm einen guten Verlauf. Es ist zu hoffen, daß sie die Sozialdemokratie in Sachsen   um ein gutes Stück vorwärts bringt. Der erste Tag war ausgefüllt von dem Referat des Genossen Edel über den organisatorischen Ausbau der Partei ln Sachsen. Trotz aller Hemmnisse ist es möglich gewesen, die sächsisch« Organisation stark und festgefügt zu erhalten. Trotz aller politischen Wirren ist auf vielen Gebieten gute Pionierarbeit geleistet worden, die chren vollen Wert erst dann erhalten wird, wenn die Folgen des Sochsenkonflikts überwunden sein werden. Der zweite Tag war vor allem der Behandlung des Sachsen- konflikts gewidmet. Stundenlang harrten hunderte von Partei-
Frühlingsahnung. Von Alfred Fritzsche. Leise schwankend verläßt der hochbohnzug den Bahnhof   Gleis- dreieck. Fährt hin über die große, eiserne Brück«, unter der die Züge der Ezsenbahn rollen. Und in diesem Augenblick fällt warmes. goldenes Sonnenlicht in die Wagen, an deren Glasscheiben Eis­blumen blühen. Das Sonnenlicht oerzaubert die Menschen: der schläfrige Lebemann, der mir gegenüber sitzt, sieht plötzlich hoch, blinzelt wie erwachend mit den Augen und ein vergnügte» Lächeln macht die blasierten Linien, die um seinen Mund gegraben sind, wieder weich. Die Dame, die ihn begleitet, lüftet ihren Pelz«in wenig. Neben ihr trifft das Sonnenlicht ein kleines Ladenmädchen. Das Blondhaar, das sich traus um ihre Stirn« ringelt, wird golden. durchflutet. Auch sie muß lächeln. Die Hände hat sie über einen Hutkarton gesallet. Auf ihm ficht: Lcvin u. Co. Sie aber ist eine Madonna. Auf dem Schoß einer Frau sitzt ein kleines Mädchen. Fast ge- blendet starrt es in dos hereinbrechend« Sonnenlicht. Reißt die Augen auf lacht klalstht in die Hönde.... Alle, die im Wagen sind, lächeln. Lächeln in diesem einen Augenblick, in dem die Sonne in den sausenden, leise schwankenden Wagen dringt. Fahren wir? Fliegen wir? Fliegen wir all« nicht in einem goldenen Zauber- wagen durch die Luft hinweg über den Alltag? Ach. es war nur ein Traum, ein ganz kurzer, schöner Traum. Denn schon ist wiedsr kalter Schatten im Wagen, der Zug fährt langsamer, dann hält er____ Bülowstraße. Ich steige au». Fahre mit der Straßenbahn weiter. Steige übermütig auf den Vorder- perron. Dem Führer hängen ein paar gefrorene Tropfen im Bart. Eisig ist der Wind und schneidend. Der Führer dreht sich zu mir hin und sagt:.Nun wird noch mal Winter!*" Ach, denke ich, da» ist nur sein leyter, wütender Abschied denn uns hat heute die Sonne geküßt. Un» uns alle! Und olle hoben wir gedacht, daß da» der Frühling war! völkischer Goethe-Ersotz. In der Münchener Gesellschaft für Rassenhygien« hielt der bekannte hygieniter Prof. Max von Gruber   jüngst einen Vortrag über.Das rasjenhygienisch« Ideal**. Gegen die Ausführungen dieses, soviel wir wissen, streng nationa- listischen Gelehrten polemisiert in zwei ausgewachsenen Spalten des Völkischen Beobachter»'" ein Ungewisser.Loses S t o I- zing". Er rügt, daß der Geheimrat»die menschliche Vernunft allzu sehr in den Lordergrund rückte', und er bezeichnet die.Grund- auffassung, daß es höchiies Ziel menschlicher Arbeit sein müsse, den Menschen dt« Summe der Leiden zu lindern' als.einen bedauer' lichen Rückfall in längst überwundene Anschouimgen'. Die Behaup­tung Grubcrs, daß die Deutschen   stets für Mischung ihrer Rasse eingetreten seien, wird als.oolleg unrichtig"" zurückgewiesen und dafür Goethe, der bskannte Rassenantisemit, als Zeuge zitiert.
.Da Goethe', heißt e» welter,.nicht mehr in der Lage ist, vom Herrn Geheimrat zu verlangen, daß er sich als Glied der deutschen  Nation ausweist, stell« ich' Josef Stolzing  »diesen Antrag und verlange dasselbe von ihm, wa» Goethe auch oerlangt hätte... Di» Studentenschast Münchens darf und muß wissen, ob hier ein Mann aus deutscher   Ueberzeugung heraus zu ihr gesprochen hat oder ob der Sohn oder Enkel eines Juden das deutsche   Volk zu be- lören sucht.' Wenn ein Artitelschreiber de»Völkischen Beobachters" sich als Goethc-Ersog aufspielen darf, so dürfen wir es schließlich auch. Und so verlangen wir von Herrn Stolzing   dasselbe, was er von Prof.Gruber verlangt. Man kann sich nämlich Joses Stolzing nennen und trotzdem von seinen Vorfahren her rasiefrcmde». bei- spielswcise Pfui Deubel! tschechisches Blut in den Adern haben.
Zweifelhafl« Geburkslagsehrung. Herbert Eulenberg  , der nunmehr Fünfzigjährige, ulkt selbst darüber, wie wenig und wie unaern seine Dramen aufgeführt werden. Mancher Seitenhieb fällt aus da» nach Eulenbcrgs Meinung verständnlsarme Publikum und auf den kunstfremden Theaterdirektor. Woran liegt es, daß Eulenberg» Dramen Mauerblümchen bleiben? Robert Pirk machte gestern in seinem Theater in der Klosterstrahe die Probe auf» Exempel. Er feierte den 50. Geburtstag des Dichters, indem er sein Spiel aus W BildernM ü ck e n t a n z' aufführte. Diese 28 Bilder gingen in flottestem Tempo in Szene, da Pirk   die vor- handene dreigeteilte Bühne benutzte. Und das war gut. Sonst wäre es vor Langeweile nicht zu ertragen gewesen. Die schau- spielerischen Leistungen de» Abends überraschten. Da» muß von vornherein festgestellt werden, um zu untersuchen, auf wessen Konto der zweifellose Mißerfolg desMückentanzes" zu buchen ist. Eulen- berg liebt es, mit sorgloser Naivität und grenzenloser Phantastik träumerische Sonderlinge hinzustellen. Die Mückentanzfiguren be- wegen sich in einer Linie: sie haben durchweg einen Spleen. Und st» sind aus einem Material, nämlich au» Holz. Das groteske Gebahren dieser verstiegenen Menschenkinder, da» Eulenberg mit ältesten Witzchen untermalt, erinnert an ein Kasperie-Theater, mit dem einen Unterschied, daß im Kasperle-Theater die Darsteller wirk- lich aus holz sind und bei Eulenberg die Schauspieler hölzern wirken, und mit dem anderen, daß im Kasperle-Theater die Fröhlich- kelt kindlicher ist. Bei Eulenberg stören die literarischen Ansätze, ja. e, stört sogar in diesem Zusammenhang die häufig hervor- quellende, lyrisch. romantische Dichtergestaltuna. Der Mehrzahl der Bilder sind neckisch« Lichter ausgesetzt, alles ,st pittoresk und leider auch verniedlicht. Zwei von den 28 Bildern, die firlefanzfreien, ernst empfundenen, reizten gestern zu unterdrücktem Kichern, was bei dem gutherzigen, geduldigen Goethebühnenpublikum allerhand bedeutet. Harry Förster. Gert F r i ck e, Jngols Kunze, Nora N i k i f ch. Maria Hofen   und Maria Maria N e w e s suchten dem Dichter mit allen künstlerischen Mitteln gerecht zu werden. Sie gaben ihr Bestes. Wenn es ihnen nicht gelang, so lag es nicht an ihnen. Ein« mißglückte Geburtstagsehrung. Dgr.
Zur vorseier de» TO. Gebort« läge» von Seraorb Shaw bält Siegincd Zreittsch am S. Februar in der Serliner Sezession ei»cu Vortrag »Der deutsche«usstteg Vernarb Shaw».'
Zoelte(Bullbert trat nach zwölfjähriger Paus« am Sonntag zum erstenmal wieder vor das Berliner   Publikum. Der jubelnde Beifall, der sie begrüßt«, galt nicht nur der bekannten großen Künstlerin, sondern war ein merkliches Zeichen der geistigen Wieder- Vereinigung zweier Nationen, von denen sie die französische als beste Repräsentantin der Sprech- und Gesangskunst vertritt. Was sie darbot, ist die reifste Frucht einer Kunstgattung, die so unnachahmlich französisch, wie das Lied deutsch   ist. Jedes ihrer Chansons ist ein« kleine Schauspielszene, voll von Anmut und hinreißendem Tempera- ment, ganz gleich, ob sie den beleibten Herrn Pfarrer, die treulose Ehegattin, tue resignierte Großmutter darstellt. Diese Frau, deren Alter anzudeuten bereit» mehr als unzart wäre, beherrscht da» naiv Sinnliche wie das tragisch Sentimentale. Nur im Grausigen, wie in dem bekannten Chanson.La Glu', wo die Geliebte den Sohn anfeuert, der Mutter da» Herz au» dem Leibe zu reißen, schlägt ihr« Charakteristik ins Pathetische und zu sehr gewollt Stilisierte um. Wa» sie aber sonst an Beherrschung und Sparsamkeit der Mittel leistet, könnte für deutsche Vertreterinnen dieser Kunst vorbillilich sein, von dem Umfang ihres Darstellunasgebietes ganz zu schweigen. Es wäre aber falsch, hier auch nur andeutungsweise vergleichen zu wollen, da diese Kunst zwischen Gesang und schauspielerischer Dar- stcllung au» einer nationalen Tradition von Jahrhunderten erwachsen ist und sich nur mit der sprachlichen und körperlichen Anmut der Franzosen vereinigen läßt. Die Begeisterung de» Publikums aalt daher zum gewissen Teil auch der Offenbarung einer fremden Volksseele. P. G. Die Stimmen der Völker, ihr» Ruf« nach Freiheit und Brüder- lichkeit, werden auch in der Kunst, in der Dichtung und der Musik dem laut, der sie hören will; das ungefähr wäre die Zusammen- fassung der Rede, die in der Dritten proletarischen Feierstunde im Großen Schauspielhaus Genosse Crispin hielt. Er zeigte an der geschichtlichen Entwicklung des Proletariats in den großen Kulturstaaten den Weg, den es weiter- zugchen hat und den es mit Gewißheit auch weitergehen wird, den Weg, dessen Weiser da» Wort ist: Proletarier aller Länder, ver- einigt euch! Karl Ebert   vom Staatstheater sprach im Zu- sammenhang damit Worte europäischer, amerikanischer und chincsi- scher Dichter, die die Sehnsucht der Welt nach Frieden, nach Einig- keit lautwerdcn ließen, die den Krieg und seine Greuel verdammten. Tänze und Musik aber brachten in diese ernste Stunde einen helleren Klang. Orgelspiel, eine Tokkata des Orgelmeisters Joh. Seb. Bach, von Otto Dunkelberg ausdrucksvoll vorgetragen. hotte sie eingeleitet: dann folgten Vorführungen der Tanzgemein- schaft Hertha Feist  , an die sich Gesangsvorträge der Sopranistin der Städtischen Oper. Ilona K e l m a y. reihten. Besonder» her- vorgehoben zu werden oerd-cnen aber dl« Cellooorlräge God'ried Zeelanders, der. von Harfen begleitet, eine Sarabande van Händel, Saint-Saens  Der Schwan' und Gabriel MariesLa rinquanfaine" brachte. Andächtig lauschten die Hörer, d!« da» Große Schauspielhaus bis auf den letzten Platz füllten, seinem meisterhaften Spiel.___ Tes. ffioe SauausfieUaBg in Moskau  . Ts« Baukomitee de» Stadtraiee iu Moskau bat beschlossen, da» Angebot der deuischeu Lrchitettiuzejelljchaj� «in« Bauautstellmig in Rostau zu er öffne«, anzunehmen.