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Die Verschiebung der Vorkonferenz.

Enttäuschung in England.

London , 2. Februar. ( EP.) Die Verschiebung ber Dor bereitenden Abrüstungskonferenz hat, laut Daily Telegraph ", in England große Enttäuschung hervorgerufen. Man befürchtet, daß diese Verschiebung Amerika äußerst unangenehm berühren und die amerikanische öffentliche Meinung von einem Zusammen arbeiten mit Europa zurückschrecken werde.

Die Gründe für die Bertagung liegen tiefer als die vom Völkerbund angegebenen. Frankreich befürchte, daß die folgenden Fragen zu Gegensätzen zwischen Frankreich einerseits und England und Amerika andererseits führen können: 1. Abtrennung der Ab­rüstung zur See von der zu Lande. 2. Wiederaufrollen des Sicherheitsproblems, sobald der Artikel 16 des Bölterbund. pattes zur Sprache fomme. 3. Einsetzung von industriellen Faktoren für die Heeresstärke eines Landes. Man rechnet nun­mehr mit einer Verschiebung bis zum 1. Mai.

Zustimmung in Frankreich .

Paris , 2. Februar. ( Tul.) Alle Blätter äußern fich zu­stimmend zu der Bertagung der vorbereitenden Abrüstungs­fonferenz, der man besonders wegen der Haltung Ameritas mit ge­wisser Belkommenheit entgegengesehen hat. Es wird behaup­tet, daß in erster Linie der schleppende Gang der russisch schweizerischen Verhandlungen für die Vertagung maßgebend gewesen sei. Mitbestimmend sei der Umstand ge wesen, daß Deutschland sich noch immer nicht zur Einreichung eines Gefuches um Aufnahme in den Bölferbund entschlossen hat. Der Temps" ist der Ansicht, daß das Zusammentreten der vorbe reitenden Abrüstungskonferenz vor Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund durch die Haltung der deutschen Delegierten hätte sabotiert werden können. Es wurde angenommen, sagt das Blatt, daß Deutschland die allgemeine Entwaffnung im Ausmaß seiner eigenen Abrüstung beantragt haben würde. Die Lage ändere sich beim Eintritt Deutschlands in den Völkerbund insofern, als Deutschland dann auch auf Grund der Bestimmung des Artifels 16 an einem allgemeinen militärischen Statut Europas stärfer intereffiert sein würde.

Die überflüssige Besetzung. Sie ist wider den Geist von Locarno . Condon, 2. Februar. ( WIB.) Der Manchester Guardian" weist im Hinblick auf die Räumung Kölns in einem Leitartikel darauf hin, daß die Fortdauer der Besetzung deutschen Gebietes nicht nur unzeitgemäß, sondern auch überflüssig und gefähr lich ist. Für praktische Zwede, so schreibt das Blatt, ist die Bei tchaltung der Besetzung überflüssig, wenn der Locarnovertrag ernst genommen werden soll. Locarno , so ist versichert worden, be deutet ein neues Verhältnis des Vertrauens und des freund­schaftlichen Berkehrs zwischen den großen Nationen des Westens. Bie tann das möglich sein, so fragt das liberale Blatt, wenn drei von diesen Nationen große Truppenmassen auf dem Gebiete einer pierten stehen haben? Als Realisten müssen wir wissen, daß Frankreich ihrer Zurückziehung nicht zustimmen roürbe. Aber besteht irgendein Grund, die Ueberzeugung zu ver leugnen, baß sie zurüdgezogen werben sollten, und bas ihre Zurückziehung, die uns nichts toftet, sicher mehr tun würde, den Geist des Friedens zu verstärken, als der Locarnovertrag oder Deutschlands Eintritt in den Bölkerbund.

Zitternde Häuser.

Durch die Häuser der großen Stadt geht immer ein leises Beben. Tagsüber merkt man es nicht, da wird es von zu vielen anderen und gröberen Geräuschen und Erschütterungen überbröhnt und verschlungen. Da spürt man das Zittern der Mauern nur, wenn schweres Gefährt oder die sausende Eile des Hochbahnzuges vorüberrollt. Dann horchen wir wohl einen Augenblic erstaunt, wie Fenster flirren oder Gläser gegeneinander schlagen. Aber des Abends, wenn wir vor dem Einschlafen daliegen in der Stille und auch den leiseren Regungen lauschen, dann fönnen wir es spüren, diefes unaufhörliche, ewige erregte und erregende Bulsen und Schwingen. Ganz leise schmantt die Lampe, ganz fein begleiten die Gläser auf dem Schrank ihr schankelndes Schweben. Und wir empfinden, wie die ewige Unruhe aufsteigt aus dem Boden, der uns und unsere Häuser trägt, wie sich das Schwanken fortsett von Wand zu Wand, von Stockwert zu Stockwert empor. Wie fest und un­erschüttert stehen die Häuser auf dem Lande auf der ruhigen, sicheren Erde! Der Grund aber, über dem sich bei uns Stockwert auf Stoc wert wölbt, ist ausgehöhlt, ist durchzogen mit tausend stählernen Adern und Nerven. Und ewig pulst in ihnen ein geheimnisvolles Leben, und von ihren Mittelpunkten aus laffen sie ihre Ruhelosigkeit und Spannung nach überall hin verschwingen und verzittern....

Liebestragödie in der Bamberger Straße.

Doppelfelbstmord eines Liebespaares.

Cine Liebestragödie spielte sich in der vergangenen Nacht in der Wohnung eines Beamten in der Bamberger Straße in Schöne berg ab. Eine Nichte dieses Mannes, eine 17 Jahre alte Gertrud M. aus 3eiß, unterhielt ein Berhältnis mit einem 21 Jahre alten Elektrotechniker Erich T. aus Gera . Diefer, ein etwas leichtfinn: ger junger Mann, überredete vor einigen Tagen das Mädchen, mit ihm nach Berlin zu fahren. Nachdem dem Bärchen hier das Geld ause gegangen war, wollte es gestern nachmittag einen Onkel des Mädchens in der Bahnstraße besuchen, traf aber niemanden zu Hause. Abends erschien es dann bei dem anderen Onkel in der Bamberger Straße, stellte fich als Brautpaar vor und wurde auch freundlich aufgenommen und bewirtet. Kurz nachdem es erflart hatte, aufbrechen zu müffen, ging der Ontel auf einen Augenbird zu seiner Frau in die Küche. Da fielen plötzlich im Zinner mehrere Schüsse. Erschrocken eilte der Mann wieder nach vorn und fand jegt die Nichte auf einem Stuhl zusammengebrochen fizen und den jungen Mann auf dem Fußboden liegen. I. war be reits tot, das Mädchen gab noch schwache Lebenszeichen von sich, ftarb aber auch gleich darauf. Eine Pistole, mit der T. das Mädchen und sich selbst erschossen hatte, lag unter dem Soja. Aus Briefen, die der junge Mann sowohl wie das Mädchen an die Eltern gerichtet hatten, geht hervor, daß sie in gegenseitigem Ein­verständnis in den Tod gegangen sind.

Notstandsarbeiten in der Jungfernheide. Der von der Stadt geplante Antauf eines etwa 160 Hettar großen Teiles der Jungfernheide, auf dem eine Spiel, Sport. und Volkspartanlage geschaffen werden foll, ist durch den Fistalismus zweier preußischer Ministerien, des Finanzminifteriums und des Landwirtschaftsministerums, ver. zögert worden. Schon im Februar 1925 hatte die Stadtverord. netenversammlung sich mit dem Ankauf einverstanden erflärt, aber das Finanzministerium versagte die Zustimmung, und das Land­mirtschaftsministerium stellte dann neue Bedingungen, die für Berlin ungünstiger maren. Damals sollte der Kaufpreis 1 Mart je Quadratmeter betragen, außerdem sollte für den Holz­beftand 10 Pfennig je Quadratmeter mit Holz bestandenen Landes

gezahlt werden. Jest soll das nicht mit Holz bestandene Land ( 75 Hettar) 1 Mart je Quadratmeter und das mit Holz bestandene Land( 85 Hektar) 1,50 Mart je Quadratmeter tosten, so daß der gesamte Raufpreis 2025 000 mart( damals 1685 000 Mark) beträgt. Auch ist für die Abzahlung jetzt ein fürzerer Zeit­bingungen eingehen zu müssen, und hat jezt in einer Dringlichkeits­raum ausbedungen. Der Magistrat hat geglaubt, auf die neuen Be­vorlage die Stadtverordneten um Zustimmung ersucht. Die drin­gendsten Arbeiten sollen sofort in Angriff genommen werden, um Erwerbslosen Arbeit und Brot zu schaffen. Es handelt sich zunächst hauptsächlich um Abtragung der Rehberge, deren Reste auf dem Gelände liegen. Zur Deckung der Kosten sollen 150 000 art aus den für Spiel und Sportplätze im Haushalt für 1926 vorgesehenen Mitteln zur Verfügung gestellt werden. Die Vor­lage ist schon im Haushaltausschuß der Stadtverordnetenversammlung.

Vom Recht der Republik .

Die Frage, ob die Fürstenabfindung eine sittliche und ethische Forderung sei, untersuchte Herr Dr. Ernst Feder, Redakteur am ,, Berliner Tageblatt", in einer Versammlung der Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur" im Bürgers a al des Rathauses. Unerhört hoch und schon grotest, führte Feder aus, sind die Ansprüche der Fürsten , und ihre Aufzählung wirft in dieser Zeit der Not wie Hohn. Die rücksichtslose Art und Weise, in der die Forderungen geltend gemacht werden, hat die Gemüter auf­geputscht. Eine Boltsbewegung ist entstanden, die um so stärker an­wachsen wird, je mehr die Allgemeinheit Bescheid weiß über das, was ihr zu leisten zugemutet wird. Noch heute gilt, was der taiser liche Oberhofmarschall Zedlig- Trüßschler vor zwanzig Jahren schrieb: Die größten Gefahren drohen dem Staate nicht durch Uebergriffe der unteren Klassen, sondern durch die der oberen. Endlich muß aber einmal die Rede sein vom Recht, das mit der Republik geboren ist. Slar liegt da zutage, daß in solcher Beit wirtschaftlicher Not das Recht, das die Hohenzollern für sich geltend machen wollen, ein ungemein unsettliches ist und um so weniger mit gutem Gewissen verteidigt werden fann, als der Boden, auf dem diese Konstruktionen errichtet werden, äußerst brüchig ist. Nur von einem einzigen früheren Monarchen ist bekannt, daß er seinen Reichtum nie für sich, sondern stets für die Armen nügte, und daß er mangel mur bedauerte, wenn er ihn als hindernd für die Ausübung seiner großen Wohltätigkeit empfand. Dieser Fürst war Don Bebro II., der legte Kaiser von Brafilien! Die Deutschen aber haben es nötig, die ihnen als so tugendhaft. ae­priefenen Vorbilder Sitten zu lehren. Die Fürsten glauben, rechtliche Ansprüch zu haben nun, das Volk hat in solcher Notzeit fitt­liche. Und in der Republik sei Volkes Wille oberstes Gefeß! Die Ausführungen des Redners fanden stürmischen Beifall, Widerspruch jedoch in denjenigen Phasen, in denen Herr Dr. Feder die momentane Taktik der demokratischen Reichstags= fraktion vertrat. Gegen den in diefer Sache vorliegenden demo­fratischen Antrag wandte fich auch in der fehr lebhaften Distuffion Gen. Dr. Kurt Rosenfeld . Es wäre ein Fehler, einem Fürsten­wort zu trauen. Auch meiterhin fand die allgemeine Zustimmung zu den vorliegenden Anträgen der Sozialdemokratischen Partei und ihrer Taktik deutlichen Ausdrud. Ein gutes Omen in einer immerhin faft nur von Bertretern des Bügertums besuchten Veranstaltung.

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Die Geliebte erstochen.

In der Nacht vom 30. zum 31. Januar wurde in Spandau in den Anlagen inbenufer eine Frau in schwerverlegtem Zu­stande aufgefunden. Sie wurde nach dem Spandauer Krankenhaus transportiert, wo ein schwerer Mefferstich in der Brust festgestellt murde. Die Nachforschungen der Kriminalpolizei ergaben, daß es fich um die 26 alte Prostituierte Hedwig Gühl aus Spandau , Strelomftr. 7, handelte. Weitere Nachforschungen ergaben, daß als Täter der 23 Jahre alte Musiker Paul Lange aus der Bichelsdorfer Straße 2 in Spandau in Frage kommt. Heute vormittag ist nun die Gühl im Krankenhause ihren schweren Verlegungen er­legen. Inzwischen ist Lange festgenommen worden und hat bereits ein Geständnis abgelegt. Demnach hat er an dem betreffen­den Abend mit der Bühl mehrere Lotale aufgesucht und will sich in ziemlich angeheiterter Stimmung befunden haben. Aus Eifersucht geriet er mit seiner Geliebten in Streit, der sich auf der Straße fortsetzte. In den Anlagen am Lindenufer will er ein Messer ge­zogen und zu der Gühl gesagt haben:" Sei ruhig, sonst passiert etwas!" Db er aber zugestoßen hat oder ob die Bühl ihm das Meffer entreißen wollte und sich im Handgemenge selbst den Stich beigebracht hat, tarauf will er fich infolge feiner Trunkenheit nicht mehr besinnen fönnen. Die Kriminalpclizei ist mit der völligen Klärung des Falles beschäftigt.

Der Tod auf den Schienen.

Ein aufregender Borfall spielte sich gestern abend gegen 10 Uhr auf dem Untergrundbahnhof Potsdamer Blag ab. Ein älterer Mann stürzte sich in selbstmörderischer Ab­sicht vor einen einfahrenden Untergrundbahnzug. Troß scharfen Bremsens gelang es dem Zugführer nicht, rechtzeitig zu halten. Der Selbstmörder fonnte erst nach leberwindung verschiedener Schwierig feiten aus seiner entfeßlichen Lage geborgen werden. Der Tod ist infolge schweren Schädelbruchs neben anderen Ber­legungen eingetreten. Der Tote wurde als der 70jährige Kaufmann Julius Hammer aus der Neuen Grünstr. 31 festgestellt. Das Motiv zur Lat ist bisher noch unbekannt. Durch den Vorfall trat eine Verkehrsstörung von 35 Minuten ein.

Die Zahlungsschwierigkeiten der Ulap A.-G.

In der Gläubigerversammlung führte die Ver­waltung der Ulap ihre Zahlungsschwierigkeiten auf den verregneten waltung der Ulap ihre Zahlungsschwierigteiten auf den verregneten Sommer, der das Geschäft ungünstig beeinflußt habe, und auf die Tatsache, daß für Bauten Aufwendungen in Höhe von 250 000 m. gemacht worden seien, zurück. Diese Aufwendungen fallen im gemacht worden seien, zurüd. Diese Aufwendungen fallen im nächsten Jahre weg. Das Geschäft fei bei normaler Witterung rentabel. Bächter des Parts fei Direttor Barnowsky. Die Ulap sei Unterpächterin. Bom preußischen Fistus, dem Eigentümer, fel der Pachtvertrag gefündigt worden. Das Ergebnis der mehrere Stunden dauernden Aussprache war, daß ein aus fechs Bersonen bestehender Gläubigerausschuß gewählt wurde. Dieser foll noch einmal wegen Erneuerung des Pachtvertrages mit dem istus verhandeln. Gelingt diese Erneuerung, so sollen dem Gläubigerausschuß alle Werte übereignet werden. Er wird dann die Geschäfte der Gesellschaft so lange fortführen, bis eine Tilgung der vorhandenen Berbindlichkeiten erreicht ist.

Sepp Summer.

Das war ein Abend im Deutsch - österreichischen Boltsbund, über den sich schon reden läßt. Mit den ausge laffenen, humorvollen, auch derben Volksgesängen zaubert Sepp Summer, von der Gitarre begleitet, das Bild seiner heimatlichen Berge und ihrer trozig gutmütigen Bewohner im Konzertsaal hervor. Aber er führt uns auch weiter mit den Spiel und Kriegs­leuten, den Hirten, Gesellen und Wanderburschen durchs deutsche Land, zieht mit seinen Liedern über Frankfurt nach dem Norden. Am tiefen Wasser begegnen uns Die beiden Königsfinder" und wir träumen unter dem Holunderbaum das heitere Drafel der verliebten Bögel. Und seinen kunstreich- beschwörenden, leisen Griffen öffnet Bögel. Und seinen funstreich- beschwörenden, leisen Griffen öffnet fich das Reich der Dichter und Kinder, der Jubel und die wehmütige Sehnsucht der Licbe bis zum herb- refignierenden Lied. Immer heiterer, volkstümlicher packender und spielerischer wird seine Kunst: Weber E- Dur, E- Moll, zu G und C- Dur. Bom allgemeinen menschlichen, kunstvoll Geformten zum Bodenständig- Bollstüm­lichen. So recht etwas für den Deutsch - Desterreichischen Voltsbund, deffen Borsigender, Reichstagspräsident Genosse Löbe denn auch mit unter der dankbaren Zuhörerschaft im Bechsteinsaal war.

,, Arbeiterjugend und Mufik."

Im Rahmen der Vortragsreihe Arbeiterjugend und Kunst" sprach Genosse Leo Kestenberg , Referent im Kultusministerium, über Arbeiterjugend und Musik". Kestenberg gab eine Analyse des Musikalischen überhaupt, nannte es eine dichterische Ge­ in jeder Situation neu und überraschend mitteilen, und gliederte in staltung jener vielnuancierten Gefühlseffekte, die sich dem Menschen drei Grundgefeße: Rhythmus, Dynamik und Melodie. Kestenberg stellte der minderwertigen Schlagermusit das ethische Prinzip der Kunst- Musik gegenüber. Besonders die Jugend empfindet intensiv musikalisch und hat für Farbe und Inhalt der Töne stets viel Ber­ständnis gehabt. Für die Arbeiterjugend dürfe die Musik nicht Bil­dungsmittel schlechthin sein, es gelte vom Künstlerischen in seiner elementarsten Form Besiz zu ergreifen. Der sei ein wahrer Sozialist, der während des Tagestampfes für eine politische Idee nicht ihre fulturellen Voraussetzungen aus den Augen verlöre. Zum Schluß gab Restenberg eine musikalische Probe( Mozart ), um die Deutung des Musitproblematischen den Anwesenden pädagogisch näherzu­bringen.

Stadtverordneter Genoffe August Schmidt ist nach längerer Krankheit verstorben. Erst 38 Jahre alt, war er doch he reits über 19 Jahre Mitglied der Sozialdemokratischen Partei. Im Kreise Reinickendorf , wo der Verstorbene seinen Wohnsitz hatte, gehörte er seit vielen Jahren zu den geachtetsten Funktionären der Partei. Seit 1921 Mitglied der Berliner Stadtverordneten­versammlung, hat er in dieser Eigenschaft sich besonders den Fragen der Jugendwohlfahrt und des Arbeitersportes gewidmet. In seiner beruflichen Tätigkeit als Stadtjugendpfleger beim Bezirksamt Reinickendorf war er der arbeitenden Bevölkerung ein stets hilfs­bereiter Mensch. Am Freitag, den 5. Februar, nachmittags 5 libr, werden die sterblichen Reste im Krematorium Gerichtstraße dem Feuer übergeben.

Frele Schulgemeinde Berlin- Tiergarten. Die Eltern, die ihre Kinder in die weltliche Schule schiden wollen, erhalten Auskunft über Einschulung von den Rektoren der Sammelschulen, Waldenferstr. 20/21, in den Vormittags­sprechstunden. Am Dienstag, den 2. Februar, abends 8 Uhr, wird Eltern bitte pünktlich erscheinen! dort Sondersprechstunde abgehalten. Die in Frage kommenden

Amerika bewundert den Rettungsdienst der Westfalia". Altaid" durch den Hapag Dampfer eftfalia" hat in Die Rettung des holländischen Frachtdampfers New York allgemeines Aufsehen und größte Bewunderung hervor. gerufen, um so mehr, da in der letzten Zeit von drei aus schwerster Seenot geretteten Schiffen zwei durch deutsche Dampfer geborgen worden sind. In New York ist für die Besagung der Westfalia" ein großer Empfang geplant, an dem wahrscheinlich die Stadt Nem des in schwerster Seenot befindlichen Dampfers Alfaid", 27 Mann, York teilnehmen wird. Die Westfalia" hatte die gesamte Besatzung unter fchwierigsten Verhältnissen gerettet.

Ein spanischer Flieger tüßt brasilianischen Boden.

Nach einer Meldung aus Pernambuco ist ber spanische Flieger Franco nach seiner Ankunft auf brasilianischem Boden niedergefniet und hat die Erde geküßt, um damit die sym bolische Geste Christoph Columbus nachzuahmen und flarzulegen, daß Europa jezt mit Südamerika auf dem Luftwege ver. eint sei. Bei der Ankunft des Fliegers läuteten 150 Glocken der Stadt. Mehrere tausend Bewohner, die sich am Kai eingefunden hatten, brachten ihm eine begeisterte Ovation dar.

, Goldmilliarden Autostener in Großbritannien .

Im letzten Jahr wurden in Großbritannien 410 000 Lizenzen für Automobile und Motorräder erteilt. Die Steuer erbrachte ins geſamt 77,25 millionen Pfund Sterling ( gleich zirka 1500 Millionen Goldmark), die zur Verbesserung des Straßenneges verwendet wurden.

Gewerkschaftsbewegung

Der Großbetrieb.

Die Firma

Es handelt sich hier nicht um einen Großbetrieb im gewöhn lichen Sinne. Auch nicht etwa nur um ein Wortspiel, weil wir die Firma Groß, Motoren- Werfe G. m. b. H., in der Chausse e- straße 27 im Auge haben. Es dreht sich vielmehr um einen Großbetrieb der Lehrlingszüchterei. beschäftigt gegenwärtig einen Meister und einen Gefellen. Außerdem aber nicht weniger als 46 Lehrlinge. Es tommt wohl Dor, daß die Firma etwa 20 erwachsene Arbeiter beschäftigt, nicht aber, daß das umgekehrte Verhältnis eintritt und etwa mehr Ge fellen als Lehrlinge beschäftigt werden.

Wo Lehrlingszüchterei betrieben wird, ist die Lehrlings. ausbeutung nicht weit davon entfernt. Ohnedem hätte ja doch die Lehrlingszüchterei feinen Sinn und Zweck. Die Lehrlinge werden nach Angabe unseres Gewährsmannes mitunter bis 8, 9 und 10 Uhr abends beschäftigt. Ob die Ueberstunden wenigstens bezahlt werden, ist recht fraglich, denn nicht einmal das Koftgeld wird den Lehrlingen ordnungsmäßig ausgezahlt. Wochenlang erhalten die Lehrlinge fein Geld. In dem uns befannten Falle hat der Lehrling seit dem 26. Oftober fein Softgeld mehr befommen.

Der Handwertstammer und dem Gewerbeaufsichtsamt ist dieser Großbetrieb" bekannt. Doch ist bisher noch nichts ge schehen, um hier einmal Remedur zu schaffen. Der Metallarbeiter­verband ist bei der Firma schon vorstellig geworden, es wurde auch Abhilfe zugefagt, jedoch ohne Erfolg.

Wir wenden uns an die Eltern der jezigen und etwa späteren Lehrlinge. Sie müssen sich von vornherein sagen, daß in einem Betriebe mit derartiger Lehrlingswirtschaft es mit der Aus­bildung der Lehrlinge nicht weit her sein fann. Die Eltern können fordern, daß das Lehrverhältnis gelöst wird, wenn der Lehrherr seinen vertraglichen Verpflichtungen hinsichtlich der Aus­bildung und der Zahlung des Rostgeldes nicht nachkommt. Neue Lehrverhältnisse dürften bei dieser Firma solange nicht eingegangen werden, solange nicht gründlich Ordnung ge schaffen, d. h. die Zahl der Lehrlinge mit der der Meister und Gesellen derart in Einklang gebracht wird, daß eine ordentliche Aus­bildung wenigstens wahrscheinlich ist. Eltern, die irgendwie im Zweifel sind, wenden sich, bevor sie etwas unternehmen, am besten an die Jugendabteilung des Metallarbeiterver­bandes, Linienſtr. 83/85.

So notwendig hier die Selbsthilfe der Eltern auch ist, so wird damit die Handwerkstammer nicht ihrer Pflicht ent­hoben, diese Pflanzstätte der Lehrlingszüchterei einmal gründlich zu überholen. Zunächst aber muß die untere Verwaltungsbehörde gemäß§ 128 unverzüglich eingreifen. Solche Zustände fönnen nicht länger geduldet werden.

Morgen Besprechungen im Reichsbahnkonflikt.

Die durch den neuen Konflikt zwischen der Reichsbahngesellschaft und den Eisenbahnerorganisationen notwendig gewordenen Be [ prechungen ber Organisationen mit dem Efenbahnministerium finden morgen Mittwoch statt. Der Minister hat sein Erscheinen zugefagt.

Die Antwort der Reichsbahngesellschaft auf das Schreiben der Organisationen vom 20. Januar, das zwecks Durch­führung des Schiedsspruches die Einleitung von Berhandlungen forderte, ist jetzt bei den Organisationsleitungen eingetroffen. Die Reichsbahngesellschaft betont barin, daß sie den Schiedsspruch deswegen nicht durchführen fönne, weil die Reichs. regierung ihre Zustimmung zu der durch die Lohnverhandlung notwendig geworbenen Erhöhung der Tarife persagt habe. Reichsbahngesellschaft und Eisenbahnerorganisationen werden jetzt durch die zuständigen Gerichte die Rechtslage flar­stellen laffen.