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Nr. 57 43.Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Berlins Notstandsarbeiten.

Die gestrige Besprechung mit der Regierung.

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Gestern fand im Breußischen Ministerium für Bolfswohlfahrt| rem Umfange erweitert. Zunächst sind zu nennen die Arbeiten für bie Sigung ftatt, die sich mit den Notstandsprojetten Der die Fertigstellung der bereits im verflossenen Jahre begonnenen Stadt Berlin   beschäftigte und an der neben den Bertretern der Neubauten von vier großen Umspannwerfen, der völlige in Frage kommenden Reichs- und Staatsministerien von der Stadt Umbau des Kraftwertes Charlottenburg, die Er außer dem Oberbürgermeister und dem Kämmerer noch die Stadt­weiterung des Kraftwertes Rummelsburg, der räte Brühl  , Hahn und Buty   teilnahmen. Der Antrag auf Mauerstraße in Umspannwerte, die Erweiterung emer Umbau der alten Kraftwerte Rathausstraße und Förderung besonders geeigneter Hoch- und In Reihe von Unterstationen, sowie die Aufstellung neuer Be genieurbauten mit achtzig Prozent der Gesamtkosten wurde triebsmittel in faft allen Stationen der Werke. Auf diesen Baustellen abgelehnt. Die Zuschüttung des Luis en städtischen werden noch längere Zeit viele hundert Arbeiter Beschäftigung haben. Kanals, der Bau der AEG. Schnellbahn, sowie die Her. Weiterhin wurde im Sommer des vergangenen Jahres der Bau richtung von Sport- und Spielplägen( darunter das große des Großfraftmertes Rummelsburg begonnen. Die Projekt der Rehberge) wurden als Motstandsarbeit an Arbeiten werden sich bis in den Winter 1926/27 hinziehen. Es per erfannt. Ueber die Zahl der zur Hergabe eines Darlehens als den dort nahezu 1000 Arbeiter Beschäftigung haben, unge­Grundlage dienenden Tagewerte tonnte feine sofortige Einigung er­rechnet die große Zahl der Arbeiter, die in den zuliefernden In zielt werden, jedoch soll in den allernächsten Tagen nach nochmaliger Schließlich wird in aller Rürze mit den Bauarbeiten für die ieht dustriewerkstätten auf lange Zeit hinaus Arbeit haben werden. Prüfung durch die in Frage tommenden technischen Stellen hierüber beschlossenen Bauaufgaben begonnen werden tönnen, wodurch eine Entscheidung gefällt werden. wiederum Arbeitsgelegenheit für weitere viele hundert Arbeiter ge­schaffen werden wird. Eine große Anzahl der zu leßtgenannten Ob jeften benötigten Maschinen und Apparate ist bereits bei den in Frage tommenden Firmen bestellt und in Arbeit genommen.

30 Millionen Mark gefordert.

Der Magistrat hat an den Oberpräsidenten folgendes Schreiben gerichtet: Die tatastrophale Lage des Wohnungs- und Arbeits. marftes verlangt gebieterisch die weitgehende Inangriff­nahme des Wohnungsbaues, und zwar sobald die Witte rung es zuläßt, mas voraussichtlich von Mitte Februar des Jahres ab der Fall sein dürfte. Da zurzeit die Mittel aus dem Hauszinssteuerauftommen 1925 bereits restlos ver. geben sind und Ende Mai erst wieder neue Mittel, und zwar nur das Monatsaufkommen von April, das rund fünf Millionen Reichs­marf beträgt, zur Verfügung stehen, so liegt auf der Hand, daß, praktisch genommen, ein großer Teil der besten Bauzeit, nämlich von Mitte Februar bis Anfang Juni, für den Wohnungs­bau vollständig verloren sein wird, und daß bis Anfang Juni die Bauhandwerker in der weitaus größten Zahl deshalb Er merbslofenunterſtügung beziehen müssen. Auch in der Zelt von Anfang Juni bis Auguft ist infolge der inzwischen unzureichend auf. getommenen Mittel nur das Ansegen eines Drittels derjenigen Ar­beiterzahl möglich, die angesetzt werden könnte, wenn gleich zu Be ginn der Bausaison bereits ein größerer Teil der während des Ge­fchäftsjahres aufkommenden Hauszinssteuermittel zur Verfügung Stehen würde. Erst gegen Ende des Jahres, d. h. von Oktober ab, wird die Bautätigkeit den Umfang aufweisen können, der im Hinblid auf die vorhandenen Arbeitskräfte bereits zu Beginn der Bau­periode möglich wäre. Die vorstehend geschilderten Berhältnisse sind mit Rücksicht auf die heutige Wohnungsnot und die herrschende Arbeitslosigkeit für die Berliner   Bevölkerung unverständlich und auch untragbar. Dies ist auch im Haushaltsausschuß der Stadt Berlin   in schärffter Weise von einer Reihe von Stadtverordneten am 26. Jamuar erklärt morden. Es muß daher von der Regierung alles getan werden, um gleich zu Beginn der Bauperiode, d. h. von Mitte Februar an, den Wohnungsbau mit der gesamten zur Verfügung ftehenden Zahl von Bauhandwerkern in Angriff zu nehmen. Zur Erreichung dieses Zieles bitten wir, der Wohnungsfürsorgegesellschaft entweder aus Mitteln der Erwerbslosenfürsorge, der Angestellten versicherung oder aus sonstigen Staatsmitteln ein Darlehn in Höhe des halben Jahresaufkommens der Hauszinssteuer, d. h. in Höhe von zirfa dreißig Millionen Mark zu gewähren, und zwar gegen eine Berzinsung von 3 Proz. Dieser Binsfah ist deshalb angemessen, weil die Wohnungsfürsorge- Gesellschaft gemäß den amtlichen Bor­schriften denselben von ihren Darlehnsnehmern ebenfalls mur er. heben darf. Zurückzahlung des Darlehns foll aus dem Aufkommen der lekten sechs Monate des Geschäftsjahres erfolgen, und zwar in monatlichen Raten von 5 Millionen Reichsmart.

Die Arbeiten der Bewag.

Die Berliner   Städtische Elektrizitätsmerte A- 6.( Bemag) trägt zur Entlastung des Arbeitsmarktes, neben den bereits bekannt ge­gebenen Maßnahmen zur Ausführung von Rotstands. arbeiten, insofern wesentlich bei, daß sie ihre Anlagen in größe

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Onkel Moses.

Roman von Schalom Asch

1. Jenseits der Williamsburgbrüde Ueber ben New Yorker Stadtteil Down- Town ging die Sonne der ganzen Welt unter. Sie schien fich von der ganzen, großen Welt die düstergrauen, hohen Rasten am Ufer des East River   ausgesucht zu haben, um bei ihnen unter East- River zugehen. So hoch die Kasten auch waren, fo hoch auch einer über den anderen emporzuflettern schien, von der Williams burgbrüde aus sahen sie flein und niedrig aus, gegen den hohen weiten Himmel, beinahe wie Kartenhäuschen, die Kinder als Spielzeug aufgebaut haben. Doch die Karten­häuschen standen öde und verlassen in der weiten und hohen Unendlichkeit des Raumes und schämten fich, daß sie es ge­magt hatten, ihre Köpfe so hoch über die Erde zu erheben Eine feurige Sonne sprengte ihre tauumschimmerte Rugelform und ergoß sich blutig über den ganzen Himmel. Eine mächtige Hand breitete vom Meere her große Schleier aus und zog sie über die blutroten Ströme und die blauen Felder, die über die Weite des Down- Town- Himmels dahin­zogen, als wollten sie in den Augen der Menschen verbergen, was hinter den Schleiern geschah. Die großen, öden, steiner­nen Raften glühten plötzlich auf. Ganze Wände von Fenstern brannten im blizenden Schein der rot untergehenden Sonne. Und Down- Town( New York  ) sah im strömenden Schein ber untergehenden Sonne aus wie das zerstörte Babel. Wie eine zerfallene alte Stadt, die vom Alter zerbröckelt wurde. Die hohen, öden, funkelnden Bände fahen aus wie Ruinen versunkener Sonnentempel, himmelstürmender Türme, welche die Menschen einmal errichtet haben, um den Himmel zu er obern und die Götter zu betriegen.

Die Williamsburgbrüde fah aus wie ein eiserner Riese, der sich über den East- River gebeugt und mit Händen und Füßen sich in die beiden Ufer des Fluffes eingebohrt hat; über seinen Rüden flogen wie ftählerne Bestien mit flam menden Köpfen Züge um Züge. Die Bäuche der Untiere waren mit Tausenden und aber Tausenden von Menschen vollgepfropft. Die standen Kopf an Kopf und blickten mit erfchredt gereizten Augen aus den Fensterchen, aus den aus den Augen der stählernen Bestien. Die steinernen Kasten, welche jetzt in der roten Sonne funfelten, entsandten ihre Bewohner für die Nacht zu ihren Frauen und Kindern jenseits des Flusses.

Der haftenden Züge voll Menschen waren so viele, daß Der eiserne Riese, die Williamsburgbrüde, unter ihrer Last

Am 2. Februar 1926 waren nach Mitteilung des Landesarbells. amtes der Stadt Berlin   1102( eintausendeinhundertundzwei) Not­standsarbeiter vorhanden. Außerdem waren bei Bauarbeiten der Stadt Berlin   und auf den Bauten der städtischen Werte 8330 Ar. beiter beschäftigt.

Der Wirrwarr der, Komischen Oper".

Die Bühnengenossenschaft will Schluß machen. Direttor James Klein hatte zu gestern mittag eine Bersamm lung seines Personals veranstaltet. Die Erschienenen machten zwar nur einen Teil des künstlerischen und technischen Ensembles aus, boten ihm jedoch den willigen Resonanzboden für seine um 14 Tage verspätete Anklage" rede. Vorher hatte man, um sich das Marten nicht gar zu lang werden zu lassen, Grammophon gespielt. Die Versammlung war auf 1 Uhr angefagt. Kurz nach 2 Uhr erschien der Herr Direttor. Er sprang fofort mit beiden Füßen ins Treffen hinein. Bis zum November vorigen Jahres wäre alles gut gegangen, da habe plöglich die B. 3. einen Standalartifel gegen ihn gebracht, und sogleich sei die gesamte Breffe wie wild über ihn hergefallen. Man habe ihn( Klein) täglich in den 3ei tungen durch den Schmuß gezogen. Noch Weihnachten habe die Komische Oper" ein gutes Geschäft gemacht. Am 20. Januar, am Tage der Sigung der Varietédirektoren, sei die zweite Bombe" geplagt. Die Zeitungskampagne habe das Theater ruiniert und ihn(!) und die Angestellten brotlos gemacht. Wenn täglich in den Zeitungen diese Schweinereien stehen, die unwahr und Blödsinn find", so ungefähr war der Ton, in dem er mit der Presse auf seine Weise abfuhr. Natürlich will er feine Gläubiger bezahlen. Die ganze Affäre war nach James Kleins einfacher Formel nur das Mittel, um den verhaßten Direktor der Komischen Oper" zu stürzen. Die wirklichen Gläubiger stehen angeblich hinter ihm. Die Leute, die die Welt verrückt machten, seien die fleineren Gläubiger. Herr Ridelt von der Bühnengenossenschaft habe nicht eine Mark von ihm zu bekommen. Wenn er Prozente für Detters Backpulver­reflame haben wolle, so sei das seine Sache.( Lachen der Zuhörer.) Ich verlange", fuhr ein fort, folgendes: Die Gläubiger müssen mich bis zum 15. März mit ihren Forderungen in Ruhe lassen. Ich werde dann das Theater wieder auf die Höhe bringen und nach Abzug der Spesen und Gehälter die Ueberschüsse an die Gläubiger abführen." Klein schlägt die Gründung einer Betriebsgesellschaft por. Auf die gegen ihn erhobenen Vorwürfe will er nicht eingehen. Im Konzeffionsentziehungsverfahren werde schon alles zur Sprache gebracht werden. Ob die Genossenschaft gegen mich oder für mich ist, ist ihm durchaus gleichgültig. Gewisse Cliquen sind am Wert, die Oper in ihre Hände zu bringen. Das ist der Zweck des Kampfes.

Stöhnte. Manchmal schien es, der Riese würde die Last nicht mehr ertragen, Hände und Füße loslassen, und alles werde mit ihm in den tiefen Fluß stürzen. So oft ein Zug durch flog, erzitterte der Riese, sein Rüden bog sich weichelastisch, und der Zug glitt über ihn hin wie ein Stahlschlittschuh über das Eis.

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New Yorts her frochen sie aus Löchern in der Erde, und Unheimlich viele Züge flogen dahin. Von allen Enden alle glitten über den Rüden des Riesen, einer nach dem an­deren, zwei auf einmal, drei auf einmal einer überjagte den anderen. An den beiden Seiten des Riefenleibs eilten Wagen und Fuhrwerke, Automobile und Tramwaywagen dahin, als hätten sich Fliegen auf einen großen Körper gefeßt. und alles hielt der Riese aus; er stöhnte, aber er hielt stand. Ganz seitwärts zieht sich ein schmaler Weg für Fuß­gänger über den Rüden der Brüde; er ist der einzige, faft leere Pfad auf der Brücke auf ihn gingen jetzt, an einem Herbstabend, Bater und Tochter aus New Dort nach Brooklyn   in die Hopkinstreet zu Fuß heim. Ihnen zu Füßen flogen die mit Menschen gefüllten Züge vorbei, und vor ihren Augen erglänzte Down- Town im Sonnenschein des Abends. Doch sie merkten es nicht. Sie waren in ihr Ge­spräch vertieft. Selbst der Lärm der Züge lenfte ihre Auf­mertfamfeit nicht ab.

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Ihr Gehör war an den Gefang des Stahls gewöhnt, und das Quietschen der Räder auf den Schienen schien ihnen der hörbar gewordene Hauch der Luft zu sein, die sie atmen Ihr Auge blieb auch nicht auf dem wunderbaren Bilde haften, das die Sonnenfarben auf den Scheiben der Fenster in Down Town malten. Ihr Auge hatte sich gewöhnt, nur nüßliche haften zu bleiben. Ihr Gespräch stockte feinen Augenblid. Dinge zu sehen und an zufälligen Aeußerlichkeiten nicht Die Tochter war es, die lebhaft das Wort führte.

Schäm' dich, Bater, zwei Tage warst du nicht zu Hause; wir wußten nicht, wo wir dich suchen sollten; Mama hat ge­meint, die Kinder haben geweint, alle haben gemeint, du feieft verloren gegangen. Schäm' dich, Bater!"

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Die Tochter, welche so zum Vater sprach, war vierzehn­einhalb Jahre alt und besuchte noch die Public School". Doch sie war mit allen Geheimnissen ihrer Angehörigen so vertraut, daß sie sich nicht im mindesten scheute, mit ihrem Vater davon zu sprechen. Ueberdies war Mascha tein Kind mehr. Mit ihren vierzehneinhalb Jahren Leben, mit ihrer amerikanischen Experience" und mit ihren Schulfenntnissen war sie viel flüger und erfahrener als ihre Eltern, die so grün und unerfahren geblieben waren, wie sie aus dem fleinen Städtchen in Polen   gekommen waren

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Donnerstag, 4. Februar 1926

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Im übrigen wird es bald Ueberraschungen geben. Rechts­anwalt Dr. Ball, der Vertreter des Gläubigerausschusses ersuchte das anwesende Personal dringend, weiter zu spielen, da sonst der völlige Zusammenbruch der Oper und das rüdsichtslose Eingreifen der Gläubiger unvermeidlich seien. Im übrigen sagte er unter Bezugnahme auf die Aeußerungen Kleins, daß die Gläubiger hinter ihm ständen, daß die überwiegende Mehrheit der Gläubiger eine ruf antwortete Klein, daß die Schulden an Luftbarkeitssteuer lächer­ungewöhnliche Abneigung gehen ihn habe. Auf einen Zwischen­lich gering seien, es wären nur 8000 M. Zum Schluß nahm die Rumpfversammlung ohne Widerspruch ein Vertrauensvotum für Klein an. Die Komische Oper" wird vorerst weiterspielen. An die Mitglieder werden Prozentualsäge der Gagen abgegeben. Nach erregter Diskussion ging die Versammlung auseinander. Angelegenheit darstellt, betrug die Abendeinnahme des Dienstag Wie uns Direktor Kahlmann von der Komischen Oper" die 350 M. Dazu kam der Gerichtsvollzieher, der 82 000 m. haben wollte. Die Bühnenarbeiter beanspruchten 200 M., das Ballett pro Kopf 5 M., einige Darsteller ihre Bollgage. Unter diesen Umständen war ein Spielen unmöglich. In einer wilden Versammlung, die noch am Dienstag abend im Raum der Oper stattfand, sprach der Komiter Schmidt gegen die provisorische Leitung. Am Dienstag Bormittag tam es dann zu einer Demonstration, die wohl von den zwungen, polizeilichen Schuß heranzuziehen, da die Demonftranten Leuten der Klein- Gruppe inszeniert mar. Die Leitung war ge­angeblich Miene machten, die Raffe zu stürmen. Wie uns die Bühnengen offenschaft mitteilt, ist sie der Ansicht, daß die Behörden nunmehr einschreiten müffen. Der ganze Sumpf" müsse in öffentlicher Verhandlung des Bezirksausschusses oder in einer Gerichtsverhandlung geflärt merden. So gehe es nicht weiter.

Das alte Scheckbuch.

sich mit 8 Monaten Gefängnis für zahlreiche Be­Ein früherer Fabritant aus Süddeutschland  , Alois M., fühlte trügereien zu hoch bestraft. Er legte Berufung ein und durfte nun vor der großen Straftammer des Landgerichts I  noch einmal sein Geheimnis preisgeben, durch das er wieder zu dem alten Wohlstand zu fommen gedachte. Dem Alois M. war es schon recht gut gegangen. Als Fabrikant in der Automobilbranche hatte er es sogar zu einem gewissen Reichtum gebracht. Leider gehörte Eine seiner ständigen Redensarten waren die Worte: ch tann die Bescheidenheit nicht zu seinen größten Charaktereigenschaften. Die Inflationszeit machte auch M. zu einem armen Manne. Nur mir ganz Oberschöneweide   kaufen, wenn ich will! schwer vermochte er die schlechten Tage zu ertragen. Er fann und fiel dem Angeklagten eines schönen Tages sein altes Sched­fann, wie es wohl möglich wäre, wieder zu Geld zu kommen. Da buch in die Hände. Alois M. tonnte dem Abglanz ehemaliger Zeiten nicht widerstehen, er ließ das wertlose Schedbuch zu neuem gefertigt und an den Mann gebracht. Es war eine stattliche Zahl Leben ermachen. Sched auf Sched wurde herausgenommen, aus falschen Wertpapiere des M. betrogen und hereingelegt wurden. Don Männern", die als Zeuge aufmarschierten und durch die Vom einfachen Krämer bis zu den renommiertesten Firmen, was mur irgendwie mit dem Auto zu tun hatte, war erschienen, um Zeug­nis gegen den Angeklagten abzulegen. Einem so erdrückenden Be­meismaterial gegenüber fah das Gericht denn auch feinen Grund, warf die Berufung. Es blieb also bei 8 Monaten Ge­die Verfehlungen des M. in milderem Lichte anzusehen, es per fängnis.

Ueber dreißig Straßenunfälle an einem Tage. Im Jahre 1925 find in Berlin   bei 11056 Straßen. unfällen( gegen 7250 im Jahre 1924) insgesamt 143 Ber­fonen( gegen 140 im Jahre 1924) getötet und 4249( gegen 3000) Berfonen verlegt worden. Die Schuld wurde in 7603 feft­gestellten Fällen zugeschrieben: 1664 Personenkraftwagen, 1254 Kraftdroschten, 140 Auto- Omnibussen, 810 Lastkraftwagen, 594 Krafträdern, 873 Ereträdern, 539 Pferdegespannen, 325 Straßen bahnwagen und 1404 Fußgängern.

Die Paul- Singer- Straße. Der Magiftrat beschloß in seiner Sigung vom 3. Februar die Straße Grüner Weg in Paul­Singer Straße umzubenennen.

Fortbauernb mild, größtenteils bewölft, vereinzelt etwas Regen.

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Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle für Berlin.  ( Nachdr. verb.) Für Deutschland  : In Nord- und Mitteldeutschland strichweise etwas Regen, überall sehr mild.

Mascha schwieg einen Augenblic. Ihre zarten Wangen röteten sid, und ihre tiefschwarzen Augen glänzten tiefer. Sie brachte ihren langen, schwarzen Zopf in Ordnung, den einzigen Schmuck, den fie trug und der so gar nicht zu ihrem turzen Kleidchen paßte, aus dem sie schon ausgewachsen war. Aus den kurzen Aermeln ragten Maschas lange rote Arme ihre Arme, aber wenn ein Aermel ihren Bemühungen nach­hervor. Unaufhörlich zog sie die Aermel des Kleides über gab, rutschte der andere empor; Mascha führte einen ständigen Krieg mit ihren Aermeln.

Bom Meer her strich ein fühler Wind über die Williams­burgbrüde und trug den beiden Fußgängern den grünlich feuchten Meereshauch entgegen; fie spürten einen falzigen Geschmad im Munde und Vater und Tochter bekamen Hunger. Der Wind zerzauste Maschas Haar und zerrte an ihrem furzen Kleid, aus dem ihre hohen, schön geformten Mädchenbeine zu weit hinaus fahen. Mafcha fämpfte mit dem Wind; bald zog sie ihr Kleid herab, um ihre Füße zu verbergen, bald zog sie es wieder empor, um ihre nadten Arme zu bededen. Und die Freude darüber, daß der Bater schon morgen zur Arbeit gehen sollte, trieb sie eilig heim zur

Mutter.

Als Vater und Tochter in die Hopkinsstreet famen, mar es bereits dunkel Barmes Gaslicht leuchtete aus den Läden. Vor den Kinotheater und vor den Eiscremefalons" standen Kinder und sahen mit gierigen Augen zu, wie Boy" und Girls" hineingingen und sich ein Pleasure" machten.

Ein paar Kinder erfannten in Aaron Melnik, welcher von seiner Tochter Mascha geführt, durch die Straße ging, ihren Vater und liefen ihm mit Geschrei und dem lärmenden Ruf:" Papa!" nach. Mascha beruhigte sie mit Winten und ihr noch vor der Haustür entwischen, hielt sie sich sehr nahe ein paar Worten, und da sie Angst hatte, der Vater könnte an ihn. Aber je näher Aaron Melnit der Haustür fam, desto sicherer wurde seine Rückkehr sowohl für ihn als auch für seine Tochter Mascha. Vor der Haustür saßen im warmen Abend die Frauen, einige von ihnen waren halbwegs gewaschen und angekleidet, und warteten auf ihre Männer, die von der Arbeit famen. Die Nachharn, welche an den Familienangelegen­heiten jedes Hausbewohners ein gegenseitiges lebhaftes Inter­effe nahmen, wußten selbstverständlich alle von Aaron Melnits Flucht vor Frau und Kindern und sahen nun mit großem Inter­esse und zu ihrer allergrößten Zufriedenheit, daß Mascha den Bater heimführte; und als wollten sie damit das Mädchen in ihre Frauengemeinschaft aufnehmen, nickten sie ihr zufrieden mit Bliden und Mienen zu, welche Anerkennung für das gute Wert ausdrückten, das Mascha getan hatte, indem sie den Bater zurückbrachte. ( Fortseßung folgt.)