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Hanswürfte und Säulenheilige.

Kommunisten unter sich.

Weimar  , 5. Februar.  ( Eigener Drahtbericht.) In der Donnerstag Nachmittagsfizung des Polizeiuntersuchungsausschusses verlangten die Kommunisten, daß die unter der jetzigen Regierung erfolgten Ber­bote ihrer Zeitungen ebenfalls untersucht werden. Der Ausschuß ging darauf ein. Bei dieser Gelegenheit wurde folgendes Schreiben bekannt gemacht, das seines Inhalts wegen allgemeines Interesse verdient: Gotha  , den 16. Mai 1925.

An die Zentrale der KPD  . Berlin  . Berte Genoffen! Am Donnerstag tagte in Gotha   eine Funktionärsizung der KPD., Orisgruppe Gotha. Sie beschäftigte sich mit dem Berbot unserer Der Grund des Berbotes ist Seitung( Cothaer Boltsblatt"). ein Aufruf der Thüringer   Bezirksleitung der Jugend zum Jugend tag in Ilmenau  . Die Funktionäre waren einstimmig der Ansicht, daß eine Delegation bei der Thüringer   Regierung vorstellig werden foll. Gewählt wurden die Genossen Willi Bed und Wilhelm Abesser. Zur Verhandlung sollte der verantwortliche Redakteur, Genoffe

werden.

Otto Geithner  , thüringischer Landtagsabgeordneter, zugezogen Unterzeichnete wurden im Fraktionszimaner der KBD. Thüringen, Weimar  , vorgestellt und ersuchten den Genossen Geithner, an der Verhandlung teilzunehmen. Genosse Geithner lehnte es ab mit der Begründung: Er sagte wörtlich:" Für die Hanswürfte, die ihr hingefeht habt als Redakteure. übernehme ich teine Berantwortung" und erklärte weiter: Bei den kommenden Gerichtsprozessen wird es sich zeigen, wer verantwortlicher Redakteur ist. Ich stede meinen Kopf nicht in die Schlinge. Nehmt ihr euren Säulenheiligen Tenner mit." Nach diesen Worten verließ er das Fraktionszimmer. Anwesend waren die Genossen Jatobi, ein nicht befannter Genoffe, und der Abgeordnete Engert als Beugen. Wir bitten um Entscheidung dieses Vorfalls. Abschrift ist zur Bezirksleitung Thüringen  , Jena  , abgegangen. Mit fommunistischem Gruß. Gez. Billi Beck, Wilhelm Abesser.

Bei einer Beschlagnahme durch die Reichsanwaltschaft ist dieser Brief im Original in die Hände der Polizei gefallen an feiner Echtheit besteht also fein Zweifel.

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Das wahre Ziel der Kommunisten.

Losowski als Helfer.

Immer deutlicher tritt zutage, daß die Kommunisten die Aktion des Volksentscheids über die Fürstenabfindung nur benutzen wollen, um ihr leckes Schiff mit Hilfe der Sozialdemo traten wieder zu flicken. Die kommunistische Presse bringt tag­täglich Anbiederungsversuche an die sozialdemokratischen Arbeiter und an die Arbeiter des Reichsbanners", Bersuche, die mit der monotonen Aufforderung enden:" Sieht eure Führer zur Berant wortung, stellt die Einheitsfront her!"

Losowski, der sowjetrussische Gewerkschaftsstratege, muß die im Interesse der Boljchewisten betriebene Zersplitterungsarbeit der deutschen   Kommunisten anerkermen. In einem Auffaz Die Welle der Einheit wächst" sagt er u. a.:

In Deutschland   gelang es der KPD., die fozialdemokratische Front zu durchbrechen. Die Führer des ADGB., die vor wenigen Wochen noch an die Fürstenenteignung nicht einmal dachten und um so meniger gewillt waren, die Einheitsfront mit der KPD. mitzumachen, saben sich unter dem Druck der Massen gezwungen, auf das eine sowohl wie das andere einzugehen. In den deutschen   Gewerkschaften wächst seit 1923 von neuem die revolutionäre Welle, die auf der Grundlage der Einheitsfront entsteht.

Möglich, daß Losowski den Unfinn glaubt, den er da zusammen schreibt. Aber sicher ist, daß seine deutschen   Gewährsmänner ihn gehörig hinters Licht führten. Sie bilden sich ein, die Einheits­fronttaftif diesmal zur Hebung der revolutionären Welle" besonders schlau angewandt zu haben, während in Wirklichkeit sie selbst auf dem besten Wege sind, im verlästerten Reformismus" zu versinken. Sozialdemokratische Arbeiter haben die Anbiederungsversuche der Moskowiter schon so oft und so deutlich abgewiesen, daß selbst Losomski das bemerkt haben tönnte. Ein Blick auf die letzten Wahlen die in Mecklenburg  zeigt jedem, der sehen will, welche untergeordnete Rolle die KPD. im deutschen   Bolle spielt.

Der Garten Eden.

Die Meineide der anderen.

Ermittlungsverfahren gegen Ertl. München  , 5. Februar.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Urheber bes Meineidverfahrens gegen den Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Luppe erleben jezt eine bittere Enttäuschung. Sie wollten Luppe durch ein Meineidsverfahren unmöglich machen, während jetzt der von ihnen benutzte Spieß auch gegen sie angewandt wird. Neuer­dings ist gegen den Nationalsozialisten Stadtrat Ertl, einem wütenden Luppe- Gegner, ebenfalls ein Ermittlungsverfahren megen Meineid eröffnet worden. Bon einer Amtsent. hebung dieses Stadtrats hat man bisher aber noch nichts gehört.

Die Sozialpolitik des Reiches. Beratungen im Haushaltsausschus.- Braund gegen reaktionäre Sparmaßnahmen.

Im Haushaltsausschuß des Reichstags führte gestern nach der ausschuß und Spartommiſſar hätten auf dem Gebiete der Sozial Rede des Arbeitsministers Berichterstatter Hedy( S03) aus, Spar politit eine Arbeit geleistet, die von den schlimmsten Folgen für das Volk begleitet sein werde. Die Klagen des Reichsversiche. rungsamts, daß es seine Geschäfte infolge übermäßigen Abbaus nicht ordnungsmäßig erledigen fönne, seien berechtigt. Die ungerechte Behandlung eines Teils der Versorgungs. beamten müsse aufhören. Erfreulich sei, daß die Leitung des Aus­schuffes für internationale Versicherung beim Arbeitsamt in Genf  einem Beamten des Arbeitsministeriums übertragen worden sei, wovon er sich erfreuliche Rückwirkungen auf die Sozialpolitik des eigenen Landes als auch der anderen Staaten verspreche. Den Widerständen furzfichtiger Unternehmertreise gegen die Sozialpolitit sei das Ministerium nicht entschieben genug entgegengetreten. Die Erklärung des Ministers zum Problem der Erwerbslosen fürsorge sei ungenügend. Er ersuche insbesondere die Kurz arbeiterfrage in Angriff zu nehmen, die produktive Erwerbs. lesenfürsorge zu fördern und namentlich auch mit der Eisenbahn­verwaltung wegen der Bergebung von Aufträgen unter Bereit stellung von Rotstandsarbeiten in Berbindung zu treten. Bei den Strantentassen müsse er fich gegen jeden Versuch, ihre Leistungen und ihren Wert herabzudrüden, wenden. Die Erklärun­gen des Ministers seien in dieser Beziehung nicht eindeutig genug Statistik und die Schaffung weiterer Sozialattachés bei den deut schen Auslandsvertretungen. Beamten, die im Ausland beschäftigt werden, müffe ohne Schädigung die Rückkehr zu ihrer Mutterbehörde fichergestellt werden.

Mitberichterstatter Erfing( 3.) wendet sich gegen die Propa­ganda, die neuerdings von sozialreaktionären Kreisen gegen das Reichsarbeitsministerium entfaltet werde. Er wünsche eine Klar­stellung, damit die von dem sogenannten Sparfuratorium gepflegte falsche Einstellung verschwinde, die sachlich nicht gerechtfertigt sei. Die Mittel für die Erwerbslosenfürsorge seien wesentlich zu erhöhen.

In einem Schlußwort wendet sich Minister Dr. Brauns gegen die Auffassung, daß er etwa beabsichtige, irgendeiner Schmälerung der Leistungen und des Wertes der Krankenkassen das Wort zu reden. Der Entwurf für die Kurzarbeiterunter stützung sei bereits fertiggestellt. Die Entschließung des Rabinetts hierüber sei in Rürze zu erwarten. Den Eisenbahn arbeitern gegenüber vertritt das Reichsarbeitsministerium den Standpunkt, daß sie dasselbe Maß von Recht und Fürsorge wie jede andere Arbeiterkategorie zu beanspruchen hätten. Die besondere Gesezgebung für die Reichsbahn biete feinen Anlaß, die Reichsbahn­arbeiter als Arbeiter minderen Rechts zu behandeln. Der Minister unterstreicht auch seinerseits die Bedeutung der Statistit, und die Forderung nach weiteren Sozialattachés. Sozialattachés hält der Minister besonders in den Ländern für notwendig, die bei der Ratifizierung des Londoner Abkommens eine ausfálaggebende Rolle spielen. Gegen die Stimmungsmache gegen das Arbeitsministerium habe er sich immer gewehrt. Sie fei trogdem fortgesetzt worden. Hier fomme es allein nicht auf das Wissen, sondern auf das Bollen an. Er habe alles Verständnis für Sparmaßnahmen. Im Ar. beitsministerium jeien 48 Proz. der Beamten abge. baut worden. Troßdem habe sich der neue Ausschuß des Reichstags jofort wieder mit dem Reichsarbeitsministerium beschäftigt. Er sei begierig, wo weitere Ausschüsse, die zur Durchführung von Spar­maßnahmen eingesetzt würden, beginnen werden. Das Bestreben, zu sparen fei gut und richtig; aber man müffe jegt aufhören,

fagenhaft reicher Fürst von 75 Lebensjahren und bietet ihr seine Hand an.

Es ist erstaunlich, wie gut die Verfasser es verstanden haben, Ein Bollsstück mit fejcher Romantif. aus den erfolgreichsten Schmarren der Weltliteratur ein neues Stüd Die Theaterdirektoren haben es nun satt. Mit der Literatur zufammenzustellen. Ein Stück Kolportage", und, verflucht noch mal, Männerftolz vor Fürstenthronen und eine Lehre nimmt der lodt man feine Rage ins Theater. Die Revue kostet zuviel, und die Zuschauer auch mit: es tommt nicht auf die Geburt an, sondern auf Klaffifer sind ein zweifelhaftes Geschäft. Kurzerhand entschließt sich ben inneren Menschen. Und ein Erfolg war es und wird es bleiben Herr Barnowski, endlich mal- Kunst hin, Kunst her was für die und, fein Zweifel, ein Film wird daraus gemacht werden. Das Rasse zu unternehmen und bringt im Komödienhaus einen diden Reißer heraus, einen mit Tempo und Humor und mit lauter Bomben- Bublikum war glücklich, und zwar mit Recht, über die famose flotte Titel zieht, nennen ihn die Verfasser Rudolf Bernauer   und spielte eine Art verjüngte Räthe Dorsch mit allen Zeichen der An­rollen, und fürs Gemüt ist auch was dabei. Und damit schon der Regie Rudolf Bernauers und die prächtige Darstellung. Erika v. Thellmanns Tilly hieß der Erfolg des Abends. Sie Desterreicher Der Garten Eden, vier Rapitel mut, der Schelmerei und groß angelegter Wirkung auf die Tränen­aus dem Leben eines unanständigen Mädchens. drüsen. Georg Alexander   war ein entzüdender Privatdozent Das Mädchen ist gar nicht so unanständig, es ist ein Kind aus dem Brike, unter einer flattrigen Bluje schlägt ein stolzes Herz. Charakterlosigkeit der Rolle, sympathischem Wesen. Karl Ett Ihr Geld verdient sie als Tingeliangelsängerin, zunächst. Im Berlinger, ein famofer, unbedentlicher Bolizeikommissar, Heinrich lauf dieser künstlerischen Tätigkeit schlägt jie einem zudringlichen Schrot, ein ebenso bedentenloser Lebemann, und 31ta Grü. Generaldirektor eine Setiflasche an den Kopf. Dies ist beileibe fein ning, die Baronin und Kehrfrau, allerdings mit einigen Ueber. Nebenumiftand, sondern, wie der Zuschauer gleich im Beginn des treibungen, sowohl als Kehrfrau wie als Oberstengattin. Der Bei dritten Kapitels merft, der Angelpunft, um den sich die ganze fall mar stürmisch. Sache dreht. Tilly zerschlägt nämlich nicht nur die Sektflasche, sondern auch ihr Glüd. Das wiederum merft man erst ganz am Schluß des letzten Kapitels. Se dramatisch gesteigert ist das Stück

aufgebaut.

Ernst Degner.

Ein gaunerndes Kirchenlicht. Bor mehr als einem Jahre er­regte die in Kopenhagen   erfolgte Berhaftung des Metho. distenbischofs für Standinavien, Bast, weit über die In dem Lingeltangel ist auch eine Reinemachefrau angestellt, Grenzen der standinavischen Länder hinaus großes Aufsehen. Baft eine Schlampe äußerlich, aber von vornehmer Herkunft. Obersten wurde beschuldigt, Gelder aus Sammlungen für wohltätige 3wede frau ist fie eigentlich und Baronin dazu. Die Bitwenpension legt sie für sich und seine Familie und Freunde verwandt zu haben. Nach Heller auf Bjennig zurüd, und wenn fie ihre drei Wochen Urlaub ausgiebigen Berhören und einer eingehenden Prüfung der Bücher bekommt, dann geht's per Luruszug an die Riviera, dann ist sie, und Akten der betreffenden methodistischen Organisationen hat die mie früher, die Dame von Belt, Frau Oberst und Baronin. So ist dänische Antlagebehörde nunmehr das Strafverfahren gegen den das Leben. Diesmal nimmt die Gute die aus dem Tingeltangel Bischof eingeleitet. Bast wird des Betruges in neun Fällen bezich hinausgeworfene Tilly mit, und nun fommt alles so, wie man es tigt, begangen durch Fälschung der Abrechnungen über aus dem auch im Stüd erwähnten Roman der Courts Mahler weiß. die verschiedenen Sammlungen, die er den Revisoren und der Def. An der Riviera, in einem vornehmen Hotel, lernt Tilly, die angeb fentlichkeit vorgelegt hat. Durch diese falsche Rechnungslegung soll liche Baroneß, ein Privatdozent v. Bernice( ,, Don" unterstrichen) er fich ein betrügerisches Einkommen von insgesamt 635 000 Stronen kennen und lieben. Ein riesig netter und furchtbar reicher Junge. erworben haben. Den größten Ueberschuß erzielte Bast durch Er will sie vom Fled meg heiraten, und nach lleberwindung einiger die Sammlungen der methodistischen Zentralfommiffion. Unter an hochanständiger Bedenken von seiten Tillys milligt sie auch ein. derem hat er in der Zeit von 1913 bis 1923 nach seinen Angaben Aber am Hochzeitstage, an dem auch der Kultusminister, und zwar 713 000 Stronen in Form von Weihnachtsgaben, Unterstüßungen ufm. als Brautführer, teilzunehmen zugesagt hat, erscheint der eingangs an die Armen abgeführt. In Wirklichkeit haben die Armen jedoch erwähnte Generaldirektor als Gast und Freund des Bräutigams, nur 372 000 Stronen erhalten, während Bast den übrigen Betrag der Generaldirektor mit der zerschlagenen Geftilasche nämlich. Und für Repräsentationszwecke, Administrationsunkosten usw. einbehielt. als Tilly ihrem Bräutigam ihre wahre Herkunft enthüllt, da kriecht Den zweitgrößten unredlichen Gewinn soll er sich mit seinem Do der Privatbozent aus Angst um seine Karriere in sich zusammen, ralblättchen Beuchtturm", bas der Bekämpfung Tilly appelliert an seine Liebe, aber endlich erfaßt sie der Efel vor des Altohols biente, verschafft haben. Er vertrieb dieses seiner Baschlappigkeit, fie reißt den ganzen geschenkten Blunder Blatt an eine Reihe von Organisationen, die es in dem Glauben ab­vom Leibe und wirft ihn der Gesellschaft vor die Füße, steht in nahmen, daß es feinen Ueberschuß bringe bzw. der Ueberschuß wohl Unterhöschen da, und in diesem Moment tommt der Minister. tätigen Einrichtungen zugute fomme. Die Nachprüfung der Bücher Damit endet das dritte Kapitel. Jm vierten haben die Verfasser hat aber ergeben, daß Bast rund 182 000 kronen an dem Blatt ver. einen hübschen und originellen Einfall gehabt. Während Baronin- dient hat. Weiter führt die Anflageschrift größere und fleinere Be­Mama und Baroneffe nicht wissen, wovon sie am nächsten Tage träge auf, die für Kinderheime, für verschämte Arme" und ähn leben sollen, hagelt es wegen der Sensation, die das forsche Berliche Zwede eingesammelt, aber von Baft ohne Buchung den be­halten Tillys bei der vornehmen Hochzeit erregt hat, Anträge für treffenden Fonds entnommen wurden. In Deutschland   dürfte es Rabaretts, für aftuelle Beitungsreferate, ja es tommt fogar ein besonders peinliches Aufsehen erregen, daß Baft auch aus einer

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in allgemeinen Tönen davon zu reben, man werde tontrete Angaben fordern müssen, wo gespart werden fönne. Dann würde sich bald herausstellen, ob es fich bloß um Sparsinn oder aber auch um reattionäre Tendenzen handle. Er spreche nicht von irgendwelchen Behörden, denn mit den Sparmaßnahmen beschäftigen fich ja auch andere Leute; aber er müsse sagen, daß er Sparmaß­gegenüberstehe. nahmen, die im Hotel Adlon   ihren Anfang nehmen, sehr skeptisch

Herr Pompecki verbietet..

Ein Universitätsrektor gegen die Reichspolitik. In diesen Tagen fand in Berlin   eine Erefutinfomiteefizung der Internationalen Akademischen Vereinigung für Völkerbundsarbeit statt. Aus diesem Anlaß war neben einem Empfang bei dem Reichsjustizminister Dr. Marg und bei dem Borsitzenden der Liga für Völkerbund, Graf Bernstorff, die Teilnahme der Egefutiofomiteemitglieder an einer Veranstaltung in der Ber liner Universität vorgesehen. Graf Bernstorff hatte es über­referieren. Von der Studentenschaft war den ausländiſchen Stu­nommen, dort vor der Studentenschaft über Völkerbundsfragen zu dentenvertretern eine Einladung zu dieser Veranstaltung zugegangen. Der Rektor der Universität, Prof. Pompei, hielt es für gut, entgegen dieser Einladung den betreffenden Herren die Teilnahme an dieser studentischen Veranstaltung zu ver. weigern unter dem eigenartigen Vorwande, daß nur Inhaber ron Studentenkarten an solchen Vortragsabenden zugelassen seien. Trot Intervention des Auswärtigen Amtes haben die am Abend sich dort einfindenden Herren erfahren müssen, daß ihnen eine Teilnahme an dem Vortrage nicht gestattet sei. Der Reftor soll, als ihm sogar von rechtsstehender studentischer Seite wegen seines Verhaltens Vorstellungen gemacht wurden, erklärt haben, er betrachte ein Vorgehen deutscher   Studenten zugunsten der Ausländer als einen Vorstoß gegen die deutsche Wissen­fchaft! Eine Aufklärung des höchst eigenartigen Sachverhaltes wäre dringend erwünscht, zumal der stramm deutschnationale Herr Reftor bereits darauf aufmertjam gemacht werden mußte, daß in der Bergebung von Räumlichkeiten und der Zulassung von Gästen Don feiner Seite ein höchst seltsames und menig gleichmäßiges Berfahren gegenüber Angehörigen der Linksparteien und der Rechts­parteien an den Tag gelegt werde. Es scheint uns auch Pflicht des Kultusministers zu sein, der häufig sein Interesse für internationale Bestrebungen geäußert hat, hier einmal energisch durchzugreifen, um wenigstens zu verhindern, daß in Zukunft durch so töricyte Bontottmaßnahmen die sich mühsam wieder anbahnenden fulturellen Verbindungen in tablicher Weise gestört werden.

Die Branntweinmonopolverwaltung.

Der Arbeitsplan des Untersuchungsausschusses. Der Reichstagsuntersuchungsausschuß für die Branntweins monopolverwaltung ftimmte heute der Gliederung des un fangreichen Stoffes auf vier Referate zu. Die einzelnen Referate wurden auf folgende Berichterstatter verteilt: 1. Organisation der Reichsmonopclverwaltung", Abg. Diez( 3); 2. Tätigkeit des Moncpolbeirats", Abg. Eggerstedt( S03); 3. Geschäftsführung, Breisgebarung usw.", Abg. Kulentampff( D. Bp.); 4" Sprit Schmuggel  ", Abg. schiebungen und Schwarzbrennereien jomie Der Ausschuß vertagte sich dann auf Frei. Dr. Breyer( Dnat.). tag, den 19. Februar.

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Sozialistische Locarno- Jnitiative. Der Bollzugsausschuß der sozialistischen   Bartei Franfreichs hat die parlamentarische Frattion ersucht, in der Rammer zu internenieren, um eine rafahe Ratifizie Das Deuvre" rung der Abfommen von Locarno   zu erreichen. bringt einen Artikel, in dem es die gleiche Forderung stellt, mit dem Hinweis darauf, daß Franfreich das einzige Land sei, das die Abkommen noch nicht ratifiziert habe.

Frauenwahlrecht in Frankreich. Die sozialistijdje Kammer frattion hat einen Antrag eingebracht, der für die Frauen aktives und passives Wahlrecht bei den Gemeinde- und Bezirkswahlen sowie den Barlamentswahlen fordert. Diefer Antrag foll bei der bevor. ftehenden Beratung der Bahlreform erörtert werden.

Sammlung amerikanischer Methodisten für notleidende Kin. der in Mitteleuropa   und von einer Summe, die ihm ein dänischer Pfarrer für Wiener   Kinder übergeben hatte, einen Teil für sich verbraucht hat. Die Berhandlung gegen Bast soll Anfang März vor dem Schwurgericht in Kopenhagen   stattfinden.

Papieren eines französischen   Brovinzverlegers fand man fürzlich

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Zolas unbekanntes Vorwort zu Germinal  ". Unter alten einen Brief Zolás, der bestimmt war, seinem Roman Germinal" als Borrede zu dienen. Aus verschiedenen Gründen ist dieser Brief bis. her unbekannt geblieben. Man wird ihn nicht ohne Bewegung fefen; seinen besonderen literarischen Wert erhält er aber dadurch, daß er das einzige Borwort darstellt, daß Zola   selbst geschrieben hat. Er ist vom Dezember 1885 datiert und hat folgenden Wortlaut: die Bolksausgabe des Germinal  " zu schreiben, mit deren Heraus Sehr geehrter Herr! Sie bitten mich, Ihnen ein Vorwort für gabe Sie beschäftigt find, und die dem Zweck dienen soll, in den Arbeiterfreifen der Provinz verbreitet zu werden. Ich kann es Ihnen nachfühlen, daß Sie angesichts des bösen Rufs, den die Benfur über mein Wert verbreitet hat, gewisse Bedenken nicht unterbrüden tönnen, und daß Sie Wert darauf legen, von mir darüber beruhigt zu werden, daß es nicht in meiner Absicht lag, durch das Buch die Gemüter zu erregen und zur Errichtung von Barritaden aufzureizen. Aus diesem Grund will ich Ihren Wunsch gern erfüllen. Ich kann nur wiederholen, was ich schon immer er flärt habe: Germinal   ist ein Wert des Mitleids und nicht ein Werk der Revolution. Ich wollte den Glücklichen dieser Welt, die an der Spize unseres sozialen Lebens stehen, zurufen:" Seid aufmertjam, wendet Euren Blick in das Innere der Erde und schaut auf die lln­glücklichen, die hier arbeiten und dulden. Vielleicht ist es noch Seit, eine Katastrophe zu verhüten; aber die Zeit fordert Gerechtigkeit, menn anders sich die Erbe nicht öffnen und die Nationen nicht in eine der furchtbarsten Ratastrophen der Weltgeschichte hineingezogen werden sollen. Ich bin in die Hölle der Arbeit hinabgestiegen, und ich habe nichts verborgen und nichts beschönigt, weber die soziale Entartung noch die Schamlosigkeit, die dem Elend entstammt; furg ich habe Euch ein Bilb gemalt, tas an Bollständigkeit nichts zu wünschen übrig läßt, und ich bin dabei auch vor den Scheußlich feiten nicht zurückgewichen, um Euch durch die Schilderung der Gewiß, für junge Mädchen habe ich nicht geschrieben, aber in den jammervollen Lebenseristenz der Barias zum Mitleid zu bringen. Familien sollte man mich lefen, und lesen sollten mich vor allem alle, die arbeiten. Wenn ich sie zum Mitleid und zur Gerechtigkeit ge bracht habe, so ist der Zweck, den ich im Auge hatte, erfüllt. Benn hereinbricht, so wird mir das ein Zeichen sein, daß man mich nicht fich morgen aber der Boden öffnet und das angekündigte Unglück gehört hat."

3m Kaiser Friedrich- Museum hält Dr. B. Daun, Dezernent für Kunst im Bolizeipräsidium, am Sonntag, den 7. vorm. 1.10 Uhr über Rembrandt  und seine Schule Vortrag.

Die Junge Bähne hat die Aufführung von Bertolt Brechts.Ba a l bom Sonntag, ben 7., auf Sonntag, den 14., mittags 11, Uhr, verlegt

( Ortsgruppe Berlin  ) einberufene öffentliche Bersammlung findet erit Don Not der Schriftsteller. Die vom Schuhverband deutscher   Schriftsteller nerstag, 11 Februar, 8 Uhr, im Sigungsfaal des Herrenhauses, Belpaiger Straße 8, Batt