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3. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Ur. 156.

und seine

Sonntag, den 7. Juli 1895.

Der Freitag als Lohnzahlungstag Bedeutung für die Sonntagsruhe. Nachmittag auszuzahlen.

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12. Jahrg.

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wenn auch nur zum theil mit Glück an ihrer Durchführung ge- der Lohnzahlung besteht, ist kaum denkbar, was soll dann erst arbeitet haben. So wurde auf Antrag des Gewerbegerichts- Aus- nach jenem Vorschlage eintreten? Ob es dann überhaupt schusses in Hanau von seiten des Stadtraths beschlossen: den Lohn noch ein Zurechtfinden geben würde? Schon drängt an die städtischen Arbeiter wöchentlich und zwar am Freitag fich uns tagtäglich die Beobachtung auf, daß die Unternehmer diesem Gedanken folgen und den Lohn­Der Stadtrath ließ es hierbei aber nicht bewenden, sondern zahlungstag leider vielfach selbst wählen, freilich so, daß Raum war das bischen Sonntagsruhe zur Einführung richtete sich mit einem Zirkular auch an die Unternehmer der die Arbeiter vergeblich auf das Herannahen desselben warten gelangt, wodurch auch der Arbeiter einmal in der Woche Stadt, sie ersuchend, seinem Vorgehen zu folgen. Gleichzeitig und um ihren sauren Verdienst geprellt werden. Neben diesen das Recht erlangte, seine abgearbeiteten Knochen ausruhen wies er darauf hin, daß nach§ 119a Absatz 2 3iffer 1 dehnt sich bei anderen Unternehmern die Lohnzahlung über die git fönnen, als sich auch schon eine ganze Anzahl der G.-D. die Gemeinde das Recht habe, durch Ortsstatut ganze Woche aus und ist es schier als ein Wunder zu betrachten, Unternehmer und Geschäftsleute bemerkbar machten, welche festzusehen, daß Lohn- und Abschlagszahlungen in festen Fristen daß diese Herren dieselbe an ihre Arbeiter noch für nothwendig sich dagegen wendeten und die Behauptung aufstellten: erfolgen, welche nicht länger als ein Monat und nicht fürger halten. Die Sonntagsruhe sei an dem allgemeinen geschäft als eine Woche sein dürfen. Von 89 Antworten, die Von derselben Qualität wie der vorangehende, war auch ein lichen Niedergang mit schuld." Ihr Verlangen, dem an den Stadtrath gelangten, ergaben, daß Lohn anderer Einwand, der dahin ging daß bei früherer fie in Flugblättern und Versammlungen Ausdruck gaben und auszahlung am Freitag schon bei 6 Firmen be 2ohnzahlung an den folgenden Tagen nicht dabei von einem Theil der bürgerlichen Presse träftig unterstützt ſtand. Eingeführt wurde dieselbe infolge der Anregung bei gearbeitet würde."- Mit recht machten die Arbeiter. wurden, gipfelte zum mindesten in einer Durchlöcherung der kaum 57 Firmen; die übrigen verhielten sich ablehnend. vertreter darauf aufmerksam, daß diese Befürchtung nicht zutreffen geschaffenen an und für sich schon unzulänglichen Vorschriften. Man sieht, daß hier immerhin ein Erfolg erzielt wurde, könne, da die Erfahrung das Gegentheil beweise. In einer Neuerdings sind denn auch regierungsseitig Erhebungen ein- wenngleich auch sich nicht alle Unternehmer zu dieser Aenderung ganzen Anzahl von staatlichen und Privatbetrieben in Berlin geleitet worden, um Aufschluß über den Umfang einer verstanden; ja, ein großer Theil derfelben es nicht einmal der und Umgegend, abgesehen von den schon vorher erwähnten Schädigung und die Berechtigung dieser Klagen zu erhalten, Mühe werth hielt, auf das erhaltene Zirkular zu antworten, Beispielen aus anderen Städten, ist die Lohnzahlung und es ist kaum anzunehmen, daß eine Abhilfe in der geschweige denn seine Gegengründe anzuführen. auf einen anderen Tag als den Sonnabend festgesetzt. Weise wie sie erforderlich ist, erfolgt; sondern man 3u einem ähnlichen Vorgehen wurde auch der Magistrat in den föniglichen Werkstätten, in der Gewehrfabrik von tann zehn gegen eins wetten, daß die Durchbrechung von Mainz durch ein Gutachten des dortigen Gewerbegerichts Ludwig Löwe u. Co., Siemens u. Halste u. f. w. Nirgends der Sonntagsruhe auf die eine oder die andere Art bestimmt. Dasselbe sprach sich ebenfalls auf grund macht sich aber ein solcher Uebelstand bemerkbar, und wissen sich stattfindet. Spricht man doch schon davon, daß die Sache jeden des§ 119a der Gewerbe- Ordnung für den Erlaß eines Orts- die betreffenden Betriebe eventuell durch Strafen von ziemlicher falls nach der Richtung ihre Lösung erfährt, daß die Geschäfte statuts und zwar dahingehend aus, daß die Lohn- und Abschlags- Höhe( 2 bis 3 Mart) sehr wohl gegen Arbeitsversäumniß zu Sonntags geöffnet bleiben können, wenn der Verkauf durch den zahlungen an die gewerblichen Arbeiter in den Betrieben der schützen. Geschäftsinhaber oder seine Angehörigen besorgt wird. Während die maßgebenden Faktoren vor lauter Versuchen und Probiren nicht zum Rechten gelangen, werden die Arbeiter wie immer erst selbst auftreten, ihre Stimme erheben müssen und auf dasjenige hinzuweisen haben, worauf es bei dieser allge meinen Kalamität allein ankommt. Ihrer Initiative erst wird es vorbehalten sein, daß herbeigeführt wird, was nothwendig erscheint.

Die Verlegung der Lohnzahlung vom Sonnabend auf den Freitag ist eine Nothwendigkeit. Hier machen sich aber die Miß­stände, welche sich an den bisher üblichen Entlohnungstag knüpfen, ganz besonders fühlbar. Schon im Jahre 1892*) machte der Aufsichtsbeamte des sächsischen Voigtlandes auf die Verschieden­artigkeit der Lohnzahlungstermine aufmerksam, die seiner Meinung nach eine Regelung dringend erheischte. Er theilte bei dieser Gelegenheit die Resultate einer Erhebung aus dem Inspektions­bezirk Annaberg mit. Danach hatten von 335 Betrieben mit 6046 Abeitern als Lohntag

1 Betrieb den Montag;

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So

Stadt und Gemarkung Mainz allwöchentlich stattzu- Ebenso hinfällig erscheint ein anderer Einwand der finden haben. Gleichzeitig fügte es den Wunsch bei, daß Mittel- und Handwerkerstand würde durch die fünftig die Lohnzahlung regelmäßig am Donnerstag, statt am frühere Beschaffung des Geldes für die Frei­Sonnabend erfolge; ebenso, daß bei Affordarbeiten die Leistung tags Auszahlung geschädigt werden, indem von Abschlagszahlungen in angemessener Weise geregelt werden das Geld sich durch eine solche Einrichtung möge. Von seiten der Arbeiter und Arbeitgeber wurde eine der vertheuert." artige Aenderung einstimmig als erstrebenswerth Wenn man nicht annehmen will, daß sich das Unternehmer­anerkannt. thum überhaupt durch jede Lohnzahlung geschädigt fühlt, Eeitdem besteht in Mainz zum großen Theil, bei der so liegt thatsächlich nichts Beweisträftiges für diesen städtischen Verwaltung ausschließlich, die Lohnzahlung am Einwand vor. In dem Augenblick, wo Die Freitags Donnerstag. Maßgebend für die Einführung dieser Aenderung Lohnzahlung zur Durchführung gelangt, kann von einer selbst im Lohnzahlungswesen waren dieselben Gründe wie in Hanau . minimalen Geldvertheuerung, wie sie allenfalls für den Hand­Mainz und Hanau sind aber durchaus nicht die einzigen werfer in betracht kommen könnte, nicht die Rede sein. Orte an denen man das bisherige System fallen ließ. Auch Einen recht eigenthümlichen Ausweg aus dem Gedränge, in an anderen Stellen machte sich die Nothwendigkeit eines solchen welches sie gebracht wurden, hatten die Vertreter der Gastwirthe Vorgehens bemerkbar. So wurde in Weißenfels der Mittwoch, und Barbierherren gefunden. Sie gestanden zu, daß vielfach in Chemnitz der Freitag als die geeignetsten Tage für die Lohn- unerquickliche Zustände vorhanden sind und diesen ein Ende ge­zahlung angesehen und gewählt. Zu bemerken ist hierbei nur, macht werden müsse. Dazu genüge aber das spätere daß wie gewöhnlich so auch hier das Kapital diese Konzession Offenhalten der Markthallen und eine Aenderung nur machte, um auf andere Weise und zwar durch Einführung der Sonntagsruhe. Nebenbei stellte man noch die ganz neben der 14 tägigen Lohnperioden einen Vortheil zu erzielen. sächliche Behauptung auf, daß etwaige Unbequemlichkeiten bei Ueber diese Verbindung der Freitagsentlöhnung mit einer der Sonnabendauszahlung nur in den größeren Städten zu tage 14tägigen Lohnperiode find die Arbeiter gerade nicht besonders treten. Go verkehrt wie die letztere Ansicht, sind auch die an erbaut und ihr Wunsch geht dahin, daß hierin eine Acnderung deren Behauptungen. Man merkt daraus nur zu sehr die stattfände. Absicht dieser Jnnungsfreunde, die verhaßte Sonntagsruhe zit einen unbestimmen Zag Neuerdings ist diese Frage auch in Berlin aufgetaucht diskreditiren und vielleicht deren Beseitigung zu erreichen. Das Inhaber dieser Betriebe hatte schon und auch hier wurde dieselte von dem Gewerbegericht Wohl der Arbeiter kommt bei diesen Herren nicht in betracht. damals, anläßlich dieser Erhebung, auf Befragen ihrer angeregt und bisher in zwei Sigungen( 27. Januar und 18. Juni) Mögen sich diese Sonntags und Wochentags abschinden. Was Meinung dahin Ausdruck gegeben, daß nach Einführung behandelt. Ein Antrag der 32 Arbeiterbeisiger: Den Reichs- thuts?- Sie, die Arbeitgeber, haben den Vortheil davon. der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe im Interesse der fanzler zu ersuchen, eine allgemeine Erhebung über die ver- Die Arbeitervertreter ließen es dann diesen Einwänden Arbeiter die Forderung einer obligatorischen Verschiedenen Lohnzahlungstage anzustellen wurde einstimmig an- gegenüber nicht an der gebührenden Erwiderung fehlen und er­legung der Lohnzahlung vom Sonnabend auf einen anderen genommen. reichten auch, daß von jener Seite flein beigegeben wurde. Die Tag zu erheben sei. Theilweise gab man die Nothwendigkeit einer Verlegung der Folge war die einstimmige Annahme des vorerwähnten Au­Lohnzahlung auf einen anderen Tag als den Sonnabend zu, trages. hielt es aber für praktisch, den Unternehmer die Wir stehen in dieser und mancher anderen Beziehung seit Freiheit zu gestatten, selbst ben ihm geeignet langem hinter anderen Ländern zurück. Als vor zwei Jahren erscheinenden Tag auszusuchen." in Berlin der internationale Bergarbeiter- Kongreß tagte, fonnten

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Dienstag;

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Mittwoch;

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Donnerstag;

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276

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gewählt. Die Mehrzahl der

Freitag;

Sonnabend; Sonntag;

Man muß es den Gewerbegerichts- Ausschüssen verschiedener Städte dank wissen, daß sie die Lösung dieser Frage angeregt und *) Die angeführten Zahlen sind dem Sozialpolitischen Zentralblatt" entnommen.

Die Kehrseite der Medaille.

Auf den Rausch folgt doch stets der Kater. Das ist eine uralte und immer wahre Regel, die zu den heilsamsten Einrich­tungen gehört, welche Mutter Natur geschaffen hat.

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Eine größere Berfahrenheit, wie sie selbst auf dem Gebiete fich die englischen Delegirten gar nicht genug darüber vers dem fie aufgebracht worden sind. Wenn mit diesen Geldern in auch hier wieder ein Festmahl, das noch theurer war als das solch sinnloser Weise gewirthschaftet wird, so ist das nicht mehr hamburgische und für das mit riesigem Rostenaufwand eine be sonderbar oder dumm oder unvernünftig, sondern es entspricht das einer Handlungsweise, die man im privaten Leben kaum noch als erlaubt wird bezeichnen können und wollen.

Die Feier der Eröffnung des Nordostsee- Kanals war ein Und wie ist mit dem öffentlichen Gelde gewirthschaftet solcher Rausch. Das gesammte Bürgerthum, an seiner Spitze worden! Folgen wir den Thatsachen. Wir kommen zuerst nach die bürgerliche Presse aller Schattirungen, war in den ver- Hamburg . Hier ist aus öffentlichen Mitteln, über deren Ver­gangenen Festestagen wie von einem Taumel ergriffen. Sinnwendung nach der trefflichen Verfassung dieses freien" Staates und gedankenlos betheiligten sich die Bourgeois mit wahrer nicht das Volt, sondern ein Häuflein Privilegirter entscheidet, ein Inbrunst an den Feierlichkeiten und dem geradezu wahn finnigen Luxus, der bei denselben entfaltet wurde, nach ihren besten Kräften, und wenn ihre materielle Lage ihnen weiter nichts gestattete, fo ließen fie es sich wenigstens nicht nehmen, unter Opferung des Arbeitstages in Sonntagskleidern auf den Straßen umherzuflaniren und den Luxus zu bewundern und zu bestaunen, den andere entfalteten. Zu Taufenden drängten sie sich in den Straßen der Festpläge und gaben dadurch dem Bilde die Staffage, die bei solchen Ge­legenheiten das wichtigste ist, da man sich auf sie stützt, um von einem Volksfest" reden zu können. Und alle die, denen es nicht vergönnt" war, all das selbst zu sehen und zu hören, ver­Schlangen gierig die Festberichte der fast übergeschnappten bürger­lichen Presse und empfanden nur das eine Bedauern, nicht dabei sein zu fönnen.

Jezt hat sich die Szenerie etwas geändert, der Rausch ist verflogen, der Kater ist da, und mit ihm scheint eine kritische Stimmung in die Köpfe eingezogen zu sein. Wir finden in den legten Tagen in Blättern der verschiedensten Parteirichtungen mißbilligende Auslassungen über die Verschwendung und den Lurus, die bei der Kanalfeier geherrscht haben, und hie und da, wo der Muth in der Brust seine Spanntraft übte, findet man fogar Andeutungen darüber, daß die Niesensummen, die in diesen Tagen geradezu zum Fenster hinausgeworfen worden sind, eigentlich doch bessere Verwendung hätten finden können.

sondere Festhalle in Gestalt eines ungeheueren Schiffes gebaut wurde, das nun nach Erfüllung seines Eintagszweckes über­flüssiger Plunder geworden ist.

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Wie allen unseren Lesern aus den Reichstags- Verhandlungen bekannt ist, hat das Reich für die Feierlichkeiten 1 700 000. ausgeworfen, einen Posten, den leider unsere Abgeordneten allein prinzipiell bekämpften. 600 000 m. sollten hiervon entfallen auf die Kosten der Repräsentation gegenüber den fremden Kriegs­Werk geschaffen worden, von dem man schwer sagen kann, ob schiffen, der Rest auf die Kosten des Festplatzes, der Festhalle, es tindischer in der Idee oder lächerlicher in der Ausführung des Festmahles in Holtenau , der Fahrt und Verpflegung der war, das aber die schöne Summe von 700 000 m. gekostet hat. Reichsgäste" auf den Schiffen 2c. Es ist das die künstliche Alsterinsel, die auf 700 Pfählen erbaut Diese Reichsgäste bilden ein besonders interessantes Rapitel. worden ist und die sich zwar abends bei elektrischer Beleuchtung zu ihnen gehörten die Fürstlichkeiten, die Beamten, die Mitglieder ganz nett ausnimmt, bei Tage aber Wochen hindurch das herr der Parlamente und man staune die Vertreter der Presse, liche Alfterbassin in der empörendsten Weise verunzirt hat. Und diese allerdings erst nach sorgfältiger Auswahl. Wie ist von all' welchen Zweck hatte diese fostspielige Insel? Um den hohen diesen Leuten auf Kosten der Steuerzahler, zu denen gerade im und höchsten Herrschaften nach dem opulenten Diener im Nath- Reich, wegen seiner indirekten Steuern auch die Aermsten der hause den Kaffee reichen zu können! Um eine zwei Stunden Armen gehören, geschwelgt worden! Die leiblichen Genüsse aus­währende Kaffeegesellschaft zu empfangen, errichtet Hamburg für erlesenster Art standen ihnen im Ueberfluß zur Verfügung, und 700 000 M. ein Bauwert, das weiter feinen, aber auch gar fie thaten ihr Bestes, um das gehörig auszunuzen. Auf dem feinen Zweck hat, das ästethische Gefühl jedes Vorübergehenden Presseschiff begannen die loyalen Herren bereits früh morgens peinlich berührt und nach Erfüllung jenes Zweckes unter Auf- mit dem Eeft und blieben meist beim Seft bis zum Abend. Es wand von neuen Mitteln wieder abgetragen wird und spurlos war auch zu leicht gemacht. Beim Betreten des Schiffes hatte verschwindet. Hier kann man wirklich sagen, ohne bildlich zu man ein Kouponbuch mit 50 Blättern erhalten, und man hatte sprechen, daß die gesetzgebenden Körperschaften Hamburgs that- nur nöthig, auf einen Koupon die Nummer des Weines, fächlich 700 000 m. ins Wasser geworfen haben. Den unwür die Zahl der Flaschen und den Namen des Bestellers digen und beschämenden Byzantinismus, der sich in dieser That- zu schreiben, um fofort das gewünschte zu erhalten. sache tundgiebt, wollen wir hier übergehen, da er heute nicht Dabei wurde unglaublich leichtherzig verfahren. Wir haben zu unserem Thema gehört. selbst beobachtet, daß für eine Flasche Wein oft zwei Bons ge­

Als die hohen und höchsten Herrschaften auf der Alsterinsel geben wurden, einer bei der Bestellung und einer bei der Ab­zum Kaffee erschienen, tamen sie von dem Diner, das Hamburg lieferung. Ein großer Uebelstand, eine ganz überflüssige Ver­ihnen im Rathhause gegeben haite. Jedes Kouvert schwendung war es, daß es nur ganze Flaschen gab. Wenn man dieses Diners fostete 75 Mart, eine Summe, mit der auch nur ein Glas trinken wollte, mußte man sich eine Flasche Wir haben das vom ersten Augenblicke an gesagt, als es ein Arbeiter sich und feine Familie einen ganzen Monat bestellen. Natürlich blieb dann der Rest stehen und war bald noch Zeit war, die schlimmsten Ausschreitungen zu verhindern. lang durchhungern muß, falls er gerade Arbeit hat. Im andern verschwunden. Jezt kommen die schönen Redensarten zu spät, und überdies sind Falle steht es noch viel schlimmer. Und eine Stadt wie Ham- Und auf den anderen Schiffen wird das Bild wohl nicht wir fest überzeugt, daß sie bei der nächsten sich darbietenden Ge- burg, in der Taufende im größten Glend leben, wagt es, für viel anders gewesen sein. Von der Dienerschaft" einzelner legenheit schnell wieder vergessen oder, um die Harmonie nicht hunderte von Menschen ein solches Schlemmerdiner zu geben, Abgeordneten ist auch schon manches erbauliche bekannt geworden. zu stören, bei Seite gelegt werden. Nun, glücklicherweise sind ohne daß ihre berufenen Vertreter darob erröthen! Jedenfalls ist mit den Reichsgeledrn auf das verschwenderischste wir ja da und wir werden es niemals versäumen, bei welcher umgegangen worden, und es ist deshalb gar nicht so sehr ver­Gelegenheit es auch immer sei, solche Dinge in die richtige Be­wunderlich, wenn man hört, daß die ausgeworfene horrende Summe leuchtung zu rücken. von 1700 000 M. nicht ausgereicht haben soll. Nun, unsere Abgeord= neten werden es sich nicht entgehen lassen, bei Gelegenheit ihre Ansicht hierüber auszusprechen.

Wir haben die Einzelheiten unseren Lejern bereits mit getheilt. Aber dieses Kapitel der Feierlichkeit, das die Neber schrift Lurus und Verschwendung" trägt, ist so interessant, daß es noch einmal gestattet sei, die Thatsachen im Zusammenhang vorzuführen.

Wir haben im vorstehenden keineswegs ein Bild der bei der Kanalfeier entwickelten Verschwendung gegeben; dazu fehlt uns der Raum. Wir haben nur einzelne besonders markante Bunkte hervorheben können, aber aus diesen werden sich unsere Leser wohl selbst das ganze Bild ausmalen können. Es war ein durchaus unwürdiges Bild, aber ein Bild, durchaus würdig der herrschenden Gesellschaftsklassen.

Aber das ist bei diesem Diner nicht das schlimmste. Auch hier haben sich die Hamburger ein ähnliches Stücklein geleistet, wie mit ihrer Alsterinfel. Das Festmahl sollte durchaus im Rathhaus stattfinden, das neue Rathhaus war aber noch lange nicht fertig. Flugs richtete man für eine lumpige Viertel million die nöthigen Räume provisorisch her. Gerade 3 Stunden lang wurden die Räume benutzt; dann war der Zweck der Aus­staffirung erfüllt und es konnte alles wieder abgerissen werden. Am Abend des Tages, während der Fahrt des Kaisers von Hamburg nach Brunsbüttel, fand die Elbebeleuchtung statt. Man beschränkte sich nicht darauf, diese Veranstaltung den Privaten zu überlassen, da man wohl ahnen mochte, daß sie dann recht kläglich ausgefallen wäre. Auch bei dieser Gelegenheit wurden viele tausende Markscheine aus öffentlichen Geldern in die Luft gepufft und verbrannt, und die beiden Nachbarstädte Hamburg und Altona entwickelten in dieser nützlichen Verwendung ihrer von den Steuer­Ganz anders steht die Sache aber bei der Verwendung zahlern aufgebrachten Mittel einen rührenden Wetteifer. öffentlicher Gelder, sei es des Reichs, der Staaten oder der Gemeinden. Wir kommen nach Kiel . Hier werden in erster Linie Die Gelder dieser Körperschaften haben keineswegs den Charakter des Reichsgelder verschwendet, aber auch die Gemeinden thaten alles, durch Sozialdemokraten vertreten sind. Und diese Feierlichkeiten Privateigenthums, sondern sie gehören dem ganzen Bolte, von was in ihren Kräften stand. Besonders in die Augen fallend ist werden ihnen sicherlich keine Wähler abwendig gemacht haben.

Wir wollen von vornherein betonen, daß uns der Luxus und die Berschwendung der Privaten hier nichts angeht. Auch sie sind selbstverständlich durchaus verwerflich. Aber nach der heutigen tapitalistischen Auffassung, mit der wir nun einmal als gegebenem Faktor rechnen müssen, ist es doch immer ihr Geld, das sie an den Mann bringen, ihr Geld, mit dem sie bei der Unantastbarkeit des Eigenthums machen können, was sie wollen, und sei es auch das unsinnigste Zeug.

Das wirkliche Volt aber empfindet die Unwürdigkeit dieser Schlemmerei und Verschwendung sehr lebhaft und wird die Antwort darauf nicht schuldig bleiben. Daß diese Antwort in unserem Sinne ausfallen wird, dessen sind wir sicher. Dafür bürgt uns schon die erheiternde Thatsache, daß die beiden Schau­pläße der Feierlichkeiten, Hamburg und Riel, im Reichstage