Deutschnationalen ihn anerkannt, als sie im August 1924 die Hälfte ihrer Fraktion zur Reichstagsmehrheit abkommandier- ten, um feine Verwirklichung möglich zu machen. Das hindert sie nicht, jetzt in ihrer Presse dlezenigen als Verbrecher am deutschen Volke hinzustellen, die damals jenem Abkommen zustimmten. Der demagogische Versuch, den Dawes-Plan für die gegenwärtige Wirtschaftsnot verantwortlich zu nwchen, geht schon deshalb fehl, weil wir uns zurzeit noch in der vertragsmäbigen Uebergangszeit befinden und die Wirtschaft noch keine wesentlichen Lasten aus der Ausführung jenes Planes zu tragen hat. Man kann vielmehr umgekehrt fragen, wie katastrophal sich unsere Wirtschaft wohl entwickelt haben würde, wenn Deutschland dem willkürlichen Zugrift seiner Reparationsgläubiger noch so wehrlos ausgeliefert wäre wie vor dem Abkommen und wenn die Milliarden» kredite, die infolge dieses Abkommens eingeströmt sind, ausgeblieben wären! Jetzt hat sich infolge der Ausführung des Dawes-Plans ein erster Konflikt ergeben, der teils innerhalb der Reichs- bahngesellschaft, teils zwischen ihr und dem Reich auszutragen ist. Hier sind es aber nicht die krakeelenden Nationalisten, sondern die Sozialdemokratie und die Gewerkschaften, die da» bedrohte Recht der deutschen Arbeiter vertreten, wie sie es auch schon gegenüber der preußischen Staatsbahn zu Zeiten Äreitenbachs und gegenüber der deutschen Reichsbahn in ihrer früheren Form vertreten haben. Wird eines Tages die Notwendigkeit, den Dawes-Plan zu reformieren, dringend, dann wird sich Deutschland als Mitglied des Völkerbundes in einer viel besseren Lage be- finden, als wenn es Isoliert geblieben wäre und in irgend- einer phantastischen Abenteurerpolitik sein Heil gesucht hätte. » Indem Deutschland in den Völkerbund eintritt und damit den Verträgen von Locarno Wirksamkeit verleiht, erkennt es den Gedanken an. daß Europa eine Schick- falsgemeinschaft darstellt. Als solche ist es zuerst vom internationalen Sozialismus erkannt worden. Der Sozialismus bat zuerst begriffen, daß alle Völker Europas Glieder eines Ganzen sind, daß Frieden, st aatsbürger- liche Freiheit und sozialer Fortschritt ein Gesamtgut darstellen, das gemeinsam verwaltet und gefördert werden muß. Wenn sich jetzt Deutschland zu diesem Gedanken bekennt, so wird es feinem eigenen Besten um so mehr dienen, je aufrichtiger dieses Bekenntnis ist und je klarer es In seinem Geiste handelt. Deutschland kann nur noch leben als die demokratisch« Republik , deren Baumeister wir Sozialdemokraten gewesen sind. Europa kann nur noch leben, wenn es seine inneren Staatenbeziebungen im Geist der sozialistischen Internationale regelt. Das sind zwei Sätze, die durch die Erfahrung bestätigt werden. Wir möchten ihnen einen dritten hinzufügen:„Die Wirtscha't kann nur gesunden, das Recht des einzelnen auf Arbeit und Leben nur hergestellt werden, wenn der Sozia- l i s m u s auf feinem eigensten Gebiet, eben dem der Wirt- f ch a f t. den entscheidenden Sieg gewinnt." Hier sind wir noch nicht soweit. Aber ist es ein Wunder, daß hier noch um die letzte Klarheit genmgen werden muh in einer Welt, die durch Krieg und. Politische Unterdrückung so tief verwirrt und verdunkelt ist? Und geben uns die schon er- rungenen Erfolge nicht auch hier ein Recht auf Zuversicht? Für den, der zu kämpfen weiß, ist diese Zeit nicht klein! Der Soziale Ausschuß de« Relch»kaze» lilljrt« die Beratung be« NeickSknarvildaftSgeseyeS weiter fort. Der Ab- schnitt.Nra'ilenveislchming' wurde erledigt, stur Pensionlver- sicheiung wurde ein Antrag, der die erweiterte stulaslung der freien Aerztewahl auch für die<knapp'chasi«ver«ine wünsch« und die Bezablung der Aerzte nach einer Pauschale regeln will, Ii» zur Aenderung d« VieichSversicherung«ordnung zurückgestellt.
ivanüt begnadigt. Mit Rücksicht auf die öffentliche Meinung in— Belgien ! Durch einen Gnadenakt des Reichspräsi» Kenten ist dem wegen angeblichen Landesverrats und wegen„Hehlerei" vom Reichsgerichts zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilten Schriftsteller Heinrich Wandt der R e st der Strafe endlich erlassen worden. Wolffs Bureau begleitet die Mitteilung von diesem Enadenakt mit folgendem Kommentar von»zuständiger Seite": „Die wiederholte Nachprüfung de» Urteils hat zwar keinerlei Zweifel daran aufkommen lassen, daß Wandt mit Recht wegen Hehleret und Landesverrat» verurteilt worden ist. Ein« mißverständliche Wertung in den Urteilsgründen hat in- dessen zu einer bedauerlichen Beunruhigung der össent- lichenMetnung in Belgien geführt. Im Interesi« der poli- tischen Beziehungen zu Belgien erschien es erwünscht, dieser Beun- ruhigung durch einen Anadcnerweis den Boden zu entziehen, zumal auch seitens der belgsichen Regierung zur Förderung der gegen- seitigen Bcrständigung da» belgische Urteilgegen deutsch « Schutzpolizeibeamte in der Angelegenheit der Tötung de» belgischen Leutnants Grafs einer Nachprüfung durch eine unter neutralem Vorsitz paritätisch zusammengesetzte Stelle zugeführt worden Ist. Wandt hat. abgesehen von der aus die Strafe von neun Mo- naten in Anrechnung gebrachten Untersuchungshaft, über zwei Jahre der Strafe verbüßt." So erfreullch es ist, daß durch die Begnadigung endllch wenigstens die weitere Bollstreckung des ungeheuerllchen Urteils aufgehoben wurde, so muß der offiziöse Kommentar doch wieder den guten Eindruck um ein wesentliches herab- mindern. Die Aufrechterhaltimg des Urteils hat nicht nur in Belgien , sondern im weiteren Auslande, vor allem aber auch in Deutschland lebhafte Beunruhigung hervor- gerufen. Besonders, seit durch Beröffentlichung In ausländi» schen Blättern auch die deutsche Publizistik erfuhr, was eigent- lich in der Geheimsitzung des Reichsgerichts dem Angeklagten Wandt vorgeworfen wurde und mit welchen Mitteln die volle Aufklärung des Falles verhindert worden ist. Gerade die Ablehnung des Wiederaufnahmeverfahrens durch das Reichsgericht hat die Empörung über derartige „Rechtsprechung" aufs äußerste gesteigert. Wir hoffen, daß wenigstens jetzt, nachdem endlich die Freilassung des offensichtlich zu Unrecht verurteilten Wandt erfolgt, ist, die Bemühungen um die Wiederaufnahme des Verfahrens und um die Möglichkeit, feine Unschuld nachzu- weisen, nicht erfolglos bleiben. vle yetze gegen den Lanörat. Der GeschäftSordnungSauSschust hebt die Immunität deS Abgeordnete« Bülow ans. Gegen den früheren L a n d r a t de» Kreises Franzburg in Dorpammern, den Genossen Bülow, ist während seiner Amtszeit von der agrarischen Clique de» Kreise» ein Kesseltreiben ver- anstaltet worden, wie man e» tn diesem Umfange selbst In der nach- reoolulianären Zeit kaum anderswo gefunden hat. Mit Bestechung und Beeinflussung jeder Art suchte man Zeugen, gegen den unbequemen, sozialdemokratischen Landrat auszutreiben. und-«» gibt kaum eine Bestimmung de» Strafgesetzbuches, deren Verletzung man ihn nicht bezichtigt hätte. Nicht weniger als 18 Strafanzeigen sind gegen ihn eingereicht worden. Die Ermittlungen, die daraufhin angestellt wurden, blieben samtlich ergebnislas. Jetzt hat man neuerding» noch zwei weitere verbrechen entdeckt, die Bülow begangen haben soll. Einmal wird er der„Untreue" bezichtigt, zum anderen de»„N e r s i ch« r u n g o b« t r u g e »". Dl« „Untreue" soll darin bestehen, daß er als Vorsitzender der Kreisspar- koste einmal ein« Anweisung allein unterschrieben Hab«, während satzungsgemäß zwei Unterschriften erforderlich waren. Den Ler. sicherungsbetrug erblickt man darin, daß Bülow angeblich den Wert seiner versicherten Wohnungseinrichtung zu hoch angegeben Hab«
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1 und daß er diesen zu hoch bemessenen Betrag in Anspruch nahm. als ihm eines Tages die Wohnung ausbrannte. Dem Chauffeur des Landrats, dem seine Mabilien auch verbrannt waren, wurde ein Prozeß wegen Versicherungsbetruges gemacht und er soll dabei angegeben haben, daß„auch der Landrat zu hoch versichert"' hätte. Da Bülow inzwischen in den Reichstag eingetreten ist. so wurde jetzt die Aufhebung der Immunität oerlangt, um ihm den Prozeß machen zu können. Der Geschästsordnungsausschutz de» Reichstage» hat sich am Sonnabend mit den beiden Fällen beschäftigt. Trotzdem Bülow selbst den dringenden Wunsch aus» sprach, daß durch Aushebung der Immunität ihm Gelegenheit gegeben werde, nachzuweisen, daß die Beschuldigungen halt» los sind, lehnte die Mehrheit des Ausschusses die Aushebung der Immunität ab. soweit die angeblich«„Untreue" in Frage kommt. Dagegen beschloß«Ine andere Mehrheit im Falle des vermeint« lichen Lersicherungsbetruges dl« Immunität aufzuheben und dem gerichtlichen verfahren freien Lauf zu lassen. In diesem Falle waren die Vertreter der Mittelparteien der Meinung, daß es schon im Interesse de» Ansehens«Ines Abgeordneten notwendig sei, Ihm Gelegenheit zu geben, sich von den Vorwürfen zu reinigen. Man darf annehmen,, daß, wenn das Plenum des Reichstaaes dem Antrag« des Geschästsordnungsausschusses beitritt, in dem Ge- rtchtsverfahren gründlich die agrarisch. deutschnationale Verlogenheit festgestellt wird, die derartige Prozesse überbaupt möglich macht. Nach Bülow» glaubwürdigen Mitteilungen Ist die Höhe der Versicherungssumme gar nicht von Ihm festgesetzt worden, sondern auf Grund der Abschätzung durch zwei Bert-eter der Der- sicherungsgesellschaft. Bon einer strafbaren Ucberversicherung kann in solchem Falle überhaupt nicht die Rede sein. Der Prozeß ist augenscheinlich nur eingeleitet worden, um den sozialdemokratischen Land-at unmöglich zu machen. Der Geschäftsordnungsausschuß hatte sich In der gleichen Sitzung auch wieder mit dem FalleBruhnzu befassen. Brubn Ist wegen wiederholter Beleidigung eines Kaufmannes durch die Prell« anae- klagt. In einer früheren Sitzung hatte der Ausschuß beschlossen, die Immunität Bruhns aufzuheben, weil er die Beleidigungen in seiner „Wahrheit" immer wiederholt«. Das Plenum hatte aber die Anne- lepenheit der nochmaligen Prüfung an den Ausschuß zurückverwiesen und jetzt beschloß dieser taffächllch, die Genehmigung zur Strafoer- folgung zu oersagen. Brul?n darf also weiter schimpfen. Auch gegen den jetzigen Reichsinnenminister Dr. Külz log ein Antrag vor, ihn zur Strafoerfolgunq wegen Beleidimnq einer Baronin von Gersdorff freizugeben. Das hat der Ausschuß ober abgelehnt. Der 7uö' ist schuld. Alldeutsche Aengste. In der„Deutschen Z e I t u n g" bläst ein alldeulschcr Anti- semit in» Horn, weil sich die I u d e n sür die L e r e i n t g u n g m i t Oesterreich und für das Selbstbestimmung» recht der S ü d t i r o l e r einsetzen. Daß dahinter keine nationalen, sondern selbstsüchtige Beweggründe stecken, steht für den Artlkelschreiber der .Deutschen Zeltung" ohne weiteres fest. Es sei also zu befürchten. „daß unsere hohe, reine und heilige Sache durch die unsauberen Finger tatsächlich besudelt und herabgezogen wird". Aber noch schlimmer: „Die andere trübe Möglichkeit besteht darin, daß uns selbst die alldeutschen Bestrebungen verekelt werden ,. durch dje jüdischen Seltsnaeschäste, daß wir irr« werden an . unjercm'zLeg. well. auch Tudes Ihn elugeschlagen haben." „S.ch w e r.e Sorgen" nennt der Verfasser diese Perspeklivcn .und er kqnn seine Mannen nicht genug davor warnen, dM .jüdischen" Geist in der alldeutschen Bewegung Eingang zu yc- währen:..Lieber sogar eine demokratisch- Republik , wenn sie wirklich deutsch sein kann, als eine verjubele Monarchie!" Dies« Stoßseufzer verraten mehr als sie sollen. Sie sind ein Eingeständnis der inneren Schwäche. Sie fürchten sich verdrängt. Deshalb ihr Schrei:„Der Jud' ist schuld!" Und das macht Ihr Jlaska noch kläglicher._ Hinrichtung mexikanischer Revolutionäre. General I o f<f Rivero» un» zwei andere Offiziere wurden wegen rrvolu- tionärer Umtriebe tn San Anionio hingerichtet.
Glück.
Don Ludwig Barto. Sonntagabend stieg ich in den großen Straßenbahnwagen: sie saßen bereits dort: die Glücklichen. Der Fahrscheinmann verteilte die Fahrscheine, der Wagenlenter steuerte den Wagen: im Wagen brannte das Licht, große, gelbe, elektrische Helligkeit. In diesem Licht saßen die Menschen. Und olle diese Menschen wiesen in zwei Richtungen: zur Natur, aus der ihr Leben hervorgegangen war. und zur kapitalistischen Produktion, woher auch der elektrische Strom stammte: von diesem kam ihr Sklaventum. Aber die beiden, die glücklichen Menschen saßen da, al» gebe es außer ihnen nichts auf der Welt. Als wäre der Teil des Lichtfeldes, in dem sie saßen, eine Welt für sich. Die beiden waren da und wußten von nichts, was außer ihnen war... So groß und so ollinächtig konnte das Glück in ihnen sein... Das Mädchen saß in einem rosafarbenen Kleid. Bielmehr, saß sie nicht, sie schwebte. Getragen von einer unsichtbaren, seeichasten Kraft:— sie schwebte aus den Flügeln ihrer Gefühle. Brauchte sie die Holzbank? War nicht das Glück in ihr? Hätte dieses sie nicht ohne Straßenbahnwagen, ohne Bank und Boden sicher im Weltall gehalten? Wir auch Sonne und Sterne nicht fallen... Das rosafarbene Kleid war nicht für sie zugeschmtten: sie hatte es von der Frau, bei der sie diente, gekauft oder bekommen. Wieviel Sorgen- oder Nachtstunden hatte sie sich dafür schinden müssen? Aber hatte sie in diesem Augenblick noch eine Hernn, einen Herrn? Waren Dienst, Arbeit, Arbeitsverhältnis für diese Stunde nicht in jener Flamme verbrannt, die da heißt: Glück? Und diese» wunderbare Feuer strahlt aus ihr selbst, aus ihrem eigenen Körper! Vielleicht schwillt ihr Fuß in hartem Knoten gegen das Schuh. leder, vielleicht ist ihre große Zehe, wie die jener bedauernswerten Frauen, die schon in früher Jugend ihre Füße breittreten? Sind ihre Füße jetzt nicht Blumenstengel und singen jetzt nicht sogar die Knoten an ihren Füßen? Sie traf den Mann im Stadtpark und hat seitdem vergessen. daß ihre Wangen seit ihrem zehnten Lebensjahr pockennarbig sind, daß ihre Nase größer als normal ist und daß sie mit dem linken Auge ein wenig schielt. Ihre nackien Arme sind ununterbrochen in Bewegung, denn die große Freude nimmt ihr jede Beherrschtheit. Ihre nackten Arme sind beinahe wunderschön, es fehlt ganz wenig zur vollendeten Schönheil. Als ihr« Mutter mit ihr schwanger war, sah sie das Kind im Traume stets wunderschön und vollkommen. Bevor sie aber den Traum zu Ende träumen tonnte, mußte sie bei Morgengrauen aus dem Bett springen und in die Fabrik zu den dröhnenden Ma- schlnen und Rädern eilen, denn sie mußte sich keuchend in das Der- hältnis von Arbeit und Kapital einreihen!— Darum konnte sie den Traum nie zu Ende träumen und darum wurde das Kind niemals so, wie es von der Mutter so oft fast zu Ende geträumt wurde. Von diesen geheimen Dingen erzählen die nackten Arme, dl« ihr ganzes Sein weit überstrahlen. Ihre wundervollen Arme wogen und kreisen ununterbrochen vor dem Mann: denn die Freude flammt immer höher tn ihr. In- zwischen sagt sie ihm süße Nichtigkeiten: der Mann antwortet mit süßen Nichtigkelten und das rosafarbene Mädchen lacht... Ihr
Lacken weckt in Ihr selbst ein Echo und so wird au» dem glücklichen Lachen immer neue», glückliches Gelächter. Neben ihr sitzt der magere Schneider in einem gestreiften Anzug. Die Streifen des Stoffes find so gleichmäßig und so lang, daß sie den Schneider sozusagen über sich selbst hinauswachsen lassen: er scheint sich in» Unendlich« zu erstrecken. Wie da» Mädchen, wächst auch er jetzt über sich selbst hinaus. Sein schmale» Gesicht trug früher stets einen Ausdruck von Furcht. Als ob auch jetzt noch«in Fragezeichen in seinem Auge stünde! Diese» Zeichen aber fragt: „Wie kam ich dazu, so glücklich zu sein? Von diesem schönen Mädchen so plötzlich geliebt zu werden?" Als aber das Glück in seiner Seele zu lmmer größerer Gewißheit wird, verbrennt auch der letzte kleine Rest dieses Fragezelchens... In seinem Auge steht kein Frag«. zcichen mehr, nur berauschtes Glück. Um fünf Uhr nachmittags dachte das Mädchen noch gar nicht, daß ein so feiner Mann mit seinem Wesen ihr Leben berühren werde. Sie stand Im Stadtpart unter einem Kastanienbaum: hinter ihr blühte ein Blumenbeet und neben Ihr verkaufte«in Mann mit weißer Schürze und einem weißen Wägelchen Himbeersaft: „Die Genossin langwellt sich wohl auch? sprach sie der Schneider leise an.— Jetzt betrachtet sie den Mann: es ist nicht wahr, er ist nicht häßlich! Im Gegenteil: er ist sogar schön! Es ist nicht wahr: sein Gesicht Ist nicht schief und sein Kinn nickt vorstehend. Er Ist«in wunderschöner, lieber Mensch und dieser Sonntag Ist viel schöner als alle anderen Sonntage I Jetzt ist es sieben Uhr. Inzwischen unterhielt sie sich mtt dem Manne tm Stadtpart. Seil ganzen zwei Stunden keimt und wächst in ihr das Glück. Das Mädchen spricht und spricht: e» lacht und lacht: thre flatternden Arme berühren wie vom Wind gebogene Blumenstengel die Hand des Schneiders. Diese Berührung steigert das Wunder im Leben des kleinen Schneiders zu noch Wunderbarerem.,. Nur einmal noch umwehe ihn die süße Trunkenheit de» Mädchens und der Schneider gebt ein in irgendeinen seltsam wunderboren Himmel. „Du bist wunderschön!"— sagt er Ihr jetzt. Und das Glück des rosafarbenen Mädchens berauscht sich lmmer wieder an sich selbst und schafft ein noch größeres Glück... Ihr Glück ist bereits weit über sie hinausgewachsen, weit, über die ganze Welt... Und sie weiß nicht mehr, was sie spricht, weiß nicht mehr, was sie tut. Nicht nur der Straßenbahnwagen, sondern da» ganze Weltall ist setzt von ihrem Glück erfüllt... Und jetzt küßt st« die Wange des kleinen Schneider» und der kleine Schneider küßt sie auf den Mund. Und nun gehen sie wirklich in den Himmel ein. in jenen Himmel, den sie sich selbst geschaffen haben. Sie gehen in den Himmel, weil sie Engel sind. Keine gemalten Bilder und keine biblischen Erzählungen, sondern wirkliche Engel. in rosafarbenem Tüllkleid« und gestreiftem Anzug... Ich schau, wie sie fliegen und auch ich bin glücklich.., Ast!-ige der AetverfitSt vuwa. Die Unwerlität vllna muht« auf An« ordnung der polnischen Regierung HO Lngestellle. und»war AMenten. Bureaubeamte. Krankenwärter u. a. au« dem DIentt entlassen. Da dl« Unloersstat im Januar keine stulchüsi« medr er«alten bat. befindet fie sich in v.adlungsschwterigteiteu und ist mtt Sperrung der Licht- und Wasserversorgung
Vle Vetektivkomödie lebt auf. Auch Im Lustspielhaus stellt man sich auf die neu« dra- matlsck« Richtung ein: mit entschlossenem Ruck rückwärts schauen. Wa» länalt überwunden schien, erstrahlt auf neu gebügelt in snschem Glanz. Borläufig tastet man noch mit einiger Borftcht rückwärts. Der vieraktig« Schwank„D i ck n"� der Franzosen A r m o n t und G e r b I d o n ist nicht» weiter als ein« Detektiokomödl«,«in Stück also, da», wie die Sherlock-Holmes-Komödien vor etlichen Jahren, das Herz aller Sensationsbedürftigen erfreut. In„Dickq" ist der Detektiv nicht der durch seinen«charfsinn alle» an die Wand drückende Held, sondern ein Verliebter, der dl« Rolle des D-tektios übernimmt, um in der Nähe seiner Herzallerliebsten sein zu können. Die Derwicklungen, die seine Anwesenheit veranlassen, sind von ihr selbst herbeigeführt und werden von ihr gelöst. Bier Akt« füllen die Versasier, indem sie diese Lösung durch unvorhergesehene Zwischenfälle verzwicken. Gegen dl« früher üblichen Sherlock-Holme»>Stücke sticht der Schwant der Franzosen dadurch ab. daß diesmal nicht der Schurke der Hereingefallene ist. sondern der Detettw selbst, gewiß ein lustiger Einfall. Aber der Born de» Humor» quillt nur sehr spärlich, und man kann den Schwant bestenfalls ein« harmlose Abendunterhaltung nennen, eine Abendunterhaltung, die noch tümmerNcher wäre, wenn Nicht Johanne» Riemann. der Detektiv, mit entzückender Frisch« und ansprechendem Humor seine Roll« hinlegte. Sonst hielt sich der Regisseur auf einer äußerst bescheidenen Linie. Er versucht« die im Stuck nicht vorhandene Stimmung durch bewußte Hans- wurstiaden zu heben und erreichte damit da» Gegenteil. Paul B I e n» f e l d t. der fast den ganzen Abend auf der Bühne stand. unterstrich jede Pointe so lebhaft, daß sie sofort unter den Tisch fiel. Erika Gläßner al» Detektiollcbchen gab«inen Auszug au» ihren bewährten Lieblingsrollen und entzückte nur solche Zuschauer. die sie noch nicht kannten. Blanche Dergan war geziert, und nur Paul Graetz rettete in einer ganz kleinen Rolle da» Stück vor vollendetem Durchfall. Cr gab den bemitleidenswerten Agenten einer Auskunftei und legte in seine wenigen Wort« mehr Witz und mehr Eharakterisierungstunst al» die sämtlichen Rollen de» Stück» enthielten._______ Dgr. Hess Langer spricht beute, abend« 8 Ubr. tm GrstrIan»Gl«in. w« a I a a l, Bellevuestrahe:»Die l r a m m e Helene- von Wi t b« l m Busch, mufitalllch untermalt und begleitet von Dr. Gtesan Matiel. Baeträg« Im Aloie»« tflr Meere» knnde. Dien»tag. den g. d. TO., abend« 8 Ubr, Dr. A. Herrmann-Beritn:»Di« Jrrlabrten de» Odhtie»« nach dem Stande der heutigen ftorichung-. Km ten find tägüch und am Bortraasabend im Wu'turn für Aeere»lunde,«eorgen- strah« 34136, zu erhallen. W« länzerta Stech veter» gibt am iZ. 8 Ubr.«Inen Abend Im Konzeit- saal de« t. Kriegervereinthaut««, vi« muftlalitch« Leitung dat Dr. ftellx»iintber übernommen. sVeranstaltung der Stadt Berlin , Abt. Volksbild ungtamt.) Direktor Ferdinand Mensel h-t von Beginn der nächsten Llntertelton ab von den Wallner'ichen Erben da« Wallner-Tbeater gepachtet und wird dalelbst zu»olkttümllchen Smlrültpreiseo die allberlluer Posse und da» altberllner BolUstück Pflegen.