Sonntag
7. Februar 1926
GYO Die Filmnovelle.
Aus der Film- Welt
mü den Gelegentwürfen zum Schuße der Jugend bei Luftbarfetten und vor Schurz und Schund hat auch eine Novelle zum Reichslichtfpielgefeß tas Reichsinnenministerium Schieles perlaffen Ste atmet denselben Geift. Bisher mußten Filme verboten werben, die verrohend oder entfütlichend wirken, die öffentliche Ordnung oder Sicherheit gefäh: ben, das religiöse Empfinden verlegen, Deutsch lands Beziehungen zu auswärtigen Staaten oder Deutschlands An fehen gefährden. In der Novelle heißt es nicht mehr bas religiöse Empfinden", fondern: die Achtung vor der Religion und religiösen Gebräuchen, vor den Religionsge. gemein aften oder ihren Dienern". Außerdem tommt zu den bisherigen Verbotsgründen folgender: Ferner ist die Zulaffung von Bildstreifen zu verlagen, die lediglich der Be. friedigung niedriger Instinkte dienen.
Der Bestimmung, das religiöse Empfinden dürfe nicht verletzt werden, tonnte jeder zustimmen, der sich überhaupt mit der Ein führung der Benjur abzufinden vernichte. Das Filmgefez der Nationalversammlung, bas auch politische und Weltanschauungs. tendenzen vor Berboten sicherstellte, schützte damit unsere Empfin bungen Bei der Novelle tritt an deren Statt die äußere Form, an Stelle der Gesinnung das Ritual, an Stelle der Ueberzeugung die Geistlichen. Schon fezt verlangen die von den Filmprüfstellen allzu eifrig als Sachverständige herangezogenen Briefter die sorg, fältige Ausrottung mittelalterlicher Inquisitionsgebräuche oder fröh. lich zechender Manage oder der schönen Feste Alexander Borgias. Bürde die Formel der Revelle Gesetz, es wäre nicht möglich, der Herren Bogel und Döhring, der Monarchistenprediger, wahres Ge ficht im Film zu zeigen. Wer donn die größten deutschen Dichter perfilmen wollte, müßte vorsichtig sein, so er sich den Spaß, einmal in einer amtlichen Berlautbarung zu lefen:„ bie Worte des Zwischentitels:„ Die Kirche hat einen guten Magen, hat ganze Länder aufgefressen und doch noch nie fich übergessen," werden verboten, nicht etmas fosten laffen will. Der Film ist heute nicht mehr nur eine Hintertreppen und Kolportageangelegenheit, sondern ein wichtiges Boltsaufklärungs- und Bildungsmittel, und wir müssen deshalb für ihn dieselbe geistige Freiheit beanspruchen mie für Literatur und Kunst. Der Kampf um die Kirche ist in Deutschland immer ein tief bewegender geistiger und politischer Kampf gewesen, deffen Freiheit unter dem Dedmantel des Kampfes gegen Schmutz und Schuß nicht unterbunden werden darf. Den ursprünglichen Besen bes Filmgejeges würde bas midersprechen.
Auch die andere von uns schon angeführte Menderung bedeutet elne Verschärfung und Verschiebung des Wesens ter bisherigen 3en fur. Jetzt besteht eine wirtungszeniur. Rönnten später, mie die tonelle bas mill, filme verboten werben, die der Befriedi. gung niedriger Instinkte dienen, so befämen wir damit eine Ab. fichtszenjur. Die mühsam geschaffene, für die Filmherstellung unentbehrliche Rechtssicherheit ginge fo wieder verloren. Außerdem ist der neue Satz geradezu albern. Bo fangen benn tie niedrigen Instinkte" an? Bill die Reichsregierung in ihren Ausführungsbe stimmungen einen Satalog bazu geben? Gehört die Sucht nach oberflächlichen Zerstreuungen im allgemeinen nicht auch dazu? Und dienen 60 Broz. aller Filme etwas anderem als der Befriedigung dieser Eucht?
Der Höhepunkt des Films ist das Erscheinen eines Prontosauriers in London , wo das Ungeheuer beim Ausladen frei wird und nun zum Entfegen der Menschen durch die Straßen rast, Denkmäler umwirft, Häufereden einrennt, mit der London Bridge zusammenfracht, um dann in der Themse zum maßlosen Entsetzen feines Entdeders davon zuschwimmen. Dieser Entdecer ist ein deutscher Professor, felbft balb ein seltsames Befen, ber manchmal an einen Auftralneger erinnert, und zugleich die interessanteste Darstellergestalt, von Wallace Berry ganz im Einklang mit dem übrigen Film gespielt. Dieser Film aus der Fabelwelt beweist wieder einmal, weffen bie Rino technik fähig ist, wenn sie ihrer besonderen Mittel bewußt ist, und über die Millionen, die au folchem Film erforderlich find, verfügt. D.
Matthias Pascal." ( Marmorhaus.)
Eine Berfilmung Biranebellos bleibt problematisch, ebenso wie die von Sham oder Oskar Wilde. Man fann im Film bas Gerüst geben, die Handlung, aber nicht das Eigentliche, die Bischologie diefer Menschen, die sich im Dialog äußert, das Künstlerische, das erst in der Gestaltung des Borts liegt. Lekten Endes bleibt es dem Regisseur überlassen, wie er das Material ver arbeitet, er muß versuchen, die Atmosphäre des Wertes, das er verfilmt, auf rein filmischem Wege zum Ausdruck zu bringen. In jedem Kunstwert stedt ein Stüd Kolportage, das durch die Formung verdeckt wird, ein Stüd titschiger Handlung, und ein Film, der sich nur darauf ftüßt, muß unbedingt scheitern. Was Pirandello gibt. ist eine Handlung, die im Grunde hergebracht erscheint, wenn man fie des psychologischen Ueberbaues entfleidet, grobdrähtig, schematisch und etwas verfchroben. Was geschieht in dem Roman Matthias Bascal"? Pascal verarmt, heiratet ein armes Mädchen. Unfrieden im Haus, er mill sich von der Frau trennen, aber Kind und Mutte: halten ihn zurüd. Als beide sterben, geht er fort, gewinnt in Monte Carlo ein großes Vermögen und verliebt sich in Rom in ein fleines Mädchen. Zu Hause gilt er als verstorben. Seine Frau hat einen anderen geheiratet, und in Rom beginnt der Kreislauf feines Lebens von neuem. Im ganzen ein Stoff, der wenig äußere Spannung zeigt, der Roman tonzentriert sich allein auf die Pincho. logie Pascals, eines Menschen, der über Jronie und tänzerische Leichtigkeit verfügt, der über Tragit lacht, sie mahl empfindet, aber nicht sentimental austoftet. Ivan Mosjoutin spielt diesen Men schen, ein Darsteller mit wundervoll lebenden Augen und ausbruds. rollem Körper, ein Mensch von souveräner Ironie, spielerischem Geist, mit einer Neigung zum Grotesten. Er gibt Pirandello ins Fümische übertragen, er spielt gligernd in tausend Lichtern, schillernd und sich body nie in Details verlierend, es entsteht eine Berfönlichkeit, einheit lich und gefchloffen, die am Ende lächelnd erkennt, daß der Mensch nicht frei fein fann, daß er sein Schicksal in der eigenen Brust trägt. Und dieses Spielerische, dieses Groteske, arbeitet mit Mosjoutin der Regisseur Marcal d'herbier heraus, betont es, unterstraicht damit die Vorgänge, macht fie leicht und beschwingt. Alle Darsteller find leise ins Groteste gesteigert, alle Vorgänge find daraufhin fiilisiert, in Haltung und Gefte wird es unaufdringlich angedeutet. Ein Weg ist hier gemiefen zur Verfilmung pinchologischer Romane, eine Andeutung ist gegeben. D'Herbier versucht die Atmosphäre des Bortfunstwertes ins Filmische zu übertragen, aber schließlich bleibt es nur bei dem Versuch. Matthias Pascal", vielleicht die bisher beste bildhafte Ueberlegung non Gedantligem, bleibt doch im Grunde unbefriedigend trok einer hervorragenden Darstellung und einer bis ins Leite fünstlerischen Regie, ebenso unbefriedigend wie die Berfilmung der Buddenbrooks" oder des" Michael".
J. 5.
Die Novelle will sonst im mesentlichen nur belanglofe Rorret. turen juristischer Schönheitsfehler. Sie bringt teinen Abbou der Benjur. Aber mir möchten Abbauvorschläge machen, gegen die niemand etwas einmenden fann. Die Zahl der Lehrfilme, der Naturaufnahmen, Reise, Lier, Industrie. filme, der Filme von Lagesereigniffen mächst ständig. Sie follten von der Zensur und damit der Amtsapparat von überflüssiger Arbeit befreit werden. Die Gefahr, daß Verbotsfähiges hineingejezt mird, ist gering, da diese Filme heute ein gutes Ge fchäft darstellen. Außerdem fann tie Borführung dieser Filme genau fe überwacht werden wie die der zenfierien und dann gegebenenfalls Anzeige wegen Nichtvorlage bei der Benjur erstattet werden. Auch bei den zensierten Filmen besteht teine andere Dögerinnerung ein friderizianisches Schlachtgemälde entrollt wird. Dann fichkeit wie die Borführungskontrolle, fich banor zu schüßen, daß nicht nachträglich unerlaubtes hineingefeht wird.
Ein folcher teilmeiser Abbau fann dann eine vernünftigere Ein ftellung zu bem ganzen Zenfurproblem vorbereiten, als fie die Nopelle erkennen läßt.
Die Filme der Woche.
„ Die verlorene Welt." ( Ufa- Palast am 300.)
„ Die Mühle von Sanssouci. ( Gloria- Palast.)
Benn das Kalbfell dröhnt und die Trompete schlachtenfchmettert, wenn die friderizianische Wachtparade aufzieht oder in der Rüdgerät das Bublifum in Rage und feiert seinen Fridericus Rer, Herrn Ötto Gebühr. Nachdem Leben, Meinungen und Taten des Alten Frig bereits zu einer Filmferie ausgewalt maren, mollte man den patriotischen Stoff nicht vorzeitig preisgeben, und fo schuf Friedrich Belnit einen neuen Fridericus- Film, der diesmal nicht bem Schlachtenfenfer und Politiker, fondern dem Schloßherrn von Sans. fouci galt. Die alte Anetbote von dem Prozesse Friedrichs mit feinem Nachbarn, dem Müller, mußte herhalten, um die loder ge fügten Bilder zusammenzufliden. Wenn irgendeine Anekdote nicht bloß hiftorisch falsch, fondern auch als Charafteriftifum irreführend ist, so diese. In Wirklichkeit hat Friedrich sich nicht durch das( Be flapper der Mühle zu einem Brozeß und anderen Unbesonnenheiten hinreißen laffen, sondern den Müller ganz ruhig, geduldet. Aber In den Sagen und Märchen aller Völker treten fabelhafie feine mirfliche Mülleraffäre, in der er zugunsten des Müllers Arnold Tiermefen von heute unbekannter Größe auf. Lange hat man geeingriff, einen Minister davonjagte und das Rammergerid ver glaubt, es handle fich hier um Erinnerungen aus den Anfängen der haften ließ, ist ein abschredendes Beispiel der Kabinettsjustiz. Denn Menschheit. Als dann im vorigen Jahrhundert die Bersteinerungen dieser Müller war wirklich ein Schwindler, und das von Friedrich folcher Riefentiere gefunden wurden, meinte man einen Beweis erzwungene Urteil murde von seinem Nachfolger wieber aufachoben. dafür zu haben, daß die ältesten Menschen noch mit dielen Fabel. Die Hohenzollernlegende ist also auch in diesem Fall, wo der anaeb. wesen zusammengelebt haben. Aber die geologische Forschung hat liche Respett des Selbstherrschers vor dem Gericht bewiesen werden einen biden Strich burch diese Annahme gezogen. Wir wissen heute, follte, in doppelter Weije fehl am Ort. Aber was fümmern sich daß zu den Zeiten der Saurier um diese handelt es sich noch diese Operetten omponisten des Films um solche Kleinigkeiten, fofein menfchenähnliches Befen die Erde bevölkerte. Den Dichter lange es ein Bublifum gibt, das unbefehen ihre Geschichtsverfälschun. braucht es freilich nicht zu fümmern, und so hat Conan Doyle , ber gen hinnimmi! Also: der Alte Frig ist ein gütiger Landesvater und Erfinder Sherlod Holmes in einer feiner phantastischen Novellen prächtiger Brautwerber, der gar nichts Wichtigeres zu tun hat, als Refte dieser Riefenfauna bis auf den heutigen Lag fortbestehen lassen zwei jungen Mädchen zu ihren Schäßen zu verhelfen und dem in einer unzugänglichen Ede bes ja wirklich noch nicht völlig er Müller zu feinem Recht.( Dabei hat er es ständig abgelehnt, abligen forschten Amazonenstromes. Die Amerikaner haben biefen gegebenen Offizieren wie in diesem Fall zu Mesallianzen mit bürgerlichen Filmstoff aufgegriffen, und Harry D. Hont macht uns zu Mitent Mädchen Erlaubnis zu geben.) Das Milieu von Sanssouci ist durch bedern dieser verlorenen Welt. Eine etwas umständliche Rahmen den Kreis der Generäle, durch Friedrichs Schwester Wilhelmine , handlung und eine etwas dürftige Liebesgeschichte dienen den durch die Tänzerin Barbarina, deren Verhältnis zum König nur üblichen Filmbedürfniffen, im übrigen aber entfaltet fich ein mahr fehr zart angedeutet wird, durch Boltaire und schließlich die Windhaft filmischer Triumph, eine technische Großtat, die diese ganze fpiele leidlich gezeichnet. Es gibt hübsche Bilder und, Herz, mus untergegangene gigantische Tierwelt aufs neue ins Leben ruft und willst du noch mehr, zmei Liebespaare gegen den Willen ihrer an der Hand ber besten wissenschaftlichen Ergebnisse in unseren Eltern. Für die Darstellung ist eine Elite von Spielern aufgeboten. zoologischen Museen find ja genug folcher Stelette aufgebaut por unferen Augen einzeln und in Nudeln auf der Nahrungssuche und in ihren Kämpfen vorführt. Der Zusammenstoß der wissenschaftlichen Expedition mit biefen Ungeheuern, zu denen auch einige un Sinter Flora- Lichtspiele grund im Dunkeln gehaltene Affenmenschen gehören, führt zu un. erhörten Abenteuern. Schon der Aufstieg zu dem fchroffaufsteigen. den Felsplateau ist von fabelhaftem Reiz, und dann folgt ein Bunder dem anderen. 30 Meter hohe Brontosaurier, friedfertige
-
-
Landsberger Alice 40-41 Ecke Petersburger Straße Heute und morgen: Das amusante Zeitbild
Laubfreffer, älen ganze Bäume ab, starf gepanzerte Alojaurier, Die Kleine vom Bummel höchst gefährliche Raubtiere, springen ihnen auf den Raden und es entspinnt fich ein spannender Kampf, bei bem ein Brontosaurier den fteilen Fellen hinabstürzt. Durch bie Luft faufen geflügelte Saurier, andere Saurier mit ungeheuren Stachelpanzern, tummeln sich mit ihren Jungen. Beim Ausbruch eines Bulfans und Waldbrandes rennt die ganze norfintfiutliche Liermelt in Scharen fliehend dahin.
Goldfink
Ab Dienstag:
Der neue Die- da unten
Zille- Fum
mit Sechskant
Das Beste vom Besten No. 09, 1,
Beilage des Vorwärts
Otto Gebühr ist wieder Friedrich, der freilich in den Zügen ähn lich genug fein mag, aber von seinem Geist ebenso wenig Gebrauch macht. Unter den Generälen findet man charakteristische Gestalten Don interftein, Georg John und Artur Kraußnid. Den Müller gibt Jafob Ziebtte in ber Maste eines Bonvivants. Bol taire wird in Karl Gog' Darstellung wirklich zu einem alten Affen, von deffen geistiger Bedeutung bas Bublifum nichts erfährt. In den Frauenrollen brillierten Liffi Lin d als Marfgrafin, Olga Tsche. how a als Barbarina und Hanni Weiße als raffige und unter nehmende Jumelierstochter. Georg Alexander und Wilhelm Dieterle sind die beiden Liebhaber, die Feuer und Schmiß ins Spiel segen. Boran ging Lucie Riefelbaufen mit zwei Schubert- Tänzen und der aktuelle Film von der Befreiung der im Ostsee - Eife eingeschloffenen Schiffe durch das deutsche Kriegsschiffeffen".
Das verschwundene Brillantenkollier."
( Tauenhien- Palast.)
5.
Trotzdem sehr viele Detettive in diesem Film vortomunen, it er eigentlich fein Detektivschlager, fondern eine höchst amüsante Gaunergeschichte. Zuerst wird ein Brillantentollier gestohlen, und hernach empfindet das Diebespaar moralische Anwandlungen und bringt es zurüd. Diese an und für fich belanglofe Sache hat ber mit Einfällen gefegnete Regiffeur Clarence Badger zu einem ganz famosen Film gefaßt. Man fommt aus dem Lachen und aus der Spannung nicht heraus. Zuerst gewahrt man, wie die Herren von der Diebeszunft sich gegenseitig reinlegen. Raymond Griffith. ein pfiffiger Gentlemandieb vom Scheitel bis zur Schle, legi ais falscher Kriminalbeamter die ganze Apachengesellschaft rein. Glänzend ist es, wie er, nur als Schatten sichtbar, vor der Kaschemme mit seinem Kumpan die erbeuteten Bestechungsgelter zählt und bie neite Betty Compson , die falsche Kaiserin von Java, durch dieses allerliebste Schattenspiel gewahr wird, daß fie auf den Leim gegangen ist. Dann der Diebstahl des Kolliers selbst. Niemals ist, wie es fonft in diesem Filmgenre üblich ist, etwas dunkel, verworren oder geheimnisvoll. Im Gegenteil, der Sufchauer verfolgt auf das genaueste das Vorhaben des edlen Gaunerpaares, in dessen Befiz bas Rollier fommt, obwohl ein gern apportierender Hund diverse Streiche spielt. Das ergibt fabelhafte photographische Effekte. Was aber ist erst in ben Verfolgungsszenen geleistet: Das Baar entflieht in einem Automobil in der Richtung der merikanischen Grenze, Darum werden alle Bolizeiftationen aufgeboten und ein mit Detektiven besetztes Automobil und ein Heer von Motorrädern machen sich auf die Verfolgung. Gleich Sandflöhen hüpfen fie auf den Chauffeen, in Staubwollen gehüllt jagen fie an Abgründen vor. bei. Die Gauner nehmen auf ihrer Fahrt ein Schild: Borsicht, Straße gesperrt" mit, fehen es anderswo hin und alle Verfolger fchwenten, unter Beschreibung halsbrecherischer Kurven, ab. Kurz vor der Grenze sind die Flüchtigen dem Blickfeld der Verfolger ent fommen, weil sich ein fahrender Eisenbahnzug zwischen fie schiebt. Die Diebe rafen auf der einen, die Polizeimannschaften auf ber anderen Seite. Die Rüdfahrt gestaltet fich noch halsbrecherischer, fie geht über abgebrochene Brüden, über unfahrbare Straßen und durch niederstürzende Steinmassen. Das alles ist natürlich Ur- Film, der nur auf Bewegung geht, aber die Amerikaner können sich ber artige Sachen feisten, da sie even die unerreichten Meister eines wahnwißigen Tempos find.
Rüß mich noch einmal, ( Gloria- Palast.)
e. b.
Der Regiffeur Ernst Lubitsch und die Darsteller Marie Prépoft und Monte Blue find das Dreigestirn, die den föstlichen Film„ Die Ehe im Kreise schufen, auf den immer und immer wieder als das Mufterbeispiel eines recht gelungenen Filmluftspiels hingewiefan wird. Da ist es schon ein großes Lob, wenn man die Behauptung aufstellen darf, in" Küß mich noch einmal" haben die drei sich nicht unterboten. Diefer scheinbare Teufel von Ehemann, der unendlich pfiffte fich die ihm untreu werden mollende Ehefrau wieder einfängt, ist eben die gegebene Rolle für Monte Blue . Er ist tellpatjchig und elegant, er fanu wirklich bumm und fiberlegen flug dreinschauen, er ist fteis fo, mie ihn die Situation erfordert. Marie Brévost ist das vermöhnte, eigensinnige, fchwärmerische und eifersüchtige Weibchen, das nie unsympathisch mird. Lubitsch brilliert mit feinen Einfällen. die ständig zum gut gefeilten Filmbild merden. Alles ist bei ihm wohlüberlegt, oft mirtt er allein durch die Duplizität der Ereignisse, Das Bublifum zeigte fich einmütig beifallsfreudig.
Das Geheimnis einer Stunde." ( Schauburg.)
Dieses Geheimnis macht eingehende Grörterungen überflüffig. denn alles, was früher fchon einmal über den deutschen Detektive film geschrieben ist, trifft auch auf diesen zu. Er ist ganz auf Spannung gearbeitet, die auf fein ausgeflügelten Verwirrungen ein fechs Afte langes Dasein führt. Ein Hotelbieb trift, um sein Alibi uachweisen zu tönnen, als Trapezfünftlerin Georgette auf. Diese ist in Wirklichkeit eine Frau, und der raffinierte Gauner tritt nur, genau gefleidet mie die Artistin, nach Schluß der Nummer vor den Borhang und reißt seine Berücke ab. Das Manuskript ist sehr geschickt angelegt und her Filmdetektiv Stuart Webbs( Ernst Retcher) hat wahrhaft recht viel Mühe, bis ihm die Entlarvung gelingt. Es gibt Berkleidungen, große und kleine Reinfälle, und die schon so oft ausgeprobten Filmeffette der Luftnummern. Helene Makowita sah man in vielen schönen, doch zu gewollten Bosen. Sonst gelang es den Schauspielern, bie Zuschauer vorzüglich au unterhalten, von denen die Abenteuerluftigen bestimmt Herzklopfen um ihre Detektiv hatten.
Eine Verworfene?" ( Alhambra.)
e. b.
Das tönnen mur bie Amerikaner. Der Film ist eine Sammlung Don Tränen, Rührfeligfeiten, Harmoniumbegleitung und anderer Requisition für das traute Heim. Eine Tänzerin, der der Bater das uneheliche Kind nicht verzeihen tann, wird Modell eines Malers und erlebt, als sie die Madonna spielen muß, in einem romantischen
Frankenburg Stioftergarten die innere Bandlung Sie geht in fid", wird
Film- und Bühnenschan Große Prankfurier Straße 74 Herte und morgen: Das spannende Drama Die Zwillingsschwester Außerdem Baxmeister Dempsy in Verbängnisvolle Schieburg. Ab Dienstag: Stuart Webbs: Der Schuß im Pavil.on Bühnenschau
Wäscherin und heiratet schließlich den Maler, der natürlich ohne fie nicht leben fann. Selbst Biola Dana tann diejen Kitsch nicht reiten, bas rein Sentimentale liegt ihr nicht. Am besten ist sie ba, mo fich ein bißchen Ausgelaffenheit mit fapriziöler Laune vereinigt. Ueber. haupt hält sich die Darstellung auf anständiger Höhe, fie läßt aber nicht die Unmöglichkeiten der Handlung vergejfen. Das Beis programm ift fchon beffer: ein gut gezeichneter Tridfilm, die Deulig Boche und ein sehr gefchidter Gedankenleser und Telepath mit einem jungen Mann, der im fataleptischen Zustand Gas ausatmet und damit Lampen zum Erleuchten bringt und ähnliche Dinge betreibt. k.
Alle welche aus der Goldfink"-Fabrikation einen garantierten Qualitätsfüllfederhalter, aber für wenig Geld, wünschen
kaufen ,, Goldfink- Liebling" 5 M.
IT 12.30, IV 18, V1 18.73, VII 28, VII! 30, X 38, XV 40 M.
Grieste Auswahl. Alle Syrieme.
Umtausch, Reparatur aller Halter
in 5 eigenen Läden
Friedrichstrasse 74, gegenüber Kaiser- Hotel 143, am Stadtbahnhof 183, Ecka Mohrenstrasse
Leipziger Strasse 113, Ecke Mauerstrasse Tauentzienstrasse 4 am Wittenbergplats