Situation von Woche zu Woche, ja von Tag zu Tag ver. schlechtert. Nachdem der Spruch des sozialistischen Parteitages gegen die Koalition gefallen ist, hat sich Briand feine Mehrheit immer mehr nach rechts gesucht. Das war auch unvermeidlich. So erklärt sich auch seine zwei deutige Haltung gegenüber dem Finanzprojekt der Linken. Er selbst hält sich zurück, aber er läßt den Finanz minister Doumer teils passive, teils sogar Resistenz gegen diesen Entwurf üben, läßt einige seiner Minister, darunter den ehemaligen Kommunisten und Freund Caillaug', Laval, hinter den Kulissen gegen die Linke intrigieren. Er denkt fich wohl: Wozu soll ich mich mit einem Projekt der Links parteien solidarisch erklären und mich einer wahrscheinlichen Niederlage im Senat aussehen, nachdem die Sozialisten ihre feste Mitarbeit an der Regierung endgültig abgelehnt haben? Und so geht das Kartell der Linken seinem baldigen und ficheren Ende entgegen. Die Beratungen der Kammer voll ziehen fich in einem Zustand der völligen Konfusion. Die unglaublichsten Zusaganträge, die faulften Kompromiß. formeln werden mitten in der Debatte eingebracht und ohne Kommissionsberatung blindlings angenommen, zum Teil aber gleich wieder umgestoßen; die niedrigfte Demagogie tobt sich aus, ohne daß man den Mut hat, ihr entgegenzutreten. Man hat völlig die Nerven verloren. Jeder handelt auf eigene Fauft, nach eigenem Gutdünken; fogar in der sozialistischen Fraktion fommen Fälle von Undisziplin vor, die ungerügt bleiben. Die im Vergleich zum Reichstag lebendigere Art des Palais Bourbon , die gewiß auch ihre Vorteile hat und der Tradition und dem Charakter des französischen Boltes sicherlich mehr entspricht als der etwas allzu genau geregelte, monotone Gang des deutschen Parlamentarismus, ist plötzlich zu einer ungeheuren Gefahr geworden. Denn bas parlamentarische System ist seit einigen Wochen plöglich in Mißtredit geraten wie noch nie. Das Gefühl, daß das Parlament nicht fähig ist, der Finanztalamität zu stettern, breitet sich aus. Es äußert sich nicht nur, wie in früheren, ähnlichen Fällen, in allgemeiner Gleichgültigkeit, sondern bereits in Spott und Abneigung. Die reaktionäre Presse schürt diese Unzufriedenheit mit allen Sträften, obwohl die Abgeordneten der Rechten mindestens ebenso sehr an diesen jämmerlichen Verhältnissen schuld find. Auch in Frankreich ertönt jekt immer häufiger und lauter der Ruf nach einem ,, starten Mann".
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Unter diesen Umständen dürften wohl diejenigen Genoffen so wie jetzt die Dinge liegen schon recht haben, die erklären, die Partei müsse im Hinblick auf die nächsten Barlamentswahlen( die vielleicht infolge einer Kammerauflösung schon vor 1928 stattfinden fönnten) so schnell wie möglich mit dem Linksfartell endgültig Schluß machen und in die Opposition gehen. Der gegenwärtige Schwebezustand -weder Regierungspolitik noch Opposition ist in der Tat auf die Dauer auch für sie gefährlich und unhaltbar!
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zulaffen! Wir haben bie fefte Zuversicht, daß auch blefer Borftos| poftttfche Rebe, bie nach mancher Richtung interessant ist. Es Landsbergs und seiner Hintermänner von den sozialdemokratischen leistete sich z. B. folgenden Wiz: Arbeitern im Reime erstidt werden wird. Die Abwehr der frechen Vorstöße der Fürstenknechte wird die werktätigen Massen immer fester zusammenschweißen, wird ihren eisernen Willen stählen. Und in einem anderen Artikel:
Aufgepaßt auf die offenen Saboteure der mächtigen Bolts. bewegung, auf ihre heimlichen Hintermänner, bie Borwärts" Stampfer und Co. Berräter find am Werke, die Bolfs bewegung gegen die Fürsten zu zerschlagen, das Wort, das euch der Arbeiterklasse verpflichtet, zugunsten der Fürsten und Fürstenknechte zu brechen, eure proletarische Ehre den Fürstenknechten zu ver handeln.
Landsberg geht um.( Entsetzlich! Red. d.„ B.") Soll Lands berg, ungestört von den Arbeitermaffen, sein Komplott für die Fürsten zu Ende führen dürfen?
Auf zum Gegenstoß gegen Landsberg !
Worin besteht Landsbergs gräßlicher Verrat? Genosse Landsberg hat in der Ausschußdebatte das Kompromiß der Regierungsparteien scharf kritisiert. Er hat ihm gegenüber ben alten sozialdemokratischen, von den Demofraten wieder aufgenommenen Antrag, die Auseinanderfezung mit den Fürsten unter Ausschluß des Rechtsals besser bezeichnet. Und er hat dazu bemerkt, nach seiner wegs durch die Landesgefeßgebung zu regeln, persönlichen Auffassung könnte dann der Volksentscheid statt einheitlich im ganzen Reich eventuell länderweise vorgenommen werden.
Stampfer u. Co."? Sie hatten diese gelegentliche AnUnd worin besteht der Berrat der Borwärts". merfung Landsbergs nicht bemerkt und über fie gar nicht berichtet! Damit ist bewiesen, daß sie mit Landsberg im Komplott sind!
" Daß ist das Komplott der rechten SPD. - Führer", das die Rote Fahne" in sechs Spalten enthüllt. Tatsächlich besteht in der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion volle Uebereinstimmung darüber, daß man auch im Reichs tag herausholen muß, was herauszuholen ist, bevor die lehte Entscheidung durch die Boltsabstimmung fällt. Und jeder, der fein Brett vor dem Kopf hat, wird diese Tattit für richtig halten.
Die Rote Fahne" sollte sich bemühen, es etwas weniger dumm anzustellen. So wie sie es macht, muß doch jedes Kind erkennen, daß ihr die Frage der Fürstenverniogen ganz gleichgültig ist und daß es ihr nur auf den Krafeel rit der Sozialdemokratie antommt. Und vor allem: sie sollte etmas weniger schreien, sie könnte sich sonst einen Bruch zuziehen.
Landbündler- Politik.
,, Wer intensiviert, begeht Selbstmord." In der Deutschen Tageszeitung", dem Organ des Agrarier bundes, findet sich ein sehr ausführlicher Bericht über die Tagung des Bundes der Landwirte im sogenannten Fürstentum Lübeck , einer Dunkle Pläne der Vorwärts". Stampfer u. Co.- Aber in Holstein gelegenen fleinen Proving des Freistaates Oldenburg . die„ Rote Fahne " zerreißt sie.
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Das ist eine schöne Geschichte, die uns heute die Rote Fahne" enthüllt. Die rechten SPD. - Führer" waren schon drauf und bran, den Fürsten zu ihrem Milliardenraub zu verhelfen. Die rechten SPD. - Führer" denken befanntlich an gar nichts anderes, als daran, wie sie den Fürsten ihre Milliarden retten tönnen.
Ja, aber wenn die„ Rote Fahne" nicht wäre! Die sieht alles, der entgeht nichts, die kennt jeden geheimen Gedanken der rechten SPD. - Führer" und besorgt es ihnen gründlich. Man lese nur:
Soll es jetzt einer Gruppe verbürgerlichter sozialdemokratischer Führer gelingen, die gemeinsame Front doch zu zerschlagen, den Fürften zu ihrem Milliardenraub zu verhelfen?
Die Massen des werftätigen Bolkes werden diesen Berrat nicht
Hohenzollerndank.
Der Freiherr vom Stein, einer der tüchtigsten Staatsmänner des alten Preußen, war von Friedrich Wilhelm III. als ein widerspenstiger, troẞiger, hartnädiger und ungehorsamer Staatsdiener" entlassen worden. Stein hatte vergebens die Aufhebung des Geheimen Kabinettrats" gefordert, durch den die Hoffamarilla den König beherrschte. Nach wenigen Menaten war der König gezwungen, den trohigen Staatsdiener wieder zu berufen. Preußen lag vernichtet am Boden; der Frieden von Tilsit war geschlossen, Breußen fast um die Hälfte verfleinert. Stein follte helfen, die Reorganisation des Staates vorzunehmen, den Wiederaufbau zu vollführen. Er fam. Aber der willensstarte Mann ist dem schwächlichen, stets schwankenden König immer unbequem gewesen. Und auch die stockreaktionären Junter haben dem Schöpfer der Städteordnung, die den Städten zum Teil ihre frühere Selbständigkeit wiederbrachte, und dem Bauernbe freier nie verzeihen können.
Im Jahre 1812, als das Schicksal Napoleons sich wendete, feine Heere im Innern Rußlands aufgerieben wurden, war Stein zum Kaiser von Rußland geeilt, um ihn zu einem Bündnis mit Breußen gegen Napoleon zu bewegen. Sodann machte er, tregdem er start an Pobagra litt, die weite Reise nach Breslau , wohin der König fich in Sicherheit gebracht hatte. Denn dieser mußte zu jedem Schritt förmlich gezwungen werden. Nur der starke Wille eines Stein war imftande, den König zu Entschlüssen zu bewegen. Wie schon so oft, beugte sich schließlich der schwankende König auch diesmal dem gewaltigen Willen dieses Mannes und ging auf das von Raiser Alexander angebotene Bündnis ein.
Zu danken war dies dem geschickten und energischen Handeln des Freiherrn vom Stein. Wie aber dankte ihm der preußische König?
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Er war höchst unwillig über die Entschiedenheit, mit der sein Minifter die Einwilligung zum russisch - preußischen Bündnis von ihm forderte. Er gab dem Manne, dem er so viel verdankte, nicht ein mal eine Wohnung im Schloß. Er überließ es ihm, fich eine Woh nung im Gafthef zu suchen. Selbst in diesem geschichtlich für das ganze Bolt jo bedeutsamen Augenblick verließ ihn die fleinliche Gehäffigkeit nicht nur durch die Hilfe eines Majors v. 2üom erhielt nach langem Suchen denn die Gasthöfe waren überfüllt- der mächtige Minister ein feines Dachstübchen im Gasthof 3 um Szepter. Der Feldmarschall altreuth, jein alter Feind, ter Gegner jeber preußischen Boltserhebung, denunzierte dem französischen Gesandten, daß Stein, ber unermüd liche Agitator, im Szepter" wohne. Sofort umgaben französische Kundschafter das Haus, um zu beobachten, wer den gefährlichen Mann besuchen würde. Scharnhorst, Boyen und andere, als Franzosenfeinde bekannte Männer, tamen im Abenddunkel nach dem Gasthofe, die Hofleute aber blieben aus. Der ängstliche König hatte ihnen jede Verbindung mit Stein verboten. Selbst als wenige Tage nachher der Retter Preußens aus tiefster Ret" an einem Nervenfieber erfranfte und einige Stunden in Lebensgefahr schwebte, blieb er doch einfam in seiner Dachstube.
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Erst als am 15. März 1813 der Kaiser Alerander in Breslau einzog, fofort au Stein eilte und sich mit ihm einige Stunden über
Die Tagung erhält ihr Gepräge durch die Namen der Redner, die sie beherrschten. Da ist zunächst der Vorsitzende, Herr v. Levezom, dann Graf Kaldreuth, ferner die Gräfin Bülow, der Kraf Rielmannsegg und schließlich der Erbgroß herzog( foll heißen a. D.) Ritolaus von Oldenburg, der in dieser Provinz seines Heimatstaates jetzt als Gutsbesizer sich zur Ruhe gesetzt hat.
Der von Levehow erhob Proteft gegen das geplante Reichs bodengefeß, das nach seiner Meinung das Eigentum in Stadt und Land aufs äußerste gefährde" und der Reichsverfassung wider spreche, die das Eigentum gewährleiste. Das Privateigentum der Großagrarier steht ihm augenscheinlich so hoch im Werte, daß darüber die Interessen des Gesamtvolles ruhig in die Brüche gehen dürfen!
Wir erkennen jetzt, wie recht jener Amerifaner hatte, der sagtes Ich verstehe gar nicht, daß das deutsche Volk eine Republit macht, das kann es ja nicht bezahlen.( Heiterfeit.) Wir haben nun eine ganze Menge Republiken und Re publitchen gemacht und können feine bezahlen.( Sehr richtig.) In Gegenwart des Erbgroßherzogs" hat Graf Kald reuth es begreiflicherweise unterlassen, auf die unverschämten For derungen hinzuweisen, die die abgefegten Landesväter und ihre Mätreffen an die Republik und die Republikchen erheben. Aber ehrlicherweise hätte er doch daran erinnern müssen, daß der ganze Stab von 22 Monarchen mit ihrem Anhang früher Millionen über Millionen gekostet hat, daß der preußische König alljährlich über 20 millionen Goldmart als 3ivillifte" bezog! Und das, wenn heute das Bolt seine Lasten nicht mehr tragen kann, der von den Fürsten angezettelte Weltkrieg daran schuld trägt. Aber auch das war in Gegenwart des„ Erbgroßherzogs" zu sagen ficher peinlich
Kaldreuth gab aber auch den Landwirten einen sehr praf* tischen Wink. Er erklärte nämlich:
Im vergangenen Jahre haben wir gesagt: intensiviert soviel wie möglich. Heute müssen wir leider sagen, wer infenfiviert, betreibt Selbstmord. ( Sehr richtig!)
Das heißt mit dürren Worten: Betreibt eure Wirtschaft nicht
fo. daß ihr möglichst viel Produkte für die Ernährung des deutschen Bolles auf den Markt bringen fönnt, sondern treibt Er= nährungsfabotage, bis eure Wünsche erfüllt werden! Das ist die Politit des Reichslandbundes, dessen Präsident Graf Raldreuth ist!
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Die B. 3. am Mittag" berichtet über Unterschlagungen in der völlischen Bewegung. Die Vorgänge haben sich in Freiberg ( Sachsen ) abgespielt. Ein von der dortigen Ortsgruppe veranstalteter " Deutscher Tag " hatte mit einem völligen moralischen und finanziellen Mißerfolg geendet und insbesondere den Gastwirten der Stadt, die sich zur Versorgung des angekündigten Massenbesuchs mit großen Borräten eingedeckt hatten, schwere Berlufte gebracht.
Angeblich um die hohen Schulden der Organisations leitung zu decken, wurde in den rechtsstehenden Kreisen daraufhin eine Listensammlung veranstaltet. In Wirklichkeit jedoch floffen bie eingehenden Gelder in die Taschen der sammelnben Werwölfe.
Als dies ruchbar wurde, erfolgte ein Polizeiverbot der Samm lungen und eine Anflage gegen die Sammler. In der vor dem Landgericht nunmehr durchgeführten Hauptverhandlung wurde ber am stärksten belastete Werwolfmann, ein wie fich jetzt herausstellte, bereits mehrfach vorbestrafter Mensch namens Bücher, zu einem Jahr zwei Monaten Gefängnis Derurteilt, während ein weiterer Angeflagter Hofmann acht Monate Gefängnis erhielt, und ein dritter namens über mit drei Tagen daponkam. Die Freiberger Ortsgruppe als solche ist der Auflösung verfallen.
Auch bei der Sammlung von Ruhrhilfegelbern durch die Deutschvölkische Freiheitspartei in Berlin im Jahre 1923 scheint nicht alles gestimmt zu haben. Der damalige Bureauangestellte der Partei, eigl, ist zu folgenden eidlichen Befundungen bereit:
Die Bartei fammelte damals unter ihren Anhängern Gelder für die Ruhrhilfe teilweise auf das Postschecktonto, dessen Inhaber der Parteischahmeister Buhlmann war, teilweise auf ein Banffonto, das der Abg. Bulle bei einer Bant in der Mohrenstraße besaß. Feigl hat wiederholt Ruhrhilfsgelder von diesen Konten abheben müssen und ist bereit, zu befunden, daß diese Beträge für Gebaltszahlungen an Parteibeamte, für Bezahlung von Plakat- und Werbefoſten usw., statt für die Ruhrhilfe verwendet wurden.
Der Abgeordnete mulle wird nicht umhin tönnen, sich zu diesen ganz fonfreten Angaben zu äußern.
das Schickfal Europas beriet, änderte sich das Verhalten des Hofes.| Wohl taum! Uns hat das Großstadtleben mit seiner Haft stumpf Jeßt mußte der König und feine Hoffchranzen dem Ratgeber Alegan ders die gebührende Aufmerksamkeit schenfen.
Steins Bemühungen, Deutschland zu einen unter österreichi scher Kaiserfrone, seine Absichten, einen deutschen Reichstag mit freiem Bahlrecht zu bilben, scheiterten. Den in Wien auf dem Rongreß versammelten Fürsten tam es nur darauf an, ihre Dynastien zu erhalten, ihre Hausmacht zu erweitern. Auch die fleinsten Duodezfürsten wollten ihre Souveränität aufrechterhalten. Des Volkes Wohl fümmerte sie nicht.
zurüd.
Und so zog sich Stein, der Preußen gerettet, ins Privatleben Der Dant vom Hause Hohenzollern . H. Poetich.
Großstadtgewissen. Winterabend ist's. Kalt ist die Luft, flar der Himmel, an dem Kein Windhauch regt sich, vereinzelt ein paar Sternlein glühen. überall traumhafte Stille. Nur von fern ein dumpfes Geräufá
von Räderrollen.
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Ist das Abendfrieden? Oder ist es das Schweigen der Nacht, das in Wahrheit viel lauter spricht als der Tag. Was der Tag mit all seiner Haft, seinem Lärm übertönt, das läßt die Nacht nicht mehr ruhn. Ganz leife, unmerflich fajt, tam sie heran, schob die letzten hellen Wölfchen beiseite und steht nun dunkel, geheimnis voll, fragend vor uns. Mühsam verdrängte Bilder des Taas steigen herauf, wachsen zu unerbittlicher Größe und fordern das Recht, eingeordnet zu werden.
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Irgendwo taucht ein blaffes Kinderköpfchen auf, das am Tag seine Hände zu uns hob, bittend um Geld, um ein Stückchen Brot. Wir hatten feine Zeit, ihm etwas zu geben. Ein altes, blindes Mütterchen gefellt sich jezt hinzu, hockend auf den eiskalten Steinen. Wo ,, Streichhölzchen gefällig", murmelt der eingefallene Mund. faben wir fie? Vielleicht in der Potsdamer Straße unter hellſtem Vielleicht in der Potsdamer Straße unter hellftem Lampenschein.
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Wir sind irgendwo im Bureau, Raufhaus, in einer Werfftatt angestellt. Das Geficht einer vergrämten, finderreichen Mutter fommt uns wieder ins Gedächtnis. Ihr war der Stoff für die Kinderkleider, für Schuhe zu teuer. Was sagte sie noch? Mein Mann ist seit Wochen arbeitslos und dann 5 Kinder, der Stoff und die Schuhe find wirklich zu teuer." Ein leichtes Achfelzucken; andere Stunden wollen bedient sein Dazwischen flingt das Weinen eines Kindes, das einen Fünfziger verloren hat, für den es Brot holen sollte. Mer verhalf ihm zu einem neuen Geldſtüc? So reiht sich in unendlicher Fülle Bild an Bild. Klarer, härter formt die Nacht sie.
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War wirklich feine Zeit, dem Kinde vom eignen Frühstück ein Stüd Brot zu schenken; dem blinden Mütterchen ein Streichholzschächtelchen abzunehmen?-
Warum suchten wir nicht etwas länger nach einem billigeren Stoff für jene finderreiche Mutter? Und hätte nicht das ,, Bedauere sehr" in eine andere Form gebracht werden können?
So fragt die Nacht und flagt uns für des Tages Tun und Treiben an.
Und wir? Finden mir den Mut, die Kraft, uns zu verteidigen?
gemacht. Täglich zeigt es uns dieselben Bilder erbarmungslos wieder, so daß sie wie Schattenbilder flüchtig vorübergleiten. Lange noch liegen wir ruhelos. Ein leises Weinen hält uns wadh Ein Beinen um das Weh der Welt. Und wir wissen. daß einzelne es nicht werden lindern können, daß nur der Bu sammenschluß einer großen, fämpfenden Masse Befreiung bringen Herta 3öld.
fann.
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Revolution im Bodensee ? An einer Stelle im Bodensee wird feit längerer Zeit das Emporsteigen schwarzer Schlammassen beobachtet, die einen gasartigen Geruch haben. Aus Lotungen an dieser auf der Höhe von Langenargen gelegenen Stelle ergibt sich, daß an diefer mit 180 Meter tiefsten Stelle des Bodensees sich noch ein zwanzig Meter tiefer liegendes Loch befindet, aus dem die Schlammmaffen herausgeschleudert werden. Man vermutet, daß der See durch dieses Loch die Verbindung mit einem unterirdischen Feuerherde habe, ähnlich den isländischen Geisern. Das Institut für Seeforschung in Langenargen plant in Verbindung mit der Drachen station in Friedrichshafen und der biologischen Station in Wasser burg eine neue Untersuchung der rätfelhaften Dertlichkeit.
Madrid ohne Oper. Ein Ausschuß von Bausachverständigen hat dieser Tage noch eingehender Besichtigung des Königlichen Opernhauses von Modrid erflärt, daß das Theater unverzüglich geschlossen werden müsse, da der bauliche Zustand eine ständige Be fahr bilde. Daraufhin ist das Gebäude geschlossen worden. Madrid ist somit ohne Oper; niemand weiß, für wie lange. Man will das Gebäude abtragen und auf dem Blag einen großen Part anlegen.
Donnerst Sonsab.
Erftaufführungen der Woche. Mont. Sleines Theater: Gin Spiel von Tod und Liebe." Mitimo. Leffing b.: Königin Luise. " Renaissance- b.:„ Paterna magica."( 10% Ubr.) Staatsoper: Boris Godunow." Freif. Kammerspiele: Der entfesselte Botan." Jofephine. Die Tribune: Staatstheater: Duell am Libo." Theater am Bülowplay: Sturmflut."
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Urania- Borträge. Mont., Mittw.( 7), Donn., Freit.( 5): under der Schöpfung.- Mont.( 9), Dienst., Mittw.,( 5), Freit., Sonnab.( 7): Wege zu Kraft und Schonbeit.. Mittw.( 9), Donn.( 7), Freit. ( 9), Connab. u. Gonnt.( 5 u. 9): Die Bunberstadt New york im Film". Donn.( 9): Die weiße Roble.Sonnab.( 7): Formen des U.S.A. Bildungswesens.
Zum Filmvorirag Ueber die Unfallgefahren im Steinfohlenbergbau", der am 16. februar in der Urania stattfindet, werden noch Starten im Beschäitszimmer des Grubensicherheitsamts( Leipziger Str. 2) unentgeltlich abgegeben.
Weimarer Opernübertragung im Rundfunt. Am 15. Februar wird die erfte Weimarer Opernübertragung aus dem Deutschen Nationaltheater auf den Leipziger mitteldeutschen Sender erfolgen. Es handelt sich um die Sändelsche Over Kerres". Die musikalische Leitung bat Kapellmeister Dr. ato. Die Uebertragung wird in ganz Europa gehört werden.
Gründung einer Rinoftadt bel Kiew . Die ftaatliche Stinoverwaltung der Ukraine bat vom Sowjet ber Stadt Riet die Buteilung eines größeren Geländes erbeten, um dort eine Stinofabrit zu gründen. Es ist aber ge plant, um diese Fabrit allmählich eine ganze Filmstadt entstehen zu laffen, mie solche in Besteuropa und Amerila bereits exiftieren. Bermutlich wird der Borort Nafowla zu diesem Zwed ausgewählt werden.