Schule Geßler.
Der Leutnant von der Reichswehr .
In Bennedenstein feierte fürzlich der Kriegerverein sein Stiftungsfest. Dazu erschien auch eine Stiabteilung des Inf. Reg. 12 cuf Einladung. Bekanntlich ist es den Reichswehrtruppen verboten, an Veranstaltungen politischer Vereine teilzunehmen, und man hat nach berühmtem Muster das Reichsbanner für für politisch" erklärt. Wie ging es aber beim„ unpolitischen" Kriegerverein in Benneckenstein zu? Dort hat der Leutnant Hummel, der Leiter der Stiabteilung des Reichswehr - Infanterieregiments Nr. 12 folgende Szene aufgeführt( nach der Hohensteiner Zeitung):
Tatlose Jugend.
Das Thema der ermerbstofen Jugend erfuhr fürzlich im Borwärts" eine ausführliche Darlegung. Die folgenden Zeilen, von einem guten Renner der Verhältnisse stammend, mögen als Ergänzung dienen.
die für die Pflege der erwerbslosen Berliner Jugend von der Stadt Manch einwirtschaftlich veranlagter" Mensch mag denken, daß Berlin ausgeworfenen 150 000 m. besser verbraucht würden, wenn statt der Veranstaltungen, wie Wanderungen, Spiel und Sport, statt der Beranstaltungen, wie Wanderungen, Spiel und Sport, Führungen u. dgl., dieje Summe in bar den jungen Leuten und damit den Familien gegeben wäre. Manche Mutter mag sich das für ihren Jungen bei einer Wanderung aus diesem Fonds verwendete Geld in ihre Wirtschaft wünschen, um damit die allgemeine Rasse zu stärken. Und doch, wenn man die Lage unserer Jugend betrachtet, Herr Leutnant Hummel entbot den alten Beteranen feinen fieht man, wie notwendig dieser Schritt der Fürsorge war. Lagen und liegen doch bisher die erwerbslosen Jugendlichen den echt militärischen Gruß unter Neigung seines Degens. Er ganzen Tag auf der Straße, ohne zu wissen, was sie eigentlich anschilderte, wie die fleine neue Armee mit aller Kraft unter der Flagge Schwarz- Weiß- Rot mit dem neuen Reichsadler in der wenigstens einige Stunden beim Kartenspiel mit ihren Jugendgenossen fangen sollen. Frühmorgens gehen sie zum Arbeitsnachweis, froh, Ede daran arbeite, die Schmach zu tilgen und das deutsche Volk von seinen Blutsaugern zu bezusammen sein zu können. Oder man kann sich doch wenigstens einen Schlag erzählen. Vielleicht erbt man auch eine Zigarette, wenn man freien. Wenn die Stunde der Befreiung schlage, würde das nicht selbst in der Lage ist, den anderen davon abgeben zu müssen. Bolt die Armee auf ihrem Plaze stehend finden. Seine fernige Die Zigarette ist die Hauptbeschäftigung. Die Arbeitslosigkeit macht Rede flang aus in ein Hurra für das Vaterland." Nach der Reichsverfassung soll in der Schule im Geifte der ben Jugendlichen zum Rettenraucher. Die paar Pfennige dafür hat man fast immer, und wenn man die schlechteste nimmt und dabet Völkerversöhnung und Bölkerverständigung unterrichtet werden. Da- hungern muß. hat man so bis 10 Uhr die Zeit mit Zigarettenmit hat man den Willen Deutschlands , künftig in Frieden zu rauchen, Kartenspielen und im Innern mit der leisen Hoffnung auf Icben, an hervorragender Stelle zum Ausdruck gebracht. Was fagen Arbeit verbracht, so wird man, in dieser Hoffnung getäuscht, auf Sie zu der Rede des republikanischen Offiziers in Benneckenstein , die Straße gefeßt, oder beffer gesagt, man wurde es; denn seit Ende Herr Reichswehrminister? voriger Woche weiß man ja, daß man dort nicht fizen bleibt, sondern schon wo anders unterkommt. Nach Hause fann man nicht; benn da ist man in den seltensten Fällen allein und langweilt fich, oder die ganze Bude ist voll, und man hat auch da teine rechte Lust. Und wenn man so vierzehn, fünfzehn ist und hat schon mal Geld verdient, so will man sich auch nicht den ganzen Tag Mutterns Klagen und Schelten anhören. So geht man also jetzt auf den Sportplaß oder ins Jugendheim, oder aber man hat sich schon vor dem allgemeinen Rausschmiß" einem Fürsorger des Jugendamtes angeschlossen, ber vielleicht jetzt schon samt den Jungs im Hallenbad herumschwimmt oder schlittschuhlaufenderweise die Beine bewegt, so er nicht etwa im 300 den Unterschied zwischen Mensch und Affen oder im Aqua den zwischen einer Wanze und einer Schildkröte beweist( da man alle beide dort betrachten tann!). Sollte man sich jedoch schon in früher Morgenstunde am Bahnhof zu einer Fahrt nach dem bekannten Außerhalb" getroffen haben, so schlägt man jetzt auf irgendeinem Waldplaß eine gute Kelle; denn ein Junge ohne Ball ist wie ein Radio ohne Hörer. Und fommt man denn von diesen Beschäftigungen am Abend zurück, dann hat man gerade genug, um geruhsam bis zum nächsten Morgen zu schlafen. Himmel nach mal! Du mit deiner produttiven Arbeit! Gib ihm doch welche!!" Lehrwerkstätten! Woher die mit einemmal hernehmen für diefe Menge und Schule? Davon hat der junge Mensch im allgemeinen genug, wenigstens von der auch jetzt noch üblichen!"
Die Wohnungsnot in Rußland . Geständnisse der„ Prawda".
Die deutschen Kommunisten können sich bei ihrer Agitation in Uebertreibungen gegen die deutschen Verhältnisse gar nicht genug tun. Jede Bezugnahme auf Rußland pflegen sie dadurch zu erledigen, daß sie von menfchemistischen Lügen reden. Da die Prawda" vorläufig noch ein menschewistisches Lügenblatt, fondern ein tommunistisches Parteiorgan ist, so beziehen wir uns vorsichtshalber auf sie. In ihrer Nummer 19 vom 24. Januar findet sich ein Bericht über die Wohnungsnot und ihre Bekämpfung. In diesem Bericht heißt es wörtlich: Der Bolfskommissar für innere Angelegenheiten, Genoffe Beloborodoff, teilte mit, daß die Hauptmonente, die für die augenblickliche Lage charakteristisch feien, folgende sind: ein ungeheures Defizit an Wohnraum, fortschreitende Zerstörung der Häuser und endlich eine nur schwache Bautätigkeit.
Die festgelegte fsanitäre Mindestnorm von 16 Quadratarschin ist Die feftgelegte sanitäre Mindestnorm von 16 Quadratarschin ( 8 Quadratmeter!) ist zurzeit in einer ganzen Reihe von Bezirken ein unerreichbares Ideal Es gibt Fälle, in denen der Wohnraum eines einzelnen Arbeiters auf vier bis fünf Quadratarschin( also 2 bis 2% Quadratmeter) heruntergeht. So ist die wirtliche Lage in der Wohnungsfrage.
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Bei jenen Veranstaltungen lernt er bedeutend mehr, als bei einem theoretischen Unterricht. Hier wird sein Geist und Körper ge bildet und gestärft. Und wer sagt, das hierfür ausgeworfene Geld fei hinausgeworfen, ist ein Augenblicksmensch, der nicht bebentt, daß
2, Bahnhofsring.
Zur Herstellung unmittelbarer Berbindungen zwischen den Fernbahnhöfen Anhalter, Potsdamer, Stettiner, Schle fischer und Görlizer Bahnhof wird ab Montag, den 15. Februar ,, eine neue Linie unter der Bezeichnung Bahnhofsring" Königgräger Straße( Botsdamer Bahnhof), Friedrich- Ebert- Straße, eingerichtet. Die Wagen verfahren vom Anhalter Bahnhof über Brandenburger Tor , Dorotheenstraße, Luisenstraße, Neues Tor, Invalidenstraße( Stettiner Bahnhof), Brunnenstraße, Rosenthaler Blak, Lothringer Straße, Brenzlauer Allee, Prenzlauer Berg , Königstor, Friedenstraße, Strausberger Straße, Große Frankfurter Straße , Andreasstraße( Schlesischer Bahnhof ), Engelufer, Kopenider Straße, Adalbertstraße, Waldemarstraße, Laufizer Platz, Wiener Straße bis Görlizer Bahnhof. Der Betrieb erfolgt in Abständen von 15 Minuten ab Anhalter Bahnhof von 5.55 bis 11.40( Sonntags von 8.10 bis 11.40), ab Görlizer Bahnhof zu denselben Zeiten.
Doppelter Kindesmord?
Ein mutmaßlicher doppelter Kindesmord beschäftigt die Kriminalpolizei. An der Aguftabrüde wurde gestern von dem Brückenwärter ein mehrfach verschnürtes Patet aus braunem Backpapier aus dem Landwehrkanal gelandet. Man öffnete es und fand darin die Leiche eines neugeborenen Kindes. Man brachte es nach dem Schauhause. Hier entdeckte man unter der ersten noch eine zweite Kindesleiche. Die beiden waren mit einer Schnur zusammengebunden. Das Batet war dann mit Steinen beschwert und in der Hülle von Packpapier ins Wasser geworfen worden. Ob die beiden Neugeborenen eines gemaltsamen Todes gestorben sind, wird erst die Obduktion feststellen fönnen. Die Ermittelungen nach der Mutter wurden sofort eingeleitet.
Schwere Betriebsunfälle. Der in der Jutespinnerei in AltStralau beschäftigte 40jährige Arbeiter Georg Lehmann aus Lichtenberg , Blumenthalstraße 14, geriet heute vormittag mit dem linken Arm so unglücklich in die Maschine, daß er zerquetscht wurde. In bewußtlosem Zustande wurde 2. in das Rummelsburger Krankenhaus eingeliefert. Ein weiterer schwerer Unfall ereignete sich in der Frankfurter Allee 281. Hier fiel dem 48 Jahre alten Arbeiter Hermann Heise, der bei der Firma Lange und Gutzeit beschäftigt ist, eine zentnerschwere Eisenschiene auf beide Füße. Mit sehr schweren Quetschungen wurde H. durch einen Wagen des städtischen Rettungsamtes in die Unfallflinik Johannisstraße eingeliefert.
Republitanischer Vortragsabend im Herrenhaus. Am Montag, dem 15. 2., abends 8 Uhr, veranstaltet das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold im Blenarsizungssaal des Preußischen Staatsrates , Leipziger Str. 3( Serrenhaus), einen Bortragsabend, bei dem Reichstagsabgeordneter Freiherr von Richthofen zu dem Thema:" Die deutsche Republit" fpricht. Polizeiober leutnant Rölle wird Ausführungen zur Frage: Der Offizier und die Republit!" machen. Einen besonderen Charakter werden die Rezitationen, bie Martin Wolfgang vom Staatstheater bringen wird, dem Abend geben. Eintrittskarten find im Gaubureau, Sebastianstr. 37-38, erhältlich.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
Diese Wohnungskrifts wird dadurch vertieft, daß wir eine fort. Gelb, zur Ertüchtigung der Jugend benut, sich tausendmal perzinst. Junosozialistengruppe Neukölln 2. Treffpunkt zur Fahrt nach Strausberg air
fchreitende 3erstörung der Häuser haben. In Tula haben wir nur 18 Proz. aller Häuser, die feine Reparaturen er. fordern. Im Ural find 7 Broz. der Häuser vollständig zerstört und infolgedeffen für die Bewohnung ungeeignet, und 80 Broz. er. fordern eine grundlegende und laufende Reparatur. Diefe Lage iff das Resultat unferer falschen Politik auf dem Gebiet der Wohnungswirtschaft.
Als die wichtigste Frage der Wohnungspolitit sieht der Genoffe Beloborodoff die Frage der Miete. Das Volkskommissariat für Inneres verfügt zurzeit über ein sehr großes Material, das aus der Bearbeitung einer Wohnungsenquete in der Broving gewonnen ift. Dieses Material beweist vor allen Dingen, daß die im Sommer feine vorgenommene Erhöhung der Miete wesentliche Befferung in der Hausbewirtschaftung herbeigeführt hat. Während im März( vor der Mietserhöhung) ein Quadratsaschen ( 1 Quadratsaschen sind 9 Quadratarschin, also 4% Quadratmeter. Red. d.".") durchschnittlich mit 44% Ropeten bezahlt wurde, foftete er im September nach der Mietserhöhung etwa 60 Ropeken. Weder die erste noch die zweite Bahl entspricht bei weitem nicht den Selbst toften, die sich auf zwei Rubel und mehr belaufen. Ferner charakterisiert Genosse Beloborodoff die Frage des Wohnungsneubaues. Er erklärt, daß wenn wir bei dem jeßigen Tempo des Neubaues bleiben, wir nicht imftande sein werden, den vorhandenen Wohnraum zu behaupten. Aus diesem Grunde müffe die Frage des Lempos der Neubautätigkeit geprüft, aber gleichzeitig damit auch eine Feststellung unserer Baumaterialien vorgenommen werden, da der Wohnungsneubau wegen Mangel an Baumaterialien zum Stillstand tommen tönne.
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Den einzigen Ausweg aus der so entstandenen Situation fieht der Genosse Beloborodoff in einer Erhöhung der Wohnungsmiete in einem folchen Ausmaß, daß fie die Selbstkosten decken würde. Er ist der Meinung, daß der Rat der Volkskommiffare feine Wohnungspolifit grundlegend ändern muß, daß man auf das Prinzip der Wohltätigkeitspolitik verzichten und zum Prinzip der Wirtschaftlich feit übergehen muß( fapitalistische Rentabilität d. R.), wie das auf allen anderen Gebieten unserer Wirtschaft bereits geschehen ist. Nach einer längeren Debatte beschloß der Rat der Boltstommisfare eine Reihe von Maßnahmen, die die Bernichtung des Kapitals an Wohnraum zum Stillstand bringen sollen. Um die Einschränkung des vorhandenen Fonds an Wohnraum zu verhindern, beschloß der Rat der Volkskommissare in Anerkennung der Notwendigkeit, einen defizitlosen Zustand bei der Bewirtschaftung der Häuser zu erreichen, eine Neuregelung( lies Erhöhung) der Miete. Diese Miete soll freilich ihre flassenmäßige Grundlage noch behalten. Für die Arbeiter und Angestellten der niedrig bezahlten Kategorien soll die Wohnungsmiete zurzeit sich aufbauen auf den Sosten für die Unterhaltung und Erneuerung der Wohnung, für die höher bezahlten Kategorien foll sie eine Amortisation und Verzinsung für das aufgewandte Baukapital ermöglichen." Dieser Bericht, der sich im übrigen wohl hütet, die furchtbare Lage auf dem ruffischen Wohnungsmartt anschaulich zu schildern, spricht doch in mehr wie einer Beziehung Bände. Schritt für Schritt wird der utopische Weg verlassen. Es ist klar, daß der Rat der Volkskommissare bei seinen jezigen Maßnahmen nicht bleiben wird. Um nur zu einigermaßen erträglichen Zuständen zu kommen, bedarf die russische Regierung heroischer Leistungen. Sie wird die dazu nötigen Mittel nur aus weiteren Steigerungen der Miete entnehmen tönnen. Jedenfalls haben die deutschen Kommunisten nicht die geringste Veranlassung, sich über die Schwierigkeiten in anderen Ländern zu beschweren. In Wien , wo die Sozialdemokraten die Gesetzgebung beeinflussen können, hat man von Anfang an eine Bolitik betrieben, die den wirtschaftlichen Bedürfnissen entsprach, ohne die besonderen Intereffen der Arbeiter schaft außer Acht zu lassen. Mit Hilfe der gestaffelten Wohnungssteuer find Tausende und aber Tausende von Wohnungen entstanden, lange ehe man in Rußland auch nur daran dachte. Hand anzulegen.
Der türkisch - ruffische Vertrag ratifiziert. Nach einer Meldung aus Angora hat die türkische Nationalversammlung einstimmig die Ratifizierung des am 17. Dezember 1925 in Paris abgeschlossenen türkisch - russischen Vertrages beschlossen.
Amerika bereitet die Abrüftungsvortonferenz vor. Der amefanische Gesandte in Bern , Gibson, fährt zu Besprechungen über die Abrüftungsvortonferenz nach Washington
indem es geiftige und förperliche Kräfte stärkt und vermehrt, die sonst erheblich geschädigt worden wären. Bolfstraft ist das tost barste Gut eines Gemeinwesens und kann durch Geld erhalten, aber nie ersetzt werden. Deshalb ist dieses Hilfswert eine Tat, die ihre Früchte nicht sichtbar tragen, aber befto reicher tragen wird.
Der Brandleitetunnel.
Die Aeußerung einer Zuständigen Seite"! Zu dem Eisenbahnunglück im Brandleitetunnel bei Oberhof gibt eine Buständige Seite durch WIB. folgendes bekannt:
,, Seitens der Reichsbahnverwaltung waren alle erdenklichen Sicherheitsmaßregeln getroffen worden, die bei Bauarbeiten im Tunnel nötig sind. Besonders waren an der Unfallstelle erhöhte Sicherheitsmaßregeln nötig, da ja im Tunnel bekanntlich starke Rauchentwicklung durch die durchfahrenden Züge entsteht. Die Ent lüftung von Tunneln ist stets Sorge der Eisenbahnverwaltung. Nach den Betriebserfahrungen im Oberhofer Tunnel lag feine Beranlassung vor, die bestehende natürliche Lüftung durch künstliche zu unterstützen, da sich bisher keine Anstände bei der Entlüftung ergeben haben. Die angewandten erhöhten Sicherungen bestanden darin, daß Sicherheitsposten an beiden Seiten der Arbeitsstelle aufgestellt waren, die durch Fernsprecher mit den Bahnhöfen an den Mündungen des Tunnels Oberhof und Gehlberg verbunden waren. Diese Sicherungsposten hatten die Verpflichtung, das Nahen eines Buges nach telephonischer Meldung der Abfahrt von der Station durch Hornsignale der Arbeitsfolonne befanntzugeben. Sie mußten zu diesem Zwed so nahe an die Arbeitstolonne beran gehen, daß das Hornsignal unbedingt gehört werden mußte. Für die Beleuchtung der Arbeitsstelle war durch Scheinwerfer gesorgt. Bei dieser Beleuchtungsart haben sich nach den bisherigen Erfahrungen in Tunneln feine Anstände ergeben.
Als weitere verschärfte Sicherungsmaßregel war von der Reichs bahnverwaltung angeordnet worden, daß bei angekündig tem Nahen eines 3uges beide Gleise verlassen werden mußten. Die Arbeiter sollten sich in die im Tunnel angebrachten Nischen begeben, die durch weiße Farbe gekennzeichnet find. Das Ueberschreiten eines Gleises dabei war verboten, da das Gleis, auf dem der Arbeitszug herangebracht wurde, wechselte. Troß dieser verschärften Sicherungsmaßregeln hat sich das bedauernswerte Unglüd ereignet. Nach den bisherigen Feststellungen sind die Arbeiter nicht in die Nischen getreten, sondern haben den Zug auf einem Gleis erwartet, auf dem diefer herankam. Sofort nach Bekanntwerden des Unglücks ist seitens der Reichsbahnverwaltung alles geschehen, um den Opfern jede nur mögliche Hilfe zu bringen. Das Verbandszeug der nebenliegenden Stationen war auf schnellstem Wege zur Stelle, ebenso die dort befindlichen Tragbahren." Diese Ausführungen, die wahrscheinlich von der zuständigen Reichsbahndirektion inspiriert wurden, stehen in schroffem Gegensatz zu den auch von uns fürzlich veröffentlichten Mitteilungen. Es muß gefordert werden, daß die Verhältnisse im Brandleitetunnel unparteiisch untersucht werden. Es scheint, als ob in dem Tunnel doch vieles im argen liege. Arbeiter, die täglich unter Lebensgefahr Schaffen müssen, mögen diese Gefahren unterschäßen. Um so größer ist die Verpflichtung der Lettung, die Möglichkeit der Gefahr auf ein Mindestmaß herabzudrüden. Und gerade das scheint hier nicht geschehen zu sein, trotz der teilweise sehr bestimmten Ausführungen der zuständigen Seite".
Die Aufgaben des deutschen Judentums. Der Zentralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens veranstaltete im großen Saal der„ Ge sellschaft der Freunde " einen Vortragsabend. Direttor Dr. Ludwig Holländer hielt eine Ansprache, die sich mit den positiven Auf gaben des deutschen Judentums und der Unbilligkeit der systematischen antisemitischen Kränkungen beschäftigte. Eine gewisse demagogische Agitation habe insbesondere erhebliche Teile der Jugend zu einem„ nationalen Mythos" erzogen. Ein großer Teil der öffentlichen Unmoral wende sich gegen das Judentum, um die notwendigen Barias zu fonstruieren. Das Bündnis zwischen Geift und Leben im Kampfe gegen die zerstörenden Einflüsse der Unduldsamkeit müffe die Barole der deutschen Juden sein. Dem Redner dankte der starke Beifall der Bersammelten. Anschließend sprach Irene T riesch Psalmen, u. a. Deborahs Siegeslied, dessen fünstlerisch wuchtig schattierter Vortrag besonders starken Einbrud erzielte, und Hesetiel 37, sowie Hölderlin , Goethe, Klodstod und Schiller. Goethe, Klodstock und Schiller. Die Schauspielerin erntete den stürmischen Dant ihrer aufmerksamen Hörer.
Sonntag, 14, vormittags 7 Uhr, Ringbahnhof Neukölln.
Sport.
Der gestrige Boxgroßkampftag.
Su bem bereits in der heutigen Morgenausgabe veröffentlichten Bericht über den Borgroßkampftag in der Arena am Kaiserdamm geben wir noch folgende Einzelheiten: Lange vor Beginn des ersten Kampfes war die riefige Arena faft bis auf den letzten Platz gefüllt. Vor der Halle das übliche Treiben. Lange Automobilschlangen, Hunderte von Sportbegeisterten, die natürloch ohne Karten Einlaß begehren, aber von der doppelten Schupotette zurückgehalten werden. Allgemein wird die Meinung vertreten, daß Baoline einen R. o.Sieg erringen wird.
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Bünftlich nahmen die Kämpfe ihren Anfang. Als erstes Baar freuzten im Mittelgewicht Dietmann und Schmehling- Köln die Handschuhe. Diefmann, der in Schmehling auf einen harten Gegner trifft, bort mit viel Bech. Wiederholt gehen linte und rechte Schwinger ins Leere, während Schmehling gut bedt und überaus hart schlägt. Bis zur 6. Runde liegt Schmehling mit einem kleinen Plus vor. In der 8. Runde holt Dietmann mächtig auf und erreicht ein Unentschieden. Als zweites Paar trafen sich die Schwergewichte Ludwig Heimann und Mehling Würzburg. Heimann, von jeher als famoser Techniker bekannt und beliebt, geht ungeftüm zum Angriff vor und trifft den schwerfälligen Mehling dort, wo er ihn treffen will. Er leidet merklich an Luftmangel. In der 5. Runde werfen die Sekundanten Mehlings das Tuch in den Ring, da Mehling infolge des Luftmangels taum noch fähig ist, seinen Gegner zu gefährden. Unter größter Spannung ftieg Baolino. Diener wird bei seinem Erscheinen stürmisch begrüßt. dann die Sensation des Abends, der Hauptkampf DienerKurz darauf erscheint auch Boalino im Ring, während zu gleicher Zeit die Musir die spanische Nationalhymne spielt. Dann ertönt der erfte Gengschlag. Diener zeigt sich äußerst beweglich und bis zur 2. Runde verläuft der Kampf abwartend. Auf beiden Seiten ein Fühlen und Abtasten. In der dritten Runde gehen beide Gegner hart aufeinander los, und Dieners Taftit, mehr auf dem Körper feines Gegners zu landen, fällt auf. Diener deckt Magen und Herz gut ab und schlägt viel aus der Verteidigungsstellung. In der 4. Runde glänzt Diener und treibt Baolino einen Augenblick in die Enge. Aber auch Baolino teilt furchtbare Hiebe aus, die Diener, der lehr leicht über die Bretter geht, nicht zu Fall bringen können. Be bann schlägt, wenn er gut und sicher landen kann. Nach 10 Runden merkenswert ist die Technik Dieners, der fabelhaft abdeckt und nu: trennen sich die Gegner unter ungeheurem Jubel des Publikums unentschieden. Den letzten Rampf, beftritten die Schwerge wichtler Rosemann und Larry Gains Kanada. Wer hier noch einen flotten Kampf erwartete, wurde enttäuscht. Rösemann zeigte faft nichts und muß sich vor dem ungeftüm auf ihn eindringen ben Kanadier, der flink und fagengewandt ist, lediglich auf die Defenfive beschränken. Kurz vor Ende der 1. Runde muß Rösemann bis 9 zu Boden. Er kommt sehr schwer über die Runde und nur der Gongschlag rettet ihn. Die 2. Runde verläuft ebenso. In der 3. Runde vollzieht sich dann das Berhängnis. Die Sekundanten Rösemanns werfen das Tuch in den Ring. Die Zusammenstellun dieser Gegner war mißglückt, da Rösemann Larry Gains sich teiner Weise gewachsen zeigte.
Eishockeykämpfe.
Die Weltmeisterschaftstämpfe nahmen am Freitagnormittag mit dem Traininglaufen der Teilnehmer ihren Anfang. Abends fanden Eishodentämpfe statt, die gewissermaßen den Auftaft zu den Weltmeisterschaftstämpfen bilden. Die tschechische Eishodeymannfchaft, die gegen den Berliner Schlittschuhtlub" antreten sollte, traf verspätet in Berlin ein. Der Sportklub Charlottenburg" sprang dafür ein. Die Mannschaft des Berliner Schlittschuhflubs mar vorzüglich in Form, so daß der Kampf 6: 1 für den Berliner Schlittschuhflub endete. 3wischendurch zeigte die osterreichische Weltmeisterin Jarosz Szabo ihre Eisfünfte. Dann trat bie Eishockey- Kanadier- Mannschaft Paris gegen ben Wiener Eislaufverein" an. Beide Mannschaften waren überaus gut, und Watson, der stärkste Mann der Wiener , übertraf sich fast selbst. Bis zur Bause erzielten die Pariser drei Tore. Nach der Halbzeit sind die Pariser noch zweimal erfolgreich, während es den Wienern nur gelingt, zwei Tore erfolgreich zu schießen. Mit 5: 2 Toren müssen Sich die Wiener geschlagen geben.