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lichem Geblüt. Fühlt sich noch immer als Fürst ohne Schranken. Vor dem Kriege war er des Grafen Stefan Tisza größter Verehrer. Trat aber doch nicht in dessen Partei, war oppositionell, nur weil er selbst neben Tisza- feine zweite Rolle spielen wollte. Ein berühmt- berüch tigter Menschenjäger. Wen er aufs Korn nahm, war verloren, wenn es auch Jahre Zeit und Mühe tostete. Da tommt das heutige Regime. Alle mühevoll zurückgehaltene Bügellosigkeit tann sich nun voll ausleben. Ein Stüd Uebermensch, allerdings nicht de genere Nietzsche, sondern degenerier tes Mittelalter, mitten ins Heute versetzt. Was Wunder, daß unter seiner Herrschaft der Mord unge= straft blieb, da er doch nur altgewohnte Menschenjagd war, und Geldfälschen eine mohl bestallte Staats: funft wurde. Berantwortlichkeit für solche Dinge wird man beim Grafen Bethlen vergeblich suchen. Sie sind Ausflüsse feines 3wedwillens, also Selbstverständlichkeiten.
Neben ihm Julius Gömbös. Gewesener Generalstabshauptmann. Also erfüllt von Kriegsideologie. Er sieht nicht verachtend auf Menschenmoral und Menschenleben nieder, wie der Fürstenstämmling, sondern wie der durch den Krieg abge Shimpft geworden Soldat. Menschen fallen, Gesetze werden nicht beachtet, Moral verlegt. Was liegt daran, man fann doch deshalb nicht bestraft werden. Straflosigkeit für alles, aber auch alles, das ist bei diefen Leuten der Hauptgebanke. Darum werden sie der Oligarchie vorzügliche, willenlose Berkzeuge. Denn von der Macht und dem Ansehen der Oligarchie in Europa erhoffen sie Straflosigkeit für alle ihre Missetaten. Mengen sich so im heutigen Regime Uebermensch und Unmensch zu einem unlöslichen Ganzen, tommen hierzu als Ergänzung der lachhaft schauerlichen Tragikomödie, beren Schauplatz heute Ungarn , auch noch der Horthy und der Graf Emmerich Karolni. Eine armselige Puppe der So sehr niemand, daß neben ihm Graf Bethlen die Rolle des zweiten übernahm. Bon hundert geheimen Fäden hin- und hergezogen, weiß er nicht, ob er steht oder fällt, und überläßt alles jeinen Hoffchranzen und Drahtziehern.
erstere.
Graf Emmerich Karolyi, auch ein mittelalterlicher Oligarch, überfekt ins Groteste eines modernen Börsenjobbers. Auch er ift Menschenjäger. Er vernichtet" die Börsenjuden und Judendirektoren, die ihm, Jahre hindurch, zu großen Ge winnen und reichdotierten Bankstellen geholfen, und seßt sich behäbig, da das Regime antisemitisch wird, an ihre Stellen. Und er fälscht auch. Allerdings nicht fremdes Geld. Das tut fein Bankdirektor. Er fälscht bloß 3eugenaus jagen, und gleich fabrifmäßig. Wozu? Um feine Geschäfte zu fördern und auch um seine persönlichen Rachegelüfte zu befriedigen. Er war es, der schon während des Krieges ganz gefchäftsmäßig falsche Beugenausfagen gegen alle Bazifisten fabrizieren ließ, die feine fetten Kriegsgeschäfte bedrohten.
Dann richtete er, während des Tisza- Prozesses, gemeinsam mit dem famosen Putschisten Ulain, dem Berteidiger der Frankenfälscher, eine ganze Fabrit für falsche Beugenaussagen ein. Wenn sich nun dieser Amoralift mit Horthy verbündet, bas Regime zu retten, fann es lustig merden in Ungarn . Aus dem Regime der mittelalterlichen Raubritter und modernen Kriegsräuber mard ein Regime der olig archischen Börsenjobber, nach der Tragödie das Gatirspiel!
Zar Kyrill 1.
Russische Emigranten und deutscher Legitimismus. Die Kreuzzeitung " hat den in Roburg lebenden russischen Prätendenten Kyrill interviewen lassen. Seine Majestät, der Zar Kyrill I., wie die Kreuzzeitung" ihn nennt, hat zwar weber Bolt noch Land, aber ein schönes Programm, das in der Kreuzzeitung wieder. gegeben wird: Wiederaufrichtung des absoluten Zarismus, fein Barlament, sondern nur ein berufsständischer Staatsrat, Rückkehr vom Staatskapitalismus zur unbeschräntten freien Konkurrenz, Rüd gängigmachung der Landesreform, Rückgewinnung der baltischen Provinzen.
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Da kommen mm die Leute am Sonntag mittag in das Deutsche Theater . Sie find vertatert vom Gonnabend Karneval. Auto auf Auto rollt an. Die Aussteigenden fragen fich: Bird etwas passieren? Man wischt sich den letzten Schlaf aus den Augen und gebietet, es muß etwas passieren! Endlich die forretten Matineebesucher, die mur ihre Pflicht vor der Kunst fun wollen und es gibt auch solche-: Nein, es darf nichts passieren." Und bann, als es paffiert, als nach vorzeitigem Schluß gerufen wird, als die Rabaupfeifen und Hausschlüffel ausgeheult haben, erzürnt fich die Radaupfeifen und Hausschlüffel ausgeheult haben, erzürnt fich eine entrüstete Dame: Nehmen Sie doch wenigstens Rücksicht auf die Schauspieler!" Trogdem tommt der Dramatifer Brecht schließ lich auf die Bühne. Der sieht schmächtig und verfümmert aus. Er will aber couragiert standhalten gegen Beifall und Gezische. Auch die Polizel bewies, daß sie zu vielerlei nüglich ist. Sie nahm einen Jüngling beim Kragen und führte ihn ab.
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Wozu denn alles das? Um nichts, um gar nichts, nur um einen Schund, nur um eine findisch hingeschmierte Schweinerei. Die vierzehn Bilder dieser sogenannten dramatischen Biographie Ba a l " repräsentieren nichts anderes als das dümmste Zeug, aber auch das schmußigste. Dieses Männeken Baal ist weiter nichts als ein heruntergekommenes Schwein, jagen wir eine gemilderte Haarmann- Natur, die sich durch Suff und Geschlechtstrieb durchs Leben stößt und schließlich trepiert, nachdem sie einen Freund er stochen hat. Baal man soll auf die Symbolit achten gilt als der große martialische menschenfresserische Gott. Damit er Haut und Knochen hat, läßt Brecht ihn einen Chauffeur sein, und seine Natur foll fich dadurch tomplizieren, daß die Leute ihn sogar für einen Inrischen Dichter halten. Also wäre Baal ein Mann des Boltes und feine Biographie ein volkstümliches Stüd? Das Volt foll es sich verbitten, von Brecht in diesem blöden, tierischen Süffel und Geilheitsbod repräsentiert zu werden. Dieser Dramatiker, mag er jung oder alt fein, mag er sein erstes oder letztes Stüd hergeben, ist ja, wenn man ihm genauer auf die Hände und ins Herz blickt, ein höchst dürftiger Kopf. Wenn ihm nichts anderes einfällt als diese obendrein noch nach Wedekind und Georg Kaiser plagiierten Kneipen und Kabarett- und Beischlaffzenen, so muß man ihm bestätigen, daß er jedes Anrecht auf Teilnahme verlor.„ Baal " wäre fein Jugendwert, wird behauptet, der Knabe habe erst zu stammeln angefangen. Stotterer als Festredner entweder ist der Mann, der ihn auf die Bühne bringt, ein geriffener Kerl, ber sich über den armen Stotterer und auch über seine Gemeinde luftig machen will, oder der Manager ist ein dummer Kerl, der sich einbildet, Bionier arbeit zu leisten, mo nur eine absolute Ahnungslosigkeit an den Tag kommt. Wie dem auch Jei, Barkett und Galerie sind mitschulbig. Frauen und Mädchen plätschern sehr vergnügt in dieser Bordell berebsamkeit herum und flatschen Beifall. Männer und Jünglinge zeigen fich vertraut mit jeder Rüance dieser Geilheitstechnit eines Dramatifers, der übrigens auch auf diesem Gebiete nur ein jugendlicher oder früh vergreifter Plagiater ist. Nicht die Sinnlichkeit, sondern die Sinnlosigkeit fällt auf. Das innere und äußere Erlebnis des Dramatikers auf dem schönen und gefährlichen Gebiet des Suffs
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Das Programm soll nach dem Siege der Konterrevolution verwirklicht werden. Darüber heißt es in dem Interview:
Halten Ew. Majestät eine russische Staatsumwälzung auf friedlichem Wege für denkbar?"
Der Bar überlegte einen Augenblick und erwiderte:
In dem Sinne, wie Sie meinen, wohl taum." " Glauben Ew. Majestät, daß dieser unvermeidliche Umsturz gewaltjam pon innen oder infolge eines Anstoßes Den außen erfolgen wird?"
Meiner Ansicht nach," erwiderte der Monarch, ist der äußere Anstoß als Detonator für die innere Explosion erforderlich.
Der Verschwörer Kyrill, der in Deutschland Gastrecht genießt, plant eine Verschwörung gegen die russische Regierung, mit der die deutsche Regierung freundschaftliche Berträge geschlossen hat. In deffen sind die Meinungen des Operettenzaren ohne Land und Bolt nicht mehr als eine interne Angelegenheit der ruffischen zariftischen Emigranten, deren Illufionen mit der Konsolidierung Rußlands nicht fallen, sondern steigen. Innerhalb der Emigranten will sich dieser Brätendent gegen Nikolai Nikolajewitsch in den Bordergrund idhiden- daher auch eine unverhohlene Aufforderung in dem Interview, diesen Ostherrscher plötzlich verschwinden zu lassen".
Politisch genommen, sind die Emigranten und die Prätendenten, thre Illusionen, Ansprüche, Verschwörungen nicht eine Angelegenheit der Staatspolitik in den Ländern, in denen fie fich aufhalten, sondern eine Angelegenheit der Polizei. Die Kreuzzeitung " mag gemeint haben, mit diesem Interview dem Legetimismus gestärkt zu haben, ohne zu fühlen, wie blamabel es für den Legitimismus ift. Hätte sie die Meinungen und Ansichten Wilhelms von Doorn über seine fünftige innere und äußere Bolitit als deutschen Kaiser und über eine Revolte gegen die deutsche Repu. blit in einem Interview veröffentlicht, fo hätte ganz Deutschland laut aufgelacht. 3ft Bar Kyrill I." weniger lächerlich als„ Wil helm II. "? In Rußland nimmt den Operettenzaren niemand ernst - aber in Berlin findet er ein gefinnungsverwandtes Organ, das sich stellt, als ob es ihn ernst nähme. In Berlin nimmt Wilhelm II. aber in Paris würde er wahrscheinlich ein gefinnungsverwandtes Organ finden, das sich stellt, als ob es ihn ernſt nähme. Es ist aus Vorsicht, daß die Legitimisten dem Bolke nur die Brätendenten der anderen zeigen, nicht bie eigenen....
niemand ernst
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Recht muß Recht bleiben!
Sagt Herr Everling.
Die Potsdamer Deutschnationalen lassen heute Herrn Ever. ling in einer öffentlichen Bersammlung für die Ansprüche der Hohenzollern reden. Zur Vorbereitung dieser Versammlung haben fie ein Flugblatt Bum Bolfsentscheid" verbreitet, das mit den Worten schließt: Recht muß Recht bleiben." Sur Illustrierung diefes schönen Gages haben sie sich Herrn Everling verschrieben, deffen besonderes Verhältnis zum Recht im Rechtsausschuß des Reichstags aufgedeckt wurde.
Recht muß Recht bleiben!" Ein schöner Sag- aber bie Deutschnationalen wenden ihn nur an, wenn es ihnen paßt. Gilt er aber nicht unbedingt, sondern nur in besonderen Fällen, so wird er zum höchsten Unrecht. Das deutschnationale Flugblatt will glauben machen, daß mit der Fürstenenteignung die allgemeine Enteignung beginnen werde:
Nein
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Was soll dann noch der geforderte Boltsentfcheib ber Revolutionsparteien? Sie verlangen, daß dem Kaiser und allen deutschen Fürsten auch der Rest des Eigentums ohne jebe Entschädigung fortgenommen werden foll. Ist ein derartiger Raub von Privateigentum gefeßlich zufäffig? die deutsche Verfassung gewährleistet wie die jedes zivi lifierten Staates das persönliche Eigentum( Artitel 153). Die Gerichte sind zum Schuge desselben verpflichtet. Deshalb soll der Rechtsweg ausgeschlossen", d. h. den Gerichten verbeten werden, über Eigentumsflagen der Fürsten zu verhandeln, obmohl dies einen weiteren Berfassungsbruch bedeuten würde, da Artikel 105 ausdrücklich bestimmt, daß niemand seinem gefeßlichen Richter entzogen werden darf".
Was würde die geplante wegnahme von Eigentum entgegen der Verfassung und im Widerspruch zu Recht und Gesetz bedeuten?
und der Liebe wird durch ständige Niederlagen bezeichnet. Doch der unfruchtbare, unfräftige Mann gefällt sich wie der richtige Schwächling im ewigen Anpreisen unmöglicher Lafter und Ausschweifungen. Nein, diese Dramatit hat nichts mit dem Geist und auch nichts mit der Berkommenheit unserer Zeit zu tun. Sie ist ganz Brivatfache des Herrn Bertold Brecht , dessen Ehrgeiz nicht getadelt werden darf, denn er glaubt sich im Recht. Aber wir, bescheidene Leute des Boltes, noch nicht ganz unzufrieden, daß wir im Kopf und in den Gliedern und in geheimeren Regionen gesund blieben, wollen nichts mit ihm zu tun haben. Freundinnen und Freunde, Genofsinnen und Genossen, das ist nicht eure Kunst! Berliert eure Sonntage nicht bei der Jungen Bühne, wenn es fo weiter geht! Wandert in den Wald, wo jezt schon durch Nebel und Feuchtig feit der Frühling spürbar ist. Das junge Moos fpreßt schon auf Wurzeln und Steinen. Zwischen dem fauligen Laub, das der Winter verwaschen und zerfreffen hat, blühen schon die bescheidensten Borboten des Frühlings, der Kraft und der Sonnenfreude. Die Schauspieler, Frau Binder, Frau Gerda Müller , Blandine Ebinger , die Herren v. Twardowski, Homol ta und Bildt und viele andere, die gern und sogar begeistert mit dieser Jugend fämpften, find zu loben wegen ihres Mutes. Sie irrten fich im Wert der Sache, der sie helfen wollten. Sie sind auch wegen diefes Irrtums zu loben, denn ihr Wille war rein und vieles Talent sprühte. Mar Hochdorf.
Männerchor Fichte- Georginia.( Philharmonie). Altes und Neues" nannte der längst hochgeschätzte Männerchor Fichte Georginia fein Konzertprogramm. Und nicht das schlechtefte hatte er fich ausgesucht. Ein halbes Dutzend der feinsten vorklassischen Bearbeitungen, unter den neueren Berlen wie„ Malenzeit von Rieß, den fein humoristischen Minnesänger" von Robert Schu mann und Maientanz" von Johann Dürrner, unter den neuesten eine Uraufführung Hoffnung" des hochbedeutenden Eigenbrötlers Erwin Lendvai , ein sozialer Sang von tiesinnerlicher, dramatischer Bucht, und ein älterer„ Der Ritt zur Freiheit" des zu Unrecht so zurückgesetzten bedeutenden Sinfonifers Baul Büttner. Das übrige diesem ebenbürtig. Die Ausführung durch den etwa 120 Mann starten Chor unter der Leitung von Wilhelm Knöchel war muster gültig. Ein flares, männlich- gesundes Ausarbeiten ohne jeden billetantischen billigen Beitlang, sauberfte Intonation, markantefte Aussprache und poetischer Ausdruck, rissen die vollbesetzte Bhil harmonie immer wieder zu herzlichstem Beifall hin. Ein besonderes Kränzlein gebührt dem famosen Soloquartett des Chores, deffen erster Tenor dringlich nach Höherem ftrebt. Solist war Karl Jöten von der Staatsoper, ein noch jugendlicher Sänger, der sich mit raschen Schritten seiner Vollendung nähert. Sein weicher, eindringlicher Tenor ist heute schon famos fundiert. Die Lyrif strömt voll und faftig aus, der Vortrag, menn auch da und bort zu allzu breiten Zeitmaßen und behaglichen Fermaten neigend, ist von einer Ausdrudsfraft und inneren Befeelung, wie er nur den Allerersten zu Gebote steht. Es war mehr ein Festtonzert, als so manches, das sich so bezeichnet. H. M.
Spielplanänderung. In den Rammerspielen des Deutschen Theaters gelangt in der ganzen fommenben Bome Die leite Ges liebte zur Aufführung. Die Premiere von Josephine ist auf die nächfolgende Boche verlegt.
Deutschland würde hierdurch mit allen Grundlagen der Zivilifafion brechen, das Eigentumsrecht vernichten und Raub und Gewalt anerkennen. Die heute gegen die Fürsten geplanten Gewaltmaßnahmen fönnen fich morgen mit demfelben Recht gegen jeden Befizer von Haus, hof oder anderem Eigentum richten.
Hilfe, die Zivilisation ist bedroht! Raub, Gewalt, Bedrohung des Eigentumsrechts! Recht muß Recht bleiben! Soll das nur für die Fürsten gelten und nicht für alle? Ist ein großer Teil des Bolles in der Inflation nicht zu 100 Prozent enteignet werden ohne alle Entschädigung? Haben die Aufwertungsgefeße, die die Deutschnationalen beschlossen haben, nicht eine 95prozentige Enteignung für viele Inflationsopfer zum Gefeß erhoben? Man hat nicht gehört, daß die Deutschnationalen damals von Bebrohung der Zivilt fation, von Raub und Gewalt geredet hätten. Wenn Recht Recht bleiben muß, warum soll es den Fürsten beffer gehen als dem deutschen Bolte?
Musolini- Albrecht- Rupprecht. Monarchistenanschlag auf Deutsch - Defterreich infolge des Fälschersfandals gescheitert.
Ueber den Zusammenhang zwischen der faschistischen Bewegung und den Vorgängen in Ungarn bringen die Londoner „ Daily News" ( liberal) folgende Enthüllungen: In Rom besteht ein Bureau für internationale Beziehungen mit 150 Mitarbeitern, die aber im Budget des italienischen Auswärtigen Amtes nicht geführt werden, und an deren Spize der Neffe des Rardinals Gasparri steht. Dieser hat sich 1923 nach Ungarn begeben, um mit den Erwachenden Ungarn " Fühlung zu nehmen. Man versuchte, Graf Apponyi für die Randidatur Albrecht Habsburgs zu gewinnen, unter Hinweis darauf, daß Musso. lini mit dessen Thronbesteigung einverstanden sei. Es wurde ein Plan aufgestellt, die Republik in Deutschöfterreich zu stürzen und an ihre Stelle ein faschistisches Regime unter ungarischer und italienischer Füh rung zu setzen.
Ein Bertreter Poincarés nahm an dieser Budapester Konferenz teil und trat für einen Aufstand in Bayern mit gleichzeitiger Unabhängigteitserflärung vom Reiche ein.
Die Tatsache, daß der ungarische Faschistenführer Ulain und Albrecht Habsburg noch einige Wochen vor der Aufdeckung ber Banknotenfälschungen in Rom tägliche Unterredungen mit Mussolini hatten, wirft ein neues Licht auf diese Sache. In diesen Besprechungen ist die Möglichkeit talienischer Drohungen an die Tschechoslowatei und Südflawien erörtert worden, falls sich diese Länder einmischen follten.
Durch die Aufdeckung des Banknotenschwindels ist der ganze Plan Mussolinis zuschanden geworden. In seiner jüngsten scharfen Rede habe er, so sagen" Daily News", nur seinen Aerger auslaffen wollen.
Es wurde wiederholt behauptet, daß zwischen Mussolini und der Mutter Albrechts, Frau Isabella Habsburg, feste Bereinbarungen getroffen wurden, um die italienische Hilfe für Albrechts Pläne zu sichern. Auch der Zusammenhang zwischen ben AlbrechtsButschisten und den bayerischen Monarchisten ist befannt. Albrecht hat mit Rupprecht Wittelsbach in Mondsee ein förmliches Bündnis geschlossen und auf Schloß Sarvar, der ungarischen Befizung der Wittelsbacher , fanden regelmäßige Zusammen fünfte statt.
Die neue ffchechische Sprachenverordnung wirkt schon. In Eger ist, nur dant der Verpflanzung tschechischer Staatsangestellter in diese rein deutsche Stadt, ein Tscheche in den Stadtrat gelangt. Jezt verlangte er auf einmal, daß ihm alles übersetzt werde. Da die Gemeinde einen des Tschechischen ausreichend mächtigen Beamten nicht befigt, mußte die Gigung vertagt werden. Die Gemeinden werden eben gezwungen, Tschechen anzustellen, während tschechische Gemeinden kaum einen Nichtschechen anstellen werden!
Polnischer Minifter für öffentliche Arbeiten als Nachfolger des Genossen Moraczewiti ist Genosse Barligti, Frattionsvorfizender der PPS., geworden.
Thaliatheater:" Der alte Deffauer". Eine Nachfolgerin der Anneliese von Dessau". Der alte Fürst Leopold erlebt an seinem Sohn das Schicksal seiner eigenen Jugend. Auch der Erbprinz ehelicht eine Bürgerliche, aller Etikette zum Troß. Das ist im Aufguß eine nicht mehr sehr furzweilige Geschichte, und sie wird auch durch durch den erschwerenden Umstand eines vorhandenen Kindes Drei Atte, für die wieder Richard nicht viel heiterer gemacht.
Kepler verantwortlich ist, schleppen sich sehr mühselig hin, nur ein netter Berliner Ton und ein hausväterliches Stimmungsibyll in Deffau laffen vergnüglich schmunzeln. Die gleiche Wigigkeit, die der Der Berzicht auf Handlung fehlt, geht auch der Mufit ab. anachronistische Tänze berührt angenehm. Aber das Klischee ift bei 23interberg jetzt schon wichtiger geworden als der Einfall, und die Sentimentalitäten folgen sich Schlag auf Schlag, immer da, wo man einen Schlager erwartet. Die Melodien find flüssig, bequem, leicht und seicht, sie haben alle einen leiſen Zuschnitt auf Gartenlaubeliebhaber. Gu ft av Charlé stellte einen guten Sol batentyp mit grober Schnauze und warmem Herzen auf die Bretter, Bespermann einen flotten, schlagfertigen Berliner Jungen. Itefe Ludwig, Karl Blaten und Gustav Wilfan, Die übrigen( Bidi Berfmeister, Lont Pyrmont, Mar. letzterer leider ohne Stimme) taten bas thre, um einen Borstadt publikumserfolg durchzusehen. Am nettesten wirkten die Kinder in ihrem Paradeschritt; es dürfte feine neuere Operette geben, in die man Rinder unter 16 Jahren so sicher vor moralischem Berderb wendig, ganz als wär's ein Stüd von ihm. Sollte er für die führen könnte. Ernst Römer dirigierte das Wert fast aus lärmende Instrumentation verantwortlich sein? menbig, ganz als wär's ein Stüd von ihm. Sollte er für die R. 5.
Tumulffzenen in einem Breslauer Theater. Einen großen Theaterslandal gab es am Sonnabend im Breslauer Thalia Theater bei der Aufführung des Lustspiels„ Der Diener zweier Herren" von Carlo Goldoni . Der Aufwand von ungewohnter schauspielerischer und szenischer Erzentrit für das sonst harmlose Luftspiel wirfie auf einen Teil des Publikums aufreizend, so oh der Schluß des ersten Aftes von Zischen, Pfeifen und Tumult beltet war. Ein großer Teil der Besucher verließ darauf das Theater. Zu dem Protest hat wohl auch die Tatsache beigetragen, daß es sich um ein italienisches Stück handelte.(!) Das Stüd fonnte dann zu Ende gespielt werden.
Künstlerische Körperschulung. Im Rahmen feiner Runsterziehungs abende veranstaltet bas 8entralinstitut für Erziehung und Unterricht, Botsdamer Str. 120, am 16., abenbs 8 Uhr, eine Bor fübrung der obeland- Schule mit bem Thema ünstlerische Rörperigulung. Der Eintrittspreis ift auf 1 2. feftaefeßt. Rauten find in der Geschäftsstelle bes Zentralinstituts( Kurfürst 9918) und in beschränkter Zahl an der Abendkaffe zu haben.
Wirklichkeit und Kunft betitelt fich ein Bortrag von Bruno B. Reimann am 17., 5 Ubr nadm., in der Runtausstellung ebbing" ( Barenhaus Stein, Chauffeeftr. 70/71). Eintritt fret.
Maffenfündigungen an Wiener Thealern. In einer am Sonntag statt. gefundenen Bersammlung des Direktorenverbandes aller Biener Theater der Privatbühnen ihrem gesamten Verfonal am Montan tündigen werden. wurde erklärt, daß mit Ausnahme von bret Direttoren jämtliche Direltoren Nicht verlängert werben die Berträge der Reinhardtbühne, ferner ber Bühne des Direttors Jarno, ber Rolandbühne, bes Bürgertheaters, bes Johann Strauß- Theaters, des Karl- Theaters und des Ronacher- Theaters