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gebnis ein Steg des Boltes fein wird. Aber es fann uns nicht gleichgültig fein, welche Rechtsfolgen eine etwaige Niederlage mit sich bringt. Sprechen sich weniger als 20 Millionen Deutsche für die Enteignung der Fürsten aus, fo werden voraussichtlich auf Grund von Entscheidungen der ordentlichen Gerichte ungeheure Werte aus dem Bolksver­mögen in das Eigentum der Fürsten übergehen, während die Richtlinien, die die Regierungsparteien dem Sondergericht auf den Weg mitgeben wollen, bei richtiger Anwendung die Ansprüche der Fürsten immerhin vermindern müssen. Es ift die selbstverständliche Pflicht der Sozialdemokratie, an dem Antrag der Kompromißparteien mitzuarbeiten und die Richt­linien so flar, scharf und eindeutig zu gestalten, daß wenigstens die Forderungen der Fürsten auf ein Mindestmaß herabge­drückt werden. Parlamentarische und Bolfsaftion müssen nebeneinander hergehen. Nur auf diese Weise kann das Bolf vor schwerem Schaden bewahrt werden.

Es ist uns flar, und das sagen wir auch offen, daß das Ringen um das Ziel des Volfsentscheids schwer sein wird. Wenn wir bemüht sind, das Volk im Falle des Scheiterns der Bolksbefragung vor der gänzlichen Ausplünderung zu bewahren, so erwerben wir uns damit ein Berdient. Berrat begehen nicht wir, sondern diejenigen, die ihre Aktion auf Siegen oder Sterben einstellen und die alle Brüden hinter den fämpfenden Maffen abbrechen auf die Gefahr hin, daß eine Niederlage zu einem Zustande führen muß, der eine starte Aehnlichkeit mit dem durch den Versailler Frieden ge­schaffenen haben würde.

Borsig vor dem Feme - Ausschuß.

Der schweigsame und uninteressierte Juduftrieführer. Die Bernehmung des ersten Borsitzenden der Bereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände des befannten Industriellen Ernst v. Borsig vor dem Femeausschuß des Landtages brachte wieder neue Einblade in die Tattit der Arbeitgeberverbände. Borsig ist außerordentlich zurückhaltend. Unterstützt von den Deutsch nationalen und dem Bolksparteiler im Ausschuß, sucht er allen Fragen auszuweichen, die allzusehe in die Interna der Propaganda­ftelle hineinleuchten könnten. Dabei ist diese Frage von der größten Bichtigket für den Ausschuß schon deshalb, weil die bisherige Ber­nehmung ergeben hat, daß mindestens einige maßgebende Herren der Geschäftsleitung der Bereinigung von Anfang an gewußt haben, wofür das Geld bestimmt sei, das sie den Ab­geordneten Behrens und Meŋer auslieferten, offenbar ohne den geordneten Behrens und Meyer auslieferten, offenbar ohne den Borstand selbst zu verständigen. Der Gesamteindruck, daß es der Bropagandaftelle darum zu tun war, die Gewertschaften in die Hand zu bekommen", so heißt es in einem Briefe des Herrn v. d. Linde, dieser Gesamteindruck kann durch die Mitteilungen Borfigs nicht erschütert werden.

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Interessant ist, daß man es nicht für nötig befunden hat, gleich bei den er ft en Bresseveröffentlichungen über die ffandalösen gleich bei den ersten Bresseveröffentlichungen über die skandalösen Vorgänge in der Arbeitgebervereinigung eine eingehende Unter­suchung anzustellen. Eigenartige Zustände enthüllen sich auch über die rechtliche Verfassung der Unternehmerorganisation. Der v. 3engen ist ausgeschieden, und zwar wie man sagt deshalb, weil er zur Vergebung eines Darlehens von 5000 m. nicht die Genehmigung seiner vorgesezten Stellen eingeholt hat. Man weiß aber aus anderen Borgängen, daß über viele Behntausende, ja felbft Hunderttausende von Mart zu Rormptions per suchen von der Propagandaftelle verfügt worden ist eshalb dat der schlichte Abschieb für 3engen wegen defer fleinen Rompetenzüberschreitung?

Uebrigens erfährt man von Borsig, daß die Propagandaftelle mit ihren finanziell und moralisch sehr weitgehenden Aufgaben nicht einmal bestimmte Sagungen hatte. Man scheint im Unternehmerlager von den Notwendigkeiten einer fachlichen Organisation nicht allzuviel zu verstehen, und das macht es auch bis zu einem gewissen Grabe begreiflich, wenn die Borherrschaft und der Eigenwille der Syndici in der Wirtschafts- und Sozialpolitit Deutschlands eine so große Rolle spielen tönnen...

Ein Feſtabend.

( Mary Wigmans neue Gruppentänze im Theater des Westens .) Ein Feſtabend in den Alltäglichkeiten dieses Tanzwinters. Die neuesten Gestaltungen der Wigman . Hinaus, weit hinaus über das Tanzmärchen". Der Meistergruppe fehlen einige Sterne. Ba­lucca, Georgi, Rnjer werden zuweilen vermißt. Die Gesamtleistung aber ist über das frühere Niveau noch hinausgewachsen. Die Szenen bilder sind einheitlicher geworden in Farbe und Licht. Das Ensemble wirft trop mathematischer Craftheit und Korrektheit der Figuren nicht mehr als gedrillter Trupp, sondern als gewachsener Organis­mus, dessen Glieder scheinbar frei und naturgemäß funktionieren. Wunderbar und nicht genug zu preisen dieses Zusammenfühlen inner­halb der Gruppe. Ein Buls, ein Atem fenft und hebt die rhyth­mische Bewegung im Feierlichen Auftatt". Eine jammetweiche Meeresfläche wiegt, leise schwellend, abebbend, die Schwingende Reihe", Heliotrop, Silber, feines fernes Glockenläuten, Bellen fräufeln. Langfam, uninertlich faft, wandelt sich im Strahl" die Gruppe. Wie Pflanzenwachstum. Blößlich steht die veränderte Form vor uns. Die Knospe hat sich zur Blüte entfaltet, und Früchte segen an, die Einheit teilt sich. Neue Gebilde werden, heren jedes sein eigenes Leben lebt. Organischer Rhythmus ufert und schäumt wirbelnd gegen die eintönig ſtarre Mauer, müht fich ab im Rampf um die Geltung des Ich und vermag den" Bann der Schranke nicht zu durchbrechen, die das Reich des Lebens dom Jenseits scheidet. In starrem Entfeßen, in efstatischem Bahn rufen phantastische Träume die Abgeschiedenen zum" Totentanz ge­spenstischer Larven. Der Dunkle Zug" der Gefangenen schleicht und fegt über die russische Steppe. Auswärts gestreckte, flehende Hände wie ein deforativer Balmenfries über der Tänzerreihe scheinen das large Bild des eng geschmiedeten Blods" ins Un endliche zu vervielfältigen. Die ftillen, melancholischen Rhythmen eines Tanzliebes" erklingen, und in" Bariationen über ein melo­disch- rhythmisches Thema" beschließt ein fröhlicher Kehraus den

Abend.

Ein Festabend. Sollen wir Einzelheiten preisen, sollen wir an ihnen nörgeln? Bon den wirkungsvollen Kontrasten der drehenden und der gradlinigen Bewegungsführung im Bann" sprechen? Kon­statieren, daß der grandioje otentang" etliche schleppende Bartien hatte, daß hier das Pantomimische überwog, aber doch in eine so start suggestive Rhythmit gefaßt war, daß im ganzen der Eindrud des rein Tänzerischen blieb? Sollen wir die herrlichen Soli der Bigman rühmen, deren eines, asiatischen Formen sich nähernd, im Lotentanz und dann ein zweites im Dunklen Zug" Höhepunkte bildeten und doch organisch der Ensemblewirtung fich eingliederten? Sollen wir uns über die Einführung der Gesichtsmaste in den modernen Tanzstil grundfäßlich und tritisch äußern? Mich dünft, wir tun besser, zu schweigen, einfühlenb zu genießen und dankbar uns glücklich zu preifen, daß das Geschid uns das Erleben solcher Wunderleistungen befchieden hat, wie sie in Jahrzehnten, vielleicht in Jahrhunderten nicht wiederkehren werden.

John Shilomsti

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Der Feme Untersuchungsaussus des Breußischen Landtages jezte am Donnerstag in seiner dritten öffentlichen Ber­handlung die Zeugenvernehmung fort. Zunächst wird Geh. Kom merzienrat Ernst von Borfig als Zeuge vernommen. Er erklärt, ihm sei die ganze Sache erst aus den 3eitungen Ende des vergangenen Jahres befannt geworden. Er habe sich dann als Leiter der Bereinigung Deutscher Arbeitgeber- Berbände informiert und erfahren, daß im Juni oder Juli ein 5000- Mart- Darlehen durch Herrn v. Zengen für eine Organisation des Zentralverbandes der Landarbeiter gegeben worden ist, und daß dieses Darlehen im Ottober oder November zurückgezahlt wurde. In einer Zeitungs notiz, die die Antwort auf einen Artikel des Reichstagsabgeordneten notiz, die die Antwort auf einen Artikel des Reichstagsabgeordneten Lemmer darstellte, hat der Zeuge erklärt, daß davon teine Rede sein könne, daß das Darlehen einem politischen 3wed dienen sollte.

die 5000 m. für den megen Berdachts der Teilnahme an mehreren Bors: In den Zeitungen ist darauf hingewiesen worden, daß Fememorden inhaftierten Oberleutnant a. D. Schulz ver wendet worden find. Haben Sie in Ihrem Arbeitgeberverbande sich darüber informiert?

Zeuge v. Borfig: Als die Zeitungsartitel deutlicher wurden, habe ich auch deswegen Ertundigungen eingezogen. Bir find übereingekommen, daß man fich ohne pofitive Unterlagen

nicht auf eine Preffefampagne einlaffen sollte. Meine Ueberzeugung ist auch heute noch, daß von einer Unterstützung des Fememörders Schulz teine Rede sein konnte. Ich selbst habe von Schulz auch erst durch die Zeitungen gehört. Es hat auch eine Untersuchung bei der Arbeitgebervereint werden, als daß das Darlehen an die wirtschaftliche Stelle gung stattgefunden. Es fonnte aber nichts anderes festgestellt des Zentralverbandes gegeben worden ist. Herrn v. Bengens Verbleiben in der Bereinigung war nach der Darlehnshergabe aus internen Gründen nicht mehr zwedmäßig. Er hat das Darlehen hergegeben, ohne daß er dafür zuständig gewesen wäre. Das Bertragsverhältnis mit Herrn n. Sengen ift in gegenseiti. gem Einverständnis gelöst worden.

v. Borfig: Die anderen Organe haben Herrn v. Jengen ni t irgend einen Auftrag erteilt, gegen die Gewerkschaften in irgend einer Weise vorzugehen.

Abg. Suttner: Herr v. d. Linde soll sich im Oftober in einem Brief an Sie betlagt haben, daß er als Offizier durch die Tätig feit unter Herrn v. Zengen oft in Gewissenstonflitte täme. Ist das richtig?

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Zeuge D. Borfig: Herr v. d. Linde hat mir nicht im Oktober, v. sondern im Dezember oder Januar einen Brief geschrieben. Neues ist mir aber darin nicht mitgeteilt worden.

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Abg. Kuffner( Soz.) verliest eine Abschrift des Briefes, der vom 4. Januar 1926 datiert ist. Darin bittet Herr v. d. Linde um Gelegenheit zu einer persönlichen Aussprache. Herr

v. Zengen habe ihm gegenüber, als noch niemand an eine derartige Entwicklung der Angelegenheit denten fonnte, mehrfach zugegeben, habe. Er, Zengen, habe diesen Zweck zwar nicht gebilligt, es habe daß er den in den Zeitungen genannten Zwed des Geldes gefannt fich für ihn aber darum gehandelt, die

Gewerkschaften in die Hand zu bekommen.

Abg. Kuttner zitiert weiter einen Teil der Aussage des Zeugen v. Borsig vor der Polizei vom 9. Januar, in der das Schreiben abgestritten worden sei.

Zeuge v. Borsig: Ich habe Herrn v. d. Linde an den eingesetzten Untersuchungsausschuß verwiesen. Ich glaube, mich auch bestimmt aus der Bernehmung im Bolizeipräsidium zu erinnern, daß mir gesagt worden ist, es wären bestimmte positive Angaben zugekommen, daß dies Darlehen seinerzeit zur Unterstüßung des Fememörders Schulz gegeben worden jei. Es war ein nicht erinnern fann. Mit der Einsetzung eines Untersuchungs­derartiges Durcheinander, daß ich mich an die Einzelheiten ausschusses hatte ich nach meiner Meinung es nicht aus der Hand gegeben, noch eine Nebenuntersuchung einzuleiten. Mit der Unter­ftügung des Fememordes hat sich unsere Untersuchung nicht befaßt. Im übrigen muß ich die Darlegung von Interna aus der Bereinigung, soweit fie fich nicht mit der Fememordangelegenheit befassen, ablehnen.( hört, hört!)

Abg. Kuttner( S03.) stellt weitere Fragen, um Beziehungen zwischen der Arbeitgebervereinigung und Arbeiterorgani glieder und der Volksparteiler Eichhoff beanstanden die Frage. Auf die Frage des Genossen Kuttner, ob der Bersuch, gewert fchaftliche oder ähnliche Organisationen in die Hand zu befommen, mir ein einzelner all eines Systems sei, erflärt Herr v. Borsig, daß Zengen ein persönliches Syſtem hätte haben fönnen, ohne daß es deshalb das System der Vereinigung wäre. Die Frage nach den

Der Zweck des Darlehens für die Arbeitgeber. Abg. Ruffner( Soz.): Bei Ihrer Bernehmung im Bolizeipräfi- fationen farzustellen. Die deutsch nationalen Mit­dium haben Sie ausgelagt: 3u einer besonderen Nachprüfung der Angaben Zengens hatte ich keine Veranlassung. Bengen war nicht berechtigt, das Darlehen ohne Genehmigung zu geben. Daß er es tat, führe ich auf eine impulsive Handlungsweise zurüd. Ich nehme an, daß er das Darlehen gegeben hat, damit sich der Zentral. verband nicht mehr über die Unterstühung der gelben Berbände durch die Arbeitgeberverbände beschweren fonnte."( Bewegung.) Zeuge v. Borfig: Ich bitte doch festzustellen, ob diese Angelegen heit zum Beweisthema des Ausschusses gehört. Abg. Kuliner( Soz.): Für uns ist wichtig, ob herr 3 engen die unterstüßung des Fememörders Schulz beabsichtigt hat, oder ob er mit dem Darlehen einen anderen Zwed verfolgt hat.

v.

Zeuge v. Borsig: Die Bemerkungen, die ich da auf dem Polizei­präsidium gemacht habe, find Ausflüsse meiner Ueber legung darüber, was Herrn v. 3engen bewegt haben tönnte, das Geld hinzugeben. Zengens politischer Standpunkt ist so, daß er für eine Unterstützung der Fememörder nicht in Frage tommt. Ich suchte daher nach einem anderen Grund für die Geldhingabe durch Zengen. Ich glaube auch nicht, daß Zengen ge­wußt hat, daß das Geld für einen Fememörder bestimmt war. Ich fann mir nur denten, daß Zengen durch die Hingabe des Geldes gewisse Gefühle bei den Betreffenden, die das Geld betamen, hervorrufen wollte menn er nicht überhaupt nur an die Behebung der augenblidlichen Notlage einer wirtschaftlichen Stelle des Zentralverbandes dachte. des Darlehens ausgesprochen? Borf.: Hatte sich Herr v. Zengen über den 3med der Hingabe des Darlehens ausgesprochen?

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stelle des Zentralverbandes, die von Malette geleitet mird, aus v. Borfig: 3engen hat erfart, er wolle bie Berjorgungs­einer augenblicklichen Roilage befreien, foweit mir erinner lich ist.( Auf weitere Befragung durch den Abg. Suttner.) Die Quittung über bie 5000 m. habe ich bisher überhaupt noch nicht gesehen, ich meiß nicht, ob fie zurüdgegeben ist. Ich glaube auch, daß die Unterschrift des Borsigenden des 3entral verbandes erhöhten Wert hat als irgendeine andere Unter fchrift. Das ist doch überall fo.

Schulz unterstügen oder hatte man die Absicht, sich die Abg. Kuffner( Soz.): Wollte man auf der Unternehmerseite ben Arbeitnehmerverbände zu verpflichten? Haben die anderen Organe der Bereinigung etwas davon gewußt?

Papierene historische Revue.

Herr Dr. Ludwig Berger , der bekanntlich ben Lebensweg der Königin Luise zur dramatischen Bearbeitung für geeignet ge­halten hat, zeigte gejtern, nachdem wir die zehn Bilder der Kron­prinzessin Luife" haben über uns ergehen lassen müssen, den zweiten Teil feines Geschichtswertes Rönigin Luife" in zwölf Bildern und einem Nachspiel.

dem

In der Kronprinzessin Luife" war wenigftens noch etwas dramatisches Leben zu spüren. Die dreizehn fümmerlichen Szenen feiner Königin Luise bilden Ausschnitte aus Lesebuchanelboten monarchisch- preußischer Geschichte. Wäre es Herrn Dr. Berger ge­lungen, mit großem Wurf eine Persönlichkeit zu gestalten, so hätte er sich damit das Recht erwirft, die historische Treue seinem Willen gemäß umzubiegen. Da irgendein dichterischer Wert in dem Phrasengeflingel des preußischen Stückes nicht zu entdecken ist, bleibt dem Kritiker nichts anderes übrig, als es auf feinen historischen Wert hin zu prüfen. Herr Dr. Berger fucht um Luise und Friedrich Wil helm III. um jeden Preis einen Glorienschein zu weben, der zum mindesten bei dem willensschwachen, wantelmütigen und höchst fläg­lichen preußischen König wenig am Blag ist. Die wahrhaft großen Ideen der damaligen Zeit, die auch den Kopf der Königin Luise bewegt haben, tommen nirgendwo zum Ausdruck. Im Gegenteil, was historisch menschliche Kleinigkeiten waren, wird bei Berger zur großen tragischen Geste. Der Freiherr vom Stein verscherzt sich im Stück die Gunst der Königin, weil er an der Bersönlichkeit thres Gemahls zweifelt und dadurch der armen Luise das Herz zerbricht. Seit langem war es der Königin Luise sehnlichster Bunsch, In Wahrheit hat es sich dabei um etwas ganz anderes gehandelt. Kaiser Alexander von Rußland in Petersburg einen offiziellen Besuch zu machen, einen Besuch, der politisch wertlos und beinahe einer Taktlosigkeit gleich tam. Stein, ber das wußte und auf die Kosten einer solchen Reise hinwies, suchte die Königin von ihrem Blan abzubringen. Er drang nicht durch. Die Reise wurde trog ber schlimmen Notlage des Landes doch unternommen und aus einem Fonds gezahlt, der für viel wichtigere 3wede bestimmt war. Die Königin Luise hat Stein feine vernünftige Ansicht nie perziehen Eine einzige Szene in Bergers Komödie hat so etwas wie drama­tischen Schmiß, nämlich die Begegnung der Königin mit Napoleon . In allen anderen knistert bedenklich papierenes Literatenium. Daran konnten auch die an sich vorzüglichen darstellerischen Leistungen des Leffingtheaters nichts ändern. Die zerriffene Hand­lung in der Bilderfolge schleppte fich( unter Herrn Bergers perfön licher Leitung) träge bahin. Es war Larmoyanz und Rührfeligkeit in Reinfultur. Rathe Dorfch hatte in ihrer faft- und fraftlosen Kolle feine Gelegenheit, ihre sonst blühenden Fähigkeiten zu zeigen. Sympathisch wirften Artur Kraus ned als Blücher , alter Steinbed als Kaiser Alexander und Ferdinand v. Alten als Hardenberg. Lichtblick in der sonstigen Trübnis war Walter Frand, der in der erwähnten Szene einen energischen, faft Ernst Degnet, beängstigenden Napoleon hinstellte.

und 2o1a Landau, geht Sonntag, den 28., vormittags 11, 1hr, unter Nafif und Afif, bas türkische Puppenspiel von Arnim T. Begner der Regie von Baul Hendels als Morgenfeier in der, komödie" zum erften Male in Szene.

allgemeinen Zweden des Propagandaausichuffes beantwortet Herr v. Borsig night.

Als er bei seiner Berweigerung der Aussage von dem Deutschnationalen Deerberg unterstügt wird, erklärt der Zentrums abgeordnete Schwering: Ich finde es sehr eigenartig, daß die poli tischen Freunde des Abg. Dr. Deerberg immer auf eine Berengerung des Beweisthemas hinarbeiten. Beim, Barmat- Ausschuß haben die Deutschnationalen die entgegengesette Taftit verfolgt! v. Borsig befundet dann, daß für den Propagandaausschuß weder mündliche noch schriftliche Sagungen beständen. In ihm seien Angehörige verschiedener Parteien tätig. Die übrigen Auskünfte Borfigs halten sich sehr weitgehend von allen positiven Angaben zurück. Auf eine Frage des Abg. Brandenburg( Soz.) stellt ſi fi halten hat. heraus, daß v. 3engen bei seinem Abgang eine Abfindung ec

Es folgt die Bernehmung Des Arbeitgebersyndikus Dr. Meikinger. Dieser stellt den hergang der Konferenz mit den chriftlichen Gemertfchaftlern im Beiniolal ähnlich dar mie der Abg. Behrens. Er habe sich in dem Glauben befunden, das Darlehen sei lediglich für wirtschaftliche Rwede bestimmt cewefen und er habe erst von der Verwendung für Souls durch die Preise erfahren. Auf die Einzelheiten der Bernehmung wird noch im Morgenblatt zurud­zukommen sein.

Der Pariser Botschafter von Hoefch fährt nicht, wie einige Blätter melden, nach Berlin zur Berichterstattung.

In der Finanzfommiffion des Senats hat Doumer eine völlig neue Borlage eingebracht, bie nicht nur fämtliche von der Kammer abgelehnten indiretten Steuervorschläge des Kommissionsprojektes wieder aufnimmt, sondern darüber hinaus die Zahlungssteuer vor­steht, bie bem Genat teine gefeggeberische Initiative auf finansielem schlägt. Da dieses Borgehen im Widerspruch mit der Berfassung Gebiete zuerfennt, beabsichtigt die Linte, die Regierung darüber am nächsten Dienstag in der Kammer zu interpellieren.

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Das neue Pergamon- Museum . Museums- Insel hat in der legten Zeit gute Fortschritte gemacht. Die Bollendung des neuen Bergamon Museums auf der Die Stüde des Bergamon- Frieses, diese wichtigste Großplastik bes antiken Barod, fonnten jezt schon ihren vorläufigen Unterkunfts. ort perlaffen: die bretterperschalte Halle vor dem Neuen Museum , in der sie lagerten, seit das frühere Pergamon- Museum abgerissen worden war. Der Bergamen- fries lagert schon im Nebenraume des Riefenſaales, der ihn fünftig aufnehmen soll. hält jetzt ein in originaler Größe aufgebautes Modell des Bergamon­Diefer große Raum im Mittelbau des Messelschen Forums ent­Attaliben. Es ist vorgesehen, den Altar hier nicht so aufzustellen Frieses und der dazu gehörigen Architektur des Opferaltars der wie in dem früheren Museum, wo man um den ganzen großen Auf­bau herumlaufen mußte, um die Hauptstücke zu finden. Der Fries wird vielmehr an der Eingangswand des großen Saales abgerollt, bietet gewiffe Bortelle, indem man die besterhaltenen Stüde gleich anstatt hinten um den Altaraufbau herumgeführt zu werden. Das vorn sehen fann und überhaupt alles mehr nebeneinander hat. Der Eingang kommt dabei allerdings nicht in die Mitte des Saales, man am Forum. Indem man durch die verhältnismäßig fleinen Seiten­betritt das Bergamon Museum nicht von der. Mitte der Berhalle portale ins Bergamon- Museum hineinkommt, sieht man den Altar­aufbau zuerst in Schrägansicht vor sich, wird aber auch nicht ver­sucht, die große Altartreppe hinaufzulaufen, auf der man doch nur zu einem Raum mit Sachen minderen Wertes, Inschriften und der­gleichen fäme.

Ein Streitpunkt beim Pergamon- Museum ist noch, ob man den Fries in der Höhe anbringt, in der er ursprünglich war, und darüber die Säulenarchitektur in Nachbildung durchführt. Die archäologischen Fachleute wünschen das, um das Ganze möglichst im ursprünglichen Zustand zu zeigen. Andererseits find die großen Gipsergänzungen natürlich auch mir ein Reibehelf, wenngleich ein von den Riefen­Don Architekturen, die einft als Marmororiginale im Freien standen, Dieselbe Frage taucht in den Nachbarsälen des Bergamon- Museums räumen der Messel - Bauten vielleicht sehr nahegelegter Rotbehelf. auf, die zurzeit gleichfalls mit großen Modellen gefüllt sind. Hier sollen die Architekturftüde von den Stätten der deutschen Aus­grabungen aufgerichtet werden: die große Rundbank aus Bergamon, das riesige Markttor von Milet , die Säulen von Briene, die Mar mor- Friese aus Baalbek ufu. In den Räumen, deren Rohbau mun fertig steht, wird ein ganzes Mujeum antifer Architettur geplant. Einiges von diesem Programm mußte schon abgestrichen werden. Aber es ist ja überhaupt des Nachdentens wert, ob die verhältnis mäßig doch wenigen originalen Stücke felcher Architektur, die von den deutschen Gelehrten nach Berlin gebracht worden sind, nicht in jedem Sinne besser wirten, wenn man sich beim Aufwande großer Ergänzungsaufbauten aus falschem Material etwas einschränft. Die Hauptsache ist, daß der Bergamon- Fries, den man heute nur unter allergrößten Schwierigkeiten fehen tann, möglichst bald und mög­lichst gut der Deffentlichkeit gezeigt wird.

Die Schauspieler- Nachtvorftellung der Nelson- Nevue.Die Nacht des & chte im heater am Kurfürstendamm findet mun definiti am 28., abends 12 Uhr 15, in der Bremierenbelegung statt.