Nr.$3 ♦ 43.Fahega«s
7. Seilage ües vorwärts
Lrettag, 1�. Februar 1H2S
Berlin gegen öie Mfinöung der hohenzollern . Die Linke der Stadtverordnetenversammlung fordert die Enteignung.
Der in der Berliner Etadtverordneienverstlmmlung von der sozialdemokratischen Fraktion eingebrachte Protest- antrag gegen die chohenzollernabsindung wurde gestern mit einem AbSnderungsotttrag der Kommunisten durch die Linke angenommen. Die Rechte hatte vor der Abstimmung wieder den Saal verlalsen, aber sie vermochte hiermit die Veriamm- üing nicht beschlußunieihig zu machen. Angenommen wurde auch ein kommunistischer Dringlichtestsantrag, der gegen die N i ch t b e st ä. tigung des zum Stadtrat gewählten Kommunisten Rebe protestiert«. Für diesen Antrag stimmte auch die sozialdemo- kratischc Fraktion. Gegen Ende der Sitzung kam es bei Beratung des sozialdemokratischen Protestantroges gegen die D u r ch l ö ch e- rung des Mieterschutzes zu einem Auftritt, wie er in dem Stodtvervrdnetensaol noch nicht erlebt worden ist. Knüppel-Kunze erging sich in so heftigen Angriffen gegen das.�üdenvoll", daß Stadtverordneter Bamberg , das an Iahren ästest« Mitglied der BersamnAung, ihm das Wort„Schweinehund" ins Gesicht schleuderte. Mit Mühe konnte der Vorsitzende Degner verhindern, daß die Sitzung In allgemeinem Tumult endete. » Zu Beginn der gestern abgehaltenen zweiten Sitzung der Stadtverordneten in dieser Woche erfolgte die Eiafuhnrng der ueugewühllen unbesoldeteu SladlrSle durch den Oberbürgermeister Löß. Neben unseren Genossen Ahrens. Frau Wcyl, S ch l i ch t i n g und Dr. Treitel sind es die Stadträte Benecke, Busch. Katz, Frau Kaußler Dr. Richter, Wege und Gäbel. Die Cinführungsworte des Oberbürgermeisters begleiten die Kommunisten mit den lauten Rufen: Rebe! Wo ist Rebe? Wo Ist der Zwölfte? Der Kommunist Rebe Ist be- tanntlich als einziger Stadtrat nicht bestätigt worden. Während der B e r e i d i g u n g der Stadträte auf die Verfassung erhoben sich alle Stadtverordneten von den Plätzen. Rur die Kommunisten blieben sitzen, obwohl als einziger neuer Stadtrat gerade der Kommunist Gäbel den Eid ganz nachsprechen muß.— Bor Eintritt in die eigentlich« Tagesordnung verlas der Vorsteher Ge- ftaf) einen Dringlichkeitsontrag aller Parteien, der den Magistrat um Mitteilung über die großen Aalerschlagungen bei den Steuerkayen der Dezirke Mitte. Kreuzberg und Lriedrichshaln eisucht wird. Die Kommunisten haben dazu eine umfangreiche An- frage eingereicht. Der Kümmerer Karding betonte namens de» Magistrats, daß die Unterschlagungen nicht bei den Steuerkossen, iondern bei den Leronlagungsabteilungen erfolgten. Mit ver. 'chärften Kontrollmaßnahmen ollein ist solchen Verfehlungen nicht beizukommen, trotzdem soll natürlich jeder gangbare Weg«inzu- schlagen versucht werden, der Besserung verspricht. Sobald weiter« Ermittlungen vorliegen, wird der Magistrot den Stadtverordneten Mitteilung zukommen lassen.— Das den Kommunisten aus der letzten Sitzung zustehend« Schlußwort in der Aürfienabfiadungvfrage hält Cd ). Die Rechtsparteien leisten sich wie am Dienstag wiederum hon Scherz, den S i tz u n g s s o a l Z u verlassen. In der Abstimmung wurden die sozialdemokratischen und kom- »m nistischen Anträge angenommen. Di« Abstimmung über den Antrag betreffend Zuweisung von 20 000 M. an die Barteien, die den Volksentscheid emaeleuet haben, war namentlich. Der Antrag wurde mit 147 gegen 37 Stimmen abgelehnt. Di« Errichtung von 200 Fernsprechhäuschen durch die Ol'erposrdirektion wurde, nachdem Genosse Schmidt namens des Ausschusses die Annahme empfohlen Halle, zugestimmt.— Die Somarit« ran st alten in Fürstenwalde' hallen den Antrag auf Gewährung eines hypothetarischSti Darlehns von 80 000 3W. zum Bau eines Altersheimes für SO Ehepaare gestellt. Di« von christlicher Nächstenliebe triefenden Aussührunaei dcr volksparteilichen Stadtverordneten Frau Dr. Mayer gaben unserer Genossin lodenhage« Gelegenheit, der Rechten mit aller Deutlichkeit zu sagen, daß es den Bürgerlichen mit der Förderung der privaten Wohlfahrtspflege nur daraus ankomme,
die städtische Wohlfahrtspflege zu ersticken. Der Aueschußantrag, den Antrag abzulehnen und den Magistrat um Errichtung eines Mersheims in Amalienhof bei Spandau zu ersuchen, wird von der Linken angenommen.— Die Versammlung gab in ihrem weiteren Verlauf die grundsätzliche Zuftimmuug zum Bau eines Planetariums an der Nord- Westseite des Zoologischen Gartens. — Der Antrag der Kommunisten auf Gewährung einer Wirtschoftshils« von 50 M. an die erblindeten Arbeiter und Arbeiterinnen wurde angenommen. In schneller Reihenfolge wurden dann«ine ganze Anzahl Dorlagen des Magistrats ohne Debatte in erster und zweiter Beratung ange- nommeii.— Zur Begründung des kommunistischen Protestes gegen die IlichlbestStiguug des unbesoldeten Stadtrate» Rebe(KPD .) erhält Stadtverordneter Schwenk das Wort: Es besteht kein Streit darüber, daß die Kommunisten einen Anspruch haben, gemäß ihrer Fraktionsstärke im Magistrat vertreten zu sein. Der Oberpräsident hat ohne Angabe von Gründen die Bestätigung des von den Kommunisten vorgeschlagenen Redakteurs Rebe vertagt. Es ist unerfindlich, woraus der Oberpräsident seinen Einspruch gründen will. Allerdings ist Rebe während des Krieges wegen an- geblichen versuchten Krtegevcrrate« zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Es war das aus Anlaß seiner Unterstützung der von dem Stockholmer Fricdenskomitee eingeleiteten Frie- dcnspropaganda im Jahre 1917. Rebe hat damals dasselbe getan, was tausende andere Deutsche taten. Der Redner erwähnte die I u st i z m o r d c an den Matrosen Reichpietsch und Köbis, die kürzlich von unserem Genossen Dittmann aufgedeckt wurden. Wir sind allerdings der Meinung, fuhr Schwenk fort, das die damals aus diesem Gründe verhängte Zuchtbausstraie für Rebe eine Ehren st rase gewesen ist.(Lebhastes Sehr richügl links.) Die Strafe ist dura» die Amnestie der Doltsbeaustragten erlassen worden, und so kann eben die Nichtbestätigung nicht ausrechter- kalten werden. Auch der Mogistrat sollte sich dem Protest an- schließen.— Ohne weitere Aussprache wird der Protest von der Linken gutg'eheihen.— Den Antra gunsir er Fraktion. der gegen den weiteren Abbau der Mieterschutzgesetz- g e b u n g durch die Reichsregierung protestiert, wurdc vom Genossen Weinberg eingehend begründet. Weinberg betonte, daß die Wohnungsverhältnisse kaum in einer Stadt trostloser sind, als tn Berlin . Er zerpflückte eingehend den Gesetzentwurf zur Ab- änderung der Mieterschutzgesetze und bat um die Annahme des sozialdemokratischen Protestes. Verbunden mit diesem Antrage wird ein Demonstrattonsantrog des Deutschsozialen Kunze. Kunze provoziert einen Rodau. Im Verlaus der Schimpf- und Hetzrede des Kunz« kam es zu immer lebhasteren Protesten und Zwischenrufen. Kunze provoziert« offensichtlich die Linke, besonders unsere Parteigenossen. Als er am Schluß seiner.Rede" davon sprach, daß es nicht eher besser in Deutschland werden würde,«he mcht das international« Iudenvolk so behandelt wurde, wie ihm zulomme, erhob sich bis in die Reihen der Demokraten hinein ein ohrenbetäuben- der Lärm. Aus den Zurufen dcr empörten Stadtverordneten ist die Stimme des Alterspräsidenten der Versammlung, des 78jährigen Stadto. Bamberg (Dem.) deutlich vernehmbar, der dem Kunze mehrmals Schweinehund. Sie Schweine- Hund! zuruft. Kunze selojt geht sichllick, befriedigt von diesem Erfolg seines Auftretens auf seine» Platz, während sein Partei- genösse kruczkowski. ein M-gn'lralsbeanller aus dem Bezirk Zeiedrichshain, in«inen heftigen Wortwechiel mst Demokraten und Sozialdemokraten gerät. Im Verlaus dieser Auseinandersetzungen drehte Ärucztowski seinen Gegnern den Rücken zu und hob seine Rockschöße hoch. Diese �Herausforderung beantworteten einige Stadtverordneten der Linken damit, daß sie auf K r u c z- kowski eindrangen und ihn zum Rückzug nötigten. Einig« andere Mitglieder der Versammlung treten dazwischen. Dcr Dorsieherstellvertreter Degner hatte inzwischen feinen Platz verlassen und damit die Sitzung unterbrochen. Erst allmählich trat wieder insoweit eine Beruhigung ein. daß der Sitzungsleiter leinen Platz wieder einnehmen und die Berhandlungen sortgesetzt werden konnten.
Nach weiteren Ausführungen eines Redner» der Rechten wurden schließlich die Beratungen und die Abstiinmung über den sozialdemo- tratischen Protest gegen den Abbau der Mieterschutzgesetze oertagt. vle Uaterjchlagungen bei den öezirksämtero. Weitere Ermittelungen der Kriminalpolizei. Zu den Steuenntterfchlagungen beim Magistrat erfahren wir, daß noch den Ermittlungen der Kriminalpolizei die Stadtrnspcktoren Gerhardt und Schulz noch am 12. d. M. in einem Lokal ge- sehen worden sind, in dem sie früher öfter Billard spielten. Nun ist. wie bereits mitgeteilt wurde, schon an demselben Tage m einem V-Zug nach Köln Gerhardts Paß mit seinem Lichtbilde gesunden worden. Der Paß steckte in dem Sitzpolster, so daß es aussehen mußte, als ob er dem Fahrgast au, der Tasche gefallen wäre. Bei dem Paß lag auch noch ein srischgeschriebener Zettel, nach dem ein Koffer als Reisegepäck ausgegeben sein sollte. Es ist das aber kein Schein, wie ihki die Eisenbahn über Gepäckaufgabe« ausstellt. Ein Zweifel darüber, daß Gerhardt die Bersolger irreführen wollte, kann jetzt nicht mehr bestehen. Er muß entweder selbst den Paß und den Zettel an demselben Tage, an dein er später noch in Berlin gesehen worden ist, in das Abteil eingc« frfjmuggelt haben oder ihn durch einen Helfershelser haben ein« schmuggeln lassen. Der Desraudant hielt sich wohl noch für sicher, bi« Ansang Februar der Magistrat die Angelegenheit der Staats- anwalischast unterbreitete und diese dann die Kriminalpolizei zu den Ermittlungen veronlaßte. Das �iau», in dem Gerhardt wohnte, wurde seitdem beobachtet, weil man vermutete, daß er. wie er e» früher getan hotte, spät abends oder nachts noch einmal zu seiner Frau zurückkehren werde. Das geschah aber nicht. Als Schulz zur Verantwortung gezogen, aber wieder auf freien Fuß gesetzt wurde, weil das Belastungsmaterial geven ihn nicht ausreichte, war Ger « Hardt schon einige Tage verschwunden. Es hieß, daß die Frauen der Flüchtigen von ihnen mittellos zurückgelassen worden seien. Das scheint ober noch den neuesten Ermittlungen nicht zu zu- treffen. Besseres Wetter. Das große Tirsdruckgebiet, das sich seit Dienstag von Island noch Ostnordost bewegt, führt eine Anzahl Ausläufer mit sich. Der kräftigste dieser Ausläuser hat in der Mitttoochnacht und am Don- nerstog oormittaa Mitteleuropa erreicht und einen kräftigen Boro- meter stürz sowie ausgedehnte Niederschläge in gan* Deutschland zur Folge gehabt. Der oufgesullte Ausläufer ist nach Osten gezogen. Es ist mit einem neuen erheblichen Ansteigen des Barometers und besserem Wetter für die nächsten Tage zu rechnen. Schon im Lause de» Donnerstags war ein starker Barometeranstieg zu verzeichnen. Wir kommen In oen Bereich einer Westströmung mit verhältnismäßig sehr hohen Temperaturen. Für den jzreitag sind kein« Ntederschläge, jedoch zeitweise Aufklärung zu erwarten. Der Wintersport ist nahezu völlig beendet. Selbst Höhen, wie der Brocken, verzeichneten am Donnerstag früh eine Wärme von 3 Grad. Die Wossertuppe in der Rhön meldet eben- falls 3 Grad Wärme, Schreiberhou, Flinsberg und Krumhübel sind völlig schneefrei. Allein mst dem Kamm der Schneekoppe werde» noch 3 Grad Kälte gemessen: hier liegt eine etwa 30 Zentimeter starke Schneedecke. Atter auch der Anstieg zur Höh« ist schon schnee- frei. Aus den Bayerischen Alpen, wie Obersdors, Portenkirchen, Tegernsee und Berchtesgaden wird schwacher Frost gemeldet. Der Wintersport ist aber auch hier als beendet anzusehen. Mit neuer Kälte wird kaum noch gerechnet. Liebestragödie in einem Hotel. Eine Liebestragödie spielte sich kürzlich nachts in einem Hotel am Stuttgarter Platz in Charlottenburg ab. Hier kehrt« ein junges Paar ein, das gleich auf seinem Zimmer blieb. Als«s am Vor» mittag nicht» von sich hören und sehen ließ, sah man nach und fand es tot im Zimmer liegen. Der Mann lag in seinen Kleidern mit einer Sck>ußloafse in der rechten Schläfe vor dem Bette. Seins Begleiterin lag, ebenfalls angekleidet, auf dem Bette. Sie hatte eine Schußwunde in der rechten Kopfseite. Der Mann hielt die Pistole, aus der die Schüsse abgegeben waren, noch in der Hand. Die Kriminalpolizei des 129. Reviers, die benachrichtigt wurde, stellte die Toten fest als einen 36 Jahre alten Kraftwagen - sührer Fritz Michel ans der Zehlendorfer Straße zu Lichterfelde und eine 21 Jahre alte aus Litterseld gebürtige Gertrud M a d e r, die in Lichterfeld « Unter den Eichen in Stellung gewesen sein soll. Bei dem Mädchen fand man«inen nicht unterschriebenen, aber wohl von seiner Hand herrührenden Brief an die Angehörigen
u, Gnkel Moses. Romas voa Schalom Asch . Aber gerade Tilli wollte zugegen sein, wenn der Onkel fSii.e. Cjtt chrer Phantasie hatte sie sich schon ausgemalt. wie sie vor dem Onkel eine Kinovorstellung geben werde. Der Onkel war ja so reich, daß alle Kinos in ganz New Dort und alle Eiscremesalons wohl ihm gehörten! und wenn er wollte, konnte er in alle Kinos gehen oder sich in einen Eiscremesalon fetzen und dort soviel Eiscreme essen, wieviel sein Herz begehrte, mit hundert Waffeln und Bäckereien(anders konnte sich Cilli den Onkel nicht vorstellen): und wenn der Onkel Cillis Kino- Vorstellung sieht, dann gibt er ihr bestimmt eine Karte, und wenn sie die vorzeigt, so öfs'nen sich ihr die Türen aller Kinos und aller Eiscremesalons, und sie bekommt alles, was sie wünscht. Und jetzt muhte Cilli allen ihren glückseligen Phantasien entsagen und sich mit einem Bück durch den Türspalt in den.Parlour begnügen, wo der Onkel sitzen wird: und das nur dann, wenn man es ihr erlauben wird. Slaron Melnits Frau Rosa erinnerte sich ihrer Jugend. Sie wollte dem Onkel gefallen. Sie war stolz auf ihr Kind Mascha, das soviel Würdigung in den Augen des Onkels gefunden hatte, und durch das alle glücklich werden sollten. Ihres Kindes Wert und Liebreiz war ihr eigener. Sie kramte aus dem Kasten alles hervor, wovon sie meinte, es würde den Lugen des Onkels ihr« Armut verschleiern. Rosa stammte aus einem guten Bürgerhaus« und als Tochter eines guten Bürger- Hauses wollt« sie auch vor dem Onkel erscheinen. Sie putzte rmd verschönerte ihr Heim, ihre Kinder und sich selbst. Die Nachbarinnen begrifftn die W�tigkeit des Besuches und halfen mit allem aus. was sie besaßen. Sie liehen Rosa die Armut ihres eigenen Hauses. Die eine lieh ihr ein geschnittenes Kristallglas, ein Hochzeitsgcschenk. das auf den Tisch gestellt wurde- eine andere ein Service: eine dntte zwei neue Sesiel. Denn' alle hatten schon von dem großen Glück gehört, da» den Melniks erschienen war. hallen gehört, daß der Onkel den Lohn um voll« fünf Dollar wöchentlich, ihrem ältesten Kind«, einem Mädchen zuliebe, erhöht hatte und sie selbst besuchen würde; da wollten alle ihnen helfen, das große Glück. Onkel Moses Gunst, zu erhaschen. Aaron Melnik betrachtete seine Frau, seine Kinder, sein Heim. Er traute seinen Lugen nicht. Seit er in Amerika war, hatte er scmc Frau noch nie so schön, so«ich geschmückt, seine Kinder noch n» so sauber uod stur Heim no& nie so«ich und traulich
gesehen. Und er war Onkel Moses für dieses Glück dankbar. Alles hatte er ibm bereits verzieben, verziehen die Unter- jochung und Erniedrigung. Er fay nur das Gute, das ihm der Onkel getan. Er hatte ihm den Lohn um volle fünf Dollar wöchentlich erhöht: er. der Onkel, hatte Interesse für eines seiner Kinder, eines seiner Kinder hatte Gunst in seinen Augen gefunden, und der Onkel wollte in eigener Person zu ihm tn die Wohnung kommen. Aanm Melnik wurde«in glühender Anhänger des Onkels, er sah nur gute Seiten an ihm und war ihm ehrlich dankbar für das Gluck, das er ihm geschenkt hatte. Die„Familie�. Bruder Berl und sein« Frau, kam auch. um den Onkel zu empfangen. Melniks Schwägerin hatte sich wie zu einem Theaterbesuch mit allen abgetragenen Festtagskleidern ihrer Kinder geputzt. In den modernen jugendlichen Kleidern sah sie höchst tomisch aus. Der Hut mit den großen Federn und das traurige mütterliche Gesicht! Das kurz geschnittene Kleid und die Schuh« mit den hohen vertretenen Absätzen, in denen Genendel wie auf Stelzen ging, hatten so viel von Theaterkostüm an sich, daß man Mitleid bekommen mußte, wenn man die Frau ansah. Alle hatten von dem großen Glücksfall gehört, und all« wollten sich an dieser Sonne des Glücks wärmen.... Schon jetzt wurden Aaron und feine Frau Rosa umschmeichelt. Und Rosa, ja sogar Aaron, waren gar nicht zufrieden, daß die„Familie" ihnen jetzt«inen Besuch abstattete: denn sie waren der Ansicht, der Onkel gehöre schon jetzt nur ihnen. Ihr Onkel war es— und da kommt die „Familie", um auch von dem Honig zu lecken, der nur ihnen gehört. Der Onkel ließ lang« auf sich warten. Als ob er ihnen das Glück nicht gönnte, ließ er es erst sauer werden.... Im Warten verschmierten die Kinder ihre Kleider, und dte Nachbarinnen wurden müde, sick die Augen nach dem Onkel auszuschauen.... Man fragte einander: Wo bleibt er? In den Augen der„Familie" glommen schon die Flammchen des Triumphes auf, und die Schwägerin raunte bereits mit unterdrücktem Lachen ihrem Mann ms Ohr: „Als ob er wirtlich nichts Besseres zu tun hätte, als nur herzukommen!" Aber zum Aerger aller Feind« kam der Onkel doch. Auf einmal war er zusammen mst Sam in der Küche. Dort bsiev er stehen und wollte nicht weiter gehen: wie um allen nicht , das Vergnügen zu machen, daß er den„Parlour" anschaut«, setzte er sich auf den ersten besten Stuhl in der Küche, ohne I Rock und Hut abzulegen, und blickte, den Stock in der Hand,
in der Küche alle Landsleute und die„Familie" an, welche furchtsam vor ihm standen; dann sagte er halb zu sich selbst: „Es ist allright hier, meine Landsleute wohnen recht schön." Cr war mit sich selbst zufrieden, daß er seinen Landsleuten die Möglichkeit bot. ordentlich zu leben, anständig zu wohnen und sich anständig zu kleiden. Diese Zufriedenheit machte ihn bester. Er sagte sich, daß er eigentlich ein guter Mensch sei. und das gab ihm seinen Humor wieder. Er begann zu lächeln, erhob sich und trat in den„Parlour". Der gefiel ihm noch besser- er sah die schönen Stühle und den schönen Tisch, auf dem Obst und Bäckerei serviert waren, grifft noch der Obstschale, und alles war hocherfreut, daß der Onkel sich dediente. Aber der Onkel nahm tem Obst, sondern betrachtete die gläserne Obstschale und sagte halb zu sich: „Kristallglas, allright." Dann ließ er sich die Kinder zeigen. Aaron stellte sie chm vor. Er betrachtete sie. „Und wo ist Mascha?' Aber Mascha war nirgends zu finden. Sie haste sich irgendwo oersteckt. Dater. Mutter, die ganze„Famstie" liefen. sie zu suchen. Keiner wußte, wo sie war. Endlich wurde sie bei einer Nachbarin gefunden. Der Vater schleppte sie bei der Hand, und Onkel Berl schrie ihr nach: „Dummes Mädel, geh hinein? Was machst du hier? Der Onkel sst doch da.. „Mascha, du bringst mich ins Unglück." sagte der Vater flehend. Mascha trug ihr neues Kleid, eine neue Schürze, ihre lanaen. schwarzen Zöpfe waren zurückgeworfen, ihre Wangen Jllühten, sie grub ihre kleinen, weißen Zähne in die jungen kippen und brummte: „l ckon't vont to«so bim.*(Ich will ihn nicht sehen.) Der Onkel betrachtete sie lange und sprach dann lächelnd: „Tdio is the girl(Dres ist das Mädchen), welches mich „Biest" genannt hat?" „Ein dummes Mädel, sie weiß ia nicht, was sie redet." suchte Onkel Berl Mascha zu entschuldigen. „Rotbinx. I like it So. dafür, daß du mich„Biest* genannt hast, habe ich dir Schokolade mstgebracht. Sam!" Sam reichte stumm dem Onkel ein« Schokoladenschachtel. D«r Onkel gab sie Mascha. „So, das hast du für das„Biest". Mascha wollt« das Geschenk nicht annehmen. „Nimm es doch, nimm es doch, was fällt dir ein?" drängten all«.(Fortsetzung folgt)