Sonntag
21. Februar 1926
Aus der Film- Welt
( Kapitol)
Endlich einmal wieder Charlie Chaplin und gleich in seinem besten Werke, dessen Erfinder, Regisseur und Darsteller er in einer Person ist. Chaplin ist eine internationale Großmacht, der be. fannteste Filmdarsteller der Welt. Aber das würde noch nicht alles fagen. Er ist nicht bloß ein Grotesftomifer, wie andere auch, sondern er hat einen neuen Typ geschaffen, den armen, vom Unglüd verfolgten Juden, der, in das Goldland verschlagen, den Kampf mit allen Mächten aufnehmen muß, einen Schlemil, der den drohenden Kata Strophen gerade noch eben entrinnt oder durch seine Klugheit und Gewandtheit auch mit den Robusteren und ihm förperlich weit Ueberlegenen fertig wird. Er ist im Grunde der alte Spaßmacher, der seit dem Altertum in jeder Boltsfunft immer wieder auftaucht, aber er hat ihm die neue Form gegeben und den sozialen Ge halt, den mur der moderne Rapitalismus ausbilden fonnte. In biefem einzelnen, in dem die Not und die Berlassenheit der tausende symbolisiert ist, find gleichzeitig das Sympathiegefühl und die Güte lebendig geworden, die die ganze Klasse füreinander haben würde. Chaplin fann gewiß feinen sozialistischen Film mit ausgesprochener Tendenz geben oder noch nicht geben, wie etwa sein großer Bor. läufer Jad London , ber künstlerische Entdecker des Goldlandes Alasta, schließlich zum rein sozialistischen Roman überging. Aber wenn in irgendeinem Film, so ist in diesem Goldrausch startes proletarisches Gefühl, freilich auf die absonderliche Art, wie es Chaplin im Zusammenwirten mit den Mitteln des amerikanischen Films gestaltet. Bon dem Inhalt des Films ist nichts zu erzählen. Es ist das Boldgräbermilieu in Alaska , bas Chaplin mit 1500 Land Streichern irgendwo auf den Schneebergen Raliforniens nachgebildet hat. In diese Welt wird Charlie in seinem bekannten Aufzuge ver fchlagen. Er muß sich durchkämpfen durch die bösartigen Bufäße und Enttäuschungen, fich herumschlagen mit der Dummheit und Grausamfeit der Menschen, Spott und Sohn ertragen und zudem alle die phantastischen Abenteuer erleben und sich immer als Herrn der Lage zeigen, wie wir es von früher her bei ihm gewöhnt sind. Wunderbar sind ein paar neue Einfälle: wie er Schuhfohlen ißt, oder seinen eigenen Plattfußtang mit zwei Brötchen nachmacht. Aber nach all den Strapazen und Tüden des Geschics läßt er die volle Sonne aufgehen, die mit einem Glücksschimmer alles überstrahlt. Er macht den Wunschtraum jedes vom Goldrausch Erfaßten wahr, über Nacht ist er zum reichen Mann geworden. Aber das Gold dient ihm nur als Mittel, um die Liebe damit zu befrönen. Er bleibt, ter er mar, der Mensch auf der Wanderung nach dem Glüd. In dem Film find auch die anderen Rollen ausgezeichnet befeßt. Bor allem ist der Roloß des riesig starfen, aber im Grunde gutmütigen Goldfuchers durch Mac Swain und der gefährliche, gewalttätige durch Tom Murray ausgezeichnet charakterisiert. Georgia Sale versteht es, in diesem wilden Milieu ein Mädchen zu zeigen, das Mitgefühl und schließlich wahre Liebe für den Pechvogel aufbringt. Den Auftakt zum Film gab eine blendend inszenierte Langnummer: Claine Bauroff tanzt Goldrausch
Herrn Collins Abenteuer." ( Gloriapalast.)
D.
Die Dänen haben es verstanden, dem im allgemeinen abgeleierten Kriminal, Detettiv- und Abenteurerroman neue Reize abzugewinnen. Der Film, der in diesem Genre auch bereits alle Möglichkeiten so ziemlich erschöpft hat, tat daher recht, Anleihen bei einem dieser bänischen Autoren, Frank Heller , zu machen. Was uns Robert Liebmann in diesem neuen Film bietet, weicht erfreulicherweise von der Norm erheblich ab, geht ins Phantastische, ja ins Broteste über. Aber dabei werden alle Grenzen der Wahrscheinlichkeit so sehr perlassen, anderseits der volle Uebergang in die Ironie und die Satire doch gemieden, daß der Zuschauer zunächst bedenklich mit dem Ropfe schüttelt. Aber immerhin, es gibt Spannung, Unterhaltung, Abwechslung genug und die Welt, in die wir eingeführt werden, ist fonderbar genug, um uns zu interessieren. Ein junger, armer Rechtsanwalt, der in sein Mündel, ein reiches Mädchen, verliebt ist, hat Gelegenheit, einen Mister Cuffler, den Präsidenten einer fo. genannten Afademie, von der Anflage auf Taschendiebstahl frei zubefammen und ihn sich zu verpflichten. Es wird bald nötig, denn der Rechtsanwalt tommt in den Berdacht des Diebstahls und findet Zuflucht und Hilfe bei Mister Cuffler. Seine Akademie ist in Wahrheit eine Lehranstalt für Taschendiebe, die hier in allen Schita. nen ausgebildet werden. Cufflers Tochter Daisy verliebt sich in den Rechtsanwalt. Mit ihrer und ihres Baters Hilfe wird bald der mahre Dieb herausgefunden. Der Rechtsanwalt besucht inzwischen die Akademie" mit großem Erfolg und kann eines Tages voll tommene Rache an seinem Gegner nehmen, der niemand anderes ist, als sein Mitbewerber um die Hand feines Mündels. Dieser Austin Bateson- ist der Inhaber einer ebenso merkwi digen Anstalt, nämlich eines mit großer Aufmachung betriebenen Wahrsageinstituts. Die Intrigen, die von den beiden Instituten gegeneinander gespon nen werden, führen zu den absonderlichsten Berwicklungen. Am Ende stiehlt der Rechtsanwalt das ihm gestohlene Geld zurück, liefert es dem Eigentümer wieder aus und entdeckt bei der Gelegenheit, daß Daisy Cuffler ihm viel näher steht als sein Mündel. Mit Stolzer Miene verläßt er die honette Scheinwelt. Der Film( Regie Joh. Guter) ist reich an hübschen Trids und abenteuerlichen Einfällen. Gespielt wird gut. Georg Alerander ist der Rechts. anwalt, der freilich mehr Ausdrud haben tönnte, Erich Kaiser . Tiß sein Gegenspieler Bateson. Ein interessantes Doppelleben führt Edgar Lichom als Präsident der Taschendiebstahlsakademie vor. Die beiden weiblichen Rollen find mit Difi Oswalda( Daily) und Elifabeth Pinajeff gut fontrastierend besetzt. Boran ging eine tänzerische Illustration von Schumanns Karneval.
Auf nach Illustrien." ( Oswald- Lichtspiele.)
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T.
Das war ein phantastisches Durcheinander in diesem ameritanischen Film. Da wußte man bald nicht mehr, ob man noch heil mit beiden Füßen auf der Erde stand, oder ob der wirbelnde Ball einem unversehens davongeschwommen und man sich nun sanft oder brausend im Aether wiegte. Die Idee, die die wahnwizigen Gechehniffe hier zusammenhält, ift fo bumm, daß es einem schmer fällt, sie überhaupt zu bemerfen, sie ist auch so unwesentlich für das Ganze, daß man ohne sie ganz gut ausgefommen wäre. In der Hauptsache dreht es sich darum, daß ein zartes Mädchen eine ausgefeßte Fürstentochtar in der Einsamkeit einer Farm heran. wächst und schließlich nach einer Fülle unbeschreiblicher Abenteuer, im Kampf gegen Intriganten aller Art, wieder in den Besitz ihres Reiches gelangt. Eine amerikanische Kindlichkeit, aber so start ins Broteste umgebogen, daß man der Sache nicht böse sein kann. Dazu kommt, daß mit außerordentlichen technischen Mitteln das Scheinbar Unmögliche möglich gemacht wird. Das Beste iſt ein Birbelsturm, der fich erhebt und eine ganze Farm mit sich fort reißt. Die Bäume trachen und fliegen los, das Haus erhebt sich und wirbelt über Berg und Tal, auf zudenden Blizen reiten rasende Menschen. Man wundert sich nur, daß die ausgezeichneten Darfteller wie Larry Semon , Dorothy Dwan und Mary Carr am Schluß diefer Hezjagd noch einen Funken Leben in sich haben. Das Ganze fehr amüsant, aber filmisch gesprochen: bedeutungslos. Nachher läuft noch eine Gesellschaftsglofie S. m. der Haus freund", aud) ameritanischen Ursprungs, aber langweilig mit Ausnahme einer prächtigen gut erfaßten Schlußfzene, die von zwei K. fich um die Frau prügelnden Männern bestritten wird.
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„ Der Postmeister." ( Tauenhien- Palaft.)
Es foll gleich vorweggenommen werden, dieser Boftmeister, der aus Mostau zu uns tommt, wird für uns zu einem ganz großen Erlebnis. Man verfilmte Buschtins Novelle, die eigentlich sehr ein fach in ihrem Inhalt ist. Ein Rittmeister entführt die Tochter des Bostmeisters, macht sie zu seinem Liebchen. Hierüber geht der Vater zugrunde. Das ist unter der Regie von 3. Most min und . Shelia buschti mit einer großen Liebe in der Erfassung der Volksfecle verfilmt. Das ist nicht nur eine Geschichte, die um 1820, das ist wirklich eine Geschichte, die um diese Zeit in Rußland spielt. Die in Bilder gefeßte Kulturgeschichte eines Boltes. Wir sehen die Rinder- und Tierliebe des einfachen Mannes aus dem Bolte, mir gewahren die stete Herrengeste der Leute von Rang. Wie selbstver ftändlich die einfachen Leute zueinander halten, sei es, wenn sie am Krantenlager des Postmeisters machen, sei es, wenn sie von ihm Abschied nehmen, als er sich auf den Weg in die Hauptstadt macht. Dann in Petersburg die Berhöhnung des Alten durch die Offiziere. Sie tun es nicht aus böser Absicht, sie tun es aus ber leppigteit ihres Wohllebens, aus der Gedankenlosigkeit ihrer Erziehung, aus ihrer zum Schabernad aufgelegten Jugend heraus. Die pincho logischen Studien überwuchern alles, und doch finb fie nicht bloßer Sierrat, sie sind Leben. Daß diese breite Schilderung mit ihren vielen Einzelausmalungen blutwarm durchpulft bleibt, ist vor allen Dingen ein Berdienft von Jwan Mostwin, dem Boftmeister. Dabei hat der Mann nach westeuropäischen Begriffen weder ein gutes Bhotographiergesicht, noch filmische Bewegungen, aber was macht bas; so, wie er ist, als Type seines Belles, amingt er uns in feinen Bann. Wir werden den erschütternden Eindrud feines fich in Gram und Sehnsucht verzehrenden Lebens gar nicht wieber los. Glänzend ist auch W. Malinowitaja als Bertreterin der Tochter. Das gleiche ist von B. Tamarin als Rittmeister Minstg zu lagen. Bei der Figur ist man an Erfolge gewöhnt, bei dem Charafter legt man sich über alles hinweg. Wer behauptet, mur das Theater und nicht der Film kann einen dauernden Eindruck hinterlassen, wird durch den russischen Bostmeister eines Befferen belehrt. durch den russischen Postmeister eines Besseren belehrt.
, Die Straße des Vergessens." ( UT. Friedrichstraße.)
e. b.
Fern im Süd das schöne Spanien , hatte es Hella Moja angetan, als sie sich das Manuskript zu ihrem neuen Film fchrieb. Ein junges Mädchen verläßt das Kloster, in dem es feine Jugend verbrachte. Gleich auf der Fahrt nach dem Landgut ber Mutter, lernt das junge Ding einen Kapitän tennen und lieben. Der neu anheiratende Stiefvater ist gegen die Berbindung der beiden, doch lassen sich die Liebenden, bevor der Offizier nad Marotto geht, heimlich trauen. Der junge Offizier gilt für tot, feine Bitme gibt dem Drängen des Stiefvaters nach und heiratet wieder. Da trifft fie in einem Kriegslazarett den Totgeglaubten, ber aber für immer aus ihrem Leben verschwindet und nach Marotto geht. Man muß den Mut anerkennen, der hier endlich einmal mit dem gewaltsam guten Abschluß brach Bon Heinz Bauls Regie möchte man jagen, fie tomponierte die Schauspieler in die Landschaft hinein. Der Film ift nämlich eine große Erzählung oder Aufzählung landschaftlicher Schönheiten, die manchem Betrachter einen ungetrübten Genuß bereiten. Auch ist manche interessante Schilderung von Bolts beluftigungen eingeflochten. Es tommen ziemlich viele Stelldicheins im Filme vor, fie werden auf die Dauer langweilig, aber die Orte, man spielt body eben ganz auf Umgebung, find schön. In den Hauptrollen jah man Hella Moja , Ida Wüft und Henry Stuart . Ihnen wurde für ihre Leistungen ein lebhafter Beifall gezollt.
Die
W
IDAH
EIN SPIEL VON LIEBE UND APACHEN MAY MARSH IVOR NOVELLO ROBERT SCHOLZ ISABEL JEANS REGIE: GRAHAM CUTTS W& F- FILM DER EMELKA
DER GROSSE ERFOLG
純
SCHAUBURG
121 KÖNIGGRÄTZER STRASSE 121
Bellage des Vorwärts
Eine der berühmtesten und empfindsamsten Liebesgeschichten im Milieu des graziöfen Rototo, mit allen Künsten malerischer und stimmungsvoller Inszenierung in Bauten und Kostümen veranschaulicht und von einer äußerst schmiegsamen und delikaten Photographie ( Spartuh) aufgenommen ist dieser Film unbedingt höchstens Niveau und eine entzüdende Augenmeide. Ob er ganz bem Gehalt der Romanvorlage des Abbé Prévost gerecht wird, dessen Schluß bem guten Ende zulfebe arg verändert ist? Die sentimentale Liebesgeschichte, die der junge Ablige des Grieur mit Manon Lescaut erlebt, wird im Roman von ihm selber erzählt. Wir sehen die Liebenden mit seinen Augen. Anders im Film Hier herrscht die objektive Darstellung, ein Kulturgemälde wird entrollt, aber wir fehen die Geliebte von vornherein anders, empfinden das Aben teuernde, das Leichtfertige und das Stüd Dirne, das in ihr stedt, piel stärfer, um so mehr, wenn Lya de Putti von vornherein diese Süge allzu beutlich offenbart. Aber Literatur hin, Literatur her: eine Folge wundervoller Bilder entrollt sich vor unseren Augen, ein intereffantes Milieu erſteht vor uns. Robinson entfaltet alle Rünste, um die Abenteuer des Liebespaares, die Flucht nach Baris, ben llebergang zum reichen Steuerpachter, die Rettung des Lieb habers, Manons Leiden im Spinnhaus, thre Deportation und ihre Befreiung, um( in den Armen bes Geliebten) zu sterben, eindringlich zu geftalten Gaidarom vertörpert den gefühlvollen Liebhaber mit ſtarter Suggeftiofraft. 2ya de Butti gibt, ohne die Manon zu erschöpfen, ihrer finnlichen, verführerischen und in Tränen schmachtenden Liebe schönen Ausdrud. Mit feinem Verständnis find auch die fleineren Bartien besetzt: meisterlich die des üppigen Steuerpächters durch Friz Greiner und die des Falschspielers D. durch Siegfried Arno .
„ Die Ratte von Paris." ( Schauburg.)
Apachenteller, Revuen, die sogenannte Halbwelt, Millionäre, Detektive, anständige Frauen und andere Requisiten nie verfehlender Wirkung sind hier zu einem Ragout verarbeitet, das nicht einmal mit neuer Sauce serviert wird. Der Verbrecher ist reinen Herzens, ebenfalls feine Geliebte, fie find unwahrscheinlich edel und auf opferungsfreudig, ein Millionär stellt der Unschuld nach und fällt Schließlich dem Messer des Apachen, der feine Geliebte rächen will, zum Opfer. Doch fie will die Schuldige sein, stellt sich dem Gericht und wird freigesprochen. Ein neues, wehlfituiertes Leben mit dem Chering mintt in holder Ferne. Perspektiven öffnen sich. Borher noch erotische Bermidlungen mit einer nicht ganz einwandfreien Dame, die der Millionär aushält, und die den Apachen zur Abwechslung liebt. Courths Mahler Romantit und überspannte Phantasien ge heimnisvoller Kriminalromane bilden den Grundzug dieses Films. Scheinbar müssen Berbrechertneipen immer unter der Erde liegen und scheinbar ist es eine dringende Rotwendigkeit, daß Aufnahmen Don Repuen ausheljen müssen, wenn dem Verfasser absolut nichts mehr einfällt. Unbegreiflich bleibt es ferner, warum anständige Apachen immer in Ballonmüße und mit einem diden Schal bewaffnet erscheinen, das gezüdte Rachemesser tann ihnen schon eher berziehen werden. Dabei ist die Handlung des Films spannend, nur das Drum und Dran ist abgenußt, der Regisseur Graham Cutts hält sich an altbewährte Schablone. Unter den Darstellern herrscht wenig Einheitlichkeit. Robert Scholz begnügt sich mit einem raffiniert mephistophelischen Aussehen, er ftilifiert sich auf den eleganten Büterich und Berführer mit hängenden Mundwinkeln, bleibt völlig mandlungsunfähig, während Jvor Novello als Apache hin und wieder so etwas wie Seele zeigt, in der Geste fparfam ist, über ausdrudsgesättigte Bewegungen verfügt, und nur mit seinem Gewiffensbiß scheitert. Daneben einige Herrschaften, die sich mit dem mondänen Leben auseinanderzusehen versuchen und Mae Marjh als Geliebte des Apachen mit einem rührend findlichen Lächeln, mit zarten, hilflofen Bewegungen, ein Mensch neben mehr oder minder guten Schauspielern. F. S.
, Europas Majestät."- Drei Vagabunden." ( Alhambra.)
Der Mont Blanc- Film Europas Majestät" der Deulig ist ein Schulbeispiel dafür, mie man herrliche alpine Bilder durch über. flüffige und titschige Zwischenterte und unnötige Längen um jede Birtung und den Zuschauer, staft in ihm Sehnsucht nach den Alpen zu erzeugen, zum Gähnen bringt. Wozu muß gesagt werden, daß unter den Füßen der Bergsteiger sich ein jäher Abgrund öffnet, wenn ihn schon der nächste Augenblick zeigt? Und warum wird in aller Ausführlichkeit etwa gezeigt, wie sich die Touristen in ihre Schlafsäcke hüllen?
Im zweiten Teil des Abends, dem komischen amerikanischen Film Drei Bagabunden" wurde erfreulicherweise gleich demonstriert, mie man Spannung und Interesse im Theaterbesucher aufrecht erhält. Die drei Bagabunden, um die es sich handelt, ein gutmütiger älterer Stromer Lloyd Hamilton , an Patachon erinnernd, ein kleiner heimatlofer Knabe( besonders gut, Ben Alexander) und ihr fluger Terrier tommen in ein mit amerikanischer Schnelligkeit sich entwidelndes Schwefelbad, in dem ein betrügerischer Hotelier und eine ehrenwerte Benfionsbefizerin, die um das Eigentum an der Schwefelquelle gebracht worden ist, um Existenz und Vermögen tämpfen. Alle drei werden auf abenteuerlichen Umwegen, nachdem fie dem Recht zum Siege verholfen haben, endlich heimisch. Diese mit vielen Einzelbegebenheiten ausgestattete Handlung rollt sich ohne leere Stellen luftig ab und erreicht ihren Gipfel, wenn Llend Hamilton als unfreiwilliger Bademasseur einen herkulischen Manager mit Schlägen massiert und bei einem Damenschwimmfest früppelhafte Badegäste tüftern den appetitlichen Nigen nach springen. Wenn sich schließlich die sieghafte Tugend zu Tisch jetzt, fo überwiegt im Zuschauer- was außerordentlich wohltut Heiterkeit die übliche Rührung. f. h. c.
„ Die rote Maus." ( Marmorhaus.)
Es fängt fehr gruselig an, denn man sieht Siegfried, Ber zeihung. Paul Richter , als Geldschranfinader. Er wird auch festgenommen, weil er die Flucht der roten Maus deckt. Das ist ein Mädel sogenannter guter Herkunft, durch ihn zur Apachin ge worden. Als er seine Strafe verbüßt, geht fie ihren eigenen Weg, wird vorerst von Filmleuten entdeckt und dann von einem Gerichts. präsidenten, der sie zu seiner Frau macht. Noch zwei Jahren taucht bann der frühere Geliebte wieder auf, es gibt diverse Bersuchungen und ein tragisches Ende, denn Billy, so heißt dieser Gentlemandieb, wird in den Rüden geschossen, stürzt vom Balton und stirbt an einer Brustverlegung. Das alles und viel ähnliches dazu hat man sdon gesehen. Man erinnere sich nur an Pola Negri als Apachin. Der Regisseur Rudolf Meinert spielt die Darsteller in hoch bramatischen Szenen vorzüglich gegen einander aus, auch sonst legt er jebe Szene mit großer Geste geschickt auf Publikumserfolg an. Und er fuchte sich recht brauchbare Schauspieler, so Paul Richter , der in seiner Rolle den willkommenen Anlaß fah. einen edlen Dieb zu freieren, Aub Egede Nissen , der die Apachin gut liegt und Margarethe Kupfer , die mal wiederum als Zimmer vermieterin erfolgreich mar. Charles Billy Kanser gefiel durch c. b. bie bekannte, ihm aber sehr gut stehende Ruhe