von der Nationalversammlung genehmigt, die neue republitanische Berfaffung Badens da. Die Abfindung mit seinen Fürsten aber hatte das badische Bolt bereits vollzogen. Fest und in ruhiger Entschlossenheit steht Badens Bolt auf feinem harten Bosten: nach innen als
stärkster Hort republikanischer Gesinnung und Betätigung, nach außen als altes Grenzland gegenüber dem stammverwandten Schweizer Bolt, als neues Grenzland gegen Frankreich . Nicht allein als ein starrer Wall mit tiefem Graben, sondern als eine lebendige Brücke fassen wir unsere Mission auf, über welche Menschen und Gedanken des Ausgleichs hinüber- und herüberziehen. Ein ftetes Geben und Nehmen, das, fo Gott will, einst dazu führt, daß die beiden großen Völker Europas sich verstehen und verständigen. Uns aber ist ein Symbol für ferne Zeiten, daß in des Badnerlandes schönster Erde Frih Ebert, der deutschen Republik erster Präsident, ruht. Sein Grabmal ist ein Pfand des badischen Landes, treu jederzeit der deutschen Republik zu leben.
Die Republik selbst hat in unbegreiflicher Langmut ihr Haus in weitem Umfang den Feinden der Republik überlajen, die darin schalten und walten nach Belieben und mit den Mitteln der Republik die Republik bekämpfen. Die Zahl derer wachst in Deutschland , die die Meinung vertreten, für die Republi. kaner sei die Verantwortung, für die Monarchist en aber seien die Stellen an der staatlichen Futtertrippe. Das muß anders werden, hier muß Wandel geschafft werden. Eine tiefe Verbitterung geht durch weite Kreise unseres treuen Bolles. Fememorde und Fürsten abfindung sind zwei leuchtende Fanale. Täusche man sich nicht. Unser Bolt ist aufgewühlt und erbittert im Innersten über diese Ungeheuerlichkeiten, die seinem natürlichen Rechtsempfinden geradezu Schläge verfetzen.
Jezt, Reichsbannerleute, vor die Front! Ihr müßt Hand an legen, bas Boltsdeutschland unferes Sehnens zu gestalten. injere Reichsbamerbewegung darf nicht nur eine Abwehrarmee bleiben und damit in Erftarrung fallen, fie muß angreifen und ergreifen, merben und wirken, denn mit ihr zieht die Zukunft. Ist es nicht ein Unterpfand kommender Erfüllung, daß die deutschen Geistigen mit den Männern vom Reichsbanner einig denken von Gerhart Hauptmann bis zu dem stürmischen Gesandten des Weit friedens, Friß von Unruh? Behaltet die Einigkeit und jetzt euch Ziele! Ihr feld eine deutsche Hoffnung, jeht, baß ihr nicht nur eine Hoffnung bleibt. Ein entscheidendes politische's Brogramm des Reichsbanners muß der Wegweiser der Repu blik werden. Birket, auf daß cure Kindeskinder den deutschen Ostertag erleben: frei der Rhein , mählig das Reich und immerbar die Republik !( Brausender Beifall.)
Mit der vom Volkschor Barmbeck vorgetragenen republi Mit der vom Volkschor Barmbeck vorgetragenen republi. fanische Hymne mit dem Tegt von Karl Bröger , die auf Ver, langen des begeisterten Bublifums wiederholt werden mußte, und mit Dankesworten von hörsing schloß die erhebende Beran staltung.
zu gleicher Zeit hatte in dem großen Gaal des Gewerkschafts.
hauses eine
Parallelveranstaltung stattgefunden, in der Reichtagspräsident Löbe und Bürgermeister 13ichler aus Wiener Neustadt sprachen. Auch diese Veranstaltung nahm einen erhebenden Berlauf und hinterließ bei allen Teilnehmern einen starten, nachhaltigen Eindruck
Inzwischen hatten sich die Kameradschaften aus ihren Quartieren mit ihren Fahnen, Abzeichen, Musikkapellen nach der riesigen Versammlungsstätte im Freien, dem Lübecker Torplay, in Marsch gesezt. Pünktlich zur festgesetzten Zeit ein Beweis für das ausgezeichnete Funktionieren des Aufmarschplanes war der gesamte Aufmarsch vollzogen, der, wie sich nach späterer Auszählung ergab, 130 000 Reichsbannerleute
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umfaßte. Eine unabsehbare vortrefflich geordnete Menschenmasse, aus der überall die Fahnen und Abzeichen hervorragten. Zu dieser friedlichen und doch gewaltigen Armee des republikanischen Deutsch land sprachen, durch Lautsprecher über den ganzen weiten Platz bis in die fernsten Eden verständlich, Bundesrorfizender Oberpräsi dent Hörfing, Reichstagspräsident Löbe, preußischer Wohlfahrtsminister Hirtfiefer, anhaltischer Staatsminister Dr. Weber und Bürgermeister Pichler aus Wiener- Neustadt . Pünktlich, wie sie begonnen hatte, war zur festgesetzten Zeit diese machtvolle Demonstration beendet.
Nun begann an dem Bundespräsidium ein Borbeimarsch
diefer Maffen, der, um ihn nicht bis in den späten Abend ausdehnen zu müssen, sich in Behner, 3wölfer- und sogar Bierzehnerreihen vollziehen mußte und dann noch etwa 3 Stunden dauerte. Ganz Deutschland , von Königsberg bis Schleswig und bis tief in den Süden nach München und Desterreich, ließ hier seine
Söhne vorbeimarschieren Da war nicht ein Land, nicht eine Propinz, nicht eine Stadt oder kaum ein Städtchen, die nicht durch Fahnenabordnungen vertreten gewesen wären. Machtvoll und im ponierend marschierte Magdeburg mit 3000 Mann und einem Musik-, Trommler- und Pfeiferchor von 300 Mann auf. Berlin mit seinen 1000 Mann machte guten Eindruck Kiel hatte prachtvolle Fanfarenbläser, die Musikkapelle der Desterreicher leistete Ausgezeichnetes. Immer wieder erregte es Bewunderung und Rührung, wenn eine der alten, zerschliffenen 48. Fahnen vorbeigeführt wurden.
Annähernd 4000 Fahnen wurden Im Zuge getragen, viele zu prachtvoll wirkenden Gruppen vereinigt. Hunderttausende von Hamburger Einwohnern, Zehntausende aus der näheren und weiteren Umgebung, aus den Provinzen Helstein, Schleswig und Hannover waren herbeigeeilt und fäumten undurchdringlichen Massen den Weg Nordwestdeutschland hat seinen großen republi tanischen Tug und Schwarz- Rot- Gold gehabt und dieser Tag wird für jeden, der ihn erlebt hat, unauslöschliche Eindrücke hinterlassen. Hier oben im Nordwesten hat der Gedanke der einen, einzigen und großdeutschen Republik einen überwältigenden Sieg da von getragen.
Cramon bestätigt.
vorbeigegangen ist, eines Weltfriegs, für den Poincaré auf der einen Seite, Mussolini auf der anderen die Verantwor tung getragen hätten.
Wirths Mahnruf an das Zentrum. Für den sozialen Volksstaat. Dorfmund, 22. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Vor 15 000 Personen, vorwiegend katholischen Arbeitern sprach am Sonntag in einer vom Zentrum einberufenen Kundgebung in der Westfalenhalle in Dortmund Reichskanzler a. D. Dr. Wirth über„ Der 1oziale Boltsstaat". Seine Ausführungen waren ein starter Mahnruf an das Zentrum, alle Kräfte, die zur Republik stehen, zu sammeln und mitzubauen an einem Boltsstatt mit sozialer Gerech tigkeit; mit den Demokraten und den Sozialdemokraten zusammen den Weg zur sozialen Republik zu gehen. Denen, die da sagen, das Zentrum stehe doch auf dem Boden der Tatsachen, es sei doch eine Verfassungspartei, antworte er: Wer sich auf den Boden der Tatfachen stelle, set oft allzu gern geneigt, fich morgen mit anderen Tatsachen abzufinden. Attiv sein für die soziale Repu blit, lebendig sein, sei sein Mahnruf.
Er wolle keine neue Partei gründen, aber sagen wolle er, daß die bestehenden Parteien nicht zu Friedhöfen würden. Wenn er mit dem Zentrum in offenem Kampf gelegen habe, dann nicht, weil das Bentrum dies oder das getan, sondern weil das Zentrum sich in den letzten Jahren in der Aktivität und in der Leidenschaft von anderen Parteien habe übertreffen lassen.
Birth bat seine Freunde im Zentrum, keinen roten Kopf zu friegen, wenn er fordere: Eingliederung des modernen Proletariats Sie in den Staatsförper, gleichberechtigt und gleich verpflichtet. einzubauen in den Staatsförper mit den demokratischen Mitteln des Staates, nicht mit Diktatur, müsse sich die katholisch- ökonomische Auffassung mit den weltanschaulichen Auffassungen der Demokraten und der Sozialdemokraten vereinigen. So nur werde man auch verstehen, warunt er in den letzten Jahren mit steigender Berbitte= rung gegen die Bürgerblockbestrebungen gekämpft habe.„ Wir brauchen feinen Bürgerblod, wir brauchen sozial gesinnte Staats bürger." Die Republik ist nicht verloren, wenn es wirkliche Repu
blikaner gibt.
Bor furzem erzählte der rechtsradikale Schriftsteller 2. Stein im„ Tag" und anderen Zeitungen, während des Ruhrkampfes sei Mussolini durch seinen Emissär, den General Capello, zunächst an die deutschen Rechtsverbände, dann auch an die deutsche Regierung herangetreten mit dem Anerbieten, Italien werde Deutschland zum Krieg gegen Frankreich bewaffnen. Mussolinis Plan sei damals gewesen, Frankreich einzufreisen und vernichtend zu schlagen, und erst infolge der Abneigung Deutschlands , auf diesen Plan einzugehen, sei der Duce ein Feind Deutschlands geworden und habe seinen faschistischen Feldzug gegen Südtirol begonnen. Als den deutschen Mittelsmann, durch den sich Capello in die deutsche Regierung wandte, nannte Stein den GeneralMussolinis Auftrag an die deutschen Rechtsverbände und an leutnant D. Cramon. Cramon wurde bald darauf von einem italienischen Journalisten interviewt, erklärte aber, einstweilen nichts sagen zu wollen. Inzwischen scheint er sich die Sache überlegt zu haben, denn er veröffentlicht in jegt in der Sonntagsausgabe der Kreuzzeitung" einen Artifel über Mussolini , der neben politischen Allgemeinheiten auch die folgenden Säße enthält:
Aber Muffolini ist ja wandlungsfähig. Wie er felbit im Laufe seines Lebens verschiedene Färbungen angenommen hat, so sind seine Sympathien wandelbar. Bielleicht läßt er sich durch seinen ehemaligen F eund und Diener, den General Capello, der gegenwärtig wegen ds angeblichen Attentatsverfuches auf den Duce verhaftet wurde, mimche Begebenheiten aus seinem Leben ins Gedächtnis zurüdrufen!
Man wird diese Aeußerung nicht anders auffassen können, denn als eine deutliche Bestätigung der Behauptungen Steins. Generalleutnant v.. Cramon bestätigt also, daß ber italienische General Capello während des Ruhrkampfes an ihn herangetreten ist mit dem Angebot der Bundeshilfe für Deutsch land in einem sofort zu beginnenden Krieg gegen Frant reich.
Nachdem Herr v. Cramon zu reden angefangen hat, ist er verpflichtet, alles zu sagen, was er weiß. Und wird M u s- solini schweigen fönnen? Er wird, wenn er zu reden beginnt, versuchen, den General Capello abzuschütteln, wir haben jedoch Grund zu der Vermutung, daß ihm das nicht gelingen wird.
Die Welt hat ein Recht, zu erfahren, ob sie vor zwei Jahren wirklich am Abgrund eines zweiten Weltkriegs knapp
Wolfsbühne.
Eine neue Welt, die dem Drama gewonnen werden soll. Aber ein neuer Stil? Das Thema darum die russische Revolution. Noch ist nur die große Hoffnung da. Vorhanden ist zunächst allein nur die überschwängliche Sehnsucht danach, daß alle Völker auf der Erde sich verbrüdern. Diese gewinnende Phrase klingt zunächst. Sie flingt sogar etwas monoton. Die bisher Regierenden, denen das Geld und die Macht in den Händen blicben, überlisten die einfachen Naturfinder, die diese neue Welt aufbauen wollen. Diese geschickten Verführer sind in den Augen Baquets englische Imperialisten, die mit ihren Kapitalistenschlichen über das entfräftete Rußland herfallen. Imperialisten wollen den Gemeinschaftsidealisten ihre Hauptstadt durch Schwindel entreißen und ganz Rußland zur britischen Kolonie machen. Doch langsam fommt das Erwachen der primitiven Glückssucher, die den Segen der Heimaterde erkennen. Plötzlich wollen sie sich von dieser Sklaverei befreien. Führer der Primitiven ist der schlichte Riese, der Matrese, der mit seinen Riesentaßen und seinem weichen Herzen die Scholle wieder an sich reißt.
Die
Dieser Kampf wird auf der Bühne ausgefämpft. Zunächst sehr aufregend. Die Fragefteliung reizt unendlich. Auch an Buntheit fehlt es nicht. Die Typen des imperialistischen Briten und des idealen Urfommunisten und des sentimentalen Ueberpatrioten und das Weibervolt, das sich mit ihnen gattet, balgt und phantastischen Träumereien hingibt, all dieser geistige und lärmende Aufwand feffelt ungemein. Dazu noch in der Berson eines Ewigen Juden die Goldgier und die Tyrannet des Goldes symbolisiert. Und aus dem Shylock wächst die Milde. Und auch die Milliarden speiende Bosheit wird zum Herold der Ideale und des Bürgerstolzes. Das Chaotische scheint allein Zukunft zu rersprechen, wenn die Menschen ganz wie die Kinder werden.
Das würde alles ein großartiges, wenn auch ein konstruiertes Beitgemälde allerjüngster Bergangenheit liefern. Es würde bühnenräumliche Plastik werden, die geistreichste und gütigste Geschichtsphilosophie. Es zeigt sich aber, daß die Theatertalente des Dramatifers Paquet nicht ausreichen. Soll der Knoten zersprengt werden, der so hübsch gebunden wurde, dann wendet der Dramatiker Methoden an, die sich bei näherem Zusehen als Kuiffe eines Schwäch lings entlarven. Der Menschenlärm und der Bühnendonner verfagen. Die geschwollene Redensart bleibt allein übrig anstatt der Kundgebung des großen Gefühls. Naturstimmen, Naturfolorit, Be tenntnisse, Aburieilung und Hinrichtung der Kräfte, die in diesem entschieden gesuchten und gefundenen Zukunftsreich ausgerottet werden müssen, alles das wird schließlich zur unsicheren Theaterspieleri. Ergebnis: die dichterischen Kräfte des Globetrotters und Dramatifers versiegen und versagen.
Doch es lockte den Regisseur, den wirklich erfindungsreichen Regisseur Erwin Piscator, überall mitzuhelfen, damit die ganz leicht fühlbaren Schwächen des Stückes verschwinden. So jagt er denn die Massen des Aufruhrs mit Gewalt durcheinander. Er er findet, was die revcutionären Ruffen schon einmal im Theater angebracht haben, den Gebrauch der Kinoleinewand für das Sprech
theater. Der sonst starre Prospekt wird durch die Beweglichkeit der Filmfläche ersetzt. Man spricht 3. B. von Bollsaufzügen in China. Sofort mimmelt die Riejenarmee der gelben Menschen über die Leinewand. Und die Echiffserplosionen und die Aeroplane, die iber das Firmament flatiern, und der Sowjetwimpel, den der Wind knutet, alles das wird Kinolebendigkeit. Es geht entschiedener Anreiz von diesem Schaustück aus. Doch auch diesmal fann die Technit nicht den Geist ersetzen, meder finotechnisch, noch radiotechnisch. Die Kräfte, die das Drama schaffen, stammen eben aus einer tieferen Heimlichkeit. Die jahrtausendalte Energie, Bildlichkeit und Buntheit des gesprochenen Wortes ist eben nicht zu beseitigen und zu ent behren. Alles andere, was der Regisseur ausheckt, ist nur amisant, meistenteils auch nur Mumpig oder Reißerei.
Die Schauspieler müssen sich in diesem Spiel wie in einem Käfig fühlen. Ihre Rollen werden nicht umschrieben durch den Bogengang des Gefühles und der inneren Entwicklung. Die Schau spieler haben nur Bariationen über das Gedankenthema zu sprechen, das der Dramatiker jedem der Typen in den Mund legt. Troßdem überwanden die Schauspieler die Starrheit, die ihnen soviel Zwang auflegte. Heinrich George, ein Matrose und Vollstribun, der durch die Gradheit seiner Rede und durch die blühende Erfindungsfraft seines sozialen Empfindens die ganze gedrückte Erde zum Lächeln bringt. Dieser Schauspieler ist wirklich eine ständig wachsende straft. Alexander Granach liebt die Stücke, die so leidenschaftlich in der sozialen Phrase schwelgen. Es scheint, daß er mit besonderem Ernst an derartige Rollen herangeht. Sein Ewiger Jude, Träger der Habsucht und schließlich Träger der Bekehrung zum Bürgerfinn, dieser erst verwaiste und schließlich doch gerettete Synlod unserer Lage wirkte denn auch ungewöhnlich bewegend. Von den Frauen hätte Maria eito, die paffionierte Frau der kommunistischen Masse, noch stärker und wilder aufregen tönnen, wenn Krankheit fie nicht beengt hätte. Frau Leito wor stofheiser, fie opferte ſich trotzdem. Man muß ihr danten. Mar Hochdorf.
wiederholt unterbrochen. Nach der Kundgebung bewegte sich ein Von stürmischem Beifall wurde die Rede Wirths begleitet und langer Reichsbannerzug mit vielen schwarzrotgoldenen Fahnen durch die Straßen der Stadt.
Mittelmann, der Amerikafahrer.
Ganze vier Wochen war der Boltsparteiler Dr. Mittelmann Nordamerika. Diese Zeit hat für einen Mann seiner Begabunggenügt, alle politischen, sozialen, fulturellen Probleme des riesigen Bandes zu studieren und in endlosen Aufsägen seine Meinung in der Presse von sich zu geben. Unser Bruderblatt in Milwaukee, der Borwärts", ist über Herrn Mittelmann so erbost, daß es ihn für den oberflächlichsten Schwäger erflärt, der ihm jemals vorgekommen sei. Daß diefer Volksparteiler jede Gewissenhaftigkeit vermissen läßt, beweist er neuerdings in in einem in der Deutschen Allgemeinen Zeitung" veröffentlichten Auffah, wo er dem Reichstagspräsidenten Benoffen Löbe alfoholfreundliche Worte gegen die Prohibition in den Mund legt, die dieser schon vor Wochen unter Darstellung seiner wirklichen Meinung als eines Freundes des Gemeindebestimmungsrechts in vielen Zeitungen, u. a. auch im Vorwärts", als falsch zurüdgewiesen hat.
Man sollte toch von einem Reichstagsabgeordneten soviel Ge wissenhaftigkeit und Loyalität erwarten, daß er nicht mit obffurem Material arbeitet, wenn er den Präsidenten des Parlaments öffent lich zitiert.
Diffmanns Marinerede unschädlich zu machen, bleibt nach wie vor das heiße Bemühen der Reaktion. Nachdem der Versuch, sie zu unterdrücken, vorbeigelungen ist, wird binnen 14 Tagen eine Gegendie Broschüre mit Dittmanns Rede. An der Stelle der Bilder der broschüre erscheinen, die die gleiche Aufmachung zeigen wird, wie beiden erschossenen Matrosen werden die Porträts von Dittmann und Emil Barth zu sehen sein. Berfasser des albernen Machwerts ift- Emil Kloth.
achtet, es gehen Sonne und Wärme von Stimme und Haltung aus. Eine wundervolle Künstlerin, die mit dem ersten Ton zu sich bin zwingt und uns nicht mehr aus ihrem Banne läßt. In der Szene mit Maria Magdalena geschah es dann, daß die Oper zum Gottesdienst wurde: In blonder Schönheit fang die Difche wffa ihre Worte des Trostes, und das mar meit über den Moment, weit über den Wert des Werkes hinaus reichende Tiefenwirkung. Diese beiden Frauen Lehmann und Olschewska vermochten, aus Gefünfteftem höchste Kunst zu machen. Gotthold Gitter gefellte fich ihnen als schicksalhaft leidender Arcesius rührend hinzu. Eine Ueberraschung: Hans Zander dirigierte mit großer Bravour. Er hat das Recht, fich öfter in der Repertoiroper zu zeigen. Den weiteren Gaitspielen der Lotte Lehmann sehen wir mit größter Spannung entgegen. 2. S.
Kammerlingh- Onnes ist Sonntag in Leyden nach kurzer Krankheit im Alter von 72 Jahren gestorben, als Profeffor der Bhyfit an der Universität Leyden hat er sich besonders auf dem Gebiete der Erforschung ganz niedriger Temperaturen einen Namen gemacht. 1913 hatte er den Nobel- Preis erhalten. 1924 vertrat er die Niederlande auf dem Londoner Kältefongreß.
Das Theater im freiesten Lande der Welt". Die Polizei von Los Angeles in Kalifornien hat auf Verlangen der Lehrerschaft und der Geistlichkeit ein Drama Don Eugen O'Neill ver boten und die 17 Darsteller des Stückes, das bereits seit zwei Wochen gegeben wurde, verhaftet. Die Borgänge des Dramas, in dem ein Greis eine junge Frau heiratet, die sich in ihren Stiefsohn verliebt, diesem ein Kind zur Welt bringt und sich schließlich tötet, wurde von den Antragstellern als unfittlich bezeichnet. Die ver. hafteten Schauspieler wurden gegen Stellung einer Raution von je 50 Dollar vorläufig freigelassen.
Unjere jungen Dramatiter fönnen sich beglückwünschen, daß ihre Bronnen hier überfließen. Barbara
Kemp bleibt der Berliner Etaatsoper erhalten. Sie wird in der Strauß- Woche zum ersten Mal wieder in der Staatsoper auftreten. Ausffellung ruffifcher Boltstunst. Solzschnitzereien, Solzmalereien und Spielzeuge ruifischen Ursprungs ftellt die Buch- und Kunsthandlung Reuß und Bollad( Surfürstendamm 220) zur Schau.
Bei der 4. Tanz- Matinee der Volfsbühne wird neben der Tanzgruppe des Reußischen Staatstheaters in Gera unter Joonne Georgi auch ein Gefangschor diefer Bühne mitwirken. Die Matinee findet am Sonntag, den 28. Februar, vormittags 11%, 1hr, im Theater am Bülowplat statt. Ginlaßtarten 1 M.
,, Die fofen Augen."( Städtische Oper.) Man muß gewiß schon zwei lebende Augen zudrücken, um diese Toten Augen für fehr wertvoll zu halten. Zugegeben, es sei dieses Stück aus der Kompagniearbeit von Ewers und d' Albert ein schlimmer Reißer, mufifalisch eine nur dem äußeren Effekt dienende Arbeit, zugegeben, daß diefes Ganze fünstlerisch nur lebt von den Reizen der Lief. land"-Partitur, zu denen der Riese Wagner noch etwas hinzufügt. Dennoch ist Poesie in diesem Märchen, es schwebt reinigend eine herrliche Idee über den krassen Wunderdingen der Rahmenoper. Die blinde Frau, die, sehend gemacht, ihren häßlichen, tierhaft verwachsenen, aber gütigen Mann sieht, sich wieder von der Sonne blenden läßt, um im Dunkel ihrem Ideal weiter leben zu können das ist schön und menschlich empfunden. Myrtocle heißt dieses Griechenweib und für Lotte Lehmann aus Wien hat man diese Rolle hervorgeholt. Sie erhöht das Wunder ihrer mufifcnti- Spielzeit zu schließen, will der städtische Theaterausichuß versuchen, das schen Persönlichkeit, indem sie hier unglaubliches glaublich macht, indem sie blaffe Linien der Weichheit und Härte, des Sehnens und Erftarrtseins zur rechten Zeit bindet und bunt ausgestaltet. Die liebliche Stimme, zur hochdramatischen Leistung gar nicht geboren, wird im Hymnus an das Licht brünhildenhaft groß. Das Spiel ihrer Lippen und tastenden Hände ist edel, natürlich, flug beob
Für die Erhaltung der Königsberger Oper sprach sich am Sonntag eine Bersammlung in der Königsberger Stadthalle aus. bom Goethebunde angeregte und von mehreren Tausend Personen besuchte
Die Bielefelder Theatertrife. Entgegen dem Beschluß der Bielefelder Stadtverordnetenversammlung, das dortige Stadttheater mit Ablauf der Theater mit Beginn der Spielzeit 1926/27 zu verpachten. Er ersuchte ferner erneut zu prüfen, ob nicht die städtische Regie mit einem niedrigeren Zuschuß als 30 000. fortgeführt werden könne.
Reform der englischen Orthographie? Baldwin ift eine Betition mit 15 000 Unterschriften überreicht worden, worin die Regierung ersucht wird, eine sonumiffion für die Reform der englischen Orthographie zu ernennen,